Beiträge von Publius Annaeus Domitianus

    Meine Gesichtsmuskeln spannten sich an, die Faust zitterte. 'Unverbesserlicher !' dachte ich, 'Was wird aus Dir noch geschehen ! Verloren bist Du eh !'


    Dann packten mich aufeinmal zwei Leibwächter. Geistesgegenwärtig schüttelte ich mich ab und sprach zu dem Helvetier


    "Vale, Helvetius ! Für wahr, ich habe mich nicht in Dir getäuscht."


    Ich ließ offen, was ich damit meinte. Ruckartig drehte ich meinen Oberkörper herum und verließ in schnellen Schritten das Atrium, daß allein der Wind mir folgen konnte.

    Während der Ansprache des Helvetiers blieb ich gelassen. Ich verspürte tiefe Verachtung für diesen Mann, umsomehr schmerzte es mich, daß ausgerechnet Laevina die Frucht seiner Lenden sein sollte. Ich konnte es nicht ertragen und ich wollte sie lieber heute als morgen aus den Klauen ihres Vaters befreien.
    Meine Augen folgten den raschen Schritten des Hausherrn. Die Mundwinkel zeigten keinerlei Regung. Sie spiegelten eine Strenge wider wie der Lehrer sie vor dem Schüler zu benutzen pflegte.


    "Ich bin ein Ehrenmann, Helvetius. Als Diener der Götter habe ich mich in dein Haus gewagt. Aufrichtig schilderte ich Dir meinen Beweggrund, obwohl ich wußte, daß ich mich dadurch direkt in die Höhle des Löwen begebe.


    Du vermisst die Leidenschaft in meinen Worten ?"


    Die Frage klang provokativ und und mit einer Portion Arroganz in der Stimme vorgetragen.


    "Leidenschaft offenbart sich auf vielerlei Wegen. Die einen lässt sie beseelt vor lauter Dummheit und widersinnigen Idealismus ins Verderben stürzen, die anderen bewahrt sie davor.


    Ich werde von Dir keine Antwort erhalten, dessen bin ich mir nun klar. Dessen war ich mir schon vorher bewusst und dennoch suchte ich Dich auf, denn ich hoffte. Hoffnung ist auch eine Leidenschaft. Sie projeziert Wünsche und Träume, Ideen und Gedanken."


    *winkt ab*


    "Oh, ich bin sicher, Du weißt wovon ich rede. Und auch wenn es bedeutet, daß ich Laevina nie mehr wiedersehe, ich werde diese Stadt verlassen. Ich werde Dir nicht mehr in die Quere kommen, so wie ich Dir schonmal in die Quere gekommen bin. Doch eines möchte ich Dir noch sagen, ich hoffe, Du hast meinen Diener Mephisto nicht sehr gequält, ehe er sterben mußte."

    "Deiner Tochter würde nichts geschehen. Dafür verbürge ich mich."


    Ich wurde aufeinmal unsicher. Konnte ich diesen Menschen so einfach mit der Wahrheit konfrontieren ? Blieb mir überhaupt noch etwas anderes übrig ?


    Ich fasste den Entschluss.


    "Ich hege tiefe Bewunderung für Deine Tochter, Helvetius ! Nie würde ich sie spüren lassen, was der Vater verbrochen hat."

    "Nun, ungewöhnlich ist daran nichts." gab ich lächelnd zur Antwort.


    "Sie berichtete mir von ihr, wer sie sei, von ihrer Familie, - von ihrem Vater."


    Ich hielt inne. Ich wartete einen Moment ab, ehe ich fortsetzte.


    "Sie erzählte, daß sie auf Reisen geht, fort von Corduba." Sie schien unglücklich, so dachte ich, und etwas verwirrt. "Ich erhoffte mir von Dir Informationen, wo sie hingegangen."

    Ich hielt mich auf Distanz und versuchte den wie aus heiterem Himmel erregten Hausherrn abzuschütteln. Ich hatte kein Verlangen danach körperlich tangiert zu werden. In anftmütigen Tonfall antwortete ich


    "Ich traf sie bei den Tempeln. Sie wollte ein Opfer darlegen, und ich half ihr dabei !"


    Daß ich Sacerdos war, daß konnte man an meiner Kleidung erkennen. Doch ich verschwieg, aus welchem Grund Laevina geopfert hatte.

