Beiträge von Theodoros Alexandreus

    Bedeutungsschwanger antwortet er: "Na, gewundert haben sie sich schon, aber ich könnte mich nicht daran erinnern, dass Heron für die Erfindung irgendwelcher Brandbomben bekannt geworden wäre..."


    Ups! Jetzt hatte er sich ja quasi verraten... ;)

    Das ist das Cubiculum des Theodorus. Es ist ein kleiner Raum, sehr spartanisch eingerichtet. Das einzige Schmuckstück ist eine alte griechische Vase mit öbszönen Bildern, die er aber hinter dem Bücherregal versteckt hat, weil er sie einfach nicht loswird. Neben dem Bücherregal beherbergt das Zimmer ein Bett neben der Türe und einen Tisch und ein Schreibpult, beides zentral und direkt am Fenster aufgestellt, das so angebracht ist, dass es das Licht des Tages optimal einstrahlen lässt. Im Gegensatz zur Sparsamkeit der Einrichtung steht die krasse Unordnung: Jeder Winkel des Zimmers ist bedeckt mit diversen Papyri, Wachstafeln und Schriftrollen, leere und halbvolle Tintenbehälter, Schreibgriffel, verbrauchte Federn und leere Weinkrüge schieben sich in die freien Lücken.
    ______


    Verschwörerisch grinsend schleicht sich Theodorus nach seinem letzten längeren Ausflug in der Stadt in sein Zimmer zurück. In seinem Tragebeutel befinden sich allerlei Schriftstücke und er kann es eigentlich gar nicht mehr erwarten, bis er endlich an seinem Schreibpult sitzt, um seine neuesten "Eroberungen" zu studieren.


    Zwar ist Theodorus nach seinen eigenen Maßstäben unterbezahlt und Rom nicht gerade eine Stätte der Gelehrsamkeit, doch mit Beziehungen und Geschick lässt sich doch so einiges auftreiben.


    Freudig schmeißt er sich auf sein Bett, macht es sich bequem und greift zielsicher eine Rolle aus seinem Beutel. Er rollt sie auf. In griechischer Schrift steht dort:


    Pneumatica
    von:
    Heron Mechanikos


    Schmunzelnd beginnt Theodorus seine Studien...

    "Natürlich kennt Ihr Heron, seine Apparate sind überall in der bekannten Welt berühmt, allerdings kommt es außerhalb der großen griechischen Städte eher selten vor, dass man seine Erfindungen auch wirklich betrachten kann. Nur wenige Menschen sind so begabt, dass sie die Funktionsweise der Apparate nachempfinden und bauen können-"


    Dem Bibliothekar scheint es sichtlich Spaß zu machen, das Erwartungsmoment zu steigern. Deshalb wechselt er scheinbar das Thema:


    "- aber wollen wir uns nicht lieber nach Draußen begeben, um alles weitere in der frischen Luft zu besprechen? Das Wetter scheint heute wie geschaffen für einen kleinen Spatziergang im freien..."

    Am darauf folgenden Sabbat findet sich Theodorus wieder hinter der Synagoge ein, wo er auf Heraklit wartet, den er beim Gottesdienst schmerzlich vermisst hat. Er setzt sich wieder auf den gleichen Stein wie letztes Mal und schaut in den Himmel, der bedrohlich dunkel ausschaut. Bald wird es wohl anfangen, zu regnen. Schöner Schulbeginn ist das.

    Darauf hat Theodorus gewartet. Umsichtig tritt er, wie es sich für einen Alexandriner gehört, mit geneigtem Kopf vor und überreicht Quarto einen Geschenkorb mit verschiedenen Leckereien, Aelia hingegen eine sehr wertvoll aussehende Schriftrolle mit Ebenholzplatten und Elfenbeingriff, welche nebst der Tragödie Antigone von Sophokles noch einen von einem bestimmten alexandrinischen Bibliothekar verfassten Kommentar enthält. Dann meint er mit bedeutungsvollem Lächeln:


    "Das Hauptgeschenk vermag ich allerdings hier nicht zu überreichen, da es sich leider für zu sperrig auch für die Gänge des kaiserlichen Palastes erwies. Ich denke jedoch, es müsste sich in eben diesen Moment bereits im Hofe der Herrschaften befinden..."

