Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Er lächelte sie an, ganz in Gedanken versunken hatte er garnicht bemerkt, wie sie wieder hereigekommen war. Sie roch schon wieder wie eine Wildrose, dachte er bei sich.


    Schnell nahm er ihre Hand, stand auf und nahm sie in den Arm. Er hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund, verließ das Zimmer und ging in Begleitung des Hausmädchens in das Bad. Sehr geräumig war es, ein großer Zuber mit Wasser war vorbereitet worden und daneben standen einige Kannen mit heißem Wasser.


    Wohlig seufzend ließ er sich ins warme Wasser gleiten,entspannte sich und begann sich zu waschen. Schließlich kam er tropfend aus seinem Zuber, trocknete sich ab und kleidete sich wieder an. Nun ging es ihm besser und er roch ganz angenehm. Schließlich machte er sich wieder auf den Weg ins Kaminzimmer.

    Die ersten Equites erreichten den Appellplatz schnaufend, aber in tadellos sauberen Uniformen. So sah Cupidus das gerne. Als schließlich auch die Letzten eintrafen und sich ins Gleid einreihten, rief Cupidus seine Kommandos.


    "Turma II, in aciem venite", hallte es über die Köpfe der Männer.
    "Aciem dirigite!!!". Schließlich stand die Doppelreihe und Cupidus schritt seine Turma ab. Er lobte hier, tadelte dort, ließ einen Helm zurechtrücken und wies auf verbliebenen Schmutz hin. Alles in allem waren die Männer und ihre Ausrüstung in sehr gutem Zustand.


    Anerkennend nickte er. "Ich bin stolz auf euch Männer. Ihr habt gute Dienste während der Abwesenheit des Kommandanten geleistet und vielleicht wird der eine oder andere heute dafür gelobt. Movemini!!!!"
    Die Männer entspannten sich wieder. Alle warteten nur noch auf den Kommandanten.

    Vom Apellplatz drang das Blasen der Cornicen herüber, das Zeichen zum antreten.
    "Los los ich Lahmärsche, bewegt euch, Ausrüstung anlegen, es geht zum Appell, der Kommandant kommt zurück. Beeilt euch und wehe einer kommt zu spät. Die Latrinen werden für denjenigen zum Zuhause werden." Brüllend rannte der Sesquiplicarius der Turma II zu den Unterkünften und rief die Soldaten heraus.

    "Für dich warte ich doch gerne, Dea.", entgegnete er ihr. Sie lächelte schon wieder so schön. Als sie das Zimmer verließ, machte Cupidus es sich auf dem Bett bequem. Er sah sich in dem Zimmer um, es war warm und roch angenehm nach Holz und Lavendel.


    Er vertrieb sich die Zeit, indem er seine Paenula zusammenfaltete und sich schließlich auf das Bett legte. Als er die Decke betrachtete, fiel ihm auf, dass er seit ewigen Zeiten nicht mehr so viel Zeit für sich gehabt hatte. So wartete er auf Clara und freute sich auf ein entspannendes Bad.

    Er musste wirklich müde aussehen, wenn sie es sogar schon bemerkt hatte.
    Einen kleinen Moment überlegte er noch. "Wenn du erlaubst, dann werde ich nach dir auch baden, wenn dies möglich ist. Es war ein langer Tag und ich rieche langsam schon selber wie ein Pferd."entgegnete er ihr lächelnd.
    Die Idee mit dem Gute-Nacht-Kuss fand er überaus gut, als sein Blick auf das Bett fiel, stellte er fest, dass es eigentlich auch groß genug für zwei war

    Nach einem Stück lukanischer Wurst und einem Bissen Brot war die Pause für Cupidus auch schon wieder vorbei. Vor lauter Inventur wusste er schon nicht mehr, wo ihm der Kopf stand und in nur zwei Tagen würden die verstärkten Patrouillen wieder seine Turma betreffen. Hoffentlich war der Decurio bald wieder gesund.


