Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Cupidus betrat das Forum, mit Stratos am Zügel. Er begrüßte die jungen Männer mit einem lauten "Guten Morgen Probati!!!"
    Die Männer antworteten, wenn einige auch noch recht verschlafen wirkten. Doch das würde ihnen bald vergehen, der Morgen war noch dunkel und eisig kalt. Cupidus blickte zum heller werdenden Himmel, der wolkenverhangen und trüb war. Der Winter würde wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen, hier in Germanien kam er schnell und heftig. Hoffentlich hielt das Wetter, bis die Übung vorbei war.


    "Probati, heute reiten wir auf Manöver, es wird gleichfalls eure Abschlussprüfung sein. Ich erwarte Disziplin und Zusammenhalt, ich hoffe, ihr habt warme Kleidung mit dabei, ihr werdet sie brauchen. In einer halben Stunde will ich alle am Tor sehen, bis dahin Ausrüstung überprüfen. Abite!!"
    Cupidus selber überprüfte seine eigene Ausrüstung und legte die Beinwickel an, über die er seine Beinschienen legte. So froren einem wenigstens nicht die Füße ab bei diesem Wetter. Die Verpflegung war ausgegeben worden, also konnte es langsam losgehen. Die letzten Packpferde wurden beladen und abmarschbereit gemacht. Dann ging es zum Tor.

    Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck legte Cupidus den Mann auf den halbwegs sauberen Tisch, von dem ein Eques schon das übrige Geschirr gefegt hatte.
    Cupidus beugte sich über den Mann. Der Körper des Mannes war entsetzlich dürr und schmutzig, auf seiner Brust und an seinen Armen konnte man Prellungen und blaue Flecken erkennen und ein Blick in den Mund des Alten offenbarte mehrere blutige Lücken, wo früher einmal Zähne waren. Der Mann versuchte etwas zu sagen, doch das Wort ging in einen Hustenanfall über.
    Cupidus blickte auf. "Holt mir Wasser für den Alten", sagte er, während er die sich krümmende Gestalt auf dem Tisch festhielt.


    Während die Männer nach Wasser suchten, kam ein etwas grünlich aussehender Harluf die Leiter hinaufgekletter und atmete mehrmals tief durch. Cupidus winkte ihn nach draußen, er sollte sich erst wieder erholen.

    Cupidus ließ die Probati noch eine Zeitlang üben, bis er auch sicher war, dass alle ihre Waffen ziehen konnten, ohne dass es zu Verletzungen kam.
    Dann rief er die Probati wieder zusammen.
    "Jeder holt jetzt sein Pferd und übt an ihm das Aufsitzen in voller Ausrüstung. Wer das hinkriegt, beginnt damit, vorsichtig die Spatha zu ziehen. Wenn das alle können, üben wir das ganze in einer schnelleren Gangart. Also los, Pferde holen."


    Während die Probati davonrannten, ließ Cupidus Stratos von einem Stallburschen bringen und schwang sich in den Sattel. Er wartete, bis die Probati alle wieder zurückwaren und das Aufsitzen übten.

    Cupidus sah den Vexillarius grinsend an. Wie konnte er nur so gelassen sein und sich hier den Schmutz unter seinen Nägeln entfernen? Wahrscheinlich würde er in der Schlacht seine eigenen Eingeweide essen und sogar noch Nachschlag verlangen.


    "Übungswaffen, wenn ich bitten darf. Und frag im Horreum nach den Übungspfeilen und -wurfspeeren, nehmt einen ordentlichen Vorrat mit. Ich reite mit den Probati im Morgengrauen, nach der Ablösung der vierten Nachtwache. Ihr könnt eine Stunde vorher losreiten, wenn es noch dunkel ist. Wir halten uns westlich der Straße, also werdet ihr uns schon finden."
    Dann wartete er einen Moment, bevor er sich umdrehte und sich auf den Weg zu den Unterkünften machte.

    Cupidus lachte Romanus zu. "Natürlich kommst du mit, Romanus, wenn du das Vexillum noch öfter polierst, löst es sich auf. Du führst das Feindkommando, Mamercus und Merowech unterstüzten dich ebenfalls.
    Ihr könnt die Aufgaben untereinander aufteilen, lasst euch was einfallen."
    Dann überlegte er einen Moment. "Wir reiten in Richtung Antonacum, ein paar Meilen westlich des Limes, also weit genug von den Grenztürmen. Ein paar Meilen nach Antonacum werden die Probati ihr Marschlager aufschlagen. Das dürften etwas über 30 Meilen sein. Noch Fragen?"

