Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Cupidus sah zurfieden, dass die neuen Probati auch in ihrer freien Zeit ihren Spaß hatten, schließlich war das Leben schon hart genug und solange Frieden war, sollten sie sich nach ihrem schweren Dienst erholen und feiern.


    Als Clara seinen Arm drückte, stand er sofort auf und suchte nach dem Sklaven, der an ihren Tischen die Getränke servierte.
    Als er ihn endlich gefunden hatte, brachte er Clara schließlich Wein und Wasser, damit sie selber aussuchen konnte, was sie gerne haben wollte.
    "Hier meine Liebe, ich wusste ja nicht, dass dir das gute Bier nicht schmeckt." Er prostete seiner schönen Begleitung zu.

    Cupidus war überrascht, wie flink sein Gegner wieder die Oberhand bekam. Zwar konnte der Duplicarius einige Tavernenschlägereien vorweisen, aber er verstand sich besser auf den bewaffneten Kampf zu Pferd.


    Als sein Kontrahent schließlich von ihm abließ und zu ihm Sprach, klopfte sich Cupidus den Schmutz so gut es ging von seiner Tunika. Schwer atmend kam er wieder auf die Beine.


    "Nun gut, Brandinar, jetzt wo ich deinen Namen kenne, fühle ich mich schon viel besser", antwortete er ihm, als er wieder ruhiger atmete. "Ich muss sagen, dein Kampfstil hat etwas, du bist kein Neuling. Trotz alledem hatte ich eigentlich gedacht, dass das Beten an sich eine friedliche Handlung sei... Bisher hielt ich die Duccier für weniger wild."


    Er schüttelte den Kopf. Scheinbar schien dieser Brandinar andere Sorgen zu haben, sein Verhalten schien labil zu sein.
    "Zu welch grausamen Göttern betest du zu so später Stunde?"

    Schließlich fanden Cupidus und Clara noch einen Platz unter der Menge. Sie kamen gerade rechtzeitig, um die Rede des Octaviers zu hören.
    Als schließlich das Essen aufgetischt wurde, langten beide tüchtig zu, der lange Ritt hatte sie hungrig gemacht.
    Besonders das Bier war wiedereinmal eines Augustus würdig, der Duumvir hatte sich anscheinend nicht lumpen lassen und große Mengen des leckeren Gesöffs auffahren lassen.
    Im Trubel der Massen entdeckte Cupidus auch einige Kameraden der Ala, darunter Vibulanus, einer der Probati aus der Ausbildungsturma.
    Er hob seinen Becher zum Gruße.

    Gemeinsam ritten Cupidus und Clara auf der Straße in Richtung Confluentes.
    Seit den frühen Morgenstunden waren sie nun schon unterwegs, hatten zwischendurch eine kleine Rast gemacht und einen Happen gegessen. Der Himmel war blau und es war aufnahmsweise einmal warm.
    Jedes Mal, wenn er zu Clara blickte, machte sein Herz einen kleinen Sprung und er wünschte, dass die Reise nie enden solle. Aber schließlich erreichten sie Confluentes, wo die Einweihung schon im Gange war.

    Damit hatte Cupidus nun überhaupt nicht gerechnet: Anstelle einer Antwort sprang ihn der Fremde an, als wären alle Lemures hinter ihm her. Sein Gegenüber schien leicht verwirrt, sein Blick verklärt wie einer, der nicht alle Sinne beisammen hat.


    Da Cupidus seine Hand sowieso schon in Richtung Dolch gewandert war, überlegte er im Bruchteil eines Augenblicks, ob er ihn benutzen sollte. Aber eine innere Stimme sagte Nein. So trat er einen Schritt nach vorne, drehte sich seitwärts, sodass sein Angreifer ins Leere lief und trat nach seinem Bein. Der Mann stürzte tatsächlich und Cupidus stürzte sich auf ihn, drückte ein Knie in seinen Bauch und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.


    "Heilsa, wenn du das besser verstehst," brachte er hinter zusammengebissenen Zähnen hervor, er musste alle Kraft aufbringen, um seinen Gegner auf dem Boden zu halten.
    "Reiß dich verdammt nochmal zusammen, bei Baldur. Du bist ja völlig von Sinnen."
    Schließlich sah er sich gezwungen, dem Mann noch eine Ohrfeige zu verpassen.