    Da Fussi ihn doch wieder als seinen Scriba und nicht als Bibliothekar der großen Bibliothek vorgestellt hat, verfliegt dessen Schüchternheit Angesichts der hohen Herrschaften keineswegs, obwohl er sich erinnern kann, dass er mit der Dame des Hauses vor einiger Zeit schon einmal gesprochen hat.
    Höflich verneigt er sich vor den Herrschaften und begrüßt sie in blumigen Redewendungen.
    Dann wartet er die Worte der Gastgeber ab, bevor er die Geschenke überreichen wird.

    Stimmt auch wieder, denkt sich Theodorus. Die Ägypter sind einfach von Natur aus ein Volk von Sklaven, sie leben, um zu dienen und die Idee der Freiheit, wie sie die Griechen, Juden und Römer kennen ist ihnen fremd. Deswegen haben sie echt Glück gehabt, dass sie in die Hände der Griechen und Römer geraten sind, denn das Leben in einer ägyptischen Lehmhütte ist wirklich nicht menschenwürdig. Und ein Gespräch mit einem Ägypter, der niemals den Segen hellenischer Zivilisation kennengelernt hat, ist irgendwie pure Zeitverschwendung. Theodorus nimmt sich vor, Quarto einmal darauf anzusprechen, seinen Sklaven wenigstens in Grundzügen die griechische Sprache beizubringen und wartet weiterhin auf das Eintreffen der Herrschaften.

    Sturer Ägypter, ärgert sich Theodorus. Da bemüht man sich schon und redet in deren Heimatsprache und sie kontern auf Latein, das sie nicht mal richtig sprechen können. (Jetzt fühlt er sich wirklich wie zuhause.)
    "Aha, verstehe. Und warst du schon immer Sklave? Vermisst du die Heimat?"
    Er überlegt sich, ob es nicht vielleicht doch etwas unpassend ist, mit einem Sklaven zu tratschen und blickt zu Fuscus rüber, der allerdings nichts sagt und geduldig wartet. Wann tauchen denn endlich die Gastgeber auf?

    Etwas verwundert darüber, dass der Ägypter auch seine Heimatsprache mit Akzent sprach, schaut er ihn an. Dann fragt er weiter:
    "Wo im Delta lag denn dieser Gutshof? Warst du schon einmal in Alexandria? Und sprichst du Griechisch?"
    Eigentlich weiß Theodorus auch nicht sorecht, warum ihn dieser Sklave so fasziniert. Zuhause schaute er wie jeder zivilisierte Mensch mit Verachtung auf die Eingeborenen herab und nur wenige ließen sich dazu herab, ihre Sprache zu lernen. Aber wahrscheinlich war es gerade das: Ein ägyptischer Sklave und dazu noch ziemlich beschränkt, das erinnerte ihn an den gewohnten Lauf der Dinge. :D

    Zitat

    Original von Publius Aelius Hadrianus
    Also nördlich der Alpen benutzten die Römer den Wiesenkümmel und südlich davon den Kreuzkümmel, der im Geschmack ganz anders sein soll.


    Klug daherreden, aber den Unterschied zwischen Kreuz- und Wiesenkümmel nicht kennen... :D ;)

    Sim-Off:

    Siezen gehört nicht gerade zum guten Ton in einer Gesellschaft, die seit 500 demokratische Traditionen pflegt. Selbst wenn sies könnten, tun sies nicht. ;)


    "Ich hab dich nicht vermutest, dass du kein Latein sprechen kannst. Latein sprechen kann jeder. Ich hab mich nur gefragt, ob dus schreiben kannst." erklärt Theodorus. "Dann bis zum Sabbat, Heraklit." Somit verabschiedet sich der Lehrer. Er muss unbedingt wieder nach Rom zurück.

    Tatsächlich, der Kerl erinnert mich wirklich sehr an mich selbst, denkt sich Theodorus. -.^
    "Gut, dann kannst du also auch lesen, schreiben und die Klassiker, nehme ich an. Latein musst du woanders lernen, wir machen den Unterricht natürlich auf griechisch.
    Ich bin immer am Sabbat in Ostia, da können wir dann nach dem Gottesdienst an dieser Stelle mit dem Unterricht beginnen..."
    Theodorus hofft dabei, dass sein Schüler nicht etwa auf die Idee kommt, Lernen würde irgendwas mit Arbeit zu tun haben und somit die Sabbatruhe stören. Er ist nämlich ansonsten immer in Rom und außerdem kocht die Frau des Rabbis immer so leckeres Essen am Sabbat...
    "... Bring was zum Schreiben mit. Und such dir so lange eine Arbeit."


