Beiträge von Duccia Clara

    Zusammen mit dem netten schwarzen Sklaven, der, wie ich inzwischen erfahren habe, Leone hieß, betrat ich
    nun das gemütliche und schön eingerichtete Zimmer, das für mich schon vorbereitet war. Ich sah mich
    um und war von der Eleganz der Einrichtung sehr beeindruckt. Und mein Gepäck war auch schon da...


    "Danke, Leone, ich brauche zuerst nur noch etwas Ruhe, bin sehr müde ..."


    sagte ich mit einem freundlichen Lächeln und entließ den Sklaven. Danach ging ich zum Fenster, machte es auf und betete leise ...

    Mit Genugtuung hörte ich Corvinus aufmerksam zu und nickte nur ab und zu zustimmend:


    "Du hast Recht, das Leben muss weiter gehen ... klingt banal, aber wahr ..." ich holte tief Luft -
    "und ich bin Dir unendlich dankbar für Deine Gastfreundschaft und ... und für Deine Freundschaft ...
    mögen die Götter immer auf Deiner Seite sein, Aurelius Corvinus ... "


    Als er aber seinen Neffen erwähnte, wurde ich ein wenig nervös. Wird dieser Aurelius Ursus sich nun wirklich
    freuen, sich mit einer fremden und dazu noch etwas schwermütigen Person zu beschäftigen ... ich seufzte nur ...
    Dann sah ich Corvinus bescheiden an und, durch seine Worte ermutigt, berührte leicht seine Hand und lächelte ihn dankend an


    "Nun, es klingt beruhigend, ich hatte noch niemals einen Patron gehabt, aber jetzt, wo ich ganz alleine auf dieser Welt bin, dachte ich, dass
    ich einen brauchen würde ... , aber ich möchte jetzt auf keinen Fall Deine Zeit noch mehr in Anspruch nehmen, wir
    können natürlich später darüber reden ... , es ist wahr, ich muss mich zuerst erholen ..."


    in der Tat, war ich mit meiner Kraft am Ende ...

    In seinen Augen sah ich ein aufrichtiges Mitgefühl und sprach weiter:


    "Für Deine Teilnahme bedanke ich mich sehr, doch ich musste noch zwei Verluste erleiden ..." und ich seufzte tief -


    "Ein paar Jahre später, nachdem Regulus die Britannia verlassen hat, heiratete ich ... Duccius Damian ... nun, er
    kam auch ums Leben und mein Vater ... ja, meinen geliebten Vater habe ich auch verloren ..."


    Auf einmal wurde mir sehr kalt ... Ich fühlte mich sehr einsam und verlassen ...

    "Ja, sie sind alle von mir weg gegangen und vergaßen einfach mich mitzunehmen ..."


    sagte ich leise und machte die Augen zu, um meine Tränen zurückzuhalten ...
    Dann vernahm ich wieder Corvinus weiche Stimme und sah ihn dankerfüllt an:


    " ... Es ist sehr liebenswürdig von Dir, dass Du mir Dein Vertrauen schenkst, Marcus Aurelius Corvinus, und es wäre
    mir eine Ehre, wenn Du mich als Deinen Gast aufnehmen würdest, wenigstens für eine Zeit ..."


    Denn an die Casa Duccia, hier in Rom, wollte ich gar nicht denken. Es war dort kalt und ungemütlich, ich brauchte aber Wärme
    und Geborgenheit ...


