Beiträge von Flavia Arrecina

    Arrecina saß einfach in einen dicken Umhang gehüllt im Garten und starrte vor sich hin. Sie sah keine bestimmte Stelle an, denn sie war vollkommen in ihre Gedanken versunken, dachte an das was geschehen war und daran was sie und Rutger alles erlebt hatten, was er ihr gesagt hatte. Sie war verwirrt und wusste nicht genau was sie denken oder machen sollte. Sie fühlte sich komisch und suchte im Moment immer mehr diese Einsamkeit wo sie sich vor jedem und allem fast schon in Sicherheit brachte, deswegen saß sie auch auf einer steinernden Bank und sah einfach grade aus und bemerkte die junge Sklavin gar nicht die sie suchte und nur wenige Jahre älter war als sie selber.

    Arrecina unterdrückte einen Seufzer als sie hörte, dass er sie ja eigentlich nicht kannte und eigentlich auch nicht sagen konnte, dass es wirklich wünschenswert wäre wenn sie wieder die alte war. Über ihren Vater wusste sie ja auch nicht viel, sie war ihm die letzte Zeit wo er hier gewesen war immer weitesgehend aus dem Weg gegangen, weil sie ihn nicht verletzen wollte mit ihrer fremden Art. Es tat ihr leid, denn sie spürte ja wie ihr Vater sie liebte und sie würde es sich nicht verzeihen können ihn zu verletzen. "Ich möchte meinen Vater nicht verletzen und ich denke für ihn würde ich wieder ich selber werden, auch wenn ich solche Angst davor habe, denn die Arrecina von früher ist mir fremd und wer sagt mir,dass ich mich wieder ganz richtig erinner? Was ist wenn es alles nur schlimmer wird? Wenn die Götter mir gar nicht helfen wollen? Vielleicht habe ich ja etwas getan was sie in Rage brachte und deswegen…." Ihre Gedanken überschlugen sich ein wenig, denn vielleicht hatte sie ja wirklich etwas nicht gutes getan als sie noch die alte war und das sollte nun ihre Strafe sein. Wieder schloss sie ihre Augen, für wenige Sekunden einfach mal allem entkommen. Sie kannte ihren Onkel nicht aber sie hatte Vertrauen zu ihm, denn er sprach ohne Druck auf sie ein und dafür war sie ihm dankbar, denn alles andere hätte sie wohl vollkommen aus der Bahn geworfen.
    "Wann wirst du das mit den Göttern machen wollen und muss ich etwas machen oder einfach nur da sein? Ich kenne mich da nicht aus. Kannst du mir auch die Angst nehmen mich schlafen zu legen? Immer wieder sehe ich diese Frau vor mir, spüre wie der Tod seine Finger nach mir ausstreckt und mich holen will. Ich habe Angst davor mich schlafen zu legen weil dann die Erinnerungen immer wieder zurückkehren. Die Tage habe ich darüber nicht mit meinem Vater gesprochen, er weiß eigentlich gar nicht was wirklich passierte. Ich habe ihm nur einen kleinen Teil erzählt, vor allem den, dass Rutger mich gerettet hat." Das Mädchen sah ihren Onkel fragend an und versuchte ihre Gedanken gleichzeitig zu ordnen was ihr ziemlich schwer fiel.

    Unschlüßig blickte sie immer wieder von der einen auf die andere Seite und wusste nicht so ganz wohin mit ihrem Blick. Keine Ahnung was sie sagen sollte, wollte sie ihn nicht die ganze Zeit ansehen, irgendwie traute sie sich das nicht, doch diese Entscheidung wurde ihr ja abgenommen, als er ihr Kinn anhob und sie ihm in die Augen sehen musste. Arrecina schluckte, denn sie musste sich nun wieder an das Haus erinnern, an die Personen die dort lebten, an die Person die sie hatte sein sollen. "Ich fürchte mich weil ich in den Schatten in meinen Gedanken spüre, dass die Person vorher nicht gut gewesen war. Ich weiß nicht warum ich das glaube, es ist nur ein Gefühl. Wäre es nicht besser alles neu kennenzulernen und das Vergangene ruhen zu lassen? Kennst du mich? Dann sage mir etwas über mich. Sag mir wer ich bin und, dass es meine alten Erinnerungen wert sind sie wieder zu erhalten."
    Wieder stiegen diese Bilder vor ihrem Auge auf, als sie aufwachte in diesem unheimlichen Zimmer, als sie mit diesem Namen angesprochen wurde und dann alles andere seinen Lauf nahm. Ihre Augen begannen zu schimmern. "Ich habe mich nicht freiwillig für jemand anderen gehalten. Sie sagten ich wäre Lavinia und ich konnte weder sagen, dass ich es war noch, dass ich es nicht war, denn ich konnte mich nicht erinnern. Man behandelte meine Verletzungen und dann kam ich zu dieser Frau. Sie war unheimlich wie alles andere, sagte mir ich sei Lavinia und hätte eine Verabredung mit ihr. Sie machte mir Angst, große Angst und dann der Wein........" Sie schloss für Sekunden ihre Augen und öffnete sie erst wieder als sie bereit dazu war. "Ich wusste nicht, dass sie etwas in diesen Wein gegeben hatte, ein Gift, sie wollte mich aus dem Weg haben und gleichzeitig wollte sie von mir, dass ich ihren Mann zurückhole. Sie war verrückt, sie war verrückt. Aber Lavinia wusste ich nicht wer sie war, man gab mir nur ihren Namen, aber sie sollte ein Medium sein, denn der Mann den ich holen sollte, war tot." Wieder konnte man sehen und spüren wie das Mädchen schwer schluckte wenn sie sich an diese Zeit erinnerte.

