Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Cupidus nahm die dargebotene Hand und drückte sie.
    "Nun, um ehrlich zu sein fiel mir die Entscheidung nicht so schwer wie ich dachte", lachte er. "Ich werde unserer Gens keine Schande machen, du kannst dich darauf verlassen." Eine große Freunde stieg in ihm auf, ein Gefühl der Zugehörigkeit. Er hatte bei der Ala eine neue Familie gefunden und jetzt sogar eine große Gens mit vielen Angehörigen.
    "Dann werde ich jetzt wohl meinen alten Namen ablegen müssen und mir einen neuen zulegen, richtig?"

    Cupidus blickte Seleukos von der Seite an. Er musste grinsen. "So genau wollte ich das nicht wissen, Seleukos", schmunzelte er. "Ich meine die Gegend wo du herkommst. Ich habe mal etwas über die Gegend von Attika gelesen, es soll dort sehr schön sein... Ich selber bin immer schon in Germania gewesen, aber war noch nie in Magna."
    Er wandte sich an Merowech und nickte. "Ja, ich stamme aus Germania, vom Stamme der Ubier, um genau zu sein." Er dachte an seine Verwandten, die noch lebten.
    "Sagt mal ihr beiden, wie stellt ihr euch eure zukünftige Karriere vor?"

    Langsam trat Cupidus ein, klemmte sich seinen Helm unter den Arm und salutierte.
    Ein Lächeln spielte um seine Lippen.
    "Salve Praefectus, ich komme in einer privaten Angelegenheit," begann er ruhig. "Ich habe nach unserem letzten Gespräch lange überlegt und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich gerne deiner Gens beitreten würde und einen eigenen Zweig eröffnen möchte. Steht dein Angebot noch?"

    Cupidus kaute nachdenklich auf seinem Stück Brot herum und sah gedankenverloren über den Rhenus. Ohne Seleukos anzuschauen antwortete er: "Was uns dort drüben erwartet? Das wissen nur die Götter, Seleukos. Man hört immer wieder Gerüchte, aber das meiste ist Erfindung, denke ich. Tatsache ist, dass wir hier seid einigen Jahren schon Ruhe haben und es keine unerlaubten Grenzübertritte der Germanen dort drüben gab...
    Warst du schon mal in Magna? Oder lebtest du schon immer in den Reichsgrenzen?"

    Cupidus lachte mit den anderen, als Merowech sie warnte. Er trank einen großen Schluck.
    "Also ich stelle fest, dieser Met lässt mich die Waffen strecken, der ist wirklich gut. In meiner Heimat würzen wir ihn noch mit Kräutern zu besonderen Anlässen, fragt nicht, was das für Kopfschmerzen gibt," lachte er.


    Dann machte er ein betont ernstes Gesicht. Er hob die Hand, damit die Männer ruhig waren. Langsam verebbte das Gelächter.
    "Lieber Romanus, wir haben noch ein ganz besonderes Geschenk für dich. Schau mir doch mal in die Augen". Er blickte Romanus direkt ins Gesicht. "Wie ich mir gedacht hatte, deine Augen sind schon ganz weiß... Da muss Abhilfe geschaffen werden. Wir haben etwas Geld zusammengelegt und laden dich zur nubischen Nacht in den Lupanar ein. Ich habe gehört, dass extra schwarze Schönheiten kommen sollen oder nur schwarz angemalte Frauen... Auf jeden Fall übernehmen wir den ganzen Abend!!!!"

    Cupidus schüttelte ebenfalls Romanus´Hand.
    "Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung, mein alter Freund. Jetzt kann uns nichts mehr aufhalten, oder?", fragte er augenzwinkernd.


    Dann hob er den Becher. "Bedank dich bei den Männern, sie haben das meiste organisiert. Besonders dieser Met ist gut, frag mal Merowech", lachte er und trank einen großen Schluck.

    Nickend lächelte Cupidus.
    "Gut, ich werde in Ruhe darüber nachdenken und dir dann meine Entscheidung mitteilen, auch im Bezug auf meinen künftigen Namen."


    Dann reichte er seinem Kommandanten die Hand. "Danke nochmal, du weißt nicht, was diese Ehre für mich bedeutet. Wenn du erlaubtst, werde ich jetzt wieder meinem Dienst nachgehen."
    Nach der Verabschiedung verließ er das Officium um schwebte gleichsam zurück zu seinen Arbeitsräumen, um sich Gedanken über seine Zukunft zu machen.

    Cupidus überlegte einen Moment lang. Er hatte sich noch nie Gedanken über einen weiteren Werdegang gemacht, hatte nur gehofft, seine Entlassung noch zu erleben. Was danach kam, war noch lange hin.
    Lächelnd schüttelte er den Kopf. "Keine Angst, ich habe nicht vor, dich schon zu verlassen, dafür liebe ich diese Einheit viel zu sehr. Wenn du mir allerdings einen besseren Posten anbietest, werde ich es mir auf jeden Fall überlegen," antwortete er.