    "Eigentlich wollte ich Regulus bitten, meinen Patron zu werden, ... aber leider ist es nicht mehr möglich..."


    dabei dachte ich an meine ungewisse Zukunft und blickte Corvinus ratlos an

    Für einen kurzen Augenblick vergass ich meine Trauer und sah den jungen Mann nachdenklich an -


    "Aber ja, natürlich - Marcus Aurelius Corvinus, Du hast doch in unserer Schola in Mogontiacum Deinen Religionskursus
    absolviert ... nicht wahr? Es freut mich auch, Dich nun persönlich kennezulernen"


    dabei lächelte ich ihn leicht an und
    erinnerte mich gleich an seine Sklavin, die mich mehr als einmal in meinem Officium aufgesucht hatte...
    Dann seufzte ich wieder kummervoll und senkte meinen Blick


    "Wir waren sehr gute Freunde, ich lebte damals mit meinem Vater in der Provincia Britannia und war mit einem jungen Ofiizier
    verlobt. Eines Tages machte mich mein Verlobte mit Regulus, der gerade nach Camulodunum kam, bekannt. Die beiden
    waren eng befreundet, seit ihrer Jugend schon. Und dann ... dann wurde mein Caius mit seinen Legionären in einen
    Hinterhalt geraten ... und er kam nie wieder zurück .... Ich wollte auch nicht mehr leben und Regulus, der auch sehr unter
    Verlust seines Freundes litt, stand mir in dieser schweren Zeit immer bei ... . Dein Bruder war ein sehr anständiger Mann ..."


    Die Erinnerungen schmerzten mich sehr, ich machte eine Pause und sprach dann weiter


    "...Dann, bei seiner Abreise sagte er, er wird immer für mich da sein, wenn ich ihn brauche ... und nun bin ich hier, aber er ist nicht
    da... . Die Götter meinen es wohl nicht gut mit mir... "


    sagte ich mit einem bitteren Unterton in der Stimme und blickte Aurelius Corvinus entmutigt an

    Eine zarte Berührung ließ mich in die Gegenwart zurückkehren. Ich machte die Augen auf und sah einen jungen, edlen Mann, der neben mir
    saß und versuchte mich zu trösten. Allem Anschein nach war er der Herr des Hauses und Regulus Bruder. Allerdings konnte ich keine große
    Ähnlichkeit feststellen, aber sein Gesicht kam mir trotzdem bekannt vor ...

    " Oh, es tut mir leid ... ich bitte um Verzeihung für mein Benehmen ..."


    sagte ich ein wenig verlegen ... . Dann holte ich einen großen Taschentuch aus meiner kleinen Börse, trocknete die Augen ab und putzte mir gründlich die Nase.


    "Darf ich mich vorstellen? ... Duccia Clara ... vor kurzem aus Mogontiacum angekommen ..." - ich nickte höflich und seufzte tief -
    "... heute wollte ich nun meinen ... meinen guten Freund Varus Regulus besuchen. Als wir uns zuletzt sahen, sagte er, wenn ich in Rom bin,
    würde er sich freuen, mich als seinen Gast zu begrüßen ... Nun, leider komme ich zu spät ... . Was ist denn passiert?"

    fragte ich vorsichtig mit einer traurigen Stimme und holte einen neuen Taschentuch aus meiner Börse ...

    Tief erschüttert und leicht benommen folgte ich dem netten Sklaven schweigend ins Atrium.
    Dort angekommen nahm ich Platz und versuchte meine Gedanken zu sammeln, was mir nicht richtig
    gelang. Ich wusste nur, dass ich hier warten muss, bis der Herr des Hauses kommen wird.
    Dann vernahm ich die Frage, die mir die Frau mit Namen Caelyn stellte und sah sie an:


    "Ja, ich hätte etwas Wasser ... mehr nichts ..."


    sagte ich leise und verbarg mein Gesicht in den Händen, denn ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen...

    Zitat

    Original von Leone


    Leone sah bestürzt drein. Wie sollte er der Schönen nun klar machen, dass jener Aurelier schon seit längerem nicht mehr existierte? Er hob eine Pranke und kratzte sich verlegen hinter dem Ohr. "Äh... Ich bedaure, aber... Vergib mir, domina, aber der dominus Regulus ist bereits vor langer Zeit über den Styx gefahren", sagte er schließlich bedrückt. Wie lange war das her? Fünf Jahre, sechs? Gar mehr noch?


