Nach einem Schluck Wasser aus seinem Becher tauchte Valerius Rustus den dicken Pinsel wieder in die Farbe und trat zu Viridovix heran.
"Eine weitere schwere Verletzung mit hohem Blutverlust ist die Verletzung dieses Bereiches," -er malte den Bereich zwischen Brust und Bauch und den Bereich der Leber mit Rot nach- "weil hier ebenfalls eine große Ader verläuft und auf der von euch gesehen linken Seite von Viridovix die Leber liegt. Eine Verletzung der Leber ist an sehr dunklem Blut zu erkennen und geht mit hohem Blutverlust einher. Euer Patient bekommt einen festen Verband und dann nichts wie ab zum Verbandsplatz. Auch hier überleben die wenigsten, wie ihr euch denken könnt. Diese Stellen, die ich rot gekennzeichnet habe, führen also zu einem schnellen Tod, bei dem ihr nur bedingt helfen könnt."Die Equites schauten interessiert und auch ein wenig betreten. Wer gedacht hatte, alle verletzten Kameraden zu retten, wurde jetzt eines besseren belehrt.
Während die Männer sich die Bereiche besahen und sich an die eigenen Bäuche griffen, holte Rustus einen neuen Pinsel und eine Schale mit gelber Farbe.
"Bauchwunden sind weniger häufig, dafür aber um so schmerzhafter." Er umrahmte den entsprechenden Bereich mit gelb. "Zwar sind die Gedärme gut durchblutet, aber bis man an einer Bauchwunde verblutet, dauert es sehr lange. Und noch eine wichtige Lektion: Solltet ihr einen Patienten haben, der irgendetwas im Bauch stecken habt, wie Pfeile oder Speere, versucht diese nicht, ich wiederhole, NICHT herauszuziehen, ihr würdet nur noch größere Schäden anrichten. Verbindet den Kameraden, auch wenn Gedärme heraushängen sollten, nicht wieder hineinstopfen sondern sorgsam verbinden und den Mann wieder zum Sammelplatz. Verstanden?"Einheitliches Nicken zeigte dem Medicus, das zumindest das angekommen war.
"Nun weiter. Hier an den Armen und Beinen und an den Seiten des Patienten," wieder malte er die betreffenden Stellen mit Gelb nach, "hier haben wir die häufigsten Verletzungen. Euer Körper ist geschützt mit einem Kettenhemd, das den meisten Schlägen und Stichen widersteht. Anders die Arme, die die Waffen halten. Die Adern, die hier verlaufen, können mit einem festen Druckverband verschlossen werden, was zumindest das Verbluten verhindert. Auch abgetrennte oder zerfetzte Gliedmaßen werden abgebunden und dann den Medici übergeben. Ob der Patient seine Hand behält, entscheiden sie.
Die Beine sind besonders bei der Infanterie häufiges Ziel, weil sie nicht durch das Scutum der Legionäre geschützt sind. Die Barbaren hauen und stechen gerne nach allem, was unter oder über den Schild herausguckt. Bei der Kavallerie verwenden wir die leichten Beinschienen, da die Beine am ehesten zu erreichen sind. Trotzdem sind Verletzungen hier am häufigsten zu finden. Also überlegt euch zweimal, ob ihr die Beinschienen weglasst oder nicht.
Auch hier gilt es, die Blutung mit einem Verband so schnell wie möglich zu stillen und den Patienten..... genau, zum Verbandsplatz zu bringen."
Rustus griff sich eine Handtuch und reichte es Viridovix. "Du kannst dich säubern." Dann wandte er sich wieder an die Equites. "Gut, für heute dürfte das genügen. Morgen werden wir die verschiedenen Verbände üben und danach die Pflege der richtigen Patienten anschauen. Noch Fragen? Wenn nicht dann könnt ihr gehen."