Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Cupidus war gerade vom Trainingsraum zurück, wo er und einige Kameraden ein wenig das Ringen geübt hatten. Schmutzig und klebrig kamen sie zurück und ließen sich ins heiße Wasser gleiten. Einige Sklaven kamen und rieben sie mit Öl ein.
    Unter wohligen Seufzern befreiten sie sich mit den Strigilis von Öl- und Schmutzresten. Entspannt dümpelte Cupidus in dem heißen Becken und beobachtete die anderen. Er grüßte Seleukos und Merowech.
    "Es geht doch nichts über ein heißes Bad nach der Patrouille, was?"

    Ein Reiter der Ala, der die neuesten Briefe von Mogontiacum geholt hatte, hielt auf dem Rückweg kurz bei der Casa der Gens Duccia, um einen Brief abzugeben.



    Ad
    Duccia Vera
    Villa Duccia
    Mogontiacum
    Regio Germania Superior



    Liebe Sontje,


    vielen Dank für deinen langen Brief, ich habe mich sehr über die Zeilen von dir gefreut.
    Selbstverständlich habe ich die Nacht in der Taberna Silva Nigra gut verbracht, eure Betten und euer Essen sind wirklich ausgezeichnet. Ich habe es gleich einigen meiner Kameraden empfohlen und vielleicht kommen wir ja mal auf einen Becher Bier oder zwei vorbei, wenn wir wieder in Mogontiacum sind.


    Aber zunächst hoffe ich, dass du meine Sorgen zerstreuen kannst, habe ich doch vor kurzem von einem Zwischenfall in eben deiner Taverna gehört. Es soll eine Schlägerei gegeben haben und auch Tote, wenn die Gerüchte stimmen, die bei uns im Lager umgehen. Ein Kurier der Legio II hat uns die Nachricht gebracht und sie hat mich sehr beunruhigt. Ich bete zu den Göttern und hoffe, dass es dir gutgeht.


    Mit Freude habe ich deine Zeilen über die Hochzeit von Lando gelesen, und auch wenn wir uns nur flüchtig kennen und ich ihn nicht besonders gut leiden kann, wünsche ich ihm doch starke Nachkommen, die die Gens auch in der kommenden Generation nach seinem Vorbild führen werden.
    Sage bitte Abjorn oder Eburnus, wie ich ihn kenne, viele Grüße von mir. Während ich auf einem Patrouillenritt war, kam bei uns einer von den Schwarzen an, ein Prätorianer. Einige ältere Kameraden haben Stein und Bein geschworen, dass es Eburnus war, der eine Zeitlang unter mir gedient hat, bis er nach Rom geholt wurde, um dort dem Kaiser zu dienen. Vielleicht führen die Götter unsere Wege ja noch einmal zusammen, bevor er wieder nach Rom aufbricht.


    Auch ich habe tolle Neuigkeiten, mein neuer Praefectus Silanus hat sich für mich eingesetzt und dafür gesorgt, dass mir in naher Zukunft das Bürgerrecht verliehen werden soll. Eine entsprechende Urkunde das Legatus Augusti Pro Praetore steht allerdings noch aus. Ich kann es noch immer nicht fassen, dass mir diese Ehre zuteil wird. Außerdem habe ich mich entschieden, der Gens meines Praefectus, den Iuniern beizutreten, einer Gens mit einer langen Tradition und noch längeren Geschichte. Vielleicht sind mir die Götter auch weiterhin gnädig auf meinem weiteren Lebensweg.


    Ich würde gerne deine Fohlen sehen, bestimmt werden sie einmal prächtige Reittiere. Einige unserer besten Pferde kommen von der Hros Duccia und sind bei ihren Reitern sehr beliebt, weil sie zäh und ausdauernd sind. Ich hoffe, dass ich die nächsten Wochen wieder einmal in Mogontiacum sein werde und werde dann mal in der Taverna vorbeischauen.


    Bis dahin entbiete ich dir den Segen der Götter.


    Vale
    Cupidus

    Der Cursus Publicus hatte einen Brief für Cupidus abgeliefert.



