Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Müde von seinem Examen Secundum hatte Cupidus beschlossen, vor seiner Rückkehr ins Castellum eine Nacht in der Taberna Silva Nigra zu verbringen, um am Morgen frisch und gestärkt zurückzureiten. Das Schild vor der Türe hatte einen Spezialitätenabend angekündigt und Cupidus freute sich auf ein gutes germanisches Essen, wie er es von daheim kannnte.
    Sein Pferd hatte er bereits in den Stall gebracht und dem Stallburschen eine Handvoll Münzen gegeben, damit dieser sich um Stratos kümmerte.
    Vergnügt betrat er den Schankraum und blieb einen Moment lang stehen, weil er scheinbar der einzige Gast war. Ob noch einige andere dazukamen? Ein wenig verwundert sah er sich im Raum um und erblickte eine Frau hinter einem Tresen.
    "Heilsa," begann er, "ich suche ein Zimmer für die Nacht und ein gutes Essen. Ich habe gehört beides wäre hier zu bekommen?"

    Die Decuriones nickten anerkennend, sie hatten scheinbar keinen Anfänger vor sich, sondern einen fähigen Offizier, der auf die Bedürfnisse seiner Soldaten einging. Die regelmäßigen Berichte kannten sie schon, die Neuerung mit den regelmäßigen Besprechungen würde dazu beitragen, die Bedürfnisse der Mannschaften schneller zur Sprache zu bringen. Zustimmendes Gemurmel ertönte, das verstummte, als sich Cupidus erhob und in die Runde blickte.


    Er nahm seine Notizen zur Hand und räusperte sich:
    "Die Turma Prima und Secunda stehen unter meinem Befehl, bis Decurio Albius Decius wieder dienstfähig ist. Die Stärke beider Turmae beträgt XXVII Equites, die dienstfähig sind, dazu III Equites im Valetudinarium mit Erkältungen, 4 Duplicarii, sowie einem Decurio. Momentan versehen beide Turmae ihren Dienst im Castellum, sowie regelmäßige Patrouillen nach Confluentes und am Limes. Beide Turmae sind voll ausgebildet, viele Männer weisen bereits Kampferfahrung auf.
    Darüber hinaus leite ich mit einem Duplicarius der Prima die Ausbildungsturma. Diese wurde vor wenigen Tagen mit neuen Rekruten aufgefüllt, die ihre Ausbildung begonnen haben. Ausbildungsende in etwa 5 Monaten."


    Er blickte sich um, ob es noch Fragen seiner Kameraden gab. Dann nahm er wieder Platz und Albin, Decurio der III. erhob sich und erstattete Bericht.

    Cupidus nahm am langen Besprechungstisch Platz und legte seine Unterlagen vor sich auf die Platte. Ihm entging das Lächeln nicht und seine Skepsis gegenüber dem Neuen nahm ein wenig ab.
    "Du hattest dein letztes Kommando in Ägypten, habe ich gehört? Nun, dann hoffe ich, dass dir die Kälte hier nicht allzu sehr zusetzt, man gewöhnt sich nur langsam daran."Dabei musste er an den hohen Schnee denken, der noch bis vor wenigen Wochen meterhoch lag und das Fluchen der Räumkommandos.


    "Ich diene hier schon seit... fünf Jahren, ja, im Sommer sind es fünf Jahre, meine Probatio nicht mitgerechnet. Ich stamme wie die meisten hier aus Germania und kenne die Wälder und Menschen recht gut."


    Er wurde unterbrochen von einer Gruppe Decurionen, die angeregt redend in den Raum traten und sich dann ihrem neuen Kommandanten vorstellten. Das Scharren der Stühle setzte ein und dann trafen auch die letzten ein und nahmen ihre Plätze ein.

    Auch Cupidus befahl seinen Männern hinter dem Wall, sich gefechtsbereit zu machen. Die langen Hastae würden sich sehr gut für die erste Abwehr der Feinde eignen, wenn sie versuchen sollten, die Brustwehr zu übersteigen.


