Beiträge von Flavia Arrecina

    Es war nur klar, dass er nicht so schnell und einfach auf das Pferd steigen konnte wie zuvor, aber sie hatte es ja geahnt und sagte dazu nichts weiter. Auch hier konnte sie einfach nur wieder hoffen, dass sich die Wunde nicht entzünden würde, das wäre etwas was sie beide in Gefahr bringen konnte, denn wenn es noch mehr von diesem Kerl hier draussen gab dann war es ein gefährlichwe Weg für einen Verletzten und sie. "Da scheiden sich die Meinungen Rutger. Aber da merkt man unsere verschiedenen Kulturen."
    Das wackelige Gefühl auf dem Rücken der Stute bekam ihrem Magen eigentlich gar nicht, aber wenn sie nicht neben her laufen wollte blieb ihr nichts anderes übrig. Sie war ihm dankbar dafür, dass er sie festhielt und ihr diesen Halt gab der ihr so fehlte und sie nahm diese Einladung an weil sie nicht mehr konnte und lehnte sich an ihn. Ihr Magen wusste nicht was er noch machen sollte und da sie sonst nichts gegessen hatte konnte auch nichts mehr kommen. Ihr Blick ging hin und her während sie in seinem Arm lag und sie sanften Bewegungen von Phaidra sorgten dafür, dass ihr schnell die Augen zufielen und sie einschlief. Von der Umgebung bekam sie nichts mit, weder die Schöhnheit noch die Schattenseiten.


    Sie ritten ziemlich lange und die Sonne hatte schon längst ihren höchsten Punkt wieder verlassen und neigte sich ihrem Ende für diesen Tag. Wieder kamen sie an einen kleinen Wald, nicht groß, aber dennoch könnte er Schutz bieten für eine Nacht.

    Es war ein Versuch wert aber sie hatte nicht wirklich mit einem Erfolg bei ihm gerechnet. Er entstammte einem Volk welches einfach viel zu stolz warals,dass es sich in ein Schicksal fügen würde welches sie sich nicht ausgesucht hatten. Darüber konnte sie nur den Kopf schütteln denn sie verstand nicht wie man sein Leben geben konnte und, dass man sie beide finden würde stand ausser Frage. Schließlich würden die Flavier nicht nur eine Hundestaffel schicken sondern alles mobilisieren was in ihrer Macht stand.
    Sie sah ihn enttäuscht an, denn sie hatte gedacht er sei vernünftiger, aber auch hier hatte sie sich wieder einmal getäuscht. Ihr Blick ging nach hinten als würde sie darauf warten, dass sie ihren Vater sah. Sie wusste, dass es schwer wäre ihren Vater zu überzeugen, dass Rutger ihr geholfen hatte, denn er würde erst dann fragen wenn er ihn umgebracht hätte aber Rutger hatte sein Schicksal selber gewählt und sie würde sich diesem fügen. "Du wärst wieder ein Sklave, aber mit der Möglichkeit auf die Freiheit die du hier nicht hast, denn hier lauert der sicherer Tod auf dich, aber es ist deine Sache ich werde dich nicht mehr beschwatzen"
    Arrecina schüttelte nur den Kopf schließlich kannte sie ihren Onkel besser als er. "Urteile nicht über Menschen die du nicht kennst und wo du nicht weißt wie du mit ihnen umgehen sollst." Wieder ein Thema wo es nichts brachte sich mit ihm darüber zu streiten.


    Sie hatte sein gesicht gesehen und auch die Striemen ging aber nicht weiter drauf ein, sie waren sicher weil er nicht gehört hatte. Schon wieder sollte sie auf den Rücken des Pferdes und sie war einfach nur müde und wollte endlich Ruhe haben. Arrecina stieg in seine Hände und hievte sich dann auf den Rücken von Phaidra und hielt sich an der Mähne fest. Wohin sollte das alles nur führen?

    Ja es musste den Fluch der Flavier geben, da war sie sich ganz sicher. Irgendwie hatte jeder Flavier etwas zu verbergen oder merkwürdige Gelüste, sogar ihre Großmutter war auch nicht besser gewesen und auch Aquilius hatte sicher so seine Geheimnisse wie auch ihr Vater. Es war ein Fluch der von Flavier zu Flavier weiter gegeben wurde und gegen den man nichts unternehmen konnte. Man konnte sich damit nur abfinden und versuchen das möglichst beste draus zu machen. "Oh ich werde nicht von meiner Leidenschaft behrrscht und habe sie unter Kontrolle. Aber ich frage mich warum du mir sowas sagst wenn man doch spüren kann, dass du deine Leidenschaft nur mit aller größer Mühe zusammenreißen kannst? Du bist nicht so stark wie du dich hier gibst lieber Onkel" sagte sie mit einer Spur Kälte in ihrer Stimme, auch wenn sie diese Worte nicht so hart gemeint hatt. Es war einfach eine Tatsache, denn seine Körperhaltung und diese Anspannung von ihm die man fast greifen konnte sprachen für sich. Sie blickte ihn direkt an und da wieder dieser kurz aufflammende Drang seine Lippen spüren zu dürfen, aber sie hatte sich unter Kontrolle.


    "Dann finden wir einen anderen Weg Caius. Ich weiß, dass dir da etwas einfallen wird" meinte sie mit einem leicht anzüglichen Lächeln und ihr Blick verirrte sich einen ganz kleinen Moment an eine Stelle was ihr noch ein größeres Lächeln auf die Lippen zauberte. Doch was danach kam ließ sie wirklich lachen. Das konnte nicht sein Ernst sein was er da sagte. "Das ist ein Scherz oder? Glaubst du vielleicht ich trete nach draussen, gehe durch die Gassen um rumzuhuren? Für was hälst du mich eigentlich?" Es war lange her, dass sie so aaufgebracht war, aber er hatte es wirklich geschafft und schon stand sie wieder grade da, nicht mehr wie eben an der Wand gelehnt und funkelte ihren Onkel an. "Du hast recht es bringt uns nicht weiter und ein kaltes Bad sollte deine Sinne wieder klären und dann solltest du dir mal Gedanken machen was du zu mir gesagt hast." Dass sie ihm eigentlich etwas mehr Respekt entgegen bringen sollte war ihr egal, schließlich hatte er sie, für ihre Verhältnisse, beleidigt.


    So sehr wie sie sich auch zu ihm hingezogen fühlte gab es auch einen Punkt wo das lodernde Feuer mit einem mal erlosch und dieser Punkt war grade. Zwar würde er nicht lange andauern und das Feuer würde schon bald wieder brennen, aber das dauerte eben noch etwas. Sie warf ihm einen strengen Blick zu und entfernte sich einige Schritte, aber langsam als hoffte sie er würde noch etwas sagen wollen.

