Beiträge von Theodoros Alexandreus

    Da muss Theodorus ein wenig schmunzeln.


    "Wenn mich meine Füße aus dem Stadttor hinaustragen kenne ich mein Ziel, ja. Aber ich weiß weder, ob ich tatsächlich an diesem Ziel ankommen werde, noch, ob es die richtige Entscheidung war, dieses Ziel zu wählen. Das muss ich erst auf dem Weg dorthin hinausfinden."

    Theodorus kommt diesen Tages in sein Büro und bemerkt, dass eine Schriftrolle auf seinem Schreibtisch liegt. Er rollt sie auf:


    Lieber Theodorus,


    Hier hast du die Grundrisspläne der Schiffe, die du angefordert hast. Du kannst mir glauben, dass es nicht einfach war, an sie heran zu kommen, aber ich hab es trotzdem geschafft. Ich hoffe, dass du auch deine Seite der Vereinbarung einhältst und das versprochene Werk "Paarungsverhalten des westafrikanischen Riesenkäfers" unversehrt in seine neue Heimstätte bringst.


    Grüße,


    Appollonius, Sohn des Ptolemaios


    Die Rollen muss er gleich an die Architekten weitergeben, beschließt Theodorus.

    Drei Männer erscheinen am Ufer des Sees. Alle sind in griechische Gewandung gehüllt und fallen der Bevölkerung sofort auf wegen ihrer exotischen Gestik und dem griechischen Kauderwelsch, den sie sprechen.


    Es sind drei Landschaftsarchitekten, herangekarrt aus dem Osten um den besten Standort für das Projekt des Octaviers auszuwählen. Mit ihnen zieht ein großes Team aus Karthographen und Landvermessern. Die drei Gelehrten debattieren lautstark auf Griechisch über die beste Stelle für das Projekt.


    "Wenn ichs dir doch sage, wir brauchen eine mehr klassische Komposition! Das ganze moderne Zeug taugt nix. Die Stelle da vorne wär gut geeignet, da könnte ich mir das sehr schön vorstellen! Stellt euch mal vor, wie gut das aus der kleinen Anhöhe dort ausschauen muss. Der Ort hat exakt den richtigen Schnitt!"


    "Also, ich bin da ja eher für eine pergamesische Konstruktion. Ein wenig bukolischer, nicht so grob und formalistisch. Wir wollen ja keine dorischen Säulen bauen, wehrter Kollege! Die Szenerie muss bei Sonnenaufgang feuerrot glänzen!"


    "Sonnenaufgang? Du bist doch verrückt! Der Sonnenuntergang ist wichtiger!"


    "Was redet ihr? Der See schaut doch überall vollkommen gleich aus!"

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    In den Albaner Bergen bei den Orten Nemi und Aricia liegt ein idyllischer Kratersee, der neben seiner sakralen Bedeutung wegen des dort liegenden heiligen Haines der Diana vor allem ein beliebter Erholungsort ist.


    Was die wenigsten Leute wissen, ist, dass der See unter Kaiser Caligula als Versuchsgelände für neue Prototypen der Flotte diente.


    Heute befindet sich der See im Besitz des Lucius Octavius Detritus, der hier seinen eigenen Plänen nachgeht...

    Theodorus muss erst einmal grinsen! Endlich hat der Aelier verstanden. Als Nächstes bleibt ihm das Grinsen jedoch im Hals stecken. Nein, er hat vielleicht verstanden, aber er interpretiert es immer noch falsch. Lernen diese Stoiker eigentlich gar keine Logik?


    "Aber wie kommst du zu der Annahme, einen Weg zu gehen wenn du vorgibst, das Ziel schon zu wissen?"

    Theodorus wirkt ein wenig verdutzt bezüglich des Alterspräsidenten. Dass Plotina dann auch noch etwas sagt und sich daraufhin aus merkwürdigen Gründen geniert, trägt nicht gerade dazu bei, Theodorus, der weder die Gens Sergia noch die römische Sippenhaft kennt, anders schauen zu lassen.


    "Ähm, naja... Die Bibliothek ist eigentlich für jeden offen, so weit ich das weiß..." meint er höchstgradig verwirrt.


    Dann wendet er sich Verus zu: "Ein halbes Jahr erst? Respekt! Keine schlechte Karriere, wenn ich das mal so sagen darf!"

