Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Kopfschüttelnd betrachtete Cupidus den Eques Romanus. Dieser war doch während der Ausbildung ständig bei Lucanus gewesen und hatte ihn gefragt, was er tun solle, da der Tempelbau abgeschlossen war...


    Naja, wenigstens Cupidus´ Ausbilder Lucanus schien ihn noch zu kennen.


    Am Ende seines Rundgangs trat Cupidus in sein Zelt, er hatte mit einigen Kameraden die Würfel geworfen und musste sich jetzt für die Nachtwache rüsten. In den Mantel gehüllt und voll gerüstet trat er wieder vor sein Zelt und machte sich auf den Weg, den Wachhabenden zu suchen, der ihm seinen Posten zuweisen würde. Heute Nacht schien nichts los zu sein, aus dem nahen Wald schrie ein Käuzchen und von den Feuern kamen noch einige Wortfetzen herübergeflogen, sonst war alles ruhig.


    Cupidus trat zu Palladius. "Na, noch munter? Ich wurde eingeteilt, mit dir die Wache zu übernehmen. Der Wachhabende hat gesagt, wir sollten unsere Runden machen und Vorfälle sofort melden."

    Cupidus sah seinen Gegenüber an, wie er den Hirsebrei in seinem Topf rührte. Sah ja nicht sehr appetitlich aus. Der Probatus hatte ein bartloses, fast knabenhaftes Gesicht. Er konnte noch nicht sehr alt sein, kaum 18 Jahre und machte einen sehr verbissenen Eindruck.


    Keine sehr unterhaltsame Gesellschaft. Cupidus ging in sein Zelt und nahm sich aus seinem Gepäck ein großes Stück Brot und zwei lukanische Würste. Wieder am Feuer briet er sich die in Scheiben geschnittenen Leckerbissen. Diese Würste waren phantastisch, geräuchert hielten sie sich Wochen, ein ideales Nahrungsmittel für Soldaten.


    Nach dem Essen beschloss Cupidus, sich noch ein wenig im Lager umzusehen, schließlich wollte er die Männer seiner Einheit kennen lernen, mit denen er später in den Kampf ziehen würde.
    Als er am Feuer des Duplicarius vorbeikam, grüßte er die drei am Feuer und grinste, als er die Weinbecher sah.


    "Prost zusammen"

    Cupidus hatte gerade sein Gepäck in das ihm zugwiesene Zelt gebracht und trat zu dem Probatus, der gerade das Kochfeuer entzündete. Er ließ den Blick über das Lager schweifen. Im Dämmerlicht sah es doch ganz passabel aus. Ein Stück entfernt verrichtete Palladius seinen Dienst und das noch bis zum Morgengrauen. Cupidus war für die zweite Nachtwache eingeteilt worden. Also hatte er noch Zeit, etwas zu essen und zu ruhen, solange die Vorgesetzten nichts mehr für ihn zu tun hatten.

    Jeder zweite? Damit war Cupidus gemeint, wie es schien.
    Er lächelte zu Palladius. Ich weiß schon, was du meinst. Einige stellen sich ja schon beim graben an. Aber bedenke, wir beide kommen vom Land und sind harte Arbeit gewohnt. Trotzdem hast du recht, wenn du sagst, dass wir einem entschlossenen Feind nichts entgegenzusetzen haben. Dann geh ich mal Holz hacken, damit wir uns heute Abend vielleicht den Hintern am Feuer wärmen können."
    Er klopfte Palladius noch aufmunternd auf die Schultern, kletterte aus dem Graben und nahm sich eine Axt. Zusammen mit den anderen eingeteilten Probati ging es in den nahegelegenen Wald, immer beaufsichtigt von einigen Eques, die ständig maulten und meckerten.

    Cupidus zuckte die Schultern, als ihn Palladius fragte, hörte aber ein bisschen genauer hin. Er verstand nur Germania Magna und etwas mit Germanenbande.
    Aber noch bevor er mehr herausfinden konnte, kamen zwei Eques herbei und wiesen die Probati an, sich zu beeilen und gaben ihnen keine Gelegenheit mehr zum lauschen.
    Etwas enttäuscht blickte Cupidus zu Palladius und sagte zu ihm: "Ich kann leider nichts genaues verstehen, irgendetwas mit einer Germanenbande. Ein Probatus, den ich vor einer Woche im Lager traf hat erzählt, dass die Barbaren in letzter Zeit öfter kleine Scharmützel vom Zaun brechen und keiner weiß, was dahinter steckt. Womöglich ist es hier nicht ganz so firedlich, wie es den Anschein hat. Wenn unsere Vorgesetzten sich so lange beraten, könnte schon was dran sein. Ärger kann man in diesem Teil des Reiches immer erwarten..."