    Es war ein wundervoller Moment, den sie nie vergessen wollte. Das Gefühl von ihm so umarmt zu werden war einfach das schönste was ihr passieren konnte. Sie wollte nicht darüber nachdenken, dass er ein Sklave war, warum sollte sie das auch? Sie wollte einfach nur diesen Moment genießen den sie mit ihm haben würde und hatte. Sie konnte nicht verstehen was er murmelte, waren es doch so fremde Worte die sie nicht einmal schaffte in den Mund zu nehmen und die sich von ihm dennoch nach etwas Besonderem anhörten. Sie neigte ihren Kopf wieder leicht auf die Seite und stand so mit geschlossenen Augen vor ihm und lehnte sich dich an ihn. "Ich habe dir doch verziehen Rutger und du hast mich gerettet. Wer weiß, das Schicksal macht mit uns doch was es will, vielleicht wäre ein anderer gekommen und hätte mich entführt und nicht du, aber du warst es und dir verdanke ich, dass ich noch lebe, also mache dir darüber keine Gedanken. Ich wünschte mir nur, dass man mir hier zuhören würde und sie erkennen würden, dass du nicht böse bist." Dann hörte sie ihm zu was er zu erzählen hatte. Sie erinnerte sich nur noch an die Hälfte und fragte sich warum das denn nur so war. Ab dem Haus, an welches sie am liebsten nicht mehr denken wollte, konnte sie sich allerdings nur all zu gut erinnern und das wollte sie nicht, es machte ihr eine Gänsehaut auf dem ganzen Körper.
    Er machte sie mit seinen Berührungen ganz verrückt und sie legte ihren Kopf ganz dich an ihn und ein wenig auf die Seite. Leise seufzte sie und hob auch ihren Kopf nach einer Weile wieder an, als er begann ihre Schultern zu reiben. "Mir kann bei dir nicht kalt sein, wirklich nicht." Und genau was er da sagte machte ihr ja solche Angst. Sie sollte zwei Gesichter haben oder gehabt haben, aber sie war sich nicht sicher ob sie eines davon wirklich mochte. Gedanken begannen sich wieder in ihrem Kopf zu überschlagen, Gedanken an so vieles und sie wollte sie eigentlich lieber nicht zulassen, aus Angst etwas zu erfahren was nicht gut für sie wäre, nicht gut für sie beide.


    Seine Worte, diese Worten brannten sich tief in ihren Kopf und auch in ihr Herz ein. Ganz langsam drehte sie sich in seinen Armen zu ihm um und versuchte in dem spärlichen Licht in seinen Augen etwas zu lesen. Doch mehr als einen kleinen Schimmer konnte auch sie nicht sehen, denn im großen und ganzen war er einfach nur ein Schatten der vor ihr stand. Ein Schatten der dennoch Wirklichkeit war.
    "Wenn du mich liebst, dann bringe mich fort von diesem Ort. Nehem mich zu dir, dort hin wohin du wolltest, in deine Heimat. Ich komme mit dir aus freien Stücken, aber das muss geplant werden und nicht so überstürzt wie beim letzten mal. Lass es uns tun Rutger. So bald es geht. Ich liebe dich Rutger," flüsterte sie ihm zu und legte ihre Hände an seine Seiten.