    Seufzend begrüßte er in den Stallungen den Medicus Veterinarius, der die heutige Untersuchung der Pferde durchführen würde. "Salve Medicus, wie geht es dir? Hoffentlich sind wir bis heute Abend mit den Untersuchungen fertig, ich weiß schon nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Heute sind alle Pferde unserer Turma in den Stallungen, wir dürften zügig fertig sein."


    Der wortkarge Medicus nickte. "Dann hoffe ich mal, dass die Pferde in gutem Zustand sind." Er machte sich in seinen Unterlagen zu schaffen und ging die Pferde ab. Er untersuchte ihr Fell, sah ihnen ins Maul, prüfte die Augen, tastete die Fesseln ab und besah sich die Hufe. "Hengst Stratos.... Dein Duplicarius? Sieht gut aus.... Hufe auch in Ordnung... Gut, weiter zum Nächsten. Stute, 2 Jahre alt... Könnte ruhig öfter gestriegelt werden... Hufe gehörten auch ausgekratzt... Duplicarius, du solltest die Stallknechte anweisen, ein wenig mehr zu arbeiten, nicht dass wir hier Entzündungen bekommen." Er ging weiter, nahm sich ein Pferd nach dem anderen vor.


    Cupidus lümmelte bei seinem Hengst herum und kaute auf einem Grashalm. Schien alles in Ordnung zu sein, die Pferde waren jung. Trotzdem sollte er den Stallknechten öfter mal in den Hintern treten oder seinen Skalven Chrinon anweisen, ihnen bei der Pferdepflege zu helfen. Er war gerade mit seinen Gedanken in seinem Cubiculum bei der Schreibarbeit, als ihn ein Fluch in die Gegenwart zurückholte.


    "Sieh dir das an Duplicarius, ich glaub ich spinne." Er hatte sich über den Huf eines Pferdes gebeugt, der ein wenig geschwollen war. Gerade fühlte er die Temperatur des Hufes mit der Hand. "Ganz warm... Verdammt, ich glaube das ist Laminitis, Hufrehe.... Das muss der Reiter doch bemerkt haben...." Fluchend setzte er die Untersuchung des Hufes fort. Schließlich stand er auf. "Sag dem Eques, dem dieses Pferd gehört, dass er den Huf mit kaltem Wasser kühlen soll und nur Heu und Hafer füttern soll... Und er soll es mehrmals am Tag im Schritt herumführen, das müsste die Entzündung abklingen lassen.
    Und sag ihm, wenn ich so etwas noch mal sehe, trete ich ihm so in den Arsch, dass er mir die Nägel von den Caligulae abkauen kann. Das muss er doch gemerkt haben, dass das Pferd schlecht läuft. Jupiter möge ihn mit seinem Blitz auf der Latrine treffen..."


    Cupidus nickte nur geistesabwesend, machte sich eine Notiz auf seiner Tabula und ließ den Medicus weiterschimpfen. Harluf würde einige Arbeit mit seinem Pferd haben, Patrouille fiel für ihn aus, Cupidus würde ihn eine Woche lang Stalldienst schieben lassen....


    Die Sonne neigte sich schon wieder dem Horizont zu, als sie schließlich alle Pferde durchhatten. Einige kleinere Blessuren, struppiges Fell, außer der Rehe nichts Nennenswertes. Schließlich verabschiedete er sich vom Medicus, um Harluf die gute Nachricht zu überbringen. Er musste dafür Sorgen, dass die Leute sich in Zukunft mehr um ihre Tiere kümmerten, so etwas durfte nicht wieder vorkommen.

    Nach einem weiteren Schluck Met sprach Cupidus weiter:


    "Die Römer fragen nicht groß danach, zumindest die nicht, die ich kenne. Aber ich diene bei den Auxiliaren, das heißt, dass bei uns ein Großteil der Soldaten Peregrini sind und nur unsere Stabsoffizieren und Praefecten Römer mit Bürgerrecht sind.
    Unsere Vorgesetzten halten sehr viel von uns, da die meisten Soldaten das Bedürfnis haben, ihnen und sich beweisen zu müssen, dass sie Rom treu sind. Dementsprechend ist auch die Moral in der Truppe."