    Ich fasste mich kurz.


    "Es geht um Deine Tochter, zumindest hörte ich, daß sie deine Tochter sei."


    Ich hielt inne, und wartete seine Reaktion ab. Wie würde er reagieren ? Wie war er auf das Thema zu sprechen ?

    Die Stunden des Wartens, eine Ewigkeit, glichen den Qualen des Tartaros. Ich begann zu zweifeln. War es das richtige gewesen, hier zu erscheinen ? War es nicht, daneben es überaus gefährlich war, auch sehr dumm von mir gewesen ? Was würde ich überhaupt anrichten können ?


    Ich überlegte, ob ich nicht wieder gehen sollte. Es wäre alles nur ein Versehen und halb so wild. Gelegenheiten würden sich auch anders bieten. O dieses Warten ! Sicher gehörte es zur Taktik, eine Zermürbungstaktik. Den Gegner im Ungewissen und ihn unruhig werden lassen.


    Wer weiß, wahrscheinlich befand sich Helvetius Sulla während der ganzen Zeit in der Casa, irgendwo im ersten Stock, ehe er den richtigen Zeitpunkt fand, um hinunter zu gehen.
    Als es dann schließlich soweit war, kam jener und begrüßte mich.


    "Salve Helvetius ! Ich hörte, Du seist ein Ehrenmann. Ein wahrer Römer von edler Abstammung. Für einen Römer wiegt das Wort Ehre viel, Verrat ist ihm zuwider. Deshalb war ich auch nicht unentschlossen, als ich entschied, Dich zu besuchen, nicht weniger, da mein Anliegen persönlicher Natur ist."

    Wie ich hier hergekommen war, wußte ich selbst nicht. Aufeinmal stand ich vor dem Anwesen des Helvetius Sulla in einem der nobleren Viertel Cordubas. Die Eingangspforte war von zwei grimmigen Milizionären bewacht, und ich spürte wie mich mein Mut langsam verließ.


    Mit dem Versuch so gelassen wie möglich zu wirken, schlenderte ich auf die beiden bewaffneten Krieger zu.


    "Salvete milites ! Ich wünsche Appius Helvetius Sulla zu sprechen. Ist das möglich ?"

    Ich sah das junge Mädchen und ich spürte eine stärkere Abneigung, der das Kind, kaum hatte er es gesehen, abschieben wollte in die Ferne. Aber sein Schicksal war ohnehin besiegelt. War es da nicht vernünftig die eigene Tochter in Sicherheit zu bringen ?


    "Ich will nicht, daß er auf meine Ankunft vorbereitet ist. Doch du, Helvetia, widersetze dich nicht dem Wort deines Vaters. Sei eine gute Tochter ! Er will doch nur dein Bestes."


    Mit diesen Worten bereitete ich mich darauf vor, mich von ihr zu verabschieden. Ich mußte los und der Weg durch die Stadt war nicht klein.

    Zitat

    Original von Caius Octavius Cato
    Der Proconsul hat mich nach Zahlung des Geldes auf das Provinzkonto in den Ordo erhoben, wie es ihm zusteht.


    Ob es ihm zusteht, weiß ich nicht. Du warst ja nie Magistrat von Tarraco. Daher ist eigentlich deine Erhebung nichtig. ;)

    Zitat

    Original von Caius Octavius Cato
    Historisch gesehen, waren aber alle höheren Persönlichsten (Grundbesitzer, Händler usw.), also die die Geld hatten, im Ordo Decurio vertreten.


    Wenn ich mir deine WiSim Balken so ansehe, bezweifle ich, daß du Geld hast. ;)



    Zitat

    Original von Publius Decimus Lucidus
    Lesen wir mal den Artikel in der wiki:


    Ich schließe daraus: Jede Stadt regelt ihren Ordo Decurionum und den Zugang zu diesem selbst, ergo kann auch niemand aus einer anderen Stadt kommen, wo er bereits im Ordo Decurionum ist und in dieser anderen Stadt auch den Ordo Decurionum für sich reklamieren. ;)


    Zitat

    §2 Mitgliedschaft
    (1) Ein römischer Bürger Hispanias wird in den Ordo Decurionum aufgenommen wenn er
    a.) zum Magistratus einer Stadt Hispanias bestellt oder gewählt wurde.
    b.) ein Standesgeld von 1000 Sesterzen bei seiner Stadt hinterlegt


    Naja, der Ordo Decurionum in Spanien ist zur Zeit quasi ein Provinzadel und kein Stadtadel. Daß der Ordo Decurionum aber ein Stadtadel ist, das ist unbestritten.
    Aber auch dort steht, daß man die Magistratur einer hispanischen Stadt bekleidet haben muß.