    Sie stand da, ein junges Mädchen ohne Identität, und sah immer noch auf den Boden. Seine Worte gingen ihr durch den Kopf, aber sie wollte nicht glauben, dass sie von einem Fluch belegt war, schon gar nicht von einem Fluch von Rutger und davon schienen sie ja alle irgendwie auszugehen. Dieser Gedanke erschien ihr einfach zu lächerlich, aber ein anderer machte sich in ihr breit, denn was war wenn sie wirklich von einem Fluch besessen war? Aber nicht von Rutger sondern von dieser Frau. Sie war es sicher gewesen, doch hatte sie irgendwem eigentlich erzählt was alles geschehen war, was sie alles hatte erleben und durchleiden müssen? Alle waren so damit beschäftigt sich darüber zu freuen, dass sie wieder da war und den Gemanen zu hassen, aber irgendwie wollte keiner wirklich wissen was geschehen war.
    "ich glaube nicht, dass der Fluch von Rutger kommt, wenn ich denn wirklich von einem besessen sein sollte. Da war eine Frau, sie war verrückt und hielt mich für jemand anderen, naja ich hielt mich auch für diese Person, aber was ist wenn sie etwas damit zu tun hat? Rutger war es auf keinen Fall, denn ohne ihn würde ich nicht mehr leben, denn man wollte mich töten," flüsterte sie mit brüchiger Stimme und hob mitten im Satz ihren Kopf wieder an um ihren Onkel anzusehen. Ein leichter Schimmer tanzte in ihren Augen und sie hasste es, dass ihr einfach keiner zu glauben schien, wenn sie sagte, dass Rutger nichts böses wollte, dass sie ihm ihr Leben zu verdanken hatte. Ihre Hand wanderte an die Stelle an der man immer noch die frische Narbe sehen konnte, ein Makel den sie immer beibehalten würde von dem Sturz auf den Stein. "Ich habe Angst davor wieder die zu sein die ich war, auch wenn ich nichts mehr weiß, aber es macht mir Angst. Was willst du denn mit mir tun? Was genau wirst du machen wollen um mich von einem Fluch zu befreien?" Auch diese Antwort die sicher kommen würde davor hatte sie Angst und diese Angst spiegelte sich in ihren schimmernden Augen wieder.
    "Ich habe mich verloren aber ich weiß nicht ob ich mich wiederfinden will."

    Argos legte seinen Kopf schief und hächelte nachdem er noch einmal ausgiebig gegähnt hatte. Er war am überlegen ob es sich lohnen würde aufzustehen und den Mann zu begrüßen oder lieber auf dem kuscheligen Platz liegen zu bleiben und noch etwas weiter zu schlafen du schließlich entschied er sich dafür den Kopf wieder auf seine Pfoten zu legen und die Augen zu schließen.
    Arrecina hingegen beobachtete den Mann, sie erinnerte sich an ihn, schließlich hatte sie ihn ja auf dem Saturnalien Fest gesehen und ein Geschenk von ihm bekommen. Es fiel ihr immer noch schwer Worte zu finden die ihre Familie betrafen, da sie sich ja nicht erinnerte, aber sie begann dann doch etwas zu sagen. "Salve,……….Onkel…..Gracchus," brachte sie über ihre Lippen und wandte sich ihm ganz zu. Ihre Augen musterten ihn auf eine seltsame und doch vertraute Weise. Von oben bis unten betrachtete sie ihn und versuchte etwas zu finden was sie an früher erinnerte, aber da war nichts. Er war ein Gesicht unter vielen anderen,schwer einzuschätzen vom Alter her. Fast hätte sie begonnen zu seufzen als sie nur das Wort über ihren Vater hörte, denn es war ja klar, dass jemand kommen würde, der immer in ihrer Nähe sein würde, aber was sie sich nun anhören musste ließ sie ihre Stirn in Falten legen. Verwundert blickte sie ihm in die Augen und so ganz verstand das junge Mädchen auch nicht was er da eigentlich sagte.
    "Mein Vater sagte einmal ganz kurz etwas von einem Fluch und ich meinte zu ihm, dass das lächerlich ist und ich habe meine Meinung darüber sicher nicht geändert. Ich bin mit keinem Fluch belegt, das ist unsinnig. Ich habe mir den Kopf angeschlagen, da kann man doch nicht von einem Fluch sprechen," meinte sie leise und versuchte nur indirekt zu widersprechen. "Was hast du mit mir vor? Ist das nicht ein wenig weit her geholt? Ich meine ..... .....," Arrecina brach ab und sah von ihm weg auf den Boden. Ihr Blick schien einfach nur ins Leere zu gehen, als würde sie etwas suchen und doch nichts finden.

    Sie hielt das Messer immer fester zwischen ihren Händen und im Moment war sie wirklich bereit zuzustechen einfach nur so, dass sie dieses Gesicht nicht mehr sehen brauchte und vor allem diese fürchterliche Stimme nicht mehr hören musste. "Sag mir nicht wann ich mich beruhigen soll und wann nicht," zischelte das Mädchen die Frau an und kam einen weiteren Schritt näher, dass die Klinge gar nicht mehr so weit von ihr entfernt war. Warum war diese furchtbare Frau nicht endlich still? Warum provozierte sie sie so? "Sie ist keine Hexe sie ist eine Verrückte," verbesserte Arrecina den Sklaven und griff sich kurz an ihren Kopf. Immer wieder öffneten und schlossen sich ihre Finger um den Griff des Messers und sie war sich nicht sicher was sie machen sollte, denn auf der einen Seite war der Drang sehr groß, dass sie einfach zustechen wollte und auf der anderen Seite konnte sie das nicht einfach machen.


