Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Ein Eques betrat die Principia und überreichte dem Scriba einen schriftlichen Befehl.
    "Ein Bote hat dies aus Mogontiacum gebracht. Es soll unverzüglich dem Praefecten vorgelegt werden."


    BEFEHL des Legatus Vinicius Lucianus



    Aufgrund des Feldzugs gegen die Parther wurde in der gesamten Provinz erhöhte Alarmbereitschaft angeordnet! Die ALA II soll die Kontrollritte entlang des Limes und in der Umgebung von Confluentes verdoppeln, und durch ihre Präsenz möglichen Übergriffen vorbeugen!


    In Vertretung des Legatus Lucianus
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    Cupidus nahm das Schreiben an sich und las es durch.
    Dann nickte er dem Duplicarius zu. "Gut, ich werde die Nachricht weiterleiten. Was das Essen betrifft, führ dein Pferd zu unseren Stallungen, da wird es versorgt. Was das Futter für dich betrifft, folge mir, mein Sesquiplicarius müsste gerade am kochen sein. Es wäre mir eine Freude, dich in unserer Unterkunft willkommen zu heißen."
    Er bedeutete dem Duplicarius, im zu folgen.



    Die Wache derweil besah sich den Bürger vor dem Tor, und sagte:"So, du willst also der Ala beitreten... Gut, folge mir zum Rekrutierungsbüro. Dort meldest du dich beim zuständigen Decurio."

    Cupidus sah den Mann von oben bis unten an. Wie hieß er doch gleich noch? Vibulanus?
    Er legte seine Unterlagen auf die Seite.
    "Ich weiß, dass die meisten Dienstgrade im Moment schwer beschäftigt sind. Wieso kommt ihr dann erst jetzt? Aber ich darf euch leider nicht allein in den Wald lassen. Aber da du die Probati ja schon trainierst, führe sich doch in die Schola, den Unterricht kann ich auch halten, und ich werde mich derweil schlau machen, wie ich euch noch etwas beibringen kann, bis deine Vorgesetzten wieder Zeit haben. Dann heute Mittag in der Schola, Probatus, du bist für die Vollzähligkeit der Ausbildungsturma zuständig. Abite.
    Mit diesen Worten drehte er sich um und nahm seine Arbeit wieder auf.

    "Turma II zur Übung angetreten, Duplicarius" meldete der Sesquiplicarius.
    Cupidus sah die Männer an. Alle waren angetreten in voller Ausrüstung.
    "Männer, heute üben wir den Reiterkampf. Zwar haben wir es hier in Germanien nicht so oft mit großen Reiterverbänden zu tun, aber wir müssen trotzdem in Übung bleiben.
    Aufgabe der Reiterei ist es, feindliche Kavallerie so schnell wie möglich zu eliminieren. Nehmt euch die Übungswaffen und los gehts."


    Die Männer saßen auf und nahmen ihre Hastae auf. Vor ihnen, in genügend Abstand zu den trainierenden Probati, hatten sie Reiterpuppen aufgestellt. Ziel war es, diese beim Ansturm zu treffen.


    "Lockere Formation, bleibt im Reiterkampf auf Abstand, damit ihr Platz habt zu kämpfen. Im ersten Ansturm versucht, die Reiter oder ihre Pferde zu treffen und sie so zu Füßgängern zu machen. Drängt euch nicht alle auf einen Haufen und versucht, eure Hasta so lange wie möglich zu behalten. Wenn ihr sie verloren habt, müsst ihr mit der Spatha kämpfen und deren Reichweite ist kürzer.
    Also dann, Linie bilden."


    Die Equites bildeten eine Linie am anderen Ende des Reitplatzes. Auf Cupidus´zeichen trabten sie an, in einer lockeren Formation sprengten sie den Puppen entgegen. Die Hastae krachten auf die Puppen. Die Formation schwenkte und griff die restlichen 20 Puppen an. Schnell waren die feindlichen "Reiter" ausgeschaltet.


