Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Langsam schien sich Clara zu entspannen. Cupidus nahm seinen Becher, prostete ihr zu und leerte ihn ebenfalls. Er nahm eine Olive vom Tablett und kostete sie.


    "Ui, die sind aber gut. Die schmecken wie die von Loki, bessere habe ich nie gegessen", meinte er kauend. Wo waren nur seine Manieren? Er füllte seinen Teller und sah, dass auch Clara das gleiche tat. Eine Zeitlang aßen sie schweigend, Cupidus genoss die gute Küche, die eine Abwechslung zum Soldatenessen darstellte. Als er schließlich das letzte Stück Brot geschluckt hatte, lehnte er sich etwas zurück. Satt und entspannt war er.


    "Ich danke dir für das gute Essen, meine Liebe. Es gehört sich wohl nicht, aber hat dir schon jemand gesagt, dass du wunderschön bist? Seit ich dich bei Loki sah, muss ich immerzu an dich denken, während du in Britannien warst hatte ich....Sehnsucht....so wie Heimweh, nur viel schlimmer", gestand er ihr.

    Gerührt sah Cupidus in ihre traurigen Augen. Dass sie solche Empfindungen für ihn hegte, ließ sein Herz schneller schlagen.
    Trotzdem nickte er. "Ja, das könnte schon passieren. Ich bin Soldat und habe geschworen, das Wohl des Kaisers und des Römischen Volkes zu schützen, selbst wenn es mich mein eigenes Leben kosten sollte. Aber ich sterbe lieber mit der Lanze in der Hand, als tatenlos zuzusehen, wie unschuldige Bürger von den Wilden abgeschlachtet werden."


    Er schluckte schwer, nahm schnell einen Schluck Wein und sprach weiter. "Ich weiß, wofür ich kämpfe, um das zu schützen, was ich lieben gelernt habe..... Und wenn die Götter es so wollen, sterbe ich als alter Mann in meinem Bett... Dafür bete ich und bis jetzt war ich noch nicht wirklich im Gefecht. Hoffen wir, dass es so bleibt."


    Wieder blickte er ihr in die Augen und hoffte, sie ein bisschen trösten zu können, so gut ihm das als ungehobelter Soldat, der andere Ausdrücke gewohnt war, möglich war.

    Damit hatte er jetzt überhaupt nicht gerechnet.
    Etwas unbeholfen legte er seinen Arm um sie und versuchte sie zu beruhigen.
    "Dieser Verlust ist sehr tragisch... Wovor hast du Angst, Clara?" fragte er leicht verwirrt.

    "Ich dachte nur, weil du so geschaut hast... Du hast recht, lass uns von was anderem reden. Erzählst du mir ein wenig über Britannien? Ich kenne dieses Land nur aus Erzählungen, aber keiner den ich kenne war wirklich dort.
    Stimmt es, dass die Einwohner wilde Krieger sind?"


    Neugierig wie ein kleiner Junge blickte er die Schönheit neben sich an.

    Für einen Moment flackerte in ihrem Blick so etwas wie ein dunkler Schatten auf. Oder hatte er sich das nur eingebildet?


    Etwas verwirrt nahm er noch einen Schluck, ehe er antwortete: "Ich kann das Bürgerrecht nicht beantragen, als Soldat bekommt man es normalerweise erst nach seiner Dienstzeit verliehen. Das sind dann bie mir noch 23 Jahre....
    Natürlich kann man es auch vorher schon für besondere Verdienste verliehen bekommen, aber diese Ehre wird nur den wenigsten zuteil."


    Er sah sie wieder an. "Stimmt etwas nicht?"

    Ein wenig unsicher schaute er sie an.
    "Das beruhigt mich etwas, trotzdem habe ich kein Bürgerrecht. Aber du hast recht, ich mache mir zu viele Gedanken."
    Ihr Kuss glühte noch auf seiner Wange und er hatte das Gefühl, die ganze Welt umarmen zu können.


    Er hob sein Glas. "Auf dich, meine schöne Venus." Er nahm einen großen Schluck und sah ihr in die Augen. Er spürte den Diwan unter sich und langsam löste sich seine innere Anspannung der letzten Wochen, die Angst, sie nie wieder zu sehen, die Furcht vor Ablehnung wegen seiner Herkunft. Seit vielen Wochen fühlte er sich sehr sehr glücklich.

    Cupidus konnte den Duft ihres Haares riechen, als sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte. Sie roch wie die Wildrosen, die er als Kind immer von seinen Streifzügen nach Hause brachte.


    "Unverdünnt, entgegen aller römischen Sitten",entgegnete er ihr lachend.
    Doch plötzlich kam ihm ein Gedanke, der seinen Magen krampfen ließ.


    "Liebste Clara, du weißt aber schon, dass ich ein Peregrinus bin, ein Barbar ohne Bürgerrecht. Weiß der Hausherr, dass wir beide uns treffen? Soweit ich das römische Recht kenne, erlaubt es keine...Verbindungen...zwischen Römern und Nichtrömern, oder?"


    Seine Hand krampfte sich um sein Glas. Er hatte geahnt, dass es einen Haken geben würde, der seinem Glück im Wege stand.

    Keine Ahnung, ob das schon mal gefragt wurde, hab zumindest noch nichts dergleichen gefunden:


    Gab es irgendwelche Rangabzeichen bei Mannschaften, Unteroffizieren und Offizieren? Mal abgesehen von der Crista des Centurios?
    Ein Dupicarius musste doch als solcher auch erkennbar sein?

    "Mein Decurio hat zwar Urlaub, aber mein Stellvertreter übernimmt im Moment meinen Dienst, bis ich wieder im Castellum bin. Habe dienstfrei, weil die letzte Zeit so stressig war."


