Beiträge von Publius Iunius Brutus

    "Gut, dann reiten wir am besten hier entlang," meinte Cupidus und zeigte nach Norden.


    An der Stadtmauer entlang ging es in Richtung Bonna, immer in Sichtweite des Rhenus.


    Bei der Frage von Silanus schüttelte Cupidus den Kopf.
    "Mein Werdegang ist bereits abgeschlossen," meinte er mit wehmütigem Gesichtsausdruck. "Meine Geburt erlaubt mir nicht, nach mehr zu streben, ich bin schon froh, überhaupt Decurio geworden zu sein. Von allen Männern einer Ala schaffen das gerade mal einer von 50, wenn man die ganzen 25 Dienstjahre rechnet. Aber ich denke, dass ich mich am Ende meiner Dienstzeit weiterverpflichten werde, wenn ich das römische Bürgerrecht erhalten habe und noch dazu in der Lage bin. Aber dann werde ich beinahe 50 sein..." Er zuckte mit den Schultern und lächelte. "Vielleicht kann ich in der Legion noch einen Posten bekommen, wenn ich Glück habe."

    Die restliche Turma folgte den Kundschaftern in einiger Entfernung und hielt ebenfalls Ausschau. Die nächste Turmbesatzung hatte nichts neues zu berichten, also ritten sie weiter. Kurz vor dem Waldstück kehrten die Kundschafter zurück.
    Cupidus nahm die Meldung von Merowech entgegen.
    "Gut gemacht, wir reiten noch weiter bis zum Mittag," befahl er. Sie setzten sich in Bewegung und ritten weiter an ihrer Route entlang. Kurz vor Bonna stand die Sonne im Zenit, als Cupidus eine Pause befahl. Im Schatten eines der Wachtürme ruhten sich die Männer aus und erfrischten sich.
    Cupidus nahm einen tiefen Schluck aus seiner Wasserflasche und wischte sich über die Lippen. Er blickte zur Plattform nach oben, wo zwei der Soldaten ihre Runden liefen. Er hängte seine Flasche wieder an den Sattel und nahm einen Bissen Brot. Kauend überlegte er. Dann wandte er sich an Merowech.
    "Was meinst du, sollen wir da mal rauf und uns umschauen?" fragte er.

    Cupidus griff die Zügel fester und konnte sich ein Grinsen nicht ganz verkneifen. Offenbar war die gute Narcissa ein wenig verstimmt. Aber das würde sich sicher legen, wenn sie erst einmal unterwegs waren und sie die Landschaft bewundern konnte. Zumindest hoffte er das.
    Er wandte sich an die Männer. "Pergite", befahl er und sie setzten sich in Bewegung. Die eine Hälfte der Männer ritt an der Spitze, der Rest folgte hinter der Kutsche und dann ginge es zur Via Praetoria.

    Cupidus überlegte, ob ihm wärmere Sommer gefallen würden.
    "Nun, sollte ich tatsächlich einmal die Gelegenheit haben, dass mich mein Dienst nach Aegyptus führt, werde ich an deine Worte denken. Aber dazu müsste ich die Einheit wechseln. Gibt es in Aegyptus auch peregrine Reitereinheiten?" fragte er.


    Sie hatten am Hafen genug gesehen, es wurde Zeit, dass sie sich wieder ihrer kleinen Rundreise widmeten.
    Cupidus wandte sich wieder an Silanus. "In welche Richtung möchtest du reiten, um den Limes zu sehen? Nach Bonna oder eher Mogontiacum? Einen Unterschied macht es nicht, lediglich bei Mogontiacum wurde die Kette der Wachtürme durch Holzpalisaden verstärkt."

    Cupidus nickte anerkennend, dass sich sein Duplicarius freiwillig meldete. Zusammen mit Thorleif, einem der ältesten Eques, der sich ebenfalls zur Vorhut meldete.
    Diese beiden winkte Cupidus zu sich. "Ihr beide werdet die Gegend vor uns erkunden, wir folgen kurz danach. Wenn ihr etwas verdächtiges bemerken solltet, macht mir sofort Meldung. Besonders die Wälder dort drüben interessieren mich. Noch Fragen?" Er blickte von Thorleif zu Merowech und wieder zurück.