    Als Clara sich schließlich in ihr Cubiculum zurückgezogen hatte und Cupidus in der Dunkelheit seines Gästezimmers lag und schlief, setzte sich plötzlich eine große Eule in der Nähe seines Fensters auf einen Baum und begann mit ihrem Rufen.
    Schuhuuu, Schuhuuuu.....


    Cupidus schreckte aus dem Schlaf hoch. Es war dießig draußen und eigentlich wollte er noch schlafen. Auf liebestolle Eulen hatte er nun echt keine Lust. Als aber das Käuzchen keine Anstalt machte, Ruhe zu geben, stand Cupidus schließlich auf. Er warf sich seine Tunika über, gürtete sich mit seinem Cingulum und war seine Paenula über. Dann trat er auf den Hof der Casa hinaus. Ganz in der Nähe war ein Garten mit einem großen Stein, der eine magische Anziehungskraft auf Cupidus ausübte. Es war einer jener großen Steine, die manche Germanen Findlinge nannten. Nicht dass ihm dieser Begriff etwas gesagt hätte.


    Als er in den leichten Nieselregen trat, rückte er seinen Mantel zurecht und ging zum Felsen. Als er eine Bewegung beim Stein registierte, zuckte seine Hand unwillkürlich zu seinem unter dem Gewand verborgenen Dolch. Aber es schien ein ganz normaler Mensch zu sein, obwohl er ein Gesicht machte, als müsste er im Regen übernachten.


    "Salve Amicus, verzeih, dass ich dich störe. Ich bin Claras Gast und wollte mir die Beine vertreten. Mein Name ist Justinianus Cupidus," sprach er den jungen Mann an, um ihn nicht zu erschrecken. Seine zusammengekauerte Gestalt war ein Bild des Kummers.

    Kaum hatte Cupidus den Stall betreten, als Stratos auch schon erwartungsvoll schnaubte. Der Hengst musste stets beschäftigt werden, soviel hatte Cupidus schon herausgefunden.
    Er sattelte sein Reittier und führte ihn an den Zügelhilfen aus dem Stall.
    Vor dem Tor wartete schon Clara mit einem schönen Hengst.


    "Also los meine Liebe", sagte Cupidus, schwang sich in den Sattel und wartete, bis Clara es ihm gleichtat. Dann machten sie sich auf den Weg nach Confluentes. Sie ritten ein wenig abseits der Straße, die um diese Tageszeit gut befahren war.

    Die sanfte Berührung ihrer Lippen ließ einen Schauer über seinen Rücken laufen, er stand auf und nickte.


    "Gut, dann werde ich mich auch schnell vorbereiten."
    Er ging zurück in seine Schlafkammer, wo er seine Sachen aufbewahrte. Schnell packte er seine Habseligkeiten zusammen, gürtete sich mit seinem Cingulum, steckte seine Geldbörse unter den Gürtel und nahm seine Paenula mit sich. So gerüstet wartete er auf Clara.

    Bei diesem Namen klingelte es in Cupidus Kopf.
    "Decimus Magnus, natürlich. Er war mein Praefectus Alae zu Beginn meiner Laufbahn. Aber leider hat er seinen Posten abgegeben, als ich frisch zum Eques befördert worden bin.... Ich bin mit deinem Plan einverstanden, wenn der Hausherr nichts dagegen hat."
    Einen Moment schwelgte Cupidus in Erinnerungen, dann sah er Clara in ihre strahlenden Augen und konnte nur noch an sie denken.


    "Dann lass uns alles notwendige vorbereiten, meine Liebe." sagte er und nahm ihre Hand.

    "Nun, das kommt natürlich darauf an, wie schnell wir reiten. Normalerweise müssten wir in vier Stunden in Confluentes sein. Allerding weiß ich nicht, wie lange das Fest dauert und nachts will ich nicht zurückreiten, das ist zu unsicher. Die einzige Möglichkeit, die wir hätten, wäre in einem Gasthaus zu übernachten... Aber ganz wie du willst." meinte er.


    Während er auf ihre Antwort wartete, nahm er einen großen Schluck Wasser.