    Danke für dein Angebot, aber ich glaube, Detritus Beitrag war eher so gedacht, dass er schon einen Plan für die Synagoge hat. Er hat mir den auch schon gezeigt und wir haben vereinbart, die nach dem Muster zu bauen.


    Es geht ja auch nur um eine Restaurierung nicht um einen Neubau :)


    Nichts für ungut ;)

    Theodorus Augen blitzen sofort gierig auf, als er Verus Angebot hört. Eine der elementarsten Dinge, die man bei der Ausbildung am Museion eingetrichtert bekommt und verinnerlicht, ist das Anschaffen von Büchern zu jedem Preis.


    "Sehr gerne würde ich dein Angebot annehmen!"


    Dann führt er, etwas ruhiger, weiter aus:


    "Und was die Bibliothek betrifft, so denke ich, dass ich dir diese Gegenleistung gar nicht zu geben brauche, denn die Bibliotheca der Schola Atheniensis wird dem Magister Scrinorum von Italia sicherlich nicht den Zutritt gewähren. ;)


    Sag einmal, du bist noch nicht lange in Rom oder?"

    Theodorus sinniert ein wenig nach, was ihm noch so einfällt. Er spielt da schon länger mit so einen Gedanken...


    "Sag mal, Fuscus, was hältst du von der Idee? Ich denke schon länger daran, mir eine kleine Ölpresse in Ostia zuzulegen..."

    "Deine Worte in Gottes Ohr..." meint Theodorus nur. "Aber ich bin überzeugt davon, dass unser Basileus auch ein weiser Heerführer ist. In Vergangenheit zeigte er sich zumindest als ein solcher..."

    Theodorus strahlt den Mann, von dem er langsam ziemlich sicher ist, dass es ein eingebürgerter skythe sein muss, mit einem geschäftlichen Grinsen an.


    "Dann freut es mich sehr, dass wir ins Geschäft kommen konnten, lieber- äh... Wie war der Name gleich noch mal?


    Die Pläne können dann ab sofort in die Villa Rustica Octavia geschickt werden, ich habe dort mein sedes officii. Ich schlage auch vor, dort dann das monetäre zu regeln."


    Dann überlegt Theodorus kurz:


    "Ach so: Es macht euch sicher nichts aus, wenn ihr bei der Arbeit einen Stab von Architekten, Künstlern und Mechanikern zur Seite gestellt kriegt, oder?"

    Theodorus überlegt kurz. Fuscus ist wirklich ein Mann, der ihn immer wieder verunsichert. Vor allem, weiß er nie, wie offen er vor seinem Patron sprechen kann.


    "Naja, Aigyptos ist allerdings ist allerdings doch eine beliebte Kriegsbeute aller Fraktionen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass der parthische Basileus sein Augenmerk auf dieses Land gerichtet hat.


    Zumindest kommt es mir langsam wie ein guter Wink des Schicksals vor, dass ich damals in Rom gestrandet bin und nicht, wie geplant, in Palästina."

    Theodorus dagegen schaut gerade nicht Plotina in die Augen sondern eher ein wenig skeptisch in seinem Becher. Jetzt hat er den Wein doch ein wenig zu übersüßt. Vielleicht sollte er den Kellner nach ein paar pikanten Gewürzen bitten, um das ganze zu retten? Nein, lieber keine Experimente. Außerdem schaun die Rhomäer dann immer so doof. Deshalb wendet er sich vom Becher weg und vertieft sich wieder ins Gespräch.


    Interessiert und mit einer kleinen Nuance von Beeindrucktsein wendet er sich an Plotina: Sag mal, hast du in Aegyptus mal Philosophie studiert? Du scheinst dich da gut auszukennen."


    Dann blickt er zu Verus:


    "Eine gute Bibliothek? Eine richtig gute?" Der Gesichtsausdruck des Alexandriners beantwortet die Frage mit Nein. "Ich hab gehört, die private Bibliotheca des Basileus soll sehr reich bestückt sein. Ansonsten arbeite ich gerade an einer..."

