Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Nach und nach verließen die Kameraden einzeln oder in Gruppen die Thermen und auch Cupidus hatte sich länger als gewöhnlich im Wasser aufgehalten.
    Nach einem kurzen Sprung ins Kaltbecken fühlte er sich erfrischt und bereit, für ein zünftiges Gelage.
    Komisch, dachte er bei sich, der römische Soldat ist allerhand Luxus gewöhnt, aber im freien Feld kommt er mit wenig Nahrung aus, kämpft ohne zu klagen und baut jeden Abend sein Lager. Heute würden sie trinken bis zum Umfallen, auf jeden der gefallenen Kameraden einen Becher Wein,


    Als Cupidus sich seine Wolltunika über den Kopf streifte, versuchte er zu rechnen, wie viel sie dafür wohl trinken müssten. Allein die Gefallenen aus seiner Turma waren 10 Becher Wein, wenn man die Schwerverletzten mitrechnen würde
    Das Cingulum festschnallend dachte er an die morgige Bestattung der Kameraden.
    Noch mal Glück gehabt, alter Junge, überlegte er sich auf dem Weg zu den Unterkünften.

    "Dann würde ich sagen, dass wir uns heute Abend in eurer Unterkunft treffen, Brigio? Jeder kann etwas zu trinken mitbringen, dann müsste es reichen."


    Dann winkte er einen Sklaven herbei, der ihm ein Handtuch brachte. Cupidus stieg aus dem Becken, trocknete sich ab und ließ sich vom Sklaven mit Öl einreiben.
    Nun kam der schönste Teil. Mit seinem Strigilis kratzte er sich Schmutz und Öl wohlig seufzend von der Haut. Wie hatte ihm dieses Bad gefehlt. Der Schweiß und das viele Blut, alles war vergessen.


    Als er seine Reinigung beendet hatte, stieg er wieder zu den Kameraden ins Becken und dümpelte seelig grinsend vor sich hin.

    Cupidus tauchte noch einmal in dem heißen Wasser unter. Als er wieder prustend auftauchte, fühlte er sich wieder wohler.
    "Für eine kleine Feier wäre ich schon zu haben, in meiner Unterkunft habe ich auch noch eine große Amphore Wein. Dann hätten wir schon zwei. Was meint ihr, Jungs?"


    Fragend blickte er von einem zum anderen.

    Cupidus konnte nur mit den Schultern zucken.
    "Meines Wissens nach kümmert sich Decurio Tuto um die ganze Sache, bei der Abschlussbesprechung habe ich ihm Beförderungsvorschläge gemacht und er meinte, er würde sich darum kümmern."


    Ganz wohl war ihm nicht bei der Sache. Er musste an ein Gerücht denken, dass er kurz nach seiner Rückkehr ins Lager gehört hatte.


    "Ein Eques aus der VI. soll ihn ganz gut gekannt haben und hat gemeint, er träume von einem Leben in Freiheit... Hat gesagt, Decius wäre sicherlich fahnenflüchtig wegen dem neuen Imperator.
    Aber das kann ich einfach nicht glauben."

    Cupidus nickte wissend.
    "Wisst ihr was mich am meisten ärgert? Dass es Landsleute waren, die nichts besseres wussten, als ihre Brüder auszurauben.
    Und jetzt sind sie tot... und einige gute Kameraden auch. Ich hab mir vorhin mal die Verluste angeschaut, fast ein Drittel unserer Männer ist tot."

    Er schüttelte den Kopf, was hatte die Provinzverwaltung nur dabei gedacht, die Menschen hungern zu lassen?
    Er wandte sich wieder an die Kameraden:
    "Wisst ihr eigentlich irgendetwas von Decius?"

    Ein Bote der Ala II betrat das Officium und legte dem Scriba einen Brief und 10 Sesterzen auf den Tisch.



