Beiträge von Theodoros Alexandreus

    Theodorus setzt sich und nimmt gerne den Bierkrug an.


    "Bei mir ist ebenfalls alles bestens." beteuert er.


    Dann probiert er das Bier.Bier kennt er zwar, aber er weis auch, dass es auf der ganzen Welt unterschiedliche Arten gibt, Bier zuzubereiten. Und hier in Rom lernt man viele schöne Getränke von den Barbaren kennen, das hat er schon rausgefunden. Met ist bereits sein Lieblingsgetränk geworden. Mit großen Interesse trinkt er einen Schluck und verzieht das Gesicht. Gewöhnungsbedürftig, die Plörre, meint er und trinkt noch einmal, diesmal mit weniger Abscheu.


    "Das ist ein interessantes Bier, Detrius. Woher stammt es?"

    Die Leute nehmen zwar Platz auf den Bänken, aber es herrscht immer noch Unruhe. Zwei orientalisch aussehende Herren diskutieren über irgendwelche Geschäftsbedingungen und neben Theodorus erzählt ein hebräischer Seefahrer einen staunenden römischen Proselyten Seemannsgarn:


    "...dann bei Messina auf dem Felsen, die Skylla! Ich sags dir! Genau wie Homer sie beschrieben hat..."


    Auch sonst ist nicht viel von den üblichen Prunk und zeremoniellen Bimborium zu sehen, das man eigentlich mit religiösen Veranstaltungen zu verbinden pflegt. Da es keine anderen Angestellten gibt, entnimmt der Rabbi die Thora-Rolle wie beiläufig selbst aus dem Schrein über dem ein traurig flackerndes Öllämpchen das Ewige Licht repräsentiert, und legt die dicke Walze, der man den Schmuck alter Tage noch ansieht, auf das Lesepult. Dann stimmt er Psalm 134 an, in griechisch, damit auch die Nichthebräer (zu denen wahrscheinlich auch der Rabbi selbst gehört) die Worte des Herren aufnehmen können...

    Natürlich lässt es sich Theodorus nicht nehmen, das gute Stück, das er in Fussis Auftrag hat anfertigen lassen, selbst abzuholen. Mit dabei hat er einen Wagen mit Ochsengespann und ein paar Sklaven, die das schwere Ding transportieren sollen.


    hübsche Villa, denkt Theodorus sich und klopft an. Hoffentlich ist Detritus da.

    Ich wohn in einer kleinen Dachwohnung in einen ziemlich heruntergekommenen Haus. Da hats gestern durch alle Fugen gepfiffen. Ein bisschen ist man sich vorgekommen wie in einen Schiff bei starken Seegang (bis auf das Gewackel- der Boden hat nur manchmal leicht vibriert.)


    Ich fand das ganze eher interessant. So einen Sturm erlebt man nicht alle Tage.


    Achja, scheisse, dass das Nahverkehrsnetz komplett lahmgelegt wurde ohne Ersatzbusse einzurichten. Eigentlich wollte ich gestern Abend auf n Geburtstag von ner Freundin. Wurd wohl nix. :(

    Es ist immer wieder interessant, monotheistisch geprägten Menschen bei dem Versuch zuzuschauen, politheistische "Religionen" zu verstehen.


    Monotheisten haben immer das "Problem", dass es nur einen Gott gibt. Jeder andere Gott und jede andere Art der Anbetung von Göttern ist ihrem Verständnis nach eine andere Religion.


    Deshalb ist der logische Schluss aus der Sicht eines Monotheisten meistens: Griechische Religion und Römische Religion sind etwas anderes.


    Ein antiker Polytheist sieht das anders: Die Welt ist bewohnt von einer Unzahl mythischer Wesen, Gestalten und Götter.


    Der Polytheist ehrt die Götter (er betet sie grundsätzlich mal nicht an, da er ihnen zwar durch ihre überirdischen Kräfte ausgesetzt, sein eigener Geist ihnen aber ähnlich und in gewissen Sinne ebenbürtig ist!) auf die Art und Weise, wie es in seinen Kulturkreis verlangt wird.


    Dann wird ein anderes Volk entdeckt. Durch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen und/oder die Unterwerfung des anderen Volkes stellt man fest, dass diese andere Götter anbeten. Während ein Monotheist versuchen würde, die Heiden zu bekehren, denkt sich der Polytheist entweder: "Nehmen wir sie in unser Pantheon auf, da ist ja noch genug Platz." oder "Hmm... Eigentlich verhält sich dieser Amon wie unser Zeus/Jupiter etc. Gut, die beten ihn anders an, aber er ist eigentlich derselbe." Oft geschieht beides vermischt und ein wahres Kuddelmuddel entsteht, z.B. "Dieser Gott hat Eigenschaften von Zeus, Apoll und Herakles. Also ist er gleichbedeutend mit Zeus/Apollon/Herakles." oder "Sarapis ist eigentlich ein viel tollerer Zeus als Zeus. Machen wir ihn doch zu unserem Hauptgott!"