    Theodorus ist eigentlich gerade dabei, sich ein Häppchen vom Fisch in den Mund zu schieben, hält aber in der Bewegung inne und antwortet:


    "Wohl kaum der hellenische Mensch an sich, denn der ochlos, den Aristoteles meint, wird wohl auch zu dieser Sorte Mensch gehören. :D


    Nein, mal im ernst: Ich denke, man kann das durchaus allgemeiner und nicht nur auf den Hellenen hin interpretieren. Ich meine, Aristoteles will damit sagen, dass der Mensch seine Mitmenschen, seine Gruppe als Feld seiner Bestätigung braucht. Ein Eremit in der Wüste kann noch so viele gute und weise Pläne haben, sie würden gleichbedeutend sein mit gar keinen Plänen, solange nicht jemand dabei sitzt und sie vernimmt. Ein Mensch, der nicht unter Menschen lebt, existiert quasi nicht, da er seines natürlichen Handlungsumfeldes beraubt ist."


    Dann steckt er sich den Fisch in den Mund. Theodorus hat sich nie Gedanken über das Streben des hellenischen Menschen an sich gemacht. Warum auch? Wie die meisten Menschen sieht er seine Kultur als normal an und macht sich nur über die seltsamen Sitten anderer Völker Gedanken.

    Langsam bringt Hadrianus den armen Alexandriner zum Verzweifeln. Jetzt dreht er ihm auch noch die Worte im Mund um! Kurz überlegt er sich, ob er sich jetzt am besten maßlos aufregen soll, entscheidet sich dann aber für was besseres. So schnell sollte man nicht aufgeben:


    "Und, Hadrianus, beherrscht du dich selbst, bist du glücklich?"

    Theodorus tunkt ein Stückchen Brot in die Sauce, steckt sichs in den Mund und antwortet kauend:


    "Ich finde nicht, dass sich das Individuum und die Masse ausschließen müssen. Wie Aristoteles bereits sagte: Der Mensch ist ein zoon politikon. Alleine ist der Mensch ein Nichts. Erst in der Menge ist er in der Lage, seiner Indiviudallität Ausdruck zu verleihen."


    Dann schluckt er und genehmigt sich sogleich ein Schlückchen Wein.

    Theodorus' Pfeife ist aufgeraucht, was dazu führt, dass der Grieche sich etwas hilflos umschaut, denn er findet nichts zum Ausklopfen. Na gut, im Grunde genommen schaut die ganze Behausung so aus als würde ein klein wenig Asche am Boden noch viel ausmachen, aber man schmeißt nicht einfach seinen Müll in anderer Leute Wohnung! Deshalb legt er die Pfeife auf dem Boden und beschließt, sich dieses Problems später anzunehmen.


    Dann richtet er sein Augenmerk wieder auf Hadrianus. Er hat das Gefühl, dass die kleine Schleife, die er mit seiner Frage provozieren wollte, nun doch sehr, sehr lang werden würde, um wieder zur Diskussion zurück zu führen.


    "Und Appollon sagte: Sokrates sei der Weiseste der Weisen, weil er weiß dass er nichts weiß.


    Du dagegen sitzt hier und gibst vor, zu wissen. Deshalb frage ich dich: Woher kommt dein Wissen? Wo ist der Weg, der zu deiner Erkenntnis führt?"


    Dann überlegt er noch und fügt hinzu, weil er es sich nicht verkneifen kann:


    "Übrigens kann ich dich beruhigen: Epiktet erfreut sich immer noch bester Gesundheit. Er leitet in Nikopolis eine eigene Schule."

    Ein wenig empört aber nicht böse schaut Theodorus zu Plotina zurück:


    "Na Na, tust du uns Hellenen da nicht ein wenig Unrecht? Ich meine, immerhin haben wir Griechen die Welt schon Jahrhunderte vor den Rhomäern die Welt erobert, beherrscht und ihr Kultur geschenk. Ich würde fast soweit gehen, zu sagen, wir haben euch dem Weg gebahnt."


    Dann seufzt er kurz auf.


    "Ja, ein Dichterwettbewerb hier in Rom wäre schon was schönes. Das Lateinische bringt durchaus so manche Blüten der Litartur hervor!
    Leider ist Rom in unserer Zeit nicht gerade der kultursinnigste Platz. Ich denke, das sind noch Nachwirkungen der barbarischen Politik des Vorgängers von Nerva, dessen Name zurecht nicht genannt werden darf. welcher alle Künstler und Philosophen aus der Stadt verjagt hat. Aber eines Tages wird auch in Rom die Kultur wieder ihre Blüten treiben, da bin ich mir ganz sicher..."


    Dann schaut er Verus an und meint:


    "Also, ich finde es schon sehr wichtig, auch und vor allem für einen Freund der Weisheit, sich unter das Volk zu mischen und an dessen Leben teilzuhaben."