Cupidus wusste garnicht, wie ihm geschah, als der Präfekt ihm die Urkunde überreichte. Freudig schüttelte er die ihm angebotene Hand. Sein Traum schien endlich in Erfüllung gegangen zu sein.
"Danke Praefectus, ich werde dich nicht enttäuschen", meinte er strahlend. Dann salutierte er und flog fast zu seinen Männern zurück, die begannen zu jubeln. Endlich hatten sie wieder einen richtigen Decurio. Cupidus schwor sich, dem Mars ein angemessenes Opfer zu bringen.
Cupidus bekam weiche Knie. In Roma war seine geliebte Clara nun seit fast einem Jahr und nur selten hatte sie geschrieben. Ob es ihr wohl gutging? Oder vielleicht würde sie ja...heiraten und eine Familie gründen.
Mit einem Seufzer trat er aus der Reihe und ging hinauf auf die Tribüne, wo der Praefectus mit einem Scriba und ein paar Decurionen des Stabes wartete.
Er salutierte. "Melde mich wie befohlen!" In strammer Haltung stand er vor seinem Kommandanten.
Cupidus scheuchte die letzten Männer der Turma II an ihren Platz. Einige Probati trudelten noch ein und wurden auch prompt von ihren Ausbildern zurechtgewiesen.
Dann nahm Cupidus seinen Platz in der Formation ein und wartete.
Die Mittagszeit war schon fast vorüber, als sich die Turma den ersten Gehöften der Stadt Mogontiacum näherte. Der Ritt war ereignislos verlaufen, es hatte bisher keine Schwierigkeiten gegeben und so hielt Cupidus die Zeit für eine kurze Rast gekommen. Er winkte die Kolonne nach rechts, hinunter von der Straße auf eine Wiese mit kurzem Gras.
"Absitzen, eine halbe Stunde Pause," befahl er den Männern und glitt aus dem Sattel. Die Equites trieben die Pferde zusammen und machten es sich dann im Gras gemütlich. Zwischen zwei Schlucken aus der Feldflasche und einem Bissen Brot war immer Zeit für einen kleinen Scherz.
Cupidus setzte sich in die fröhliche Runde.
"Na Männer, alles in Ordnung? Ich hoffe die Zuteilung des Proviant hat geklappt?," fragte er lächlend.
Die Turma II ritt an diesem Morgen gemächlich in Richtung Mogontiacum. Sie hatte Confluentes passiert und war mit den ersten Händlern und Einwohnern, die den Feldern ausserhalb der Stadtmauern zustrebten, aus dem Tor geritten.
Die Menschen hatten dem Reiterzug augenblicklich Platz gemacht und so kamen sie gut voran.
Cupidus wühlte in seiner Satteltasche nach einem Apel, während er sich die heutige Route noch einmal vor Augen führte. Sie wurden fast bis Confluentes reiten, einige straßennahe Waldstücke durchstöbern und sich unter der Bevölkerung umhören.
Seit dem Banditenaufstand waren die Befehlshaber darauf aus, mehr Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung zu halten, um Unruhen vorzubeugen.
Genüsslich aß Cupidus seinen Apfel und blickte nach hinten zu den Neuen.
Cupidus ritt auf seinem Hengst zum Tor, wo die Männer schon warteten. Kurz ließ er den Blick über die Männer gleiten, prüfte kurz, ob alle anwesend waren.
"In agmen venite.", donnerte er den Befehl über die die Köpfe der Männer, um sie in Kolonne antreten zu lassen.
"Unsere Route heute geht nach Mogontiacum, bleibt zusammen, keine Ausreißer. Turma II venite!!"
Cupidus wandte sein Pferd und ritt mit dem Signifer der Turma voraus.
Cupidus hatte bereits sein Pferd satteln und aufzäumen lassen. Während der Stallbursche sich noch um das Tier kümmerte, trat Cupidus vor seine Turma.
"Männer, wir gehen heute auf Patrouille, wir haben diesmal die Strecke entlang der Straße nach Mogontiacum. Wenn die Neuen unter euch ein wenig mehr Erfahrung im Patrouillenritt haben, werden wir ab nächster Woche auch am Limes nach dem rechten sehen.
Für heute aber erst noch Mogontiacum. Alle zu den Pferden und aufsitzen, wir treffen uns dann gleich am Tor."
Cupidus wartete einen Moment, ob vielleicht noch jemand Fragen hatte. Im Anschluss würde er sein Pferd holen und sich zum Tor begeben.
Als Cupidus sah, dass es keine weiteren Fragen mehr gab, rief er "Morgen Mittag alle gefechtsmäßig auf dem Forum angetreten. Bis dahin freies Training. Abite".
Er selber blieb noch einen Moment, um mit seinem Sesquiplicarius das weitere Training zu besprechen, aber die meisten Eques waren schon lange im Dienst und fit, die frischen Equites besonders, waren sie doch von Decurio Tubero geschliffen worden. Zufrieden verließ er den Platz, um letzte Anweisungen zu geben.
Auch von mir alles alles Gute zu deinem Geburtstag.
Cupidus wartete, bis auch der letzte Mann auf dem Platz stand.