    Diese Herangehensweise nennt die Altertumswissenschaft interpretatio. Götter werden verglichen, erweitert, getrennt, gesammelt etc. pp. Die gleiche Vorgehensweise betrifft auch den Kontakt mit Monotheisten. Die Juden beteten nach Verständnis der Römer Jupiter an und die Christen Sarapis. Deshalb auch das Unverständnis, warum die Juden ein Problem damit hatten, dass ihr Tempel mit einer Zeusstatue versehen wurde (was eigentlich ein Zeichen guten Willens war, aber dann einen Krieg heraufbeschwor). Ähnliches Missverständnis betrifft die Christen. "Sie verehren Sarapis, aber weigern sich, seinen Sohn, den Kaiser, anzuerkennen und behaupten stattdessen, dass so ein Jesus sein Sohn sein soll. Ergo bezweifeln sie die Legitimität des Kaisers." Das Problem findet sich noch bei Kaiser Konstantin, der den Christengott für eine andere Spielweise von Sol Invictus hielt und die Kirche als dessen Priesterschaft. Dass der Christusgott die anderen Religionen nicht tolerieren konnte und auf kurz oder lang auslöschen musste, konnte er nicht verstehen.


    Lange Rede, kurzer Sinn: Den Römern/Griechen/Ägyptern/Persern/Indern/Chinesen/Inka/Maya war/ist es im Grunde genommen sch****egal, welcher Gott wie verehrt wurde. Wer ein anschauliches Beispiel funktionierender Polytheismen haben will, fahre nach Indien oder China und schaue sich einmal da den Gottesdienst an. Die Chinesen z.b. (da kann ich zumindest aus Erfahrung reden) gehen mal zum Taoistischen, mal zum Lama-Buddhistischen, mal zum Konfuzianischen Tempel und reichen den jeweiligen Göttern ihre Opfer da. Auf dem Familienschrein steht neben den Kaisern des Himmels und dem Glücksbuddha zur Sicherheit auch noch eine Mao-Büste. So in ungefähr hat man sich das auch in der antiken Welt vorzustellen.

    Sim-Off:

    Schau mal unter: Wikipedia: Gruppensex :D


    "Wie du zu dieser Ehre kommst? Öhm, keine Ahnung. So eine Laune vielleicht?"


    Eigentlich wurde die Vase ja Theodorus geschenkt, aber dieser kann mit einen solchen Nippes relativ wenig anfangen, vor allem, weil die dargestellten Tätigkeiten stolzer Hellenen nicht unbedingt mit seinen Vorstellungen von Sexualmoral übereinstimmen.

    "Detritus meint, dass er bis Ende der Woche fertig ist mit der Konstruktion. Ihr könnt es dann abholen lassen und ihn auszahlen. Eine Sache, die mir dabei noch in den Sinn kommt, ist, dass ich vergessen habe, in welcher Größe ich den Mechanismus bestellt habe. Dann fügt er noch bewundernd hinzu: "Ein gebildeter Mann, dieser Detritus. Und ein geschickter Mann. Er scheint das Werk Herons gut zu kennen..."


    Dann überlegt er kurz und sagt breit grinsend: "Achja, Detritus hat mir noch ein Präsent für euch überreicht! :D"

    Mit noch einen kurzen Blick nach hinten, um sicherzugehen, dass die Sklaven diesmal sitzen bleiben würden, geht Theodorus in Richtung einer urigen, weißbärtigen und zahnlosen Gestalt, irgendwie einem dieser alten senilen Großvater ähnelnd, die sich ab und an in der Stadt verlaufen und Tage lang umherirren, bis sie ein freundlicher Passant nach Hause führt. Diesen Exemplar hier hat man zu allem Überfluss noch viel zu weit wirkende Zeremoniengewänder umgeworfen. Mit zittrigen Händen fuchtelt er an so einer Art Schrein herum.


    "Der Rabbi ist bei uns ein angesehenes Mitglied der Gemeinde. Er kennt und liest die Heilige Schrift und berät die Gemeindemitglieder bei ihren Sorgen und Problemen. Er ist kein Priester oder so, normalerweise übernehmen andere den Gottesdienst, aber wir haben hier sonst niemandem.


