Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Cupidus hörte sich Claras Geschichte schweigend an. Sie hatte schon so viel schreckliches erlebt, wo sie doch noch so jung an Jahren war. Keine Familie und ständig die Erinnerung an den verstorbenen Mann...
    Sie tat ihm sehr sehr leid, und ein Gefühl der Traurigkeit überkam ihn. Er wollte ihr so gerne helfen, aber er konnte es nicht.


    Trotzdem lächelte er sie an. "Du bist sehr tapfer, denn es schmerzt dich sehr, wie ich sehe. Die Götter haben dir eine schwere Bürde mit auf den Weg gegeben.... Aber sei gewiss, dein Vater und dein Mann wachen über dich. Da wo ich herkomme, glauben die Menschen, dass alles was geschieht die Fügung der Götter ist und keiner kann ihnen entkommen."


    Er trank einen großen Schluck Wasser, um den Kloß in seinem Hals hinunterzuspülen, was ihm nicht ganz gelang. Er musste sie irgendwie aufmunter.


    "Ich habe nur das Pferd, dass mir die Ala zur Verfügung gestellt hat, aber ich kann es auch für private Zwecke nutzen, denke ich. Möchtest du denn überhaupt mit einem Soldaten ausreiten?"

    Cupidus bedankte sich mit einem Lächeln für den Becher und nahm einen Schluck. Er überlegte einen Moment, bevor er anfing zu erzählen.


    "Meine Eltern bewirtschaften ein Gehöft, jenseits des Rhenus, in einem großen Dorf. Dort bin ich aufgewachsen, lernte als einer der wenigen lesen und schreiben. Die germanischen Pferde sind nicht so edel wie dir römischen hier, aber robust und zäh.
    Mein Vater verkaufte sie, aber ich lernte die Aufzucht und das Zureiten bei ihm, hatte aber nie ein eigenes Pferd. Danach ging ich von zu Hause weg und schließlich trat ich der Ala II bei, weil ich nicht zur Classis wollte..."


    Er lächelte bei der Erinnerung an seine Heimat.
    "Nicht besonders aufregend, mein Leben, aber wenigstens kann ich reiten und meinem Land dienen. Darf ich etwas mehr über dich erfahren? .... Natürlich nur, wenn es dich nicht schmerzt.", fügte er hinzu.

    "Das ist eine lange Geschichte, mein Lieber. Ich hatte Harluf nach Confluentes geschickt, um sich dort umzusehen, und zufällig traf er beim Tempelbauplatz auf die Kameraden der Legionäre. Sie berichteten ihm alles und sagten ihm auch, wo ihr in etwa hingeritten seid.
    Aber bis wir euch gefunden hatten vergingen viele Stunden und nur durch euer Geschrei haben wir euch überhaupt erst bemerkt. Danach ging alles ganz schnell, zwei Wölfe konnten wir noch töten und den Rest hattet ihr schon erledigt. Was ist dir denn eigentlich genau passiert?"
    , fragend blickte er seinen Kameraden an.

    Als er Claras weiche Wange an seinem Handrücken spürte, durchlief ihn ein Schauer, er hatte Gänsehaut und wusste garnicht, wie ihm eigentlich geschah.


    Doch dieser Moment war nur flüchtig, sie ging schnell Wasser holen und ließ einen völlig verdatterten Cupidus zurück. Er atmete tief durch und nahm wieder Platz. Wenigstens konnte er so seine Gedanken wieder ein wenig ordnen, bis sie zurückkam.

    Romanus schien kein schlechter Kerl zu sein, dachte sich Cupidus, er hatte Mut und konnte kämpfen. Vielleicht hätten sie ja mal die Gelegenheit, Seite an Seite gegen den Feind zu ziehen.


    Er nickte. Dann lasst uns reiten.". Er hob die Hand zum Gruß und nahm Abschied von den Legionären. Dann setzte sich der kleine Trupp in Bewegung, Richtung Lager. Als sie den Wald verließen, war am östlichen Horizont schon ein blasser Streifen zu sehen.

    Cupidus nahm den Helm ab und wischte sich über die Stirn. Er lächelte den jungen Optio ebenfalls an und gab ihm den Weinschlauch.


    "Verzeih mir, ich vergesse meine Manieren, Optio. Aber wir haben uns die halbe Nacht um die Ohren geschlagen und sind eigentlich erst von einer Patrouille am Limes zurück. Wir gehören normalerweise ins Bett. Dann melde deinem Vorgesetzten, dass er euch sehr gut ausgebildet hat, er kann stolz sein."