    An
    Quintus Fabius Vibulanus
    Castellum Legio XXII
    Nikopolis Aegyptus



    Salve Vibulanus,


    mit Freude habe ich deinen Brief empfangen. Bitte verzeih, dass ich dir erst jetzt eine Antwort zukommen lassen kann.
    Seit deiner Entlassung hat sich hier viel getan, gerade komme ich von einem Einsatz zurück. Ich habe zum ersten Mal getötet, für die rechte Sache, wie ich hoffe.


    Der Sommer war sehr trocken und die Ernte hier in Germanien dementsprechend schlecht. Zu allem Übel hatten wir auch noch einen harten Winter. In diesem Jahr schließlich schlossen sich hungernde Männer zu einer Räuberbande zusammen, die einen großen Teil von Germanien in Angst und Schrecken versetzten.
    So kam ich also eher unfreiwillig zu meinem ersten Kampfeinsatz. Die Schlacht war schrecklich, aber wir konnten die meisten Banditen töten und den Rest kreuzigen. Aber auch viele unserer Kameraden sind in diesem Kampf gefallen. Es wird dich vielleicht schmerzen, wenn ich dir sage, dass wir unseren Decurio Decius verloren haben. Er wurde scheinbar gefangengenommen und tauchte bis jetzt nicht mehr auf. Wir befürchten, dass sie ihn getötet haben.


    Nun sind einige Stellen neu zu besetzen, und ich hoffe, dass ich endlich zum Decurio befördert werde, Zeit wäre es langsam. Ansonsten läuft hier alles wieder seinen gewohnten Gang, neue Rekruten kommen und alte Kameraden scheiden aus dem Dienst aus, so wie du.


    Mit Freude habe ich vernommen, dass du zum Signifer gemacht wurdest. Es ist eine Ehre, die Feldzeichen zu tragen. Es freut dich vielleicht zu hören, dass Romanus nun Vexillarius ist, du müsstest diesen Heißsporn noch kennen.
    Wie ist es bei euch in Ägypten? Ich habe gehört, es soll dort schöne Frauen geben und immer Sommer sein?


    Ich hoffe, bald wieder von dir zu hören, für heute schließe ich und verbleibe mit besten Wünschen, mein alter Freund.


    Vale.


    Justinianus Cupidus

    Müde und schmutzig betrat Cupidus die Räumlichkeiten der Thermen.
    Er legte sein Cingulum und die schmutzige Tunika in ein Fach in der Umkleide und streifte sein Lendentuch ab. Ein Sklave überreichte ihm ein Handtuch und Cupidus trat in die heiße Luft.


    Das große Wamwasserbecken war schon gut besucht, suchend blickte er sich um, grüßte zwei Männer seiner Turma und entdeckte Romanus bei Merowech und Brigio. Er ließ sich neben den dreien ins Wasser gleiten und seufzte wohlig.


    "Na Jungs, alles klar?" fragte er, als er wieder auftauchte.

    Müde, schmutzig und schlecht riechend stolperte Cupidus in seine Unterkunft. Er legte die Ausrüstung in die Kammer nebenan und setzte sich an seinen Schreibtisch.
    Ein Brief von Vibulanus aus Ägypten lag dabei. Wieder und wieder las er die Zeilen des Kameraden.
    Er beschloss, nach seinem Thermenbesuch gleich eine Antwort zu schreiben.

    Cupidus führte Stratos in die Stallungen, wo ihn der kleine Stallbursche schon erwartete.
    "Hallo Cupidus, wie war der Einsatz", bestürmte der Junge den eintretenden Soldaten.
    Ein Lächeln über so viel Eifer lief über Cupidus´Gesicht.
    "Das erzähle ich dir morgen Abend, wenn die Gefallenen bestattet wurden. Bis dahin gedulde dich. Bitte versorge mit Stratos, er hat sich die Ruhe verdient."


    Dann verließ er die Stallungen und betrat seine Unterkunft.