    Als die Sklavin eintraf ruckte sie mit ihrem Kopf auf die Seite und sah Olivia und die Phiole an. Sie musste diese haben. "Hör nicht auf diese Frau und gib mir einfach die Phiole und danach bist du frei und kannst gehen wohin du willst oder willst du bei dieser Frau bleiben die dich verachtet?" Ihr wurde schwindelig und sie wankte einen kleinen Augenblick, konnte sich aber wieder fangen. "Gib es einfach her," sagte sie in einem mittlerweile schwächeren Ton und sie musste ihre Augen zusammenkneifen um sich unter Kontrolle zu bekommen. "Halt endlich den Mund." Arrecina drehte langsam durch wenn sie nur die Stimme der Frau hörte und das Messer zuckte schon wieder in ihrer Hand.

    Starr blickte sie nach draußen durch das kleine Fensterchen. Sie hatte ziemliches Herzklopfen, wollte endlich wissen was wirklich geschehen war, wollte aus dieser Starre endlich entfliehen. Das was sie im Moment führte war doch kein Leben, zumindest nicht ihr Leben, denn sie fühlte sich wie eine Gefangene in sich selber. Sie wollte ausbrechen aber war eingeschlossen und hatte keinen Schlüssel der diese Tür in die Freiheit öffnen würde. Arrecina drehte sich nicht zu dem Sklaven, dem Germanen um sondern beließ ihren Blick dort wo er war. Als sie ihren Kopf etwas neigte rutschten ihre Haare nach vorne und eine Strähne bedeckte ihr rechtes Auge ein wenig. "Es hört sich wunderschön an was du da erzählst. Was hindert dich dran es mir zu zeigen?" fragte sie ihn in einem rauen Flüsterton und drehte ihren Kopf erst dann ein wenig, als seine Hand ihren Arm berührten. "Nein mir ist wieder warm, ich bin hier bei dir," bekam sie wieder nur dieses Flüstern hervor und genoss es als er sie richtig in seine Arme nahm und sie sich ein wenig an ihn lehnen konnte. Ein kaum hörbarer Seufzer entrang sich ihrer jugendlichen Kehle und sie schloss ihre Augen und spürte ihn einfach nur.


    "Du sprichst in Rätseln für mich, wann warst du denn grob zu mir? Was ist geschehen, dass alles so ist wie es ist?." Sie schluckte als er weiter sprach, dachte sie doch er wolle etwas ganz anderes sagen. Arrecina hob eine ihrer Hände und legte sie auf seinen Arm, der sei fest und sanft umschlungen hielt. "Um was möchtest du mich bitten Rutger?"

    Das Fenster nach draussen schien ihr bester Freund geworden zu sein, denn wenn sie hier in ihrem Cubiculum war, dann stand sie die meißte Zeit über an dem Fenster und sah hinaus. Meißt war der Himmel immer trüb wie auch heute und es passte meißtens zu ihrer Stimmung die sie hegte. Argos, der kleine Hund den sie geschenkt bekommen hatte lag in ihrem Bett und schlief. Er war immer für sie da und sie mochte den kleinen sehr und war froh ihn bekommen zu haben. Immer noch dachte sie über die Worte von Rutger nach, über das was geschehen war und das was noch alles geschehen würde, denn sie wusste es ja nicht.
    Jäh wurde sie durch ein Klopfen aus ihren Gedanken gerissen, auch wenn es einen Moment dauerte bis sie es bemerkte und auch Argos seinen Kopf etwas verschlafen anhob und gähnend auf die Tür schaute. Langsam drehte Arrecina ihren Kopf zur Seite "Ja? Die Tür ist offen," sagte sie und rechnete damit, dass es wieder ihr Vater sein würde.