    Ihre Finger schienen sich fast in die Wand bohren zu wollen so griff sie dagegen und versuchte ihren Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ihr kam es wie eine Ewigkeit vor wo sie hier stand und sie hätte sich gerne einfach hingelegt und wäre nicht mehr aufgestanden. Sie war müde und konnte nicht verarbeiten was sie heute alles gesehen und erlebt hatte. Erst als Rutger neben ihr wieder auftauchte strich sie sich ihre Haare zurecht, die einfach in ihren Augen eine Katastropfe waren und nahm ihm das feuchte Stück Stoff ab und wischte sich über das Gesicht.
    Es tat sehr gut und klärte ein wenig ihre Gedanken und erfrischte sie. Das tat sie ein paar mal und dann nickte sie ihm zu und ging an ihm vorbei auf die Tränke zu um einen Schluck zu nehmen und sich den Mund auszuspülen. Es war wiederlich aus einer Tränke zu trinken in der auch das Pferd seine Schnauze gehabt hatte, aber was tat man nicht alles.
    "Es geht besser" sagte sie leise und blieb neben Phaidra stehen und szützte sich etwas neben ihr ab. "Bist du dir sicher, dass du das hier weiter durchziehen willst? Wie weit denkst du zu kommen mit deiner Verletzung? Noch kannst du umkehren Rutger. Ich kann ein gutes Wort für dich einlegen, schliueßlich hast du mir geholfen. Ich kann deine Strafe so gering halten wie nur möglich wenn du umkehrst. Sie werden die Hunde schon losgeschickt haben und sie werden dich finden und dann ist es vorbei. Kehr um solange du noch kannst" versuchte sie ihn zu überzeugen und ihre Worte klangen dabei so ernst wie noch nie zuvor. Sie sah ihn aus leicht geröteten Augen an in denen immer noch der Schimmer von Tränen lag. Was würde sie nicht alles geben wieder in der Villa zu sein, zu baden und etwas anständiges zu Essen. "Rutger, du verspielst deine einzig wirklich wahre Chance darauf eines Tages wieder ein freier Mann zu sein. Sie werden dich verstümmeln wenn sie dich hier draussen erwischen. Vielleicht nicht einmal töten, aber es gibt schlimmere Strafen als den Tod. In ein paar Jahren könntest du schon wieder frei sein und mein Onkel ist wirklich kein schlimmer Herr. Er ist ein netter Mensch." Wahrscheinlich brachten ihre Worte nichts, aber es war ein Versuch wert.

    Warum hätte er ihr auch vertrauen sollen. Er war stur und sie sah sich in ihm zu einem kleinen Teil wieder, aber sie widersprach ihm nicht. Wenn er meinte, dass er das schaffen würde, dann sollte er nur machen. Es wäre nicht ihr Problem wenn er unterwegs einfach zusammenbrach und sie glaubte kaum, dass sie es schaffen würde ihn alleine wieder zurück in die Hütte zu schaffen. Einfach nur unverbesserlich war einer ihrer Gedanken, als sie langsam neben ihm her ging um zu der Stute zu gelangen. Arrecina hatte gehofft, dass sie noch da stehen würde und niemand gekommen war um sie sich zu holen, denn sicher konnten sie nicht sein, dass er hier auch wirklich alleine lebte, aber es hatte nun doch den Anschein, dass es so war. Sogleich streichelte sie ihr über den Hals und nahm dann die Zügel die er ihr so selbstverständlich gab. Auch hier sagte sie nichts und beachtete ihn einfach nicht.
    Arrecina hatte keine Eile damit wieder zu der Hütte zu kommen, denn je näher sie wieder kamen umso schlimmer wurde dieses Zittern in ihr und ausserdem musste sie auf den unebenen Weg achten wenn sie nicht ausrutschen und sich verletzen wollte. Als sie dann da waren und Phaidra getränkt wurde hatte sie ihm schon helfen wollen um abzusteigen, doch etwas in ihr hielt sie davon ab. War vielleicht auch ganz gut so, vielleicht hätte er das dann noch als Angriff angesehen. Es stimmte sie etwas mürrisch, denn sie merkte, dass er ein Auge auf sie warf, als müsste er befürchten, dass sie ihn jeden Moment von hinten anfiel oder etwas ähnliches. Sicher würde sie das nicht machen, denn sie kannte sich hier draussen nicht aus und wäre alleine. Wohin hätte sie gehen sollen? Sie hatte ja nicht einmal mehr eine Ahnung aus welcher Richtung sie gekommen waren.


    Mit einem mulmigen Gefühl ging sie zusammen mit ihm in die Hütte zurück. Entweder bildete sie sich das nur ein oder hier drinne roch es langsam noch schlimmer als vorher. Sie sah sich auch um und suchte was man benutzen konnte. Als Rutger sich um den Mann am Boden kümmerte war sie an einer Ecke beschäftigt und fand dort einen kleinen Dolch. Es war nichts besonderes und vielleicht glich es auch einem Messer eher als einem Dolch denn er war ziemlich klein. Ihre Augen blickten lange auf ihn und rasch sah sie nach hinten und sah wie er dem Toten etwas abnahm. Ihr Herz pochte und sie wusste wieder nicht was sie machen sollte, doch dann steckten ihre zitternden Hände den Dolch schnell weg so, dass er ihn nicht auf anhieb bei ihr finden konnte. dann um kein Aufsehen zu erregen stand sie wieder auf und hatte eine alte Decke in der Hand. "Hier gibt es nicht viel Brauchbares!" Langsam kam sie wieder zu ihm rüber.


    Ihr Blick fiel schnell auf die Stiefel und man konnte innerhalb von wenigen Sekunden sehen wie sie blasser und blasser wurde, denn sie konnte sich nicht vorstellen etwas von diesem Mann, von diesem toten Mann zu tragen. So schüttelte sie nur schnell ihren Kopf. "Nein ich will sie nicht" sagte sie und drehte sich um. "Du musst wissen ob du reiten kannst mit deinem Bein. Du brauchst eigentlich Ruhe und....."


    ...Als er das Essen vom Feuer nahm war es dann ganz aus. Arrecina stürzte nach draussen ins Freie und übergab sich in einer Ecke. Alles drehte sich um sie und sie hatte das Gefühl gleich keine Luft mehr zu bekommen so schlimm war es. Arrecina stützte sich mit einer Hand an der Hüttenwand ab und mit der anderen versuchte sie etwas ihre Haare zur Seite zu halten.

    Zum ersten mal in ihrem Leben sah sie eine solche Wunde, aber sie wollte sich nichts weiter anmerken lassen. Er musste sicher Schmerzen haben auch wenn er es nicht zugab. Das Wort "ausbrennen" versuchte sie einfach mal zu überhören denn alleine die Vorsstellung ließ ihr die Haare zu berge stehen und es begann überall zu kribbeln. Nein es musste auch anders gehen und sie würde das schon schaffen, irgendwie auch wenn sie keine Ahnung von dem hatte was sie da grade machte. Sie legte sich das sauberste Stückchen Stoff zu einem großen Vierck zusammen und dann auf die Wunde um dann die Streifen fest drumzuwickeln. Da er ja sagte sie solle es noch fester machen gab sie ihr Bestes und machte es noch fester. Arrecina hoffte, dass sie ihm nicht noch zusätzlich weh tat. Er wirkte blass und sie hatte den gleichen Gedanken wir er auch, dass er davon nicht auch noch krank wurde, denn da wäre ihr Latein wirklich am Ende. Wie schon erwähnt hatte sie für jedes Wehwehchen immer einen Medicius an ihrer Seite und brauchte sich um nichts zu kümmern. Zwar hätte sie da aufpassen können aber wer tat das denn schon wenn er behandelt wurde? Nachdem der Stoff aufgebraucht war machte sie noch einen Knoten und hoffte, dass es ausreichen würde, dann wischte sie sich ihre Hände an ihrer schon schmutzigen Tunika ab.