    Cupidus versuchte nur durch den Mund zu atmen, trotzdem wurde ihm bei diesem Gestank ganz flau im Magen. Harluf entledigte sich seines Mageninhaltes, was zu einiger Belustigung führte.
    Trotz allem grenzte es an ein Wunder, dass in diesem bestialischen Gestank und in diesem engen Verschlag überhaupt möglich war, dass dieser Mann noch lebte. Er sah jämmerlich aus, mehr tot als lebendig.
    Der Mann tat ihm leid, scheinbar war er schon recht schwach und ob er die Nacht überleben würde, konnte man bei diesem Licht nicht sagen.
    "Einar, Viridovix, helft mir ihn hochzutragen, Harluf schafft das nicht, glaube ich." Er griff unter die Schultern des Mannes und zuckte kurz zurück. Die Haut spannte sich über den Knochen. Beherzt griff er zu und hob den Mann hoch, die beiden anderen nahmen seine Beine.
    Vorsichtig tasteten sie im Halbdunkel zu der Leiter, um ihn nach oben zu tragen.

    Cupidus hob seinen Helm auf und klopfte Romanus auf die Schulter.
    "Sowas kommt schon vor im Eifer des Gefechtes. Du hast es uns nicht leicht gemacht, altes Rauhbein." Er grinste über beide Ohren. Trotz des kleinen Zischenfalles war alles gut gegangen, die Probati hatten zwar Prellungen und blaue Flecken abbekommen, hatten sich aber allesamt gut geschlagen.


    Einige trotteten ein wenig verloren vom Platz, gefolgt von ihren Kameraden, die die Übungswaffen auf einem Karren hinter sich herzogen.
    Er sah seinen Duplicarius auf sich zukommen.
    "Ah, Merowech, gut dass du kommst. Wir werden morgen mit dem Ausbildungsritt für die Probati beginnen, ich will, dass du die Zweite als Feindkommando führst. Romanus, wenn du ein paar zusätzliche Männer aus der Ersten abstellen könntest?"

    Cupidus wischte sich den Schweiß von den Augen, das Gefecht war langsam anstrengend und die Probati begannen schon zu ermatten. Sie hatten viel trainiert, aber die neuerliche psychische Anstrengung forderte auch hier in diesem "Spiel" ihren Tribut.


    Ein Schrei riss Cupidus´Aufmerksamkeit von den beiden Eques los, denen er sich gerade gestellt hatte. Romanus und Merowech waren schon auf dem Weg zu ihm, als er das Feldzeichen ergriff und nach links und rechts neigte. Sofort setzte der Tubicen sein Instrument an die Lippen und blies zum Einstellen des Angriffs.


    Der Kampflärm verstummte langsam, Cupidus hatte Parma und Spatha bereits beiseite geworfen und drängte sich zu dem größerwerdenden Grüppchen Equites und Probati, die eine wimmernde Gestalt umstanden.
    "Zur Seite, los Platz da, " brüllte Cupidus und schubste einen er Gaffer grob beiseite, um zu dem Mann zu gelangen, der schreiend auf dem Boden lag und sich beide Hände vors Gesicht hielt. Zwischen seinen Fingern sickerte Blut hervor.
    "Verdammter Dreck, ich habe gesagt vorsichtig sein", schimpfte er los und packte den Mann an den Schultern. "Probatus, wie geht es dir?"Aber anstelle einer Antwort drang nur ein Stöhnen unter den Händen hervor, scheinbar war die Nase des Probatus gebrochen. Cupidus zog den Helm mit dem Helmbusch vom Kopf und legte ihn zur Seite. Dann zog er aus seinem Gürtel ein Stück weißen Stoff und drückte es dem Probatus in die Hand. "Feste draufdrücken. Seleukos, nimm dir noch einen Kameraden und bringt Thorleif ins Valetudinarium."


    Dann stand er wieder auf, während sich die Angesprochenen um den Verletzten kümmerten.
    "Gut, für heute ist genug Blut geflossen, alles zusammenräumen und zu den Unterkünften. Romanus, hast du etwas gesehen?" fragte er in die Richtung des Vexillarius.

    Das Bauernhaus war recht düster, die Fenster leißen gerade genug Licht ein, um den Raum zu erhellen, waren aber klein genug, damit nicht zu viel Wärme nach draußen drang. Einar und Viridovix sicherten die Stallungen und Cupidus sah sich im Wohnbereich um.
    Die Habseligkeiten der Männer, die hier zuvor gehaust hatten, langen teils verstreut teils auf Tischen herum, alles machte den Eindruck einer überhasteten Flucht. Die Falltüre, auf die Einar und Viridovix dann aber stießen, wirkte sehr verdächtig.
    Gespannt stand Cupidus an der Öffnung und spähte nach unten, während Einar langsam nach unten stieg. Die Lampe erhellte ein wenig das Dunkel.


