Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Cupidus lächelte. Endlich wieder ein Decurio, sogar einer, der ihn durch die Ausbildung gejagt hatte. Er sah zu den anderen Eques.


    "Auf unseren neuen Decurio, ein dreifaches Hoch", rief er seinen Kameraden zu und alles stimmten ein und ließen ihren neuen Decurio hoch leben.

    Cupidus sprang aus seinem Bett und gähnte herzhaft. Was konnte es am frühen Morgen schon so wichtiges geben? Naja, vielleicht bekamen sie ja einen Auftrag, um mal aus dem Lager herauszukommen, Patrouille oder so. Er streifte sich seine Tunika über, schnürte seine Stiefel und zog sich sein Kettenhemd über den Kopf. Dann noch der Gürtel und dann ging es los. Hastig ging er zur Ausrüstungskammer, nahm noch schnell ein Stück Brot vom Vortag und stopfte es sich in den Mund. Er griff sich Parma und befestigte die Spatha an seinem Gürtel. Kurz darauf verließ er seine Unterkunft in Richtung Appellplatz.

    Cupidus hatte verstanden und nickte.
    Er war bei Merowech, der nun wieder im Sattel saß.
    "Für den Anfang lassen wir das mit dem Galopp, deine Kameraden sind bereits fortgeschritten. Bis du soweit bist, werden wir beide noch ein wenig zusammen üben."
    Er ritt mit Merowech langsam ein Stück zur Seite, wo sie die anderen Probati nicht störten.


    "Reite drei Runden um den Platz, aber im normalen Trab. Versuche ein Gefühl für dein Pferd zu finden, denn du bist im Kampf darauf angewiesen, dass dein Pferd und du optimal zusammen arbeiten. Es wurde so trainiert, dass es auf Schenkeldruck und Kommandos hört, du also beide Hände für die Waffen frei hast. Also los, pass aber auf, dass du die anderen nicht störst."

    Nachdenklich kratzte sich Cupidus am Kopf. Eigentlich dachte er, er würde die meisten Stallburschen kennen, die sich um die Pferde kümmerte.


    "Sag mal mein Junge, bist du neu bei uns? Ich hab dich noch nie hier gesehen.", sprach er den Jungen an, während er kurz verschnaufte.

    Kopfschüttelnd beobachtete Cupidus den neuen Probatus. Man sah selten, dass sich einer im Galopp auf den Hintern setzte. Wenn man nichts dagegen tat, konnte er sich noch verletzen. Er trieb sein Pferd zu dem Gestürzten.


    "Was machst du denn auf dem Boden, Probatus? Los, wieder in den Sattel!!! Du kannst dich mit deinen Schenkeln an den Hörnern des Sattels abstützen, das verleiht dir einen besseren Halt. Versuch ein Gefühl für die Bewegungen deines Pferdes zu bekommen, dann fällst du auch nicht dauernd wieder runter."


    Irgendwie sah sich Cupidus schon, wie er den verletzten Probatus ins Valetudinarium schleppen musste...

    Ein komisches Gefühl hatte sich in Cupidus´Magengegend eingeschlichen, als er mit den anderen Reitern in den Circus einritten: Er hatte Lampenfieber. Er hatte noch nie so viele Menschen an einem Ort gesehen, alle saßen gespannt auf den Rängen. Aber er musste sich jetzt konzentrieren. Decius gab den Befehl zum Einrücken und nun ging es los. Cupidus versuchte sein laut schlagendes Herz zu vergessen, er hatte das Gefühl, dass die Menschen in dem großen Rund jeden kleinen Fehler sehen würden. Der gemeinsame Salut klappte jedoch und der Menge schien es zu gefallen.
    Schließlich standen alle 100 Reiter vor dem Lagatus Augusti Pro Praetore und Cupidus atmete tief durch.
    Plötzlich sah er sie. Sie saß neben der Tribüne des Legatus. Noch nie hatte Cupidus so viel Schönheit gesehen, zugegeben hatte er kaum Erfahrung mit Frauen, die nicht käuflich waren. Die junge Frau hatte braune lange Haare und wunderschöne, leuchtende Augen. Cupidus konnte seine Augen kaum von dieser schönen Gestalt lassen und er spürte, wie er leicht errötete. Er senkte den Blick ein wenig und hoffte, dass sie ihn vielleicht bemerken würde...
    Das schnauben von Stratos holte ihn wieder in die Realität zurück und er erwartete die weiteren Befehle.

    "Zu Befehl, Decurio.", antwortete Cupidus. Schnell schwang er sich auch Stratos und fasste seine Hasta fester. Mit sanftem Schenkeldruck drehte er sein Pferd in Richtung der Puppen.
    Er trabte an, beschleunigte und galloppierte auf die Puppe zu. Er beugte sich noch ein wenig weiter über den Hals seines Tieres und holte mit der Hasta aus.


    Er zielte auf den Brustkorb der Puppe und stieß kräftig zu. Schnell zog er den Arm zurück, um seine Hasta wieder freizubekommen. Anschließend trabte er wieder in Formation und klopfte Statos anerkennend den Hals.

    Cupidus betrat die Stallungen. Er mochte diesen strengen Geruch. Er nahm eine Schaufel und machte sich daran, die Stallungen auszumisten. Einige Stallburschen waren noch da und versorgten die Tiere. Einige fragten sich wohl, warum ein Eques die Stallungen säuberte....


    Immerhin besser als Latrinendienst, dachte sich Cupidus und schaufelte Pferdeäpfel. Der Tag war noch jung, wenn er sich anstrengte, könnte er bis zum frühen Abend fertig sein. Er hatte noch nie einen Strafdienst ausführen müssen, seit er bei der Ala war. Aber der Decurio hatte wohl recht gehabt, er hatte seine Kompetenzen überschritten. Schwitzend nahm er sich vor, in Zukunft nichts ohne die Zustimmung der Vorgesetzten zu tun.

    Etwas verlegen blickte Cupidus den Decurio an.
    "Verzeih Decurio, einigen der Probati schien es langweilig zu sein und ich habe mich um die gekümmert, die schon etwas weiter zu sein scheinen. Von deiner Versetzung zur Turma Prima habe ich erst erfahren. Folglich habe ich eigenmächtig gehandelt. Sollte ich Fehler gemacht haben, trage ich die volle Verantwortung", entgegnete er ihm mit fester Stimme.


    Latrinendienst.... Irgendwie spukte ihm dieses Wort im Kopf herum.

    Cupidus und einige andere Eques, die extra für diesen Dienst abkommandiert waren, schafften neue Pfähle mit Strohpuppen heran und stellten sie auf dem Platz auf. Einige andere legten die Übungswaffen zurecht, mit denen sie üben würden.
    Als alles vorbereitet war, blickte sich Cupidus um. Fehlten nur noch die Probati.

    Der Morgen graute und die Trompeten auf den Wällen hatten gerade zum Wachwechsel geblasen.
    Cupidus trat aus seiner Unterkunft und sog tief die kühle Luft ein. Es würde ein schöner Tag werden. Aber auch für die Probati?
    Er öffnete die Tür zu den Unterkünften der Probati mit einem Lauten Knall.
    "Alle Mann aus den Betten. Ein kurzes Frühstück und dann will ich bei Sonnenaufgang alle auf dem Reitplatz sehen, in voller Rüstung und mit Pferd"
    Er konnte in der Dunkelheit nichts sehen, konnte aber das gequälte knurren einiger Probati hören und musste schmunzeln.