    "Phaidra?" sie sah zu ihm auf, da sie noch vor ihm im Dreck kniete. "Ich werde sie holen gehen, denn du wirst nicht weit laufen können und es bringt dir nichts wenn die Wunde trotz des Verbandes bei großer Anstrengung weiter aufreißt" sagte sie und stand auch schon auf um ihren Worten Taten folgen zu lassen.

    Oh ja die Flavier wussten wie man mit Sklaven und auch den Händlern umzugehen hatten. Nur kam es hin und wieder vor, dass das die Sklaven vergaßen und dann dafür büßen mussten wie diese beiden. Am besten war es wenn sie die beiden hier Sica übergeben würde, dann hätte er wenigstens etwas zu tun obwohl sie sich für ihn auch noch etwas ausdenken wollte, aber sie hatte ja Zeit. Cerco war dagegen schon fast ein Goldstück, aber ihn hatte sie auch schon Jahre. Er war bei ihrer Großmutter schon gewesen und würde auch noch lange Zeit bei ihr bleiben. "Ich denke wir wissen damit umzugehen oder haben die Leute dazu die das wissen" meinte sie lächelnd und folgte wieder einmal seinem Blick zu seinen Leuten die sich immer noch um das Tier kümmerten. Es sahs chon lustig aus wie die schwarzen Buschel da hin und her wipperten. "Ja mein Vater ist irgendsowas bei der Legion" grinste sie verlegen "Genau er war zuerst auch in Germanien gewesen und kam nun mit den anderen hier her. Ich weiß mein Onkel sagte mir das schon, dass ich wahrscheinlich hier bleiben werde, im Schoße der Familie sozusagen. Aber eigentlich freut mich das auch, denn ich habe lange auf meine Familie verzichten müssen und mein Vater kann mich ja immer wieder besuchen kommen und ich würde mich hier nicht so langweilen wie im Castellum." Obwohl sie dort sicher auch etwas zum spielen gefunden hätte da war sie sich eigentlich sicher drüber. Sie lächelte ihn an und es folgte ein kleines Schmunzeln da er soviel auf einmal redete. "Vielleicht habe ich eines Tages ja mal Glück und darf mir auch die Pferde des Kaisers ansehen, dnan könnte ich sie vergleichen" zwinkerte sie ihm zu.


    Von der Seite her konnte man sehen, dass Cerco immer noch nicht begeistert war, dass sie sich so lange mit einem fremden Mann unterhielt. Es schien als wüsste Arrecina das sogar und psovozierte es weiter. Sie wusste, dass Cerco auch zu ihrem Vater gehen könnte um ihm das zu sagen, aber auch er wusste was dann geschehen würde, also hatten sie sich da beide gegenseitig irgendwie in der Hand. Sie hingegen hatte nichts dagegen sich mit dem Mann noch ein wenig weiter zu unterhalten.
    "Aber es gibr sicher den einen oder anderen der wirklich an sich selber denken muss, da kein anderer es tut. Aber das soll heute nicht unser Gedanke sein" meinte sie und verwarf diese Gedanken auch gleich wieder, schließlich dachte sie darüber auch sonst niemals nach, so auch nicht heute.
    Er schien ja ziemlich eingespannt und vor allem auch angesehen zu sein, bei dem was er alles zu tun hatte. Es war ersteunlich und so wirkte er noch viel intressanter. Arrecina hörte ihm zu und bemerkte fast zu spät wie er sie eigentlich anschaute. Ein Blick den sie so gar nicht kannte, aber der keinesfalls unangenehm war. Zuerst färbten sich ihre Wangen ein wenig rötlich und dann sah sie seinen Blick wie er sich senkte und ein leichtes Lächeln welches sich auf ihre Lippen stahl. Ihm schien etwas unangenehm zu sein und sie wusste grade nicht was sie sagen sollte. "Herrin!" ertönte dann sie Stimme von Cercor und riss sie aus ihren Gedanken. Sicher hatte er das mit Absicht getan und sie hätte ihm ohrfeigen können. "Wir sollten bald weiter." Dieser Sklave begann ihr auf den geist zu gehen und sie presste ihre Zähne aufeinander, aber beruhigte sich dann doch wieder. Arrecina beachtete ihn nicht weiter und wandte sich wieder mit einem entschuldigenden Lächeln an Crassus. "Ich hoffe sie schaffen dir bald ein neues Pferd bei" war alles was sie zustande brachte.

    In diesem Moment fühlte sich Arrecina geborgen und war ihm innerlich auch dankbar dafür, dass er sie einfach nur festhielt und sie nicht von sich stieß, aber wohl noch froher war sie darüber, dass er kein weiteres Wort darüber mehr verlor, als sie aufgestanden war und ihm eigentlich hochhelfen wollte, aber da spielte sein Stolz wohl nicht mit, denn er machte keine Andeutung, dass er ihre Hand ergreifen wollte deswegen ließ sie diese auch wieder sinken. Arrecina sah, dass er Schmerzen hatte und nahm seine Worte nicht wirklich für wahr, dass es nur eine Fleischwunde war. Den Toten wollte sie nicht mehr ansehen und ging eiligst an ihm vorbei und zu Rutger der an der Tür stand und sich langsam nieder ließ. "Ich werde etwas suchen gehen" sagte sie und wandte sich wieder um um in diese schreckliche Hütte zu gehen. Warum sie ihm half wusste sie nicht, denn eigentlich hätte sie seine Schwäche nun ausnutzen müssen und einfach wegrennen. Verfolgen hätte er sie nicht mehr können aber sie konnte es nicht, es war fast so als stünde sie in seiner Schuld,denn er hatte sie gerettet. Sie musste diese Geschichte mit dem Mann einfach vergessen, schließlich war nichts geschehen. Im düsteren Schein des Hauses sah sie sich um und versuchte es zu vermeiden den Mann auf dem Boden anzusehen.


    Ihr fiel ein, dass sie noch nie jemanden verarztet hatte. Es hatte noch nie einen Grund gegeben, denn schließlich gab es dazu Sklaven und den Medicus der sich um Wunden kümmerte. Gut sie hatte sich auch schon in den Finger geschnitten,aber das war auf jeden Fall etwas ganz anderes als wenn man ein Messer im Oberschenkel hatte. Von seiner hastigen Bewegung bekam sie nichts mit und auch nicht von seinem Misstrauen ihr gegenüber, denn daran verschwendete sie auch keinen Gedanken und nicht einmal den Gedanken ihm jetzt hier etwas anzutun. Wahrscheinlich wäre das sogar unter ihrer Würde, aber das wusste nur sie selber.