    Er lächelte. "Du bist keine schlechte Gastgeberin, ich finde dein Cubiculum übrigens sehr geschmackvoll eingerichtet."
    Kurz überlegte er."Ich hätte gerne Falerner"

    Dankend nahm Cupidus Platz, zog seinen Umhang aus und legte ihn beiseite. So viel Bequemlichkeit war er überhaupt nicht gewohnt, trotzdem gefiel es ihm sehr.


    "Das freut mich, dass deine Reise doch so angenehm war. Ich hoffe du konntest alles erledigen. Viel neues gibt es nicht. Wir haben die Wachen und Patrouillen entlang des Limes verdoppelt, weil der Kaiser doch auf seinem Feldzug gegen die Parther ist. Er hofft, dass unsere Präsenz die Germanen vor Raubzügen abschreckt."erzählte er ihr und blickte ihr dabei in ihre großen Augen.


    "Bis jetzt ist alles ruhig und ich hoffe, dass es noch lange so bleiben wird. Einen Krieg an zwei Fronten könnten wir jetzt nicht brauchen.
    Aber lass uns nicht vom Kriegshandwerk reden. Ich möchte dir noch einmal für die Einladung danken."

    Er nahm ihre Hand in die seine. Sie war so weich und zart in seiner rauen Soldatenhand.

    Cupidus sah seine Clara hereinkommen. Sie sah so schön aus, nasse Haare und leuchtende Augen. Es verschlug ihm fast den Atem. In leuchtendes Weiß gekleidet stand sie vor ihm. Als sie die Dienerin wegschickte und ihm die Hand gab, nahm er sie und führte sie an seine Lippen. Sanft hauchte er einen Kuss auf den Handrücken.


    Er betrat mit Clara das Cubiculum. Es sah schön aus, frisch eingerichtet und irgendwie unbenutzt.


    "Ich danke dir für deine Einladung Clara. Ich war sehr überrascht und hab mich trotzdem sehr gefreut. Wie war deine Reise?" fragte er sie.

    Im langsamen Trab ritt Cupidus heran, blickte sich immer wieder suchend um und betrachtete die umliegenden Behausungen. Wie es schien, war er hier richtig, es sah jedenfalls genauso aus, wie es ihm ein Bewohner Mogontiacums beschrieben hatte. Endlich lag die Casa Duccia vor ihm. Er ritt in den Hof und stieg ab. Bewundernd blickte er über die große Fläche und betrachtete einen Moment lang das Anwesen. Dann band er sein Pferd an einem Pfosten an, strich sich seinen Mantel zurecht und ging auf die Türe zu. Mit pochendem Herzen klopfte er an.

    Ein Bote brachte einen Brief für Cupidus. Etwas verwundert nahm er das Schreiben in Empfang und brach das Siegel. Zu seiner großen Feude las er dort, dass seine Clara wieder in Germanien war. Wie oft hatte er schon an sie gedacht. Er beschloss, am folgenden Tag zu einem Besuch aufzubrechen, wenn sein Dienst ihm Zeit ließe. Da der Decurio wieder krank war, musste er vorher alles nötige in die Wege leiten. Voller Vorfreude machte er sich an die Arbeit.

    Cupidus schenkte seinem Kameraden wieder nach und nahm einen großen Schluck von seinem eigenen Wein. Während des Essens herrschte Schweigen, Varus schien in der Tat hungrig zu sein.
    "Dann kennst du ja sicher den Legatus Castrorum Honorius, oder? Er war mein eine zeitlang mein Ausbilder hier in der Ala. Ein guter Mann.
    Und wenn du den Optio Reatinus siehst, so grüße ihn vor mir. Wir haben vor kurzem unfreiwillig zusammen Wölfe gejagt,"
    sagte er grinsend zu seinem Gegenüber.

    Cupidus stand vor der Türe des Officiums und sah einen Probatus vor sich. Da dieser bereits geklopft hatte, stellte sich Cupidus zu ihm und wartete auf das Herein.


    Als er das "Herein" hörte betrat er das Officium mit dem Probatus zusammen. Er grüßte den Decurio. "Salve Decurio, das hier hat ein Bote aus Mogontiacum gerade am Tor abgegeben. Da der Kommandant nicht da ist, dachte ich, ich bringe den Befehl dir."


    Er überreichte dem Decurio den Brief.


    BEFEHL des Legatus Vinicius Lucianus



    Aufgrund des Feldzugs gegen die Parther wurde in der gesamten Provinz erhöhte Alarmbereitschaft angeordnet! Die ALA II soll die Kontrollritte entlang des Limes und in der Umgebung von Confluentes verdoppeln, und durch ihre Präsenz möglichen Übergriffen vorbeugen!


    In Vertretung des Legatus Lucianus
    [Blockierte Grafik: http://i20.photobucket.com/albums/b238/Fantasypics99/Honorius14332.gif]

    Cupidus führte den Duplicarius Varus in seine Unterkunft. Dort angekommen, war der Sesquiplicarius tatsächlich bereits am kochen des Puls und schnitt gerade Zwiebeln und Speck hinein. Es roch angenehm.


    Schnell bot Cupidus seinem Gast einen Platz an und verschwand, um gleich darauf mit einem Krug Wein und zwei Bechern zurückzukehren.
    "Nun Duplicarius, zwar ist es kein Fallerner, aber trotzdem guter Landwein. Das Essen dürfte auch gleich fertig sein. Wie lange bist du schon unterewgs?", fragte er seinen Gegenüber und reichte ihm einen Becher.