    Die Sache mit der Gens stellte ihn vor eine weitere Frage, kannte er sich doch kaum aus mit der römischen Familienform.
    "Einen anderen Namen? Gut, ich werde mir Gedanken machen... Und danke für die Option deiner Gens. Geht das denn, dass du einfach einen völlig Fremden in deine Familia aufnimmst?" Eines musste man diesen Römern lassen, es gab unendlich viele Möglichkeiten, wenn man einer von ihnen war.

    Cupidus senkte sein Haupt ein wenig, als Silanus ihn lobte. Es tat gut, dass seine Mühen nicht unbemerkt geblieben waren. Als sein Bürgerrecht erwähnte wurde, hob er den Blick und schaute seinem Kommandanten in die Augen.
    Er erhob sich und nahm Haltung an.
    "Ich.... Ich weiß garnicht was ich sagen soll, Praefectus... Ich danke dir herzlich, dass du dich so für mich eingesetzt hast. Das werde ich dir nie vergessen.... Das ist eine große Ehre für mich", stammelte er.


    Er konnte sein Glück kaum fassen. Konnte das tatsächlich gerade passiert sein? Man hatte ihm sein Bürgerrecht verliehen?
    Mit roten Wangen räusperte er sich. "Eine Frage hätte ich aber noch. Was muss ich jetzt tun? Meinen Namen ändern?"

    Cupidus nahm einen Becher mit Wein und bot ihn Brigio an.
    "Nun, in nächster Zeit hatte ich eigentlich erhöhtes Training geplant, dazu kommen noch die Patrouillen am Limes. Außerdem sind da noch die Schmuggler im Kerker, um die wir uns bald mal kümmern müssen. Dafür brauche ich dich, vielleicht kriegen wir ja was raus."

    Cupidus hatte Romanus an der Tür entdeckt und schnappte sich einen Becher mit Met.
    "Kameraden, auf unseren frischgebackenen Decurio Decimus Atius Romanus. Ein dreifaches Hoch!!! Hoch!!! Hoch!!!"


    Die Männer hoben ebenfalls ihre Becher und prosteten Romanus zu.

    Cupidus riss seinen Blick von der unheimlichen Szenerie los. "Vielleicht führt uns unser Weg ja einmal dorthin... Aber du hast recht, wir sollten weiterreiten, es ist schon spät. Wir wollen ja vor Einbruch der Nacht wieder im Lager sein. Komm!". Dann wandte er sich um und verabschiedete sich von der Wachmannschaft. Die Männer schienen nicht sehr begeistert zu sein, ihre Chance auf Abwechslung gehen zu lassen.
    "Ruhigen Dienst, Kameraden," wünschte Cupidus ihnen noch, als er die Leiter hinunterstieg und draußen wieder ans Sonnenlicht trat.
    Die Männer rasteten noch und versorgten ihre Pferde. Cupidus nahm seinen Verpflegungsbeutel vom Sattel und setzte sich neben Seleukos ins Gras. Er förderte ein Stück lukanische Wurst zu Tage und biss hinein. "Nun Seleukos, wie gefällt dir dein erster Einsatz als Eques? Aufregend, nicht?" fragte er schmunzelnd.
    Er hatte den jungen Griechen beobachtet, der nicht allzuviel sprach, sich aber dennoch ins Zeug legte.

    Cupidus aß noch einen Bissen Brot und verstaute den Rest in seiner Satteltasche. Dann deutete er auf den Eingang des Turmes. "Nach dir, mein Freund." Sie traten in die dunkle Öffnung ein. Für einen Moment sah Cupidus garnichts, bis sie die Leiter erkannten, die zum Obergeschoss führte. Sie kletterten hinauf und erreichten die Wachstube mit der Galerie. Die zwei wachhabenden Männer liefen gerade ihre Runden.
    "Salve Kameraden," begrüßte er die Männer, die sofort bei ihnen waren. Von unten kamen noch drei Mann hinauf, die dort ihre Zeit verbracht hatten und dann ging es darum, die letzten Neuigkeiten auszutauschen. Cupidus fragte, ob sie etwas verdächtiges gesehen hätten, aber die Wache verneinte. Dann trat Cupidus an das Geländer und blickte über den Rhein.


    [Blockierte Grafik: http://img134.imageshack.us/img134/4180/a2aad2eba09814eb4f6bf80.jpg]


    "Eine wilde Gegend da drüben, findest du nicht auch Merowech?" fragte er seinen Freund. "Wer weiß schon, was dort drüben lauert, in der großen Germania Magna."