    Ad
    >> Duplicarius Justinianus Cupidus
    >> Ala II Numidia
    >> Confluentes
    >> Regio Germania Superior


    Lieber Cupidus,


    lange ist es her seit unserem Gespräch in der Taverna Silva Nigra. Ich hoffe, du hattest eine angenehme Nacht und eine ebenso angenehme Weiterreise. Leider haben wir uns am frühen Morgen verpasst, aber ich habe dir in Gedanken gleich nach dem Aufstehen eine gute Reise gewünscht.


    In Mogontiacum selbst gibt es nichts neues, aber im Hause Duccia!


    Hradja Elfledaz al Landoz = Die Vermählung der Elfleda und des Lando. Ja, du liest richtig... Tiberius Duccius Lando hat geheiratet! Sie ist eine äußerst hübsche Frau aus einem anderen germanischen Stamm. Die Vermählung und die anschliessende Hochzeitsfeier war sehr schön. Doch es sollte nicht die einzige Hochzeit bleiben. Wenige Tage später wurde eine zweite Hochzeit gefeiert. Unser Duccius Marsus hat Prudentia Callista, eine Frau aus dem fernen Rom zur Ehefrau genommen. Die Hochzeit wurde nach germanischen auch nach römischen Riten gefeiert. Die Zeichen der Götter fielen positiv aus, die Opfergaben wurden angenommen. Beide Frauen kenne ich noch nicht so richtig, aber ich hoffe, dass demnächst ein gemeinsamer Abend unter Frauen stattfindet, während die Männer einen trinken gehen.


    Ich möchte dir erzählen, dass ich Arbjon, Sohn der Ildrun und des Evax und Bruder des Witjon, verraten habe, dass ich dich kenne. Er war sehr erstaunt und erzählte mir, dass du einer seiner Vorgesetzten warst. Außerdem scheint er deine Geschichte zu kennen. Ich weiss, ich habe dir versprochen nichts weiter darüber zu erwähnen, aber es war schön sich austauschen zu können. Wir wissen beide, was geschehen ist. Lass uns nicht länger über Verfehlungen anderer streiten, Kriege wurden aus nichtigeren Gründen begonnen und verloren. Arbjon ist bis heute immer noch der einzige der weiss, dass ich dich getroffen habe.


    In unserem Stall sind vor kurzem zwei Fohlen von einer Stute geboren worden. Noch wissen wir nicht wie die beiden heissen sollen. Die zwei Vierbeiner sind recht schwach und kriegen zusätzliche Milch zu trinken. Es ist schön zuzuschauen, wie sie im Stroh schlafen und dann lustig anzusehen wie sie auf die winizigen Beine hochzukommen versuchen.


    Ich würde mich freuen, von dir zu lesen wie es dir ergangen ist.


    Vale, deine Sontje
    (oder auch Duccia Vera genannt.)


    Lächelnd las er die Zeilen ein zweites Mal und beschloss, sobald als möglich zu antworten. Er spitzte eine neue Feder an und tauchte sie in die Tinte. Dann begann er auf dem neuen Papyrus zu schreiben.

    Cupidus erwiderte den Gruß mit einem Nicken und lächelte, als sein Duplicarius diensteifrig sein Officium verließ.
    Wenn er Erfolg haben sollte mit seiner Mission, werde ich mich um einen besseren Posten für ihn umsehen, beschloss er für sich. Fähige Männer wurden immer gebraucht. Dann wandte er sich wieder seinen Wachplänen zu.

