Beiträge von Theodoros Alexandreus

    Antike Schriften kennen wir aus Abhandlungen von 1) Klosterbibliotheken 2) byzantinischen Gelehrten 3) arabischen Gelehrten


    Ich wage mal zu bezweifeln, dass es irgendeiner dieser Gruppen in den Sinn gekommen wäre, derartiges zu überliefern. Die hatten alle einen Gott, der derartige Dinge nicht besonders schätzte.


    Aber wir brauchen eigentlich keine Bücher, weil die schreiende Offensivität der Sexualität in der antiken Kultur archäologisch unmöglich zu übersehen ist.

    Zitat

    Original von Claudia Aureliana Deandra


    Ich wüsste halt noch gern, ob irgendwelche Zeichnungen vom Akt oder so existieren.


    Geh mal in irgendein x-beliebiges Museum. Die sind voll von Vasen, die korpulierende Menschen darstellen (obwohl bei griechischen eigentlich ausschließlich Männer), Statuen mit erigierten Schwänzen, Theaterszenen, Phallen und Vaginen als Öllampen, Kinderspielzeug (!), "Werbetafeln" aus Lupanaren, die ziemlich genau nach aussen hin zeigten, wass so alles angeboten wurde und die Häuser von Pompei und Herculaneum waren über und über vollgeschmiert von obszönen Bildchen aller Art, die Menschen während des Geschlechtsverkehrs darstellten.
    /edit: @Florus: Genau! Die Wandbemalungen in Pompei sind echt genial!

    Eins steht fest: Blöd waren sie nicht, diese antiken Menschen.
    Außerdem hatten sie keine derart restriktive Sexualmoral wie die Menschen des Mittelalters und vor allem der Neuzeit. Sexualität und Körperkult waren alltäglich und frei von allen Tabus. Und natürlich hat man sich damit auseinandergesetzt, wie das alles genau funktioniert. Gerade die antike Medizin kannte eine Unzahl von Möglichkeiten, die Fruchtbarkeit wirksam einzuschränken. Erst mit dem Protestantismus und der Aufklärung wurde Sexualität eigentlich ein ernsthaftes Tabu.
    Das mit den nicht schwangeren Prostituierten will ich aber mal bezweifeln. Allerdings waren Bastarde nicht so schlecht angesehen, wie in monotheistischen Kulturen (was nicht heißt, dass man sie mochte.) Da Fremdgehen kein Tabu war und die Familienzugehörigkeit sich nicht primär an der Blutsverwandtschaft festmachte, wurden viele illegetime Kinder ohne weiteres in die Familie mit einbezogen und erhielten neben den gesetzlichen Vater auch eine neue gesetzliche Mutter.

    Hui! Also, ein solcher Fall von Unaufgeklärtheit wird in der antiken römischen Gesellschaft sicherlich eine extreme Ausnahme gewesen sein. Ich kann dieses Verhalten eigentlich nur dadurch erklären, dass es bei diesen wohlstandsverwahllosten Patrizier nicht wie beim Rest der Bevölkerung notgedrungen so war, dass die Kinder mit den Eltern im gleichen Raum schliefen und zugeschaut haben, wenn die Eltern "es" trieben. :D


    Die Hirn-Mark-Hypothese war eine der gängigsten in der Antike und hielt sich bis in die Neuzeit hinein, wo man mutmaßte, dass Onanie durch den Verlust von Gehirnzellen blöd mache.
    Allerdings hatten die meisten antiken Gesellschaften, zumindest die griechische und römische, einen sehr ausgeprägten patriarchalen Hintergrund. Die gängigste Vorstellung war, dass der Mann im Samen schon das fertige Kind enthielt, welches dann von der Mutter nur noch "ausgebrütet" wurde. (Auch diese Vorstellung hielt sich bis in die Neuzeit: Da man davon ausgehen konnte, dass alle Menschen schon im kleinen im männlichen Samen enthalten waren, war auch klar, dass der kleine Mensch im Samen schon seine Söhne in sich trug, ähnlich wie bei einer russischen Matrioschka-Puppe. Man hat sich dann also damit beschäftigt, zu schauen, wieviele Nachfahren noch in den Samen enthalten waren, um das Datum des jüngsten Gerichtes vorauszusagen.)

    Theodorus errötet ein wenig, obwohl er nicht genau weiß, was er sich laut Fussi nicht verkneifen konnte. Er nimmt es einfach mal als Kompliment an.