    Leone besann sich wieder auf seine Aufgabe des Türhütens. "Kann ich dir vielleicht anderweitig helfen? Möchtest du den gegenwärtigen Hausherren - er ist der Bruder des Verstorbenen - oder einen anderen Bewohner dieser villa sprechen?"



    Mit Entsetzen vernahm ich diese tragische Nachricht und trotzdem hoffte ich insgeheim, mich verhört zu haben


    "Varus Regulus ist tot?"


    ich starrte den Sklaven an und versuchte gefaßt zu sein, sah aber in seinen Augen nur noch Bestürzung und
    Mitgefühl. Dann senkte ich meinen Blick und seufzte schwer


    "Ja, bitte, ich würde gerne seinen Bruder sprechen, wenn es möglich wäre ..."


    und meine Stimme klang leise und traurig ...

    Es dauerte eine Weile bis die Tür sich aufmachte und eine große Gestalt, schwarz wie die Nacht, mich höflich begrüßte. Aber,
    dass ein Sklave eine römische Dame auf so eine Art und Weise ansah, war mehr als ungewöhnlich, nun da ich schon eine gewisse
    Erfahrung mit den aurelischen Sklaven hatte, wunderte ich mich nicht besonders ...nur lächelte in mich hinein:


    "Salve, ich bin gekommen, um Varus Aurelius Regulus zu besuchen. Sage ihm, Duccia Clara möchte ihn gern sprechen ... "


    antwortete ich freundlich, aber reserviert ...

    Mittlerweile habe ich mich so weit erholt, dass ich einen Ausflug nach Rom unternehmen konnte.
    Vor allem wollte ich einen alten Freund besuchen. Bald stand ich nun vor der Villa Aurelia und gab dem Sklaven, der
    mich begleitete, mit einem Nicken zu verstehen, dass er an die Porta klopfen sollte, was er auch gleich tat:


    klopf ... klopf ...

    Ein Bote brachte einen Brief seiner Herrin zur Postannahme des Cursus Publicus und bezahlte das verlangte Entgelt.



    An


    Duplicarius Justinianus Cupidus
    Ala II Numidia
    Confluentes, Regio Germania Superior,



    Ave, mein geliebter Cupidus,


    wie geht es Dir, mein Amor? Ich hoffe, es ist ruhig an den Limes und bete, dass es auch so bleibt ...
    Seit zwei Tagen habe ich nun kein Fieber mehr, ging heute am Meer spazieren und bin nun imstande, Dir ein paar Zeilen zu schreiben.
    Deine Kette trage ich immer bei mir, dann spüre ich auch Deine Nähe,
    mein Liebster ... denn ich vermisse Dich unendlich und bitte Dich, überlass Dein Lächeln der Luft, es wird mich erreichen und beleben ...
    und hauche Deinen Atem in die Luft, er wird mich aufrecht halten, bis
    wir uns wiedersehen und Du mich in Deine Arme nimmst ...


    Ich umarme und küsse Dich zärtlich, mein Geliebter ...
    und mögen die Götter Dich beschützen...


    Deine Clara


    14.11.2007/104 n.Chr.


    P.S. Wenn ich wieder in Rom bin, werde ich Dir erneut schreiben und meine Adresse mitteilen.



    Am späten Nachmittag erreichten wir nun Brundisium und wenig später auch das gesuchte Haus. Ich stieg aus dem
    Wagen und bewunderte die schöne Villa, die direkt am Meer lag. Ich holte tief Atem und genoss die frische Meeresluft.
    Ja, hier werde ich genesen und mich von dieser schweren Krankheit erholen. Ich wartete noch bis die Sonne am Horizont
    ins Meer untertauchte und ging dann ins Haus.

    Sméagol war vermutlich ein sehr empfindlicher Sklave... Ich zuckte nur mit den Schultern. Vor allem war ich aber froh, dass er
    meine Hand wieder los ließ. Dann lehnte ich mich wieder zurück und wartete geduldig auf unsere Abreise.

