Sie versuchte etwas vertrautes bei Hannibal zu finden und meinte etwas in seinen Augen zu sehen was ihr bekannt vor kam, aber sie erkannte ihn nicht, fühlte nur eine gewisse Vertrautheit. Vielleicht hätte sie das ihrem Vater sagen sollen, aber dieser war mit den vielen fremden Leuten wieder beschäftigt, so dass sie alleine fast mit Hannibal da saß. Sie hatte den Sinn dieses Festes nicht wirklich verstanden, aber das musste sie auch nicht. Verwundert blickte sie Hannibal an, als dieser von einem Geschenk sprach und einen kleinen Korb bringen ließ. Kindliche Neugier stieg in dem jungen Mädchen auf, auch wenn sie ein wenig Angst hatte. Ihre Augen wurden einen Moment größer als sie den kleinen Welpen erblickte der, als würde er sie kennen, sofort auf ihren Schoß purzelte und seine Schnauze ihr entgegenstreckte. Was hätte sie auch anderes machen sollen, ausser den kleinen in ihre Arme zu schließen. Das erste mal seit dem sie hier war konnte man ein Lächeln auf ihren Lippen erkennen und ihre Finger strichen über das Fell des kleinen Knäuls. „Danke er ist süß,“ sagte sie leise und immer noch in einer nie dagewesenen zurückhaltenden Art die keiner von ihr kannte.
Ihr Gesicht wurde wohl nur überraschter als ein weiterer Mann mit einem kleinen Beutelchen ankam. Er hatte ihn ihr gegeben und sie schaute den Mann einen Moment lang an und konnte bei ihm aber nichts vertrautes sehen wie bei Hannibal. Es machte sie irgendwann noch irre, das wusste sie. Irgendwann würde sie durchdrehen wenn sie nicht endlich wieder ihr Gedächtnis wieder hätte. Wie lange konnte ein Mensch denn das aushalten? Sicher keine Ewigkeit. „Ich danke auch dir. Bona Saturnalia,“ flüsterte sie auch hier und begann, eine Hand auf dem Rücken des kleinen Argos liegen, das Beutelchen zu öffnen und die wundervollen Schmuckstücke zu Tage zu bringen. Sie waren wundervoll und welches Mädchen hätte sich nicht über sie gefreut. „Vielen Dank,“ kam es noch einmal flüsternd über ihre Lippen.
Nun war es wieder ihr kleiner Bruder, der ihr so fremd wie alle anderen war, der sie ansprach und sie aus ihren gedanken riss. „Ich weiß nicht was es für einer ist, aber er ist süß, ich denke das ist die Hauptsache und er scheint ein ganz lieber zu sein.“ Wieder dieses leichte Lächeln auf ihren Lippen.
Doch irgendwann glitt ihr Blick trotz der vielen Ablenkungen wieder zu der Person der sie hier wohl am meisten vertraute auch wenn es für alle Anwesenden niemals nachvollziehbar sein würde. Sie schaute wieder Rutger an und verfing sich in seinen Blicken. Ihre Augen sprachen mit ihm, denn im großen und ganzen war sie meilenweit von ihm entfernt. Ihr Herz brannte danach endlich mit ihm alleine zu sein, ihm Fragen zu stellen und auch endlich zu umarmen. Es war eine scherzende Sehnsucht die das junge Mädchen in sich spürte und immer noch dieser Hilferuf, dass man sie doch hier erlöste und endlich fort von dieser grotesken Vorstellung brachte.
Die fremde Frau, Flavia Leontia, riss sie förmlich mit ihren Gedanken von Rutger weg und Arrecina schaute sie etwas abwesend an. Nichte? Sie war ihre Tante? Langsam wurden die ganzen Begegnungen für das Mädchen immer schlimmer und sie musste ihre Augen einen Moment schließen, würde sie doch sonst gleich wirklich anfangen zu schreien. „Bona Saturnalia…..Tante,“ versuchte sie das Spiel aller mitzuspielen und nahm das Geschenk von ihr entgegen und reichte ihr dafür den kleinen Argos. „Er heißt Argos,“ sagte sie und hob den kleinen Welpen ihr entgegen. Langsam öffnete Arrecina dann die Schatulle und beförderte einen wunderschönen Elfenbeinkamm zu Tage. Ihre Augen strahlten dabei auch wenn sie die Traurigkeit nicht überspielen konnte. „Danke Tante er ist wunderschön, danke.“
Dieses Spiel strengte sie immer mehr und mehr an. Es schien ja nicht jeder zu wissen was mit ihr los war und das machte sie immer fertiger. Wieder ging ihr Blick zu Rutger und was würde sie nicht jetzt dafür geben den Platz zu tauschen und sich neben ihn zu setzen. Den kleinen Wirbel um den komischen Vogel hatte sie gar nicht wirklich mitbekommen hing sie doch so sehr in ihren Gedanken fest.