    "Guten Morgen Praefectus", schallte es von den Männern zurück.
    Cupidus horchte auf, als er von der Änderung der Route hörte. Hätte er vielleicht mehr Männer mitnehmen sollen? Doch dann fiel ihm die kleine Eskorte ein, mit der Silanus das Castellum erreicht hatte. 12 Mann sollten genügen.
    "Wie du wünschst, Silanus, wir können sofort aufbrechen." Dann wandte er sich an seine Männer: "Aufsitzen!!!" befahl er und schwang sich ebenfalls in den Sattel. Gemeinsam folgten sie Silanus, bis sie den leichten Reisewagen erreicht hatten.
    Cupidus zügelte Stratos und wartete gespannt auf den Aufbruch.

    Cupidus konnte das nur bestätigen. Er nickte und antwortete:
    "Ja, das ist richtig, wir haben hier besondere Schiffe, die wenig Tiefgang haben, wie die Flusstrieren oder die Flussliburnen. Mit ihnen lassen sich neben den zivilen Kähnen Truppen sehr schnell verlegen. Beim letzten Aufstand wurde ein Verbot für die zivile Schifffahrt verhängt, weil es zu gefährlich war und die Feinde keine Nahrung finden sollten. Allerdings hat auch die Zivilbevölkerung unter Mangel zu leiden. Du siehst also, die Versorgung der Menschen hier hängt zum Teil am Wasser.
    Es gibt sogar an einigen Stellen Treidelpfade, sodass man auch bei Flaute und ohne viele Ruderer den Fluss hinaufkommt. Und mit den vielen Nebenflüssen, die der Rhenus hat, können die meisten Strecken am schnellsten mit dem Schiff bewältigt werden."


    Gerade in diesem Moment machte ein dickbäuchiges Transportfahrzeug vom Steg los und wurde mit einigen kräftigen Ruderern zur Mitte des Flusses gelenkt.
    "Was ist Aegyptus eigentlich für ein Land? Ich habe schon vieles gehört, dass die Sonne einen am lebendigen Leib brät oder dass es grüne Monster gibt, die am Nil entlang leben?"

    Im Morgengrauen waren die Männer der Turma I ausgerückt, um ihre Runde am Limes zu drehen. Heute ging es wieder in Richtung Bonna, Aufgabe war das Kontrollieren der Grenztürme und das Auskundschaften möglicher Vorfälle. Cupidus ritt an der Spitze und als sie den ersten Turm erreichten, ließ er halten und glitt vom Pferd. Er ging schnell zum Turm, um sich mit den Wachen zu unterhalten.
    Wenig später kehrte er zurück, saß wieder auf.
    "Männer, die Wache berichtet von einigen nächtlichen Vorfällen mit unerlaubter Grenzübertretung. Ich vermute, es könnten wieder die Schmuggler sein. Ich will eine Vorhut haben, die die Gegend erkundet. Gibt es Freiwillige?"

    Ein Strahlen ging über Cupidus Gesicht. Endlich mal ein Vorgesetzter, der sich direkt vor Ort mit den Gegebenheiten vertraut machen wollte. Das gab es nicht häufig.
    "Wir können gleich im Anschluss dorthin reiten, die nächsten Grenztürme sind nur 5 Meilen von hier entfernt. Die Besatzungen werden von den den Hilfstruppen in Bonna gestellt, einige auch von der Legio II", erzählte er, während sie sich ihren Weg bahnten.

    Cupidus setzte seinen Helm wieder auf und zog den Kinnriemen wieder zu. Er schüttelte den Kopf, woraufhin der Helmbusch lustig wackelte.
    "Nein, ich weiß nichts genaues, es hieß der Präfectus wünscht eine Eskorte in die Stadt, aber was er dort will und wer noch mitkommt, weiß ich leider nicht."
    Gespannt wartete er und blickte wohl zum zehnten Mal auf seinen Gürtel, ob er auch richtig saß. Wahrscheinlich würde die Verlobte des Präfekten die Stadt besuchen, da konnten sie nicht blank genug poliert sein.

    Habe mal eine Frage: Es gibt seit langem kein "langes Vergnügen" mehr in der Wisim zu kaufen. Ändert sich da nochmal was oder sollen die armen Soldaten weiterhin nur mit dem kurzen Vorlieb nehmen?

    Schließlich gelangte die kleine Abteilung am Hafen an, wo schon einige der flachen Flussschiffe der einheimischen Bevölkerung lagen. Auch eine Flussliburne lag vor Anker, es herrschte ein reges Treiben. Männer mit Körben und Kisten liefen von den Schiffen hinunter, es roch nach Fisch, wo die Männer ihre kargen Fänge aus dem Rhenus gefischt hatten und sie ausnahmen. Einige Lagerhäuser hatten ihre Tore geöffnet und schluckten die ausgeladenen Waren.
    Cupidus verlangsamte den Ritt, bis sie beinahe standen. "Hier ist unser kleiner Hafen, der den Menschen hier den bequemen Handel auf dem Wasser ermöglicht. In Kriegszeiten lagen hier schon Dutzende Transportschiffe auf dem Weg flussabwärts. Wie du dort hinten sehen kannst, treffen sich hier der Rhenus und die Mosella, was Confluentes auch wirtschaftlich immer atraktiver macht."