    Bei Einars Ausruf war Cupidus schon fast die Leiter herunter, endlich hatten sie etwas gefunden. Harluf kam als letzter und hatte noch eine weitere Lampe, die er gefunden hatte, entzündet. Jetzt trat er neben seinen Duplicarius und beleuchtete den Raum.
    "Bei den Göttern..."entfuhr es Cupidus. Er nahm Harluf die Lampe ab und trat zu einer der Kisten. Sie ließ sich leicht öffnen und Cupidus war erstaunt, als er Getreide darin fand. Etliche andere Fässer und Amphoren, die er noch betrachtete, enthielten Vorräte wie Trockenfleisch und hartes Soldatenbrot. Mit seiner Spatha stocherte Cupidus in einer Kiste herum und ein dumpfes dröhnen drang an sein Ohr, als die Spitze auf Holz stieß. Das konnte nicht der Boden sein... Mit einem Ruck riss er die Kiste um, der Inhalt verteilte sich zu seinen Füßen. Was er entdeckte verschlug ihm den Atem: Ein doppelter Boden kam zum Vorschein, bestehend aus mehreren schlecht gefugten Brettern. Mit seinem Dolch hebelte er ein Brett heraus und starrte auf zwei kurze germanische Schwerter.
    Der Ruf von Einar ließ ihn herumfahren.
    Schnell lief er zu der Tür und spähte ebenfalls durch die kleine Öffnung. Der Gestank drohte ihn zu überwältigen.
    "Schnell, öffnet die Türe, vielleicht lebt er noch. Auch wenn er nicht so riecht."

    Cupidus hatte das Manöver der Reiter verfolgt und die Infanterie nicht übersehen, die sich bereit machte, die Formation anzugreifen. Da sie aber im Kreis standen, würden zumindest für den ersten Moment genügend Männer vorhanden sein, um den Angriff abzufangen.


    "Näher zusammen Männer, wer noch Speere hat, raus mit ihnen. Bleibt in Formation, bietet keine offenen Flanken!!!!"


    Dann wurde seine Aufmerksamkeit von etwas abgelenkt, das direkt vor seiner Nase passierte. Seleukos stand plötzlich völlig allein vor der Formation und wusste nicht recht, wie ihm geschah.
    Cupidus klopfte zwei Probati an den Helm, die erschrocken herumfuhren, und deutete auf Seleukos. Die beiden machten einen Schritt nach vorne und ermöglichten es Seleukos, wieder in die Formation zurückzutreten.


    Dann brandete der Angriff von allen Seiten heran und der Kampf Mann gegen Mann begann.
    Cupidus hatte sich beim Feldzeichen postiert und schlug jeden zurück, der ihm zu nahe kam. Der eine oder andere Probatus fiel aus, doch der Kreis ermöglichte es den Männern, eng beieinander zu kämpfen.
    Der Kampf wogte hin und her, doch die kampfgeschulten Equites hatten einen Vorteil.


    Über den Kampfeslärm hörte Cupidus den Ruf von Romanus.


    "Welche List? Ein Kreis hat keine Ecken!" Dann hob er die Stimme: "Probati, haltet die Linie!!!!" Sollten die beiden doch versuchen, die Formation zu sprengen.

    Sim-Off:

    Ich mach dann hier mal weiter, jeder Probatus kann mitmachen.


    Es ging schon auf Mittag zu, als schließlich alle Männer das Ziehen ihrer Waffen beherrschten. Cupidus ließ alles zusammenkommen.
    "Probati, ihr holt jetzt eure Pferde, wir üben an ihnen das Aufsitzen mit Waffen und das Ziehen der Spatha. Aber seid vorsichtig, ich will keine verletzten Pferde haben, sonst werdet ihr den Rest eurer Dienstzeit als Stallburschen verbringen und nicht mehr reiten. Abite."

    Die langbeinige Lupa beugte sich zu Cupidus hinunter und fasste ihn an den Schultern, allerdings ziemlich hart, wie er feststellte. Trotzdem, ihr Körperbau war nicht von schlechten Eltern. Er strich ihr sanft über die Wange. Merkwürdig kratzig war sie schon.
    Wieder schüttelte sie ihn.
    "Morgen Decurio, es ist Zeit, aufstehen.", fötete sie.
    Mit einem Ruck war Cupidus richtig wach. Er saß auf einem der Toilettensitze der Offiziere und vor ihm stand Tubero, der wohl gerade ein Geschäft verrichten wollte und ihn gefunden hatte.
    Einen Moment lang sah sich Cupidus um. Offensichtlich war er letzte Nacht auf der Latrine eingeschlafen und nun amüsierte sich sein Kamerad köstlich über den verkaterten Cupidus.