    Streng genommen bin ich ebenfalls ein Rabbi. Auch Homer, Aristoteles oder, sagen wir einmal, Cicero, würden bei uns Hebräern als Rabbi im weitesten Sinne gelten."


    Dann flüstert er noch: "Bitte lass dich nicht von seinen Aussehen abschrecken. Er ist ein sehr weiser Mann- wenn auch nicht gerade sonderlich klug..."

    Sim-Off:

    upsi! :D [SIZE=7]bis jetzt echt nich gemerkt trotz aller Hinweise. Wie peinlich :([/SIZE]


    Langsam treffen schon die ersten Besucher des Gottesdienstes ein. Ein bunt gewürfelter Haufen: Männer in wallenden, bunt gestreiften Gewändern mit dichten, langen Bärten aus Iudea, eher zivil wirkende Gestalten, Araber, Iberer, Afrikaner, Ägypter, Griechen, Illyrer, Gallier, manche in prunkvoller Gewandung mit dicken Goldringen an den Fingern, andere mit abgerissenen Lumpen oder der derben Kleidung alter Seebären. Viele exotisch, gehüllt in allerlei fremde Gewänder, mit Kopfschleiern und Schminke, Turbäne und fremde Haartrachten ragen in die Höhe. Auch viele Römer sind gekommen, die das Judentum für einen weiteren attraktiven Mysterienkult halten oder einfach nur Interesse an der jüdischen Kultur haben wie Detritus. Auch der ein oder andere staatliche Beobachter schleicht sich ein, um zu sehen, ob der Gottesdienst auch ruhig und moderat abläuft.


    "Nun, lieber Detrius (Theodorus lernt den Namen einfach nicht :D, dann setzt euch doch oder unterhaltet euch mit den Gästen. Das ist hier erlaubt und erwünscht." Er weist dabei auf eine der Bänke an der Wand, ein Platz, der weit am vorderen Ende der Synagoge steht, ein Ehrenplatz, der Nähe zu Gott symbolisiert.


    "Ah, da kommt ja schon der Rabbi. Verzeiht, ich muss kurz einige Worte mit ihm wechseln, wenns recht ist."

    Während der ehemalige Duumvir sich alle Einzelheiten aufschreibt, gefällt sich Theodorus in der Rolle des Fremdenführers.


    "...und dieser Schrein da, das ist der Aron Ha Kodesh, in dem die Thora, unsere Heilige Schrift aufbewahrt wird..."


    Eigentlich hört ihm gar keiner zu. Detrius schreibt und die Sklaven gucken verwirrt drein. Einer nestelt nervös an dieser merkwürdigen Kappe herum, die Theodorus allen aufzusetzen angewiesen hat.


    Als er sieht, das Detrius mit dem Schreiben fertig ist, fällt ihm ein, dassbald der Gottesdienst anfängt:


    "Nun, lieber Detrius, habt ihr alles gesehen. Ich hoffe, es war interessant und lehrreich für euch und muss mich noch einmal für alles bedanken, was ihr für die Synagoge zu tun bereit seid. Wenn ihr Interesse habt, seid ihr herzlich eingeladen, einmal den Gottesdienst zu beizuwohnen. Der Maariw, der Abendgottesdienst beginnt in ungefähr einer Stunde." Dann fügt er noch hinzu: "Natürlich, wenn ihr Interesse habt."
    Er weiß, dass Nichtjuden Bekehrungsversuchen meistens mit Misstrauen begegnen. Dass Nichtjuden nach den meisten jüdischen Traditionen gar nicht von Juden bekehrt werden können, wissen dabei nur sehr wenige.


    "Habt ihr sonst noch Fragen bezüglich der Synagoge?"

    Zitat

    Original von Flavius Aurelius Sophus
    Stowasser. Wie kann man nur?


    Eben das hab ich mich auch gefragt, als wir in der Schule dazu genötigt wurden, uns dieses Ding zuzulegen. :D


    Aber manchmal leistets ganz gute Dienste, z.b. wenn man irgendwelche Wörter nachschlagen will oder in Geschichte trotz großen Latinum (aus Gründen die ich nie verstanden habe und auch nie verstehen werde) einen Lateintest absolvieren muss. Der war zwar ziemlich idiotensicher, wahrscheinlich für Menschen mit unterprivielgierter Schulbildung aus Norddeutschland (bitte nicht hauen, war nur Spaß!), aber mit so nem Stowässerchen kann man da auch noch einen ziemlich außergewöhnlichen Test (meint: 0 Fehler, Kursbester *angeb*) rausholen. :D


    Zitat

    Original von Marcus Octavius Augustinus
    dieses folterbuch hab ich auch hier... :D:D:D:D


    Richtig!