    Er streckte dem jungen Mann die Hand hin, um sich von ihm zu verabschieden.
    "Vale Optio, vielleicht sehen wir uns mal wieder, dann sollten wir das begießen"

    "Verzeih mir, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen", sagte er erschrocken, stand auf und nahm ihre Hand in die seine. Er konnte Tränen in ihren Augen sehen, sie sah so traurig und einsam aus...


    Er widerstand dem Drang, sie in die Arme zu schließen und zu trösten, schließlich kannten sie sich ja noch nicht lange.


    "Ich hätte gerne etwas Wasser, danke."

    Cupidus ließ den Weinschlauch die Runde machen. Schließlich trat er zum Optio.
    "Ihr hattet verdammtes Glück, wenn ihr nicht so gut ausgebildet wärt, müssten wir euch wohl tot zum Lager zurückbringen. Aber ihr hättet uns einiges an Arbeit und Sorgen ersparen können, wenn ihr einen Meldereiter zu unserem Kastell geschickt hättet, mit der Nachricht, dass Romanus noch lebt. Wir haben noch einige Fackeln übrig, ihr könnt sie haben. Was soll ich in meinen Einsatzbericht schreiben, Optio?"
    Fragend sah er ihn an.

    Cupidus drückte einem Legionär eine kleine Tasche mit Verbandsmaterial in die Hand und ging mit Romanus etwas zur Seite.


    "Ich habe mitbekommen, wie dein Pferd zurückkam und da ich sowieso für Wache und Patrouille zuständig bin, habe ich mir gedacht, ich komme selber mit. Dein Pferd steht im Stall, wir haben dir aber eines als Ersatz mitgebracht... Obwohl wir befürchteten, dich nur noch tot wiederzufinden."
    Er sah Romanus in die Augen, als würde er versuchen, dahinter zu lesen. Harluf gab Cupidus einen Weinschlauch und dieser reichte ihn an Romanus weiter.
    "Trink erst mal einen Schluck, du wirst es nötig haben. Ich habe nie gesagt, dass ich dich nicht mag mein Freund. Aber du warst mein Vorgesetzter während meiner Probatio und danach hatte ich kaum Gelegenheit, dich kennen zu lernen. Aber nun bin ich erleichtert, dass ihr alle wohlauf seit. Komm mal mit."


    Er ging mit ihm zu einem sehr großen Wolf, kniete nieder und zog seine Spatha. Mit zwei kräftigen Schlägen mit dem Knauf brach er einen Eckzahn des Tieres heraus und gab ihn Romanus.


    "Da wo ich herkomme, tragen ihn tapfere Männer um den Hals, nimm ihn als Erinnerung an diesen Kampf. Ich habe schon drei davon, meinen ersten erlegte ich mit 15. Aber jetzt lass uns zusehen, dass wir hier rauskommen, es wird bald Tag. Wer hat das Kommando über die Legionäre?"

    "Dicht zusammenbleiben, es könnten noch mehr in der Gegend sein." rief Cupidus seinen fünf Eques zu, die sich abgesessen mit Fackeln und gezogenen Waffen durch den Wald bewegten.


    Gerade hatten sie einen recht großen Wolf erschlagen, aber Cupidus wusste, dass einer nie allein war. Dann hatten sie von weitem Kampfeslärm vernommen, hatten die Pferde mit einer Wache zurückgelassen und sich auf den Weg gemacht. Zwischen den Bäumen konnte er einen schwachen Lichtschein erkennen, hoffentlich waren die Kameraden noch am Leben.
    Ein großer zottiger Wolf stand plötzlich vor der Gruppe, sträubte die Nackenhaare und fletschte die Zähne, griff aber nicht an.


    "Harluf, der gehört dir", rief Cupidus ihm zu. Harluf grinste und hob seinen Wurfspeer über den Kopf und warf ihn nach dem Wolf. Er traf.
    Winselnd krümmte sich der Wolf am Boden, schnell traten die Equites hinzu und Cupidus öffnete dem Tier die Kehle, um sein Leiden zu beenden.


    Schließlich betraten sie den Platz des Kampfes, als alles vorbei war. Im Licht der Fackeln konnten sie einige Legionäre erkennen, darunter ein großer Mann, Romanus.