    Verwirrt ließ sie sich einfach mitziehen, folgte ihm wie ein kleines Kind welches ihrem Bruder folgte. Sie wusste nicht auf was er alles hinaus wollte,denn sie konnte nicht verstehen, dass es so wichtig war wie sie sich kennen lernten. Irgendwie wollte sie auch nicht mehr wissen was geschehen war. Sie hatte noch größere Angst davor, als davor im ungewissen zu bleiben. Die Tränen versuchte sie mit aller Macht zurückzuhalten, aber dennoch liefen sie wie sie wollten, aber stumm. An dem Stall konnte sie auch nichts bekanntes finden, aber das war sie ja schon gewohnt. Langsam betrat sie ihn hinter Rutger und blieb dann stehen.
    Das Scharren von Hufen und hin und wieder das Summen von Fliegen und die ganzen Geräusche die die Pferde machten hatte etwas beruhigendes an sich.
    Als er sie dann zu dem Hof drehte und sich dicht hinter sie stellte konnte sie nicht anders als sich etwas gegen ihn zu lehnen um ihn zu spüren. Die Worte die sie dann hörte machten ihr wieder Angst. Sie blickte genau auf den Baum und versucht sich zu erinnern. So sollte sie also sein? Sklaven so behandeln, denn es hörte sich nicht nett an. Es tat ganz schön im Herzen weh das zu hören und sie wollte es nicht mehr hören.
    "Habe ich das wirklich gesagt?" fragte sie traurig und genoß den kurzen Moment seiner Hand an ihrer Wange auch wenn es nur wenige Sekunden andauerte.
    "Hmm jaa," meinte sie zum Hochklettern und drehte sich dann zu dem Aufstieg um nachdem er sie losgelassen hatte. Arrecina wirkte nun viel nachdenklicher als noch eben und begann dann mit dem Aufstieg und krabbelte dann oben auf den Vorsprung wo man sie auf der Stellle nicht bermeken würde.

    Was hatte sie denn nun getan, dass er so reagierte? Was hatte sie denn falsch gemacht? Sie schien nicht weniger erschrocken als er zu sein und spürte wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete der mit jeder Sekunde die verstrich immer größer wurde. Er schien sich mit einem mal immer weiter von ihr zu entfernen, aber sie hatte ja niemanden anderen und sie meinte ihre Worte sehr ernst und ihr war es egal wer sie gewesen war. Sie würde mit ihm kommen, denn die alte Arrecina gab es doch nicht mehr, oder sollte sie sich da täuschen und sie wartete nur wieder darauf an die Oberfläche zu kommen? Im Moment konnte sie sich das nicht vorstellen, sie konnte doch nicht so anders gewesen sein als jetzt auch. Betreten sah sie auf den Boden, fühlte sich sogar schuldig obwohl sie doch nichts dafür konnte.
    "Ich bin immer noch ich Rutger. Daran ändert auch nichts die Tatsache, dass ich mich nicht mehr erinner. Du bist doch auch noch der, der du bist und du warst die ganze Zeit bei mir. Ich weiß zum Beispiel, dass ich dich hassen sollte, aber gleichzeitig tu ich es nicht sonst wäre ich nicht hier." Sie hatte fürchterliche Angst, dass er sie einfach alleine lassen würde, jetzt und für immer, dass alles was sie verband sich einfach in Luft auflösen würde.
    "Nein, nein, nein ich möchte mit dir kommen, ich möchte es wirklich. Ich bitte dich das zu glauben." Ihre Augen suchten seinen Blick versuchten ihn festzuhalten damit er sie anblickte, damit er ihr glaubte, doch er wandte sich ab und sie spürte einen tiefen Stich in ihrem Herzen. Wie sie dieses Leben auf einmal doch verfluchte, und wie sie es hasste.


    Tränen machten sich langsam in ihren Augen breit und sie fühlte sich einfach als hätte man sie mit einem Fluch belastet. Zu gerne wollte sie sich erinnern und gleichzeitig hatte sie Angst davor, Angst dass sie Dinge erfuhr die man besser vergas. "Ich sagte nicht, dass ich dich kenne, aber ich könnte dich neu kennelernen," flüsterte sie und griff fest um seine Hand, als er sie nahm und folgte ihm. Ihr Herz war immer noch schwer, denn sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass noch etwas geschehen würde.

    Arrecina ließ erst einmal so einige Küsse über sich ergehen nach denen sie sich schon die ganze Zeit so unendlich gesehnt hatte, bevor sie ihm antwortete. "Ich kann mich nicht erinnern was geschehen ist , ich weiß nicht wer ich bin, das macht mir Angst. Ich habe Angst vor mir und meiner Familie, denn ich kenne nur dich wirklich. Nur dich! Ich vertraue dir, aber niemandem anderen," flüsterte sie ihm zu, während sie ihn und seine Nähe einfach nur genoß. Ihr schien in seinen Armen einfach nur schwindelig zu werden. Ja sie glaubte sogar zu schweben, als würde sie versuchen in den Himmel aufzusteigen, es war einfach ein wundervolles Gefühl und es schien als würde nur Rutger dies auslösen, aber da gab es noch etwas, sie wusste nur nicht was.