    Sich in der Hütte umzusehen war ein Akt aus Ekel und Übelkeit, denn was sie hier zu sehen bekam drehte einem doch teilweise den Magen um. Er schien vor noch nicht all zu langer Zeit hier etwas blutiges gemacht zu haben, wahrscheinlich ein Schaf oder etwas ähnliches und er hatte es nicht für nötig gehalten die restlichen Spuren zu beseitigen, denn der Tisch war unsauber und an den Ecken klebte noch Blut und Fell und sie konnte wirklich nicht lange darauf sehen. Schnell wandt sie sich einer anderen Ecke zu wo wohl ein paar Kleidungsstücke waren. Mit spitzen Finger begann sie in dem Berg zu suchen und fand auch eine Art Tunika die nicht ganz dreckig war. Wenn man diese in Streifen riss konnte man sich daraus einen Verband machen, aber sie wusste, dass seine Wunde sicher genäht werden müsste, denn ein kleiner Schnitt war es sicher nicht, aber wie sollte sie das anstellen? Arrecina schreckte zusammen als etwas großes und haariges über ihre Hand lief und sie diese schüttelte. Eine dicke und fette Spinne prallte von dem Schütteln auf den Boden und rannte schleunigst in eine andere Richtung.


    Sie mochte Spinnen nicht und merkte, dass sie eine Gänsehaut hatte. Angeekelt sah sie sich weiter um, aber konnte nichts finden, also musste ein Verband reichen. Sie stand wieder aus der Ecke auf und trat zu Rutger an die Tür. "Ich habe nichts anderes gefunden als das hier." Sie zeigte die Tunika und kniete sich vor ihm auf den Boden und begann die Tunika in lange und große Stücke zu reißen. "Ich mach dir einen Verband, aber ich denke das müsste eigentlich genäht werden nur habe ich hier nichts gefunden" sagte sie ganz nebenbei, aber irgendwie merkte man, dass sie immer noch nicht ganz bei sich war. "Lass mich sehen..." Sie fasste nach dem Stoff seiner Tunika und wollte ihn nach oben schieben um an seine Wunde zu kommen.

    Sie konnte gar nicht denken, was wollte er von ihr? Wie gefesselt sah sie auf seinen verletzten Oberschenkel und wie er sich ein Stück seiner Tunika abriss. Das Geräusch schallte in ihren Ohren wieder, so kam es ihr zumindest vor und es tat schon fast weh. Dann sah sie zu wie er es um sein Bein band und das Blut welches weiter lief. Alles war rot und begann sich um sie zu drehen.....der Mann...ihr Blick fiel nun auf den Mann, der in grefibarer Nähe zu ihr lag und sich nie wieder rühren würde. Arrecina konnst spüren wie ihr schlecht wurde und sah schnell weg. Das Licht was reinfiel wegen der nun offenen Tür machte das alles auch nicht besser, denn diese Hütte war mehr als nur nicht einladend und einfach nur schrecklich. Wer hier hauste konnte kein Mensch sein so dreckig wie es hier war. Esw ar wirklich fast noch schlimmer als die stinkenden Unterkünfte der Sklaven bei der Villa Flavia.
    Raus? Raus war gut, aber essen? Der Gedanke daran ließ sie schlucken und sie spürte etwas brennendes in ihrem Hals und schluckte noch etwas mehr. Sie wollte endlich aus diesem Alptraum aufwachen und hatte keine Lust mehr dieses Spiel weiter zu spielen. Noch nie hatte sie sich in die Arme ihres Vaters so sehr gewünscht wie jetzt in diesem Moment und aller Ärger wäre ihr lieber als hier zu sitzen mit einem Toten zusammen in einem Raum.
    Das Mädchen bewegte sich immer noch nicht und gab auch keine Antwort. Sie zitterte weiter vor sich hin bis er auf einmal neben ihr war. Nun konnte sie direkt auf sein Bein sehen und das Blut welches wieder vor ihrem Augen zu einem seltsamen Muster verschwamm. Langsam sah sie zu dem Sklaven auf und kam ihm dann sogar ein kleines Stückchen entgegen, fast einer mechanischen Bewegung gleich. Zitternd sank sie ihm einfach in die Arme und schluchzte.


    "Lass mich nie wieder einfach alleine.............NIE WIEDER!" Sie konnte sich einfach nicht beruhigen, aber wusste innerlich, dass sie es einfach musste. Sie rief sich in Gedanken, dass er verletzt war und dann auch in wessen Armen sie hier lag, aber alles zusammen bis es ihr Gehirn verarbeitet hatte dauerte eine Weile und so hielt sie sich erst einmal an ihm fest.
    Dann als sie ihren Kopf wieder etwas anhob um ihn zu sehen deutete sie auf sein Bein und wischte sich nebenbei einige Tränen aus ihrem Gesicht. "Wir müssen uns zuerst um dein bein kümmern, das sieht schlimm aus." Zwar suchte sich die ein oder andere Träne noch ihren Weg, aber sie stand dann doch entschlossen auf und hielt dem Sklaven ihre Hand hin um ihm dieses mal aufzuhelfen. Hier musste es irgendwo etwas geben womit man ihn verbinden konnte, aber er hatte recht, sie sollten nach draussen zu allererst und dann musste sie suchen.

    Sie dachte nicht daran still zu halten und setzte sich weiter zur Wehr als würde ihr Leben davon abhängen, aber das tat es vielleicht ja sogar. Sie konnte es ja nicht wissen. Seine Hände an den bestimmten Stellen waren einfach zuviel und als er ihr in die Haare griff und so dolle zupackte, dass einige dabei schon ausgerissen wurde stieß sie einen erneuten Schmerzensschrei aus und versuchte seine Hand zu erreichen um den Griff zu lockern. Doch anstatt seine Hände los zubekommen griffen sie auf einmal noch viel fester zu und dann ging alles viel zu schnell, als dass sie es begreifen konnte. Die Bilder blitzten nur so vor ihrem Auge hin und her. Sie wusste noch, dass er sie eben zu einem Kuss zwingen wollte, dann dieses schlimme dumpfe Geräusch, die Augen von den Mann, der feste Griff und dann knallte sie selber auf den Boden. Ihr Kopf drohte in diesem Moment zu platzen und sie konnte wegen einem Tränenschleider nicht all zu viel sehen,aber da war noch jemand.


    Als sie ihren Kopf auf die Seite drehte sah sie Rutger und dann wieder den Mann der nicht tot war wie sie eben noch schnell gedachte hatte. Arrecina selber kauerte auf der Stelle wo sie hingefallen war und wagte es nicht sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Wie erstarrt war sie da und sah mit an wie Rutger noch einmal zuschlug und der Mann nun vor ihr auf dem Boden aufschlug. Das Blut rauschte in ihren Ohren und sie spürte nicht einmal wie stark sie eigentlich zitterte. Alles was sie tat war den Mann anzustarren und darauf zu warten, dass er sich jeden Moment wieder rühren würde, aber nichts geschah. Arrecina hatte weder gesehen noch bemerkt, dass Rutger verletzt wurde, denn zur Zeit saß der Schock noch zu tief über das grade erlebte, dass sie auf rein gar nichts wirklich reagierte und weiter dort saß und zitterte.