    Innerlich musste er lachen, als er Romanus Ruf hörte. Dieser Kerl war wirklich ein Theaterspieler in Kettenhemd. Ein Blick genügte Cupidus, um sich von der täuschend echten Maskerade seines Kameraden zu überzeugen. Wie ein waschechter Häuptling stand er da, bedeckt mit Fellen und scheinbar sogar genauso schmutzig wie einer dieser Barbaren.
    "Snorre, Thorleif, Brandinar, nehmt eure Bögen und schickt dem Kerl ein paar Grüße", befahl er drei seiner Probati grinsend.
    Die Angesprochenen nahmen ihre Kurzbögen von der Schulter und nahmen von den Übungspfeilen, die vor ihnen auf dem Wehrgang lagen. Mit dem trainierten Geschick der Jäger schnellten sie ihre Pfeile in Richtung Romanus ab. Das müsste sie ja endlich aus ihrem Versteck locken.

    Der nächste Morgen kam früher als den meisten lieb war, denn nun ging es ans Eingemachte. Der Medicus Decimus Valerius Rustus hatte die neuen Capsarii in den Krankenflügel zitiert und wartete vor dessen Eingang ungeduldig auf seine Schüler.

    Auch Cupidus bestellte sich einen großen Krug Bier. Der Wirt war flink und knallte beiden ihre Krüge auf den Tisch. Schon war er wieder verschwunden.
    Cupidus war den Anblick seines ehemaligen Vorgesetzten in einer Toga noch ein wenig fremd. "Nun, zumindest wird dich diese Kleidung weit weg von den Schlachtfeldern halten, was sicher positiv für deine Lebenserwartung sein dürfte", witzelte er. Dann wurde er wieder ernst.
    "Nun, mein Weg ist ziemlich zu Ende. Ich kann noch 20 Jahre lang in der Armee dienen, wenn ich gesund bleibe, aber über den Rang eines Decurio werde ich nicht hinauskommen. Danach erhalte ich das Bürgerrecht und darf mir eine Frau aus meiner Heimat nehmen... Das ist mehr als mein Vater je hatte." Er wurde einen Moment lang still. Ein wenig verlegen sah er seinen Gegenüber an.
    "Wenn ich könnte würde ich gerne zu den Legionen oder ein eigenes militärisches Kommando... Und einmal die große Stadt Rom sehen und den Kaiser, dem ich diene. Kennst du den Kaiser? Und wie ist Rom?" fragte er mit großen Augen. Es musste gewiss die schönste Stadt der Welt sein, voller stolzer glücklicher Menschen.

    Cupidus ging Sura voran in den Schankraum und kämpfte sich zu einem noch leerstehenden Tisch durch. Er nahm Platz und winkte dem Wirt zu.
    Dann wandte er sich an Sura: "Was willst du jetzt machen? Wirst du weiterhin die militia equestris verfolgen oder ein ziviles Amt bekleiden?"

    Cupidus betrat den Besprechungsraum als zweites, den Helm unter den Arm geklemmt. Er grüßte den neuen Praefectus.
    "Salve Praefectus, ich bin Decurio Justinianus Cupidus, Führer der zweiten Turma. Ich hoffe du hast dich gut eingelebt hier im Castellum?" stellte er sich seinem neuen Vorgesetzten vor.


    Sim-Off:

    Weiß nicht, ob Decius noch aktiv ist, er hat seit Wochen nicht mehr geschrieben....

    Cupidus hatte ein ähnliche Rede erwartet, ein Kommandant, der stolz war auf seine Einheit und sie sogar ebenbürtig sah. Er bekam einen Kloß im Hals und räusperte sich. Dann hob er die Stimme:


    "Dem scheidenden Praefectus Alae ein dreifaches Roma Victrix!!!" donnerte seine Stimme über den Platz und die Soldaten stimmten sofort ein.

