Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Als er das Gebäude betrat, konnte Cupidus den angenehmen Geruch von Papyrus riechen. Die große Bibliothek versprach reichlich Lesestoff für wissbegierige Menschen.


    Cupidus hatte seine beste Toga angezogen, gegürtet mit dem Cingulum militare und hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Wie er erfahren hatte, arbeitete die Schönheit, die er in Lokis Laden gesehen hatte hier. Nebenbei hoffte er, hier noch ein wenig mehr über die militärische Führung nachlesen zu können.


    Begeistert stand er vor den Regalen und stöberte in den Abhandlungen herum.

    Endlich war es vorbei. Cupidus betrat seine Unterkunft, die mit dem anderen Duplicarius der Turma II teilte. Scheinbar schien Baudolino aber nicht da zu sein. Also verstaute er seine Ausrüstung in der Kammer, zog seine Rüstung aus und setzte sich an den kleinen Tisch. Seit sein Decurio krank geworden war, blieb das meiste an Cupidus hängen, also hatte er noch einen Bericht zu schreiben, bevor er endlich schlafen konnte.


    Schließlich hatte er sein Werk vollendet und rief einen Eques herbei.
    "Überbringe das bitte dem Praefectus.", befahl er. Nun konnte er sich endlich ein wenig Schlaf nach dieser anstrengenden Patrouille gönnen.

    Ein Eques betrat die Principia und übergab dem Scriba vor dem Officium des Präfekten eine Tabula.


    Patrouillenbericht der Turma II



    Aufbruch der Turma II am Morgen ANTE DIEM V NON IUL DCCCLVII A.U.C. (3.7.2007/104 n.Chr.).


    Patrouillenstrecke entlang des Limes nach Aquae Mattiacorum, dabei Kontrolle der entspechenden Grenzstationen. Sämtliche Wachmannschaften melden keine Vorkommnisse, Lage ruhig und entspannt. Unterwegs ebenfalls keine Vorkommnisse und Sichtung von Feinden.



    Rückkehr der Turma ANTE DIEM III NON IUL DCCCLVII A.U.C (5.7.2007/104 n.Chr.).



    In Vertretung
    Justinianus Cupidus
    Duplicarius

    Schließlich brach der dritte Tag ihrer Patrouille an und wie die beiden Tage zuvor konnten sie nichts neues in Erfahrung bringen. Um die Mittagszeit schließlich verließen sie den Limes und näherten sich Confluentes. Alle waren müde und abgespannt, die meisten hatten kaum geschlafen und waren froh, als das Castellum in Sicht kam.

    Der Tag neigte sich nun schon fast wieder dem Ende zu, die Sonne würde bald untergehen und die Männer waren verstaubt und müde. Den ganzen Tag waren sie geritten und als sie zum Ende ihres Patrouillenbereiches kamen, hatten sie eine Pause eingelegt. Anschließend hatten sie wieder kehrt gemacht und waren die Strecke wieder zurückgeritten, die sie gekommen waren.


    Cupidus war eben so froh wie seine Männer, dass es nach diesen zwei Tagen wieder in Richtung Lager ging, zuvor mussten aber noch einige Grenzposten kontrolliert werden. Als es schließlich Abend wurde, kamen sie zu einem Wachturm mit Umwallung, in der Nähe eines kleinen Buchenwäldchens. Cupidus ließ absitzen und sprach mit dem Wachhabenden der Turmbesatzung.


    Als er zurückkam schien er zufrieden zu sein. "Männer, wir bleiben heute Nacht hier. Das gleiche wie letzte Nacht, bringt die Pferde ins Intervallum und richtet euch für die Nacht ein. Brennholz stellt uns die Besatzung, wie gestern wieder zwei Wachen im stündlichen Wechsel. Gruvonix, du und Harluf übernehmt die erste Wache, der Rest darf wegtreten." Cupidus selber machte sich ein Nachtlager zurecht, wickelte sich in seinen Mantel und betrachtete die immer zahlreicher werdenden Sterne über seinem Kopf. Sanft glitt er in Morpheus´Arme.


    In der Nacht wurde er jäh aus dem Schlaf gerüttelt. Ein Eques rüttelte ihn. "Alarm Duplicarius, in dem Wald dort vorne hat sich was bewegt.". Alle anderen schienen auch wach zu sein. Schnell waren alle auf dem niedrigen Wall. Tatsächlich konnte man es rascheln hören, eine ganze Gruppe schien durchs lichte Unterholz zu schleichen. Der Mond kam hinter einer Wolke hervor, groß und rund und erhellte das Szenario. Das Grunzen brachte letzte Gewissheit. Ein Rudel wilder Schweine vergnügte sich bei der Futtersuche am Waldrand.