    Auch wenn es nur wenige Sekunden wohl waren kam es ihr wie eine Ewigkeit vor wo sie sich auf dem Boden immer weiter nach hinten verkroch, weg von diesem Mann, der sie angefasst hatte. Ihre Haare waren nun noch viel schlimmer zerzutzelt und sicher waren genügend Haare ausgerissen dank dem netten Mann.


    "Rutger?" fragte sie flüsternd und sah zu ihm, bemerkte nun auch das Blut an seinem Bein und erstarrte noch mehr.

    Arrecina sah ihn ein wenig verdattert an, denn das hatte sie so nicht gemeint und so schmunzelte sie erst bevor sie alles klarstellen musste. "Nein, nein, nein so war das nicht gemeint" lachte sie ein wenig. "Ich meinte damit nur, wenn ich dir eine Einladung schicke, dann fällt es nicht auf wenn du auch da bist, als wenn ich dich einfach in die Villa mitnehmen würde. Ich weiß, dass ich das nicht darf, vielleicht nicht einmal hier stehen und mit dir reden. Mein Vater würde mich mal kurz einen Kopf kleiner machen, wenn ich dich einfach in die Villa einladen würde ohne sein Wissen." Von den anderen mal abgesehen dachte sie sich und eine Frage kam ihr in den Sinn, nämlich was Aqulilius machen würde, wenn er wüsste, dass sich mit anderen Männern unterhielt die keine Sklaven waren.

    Sie war müde und ausgelaugt, aber versucht doch noch ihre letzten Kraftreserven zu mobilisieren, aber es schien alles nichts zu nutzen. Mit ihren schmerzenden Händen schlug sie auf seinen Rücken ein und strampelte mit ihren Beinen. Sicher hatte sie ihn auch ein paar mal getroffen, aber der Kerl schien sich von rein gar nichts beirren zu lassen. Rutger musste mit dem Kerl zusammenarbeiten, denn ohne Grund hätte er sie sicher nicht alleine gelassen, sie war doch seine Geisel, sein Freiheitsschein und nun in der Hand eines Verrückten. Dann als er begann sich bei der Hütte schnell zu drehen griffen ihre Finger in den Stoff seiner Kleidung weil sie schon befürchtete jeden Moment runterzufallen. "Nein ihn gibt es wirklich.....also lass mich runter oder er befördert dich ins Jenseits" seufzte sie nur noch und versuchte wieder ihn zu schlagen. Um Arrecina drehte sich langsam alles, war sie eine solche Behandlung sicher nicht gewohnt und dann die Müdigkeit dazu gaben ihr den Rest. "Auuuuu" jammerte sie erneut, als er so grob mit ihr umging und sie in die Hütte schaffte. Es war grasusam und erinnerte sie etwas an die Sklavenunterkünfte in der Villa Flavia. Es war ein einziges Horroszenario und ließ Übelkeit in ihr aufsteigen. Sie traute sich fast nicht sich noch weiter umzusehen und gab langsam auch ihre Versuche auf sich zu wehren. Sicher würde er sie gleich runterlassen und dann könnte sie immer noch versuchen die Flucht zu ergreifen.
    Doch es kam anders als sie gedacht hatte, denn auf einmal saß sie auf seinen Schoß und dann seine Hände die sie an ihn zogen. "Ich werde nichts tun, lass mich endlich in Ruhe. Du bist verrückt!" Mit all ihrer letzten Kraft versuchte sie sich von ihm wegzudrücken, indem sie ihre Hände an seine Schultern legte und drückte. Arrecina drehte ihren Kopf auf die Seite, denn sie hatte nicht vor ihn zu küssen und mit einer raschen Bewegung schaffte sie es ihm eine zu scheuern. Sie atmete wie ein Tier was man die ganze Zeit gejagt hatte und nun in einer Ecke stand, gegenüber der Jäger der es fangen wollte. Tränen standen in ihren Augen, denn sie hatte sich niemals träumen lassen in einer solchen Situation zu landen. Es war schon schlimm genug gewesen, dass sie diesem Sklaven getraut hatte und er sie dann hintergangen hatte, aber was hier passierte war ein Alptraum aus dem es nur kein Erwachen gab, ganz einfach aus dem Grund weil es die Wirklichkeit war. Hatte sie nicht eben eine Schere gesehen? Sie war zu weit weg, wie alles und seine Hände zu groß und stark als, dass sie es alleine schaffen konnte.
    Arrecina konnte nichts dafür, als die ersten Tränen sich einen Weg über ihre Wangen suchten, sie würde sich wehren bis zum Schluß.

    Arrecina versuchte immer wieder ihn von der Seite her zu beobachten wie er so aus dem Fenster sah und sich nicht mehr traute sie anzuschauen. Und genau weil er es nicht tat war es so etwas wie eine Bestätigung für sie, dass da doch mehr war als er zugeben wollte und auch wenn er es nicht sagte so wusste sie es doch. Sie lehnte ihren Kopf seitlich an die Wand und wirkte nun wieder wie ein junges Kind und doch war der Schatten der jungen Frau über ihr. Ihr wallendes Haare, die ihr über die Schultern fielen und ihr Gesicht auf eine ganz gewisse Weise einrahmten. "Ich bin eine Flavierin liegt da nicht von Geburt an ein Schatten auf mir?" fragte sie ihn offen, aber wusste eigentlich auch nicht wie sie auf diese Idee gekommen war. Es kam ihr einfach in den Sinn und sie sprach es aus. Das Mädchen müsste nun wirklich gestehen, dass sie an diese Folgen nicht gedacht hatte und an eine Schwangerschaft wollte sie jetzt auch noch gar nicht denken. Ihr Vater würde ihr den Kopf abreißen und in Stückchen schneiden wenn sie mit einem Kind im Bauch ankäme und dann noch erklären müsste, dass es von ihrem Onkel war. "Du solltest doch auch wissen, dass es dagegen Mittel gibt damit man es schon von vornherein verhindert Caius. Ich weiß, dass es nicht gut ist und auch nicht wäre, aber soll ich deswegen diese Gefühle verbergen? Willst du das wirklich?" flüsterte sie ihm schon halbwegst entgegen, während sie ihn ansah immer noch an die Wand gelehnt.


    Gerne hätte sie ihn nun wieder angefasst aber sie konnte sich zusammennehmen und machte es nicht. "Du hast recht, ich vertraue dir, aber das alleine ist es nicht warum ich dich begehre. Kennst du nicht die Gefühle die man nicht so einfach beschreiben kann? Warum bist du es? Das ist eine gute Frage, es hätte auch Milo sein können, aber er ist es nicht, es hätte auch ein einfacher Sklave sein können,. aber auch so einer ist es nicht, nein keiner von ihnen würde je an dich kommen. Ich kann dir nicht sagen warum ich dich begehre es ist einfach so" flüsterte sie nun und beugte sich leicht nach vorne, aber berührte ihn nicht. Der Wunsch nach einem langen Kuss von ihm war unendlich groß, aber sie würde sich gedulden können. "Denke was du willst!" sagte sie noch und ging wieder in ihre Ausgangsposition zurück.