    Immer wieder seufzte sie leise auf und lehnte ihren Hinterkopf an die Statue. Sie konnte ihr ein klein wenig Halt geben damit sie nicht einfach abrutschte. Er machte sie ja vollkommen verrückt und deswegen fragte sie sich warum es nur so falsch war mit ihm zusammen zu sein, war er doch die einzige Person die sie hier wirklich zu kennen schien, alle anderen Waren Gesichter ohne Namen. Die Hitze stieg ihr langsam ins Gesicht und tauchte ihre Wangen in ein zartes rosa und sie spürte nicht einmal mehr die Kälte die an ihr zog. Jede Berührung von diesem Mann brachte das Blut unter ihrer Haut zum kochen.


    "Angefangen? Hat es das da wirklich? Wie? Bitte erzähle mir von mir, sage mir wer ich bin! Ich muss es einfach wissen, ich muss es!" Wieder war da der kurze flehende Blick von ihr an ihn und dann dieses zustimmende Nicken, dass sie mit ihm kommen würde egal wo er hinwollte, doch grade in diesem Moment brannte noch etwas in ihr, deswegen zog sie ihn dicht an sich und küsste ihn noch einmal.

    Arrecina blickte die Frau an und auch Rutger wie er sie festhielt. Diese tausend Namen wie sie genannt wurde machten sie wahnsinnig. Sie konnte sich nicht mehr konzentrieren und hörte immer wieder Arrecina….Lavinia…Arrecina…..Lavinia…..vor ihren Augen vermischten sich diese Namen zu einem großen Ball der versuchte sie zu erschlagen. Sie wusste, dass das alles nicht real war, aber sie kannte ja nicht die Wirkung des Stechapfels, welches sie getrunken hatte. Sie kniff ihre Augen zusammen und versuchte gegen diese Halluzinationen anzukämpfen und öffnete sie immer wieder. Rutger wurde wieder das Monster dann war er wieder er, die Frau wurde zu einer verzogenen Fratze, dass das Wasser zu Eis gefrieren würde wenn es das so einfach könnte. "Schweig endlich du Irre," flüsterte sie und rieb sich über die Augen. Sie wurde wahnsinnig wie diese Frau kam es ihr in den Sinn und gleichzeitig fühlte sie sich so elend, dass sie meinte gleich auf der Stelle sterben zu müssen.


    Ja das Messer, er hatte Recht. Langsam kam sie näher und umschlang die Hand der Frau, die sich so knochig anfühlte als würde sie einen Stock in die Hände nehmen und als sie hinabblickte hatte sie einen hölzernen Arm in der Hand und hätte beinahe aufgeschrieen wenn die Bilder nicht auf der Stelle wieder verschwunden wären. Sie durfte sich nicht beirren lassen und griff nach dem Messer und zog sich damit einen Schritt nach hinten zurück. Sie glaubte, dass Blut an dem Messer zu sehen auch wenn keines dran war.


    "Schweig endlich!" fuhr sie die Frau nun barsch an. "Ich weiß nicht von was du sprichst, aber du wirst mir das Gegenmittel geben!" Tränen glitzerten in ihren Augen auf und sie sah den Mann an der sie hielt, kam dann ganz langsam wieder näher und richtete die Spitze des Messers auf die Frau. "Von Anfang an hast du geplant mich zu töten. WARUM?"
    Das Messer zitterte in ihrer Hand und die Spitze zeigte weiterhin auf die Frau und sie wollte das Messer auch nicht wo anders hinhalten. Sie brauchte das Gegenmittel.

    Wieder war es ein Geräusch was sie aufblicken sah und dieses mal wusste sie einfach, dass es kein Tier und nichts anderes war. Sie hatte seine Anwesenheit einfach gespürt, als wären sie miteinander verbunden und irgendwie waren sie es auch nach der ganzen Geschichte die angeblich so schlimm begonnen hatte. Arrecina hatte bis jetzt immer noch nicht ganz glauben wollen, dass er sie entführt hatte. Er war doch viel zu liebevoll zu ihr als, dass er ihr etwas antun konnte. Vielleicht wäre es auch einfach besser für jeden wenn sich das Mädchen niemals mehr an ihre Vergangenheit erinnern würde.


    Ihre Augen begannen bei seinem Anblick zu leuchten und nur zu gerne fiel sie ihm in die Arme und schloss ihre um ihn herum. Leise seufzte sie vor Glück auf ihn endlich wieder bei sich zu spüren und wollte an keine der vielen Gefahren denken die auf sie beide lauerten. "Ich bin so froh, dass du hier bist. Ich habe dich auch vermisst. Die ganze Zeit wo wir getrennt waren, ich konnte immer nur an dich denken und an das was man die vielleicht antun würde." Seine Küsse brannten auf ihrer Haut im Gesicht und fühlten sich einfach wundervoll an. "Bitte lass mich nicht mehr gehen, bringe mich weg von hier. Ich habe solche Angst, ich habe solche Angst vor der Vergangenheit. Rutger ich weiß einfach nicht wer ich bin und ich weiß nicht ob ich es überhaupt wissen will." Flehend blickte sie ihm in die Augen und versank in diesen einfach. Sachte stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen um dem großen Germanen einen sanften Kuss auf die Lippen zu geben.