    Wieder befeuchtete er sich die Kehle, bevor er fortfuhr.


    "Die Disziolin ist sehr wichtig, und unsere Offiziere sorgen dafür, dass wir ständig in Übung bleiben. In der Schlacht muss jeder Soldat seinen Platz kennen, er muss in Formation bleiben und mit seinen Kameraden eine Einheit werden. Einzelkämpfer sterben sehr schnell....
    Je geübter die Männer sind, desto mehr können sie sich auf den eigentlichen Kampf konzentrieren und das entscheidet wohl über Leben oder Tod. Zumindest hat man es mir gesagt, wobei ich selber kaum Kampferfahrung habe. Es heißt, Germanien sei noch nie so ruhig gewesen wie dieses Jahr.


    "Was willst du tun, wenn du nicht zur Armee gehst? Hast du schon einen Beruf in Aussicht?"

    Auch Cupidus hob den Becher und stieß mit ihr an.
    Kaum hatten sie die Getränke abgestellt, da ging das Spiel auch schon los.


    Das Schauspiel ging über mehrere Stunden, immer wieder unterbrochen von Pausen, in denen weiterhin gegessen und getrunken wurde. Als schließlich die Vorführung zu Ende war, wandte sich Cupidus wieder an Clara.


    "Nun meine Venus, wollen wir langsam aufbrechen? Sonst ist es dunkel, bis wir zur Casa deines Verwandten kommen."

    Der Met lief Cupidus die Kehle hinunter, dabei sah er in den Kamin und dachte für einen Moment über die Antwort nach, die er Brandinar geben könnte... Seine ganze Geschichte?


    "Ja, deine Cousine, Duccia Clara hat mich eingeladen, ein paar Tage mit ihr zu verbringen, da ich sowieso Urlaub habe. Sie ist gerade aus Britannia zurückgekommen, wo sie den Hausstand ihres verstorbenen Mannes aufgelöst hat... Muss eine tragische Geschichte gewesen sein.


    Ich für meinen Teil stamme aus der Nähe von Augusta Raurica, wo meine Eltern einen kleinen Hof bewirtschaften... Meine Vorfahren sollen aber aus Bibacum stammen, von einem wilden germanischen Stamm, der allerdings bei einer Strafexpedition durch die Römer fast ausgelöscht wurde. Mein Großvater war noch Sklave, wurde von seinem Herrn aber freigelassen. Ich selber habe das freie Germanien nie gesehen, ich kenne es nur aus den Geschichten der Alten.


    Somit bezeichne ich mich eigentlich schon fast als Römer, ich kenne nichts anderes und habe sogar geschworen, mein Leben zum Wohl des Reiches zu opfern, sollte es notwendig sein...."


    Er war weit in die Vergangenheit zurückgeschweift, sah sich als kleinen Jungen, wie sein Großvater Geschichten erzählte, von den weiten Wäldern und den Sitten der Germanen. Er seufzte. Seine wahren Wurzeln lagen irgendwo in Germania Magna und er wusste kaum etwas darüber.

    "Ich würde mir das Spiel gerne ansehen, wann bekomme ich wieder mal Gelegenheit dazu. Außerdem finde ich die Gründungsgeschichte sehr spannend. Wenn man bedenkt, dass sich Roms Glanz bis zu diesen beiden Brüdern zurückverfolgen lässt...
    Es ist ja noch hell, bis zum Abend werden wir sicher bei der Casa deiner Verwandten sein."


    Er nahm seinen Becher mit dem Bier und trank ihr zu. Langsam schien sie aufzutauen, wurde redselig und hatte offensichtlich Spaß. Wie eine Blume, die nach langer Dürre wieder Wasser bekommt. Cupidus konnte den Schmerz über den Verlust ihres Mannes nur erahnen, die lange Zeit des Kummers und der Einsamkeit.


    AN DER


    SCHOLA ATHENIENSIS


    FINDET FOLGENDER KURS STATT:


    RES VULGARES XXXII



    BEGINN DES KURSES:


    NON OCT DCCCLVII A.U.C.
    (7.10.2007/104 n.Chr.)