    Es ist simon Ausgestaltung zu entscheiden, wer jeweils in den Ordo Decurionum aufgenommen wird, aber was "Ordo Decurionum" eigentlich ist, steht doch nicht zur Disposition ?


    Der Wiki Artikel bestätigt mich da doch in meiner Auffassung.


    Ich bin nur etwas verwundert, weil der amtierende Magister Officiorum des Proconsuls von Hispania bspw zum Ordo Decurionum der Stadt Tarraco gehört, obwohl er niemals das Duumvirat Tarracos, geschweige die Magistratur, bekleidet hat.
    Und Magister Officiorum ist mE kein Rang, der zur Aufnahme in den Stadtadel berechtigt.

    Ich wurde aufeinmal wieder etwas ernster.


    "Nein. Erzähl ihm nichts !" sagte ich entschlossen.


    Sie stellte viele Fragen. O wie zart ihre dünne Stimme doch in meinen Ohren klang !


    "Ich lernte ihn in den Thermen kennen." gab ich kurz zur Antwort.


    Das war noch nichtmal gelogen. Auch wenn "kennen" etwas übertrieben war, außerdem lag diese Begegnung schon Monate zurück. Er würde sich kaum noch an mich erinnern.

    Sachte hebe ich ihr Kinn und sehe ihr dabei verständnisvoll in die Augen. Ein Lächeln umspielt meine Lippen.


    "Ich lebe schon so lange in Corduba, ich weiß gar nicht, wann ich das letztemal etwas anderes sah."


    Ich atmete schwer.


    "Ich werde mit deinem Vater reden."

    Was fiel ihr ein, mich derart anzufahren ? Mich, einen Diener der Götter. Sie hatte wahrlich Mut.
    Der Hauch des Windes, die sanfte, wenn auch kurze Berührung ihrer Haut, lässt den Groll schnell entweichen. Die Angespanntheit der Gesichtsmuskeln schwindet.


    "Ja, ich kenne ihn." sprach ich mit stoischer Ruhe.


    Wer kannte ihn nicht. Doch mehr war ich nicht in der Lage zu sagen. Sie wußte, wer ihr Vater ist, genauso wie ich es wußte. Doch es war überflüssig, es zu sagen. Womöglich würde Sie es sich auch gar nicht eingestehen.


    Beinahe traurig sah ich sie an, nachdem ich ihr geantwortet hatte.

    Beinahe bemitleidend sah ich zu Helvetia hinunter.


    "Du hast in der Tat ein schweres Schicksal erfahren. - Oft stehen die Götter denen Menschen am nächsten, denen sie die größten Lasten aufbürden."


    Ich hielt inne.


    "Sei unbesorgt. Die Götter haben für dich rosigere Zeiten vorgesehen. Sie werden dich entschädigen."


    Ich setzte meinen Schritt fort richtung Tempelausgang. Währenddessen fragte ich sie


    "Verlassen ? Wohin wirst du gehen ?"

    Ich blieb starr, rührte mich nicht. Ja, beinahe könnte man behaupten, ich verkrampfte. Wie konnte man nur eine solche Naivität und Sturrheit besitzen ?
    Doch ich schrieb es der Blindheit vor Liebe zu ihrem Vater und zu ihrer Familie zu, daß sie die Fakten nicht anerkennen wollte. Helvetius Sulla war ein Verbrecher, ein Verräter am Antlitz des Kaisers, jemand, der sich gegen die Götter stellte.


    Besänftigend versuchte ich auf sie einzuwirken.


    "Sei unbesorgt ! Die Götter behüten die Gens Helvetia, und Dich..."


    Der Name ihres Vaters kam mir nicht über die Lippen.


    "Vertraue darauf ! Doch was ist passiert, daß die Götter Dir deinen Vater wiedergaben ?"


    Ich wurde neugierig.