    "Bei Baldur, was haben wir denn hier für Wolfsfutter", rief er ihnen zu. Die verdutzten Gesichter reichten Cupidus und seinen Männern, um erleichtert aufzulachen. Scheinbar waren alle noch ziemlich lebendig.
    "Los Männer, Sicherung aufbauen und wachsam sein" Die Eques verteilten sich um den müden Trupp und Cupidus trat zu Romanus und seiner Gruppe.
    "Bist du völlig übergeschnapt, Romanus? Deinen Hintern hier den Wölfen zu servieren?" Es sollte wütend klingen, aber schließlich lachte er laut los, so erleichtert war er, den Kameraden zu sehen. Er klopfte ihm auf die Schulter. "Verdammt gut dich zu sehen. Wir waren in Sorge, als dein Pferd zu uns zurückkam. Ich wurde geschickt, um dich zu suchen. In Confluentes erfuhr ich, dass du mit einigen Legionären in den Wald wolltest. Wir haben ein paar Wölfe erschlagen und dachten schon, ihr wärt schon Futter. Habt ihr Verwundete? Wir haben etwas Verbandszeug"

    "Du sprichst sehr weise, Clara. ", lächelte er sie an. Nun, wenn man von so vielen Werken großer Künstler umgeben war, so musste man sehr gebildet sein, überlegte er sich.


    Doch da war noch etwas. "Verzeih, wenn ich so offen frage, was wird dein Ehemann dazu sagen, wenn du mit einem Soldaten ausreitest?" Er konnte sich vorstellen, dass ihr Ehemann reich und erfolgreich war, glücklich sie zu haben....
    Unerreichtbar für dich, schoss ihn durch den Kopf

    Das Hufgetrappel eines herannahenden Reiters drang an Cupidus´Ohr, gleich darauf wurde er aus dem Schlaf gerüttelt. Harluf war zurück, es musste wohl um die dritte Nachtwache sein (0-3 Uhr :) ).


    "Ich hab ihn gefunden, Duplicarius, das heißt eigentlich nicht, aber ich weiß jetzt in etwa, was passiert ist. Als ich am Bauplatz des neuen Tempels von Confluentes vorbeikam, habe ich die Legionäre gefragt, ob sie was gesehen haben. Das hatten sie allerdings." Mit schnellen Worten erzählte er Cupidus, was er von Romanus wusste, dass er wohlauf sei, und nun mit einigen Legionären in die Wälder gegangen war, um nach dem Rechten zu sehen.


    "Sind die denn von allen guten Göttern verlassen? Nachts in den Wald gehen, weg von jedem Haus und jedem Herd... Da sind die Lemuren noch das harmloseste, was einem über den Weg laufen kann." Er schüttelte den Kopf über so viel Aberglaube der Römer. Aber er wusste genau, dass man hier in den Wäldern leicht unter wilde Tiere kommen konnte. Im Winter heulten die Wölfe um die Siedlungen, ausgehungert und zottig.


    Was sollte er nun tun? Ebenfalls in den Wald? Die Pferde würden durchgehen, sobald sie den ersten Wolf witterten.



    Sim-Off:

    Klar kannst du das auch Romanus, Reiter können auch abgesessen kämpfen. ;)

    Gerne nahm Cupidus ihre weiche Hand.
    "Mein Name ist Justinianus Cupidus, nenn mich beim Cognomen, das tun alle. Aber ich muss dich enttäuschen, ich komme nicht aus einer edlen Familie, da ich noch nicht einmal das Bürgerrecht besitze. Aus diesem Grund diene ich in der Ala, sonst wäre ich wohl bei der Legionsreiterei. Ich bin mit Pferden aufgewachsen. "


    Vielleicht hielt er ihre Hand für eine Begrüßung ein wenig zu lange in seiner, aber solch eine sanfte Berührung war er vom rauen Soldatenalltag nicht gewohnt. Trotzdem faszinierte ihn diese Frau immer mehr.


    "Wenn du ein Reittier hast, können wir zusammen ausreiten, sofern du das möchtest", antwortete er ein wenig verlegen.

    Als die Nacht hereinbrach, war der Suchtrupp noch etliche Meilen von Romanus entfernt. Als sie in Umzäunung einer Casa ihr Lager für die Nacht aufschlugen, saß Cupidus am Feuer und starrte gedankenverloren in die Flammen. Wer konnte schon sagen, was Romanus zugestoßen war?