    "Kampf einstellen." Einige hatten ihre Hasta verloren und mit der Spatha auf die Gegner eingestochen. Nun sammelten sie sich bei ihrem Duplicarius.


    "Gut, das war in Ordnung. Ihr habt aber gesehen, dass es gut sein kann, dass euch gegnerische Lanzen treffen. Versucht das zu verhindern, denn beim ersten Ansturm sind die Verluste am höchsten. Je entschlossener ein Angriff geführt wird, desto höher ist die Erfolgswahrscheinlichkeit. Achtet auf eure Kameraden, die Formation soll nach Möglichkeit nicht gesprengt werden. Das ganze noch einmal."


    Wieder trabten die Männer an und griffen den "Feind" im Galopp an. Immer und immer wieder übten sie den Angriff, brachen in die feindliche Formation und kämpften den Rest nieder.
    Während einer Pause beobachtete Cupidus die Probati.

    Schließlich beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie für einen flüchtigen Moment auf den Mund. Dabei war ihm, als würde sein Herz vor Freude zerspringen.
    Aber dann musste er sie doch wieder loslassen.
    "Ich warte auf dich, liebste Clara. Möge dir ein günstiger Wind auf deiner Reise nach Britannia wehen. Ich bin in Gedanken bei dir.
    Vale"


    Er drehte sich um und verließ die Bibliothek mit großen Schritten und fühlte sich dabei einsam. Er würde sie hoffentlich wiedersehen.

    "Danke schön Clara. Aber du musst nicht wegen mir hierbleiben... Ich bin Soldat und weiß nicht, wo ich morgen hingeschickt werde, wenn es Krieg gibt. Aber einstweilen werde ich auch dich warten."


    Er stand auf und nahm den Behälter mit den Schriftrollen. "Ich bringe sie dir wieder, wenn du zurück bist. Aber ich muss nun gehen, es wird dunkel und ich muss zurück zum Castellum."


    Er trat einen Schritt näher an sie heran und nahm sie sanft in den Arm.

    Cupidus schaute sich verwundert um. Überall im Castellum liefen oder gammelten irgendwelche Probati der Ausbildungsturma herum. Wie konnte das sein? Als er einen von ihnen fragte, bekam er nur ein Schulterzucken als Antwort. Kopfschüttelnd ging er zu Stratos in den Stall, sattelte und zäumte ihn auf. Nun ja, die Probati waren nicht seine Aufgabe. Gemächlich ritt er zum Reitplatz, wo die halbe Turma heute Gefechtstraining hatte.

    Ein Stöhnen kam Cupidus über die Lippen, als der Schmerz seinen Rücken entlangfuhr. Er öffnete die Augen und fand sich an seinem Schreibtisch sitzen, einige Papyri um sich herum verstreut. Er musste am gestrigen Abend wohl eingeschlafen sein, müde wie er war.


    Er stand auf und streckte seine Glieder. Irgendwo musste doch der Sesquiplicarius stecken, Cupidus war nach einem guten Frühstück. Aber sein Stubenkamerad war wohl gerade wieder auf Wache. Also aß Cupidus schnell ein paar lukanische Würste und Brot. Anschließend machte er sich auf den Weg zu den Stallungen.

    Cupidus´Gesicht rötete sich leicht, sie schien genau zu wissen, was er dachte.


    "Ach so, du kommst wieder zurück. Ich dachte du würdest in Britannia bleiben.... Dann lass uns einfach ausreiten, wenn du wieder zurück bist und dein Umzug komplett ist. Bis dahin werde ich mich meinen Büchern widmen und an dich denken."

    Innerlich konnte Cupidus fühlen, wie er innerlich einige Zentimeter wuchs. Er nickte dem Decurio zu.
    "Danke Decurio, aber dafür wurde ich ausgebildet. Nichts anderes wollte ich schon immer tun und auch mir ist Romanus ans Herz gewachsen, was mir erst klar war, als alle dachten, er wäre tot.
    Wenn du erlaubst, werde ich den Männern, die mich begleitet haben auch freigeben, wenn sie ihre Ausrüstung gereinigt haben. Sie haben es sich redlich verdient.
    Vale!"