    Cupidus hatte den üppigen Busen seiner Schönheit gerade betrachtet und darüber sein Bier vollkommen vergessen. Auch die anderen Kameraden hatten schnell die Aufmerksamkeit der Damen erregt, die sich auf die Kundschaft aus dem Castellum bereits eingestellt hatte, waren die Soldaten einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in dieser Gegend.
    Für einen Moment riss Cupidus seine Aufmerksamkeit von der holden Weiblichkeit los und wandte sich an die Lupa, da an Romanus herumfingerte. "Du kannst ihm alle seine Wünsche erfüllen, wir bezahlen die Zeche für ihn." Er machte seinen Beutel los und war der Schönen eine funkelnde Münze zu, die sie behende fing und gleich verschwinden ließ. Welcher Mann bezahlte eine Lupa schon hinterher?
    Dann wandte er sich wieder Abnoba zu.
    "Ich glaube wir sollten uns mal in Ruhe unterhalten meine Schöne." Abnoba ließ ihre weißen Zähne aufblitzen und nahm ihn bei der Hand. Sie führte ihn den langen Gang entlang, an dessen Seiten viele kleine Kammern lagen, teilweise nur durch einen Vorhang getrennt. Vereinzeltes Keuchen, ein kurzer Aufschrei und andere Geräusche drangen an das Ohr des Hörers. Am Ende des Ganges war eine kleine Kammer noch leer, zwei Lampen gaben ein schönes schummriges Licht und das Bett sah auch recht sauber aus. Hier konnte man es aushalten, dachte Cupidus, während Abnoba ihm die Kleidung abstreifte.

    Cupiud nickte bei den Worten seines Duplicarius.
    "Gut, veranlasse alles nötige und such dir ein paar der Männer aus, die die Gefangenen noch nicht gesehen haben. Sie sollen sie rund um die Uhr überwachen, aber unauffällig und in zivil. Ich will über alles informiert werden, was sich tut."

    Brutus... Der Name gefiel Cupidus immer besser, als er ihn zum ersten Mal aus dem Munde eines anderen hörte. Er räusperte sich, um den Kloß in seinem Hals wegzubekommen, der sich wegen des ergreifenden Moments eingeschlichen hatte.
    "Ich möchte dir noch einmal danken, Silanus. Das ist eine wirklich große Ehre für mich. Wenn du also mehr weißt lass es mich bitte wissen, dann können wir einen Becher Wein zusammen trinken.
    Dann werde ich mich wieder meinem Dienst widmen, wenn du erlaubst."


    Er reichte seinem neuen Verwandten noch einmal die Hand, um sie zu schütteln und wandte sich dann zum gehen.

    Nach einem weiteren Krug Bier winkte Cupidus einige der Damen herand, die bereits gelangweilt in der Nähe gesessen hatten und herüberzwinkerten. Mehrere Blonde und Dunkelhaarige kamen lächelnd herangeschwebt und setzten sich bei den Männern auf den Schoß. Eine schwarze Schönheit ließ sich auf Cupidus´linkem Bein nieder und spitzte ihren Schmollmund.
    "Hallo schöner Mann" schnurrte sie. "Ich bin Abnoba, mein starker Soldat..." Cupidus bot ihr einen Schluck Bier und wippte sie auf seinem Schenkel. Scheinbar schien es ihr zu gefallen, denn sie kicherte etwas albern und ihre Brüste hüpften beinahe aus der Tunika.

    Cupidus reichte seinem Freund den gefüllten Becher und verzichtete darauf, ihn mit Wasser zu mischen, wie es normalerweise Sitte war bei den Römern. Er nahm einen Schluck aus seinem eigenen Becher und ließ den herben Tropfen durch seinen Mund wandern.
    Er konnte die Erde des Vesuvs schmecken, bildete er sich zumindest ein.
    "Ich weiß nicht recht, ob wir sie nicht alle freilassen sollten? Immerhin haben wir faktisch nichts auf der Hand, wir haben sie zwar dabei erwischt, wie sie andere Menschen bedroht haben, aber außer der Bauersfamilie keine Zeugen... Ich denke, wir könnten zwei oder drei von ihnen freilassen. Vielleicht kommen wir so wirklich dahinter, wer die Drahtzieher sind.
    Hast du an ein paar bestimmte Gefangene gedacht?"
    fragte er neugierig.