    Es war als würde ihr das Blut in den Adern gefrieren und ihr Herz stillstehen. Ihren Schrei hörte sie gar nicht und auch bemerkte sie es nicht wo sie aufhörte und das Monster einfach nur, starr vor Schreck, anstarrte. Sie konnte sich einfach nicht bewegen, war einfach unfähig dazu und musste den Anblick des Wesens über sich ergehen lassen. Es war grausam, schrecklich und sie bemerkte einfach nicht, dass es nicht echt war. Arrecina fühlte sich wieder seltsam benebelt, wie als würde sie in einer anderen Welt stehen. Als das Wesen sie berührte hätte sie am liebsten wieder geschrieen aber sie konnte nicht. Gut es war nicht echt, das hatte sie nach langem hin und her endlich begriffen, aber es war bedrohlich, denn es wollte sie, es trachtete nach ihrem Leben wie diese Verrückte hinter ihr. Arrecina versuchte sich zu wehren aber sie war zu schwach und brachte nichts weiter als eine leichte Handbewegung zustande. Entsetzen stand in ihren Augen, in ihrer ganzen Körperhaltung, doch dann sah sie diese Augen. Sie kannte sie, aber glaubte, dass ihre Sinne ihr doch einen Streich spielen mussten. Wie sollte er?........Seine Stimme riss sie aus ihrer schützenden Welt und sie entspannte sich ein klein wenig, aber nicht wirklich viel.


    Es war kein Monster, es war niemand der sie töten wollte,es war Rutger. Doch sie konnte sich nicht freuen als sie die Stimme von dieser Frau hörte, als sie mit anhören musste was sie sagte, was sie mit Arrecina gemacht hatte. „Was?“ fragte sie entsetzt und drehte sich ein wenig um sie anzusehen? Ihr drehte sich der Magen und sie wollte nicht glauben was sie da gesagt hatte.


    Sie ließ Rutger machen, sah das blitzende Messer in ihrer Hand und dann den schützenden Körper von Rutger vor sich,doch ihre Gedanken waren nicht anwesend. Sie würde sterben? Sie hatte es von Anfang an geplant sie zu töten? Arrecina griff sich an den Kopf und versuchte wieder Ruhe zu bewahren und nicht in Panik auszubrechen, aber das war leichter gesagt als getan. „Hmm?“ sie sah zu Rutger wie er die Frau festhielt und seine Frage, diese brauchte etwas länger bis sie in ihrem Kopf angekommen war. Voller Hass blickte sie die Frau an, dann in das Gesicht von Rutger und wieder zurück zu der Frau. Sie wollte nicht, dass er Blut an seinen Händen kleben hatte, wollte nicht, dass sie sich beide auf die Stufe mit dieser Frau stellten und doch hatte sie den Tod verdient. Ganz langsam kam sie näher und ihr Blick war undeutbar fast unheimlich. „Ich weiß nicht was man mit ihr machen sollte. Vielleicht sollte sie eine ganze Kanne ihres Weines trinken und dann elendig zu grunde gehen,“ flüsterte sie. Der Wind hatte etwas aufgefrischt und auch der Regen nahm wieder zu und floß an ihrem Gesicht enlang wo sich wenige Haarsträhnen drinne verfingen.

    Irgendwann hatte sie es nicht mehr ausgehalten und sich auf dem Fest verabschiedet und gesagt, dass sie sich in ihr Zimmer zurückziehen würde. Es war ja schon spät und dunkel allemale, da war es klar, dass ein Mädchen irgendwann schlafen gehen würde, doch wollte sie das nicht nutzen und anstatt in den Gang zu gehen wo ihr Zimmer lag schlug sie den anderen ein um direkt in den Garten zu gelangen. Sie mochte den Garten hier, denn hier war es immer ruhig und im Moment brennten verschiedene Tonschalen und Fackeln und gaben der Umgebung ein schaurig schönes Aussehen auch wenn es sie an bestimmte andere Momente erinnerte die sie lieber freiwillig vergas als daran zu denken.


    Arrecina war aufgeregt als sie den kleinen Weg entlang ging, der im Sommer immer von Blumen umrungt war. Es war unklug gewesen keinen Umhang zu nehmen, denn das hätte sie schlscht erklären können und so spürte sie auf der Stelle die Gänsehaut auf ihren Armen und wie sich die kleinen Härchen in ihrem Nacken aufstellten. Ihr Atem bildete kleine Rauchwölckchen die gen Himmel aufstiegen und sie bewegte sich leise und langsam zu der Statue hin konnte aber niemanden erkennen. Ganz langsam drehte sie sich einmal im Kreis, aber Rutger war nirgends zu sehen.