    Der neue Morgen brachte auch wieder neue Aufgaben für Cupidus. Nach einer langen Nacht an seinem Schreibtisch, während der er die Wachpläne aktualiesiert hatte, war er ganz froh, auch heute wieder aus dem Castellum zu kommen. Immerhin hatte die Stadtführung mit Silanus gezeigt, dass eine allzu große Eskorte nicht nötig war. So hatte er den Befehl gegeben, die halbe Turma I antreten zu lassen, mit geschrubbten Gesichtern und gefettetem Lederzeug, sodass Pferde und Reiter glänzten wie zu einer Parade.


    Die 16 Mann waren angetreten und warteten geduldig vor dem Praetorium auf das Erscheinen ihres Präfekten und seiner Verlobten. Cupidus hatte in der Wärme des Tages den Helm abgenommen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Immer wieder blickte er zu seinen Männern.

    Cupidus beäugte den Schlauch wohlwollend. "Ist das Met? Nun, ich denke, heute ist wirklich ein besonderer Anlass. Ich habe sogar noch eine Amphore mit Austern bekommen, anlässlich unserer Feier. Frag nicht was das Zeug gekostet hat, aber es gibt nicht besseres beim Trinken. Man bekommt Durst von den gesalzenen Tieren und kann wieder trinken", meinte er lachend. Dann spähte er aus einem der kleinen Fenster um zu sehen, wann der Rest der Männer kam.

    Cupidus nahm seinen Helm vom Sattel und setzte ihn auf. Er schloss den Kinnriemen und stellte sich neben Merowech.
    "Danke Duplicarius", sagte er, um die Form zu wahren. Sie waren zwar Freunde, aber beim Dienst noch immer formell.
    Dann wandte er sich an die Männer. "Wir reiten heute nach Norden, in Richtung Bonna und werden dabei die Posten am Limes patrouillieren. So wie immer, volle Aufmerksamkeit, alle Entdeckungen melden. Wir campieren vielleicht heute Nacht, je nachdem, wie wir vorankommen.
    Turma Prima aufsitzen!!!"

    Die Männer saßen auf. " In duo ordines. Pergite!!!" Und die Männer machten sich auf ihren Weg, entlang der ewigen Grenze

    Cupidus hatte von der Beförderung seines langjährigen Kameraden bereits gehört und heimlich alles für eine kleine Feier mit Umtrunk in die Wege geleitet. Die Männer hatten ihre Privatbestände geplündert und Essen und vor allem viel Bier und Wein herangeschafft, um das ganze auch standesgemäß zu zelebrieren.
    Cupidus hatte extra sein großes Zimmer zur Verfügung gestellt, als Decurio besaß er die größte Unterkunft. Die Einrichtungsgegenstände waren zur Seite gestellt worden und zwei große Tische mit Bänken hereingebracht worden. Für die Equites und Decurionen, die kommen sollten, war genug Platz. Nun wartete Cupidus auf das Eintreffen der Gäste.

    Cupidus deutete nach vorne und gab das Zeichen zum Weiterreiten. Während sie langsam durch die Straßen ritten, versuchte Cupidus die Fragen zu beantworten.
    "Die Vigiles kümmern sich um die meisten Belange in der Stadt, wie den Wachdienst an den Toren oder auch die erwähnten Ruhestörungen. Nur in seltenen Fällen rufen sie uns, wenn wirklich ein Verbrechen stattgefunden hat oder wenn ein Brand wütet. Du kannst dir sicher vorstellen, dass die Stadt sich nicht so viele Vigiles leisten kann wie Mogontiacum, deshalb springen unsere Männer bei Bedarf ein. Die Zusammenarbeit läuft reibungslos, einige unserer Eques waren früher in der Stadt Vigiles." Derweil lenkten sie ihre Tiere weiter nach Osten, bis sie ein weiteres Tor erreichten.
    "Hier geht es zum Hafen, der letzten Sehenswürdigkeit auf unserem kleinen Rundgang. Ich denke, die Tavernen können wir auslassen, es gibt einige, aber die sind... etwas heruntergekommen", meinte er schulterzuckend.