    Cupidus griff nach einer anderen Tabula und ging mit seinem Stilus eine Reihe von Namen durch.
    "Ah ja, Lucius Septimus, einer der Neuen," meinte er und machte sich ein Häckchen hinter den Namen.
    "Ich erwarte dich auf dem Übungsplatz für das Lauftraining" entgegnete er dem jungen Mann. "Wie du sicher weißt, bin ich Decurio Cupidus und werde deine Ausbildung leiten. Du bist ab jetzt in meiner Ausbildungsturma, also erwarte ich während deiner Probatio vollen Einsatz.
    Du darfst gehen, wir sehen uns dann heute Mittag, ohne Waffen und Rüstung,"
    befahl er ihm.



    Sim-Off:

    Die Römer haben sich nicht gesiezt, es gab nur das du. ;) Auch Vorgesetzten gegenüber.

    Mit raschen Schritten ging Cupidus am Tisch des Scriba vorbei, der ihn durchwinkte. Alle schienen schon zu wissen, was Cupidus anzukündigen hatte.
    Er klopfte dreimal an die Türe und trat dann ein. Er grüßte Sura militärisch und machte seine Meldung.
    "Praefectus, der Legatus Augusti Pro Praetore samt deinem Nachfolger und zwei Turmae Reiterei sind so eben eingetroffen."

    Cupidus schlug den Weg zu dem ihm gezeigten Officium ein, klopfte an die Türe und trat ein.
    Er grüßte den Centurio hinter seinem Schreibtisch.
    "Salve Centurio, ich würde gerne das Examen Secundum ablegen."


    Diesen Mann kannte er noch vom letzten Mal und er schien noch immer nicht gesprächiger zu sein.

    Cupidus ritt im Trab auf das Tor des Castellums zu und zügelte sein Pferd vor den Wachen. Er grüßte die Männer, die die Ankömmlinge kontrollierten.
    "Salve Kameraden, ich bin Decurio Cupidus von der Ala II Numidia und möchte mich an der Academia für das Examen Secundum einschreiben," brachte er sein Anliegen vor und stieg vom Pferd.

    Cupidus nickte ihm zu.
    "Gut, ich verlass mich auf dich. Wenn es zum Kampf kommen sollte, übernimmst du die eine Hälfte der Turma und besetzt mit ihr den Wall. Wenn sie nicht ganz verschlafen sind, werden Romanus und seine Männer es von mehreren Seiten gleichzeitig versuchen. Du musst mit deinen Männern unbedingt diese Stellen sichern."


    Er überließ Merowech seinen Aufgaben und insturierte seine Männer. Eine gewisse Nervosiät war zu spüren, auch wenn es nur gegen Kameraden zu kämpfen gab. Die Gesichter waren rot vor Kälte und Aufregung, während die Männer an den Wällen kauerten und sich das eine oder andere oberflächliche Gespräch spann.
    Doch langsam verstummten auch die Letzten und es wurde sehr still. Alle warteten darauf, dass etwas passierte.

    Cupidus rieb sich das Kinn. Romanus und seine Leute schienen nichts unversucht zu lassen, um Verwirrung zu stiften. Unter normalen Umständen hätten sich die Reiter im Eiltempo abgesetzt, das kleine Übungslager war militärisch nicht zu halten. Aber sie waren ja schließlich auf einem Ausbildungsritt und mussten das Halten von Stellungen und den abgessenen Kampf üben.


    Er überlegte kurz. Dann wandte er sich wieder an Merowech: "Nehmt die Zeltstangen und -planen und macht daraus einen Unterstand für die Pferde. Das dürfte reichen, um die Pfeile abzuhalten, ich will nicht, dass sie durchgehen. Dann lass die Männer hinter den Wällen antreten, damit sie auch nicht unter Beschuss geraten. Die Wachen sollen sich hinter ihre Schilde ducken und warten. Irgendwann müssen sie angreifen. Was haben wir selber an Wurfgeschossen und Munition?" fragte er.


    Wenn sie angegriffen würden, dann hatten sie eine nette Überraschung für die Angreifer.