    Etwas schnürrte ihr die Kehle zu und sie hatte Angst, dass man sein Geflüster gehört hatte oder er es einfach nicht schaffen würde vom Fest sich zu entfernen, aber warum machte sie sich nur solche Sorgen? Sie war schließlich als erste verschwunden und so konnte er ja nicht der erste hier sein und auf sie warten. Sanft fuhren ihre Finger über die Statue und sie spürte auch deren Kälte. Überall war Gestrüpp und es wirkte alles unheimlich und sie zuckte immer wieder zusammen wenn sie leises Gekruschel hörte was von Mäusen und anderen kleinen Tieren stammte.

    Sie versuchte sich abzulenken, aber sie wollte es nicht schaffen und ihre Blicke wanderten immer wieder zu diesem Sklaven. Es waren Momente die einen irre werden ließen, denn er war nun einmal der Einzige dem sie vertraute und er schien es zu wissen. Als er sich bewegte, denn sie beobachtete ihn ja förmlich, und dann immer näher kam und etwas fallen ließ hielt sie ihre Luft an und versuchte unbeteiligt zu wirken. Ihr Herz begann auf der Stelle schneller zu schlagen und sie vergas einfach alles um sich herum, nichts zählte mehr, ausser das was er grade von sich gab. Bei den Göttern er wollte sie wieder sehen.
    Im Garten, später……sie wurde blass und dann färbten sich ihre Wangen wieder rötlich. Arrecina schloss ihre Augen, das würde nicht auffallen aber sie dachte nach und freute sich auf später, endlich hatte dieser Tag noch seine gute Seite, endlich würde sie ihn sehen, spüren und mit ihrem reden. Nur hoffte sie, dass es niemand merken würde.
    Sie fragte sich wie sie das hier noch aushalten sollte, aber sie würde sich später einfach damit entschuldigen, dass sie auf ihr Zimmer wolle und stattdessen würde sie in den Garten gehen.

    Rennen, rennen, rennen, war der einzige Gedanke den sie hatte. Sie musste es hier raus schaffen, irgendwie musste sie diese Villa verlassen und hier raus kommen. Die Frau schien ausser sich zu sein und sie wollte ihren Zorn nicht spüren, schien sie doch nicht mehr bei Sinnen zu sein. Ihr Herz war kurz davor zu zerspringen und sie wusste nicht wohin sie rannte, sondern wählte immer wieder wahllos eine Richtung aus, konnte nicht einmal an Rutger denken sondern nur daran, dass sie hier weg musste. Die Luft brannte in ihren Lungen und zu ihrem Pech blieb sie an einer Ecke hängen und riss sich die Tunika auf, aber das spürte sie schon gar nicht mehr, denn alles was zählte war einfach nur die Flucht hier wegzukommen.
    Sie rannte so schnell ihre Füße sie trugen die unendlichen Gänge entlang hielt sogar hin und wieder an einer der Türen, doch sie waren alle verschlossen. Warum waren in einem Haus die Türen verschlossen? Zeit darüber nachzudenken hatte sie nicht, denn sie musste weiter.


    Plötzlich war sie draussen und die kühle Regenluft stieß ihr entgegen. Erfrischend und beängstigend war es, doch sie durfte hier nicht verweilen auch wenn sie die kleine Pause nutzte um einmal tief Luft zu holen und dann wieder weiter zu laufen. Immer wieder stolperte sie und musste aufpassen, dass sie nicht gänzlich das Gleichgewicht verlor. Durch den Regen waren überall Pfützen durch die sie lief und sich nass und schmutzig machte, auch regnete es immer weiter und ließ die Tropen an ihrem Gesicht entlangfließen, wie kleine Tränen, doch sie weinte nicht sondern strengte sich an in dieser Dunkelheit etwas zu erkennen bis sie den Lichtschein wahr nahm und drauf zusteuerte. Instinktiv bewegte sie sich zu diesem Schein. Die Geräusche so unwirklich und doch da machten sie wahnsinnig, doch sie durfte nicht stehen bleiben wusste sie doch, dass da jemand war, oder war es etwas.


    Panik machte sich in ihrem Innersten breit und wurde immer schlimmer. Dann hörte sie etwas wie Schritte und sie versuchte sich an den Steinwänden und den Büschen und Pflanzen zu verstecken, doch als sie die Stimme dieser Frau hörte presste sie ihre Augen zusammen und biss sich auf die Lippen. Bitte, bitte, bitte jammerte sie in Gedanken, dann öffnete sie ihre Augen und begann zu schreien ….. …….. dieses Wesen stand direkt vor ihr.