    Kopfschüttelnd kehrte Cupidus zu seinem Schlafplatz zurück, konnte es sich aber nicht verkneifen, den Eques, der ihn geweckt hatte mit einem bösen Blick zu strafen.

    Der Morgen graute schon und Cupidus ließ die restlichen Equites wecken, es war langsam Zeit, sich wieder auf den Weg zu machen. Er und seine Turma hatten innerhalb der Umwallung eines Grenzturms übernachtet, groß genug für zwei Turmae. Bis auf zwei Wachen hatte er alle anderen schlafen geschickt. Eine zeitlang unterhielt er sich noch mit dem Kommandant des Turmes und seinen Männern, die begierig darauf waren, welche Neuigkeiten es wohl gab. Insgeheim dankte Cupidus den Göttern, dass sie seine Schritte zur Ala gelenkt hatten, wenn er sich vorstellte über mehrere Tage in diesen Türmen zu hocken und die Gegend zu beobachten....


    Er erfuhr auch, dass es in letzter Zeit recht ruhig am Limes war, die Händler kamen und gingen aber germanische Krieger waren nicht gesichtet worden. Der Friede schien anzudauern und alle waren froh darüber.


    Als Cupidus nun an diesem Morgen seinen Puls löffelte und seine geliebten lukanischen Würste verspeiste schweiften seine Gedanken nach Osten. Einige Kameraden hatten gehört, dass es nun Krieg mit den Pathern geben sollte, ein wildes und mächtiges Reitervolk. Wie ruhig war es doch hier in Germanien. Schließlich hatten alle gegessen und es war Zeit für den Aufbruch.


    "Aufsitzen, es geht weiter" rief Cupidus und die Männer schwangen sich in den Sattel. Sie hatten für diesen Tag noch eine ordentliche Strecke vor sich.

    Nahe Confluentes überquerten Cupidus und seine halbe Turma den Rhenus und strebten dem Limes zu. In diesem Teil der Provinz bestand die Grenze nur aus Wachstationen, Türmen, von einem kleinen Wall umgeben, in einer Entfernung von etwa 800 Meter. Cupidus war noch nie in diesem Teil der Provinz gewesen und genaugenommen war es hier auch ziemlich öde.


    Von seinem Vorgänger hatte Cupidus einige Aufzeichnungen von früheren Patrouillen gefunden, denenzufolge drei Turmae abwechselnd ihre Kontrollritte durchführten und die Grenzposten abritten und verdächtige Vorfälle sofort an die umliegenden Kastelle meldeten. So war nun für die nächsten drei Tage die Turma II an der Reihe, aber Cupidus hoffte, die 70 Meilen Hin- und Rückweg ohne Zwischenfälle hinter sich zu bringen. Seine Turma hatte ausreichend Verpflegung mitgenommen, um einige Tage unabhängig von Nachschub operieren zu können.


    Auf dem Ritt schärfte er seinen Equites immer wieder ein, wachsam zu sein, an manchen Stellen war das Gelände waldig und unübersichtlich. Ob sich hier Germanen versteckt hielten? Cupidus konnte sich nicht vorstellen, dass jemand verrückt genug sein könnte, römische Reiterei anzugreifen. So führte sie der erste Tag ein gutes Stück weit und erfreulicherweise blieb alles ruhig.

    Als schließlich alle beisammen waren und ihre Pferde aufgezäumt und ihr Gepäck am Sattel befestigt hatten, machte sich Aufbruchstimmung bei der Patrouillenmannschaft breit.


    Cupidus´Pferd wurde gebracht und er gab das Kommando zum Aufsitzen. "Ich hoffe jeder hat seine Ausrüstung komplett, sollte jemand etwas vergessen haben und es später brauchen, wir er den Weg zurück machen. Allerdings per pedes.". Einige Männer lachten und auch Cupidus musste grinsen. Diese alten Haudegen.


    Schließlich hob er den Arm. "Abmarsch, wir reiten in Kolonne" und die kleine Truppe setzte sich in Bewegung.

    "Equites in aciem venite!!!!", schallte es vor Sonnenaufgang über den Appellplatz, als die Teile der Turma Secunda antraten.