    Dann schaut er Fuscus verwundert an, als dieser danach fragt, was denn so in der Rolle vorhanden sei. Seines Wissens nach könnte man in eine Rolle entweder einige Abschnitte mehrerer Werke fassen oder ein einzelnes Werk, höchstens zwei kurze Werke, aber die Antigone war nicht sonderlich kurz. Die Mehrere-Abschnitte-Version kennt er ganz gut aus der Bibliotek und weiß, wie das nervt, ständig von einen Gebäudetrakt zum nächsten zu gehen, eine Rolle nach der anderen aus den Regalen zu ziehen, immer wieder festzustellen, dass man sich im Register verlesen hat oder der Register schlicht und einfach eine falsche Eintragung erhalten hatte, sicherlich nicht das, was er jemandem, den man nicht als Feind hat, als Geschenk unterjubeln will.


    "Nun, sie enthält, wie ausgemacht, die "Antigone" von Sophokles, plus einen Kommentar, von einen alexandrinischen Bibliothekar verfasst, der mit eingerollt wurde..."


    "Was die anderen Geschenke angeht, der Brunnen ist in Bearbeitung und muss natürlich in Ostia abgeholt werden. Und da wäre noch was..."

    Theodorus denkt angestrengt nach. Er hat keine Ahnung, wo man hier anfangen soll. Eigentlich bedarf hier so ziemlich alles einer Generalüberholung.


    "Am wichtigsten ist wohl erst einmal der Dachstuhl, dann einige Stellen im Mauerwerk, sowie neue Türen, die auch schließen. Der ganze Wandschmuck und so weiter, das kann noch eine Weile auf sich warten lassen, denke ich. Hauptsache ist erst einmal, dass dieses Haus wieder in einen würdigen Grundzustand gebracht wird."

    "Nun ja, die Geschenke für die Eltern."


    meint Theodorus. Dabei zieht der die dicke Schriftrolle hervor, die er bei sich hat. Sie ist in hübschen Elfenbeinscheiben eingefasst und der Stab ist aus geschnitztem Ebenholz. Das Ding schaut ziemlich wertvoll aus.


    "Der Text stammt nicht von mir, aber ich habe es mir nicht nehmen lassen, einige Seiten Kommentar am Anhang selbst zu verfassen."

    Aber irgendwer muss ja auch anfangen, das ganze lebhaft zu gestalten, oder? ;)


    Außerdem sind die Reden eigentlich auch in letzter Zeit gut besucht gewesen, soweit ich das beurteilen kann. Es sind halt nur wenige.


    Reden bringen auch, Wahlen hin oder her, politisch sehr wohl was. Der Redner kann sich dadurch ein Stimmungsbild machen für seine Ideen und gleichzeitig Stimmung für sich und gegen andere machen. Unterschätz die öffentliche Meinung nicht, auch wenn das Volk nichts zu sagen hat. In der Regel wird viel geklatscht und getratscht und die goldenen Throne sind nur so lange bequem, solange der Pöbel ruhig ist. Der Kaiser und der Senat werden sich sicherlich zweimal überlegen, ob sie jemand öffentlich in Ungnade gefallenen weiter unterstützen oder einen beliebten Menschen absegen.

    Aha, der Volkstribun betreibt Wählerschelte! :D ;)


    Nein, ernsthaft: Die öffentliche Redekultur ist einfach meiner Meinung nach zentraler Bestandteil der römischen Kultur überhaupt. Da ich finde, dass politische Ämter auch ausgespielt gehören, sollten die Mandatsträger meiner Meinung nach auf keinen Fall auf die Rostra verzichten, Publikum hin oder her.
    Außerdem, auch wenn sich die Leute nicht aktiv an der Rostra einbringen, lesen tun sies trotzdem. Es bringt einfach mehr Atmosphäre rein, wenn die wehrten Herren Politiker ab und zu zum Volk reden. Du machst das doch gerade mit deiner Neujahrsansprache ganz gut, Cypri (obwohl das römische Neujahr erst in ein paar Monaten ist :D
    Das gleiche gilt übrigens auch für den Senat. Ich hab noch nie einen Senator an der Rostra reden gesehen. Auch einflussreiche aber politisch aktive Privatpersonen sollten sich da ab und an mal blicken lassen.


    Daran ändert auch nichts, dass in Zukunft simon der Senat wählt. Sicherlich wird sich weder der Kaiser noch der Senat darum kümmern, was irgendwer auf der Rostra für eine Rede hält. Der zukünftige Magistrat will aber sehr wohl, dass seine Politik Rückhalt im Volk hat. Eine solche Rede wäre weniger Wahlkampf sondern einfach eine kleine Vorstellung seiner Person.

    Wenn man sieben Jahre lang mit der Lektüre lateinischer Texte "gequält" wird, weiß man so einiges und ist froh, die Römer irgendwann aus den Augen aus dem Sinn zu verbannen. :) Zumal mans als Hauptfachstudent Neuere und Neueste Geschichte nicht allzusehr braucht und man sich im Nebenfach auf Geschichte des Hellenismus spezialisiert hat.