    Es kam wieder der Zeitpunkt an dem sie ihre Lippen aufeinanderpresste und dieses nicht aussprechbare Funkeln in ihre Augen trat. Seine Worte hatten eine gewisse Verletzlichkeit an sich und doch gab er das zu was sie wusste. "Gut wenn du meinst.....wenn es dein Ernst ist was du da sagst...bitte. Aber du solltest wissen Onkel, dass ich nicht auf ewig warten werde." Ob er es verstehen würde was sie meinte war die eine Sache, aber irgendwie wusste sie auch gleich, dass ihre Worte etwas dumm gewähöt waren, aber das war nicht mehr zu ändern.

    Je mehr sie ihn ansah desto schlechter wurde es ihr. Nicht einmal die Sklaven die sie kannte sahen so ungepflegt aus wie dieser Mann. Wieder huschte ihr Blick zu allen Seiten und sie wünschte sich nichts mehr, als Rutger wieder hier her. Was war wenn er mit dem Kerl unter einer Decke steckte? Nein sie wollte gar nicht daran denken, denn alleine dieser Gedanke begann ihr die Luft abzuschnüren. Arrecina sah ihn mit großen Augen an und fühlte sich ihm ziemlich ausgeliefert und als er dann noch seine Waffe zog erschreckte sie sich, denn eine solche hatte sie noch nie gesehen, doch er befreite sie was wenigstens etwas positives war, aber als er dann weitersprach, verschlug es ihr die Sprache. "WAS?" krächzte sie schon fast und sah den Mann entsetzt an. Was dachte der sich eigentlich? Ihre Hände schmerzten, vor allem jetzt wo das Blut wieder ungehindert fließen konnte. Richtig bewegen konnte sie ihre Hände nicht denn sie fühlten sich an als seien sie eingeschlafen und begannen zu kribbeln. Sie konnte gar nicht so schnell gucken, da war sie schon vom Pferd unten. "Ich werde nicht mitkommen und schon gar nicht deine Frau werden. Du weißt wohl nicht mit wem du es hier zu tun hast. Nimm endlich deine Finger von mir oder sie werden dir bald fehlen!" Sie sträubte sich gegen seinen Griff und hatte nicht vor mit ihm auch nur einen Schritt weiter mitzukommen und als er ihr auch noch an den Po fasste hob sie ihre andere Hand und schlug ihm auf den Arm, was ihm aber bestimmt nichts ausmachte. "Du wirst am Kreuz landen wenn du mich nicht auf der Stelle gehen lässt. Ich bin nicht irgendeine Sklavin mit der du das machen kannst, ich bin eine Patrizierin. Also nimm deine dreckigen Finger von mir" jammerte sie und stemmte sich immer noch gegen seinen Griff. "Ausserdem bin ich nicht alleine hier und wenn du mich nicht los lässt wird er kommen und das wirst du dann bereuen. Er ist groß, größer als du und stärker." Der Mann musste einen Schaden haben wenn er glaubte, dass sie mit ihm freiwillig mitgehen würde. Wie ein Fisch an der Angel versuchte sie sich zu winden und seinem Griff an ihrer Hand zu entkommen. Wo war Rutger nur so lange?
    "Rutger! HILFE!" rief sie auf einmal. Phaidra wurde immer unruhiger und hatte den Kopf zu ihnen gedreht. Sie spürte, dass etwas nicht in ordnung war, aber konnte ja auch nichts machen.

    Gebannt schaute sie auf die Stelle und immer noch in ihrer Panik gefangen wollte sie ihre Fesseln lösen und dabei verrutschte der Stoff unter diesen nur noch mehr und gab ihre Haut frei an der nun der Strick weiter reiben konnte. Wenn wenigstens ihre Füße nicht gefesselt gewesen wären, dann hätte sie die Möglichkeit gehabt vom Pferd zu springen, aber es ging nicht und so musste sie mit ansehen wie dieses Etwas aus dem Gestrüpp nach draussen trat. Im allerersten Moment dachte sie wirklich ein Bär wäre da und wollte schon schreien, doch noch bevor sie ihren Mund wirklich öffnen konnte erstarrte sie. Es war ein Mensch, den Göttern sei dank, ein Mensch der ihr sicher helfen würde, doch schnell sah sie davon ab ihn um Hilfe zu bitten als er begann zu reden. Er sprach mit ihr wie mit einem Tier...sah sei denn so aus? Je näher er kam desto schneller wünschte sie sich den Sklaven wieder hier her, aber er ließ auf sich warten. "Stehen bleiben und fass mich nicht an. " Ihre Stimme zitterte, sie hatte nichts mehr unter Kontrolle und der Mann trug auch nicht zu einer Besserung bei.


    Die Stute tänzelte immer mehr und Arrecina musste sich nach vorne beugen und mit ihren gefesselten Händen in ihre Mähne fassen um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Wenn Phaidra wenigstens nicht angebunden wäre, aber nein er musste ja in allen Punkten auf Nummer sicher gehen aber, dass auch die Möglichkeit bestand, dass wer aus einer anderen Richtung kam damit hatte er nicht gerechnet. "Binde mich los" versuchte sie es dann in ihrem gewohnten Ton in dem allerdings eine ganze Portion Unsicherheit mitschwang. Arrecina hob ein wenig ihre Hände an, aber ließ sie auch gleich wieder sinken um sich festzuhalten. War es wirklich eine gute Idee ihn nach Hilfe zu fragen? Ihr Blick ging schnell auf die Seite in der Hoffnung Rutger zu sehen. Er war nicht da. Da wünschte man ihn sich einmal her und er war nicht da. "Was willst du von mir?"

    Dieser Mann schien wirklich Ahnung von Sklavenerziehung zu haben und das gefiel ihr immer mehr. Auch seine Vorschläge waren wesentlich besser. Zwar hatte sie das Thema Zunge abschneiden schon einmal bei der kleinen Germanin, aber es hatte Wirkung gezeigt und würde auch bei den beiden Streihähnen helfen. Auf dem Feld wurde immer Arbeit gebraucht und hatten die Flavier nicht etwas mit Wein? Sie war sich nicht mehr so sicher, aber würde später ihren Onkel mal fragen und dann waren sie auch weg und sie hatte ihre Ruhe und die Flavier hatten immer noch Arbeitskräfte. "Ich danke dir für diesen Vorschlag und den werde ich auch annehmen, denn es ist wahr man hat doch mehr davon wenn man sie zuerst zum Schweigen bringt und sie dann zum Arbeiten schickt. Ich werde es gleich nachher in Auftrag geben und gespannt auf das Resultat warten." Sie bemerkte, das der leichte Wind, es war nur ein Hauch, an ihren Haaren zeterte und sie diese mit den Fingern etwas auf die Seite schob. Danach hob sie wieder ihren Blick an und lächelte weiter., es schien als konnte sie grade gar nicht anders, was sie etwas unsicher werden ließ, denn sonst hatte sie ihre Mimik und alles immer unter Kontrolle, aber Unsicherheit ließ sie nie oder nur selten zu.
    "Mein Vater muss bald wieder nach Mantua. Er ist bei der Legion dort und nur eine Weile in Rom. Ich weiß nicht genau wann er wieder geht und auch nicht ob er mich nun mitnimmt oder ich hier bleiben werde. Es fehlte bis jetzt die Zeit darüber zu reden." Ihr Intresse an diesem Pferd wuchs weiter je mehr er erzählte und sie staunte nicht schlecht als er endete. "Nun würde ich das Tier wirklich gerne einmal sehen auch wenn ich die Pferde vom Kaiser nicht kenne."