"Guten Morgen Turma Secunda," rief er den Männern zu, "es gibt einige Neuigkeiten. Zunächst darf ich unsere Neuzugänge Einar Virilis, Viridovix und Arianus Cheruscus in unserer Einheit begrüßen. Sie haben ihre Probatio erfolgreich bestanden und wurden zu Equites befördert. Willkommen ihr drei."
Er deutete beim Aufzählen der Namen auf den betreffenden Eques, damit die anderen wussten, wen sie Neues vor sich hatten.
Cupidus sprach weiter: "Wir werden die nächsten Tage wieder einmal auf Patrouille gehen, bis dahin wird täglich trainiert, bis jeder weiß, wo sein Platz ist. Noch Fragen?"
Wieder da
So, melde mich dann mal von heute an bis einschließlich Sonntag ab.
Werde 20 Kilometer in die Schweiz fahren.
http://www.roemerfest.ch/.
Bis Montag ihr Lieben
Cupidus betrat den Campus und wartete geduldig, bis die letzen Männer angekommen waren.
Um die letzten ein wenig anzutreiben, rief er: "Equites in aciem venite"
Cupidus betrat das Valetudinarium und suchte im Gewirr der Betten den Medicus. Einige der schwer verletzten Eques lagen noch immer auf ihrem Krankenlager, aber zumindest würden alle durchkommen.
Seit sie aus Borbetomagus zurückgekehrt waren, hatte Cupidus täglich das Krankenhaus aufgesucht, um nach den Männern seiner Turma zu schauen. Offensichtlich hatten fünf von ihnen keine Chance mehr, im aktiven Dienst zu bleiben.
"Grüß dich Harluf, na, bist bald wieder auf den Beinen?" rief er beim Vorbeilaufen am Bett eines Kameraden. Der Mann, dem ein Bein amputiert werden musste, grinste breit. "Natürlich, bald geht es heim nach Hispania, an den Busen der hübschesten Frauen der Welt", feixte der Mann.
Cupidus lächelte und nickte ihm zu. Ein Totalausfall, als Reiter nicht mehr zu gebrauchen.
Schließlich fand er den Medicus und zog sich seine Tunika über den Kopf. Der Medicus nahm den Verband ab, den er Cupidus über die Brust gelegt hatte. Fachkundig besah er sich den nun beinahe schwarzen Bluterguss an der Brust des Duplicarius. "Ja, sieht schon ganz gut aus, mein Guter. Du kannst den Verband jetzt weglassen, aber halte dich mit dem Kämpfen noch ein wenig zurück"
Cupidus zog seine Tunika wieder an. "Ja ja, ich werd mich bemühen, wenn ich es nicht vergesse", meinte er grinsed, bewegte seinen rechten Arm zu schnell und verzog vor Schmerz das Gesicht. "Gut, überzeugt", meinte er dann zu dem bis über beide Ohren grinsenden Medicus.
Den Kameraden zum Abschied winkend verließ Cupidus das Valetudinarium.
Bin ab Montag morgen wieder da. Schönes Wochenende.
Da hatte Romanus ihn doch auf dem falschen Fuß erwischt.
Ein Lächeln lief über sein Gesicht.
"Wollte nur wissen, ob du im Unterricht aufgepasst hast. Ich muss wieder zurück zu meinen Leuten, machts gut."
Dann verließ er die Unterkunft und ärgerte sich ein wenig, dass er auf einen Witz hereingefallen war.
Ist garnicht so einfach etwas genaues über die Feldzeichen und ihre Träger zu sagen, hab schon die wiedersprüchlichsten Sachen gehört.
Das hast du vollkommen Recht, Quintus.
Der Vexillarius erhält den doppelten Sold, genau wie der Duplicarius. Müsste er aber nicht wie der Aquilifer in der Legion mehr verdienen?
Hätte da ein paar Fragen bezüglich der Feldzeichen einer Ala.
1. Hatte jede Turma ein eigenes Feldzeichen?
2. Trägt der Vexillarius im IR nun das Feldzeichen der ganzen Ala oder nur seiner Turma?
Cupidus musste zweimal hinhören, bevor er verstand, was Romanus ihm eben gesagt hatte.
"Ich bin Angehöriger der Turma II und ein Principales wie du. Ich bin der Stellvertreter des Decurio und deine Aufgabe ist es, das Vexillum deiner Turma zu tragen. Somit hat keiner die Befehlsgewalt über den anderen, Vexillarius."
Gespannt wartete er auf die Reaktion.
Cupidus schüttelte nur leicht den Kopf und es stach schon wieder übel. Sein Magen fühlte sich an wie ein Schiff in Seenot. Es war also Zeit für den Dienst.
"Gut Leute, ich mach mich wieder auf den Weg zu meiner Turma, mal nach dem rechten sehen."
Der Befehl von Romanus entlockte ihm ein freches Grinsen, das sofort mit weiteren Kopfschmerzen bestraft wurde.
"Kümmer dich selber um die Leute, Romanus, ich bin nicht das Kindermädchen für die Prima. Ich hab meine eigene Turma zu führen, solange kein Ersatz für Lucanus vorhanden ist. Also bis später dann Leute."
Er verabschiedete sich von den Männern und machte sich auf den Weg zu den Unterkünften der Turma II.