    Sim-Off:

    Sabbat = Neue Zeitebene. Muss sein, weil sonst kann man Theos Postverhalten nur noch mit Klonen erklären.

    Theodorus steht weiter da und ritzt sich seelenruhig wieder was auf die Wachstafel. Dann meint er, ganz professionell übrigens:


    "Ich hatte dich gefragt, ob du bereits dein Ephebion* am Gymnasion deiner Heimatpolis absolviert hast?" und ich erwarte, dass du mir das bejahst, fügte er in Gedanken hinzu.


    __
    *Eine Art Quali für Hellenen ;)

    Nachdem er dem Spektakel des umkippenden Jünglings zugeschaut hat, muss Theo erst mal genervt aufseufzen. Dann geht er zum Haus des Rabbiners und holt einen Eimer Wasser, den er Heraklit über den Kopf kippt. Er bleibt über ihn stehen und wartet, was passiert...

    Da als Antwort aus dem verquollenen Gesicht des Epiräers nur so etwas wie ein ganz schwaches "Öwüuuuöowuhööö..." zu vernemen war, beantwortet Theodorus die Frage für sich selbst mit einem klaren Nein. Zumindest auf Disziplin scheinen die epiräischen Paidotriben nicht besonders viel Wert gelegt zu haben. Still notiert sich Theodorus diesen Punkt auf seinem Wachstäfelchen.
    Fragend blickt er ihn dann an: "Aber wenigstens Leibesübungen und Musik dann, oder?"
    Hier hofft er sehr auf ein Ja, denn auch wenn er überhaupt keine Lust darauf hat, jemandem Lesen und Schreiben beizubringen: Sport ist so ziemlich das letzte, worauf Theodorus sich einlassen würde und auch sein Gesang gleicht eher einer rostigen Laubsäge als den Weisen eines Orpheus.

    Nachdem Theodorus feststellt, dass die Herrschaften sich noch nicht im Raum eingefunden haben, beschließt er, die Wartezeit zu überbrücken, indem er sich ein bisschen mit dem ägyptischen Sklaven unterhält, und zwar weiterhin auf Demotisch, denn Latein scheint ja nicht gerade Nakhtis Stärke zu sein. Außerdem gibt ihn ein Gespräch mit einen ägyptischen Sklaven das vertraute Gefühl von Heimat.


    "Sag mal, wie heißt du und woher kommst du eigentlich?"

    "Guten Morgen, mein junger Freund. Ich hoffe, du hast angenehm geruht." Theodorus selbst ist an diesen Tag nicht mehr nach Rom zurück gekommen, sondern irgendwann beim Rabbi auf der Kline eingeschlafen. Bevor am frühen Nachmittag ein bösartiger Sonnenstrahl sich seinen Weg zwischen Theodorus verklebte Augenlider schob, ratzte er dort laut und friedlich.


    "Dann wollen wir doch mal zu dem Wesentlichen kommen. Ich nehme an, Lesen, Schreiben sowie die Lektüre einiger wichtiger Texte, also Homer und die Septuaginta hast du sicherlich schon am Gymnasion daheim gelernt, oder?" Insgeheim musste er dazu fügen: Wenn diese epiriotischen Halbbarbaren überhaupt so was wie Gymnasien kennen...

    Wer auf kitschige Landromantik steht, der wird den verwilderten Garten hinter der Synagoge lieben. Theodorus macht es sich, nachdem er nach Heraklit gerufen hat, auf einen der herumliegenden Steinquader bequem. Unter freien Himmel philosophiert es sich doch immer noch am besten. Vorausgesetzt, man kann seinen Kopf sinnvoll einsetzen. Das schmerzhafte Pochen in Theos Schläfen, die Nachwirkungen der letzten Nacht, erinnert ihn aber daran, dass die nächsten Stunden wohl eher etwas grausam werden könnten...