    Aber ich hab noch einen Bildband und einen Fischer Weltgeschichte über Byzanz wenn das noch zählt :)

    Zitat

    Original von Lucius Annaeus Florus
    ...


    Öhm... Redest du mit mir? Wenn ja, bleibt mir nichts anderes, als mich an dieser Stelle ein weiteres Mal meinem tylusischen Glaubensbruder anzuschließen. Deine Ideen gehen ebenfalls in die Richtung der meinigen. ;)


    Zitat

    Original von Ioshua Hraluch...


    Es freut mich, auch außerhalb der hellenischen Lande noch Menschen gibt, die die die hohe Kunst der Rhetorik im öffentlichen Leben zu schätzen wissen. Sobald mein Groll gegen die tylusischen Wucherer und Halsabschneider verflogen ist, komme ich gerne in deinen bescheidenen Häuschen am persischen Golf vorbei und trinke einen mit dir. ;)


    Übrigens: Besuch doch mal die Synagoge, wenn du mal wieder in Ostia verweilst :)

    Obwohl ich bisher nur einmal das Vergnügen einer Wahl hatte und dabei nicht einmal stimmberechtigt war (oder gerade weil ich nicht stimmberechtigt war) muss ich Ioshua zustimmen: Abschaffung der Kandidatenrede geht überhaupt nicht.


    Ich bin sowieso schon etwas enttäuscht vom Sittenverfall im öffentlichen Leben, der hier herrscht. Wo bleiben die flammenden Reden im Allgemeinen? Wieso spricht nicht jeder Magistrat vor dem Volk bei jeder fitzeligen Entscheidung, die er treffen will oder zu treffen hat? Wieso erfährt das Volk von den Senatsbeschlüssen erst in der Acta? Wo bleiben die flammenden Hetzreden gegen politische Gegner, wo das öffentliche Intrigenspiel? Wieso steht nicht jeder (besser situierte) Gaius und Marcus zumindest einmal in der Woche auf der Rostra um sich über das schreiende Unrecht zu beklagen, das ihm von irgendeinen anderen angetan wurde? Warum rechtfertigen sich die Provinzbeamten nicht vor ihren Mitbürgern, nachdem sie zurückkehren?
    Es scheint mir, die Politiker verkommen zu bloßen Funktionären ohne Farbe und Geist. Die Vorfahren müssen in ihren Gräbern rotieren angesichts der heute gepflegten (bzw. eben nicht gepflegten) politischen Kultur in der Stadt.


    Was ich sagen will: Mehr Engagement auf der Rostra bitte, und das gilt nicht nur für die Cursus-Anwärter sondern für alle Römer.


    Ansonsten hielte ich es auch für sinnvoll, wenn nur noch der Senat wählen dürfte. Wichtiger finde ich, dass Politik eben auch ausgespielt wird, und zwar nicht hinter den verschlossenen Türen der Senatskurie.

    Mit einem Schmunzeln meint Theodorus: "Die eigentliche Frage lautet: Was feiern wir hier nicht? Wir halten hier unsere Gottesdienste ab, wenn wir gerade in der Nähe sind, vor allem zum Sabbat und zu Feiertagen und feiern die traditionellen Feste des Volkes Israel. Ansonsten wird hier den Kinder in Schrift und Kultur gelehrt, es werden Vorträge gehalten oder man trifft sich einfach mit den anderen in der Gemeinde."

    Theodorus muss ein bisschen schmunzeln, als er die Vorsicht des Detrius bemerkt.


    "Nein, nein, keine Angst. So gefährlich ist es hier auch wieder nicht..."


    Dann geht er tiefer ins innere und entzündet die Lampen.

    "Ähm. ja, das war wohl ein Dachziegel..." meint Theodorus und betrachtet kurz den roten, mit Taubendreck verzierten, Scherbenhaufen vor der reich verzierten Wand, bei der einige Figuren durch Wind und Wetter geprägt, seltsam verblasst oder durch Wasserflecken irgendwie aufgedunsen wirken.


    "Aber kommt doch, kommt, ich zeige euch die Synagoge!" sagt Theodorus plötzlich mit strahlender Mine. Irgendwie scheinen sich die Nichtjuden hier mehr um das Gebäude zu kümmern, als die Gläubigen...

    Das alte Gebäude begrüßt die ankommende Sänfte gleich in Form eines herunterfallenden Dachziegels, der durch eine aufgescheuchte Taube aufgeschreckt wurde.


    "So, da wären wir" meint Theodorus, nachdem er ausgestiegen ist.