    Als die Zelte endlich standen, zwar noch etwas windschief, nach einigen Verbesserungen durch die Eques jedoch ganz ordentlich, ging Cupidus zu seinem Pferd und nahm den Spaten aus seinem Gepäck. Einige Fuß Graben waren noch nicht ausgehoben worden und so machte er sich daran, seine schwitzenden Kameraden zu unterstützen. Spatenstich um Spatenstich arbeitete er sich vorwärts und türmte den Aushub zu einem Wall auf.
    Zugegeben, einem entschlossenen Feind würde die ganze Anlage wohl kaum länger als eine Minute standhalten können, aber das hier war ja nur zur Übung. Trotzdem war ja nicht immer Infanterie zur Stelle, um ein Lager zu bauen, also musste man selber zum Spaten greifen.
    Cupidus ignorierte seinen knurrenden Magen und grub etwas schneller. Wie lange hatte er schon nichts mehr gegessen?


    Sie mussten zusehen, dass sie bald fertig würden, andernfalls könnte das Graben noch bis weit in die Nacht hinein dauern.

    Cupidus hatte gerade die Gruppe erwischt, die er nicht haben wollte: Aufbauen der Zelte. Nicht besonders aufregend, aber es musste schließlich auch gemacht werden.
    Zusammen mit den anderen Probaten machte er sich daran, die schweren Zeltbahnen auszurollen und miteinander zu verbinden. Wieder andere hatten derweil die notwendigen Stangen zum aufstellen herangeschafft und gemeinsam zogen alle an den Spannschnüren, um jedes einzelne Zelt ordentlich aufzustellen. Der erste Versuch sah allerdings alles andere als toll aus, was eine Zurechtweisung durch einen Eques zur Folge hatte. Beim zweiten Anlauf stand das Zelt aber dann doch noch.
    Cupidus blickte zum Graben hinüber. Er fragte sich gerade, wie wohl die Wachen für diese Nacht eingeteilt werden würden. Irgendwie fühlte er sich nicht richtig wohl in diesem provisorischen Lager. Er wusste zwar, dass nichts passieren konnte, da sie weitab von allen Feinden waren, trotzdem war es ihm lieber, dem Feind auf seinem Pferd zu begegnen, als hier als Fußsoldat Wache zu stehen.
    Er musste unwillkürlich grinsen, als ihn ein verstaubter Probatus fragte, ob er seinen Helm gesehen hätte. Er war seinem Aussehen nach zu urteilen derjenige, der die letzte Meile zu Fuß laufen musste.

    Cupidus musste lächeln, als er sah, wie Palladius den Helm vom Boden fischte.
    "Ich wurde auf einem kleinen Landsitz bei Castra Regina geboren, als Sohn eines Bauern. Meine Vorfahren waren Germanen von jenseits des Limes, aber davon weiß ich nur von Geschichten. Mein Vater liebte den Frieden, ich zwar auch, aber ich weiß, dass der Frieden nur von uns Soldaten erhalten werden kann, indem wir das Blut der Feinde vergießen....

    Endlich ging das Abenteuer los. Als die Männer in Richtung Porta Praetoria ritten, blickte sich Cupidus im Sattel um und sah mit zufriedener Miene, dass er und Palladius nicht die einzigen Probati waren. Die gesamte Ausbildungsturma und einige erfahrene Eques waren vertreten.
    Als der Befehl kam, sich in Zweierreihe zu formieren, lenkte Cupidus Stratos neben das Pferd von Palladius. Seit den Übungsstunden begann er, den großen kräftigen Kerl besser zu leiden, hatte er ihn doch am Anfang für einen Raufbold gehalten, ohne Verstand.
    Als sie vom Limes wegritten schaute Cupidus sich wieder um und betrachtete die Grenzmauer mit den in regelmäßigen Abständen eingelassenen Beobachtungstürmen.... Vor vielen Jahren, so erzählte sein Großvater einmal, lebte ein germanischer Stamm jenseits der Grenze, wurde jedoch während einer römischen Strafexpedition vernichtet und die Überlebenden versklavt. Cupidus´Großvater war einer von ihnen gewesen.
    Die Fügungen des Schicksals hatten ihn zu einem freien Mann werden lassen und nun war Cupidus als Nachfahre dieser Germanen bei der Armee und wollte Soldat werden.....


    Sie waren nun schon Stunden unterwegs und als Lucanus und der Duplicarius weiter vorne miteinander redeten, musste Cupidus unwillkürlich daran denken, was er am Tage zuvor von den beiden gehört hatte, als er den Übungsplatz verließ. Der Ritt sollte noch einiges an Überraschungen bieten für die Probati...
    Er schaute zu Palladius hinüber. Wie konnte er ihn nur dazu bewegen, einmal den Mund aufzumachen?