    Endlich war es vorbei, einen Abend hatten sie für sich. Cupidus rümpfte die Nase, als ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase stieg. Überrascht stellte er fest, dass er sich selber roch.
    'Eher wie ein Tier als ein Mensch', dachte er für sich und ging hinter den anderen her in Richtung Unterkünfte.

    Dann stimmten die Gerüchte also, die die Männer auf ihrem Weg erfahren hatten. Der Kaiser war tot. Und nun sollte der neue Kaiser hochleben.
    Cupidus war zufrieden, dass es einen Nachfolger gab und leistete dem neuen Mann an der Spitze gerne seinen Eid.
    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

    Die Männer hatten ihre Pferde zu den Unterkünften gebracht und trotteten nun müde auf das Forum.
    Cupidus wollte so schnell wie möglich zu den Verwundeten seiner Einheit und sehen, wie es ihnen ging. Er nahm seinen Platz in der Formation ein und erschrak erneut über die vielen Verluste, die die Männer gehabt hatten.


    Gespannt wartete er auf den Decurio.

    Cupidus wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Die Sonne hatte schon Kraft und unter den Winterkleidern war es sehr warm. Er blickte in die Gesichter der Männer, einige mit dunklen Ringen unter den Augen, müde, abgeschlagen.
    Er selber sah wohl nicht besser aus.


    "Du hast Recht Romanus, zuerst wollen wir uns ausruhen. Bin mal gespannt, wie der Neue so ist. Außerdem haben einige von uns noch nicht den Eid auf den neuen Kaiser geleistet, dazu war noch keine Gelegenheit, das müssen wir unbedingt nachholen."

    Der Zug der Vexillatio erreichte endlich das Lager. Gemächlich ritten sie durch die Porta Praetoria, der verbliebene Decurio voraus. Die Wachen begrüßten sie mit Zurufen, hier und da wurde gewitzelt, alle freuten sich über die Rückkehr. Ganz zum Schluss kamen die Wagen mit den Toten und den Verwundeten.
    Cupidus ließ sich zurückfallen. Bei dem ersten Wagen sagte er zum Fahrer: "Bring die Verwundeten sofort ins Valetudinarium, die Medici sollen sich um sie kümmern."


    Die Wagen mit den Toten wurden in einen gesonderten Teil des Valetudinariums gebracht, wo sie auf ihre letzte Reise vorbereitet wurden.


    Der Rest der Männer ritt zum Forum, wo der Decurio die Abschlussrede halten würde.

    Cupidus lächelte. Dann blickte er nach links und rechts, ob ihn jemand hören konnte.
    "Und wie ich mich freue, am meisten auf die Thermen. Ich habe das Gefühl, dass ich schon seit zwei Tagen wie ein toter Germane rieche. Nicht dass sie uns nicht mehr beim Tor reinlassen."


    Dann überlegte er einen Moment. "Was meinst du, sollen wir ein kleines Fest veranstalten? Auf den Abschluss der Mission? Ich hätte noch eine große Amphore Wein. Wenn jeder noch was mitbringt, können wir uns sinnvoll betrinken."


    Dann tauchten vor den Männern endlich die Wälle des Castellums auf.

    Nicht weit entfernt vom Ort des Geschehens wälzte sich eine Reiterkolonne in Richtung Confluentes.
    Das Vexillum der Ala II Numidia flatterte stolz vor den drei Turmae her, die aus Borbetomagus kamen.


    Vorne mit dabei ritt Cupidus und unterhielt sich mit einem Kameraden. Die Truppe hatte zwar Verluste erlitten, aber viele junge Männer hatten Kampferfahrung sammeln können.
    Nun näherten sie sich dem Castellum.

    Die Männer rissen mit ihren Schanzwerkzeugen die letzten Erhebungen des Walles nieder und man hörte sogar schon wieder den einen oder anderen zotigen Witz. Die Stimmung war wieder besser, es ging schließlich nach Hause. Überall hasteten die Equites durcheinander, jeder verstaute noch die letzten Habseligkeiten.