    Cupidus salutierte und verließ das Officium

    "Vielen Dank, das wird mir sicher weiterhelfen." Er nahm den Behälter an sich und sah kurz die Rollen durch.


    Der letzte Satz allerdings hatte ihn doch sehr erschrocken. Er schloss den Behälter wieder und legte ihn auf den Tisch.
    "Ach so... du gehst bald wieder nach Britannia. Dort soll es auch schön sein, habe ich gehört... Mildes Klima, nicht so rau wie hier in Germanien... Und was wirst du dort tun?" Er hoffte, dass sie ihm seine Enttäuschung nicht ansah, die er gerade empfand.

    Da fiel es ihm tatsächlich wieder ein.
    "Ja, ich suche eigentlich nach Werken über militärische Führung. Wenn es geht über Reiterei. Wollte mich mal ein wenig weiterbilden.
    Aber ich komme mir so verloren vor, zwischen all diesen Regalen"
    , antwortete er schulterzuckend und mit einem Lächeln.

    "Ich war doch neugierig, wie es dir geht", grinste er, wurde aber gleich darauf wieder ernst.
    "Während deiner Abwesenheit habe ich die Patrouillen geleitet und den Wachdienst kontrolliert. Hier mein Bericht der Patrouille, nichts nennenswertes passiert. Er reichte Lucanus eine Tabula. "Darüber hinaus keine Zu- oder Abgänge, die Männer haben selbständig trainiert und ihren Dienst vorbildlich verrichtet. Material und Ausrüstung sind vollzählig, Pferd XXVI lahmt etwas, der Medicus hat Ruhe angeordnet. Soweit der normale Ablauf." Cupidus blickte von seinen Unterlagen auf.


    "Wir haben die letzten beiden Tage nach Romanus von der Prima gesucht, er war im Wald zum jagen. Sein Pferd kam allein zurück, verwundet. Wir haben ihn gesucht und ihn schließlich heute Nacht gefunden. Er hat einen Bären gejagt, dieser hat sein Pferd verwundet und es lief davon. Romanus konnte ihn erlegen, wurde aber von Räubern überfallen, die gerade einen Probatus der Legio II getötet hatten. Er erschlug ein paar und brachte sie samt totem Probatus nach Confluentes, zum Bautrupp der Legio II. Dort nahm er ein paar Männer mit, die mit ihm den Wald weiter durchsuchten.
    Unglücklicherweise hatte der Centurio vor Ort vergessen, eine Meldung zu uns zu schicken. Wir dachten Romanus wäre tot und ich habe die Suchmannschaft geführt. Schließlich fanden wir den Trupp heute, um die Zeit der dritten Nachtwache, wie sie mit einem Rudel Wölfen kämpten. Wir haben alle getötet oder verjagt. Von den Räubern war nichts mehr zu finden. Also sind wir so schnell wie möglich zurückgekommen, vor drei Stunden etwa.
    " Er atmete tief durch, er hoffte, dass der Decurio nun im Bilde war über die verpassten Vorgänge.


    "Der Praefectus erwartet einen Bericht, schreibst du ihn oder soll ich?"

    Cupidus konnte tief in ihre wunderschönen Augen blicken.
    "Doch, ich merke es sehr wohl und mir geht es genauso. Du bist viel schöner, wenn du lächelst, also lass uns nicht mehr trauern.
    Was ist eigentlich deine Aufgabe hier? Ich kann zwar lesen und schreiben, aber derartige Mengen an Bücher und Schriften habe ich noch nie gesehen."


    Vielleicht konnte er sie ein wenig von ihren Sorgen ablenken. Ihre schöne Gestalt hielt ihn fest wie gebannt, ein Zustand, den er so nicht kannte.