    Hmm sie war sich jetzt nicht sicher ob sie das richtig verstanden hatte und auch, dass er es vielleicht nicht ganz so ernst meinte wie er es sagte. Aber es war eine seltsame Vorstellung wenn jeder Mensch nur an sich selber denken würde. Sie dachte ja auch oft an sich selbst und nicht an andere, aber wenn es zum Beispiel um die Familie ging sah es alles auch wieder ander aus. "Es wäre irgendwie traurig wenn jeder nur an sich denken würde. Da bemerkt man doch erst wie einsam man ist wenn man weiß, dass keiner an einen denkt und nur man selber alleine da steht." Wieder war sie etwas unsicherer geworden, versuchte ihm aber ein strahlendes Lächeln zu schenken. Ein wenig froh, dass das Thema doch wieder wechselte atmete sie aus und verfolgte nun das weitere Gespräch wieder mit großen Intresse. Doch rasch musste sie feststellen, dass die Hitze in ihrem Gesicht nicht von der Sonne herrührte sondern von seinen eben ausgesprochenen Worten. "Und wie angagierst du dich für die Factio?" wollte sie dann wissen und war erstaunt, dass er überhaupt Zeit fand zu schlafen. Wieder grinste sie ganz sachte.

    Er hatte hier das Sagen und sie musste sich seinem Willen beugen auch wenn sie jetzt gerastet hätte. Sicher sah sie den Rauch und wusste auch was das zu bedeuten hatte. Dort mussten Menschen leben, Menschen die ihr vielleicht helfen konnten. Während sie ihm zuhörte presste sie ihre Lippen auf einander und fragte sich was er sich eigentlich dachte. Sicher würde sie jeden Moment ausnutzen den sie finden konnte um zu schreien oder sich bemerkbar zu machen, dass sie eine Entführte war, auch wenn es anderen sicher schwer fiel das zu glauben so wie sie aussah. "Ich habe dich verstanden" sagte sie zähneknirschend fügte dann aber noch bei "Nur was glaubst du was andere denken wenn sie mich so gefesselt auf dem Pferd antreffen?" Wieder wusste sie, dass er nicht schrezen würde und wieder hielt sie lieber gleich den Mund und sah auf die Mähne der Stute. Arrecina musste sich dazu zwingen sich noch ein wenig ihrer Würde zu wahren, denn sie war schon wieder kurz davor einfach in Tränen auszubrechen um diese innerliche Anspannung los zu werden. Sogar das erneute Zittern versuchte sie vor ihm zu verbergen und hob ihre gefesselten Hände an um sich die fusseligen Haare an den Seiten nach hinten zu streichen, aber ansonsten vermied sie es sich großartig zu bewegen, damit er nicht auf dumme Gedanken kam.


    Arrecina selbst dachte zur Zeit nicht groß über Strafen für den Sklaven nach, denn das Problem war, dass sie ihn zu einem kleinen Teil verstehen konnte. Aber es konnte auch sein, dass dieses Verstehen auch nur beruhte weil er sie nun in seiner Gewalt hatte und sie versuchte sich in ihn reinzufühlen. Ihre Gedanken hingegen waren wirklich bei ihrem Vater und sie hoffte, dass sie endlich gemerkt hatten, dass sie nicht wieder in die Villa zurückgekehrt war. Sicher machten sie sich alle Sorgen und, dass sie ihnen wegen einer Dummheit solche Schmach bereitete nagte an ihrem Gewissen.


    Wenn sie wenigstens wüsste wo genau sie waren, aber viel bringen würde es ihr ja auch nichts, kannte sie sich in dieser Gegend nicht aus. Ihr Herz schlug und schlug und schlug. Es hatte einen Takt angeschlagen den sie fast hören konnte,denn das Pochen war auch in ihren Ohren zu spüren und bereitete ihr langsam aber sicher Kopfschmerzen. Ihre Finger waren ineinandergeschlagen und lagen locker zwischen Sattel und Mähne der Stute. Sie kamen dem rauchenden Häusschen immer näher und sie spürte wie sie langsam aufgeregt wurde, weil sie sich dort Hilfe erhoffte. Arrecina konnte die Hütte sehen, die Schafe und suchte unauffällig nach den Menschen. Irgendwo mussten sie doch sein, sicher ganz in der Nähe. Seinen Spruch hätte er sich auch sparen können und sie schenkte ihm einen kaum zu deutenden Blick und sagte nichts darauf. Dann sah sie ihm nach und sobald er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war begann sie zu versuchen die Fesseln zu lösen. Zuerst zerrte sie mit ihren Händen und dann versuchte sie an den Knoten zu kommen mit ihren Fingern, bis ihr einfiel, dass sie Zähne hatte. Nun begann sie mit den Zähnen an dem Knoten rumzumachen, aber dieser war so fest, dass es fast unmöglich war ihn zu öffnen doch so schnell wollte sie nicht aufgeben und beachtete dabei auch nicht, dass die Fesseln auch trotz des Stoffes begannen an der Haut zu reiben.


    Und dann begann das Geräusch und ihr stockte der Atem und sie hielt in jeder Bewegung inne und lauschte.Irgendwer oder was war dort. Vielleicht Hilfe, vielleicht aber auch Rutger. Sie wusste nicht was sie machen sollte und das Zittern wurde immer stärker. Arrecina beugte sich nach vorne um zu sehen ob Rutger irgendwo war, aber sie sah ihn nicht und schon wieder das Knacken von Ästen. Sie hielt ihren Atem an und versuchte auszumachen woher das laute Geräusch kam, es schien fast als wäre es hinter ihr?

    Es fühlte sich ungefähr so an, als hätte er ihr eben grade einen Eimer eiskaltes Wasser übergschüttet. Mit einem mal war alle Lust, alles Kribbeln aus ihrem Körper gewichen. Aquilius hatte es wirklich drauf sein Gegenüber von sich abzulenken, denn das was er zu sagen hatte lies sie einfach genervt aufseufzen und ihre Augen verdrehen. "Was mache ich denn?" fragte sie ihn ein wenig patzig und nahm ihre Hand von seinem Arm und ein wenig Abstand zu gewinnen. Zu gerne hätte sie ihn doch ein wenig verwöhnt, aber er musste nun mit einer Moralpredigt anfangen. Eigentlich hatte sie gedacht, dass er genauso fühlen würde wie sie und genauso angezogen würde wie sie, aber anscheinend war es nicht ganz so der Fall. Aber sie würde niemals so schnell aufgeben, vielleicht für diesen Moment, aber es kam auch wieder der Tag an dem sie es erneut versuchen würde.
    "Natürlich will ich meinem Vater keine Schande bereiten und seinen Ärger möchte ich ganz sicher nicht heraufbeschwören" murmelte sie vor sich hin und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Sie wirkte ein wenig trotzig wie ein Kind es nun einmal immer war, was seinen Willen nicht durchsetzen konnte. Arrecina wusste, dass ihr Vater auch ganz anders sein konnte und sie sah ihn nur ungern sehr wütend und zum Glück kam es auch nicht ganz so oft vor, da war der Zorn ihrer Großmutter um einiges schlimmer. Ja seine Mutter konnte er niemals leugnen, das stand fest.