    "Palladius, wo kommst du her?", fragte er ihn schließlich.

    Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als Cupidus zu den Stallungen kam, sein Gepäck und die Verpflegung mit Waffen über seine Schultern geworfen. Er legte alles ab und ging zu Stratos, seinem braunen Hengst. Er warf ihm noch einen Arm voll Heu hin und begann ihn aufzuzäumen. Er legte die Decke über seinen Rücken, setzte den Sattel darauf und zog den Gurt an.
    Dann machte er sich daran, seine Ausrüstung auf dem Pferderücken zu verstauen.
    Schließlich war er mit allem fertig und streichelte seinem Pferd den Kopf, während er auf seine Kameraden wartete.

    Cupidus betrat seine Unterkunft und legte seine Ausrüstung aufs Bett.
    So wie jeden Tag reinigte er jedes einzelne Teil, bevor er es in seiner Kiste am Fußende verstaute. Er legte sein Marschgepäck bereit, seine Zeltbahn und die restlichen Werkzeuge für den morgigen Marsch. Als alles vorbereitet war, beschloss Cupidus noch schnell einen Happen zu essen. Die nötigen Rationen hatte er bereits aus dem Magazin geholt, fünf Tage würde es gut reichen, denn schließlich war es nur eine Übung und keine Schlacht. Zufrieden streckte er sich auf sein Bett und fiel bald in einen tiefen Schlaf.

    Cupidus sammelte seine Ausrüstung zusammen und trottete mit den anderen Probati vom Übungsplatz. Im Gehen hörte er noch die letzten Worte seiner Vorgesetzten. Scheinbar schien es nun endlich mal aus dem Lager hinauszugehen. Das Lagerleben war eintönig, unterteilt in Training auf der Laufbahn und in endlosen Übungsstunden, in denen er immer wieder die gleichen Schläge ausführte und sein Pferd einritt...
    Nun war es endlich soweit. Eine Nacht lang durfte er seinen Knochen noch Ruhe gönnen, dann ging es endlich zur Übung vors Lager.
    Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass seine Vorgesetzten mit den Leistungen nicht zufrieden waren. Sicher, seine Beinarbeit beim Fechten ließ zu wünschen übrig, aber er arbeitete daran und wurde mit jedem Tag besser.
    Cupidus konnte es kaum erwarten, endlich für das Imperium in den Kampf zu ziehen, schließlich wollte er seinen Dienst am Kaiser leisten.
    Voll Vorfreude machte er sich auf den Weg in sein Quartier.

    Während der Kampfpause ließ Cupidus sein Scutum vom Arm gleiten und schaute ihn sich an. Mit einem Lächeln sah er Decimus an. Wenn wir je Eques werden und in die Schlacht reiten, will ich gerne an deiner Seite kämpfen, so wie es aussieht, kannst du Schilde spielend zertrümmern. Wo kommst du her?


    Meine Güte, dachte er, bei der Wucht seiner Schläge hätte er ihm fast die Schulter ausgerenkt, die der Schild geschützt hatte.

    Cupidus grinste Decimus an.
    Na, wollen wir beide wieder? Hoffe mein Schild hält deine Schläge aus, ohne so zu enden wie die Puppe.
    Er klopfte seinem gegenüber auf die breiten Schultern und machte sich kampfbereit. Sollte er sich nur müdekämpfen, rohe Gewalt hatte noch nie geholfen.

    Langsam schlenderte Cupidus auf den Übungsplatz und sah sich um. Er war wohl etwas früh dran für das Waffentraining aber so hatte er wenigstens etwas Zeit, seine Technik in Ruhe zu verbessern, bis die Decurionen wieder über den Platz brüllten.


    Er zog die Spatha und übte seine Schläge an der Trainingspuppe.

    Cupidus führte seinen Braunen auf den Reitplatz und streichelte seinen Kopf. Er hatte sein Tier am Abend zuvor gefüttert und versorgt und dabei nach einem passenden Namen gesucht, weil ihm niemand sagen konnte, wie das Pferd hieß.
    Nun stieg er auf und redete seinem Tier ruhig zu. Aber nichts passierte. Das lenken mit der Stimme musste er noch üben. Mit leichtem Schenkeldruck trabte er los, immer um den Reitplatz herum.

    Cupidus blickte auf den Hals seines Pferdes.
    Oben saß er ja schon mal, aber wie sollte er es lenken?


    Er drückte seine Hacken in die Flankes seines Tieres, wohl etwas zu fest, denn es machte einen kleinen Sprung nach vorne. Cupidus suchte Halt und konnte gerade noch einen Absturz vermeiden. Er redete seinem Tier beruhigend zu und trieb es nur mit leichtem Schenkeldruck an. Es setzte sich langsam in Bewegung und trotte gemächlich um den Reitplatz.