    "Danke, das ist lieb von dir, aber ich denke, dass Stratos mich sonst immer in voller Rüstung trägt, da dürfte er mit einem satten Cupidus eigentlich keine Probleme haben." Er schob sich gerade den letzten Bissen Brot mit Moretum in den Mund, kaute genüsslich und schluckte.


    Nun fühlte er sich zu allen Schandtaten bereit, zusammen mit dieser schönen Frau könnte man Pferde stehlen. Oder ausreiten.


    "Liebste, ich vergaß, heute ist die Einweihung des neuen Tempels in Confluentes, alle Soldaten der Ala sind herzlich eingeladen. Wollen wir nicht einen etwas weiteren Ausritt unternehmen und den Feierlichkeiten beiwohnen?" fragte er seine Göttin.

    "Du verwöhnst mich wirklich, meine Liebe. Wenn ich so weiteresse, dann wird mich mein Pferd nicht mehr tragen wollen. Stratos ist sowieso ein wenig eigensinnig," entgegnete er Clara lächelnd, als sie ihm den Teller reichte. Es gab Brot, Käse, sogar Honig und Eier.
    Kein Puls, wie er bei der Truppe üblich war, sondern gutes duftendes Brot.


    "Ich hätte gerne Wasser, wenns recht ist." Kaum gesagt, schob er sich schon den ersten Bissen in den Mund.

    Gerne nahm er ihre Hand.
    "Danke, etwas Hunger habe ich schon. Ich war vorhin in den Stallungen und habe mein Pferd versorgt. Ich wusste garnicht, dass ihr so viele Pferde habt.


    Er nahm Platz und sah sie an. "Wollen wir heute ausreiten? Der Tag wird schön, was selten ist diesen Sommer"

    Cupidus betrat das Cubiculum und sah seine geliebte Clara, heute ganz in Blau. Sie sah atemberaubend aus und wieder klopfte sein Herz schneller.


    "Guten Morgen meine Liebe, ich hoffe du hast gut geschlafen""sagte er, und trat näher.

    Cupidus war schon früh aufgestanden, hatte die Sklavin Marga getroffen und sich von ihr den Weg zu den Stallungen beschreiben lassen. Dort angekommen hatte er seinen Hengst Stratos versorgt und die anderen Pferde betrachtet, allesamt sehr schöne Tiere.


    Schließlich war er wieder ins Gästezimmer zurückgekehrt, hatte sich frischgemacht und klopfte nun an Claras Türe.

    "Danke Clara, ich wünsche dir eine gute Nacht. Gute Nacht, Liebste." So verabschiedete Cupidus seine Clara.


    Als sie gegangen war, setzte er sich an den kleinen Beistelltisch und schenkte sich einen Becher mit Wein ein. Während er die spärliche Möblierung des Raumes im Schein der wenigen Öllampen betrachtete, dachte er noch ein wenig nach. Er hatte an diesem Tag so etwas wie Geborgenheit erlebt, ein Vorgeschmack auf ein normales Familienleben. Irgendwie hatte er das Gefühl, etwas lange verlorenes gefunden zu haben.


    Trotzdem verspürte er ein komisches Gefühl. Er könnte all dies verlieren, wenn die Götter es wollten, ein germanischer Pfeil oder Speer würde genügen.


    Schließlich seufzte er tief, begann sich zu entkleiden und legte sich in sein Bett. Es war sehr bequem und warm, Cupidus´letzte Gedanken waren bei Clara, als er in Morpheus Arme sank.

    Gemeinsam betraten sie das Zimmer. Wie alle römischen Zimmer spärlich möbliert, war es dennoch warm und gemütlich.


    "Schön ist es hier, meine Liebe. Nur schade, dass ich dich heute Nacht nicht bei mir habe.", lächelte er verschmitzt, als er sich umgesehen hatte. Er konnte noch immer ihren Kuss spüren. Was war nur mit ihm los? Konnte das etwas Eros´ Pfeil sein, der vielgerühmte, der ihn aber scheinbar immer verfehlt hatte?

    Ein wenig nervös nickte Cupidus Clara zu. Er hatte ein großes Verlangen, sie zu küssen, schließlich musste er diese Nacht alleine verbringen. Trotzdem erinnerte er sich daran, wo er war. Die Aussicht, seine geliebte Clara gleich nach dem Aufwachen wieder bei sich zu haben, weckte Vorfreude.