    Na, dann ist ja alles gut gegangen und wir sind uns einig! *jubeljubelfreufreu*


    Nur einen noch obendrauf :D Sexuelle Freizügigkeit und Geschlechteremanzipation hängen zwar oft miteinander zusammen, sind aber nicht ein und dasselbe. Aber auch in dieser Hinsicht war die Antike emanzipierter als das Mittelalter, welches zumindest im Westen und in der islamischen Welt wieder ein sehr rigides Patriarchat einführte, das bei dem Griechen ab dem Hellenismus, bei den Römern ab der späten Republik Schritt für Schritt abgeschafft wurde (so konnten griechische und römische Frauen rechtlich (dies mit tausend Ausrufezeichen, da das Patriarchat gesellschaftlich bestehen blieb) erben, Geschäfte führen, Karriere machen etc.) In Byzanz, wo Frauen auch Kaiser werden konnten, hielt sich diese Tradition übrigens.

    Zitat

    Original von Marcus Vincius Hungaricus Hehe, du widersprichst dich in ein und demselben Absatz. :D


    Du hast vollkommen recht, wenn du meinst, die mittelalterliche Sexualmoral war um einiges freizügiger als die der Neuzeit, v.a. der protestantischen und aufklärerischen Ethik. Aber dem hab ich auch gar nicht widersprechen wollen.
    Ich habe nur gemeint, dass die Grundzüge sexueller Tabuisierung in der Gesellschaft durch den Monotheismus in die westliche Gesellschaft geflossen ist. Die katholische Kirche des Mittelalters war auch schon sehr lustfeindlich (übrigens nicht in dem Maße, wie es die katholische Kirche ab der Gegenreformation war) und durch die protestantische Wende ist diese Lustfeindlichkeit dann gesellschaftsfähig geworden (auch in den katholischen Ländern übrigens.)
    Sicher war das Mittelalter in dieser Hinsicht offener als die Neuzeit, aber das Mittelalter für eine sexuell emanzipierte Zeit zu halten, halte ich ehrlich gesagt schon für etwas übertrieben und romantisierend.


    /edit: beschwichtigend muss man natürlich erwähnen, dass das mit der sexualmoral immer relativiert werden muss: heutzutage ist z.b. rechtlich mehr erlaubt als im mittelalter, dafür ist heute viel weniger gesellschaftsfähig. ein mittelalterlicher fürst z.b. konnte sich ruhig an einem bankett zur freude aller am phallus eines auftretenden zwerges zu schaffen machen, erlaubt war das aber sicher nicht. heutzutage dürfte ein politiker sowas sehr wohl, aber es wäre für seine politische karriere wohl kaum ratsam.


    Zitat

    Original von Lucius Annaeus Florus


    HALT!! Catull ist kein gutes Beispiel, denn er spottet über diese Sitten. Ja, natürlich gibt er uns einen Einblick, aber er ist wie andere in den römischen Satiren, alles ist überspitzt und kann nicht für bare Münze genommen werden.


    Ich will dir mal insofern zustimmen, dass Catull als neotärischer agent provocateur provoziert, indem er derartige Dinge schreibt. Die Art und
    Weise der Provokation in dem Fall aber ist, dass er offen ausspricht, was all die anderen Leutchen in der spätrepublikanischen High Society auch tun, obwohl sie die ganze Zeit zu Sittsamkeit ermahnen.


    Es ist vielleicht angebracht, an dieser Stelle noch einschiebend ergänzen, dass es diese Seite zumindest in der römischen Sexualmoral auch gab, den sittsamen Tugendwächter, der die verwahllosten Zustände des Römertums anprangert. Diese Einstellung ist vor allem als Abgrenzung von der "orientalischen" oder "griechischen" Lebensweise der Aufsteiger aus dem Pöbel, die die römische Kultur zu vernichten drohten, entstanden und hat keinen Halt in der gesellschaftlichen Realität. Diese Tugendhaftigkeit war eher ein politischer Kampfbegriff der alten Aristokratie und genau das prangert Catull offen an, indem er sich dazu bekennt, dass er, salopp gesagt, nun mal ein "Schwein" ist.

    Ha! Stimmt gar nicht mit der mangelnden schriftlichen Überlieferung! Einer ist mir eingefallen!


    Lies mal was von Catull! Der lässt sich in seinen Liedchen schon mal über den trockenen Darmausgang seiner Freunde und deren Väter aus oder schreibt seiner Angebeteten, was er jetzt am liebsten mit ihr anstellen würde. Also, was der so schreibt, würde heutzutage hundert prozentig eine Altersbeschränkung verpasst kriegen.