    Die wilden Tiere, Aufständische oder Räuber könnten ihm aufgelauert haben, ihn getötet und verscharrt haben....
    Cupidus wollte sich dies alles garnicht ausmalen. Trotzdem hatten sie bis zum Dunkelwerden die Wälder um Confluentes abgesucht, jedoch nichts gefunden, was auf eine Kampfstätte hingewiesen hätte. Aber es war ein aussichtsloses Unterfangen, hatten sie doch keinen Anhaltspunkt, wo zu suchen war. Wald gab es überall um Confluentes, voll mit Wild. Wo könnte Romanus nur abgeblieben sein?


    "Männer, wir bleiben bis zum Morgengrauen hier. Anschließend reitet Harluf nach Confluentes zurück und erkundigt sich bei den dortigen Wachen nach einem Duplicarius ohne Pferd. Angenommen Romanus lebt noch und ist vielleicht von jemandem gefunden worden, verletzt oder schlimmeres, könnte man ihn in die Stadt gebracht haben. Wir anderen durchsuchen die Wälder weiter. Schlaft jetzt, wir stellen nur eine Feuerwache auf." Nachdem er seine Anweisungen gegeben hatte, legten sich alle schlafen.

    "Verdammt noch mal, hat man denn keinen Augenblich Ruhe hier?", fauchte Cupidus den Wachhabenden an, der am Tor das Kommando hatte.
    Gerade hatte er mit den Männern der Patrouille die Vollzähligkeit ihrer Ausrüstung geprüft, als ein Eques hereingestürmt kam und etwas von einem einsamen Pferd erzählt hatte.


    Der Wachhabende verzog nur leicht den Mund. "Romanus´Pferd ist reiterlos ins Lager zurückgekommen, allerdings verletzt. Ein Eques der Turma I sagt, er hätte gesehen, wie der Duplicarius mit seinem Bogen zum Tor hinaus ist."


    "Wann war das?"wollte Cupidus wissen.


    "Am frühen Morgen schon. Seither hat ihn niemand mehr gesehen."


    "Verdammt, das ist nicht gut", murmelte Cupidus vor sich hin. Die Sonne hatte ihren Zenit schon überschritten und er hoffte, dass dem alten Sturkopf nichts zugestoßen war.
    Es half wohl alles nichts. Da seine Turma für die Patrouillen und Wachen zuständig war, musste Cupidus einen Suchtrupp zusammenstellen. Fluchend schickte er einen Eques zu den Unterkünften der Secunda mit dem Auftrag, fünf Männer zu suchen, die sich im Wald der Umgebung einigermaßen auskannten. Er selber würde selbstverständlich mitreiten. Er mochte Romanus zwar nicht besonders, aber trotz allem war er ein Kamerad.


    Nach kurzer Zeit waren die Männer mit ihren Pferden am Tor. Cupidus wies sie schnell ein, dann machten sie sich auf in Richtung der Wälder, in denen vielleicht ein Kamerad in Schwierigkeiten war.

    Sie schien genau so verlegen zu sein wie Cupidus, er glaubte zu sehen, dass sie leicht zitterte, als sie ihm gegenübersaß. Ihre Augen hielten ihn gefangen, bis sie zu Boden schaute.
    Er lächelte. "Du hast mich glaube ich schon gesehen, aber ich war unten in der Arena, neben meinem Decurio, inmitten von Equites, die alle gleich gerüstet waren. Ich habe dich gesehen, als wir den LAPP begrüßt haben.


    Er schaute verlegen auf seine Hände. "Ich hatte nicht gehofft, die je wiederzusehen, in dieser großen Stadt. Doch Fortuna scheint mir gnädig gewesen zu sein. Darf ich deinen Namen erfahren?"

    Dankend nahm Cupidus die Sitzgelegenheit an und nahm Platz.
    Etwas schüchtern lächelte er sie an. "Nein, ich glaube wir sahen uns vor kurzem in Lokis Laden, kann das sein? Und ich glaubte, dich damals bei den Spielen gesehen zu haben...


    Wie hübsch sie doch war, dachte er bei sich, als er sie verstohlen ansah. Wieder machte sich dieses Gefühl im Magen breit, als würde eine ganze Turma hindurchreiten.

    Cupidus blickte sie an. Er freute sich und war nicht mehr so nervös wie bei ihrer ersten Begegnung. Gerade schob er ein Werk von Horaz wieder in das Regal.


    "Ich wollte ein wenig über die Militärführung nachlesen. Habt ihr hier so etwas?" fragte er sie und lächelte.