    Er nickte verständnisvoll. "Du hast recht, es ist spät und du bist sicher müde. Wenn du erlaubst, verabschiede ich mich für heute von dir. Die Dienerin kann mir mein Zimmer zeigen."


    Und bevor sie noch etwas erwidern konnte, hatte er seine Arme um sie geschlungen und ihre Lippen fanden sich.

    Vorsichtig legte er seinen Arm um ihre Schulter und zog sie zu sich heran. Er konnte ihre warme Haut unter seinen Händen spüren und der Duft ihres Haares machten Cupidus ganz wirr im Kopf.


    Er hatte das Gefühl, er würde den Verstand verlieren. Doch er durfte sich zu nichts hinreißen lassen, schließlich war sei eine Witwe und er nur Soldat bei den Auxiliaren. Seit er sie gesehen hatte, war ein störender Gedanke in seinem Hinterkopf, dass er sie nie würde heiraten können...


    Trotzdem versuchte er sich nichts anmerken zu lassen.
    "Ich hatte ehrlich gesagt etwas sorge um dich, weil der weg doch relativ weit war und die Grenzprovinzen nicht allzu friedlich sind. Umso mehr freue ich mich, dass du wohlbehalten wieder zurück bist."sagte er lächelnd.

    Der Morgen war noch jung, als die Soldaten der Turma II vor ihren Unterkünften antraten. Da sie in nächster Zeit vermehrt Patrouilleneinsätze zu erfüllen hatten, war Cupidus der Meinung, dass vorher noch die Vollzähligkeit der Ausrüstung festzustellen und schadhaftes Material im Magazin zu tauschen sei.


    In Vertretung des Decurio hatte Cupidus die Männer antreten lassen. Jeder hatte sämtliche Ausrüstung und alles Material aus den Unterkünften vor sich auszubreiten. Cupidus schritt mit seinem Sesqiuplicarius die Reihe ab und prüfte sämtliche Gegenstände.


    ""Wolltunika, kurz, 3 Mal" rief er in die Runde. Jeder holte seine Tuniken hervor. "Hier, Harluf, bring diese Tunika nach der Vollzähligkeit ins Magazin und hol neue....."


    "Wolltunika, lang, 3 Mal". Wieder ging er die Reihe ab.


    "Lorica Hamata, 1 Mal..... Ranulf, mit so etwas willst du kämpfen? Im Anschluss in die Fabrica, ausbessern lassen"
    Er blickte auf seine Tabula. "Spatha mit Schwertgurt, Parma mit Schildgurt. Vorzeigen."


    Jeder Eques zog die genannten Gegenstände vor. Wenigstens die Waffen schienen in Ordnung zu sein.
    "Beinschienen, 1 Paar, mit Schnürriemen." Wieder ging er durch die Reihe. Das feuchte Klima in letzter Zeit und die Notwendigkeit, das Leder immer wieder zu trocknen, hatten viele Riemen spröde gemacht, heute würde einiges zu tauschen sein.


    "Gut, persönliche Ausrüstung ist eure Sache, Schutzausrüstung soweit komplett. Ich will bis heute Mittag von allen Contubernienältesten eine Meldung haben, was noch in den Vorratskammern der einzelnen Contubernien ist. Und zwar Menge der Nahrungsmittel, Öl, Getreide, Leder, Wurfspeere. Außerdem haben alle Equites selbständig ihre Sättel zu prüfen, schadhaftes Material ist auszutauschen. Sollte ich morgen noch jemanden mit schadhafter Ausrüstung antreffen, wird derjenige die nächsten beiden Wochen Latrinendienst schieben. Der Medicus wird heute zur dritten Stunde die Pferde untersuchen, Eirik und Murdo, ihr werdet ihn dabei unterstützen."


    Noch einmal prüfte er seine Tabula. "Gut, das wäre alles. Abite" befahl er schließlich. Er hätte sich nicht träumen lassen, dass die Führung einer Turma so aufwändig sein könnte, aber schließlich war er für den Zustand der Soldaten und ihrer Ausrüstung verantwortlich. Mit seinem Stellvertreter machte er sich auf in seine Unterkunft, wo noch eine Menge Schreibarbeit auf ihn wartete.