    ABGABEFRIST FÜR PRÜFUNG:


    PRIDIE ID OCT DCCCLVII A.U.C.
    (14.10.2007/104 n.Chr.)



    Anmeldungen werden in der Schola Germania in Mogontiacum angenommen!


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    Cupidus griff sich den Krug, den die jungen Probati in ihrer Mitte stehen hatten und schenkte Clara nach.


    "Salve Romanus, ich hoffe es geht dir gut?"


    Schließlich vertrieben sie sich ein wenig die Zeit mit dem Austauschen von Unwichtigkeiten, bis Cupidus es schließlich schaffte, Clara bei der Hand von den Männern wegzuziehen.


    "So, das war glaube ich höflich genug meine Liebe, schließlich habe ich die ja dauernd um mich rum. Ich will meine Zeit schließlich mit dir verbringen. Wollen wir uns wieder dort hinübersetzen? Ich habe allerdings keine Ahnung, was jetzt noch auf dem Programm steht", sagte er entschuldigend, als sie wieder für sich alleine waren.

    "Nichts lieber als das. So wie ich das sehe, haben wir einiges zu bereden, immerhin will ich den Menschen kennenlernen, der wütet wie ein Berserker. Obwohl ich fürchte, dass du dir hier draußen sicher den Tod holen wirst.
    Zu einem Schlummertrunk sage ich natürlich nicht Nein."


    Er bedeutete seinem Gastgeber, voranzugehen.

    "Es dauert auch bestimmt nicht lange, immerhin will ich ja meine Zeit heute mit dir verbringen. Ich will ihnen nur schnell Hallo sagen. Außerdem möchte ich dich nicht allein rumsitzen lassen, meine Göttin."


    Er nahm sie bei der Hand und führte sie durch den Trubel zum Tisch von Vibulanus. Dort angekommen setzte eine lautstarke Begrüßung ein.
    "Salvete amici, darf ich euch Duccia Clara vorstellen? Sie ist heute meine Begleitung, sie zeigt mir ein wenig die Gegend um Confluentes. " Warum sie wirklich hier waren ging diese jungen Füchse nichts an.


    "Clara, das ist Qintus Vibulanus, dieser Hüne dort hört auf den Namen Lugosix, dort sitzt Laribold und den Rest kenne ich selber nicht. Unsere Probati haben heute Freigang und erholen sich vom Drill", fügte er mit einem Lachen hinzu.
    Dann hob er den Becher und stieß mit den Kameraden an.

    "Wenn du möchtest, kannst du mitkommen, ich will nur einen Becher Bier mit ihnen leeren. Feiern will ich nicht mit ihnen, immerhin sind sie Probati und ich ihr Vorgesetzter. Ich bin angewiesen worden, nicht allzu freundlich zu ihnen zu sein, bis ihre Ausbildung abgeschlossen ist.
    Gerne würde ich sie dir vorstellen."
    , entgegnete er mit einem Lächeln und nahm ihre Hand. Der Sklave kam noch einmal und schenkte Claras Becher nach.

    Bei näherem Hinsehen erkannte Cupidus, dass diese Person garnicht so wild aussah wie auf den ersten Blick.


    "Mein Name ist Justinianus Cupidus. Ich bin auf Einladung von Duccia Clara hier, leider ließ mich dieses Käuzchen vor meinem Cubiculum nicht schlafen. Deswegen beschloss ich, ein wenig im Garten spazieren zu gehen... Und hier traf ich dich.


    Auch ich bete zu den germanischen Göttern, besonders zu Balder, auf dass er mir die Einsicht gebe, den mir vorbestimmten Weg zu gehen. Aber du musst verzeihen, ich bin kein Zeichen der Götter, ich bin nur Soldat.
    Wobei ich sehe, dass du durchaus als Soldat etwas ausrichten könntest... Das Leben ist zumeist friedlich und gibt deinem Leben vielleicht wieder einen Sinn?"