    Also lange habe ich nicht geschlafen, fühlte mich aber besser und bekam Hunger


    "Ja, ich habe Appetit auf eine heiße Suppe und ein Stück Brot ..." -


    ich wollte noch was dazu sagen, aber gerade in diesem Augenblick erschien
    eine kleine Kreatur, die rannte und sprang herum, begrüßte dann Turia und zu mir kam


    "Ach, es freut mich Dich zu sehen, Sméagol, erkennst Du mich denn nicht wieder, ich bin es, Ceionia Clara, die Dir immer Süßigkeiten gebracht
    hat, als ich diese Casa besuchte, und Du gab mir immer eine schöne Blume aus dem Garten, schon alles vergessen, Du kleines Geschöpf ....?


    sagte ich mit einem fröhlichen Lächeln und dann nahm schnell meine Hand weg -


    "Weißt Du, ich bin sehr krank und Du kannst Dich sehr schnell anstecken ... , warte ich habe noch ein paar Honigbonbons für Dich, ... hier ... "


    und ich holte aus meiner kleinen Börse zwei Bonbons und gab die Sméagol

    Als ich erwachte, wusste ich für einen Moment nicht, wo ich war, dann sah ich mich um und erblickte die Frau, die immer noch im Raum war.
    Aber jetzt wusste ich, wer sie war, ... die Sklavin, die mir Milch gegeben hat. Sie hatte ein nettes und gütiges Gesicht, ich seufzte und lächelte sie an:


    "Wie lange habe ich denn geschlafen?"

    Es fröstelte mich wieder, im Halbschlaf spürte ich wie jemand Decken über mich ausbreitete, und langsam wurde mir warm... Die Fieberträume und Wirklichkeit verflossen miteinander, ohne dass ich sie unterscheiden konnte ... . Mein Körper glühte, trotzdem fühlte ich mich leicht und es war schön hier zu liegen ... . Ich machte kurz die Augen auf und sah eine Frau im Raum, die mir bekannt vorkam, konnte mich aber nicht erinnern, wer sie war ... , und dann fiel ich in tiefen traumlosen Schlaf ...

    Die erfrischende Wirkung der Milch ließ langsam nach und ich wurde wieder matt.
    Diese lange und anstrengende Reise nach Italien und meine Krankheit erschöpften mich sehr..., ich wollte nur noch schlafen ...


    "Wie Du meinst, ... ich bin in der Tat übermüdet und möchte mich gern etwas ausruhen... ."


    sagte ich mit einer kraftlosen Stimme und machte die Augen zu


    " ... wenn es Dir keine Umstände macht, ... natürlich ..."


    flüsterte ich noch dazu

    Das Gefühl für die Zeit war mir abhanden gekommen, im Halbschlaf vernahm ich dann nun Detritus Stimme


    "Ach, Du bist wieder da ... "


    sagte ich lächelnd und hustete vor Freude ...


    "Die Milch war wirklich sehr schmackhaft und hat mir gut getan, ich weiß gar nicht, wie ich Dir dafür danken soll,... ich glaube ich bin wieder bereit auf die
    Reisen zu gehen ... Wie lange dauert denn diese Fahrt nach Brundisium , werter Detritus? "


    Es gefiel mir, dass er mich Ceionia nannte, erinnerte mich doch so an meine Jugend ...

    "Ja, in Ordnung ... danke ..."


    sagte ich leise und nickte zustimmend und als Senator ging, bin ich fast eingeschlafen, da kam schon die Sklavin mit
    der Milch. Ich trank langsam das säuerliche und kühle Getränk, mit mandelartigem Geschmack und fühlte mich gleich
    besser. Dann gab ich den Krug der Sklavin zurück und wartete geduldig auf Detritus ...



    Sim-Off:

    danke :)