    "Man, da träum ich von einer hübschen Frau und was muss ich sehen? Dein Pferdegesicht am frühen Morgen, Tubero", murmelte er mit einem Grinsen und wollte lachen. Das Kopfschmerz allerdings machte seinen Absichten schnell ein Ende.
    Er erhob sich und machte sich auf den Weg zu den Unterkünften, um sich noch frisch zu machen, bevor der Dienst wieder losging.

    Während des ganzen Rittes hatte Cupidus überlegt, was sie wohl auf diesem besagten Hof antreffen würden. Etwas gärte wieder in dieser Provinz, er hatte das Gefühl, dass auch Stämme aus Germania Magna beim Waffenschmuggel ihre Hände mit im Spiel hatten. Diese Bande, die sie erwischt hatten, war wohl nur das, was aus einer übervollen Amphore schwappt, wenn sie geschüttelt wurde.
    Die echten Drahtzieher saßen mit Sicherheit woanders.


    Schließlich fanden sie den Weg zum Gehört vor Ardarich und folgten dem Pfad langsam. Schon eine kurze Weile später meldete die Vorhut, dass sie den Hof gefunden hätten, alles sei ruhig, außer einigen Rindern und Schweinen in ihren Einfriedungen war kein Lebewesen zu sehen. Cupidus ließ halten.
    Bei Einars Vorschlag nickte er. "Du und Viridovix, ihr kommt mit mir, wir nehmen noch 6 Mann mit. Wir gehen zu Fuß, der Rest wartet hier auf den Pferden und greift ein, wenn jemand fliehen sollte."
    Cupidus bestimmte rasch fünf Männer und nahm noch den Tubicen mit, um bei Gefahr schnell Hilfe rufen zu können.


    Dann zog er seine Spatha und winkte den anderen, ihm zu folgen.


    Langsam näherten sie sich dem Hof, nach allen Richtungen Ausschau haltend. Ein großes Stück Wiese trennte sie von der Eingang des großen Hauses. Als sie noch einige Schritte von der Hausecke entfernt waren, hörte man ein Rascheln, eine Tür öffnete sich und drei Männer in verdreckten Kitteln rannten hinaus, quer über die Wiese und dem Wald entgegen. Cupidus stieß den Tubicen an, der daraufhin sofort sein Instrument an die Lippen setzte.


    TUTUUUUUUUTUTUUUUUUUUUUUUU!!!
    Sofort löste sich die Nachhut vom Waldrand und ritten wie die wilde Jagd über die Wiese, an ihren Kameraden vorbei und hinter den Fliehenden her. Der erste der Verdächtigen hatte den Waldrand schon erreicht und verschwand zwischen den Bäumen, seine Gefährten hinterher, verfolgt von den Reitern.
    Cupidus schaute um das Eck des Hauses.
    "Einar, Viridovix, ihr geht vor, dann ich und Haluf, der Rest hinterher. Das Haus sichern und nach weiteren Menschen suchen."

    Cupidus war ein wenig überrascht, als der junge Grieche seine Bitte vorbrachte, hatte er doch sonst einen guten Eindruck von dem Mann gehabt.
    Er kramte nach einem Papyrus mit der Personalakte von Leonidas.
    "Ach, hier. Nun Leonidas, ich bedauere deine Entscheidung zwar sehr, laut meiner Akte warst du auf einem guten Weg.... Aber dafür ist die Probatio da, um zu sehen, wer wirklich kann und will. Wenn du also bei deiner Entscheidung bleibst, werde ich dein Anliegen dem Praefectus Alae vortragen. Ich denke nicht dass es Probleme geben dürfte."
    Cupidus schaute den Probatus einen Moment lang an. Vielleicht war es gut so, dass er von sich aus gesagt hatte, dass er den Dienst von 25 Jahren nicht leisten wolle...
    Er streckte ihm seine Hand entgegen.
    "Deine Ausrüstung kannst du schon mal im Magazin abgeben, um den Rest kümmere ich mich. Ich wünsche dir trotz allem den Segen der Götter auf deinem Weg. Vielleicht sehen wir uns ja nochmal wieder.
    Vale bene."

    Dann entließ er Leonidas aus der Besprechung und machte sich auf den Weg zu Sura.

    Cupidus hockte mit gekreuzten Beinen auf einem Stuhl, nicht mehr so sicher wie vorher.


    "Hey, Rom´nus, isch glaube, der Epu...Epu...Eburnus ist nicht mehr bei uns. Hab gehört er beschüsst jetzt den Kaiser."
    Dann hob er seinen Becher.
    "Auffn Kaisa und seine Ala II"


    Nach den nächsten zwei Bechern strahlte Cupidus mit wässrigen Augen vor sich hin und dämmerte langsam weg. Alles schien zu verschwimmen.


    Sim-Off:

    Dann bringen wir das Ganze mal zu einem Ende. ;)