    Als Cupidus den Platz betrat, meldete der dienstälteste Eques:"Duplicarius, Patrouillenteile Turma II wie befohlen angetreten". Cupidus nickte und der Eques trat ins Glied zurück.


    "Guten Morgen Männer", begann er. Die Equites antworteten im Chor.
    "Heute gibt es einige Änderungen. Wie ihr vielleicht wisst, ist Decurio Volteius erkrankt und ist zur Erholung einige Wochen nicht bei uns. Während seiner Abwesenheit hat er mir das Kommando überlassen. Ihr alle, die ihr hier steht, werdet heute mit mir auf Patrouille entlang des Limes reiten. ". Einige Equites murmelten vor sich hin, endlich ging es mal raus aus dem Lager.


    Cupidus fuhr fort:"Wir werden voraussichtlich zwei Tage unterwegs sein, wie üblich und die Wachposten entlang des Walls abreiten. Im Anschluss empfangt ihr im Horreum eure Verpflegung, danach treffen wir uns feldmarschmäßig gerüstet bei den Stallungen.
    Noch Fragen?
    " Er blickte in die Runde. Niemand fragte etwas..
    "Sehr gut. Equites abite!!!"

    "Ich Idiot", schalt sich Cupidus selber, als er Lokis Laden verließ. Er hatte sich angestellt wie der erste Mensch. Er hatte nicht damit gerechnet, seine schöne Römerin so urplötzlich wiederzusehen, noch dazu so nahe bei ihr zu stehen.
    Aber statt sie nach ihrem Namen zu fragen oder überhaupt mit ihr zu reden, waren ihm die Beine weich geworden. Ob er krank war? Oder machten manche Frauen das mit ahnungslosen Männern? Das alles verwirrte ihn ziemlich, zum Gefühl der Scham kam aber eine Hochstimmung dazu, die er nicht kannte. Sie hatte ihn angesehen und ebenfalls "Vale" gesagt, zwar war es im Laden ein wenig duster, aber sie war so schön wie bei den Spielen.


    Langsam schlenderte er zu dem Stall, in dem er Stratos untergestellt hatte und verstaute sein Gepäck in der Satteltasche. Dann verließ er Mogontiacum in Richtung Confluentes, in Gedanken aber immer noch in Mogontiacum.

    "Nein, danke Freund. Das war alles für dieses Mal. Aber wenn ich wieder in der Stadt bin, kannst du mir dieses Bier ja mal zeigen, das es in der Taberna gibt. Hab schon lange nicht mehr mit meinesgleichen getrunken. Ich bin übrigens Justinianus Cupidus." Er zog seinen Beutel aus der Tasche und drückte Loki fünf Sesterzen in die Hand.


    "Möge Donar mit dir sein", verabschiedete er sich von Loki und nahm seine Einkäufe auf den Arm.


    Er drehte sich um..... und plötzlich hatte er Bauchschmerzen, so schien es ihm. Die junge schöne Frau, die er während der Vorführung der Ala im Theater auf den Rängen gesehen hatte, stand keine fünf Schritte von ihm entfernt. Er sah die großen Augen an, wurde rot, mumelte ein kaum verständliches "Vale" und ging raschen Schrittes aus dem Laden.

    Dankend nahm Cupidus das Stück Zuckerrübe entgegen und schob es sich in den Mund. Genüsslich kauend nickte er Loki zu.


    "Dann werde ich mich in der Taberna mal umsehen, wenn ich das nächste Mal in der Stadt bin. Könntest du mir eine kleine Amphore Garum und eine mit diesem Kräutersud abfüllen? Für mehr habe ich keinen Platz auf meinem Pferd, mein Dienst ruft.", entgegnete er dem lächelnden Germanen. Er schien kein übler Kerl zu sein.

    Cupidus betrat das Magazin und sah sich nach dem diensthabenden Eques um.
    "Eques, ich brauche Marschverpflegung für drei Tage, und zwar für 16 Mann. Das ganze bis morgen früh, wenn sich das einrichten lässt.

    "Heilsa? Guter Mann, wie lange ist es her, dass ich so begrüßt wurde, lächelte Cupidus dem Mann zu, zweifelsfrei auch Germane.
    "Ich suche eigentlich nach gutem germanischem Bier und vielleicht einigen lokalen Spezialitäten. Meine Heimat liegt weit im Norden und ich vermisse das einheimische Essen doch manchmal sehr. Ich habe dein Schild gelesen und gedacht, unter Freyas Dach müsste ich doch fündig werden."