    "Caius auf was magst du hinaus? Was habe ich falsches in deinen Augen getan? Zumal ich meine, dass es dir nicht anders erging." Wieder war da dieses bittersüße Lächeln von ihr und dieses Leuchten in ihren Augen was mehr von einer Frau zeugte als von einem Mädchen in ihrem Alter. Es schien fast zu sagen: Nur weil du mir ausweichst heißt es noch lange nicht, dass wir schon fertig sind.


    Aber Arrecina wusste, dass sie es sich auch mit ihrem Onkel nicht verderben durfte, denn er konnte ganz bestimmt auch einmal ausgereizt sein und sie war nicht grade scharf darauf es zu testen, also schob sie dieses Themer erst einmal in eine Ecke aber verschloß die Tür nicht. Er glaubte doch nicht, dass sie sich an jeden Mann ranschmeißen wollte. Der Gedanke erschreckte sie ein wenig, denn das tat sie eigentlich nicht,s chließlich war sie noch so jung und.....unschuldig.

    "Ich mach doch gar nichts" platzte es bei ihr raus und es klang schon fast wie das Fauchen eines Kätzchens. Was dachte er sich eigentlich? Sie hatte sich nicht einmal leicht bewegt, sondern war nur mitgegangen als er an ihren Händen gezogen hatte. Mit zusammengepressten Lippen sah sie ihn an, aber lange nicht sah sie so aus wie sonst. Sie wirkte nun wirklich wie das junge Mädchen was sie eigentlich war. Nichts zeugte von der Stärke der Patrizierin die sie immer nach aussen hin gezeigt hatte. Wieder verzog sich ihr Gesicht als er begann die Fesseln zu lösen, denn es gab schon eine Stelle die ziemlich schmerzte. Seinen warnenden Blick wich sie einfach aus, denn was hätte sie denn mit gefesselten Füßen schon ausrichten sollen hier oben auf der Stute? Er hatte Angst, das konnte sie spüren, seine Angst war bald schon greifbar und vielleicht konnte sie es gegen ihn verwenden. Wissen war Macht, das war schon immer so gewesen. Sie erschak etwas als er ein Stück ihrer guten Tunika abriss und sie ihr dann um die Handgelenke wickelte. Die Hoffnung, dass er sie nicht weiter wieder fesseln würde war schnell dahin, denn schon hatte er den Strick wieder um ihre Hände gewickelt. Das würde nie ein Ende nehmen und einen Moment war da wieder diese unendliche Angst die sie gefühlt hatte als er den Stein erhoben hatte um sie damit niedrezustrecken.


    Ihr Blick veränderte sich, als er ihre Hände in seine nahm und diese rieb weil sie so kalt waren und dann auch noch die Decke die er ihr um die Schultern legte. Aus ihm konnte man nicht schlau werden und sie verstand immer noch nicht warum er sie überhaupt mitgenommen hatte. Er hätte sie nicht töten müssen, aber einfach liegen lassen können, so wie sie war. Bevor er wieder die Zügel ergriff sagte sie ihm noch etwas. "Danke Rutger." Es war Absicht, dass sie seinen Namen sagte, auch wenn sie es wirklich ernst mit ihrem Danke meinte.


    Es wurde einfach nicht besser, sie war fertig und er war es auch, keinem von beiden würde es etwas nützen wenn einer von ihnen zusammenbrach. "Wir müssen eine Pause machen. Du hast nicht geschlafen und wir brauchen etwas zu Essen, es nützt nichts wenn du zusammenbrichst." Sie hatte sanft gesprochen und hoffte, dass er darauf eingehen würde, denn sie wusste nicht wie lange sie noch auf dem Rücken von der Stute sitzen konnte. Alles tat weh und sie mussten sich ausruhen ob er wollte oder nicht und das galt für beide.

    Dieses Erlebnis war wohl das schlimmste was sie jemals erlabt hatte. Ihr tat jeder Knochen weh auch die kleinsten in ihren Körpern schmerzten ohne Unterlass. Viel zu lange hatte sie auf dem Pferderücken liegen müssen und ihre Gelenke schienen schon fast steif zu sein als er sich endlich erbarmt hatte sie aufrecht hinzusetzen. Er müsste doch wissen, dass es egal war, denn auffallen würde es egal wie. Sicher waren schon Hundertschaften auf der Suche nach ihnen. Arrecina war sich ganz sicher, dass man sie finden würde, es konnte einfach nicht anders sein. Immer wieder war sie auf dem Rücken von Phaidra weggenickt, aber die Schmerzen die sich langsam aber sicher in ihren Händen breit machten hielten sie dann doch immer wieder wach, ausserdem frohr sie.
    Als sie noch in der Decke eingewickelt war hatte sie sich viele Gedanken gemacht und immer wieder war das Gefühl aufgeklommen, dass sie kurz vorm Ersticken war Die Luft unter dieser Decke war weder frisch noch wirklich sauerstoffreich gewesen und hatte ihr bald die Sinne geraubt, aber dann, dann war er in dieser Sicht doch zur Vernunft gekommen.


    Ihre Haare waren total zottelig und hingen an ihr hinunter, das Gesicht war immer noch dreckig und eigentlich zeugte nur noch ihre Tunika. die auch nicht mehr die reinste war, von ihrer vornehmen Herkunft, ansonsten hätte man sie für eine Sklavin halten können. Welch ein Hohn, eine Sklavin von einem Sklaven, wenn sie gekonnt hätte, wäre ihr sicher bei diesem Gedanken ein Lachen über die Lippen gekommen, doch diese zitterten einfach nur vor sich hin. Die Tränen hatte sie schon vor ettlichen Meilen aufgegeben und man sah nur noch verwichte Spuren in ihrem Gesicht. Auch sie hatte kein Auge für die Umgebung hier, aber sie versuchte trotzdem darauf zu achten ob sie nicht irgendwo eine Menschenseele ausfindig machen konnte. Es musste doch jemanden geben der ihr helfen würde, aber sie hatte nicht einmal die winzig kleine Möglichkeit zu fliehen so hatte er sie an das Pferd gefesselt.


    Arrecina war froh darüber, dass sie endlich einmal anhielten und sie schaute ihn aus müden Augen an. Er selber sah nicht besser aus und schien auch am Ende seiner Kräfte, doch sie musste noch welche mobilisieren. Sie brauchte einen Plan, aber sie konnte nicht denken. Noch bevor sie etwas sagen oder machen konnte griff er schon nach ihren Händen. "Auuu!" jammerte sie und verzog ihr Gesicht. Das Licht reichte noch nicht vollkommen aus zu sehen wie ihre Handgelenke aussahen, aber so wie sie schmerzten waren sie bestimmt ein wenig aufgescheuert.