    Die Legionäre waren gerade aufgebrochen und nun war es Zeit für die Männer der Ala, dass sie wieder in ihr Lager zurückkamen.
    Als die Legionäre an Cupidus vorbeizogen, hatte er den jungen Optio Reatinus gesehen, der mit einem kleinen Jungen auf einem Muli ritt. Er hatte ihm noch gewunken, war sich aber nicht sicher, ob er ihn gesehen hatte. Vielleicht würden sich ihre Wege ja noch einmal kreuzen, unter einem besseren Stern als bisher.


    Dann kam der Befehl für den Aufbrauch. Aus mehreren Kehlen kamen Hurra-Rufe, als sich der Zug in Bewegung setzte. Der Schnee begann schon wieder zu schmelzen und an einigen Stellen waren schon kleine Flecken mit Grün zu sehen.
    Das Gefühl einer großen Zufriedenheit breitete sich über Cupidus´Herz aus. Er war noch am Leben, er hatte es tatsächlich geschafft, am Leben zu bleiben.
    Viele Kameraden waren gefallen, gute und tapfere Männer. Aber sie würden ihren Lohn für ihre Taten in der Anderswelt erhalten.
    Die Mission war endlich vorüber und die Reiter ritten in Richtung Confluentes.


    Sim-Off:

    Auch ich möchte mich anschließen und sagen, dass es großen Spaß gemacht hat, mit euch allen zu Simmen. Können wir jederzeit wiederholen.

    "Hey, Cupidus, bist du tot? Zeit zum Aufstehen" Der kleine Duplicarius aus der III. rüttelte seinen Kameraden unsanft an der Schulter.

    Stöhnend schlug Cupidus die Augen auf. Er hatte das Gefühl, unter eine Turma Reiter geraten zu sein. Jeder Knochen in seinem Leib schmerzte, die Muskeln brüllten vor Überanstrengung des vorherigen Tages. Langsam stand er von seinem Lager auf und streckte die schmerzenden Glieder. So hatte er sich den Tag nach dem großen Kampf nicht vorgestellt. Zu wenig Schlaf und das bisschen, das er hatte, war tief und traumlos gewesen.

    Er zog sich an, legte sein Cingulum um und schob sich schnell noch einen Kanten Brot in den Mund. Zum kochen hatte er keine Lust und Zeit, es gab noch vieles vorzubereiten.
    Heute würde er seine Rüstung nicht brauchen, dachte er.

    Er hatte von Tuto die Aufgabe erhalten, die toten Equites für ihre letzte Reise vorzubereiten. Man hatte den Dorfbewohnern Öl weggenommen und einige Equites waren bereits dabei, die Toten zu waschen und zu salben. Man wickelte sie in ihre Paenulae und legte sie in die Wagen, mit denen der Proviant gekommen war. Drei Wagen für die Toten, einer für die Schwerverletzten.
    Im Kastell würden sie dann die Toten nach ihren eigenen Bräuchen beisetzen oder nach Wunsch verbrennen.


    Cupidus und die Männer waren kaum mit der Arbeit fertig, als zum Sammeln geblasen wurde.
    Das Antreten zu Ehren der gefallenen Legionäre begann.


    Als Cupidus seinen Platz in der Formation einnahm, erschrak er kurz. Die Reihen waren beängstigend geschrumpft, er selber hatte Tuto am Abend noch die letzten Verlustmeldungen gebracht
    Die Verluste nur an Toten betrug ein Drittel der Gesamtstärke. Innerlich verfluchte er den Hinterhalt, der ihnen von den Banditen gelegt worden war.


    Mit bewegtem Gesicht beobachtete er, wie Centurio Crispus den Männern eine Münze mit auf ihren Weg gab.