    Cupidus deutete in Richtung Süden. "Wir reiten wieder zurück, für heute wars das. Für eine Patrouille nach Magna brauchen wir die Erlaubnis des Praefectus, mich würde wirklich interessieren, was wir jenseits der Grenze finden..." Er schwang sich in den Sattel.
    "Einerlei, sehen wir zu dass wir wegkommen. Aufsitzen!", befahl er den Männern, die sich auf ihre Pferde stiegen. "Es geht nach Hause. Pergite".Dann ging es weiter in Richtung Castellum

    Cupidus bekam beinahe feuchte Augen, als sein neuer Verwandter ihn willkommen hieß. Die Namensgebung hatte ihm hingegen erhebliche Schwierigkeiten bereitet.
    "Nun, ich dachte an Publius Iunius Brutus, zumindest wäre das meine Vorstellung von einem römischen Namen... Meinst du das würde gehen?" fragte er.
    Die römischen Sitten mit den Namen waren ihm langsam vertraut, auch wenn er sich an die wenigen Praenomina nur schwer gewöhnte.

    Der Zug erreichte das Stadttor und verließ die Mauern wieder, die Wachen grüßten den Praefectus Alae ehrfürchtig.
    Cupidus verlangsamte das Tempo, als sie die Rheinbrücke überquert hatten und das Castellum links an ihnen vorbeizog.
    "Wir kommen dann also an den Limes, noch ein paar Meilen, dann können wir die ersten Wachtürme sehen," meinte er dann.
    Er deutete mit der Hand nach Norden: "Unsere Patrouillenstrecke. Sie führt im Norden nach Bonna, im Süden bis in die Nähe von Mogontiacum. Wir überwachen also einen sehr großen Teil der Grenze und können die Legionen in Bonna und Mogontiacum schnell erreichen, sollten wir mit einem starken Gegner konfrontiert sein."

    Cupidus nickte beiden zu. "Ja, ihr habt beide recht. Wollen wir hoffen, dass wir unseren Dienst alle unbeschadet überstehen und als alte Männer in unseren eigenen Betten sterben dürfen..."Er erhob sich und klopfte sich das Gras und die Blätter von den Beinen und den Hosen. "Wir brechen in fünf Minuten auf, solange könnt ihr noch Pause machen", sagte er und verstaute seine Ausrüstung am Sattel.

    Cupidus betrat das Dirnenhaus mit seinen Kameraden und sah sich in dem großen Raum um, in dem einige der Frauen saßen und sich unterhielten. Hier gab es eine Schankstube mit einer Vielzahl alkoholischer Getränke. Die Männer beschlagnahmten auch gleich vier Bänke und die meisten Hocker im Raum.
    Als der Besitzer kam und nach den Wünschen fragte, rief Cupidus: "Wir wollen erst mal ne Runde Bier, aber vom Guten!!!"

    Entrüstet schüttelte Cupidus den Kopf. "Nein mein Guter, über die Rhenusbrücke kommen wir auch zu Fuß. Ich will nicht, dass ihr gröhlend durch die Stadt reitet. Die frische Luft wird euch etwas ausnüchtern ihr Metnasen", rief er und trank noch schnell seinen Becher leer. Dann wischte er sich den Mund ab und setzte sich mit Romanus an der Spitze in Bewegung in Richtung Haupttor.

    Das Gelächter der Männer wollte garkein Ende mehr nehmen, als sie ihre beiden Decurionen sahen. Einige waren schon dabei, ihr Geld zu zählen und abzuschätzen, wie viele Besuche sie sich bei den Frauen leisten konnten. Cupidus überlegte nicht lange sondern antwortet: "Wie wäre es mit jetzt gleich? Was meint ihr Jungs, wollen wir unserem frischgebackenen Decurio einmal zeigen, was Spaß haben heißt?"
    Begeisterter Jubel und Gelächter waren die Antwort, einer der Soldaten machte eine obszöne Geste mit beiden Händen und seinen Hüften.
    Cupidus sah zu dem Mann, der sich noch auf den Bettpfosten stützen konnte. "Witjon, ich glaube du hast für heute genug, oder?" fragte er lachend.
    Doch der Angesprochene riss entrüstet die Augen auf. "Wo dengsten hin, Cupidusss, mein Alter sagte immer: Je voller desto länger kannste. Gibbt nüscht schlimmeres als rein raus fertig, wo bleibt´n da der Spaß? Quieken muss se, aber richtig." Dann stieß er einen langgezogenen Rülpser aus, klopfte sich zweimal auf die Brust und blickte sich um. "Na, wat is nu, gehn wir?"