Beiträge von Theodoros Alexandreus

    Als er Timokrates so sieht, kann sich Theodorus das Schmunzeln kaum mehr verkneifen. Demut zeigen und den eigenen Kopf befreien, will heißen: Statt selber denken nachplappern, was der Lehrer sagt, ist eine der Wichtigsten Disziplinen des Museions. Allerdings gehört Theodorus nicht zu den Lehrmeistern, die jene Haltung überzeugend durchzusetzen vermögen. Dazu vertraut er selbst zu wenig auf seine eigene Autorität.


    "Oder warte: Ich habe eine bessere Idee: Du schreibst mir eine Zusammenfassung über "Das Paarungsverhalten des westafrikanischen Riesenkäfers" und ich werde mir überlegen, ob du mein Schüler werden kannst."


    Theodorus hat nämlich gegen seinen Kollegen, den Zoologen Phillippos von Antiochia, beim Würfeln verloren. Der Wetteinsatz war, dass der jeweilige andere Gelehrte die meist gehassteste Arbeit des Gegenübers übernehmen sollte. Und Theodorus, der Verlierer, bekam den Riesenkäfer. Mal sehen ob der neue Schüler das nicht ebenso gut hinbekam. Danach wird man sich der Philosophie widmen...

    Nikolaos Sorgen, ob Theodorus mit ihm Schritt halten kann, erweisen sich als vollkommen unbegründet, denn der Gelehrte ist ganz flott zu Fuß und zwar nicht in der Art eines "rüstigen Rentners", denn dazu fehlt dem Mittvierziger einfach das erforderliche Alter. Das führt dann dazu, dass Theodorus erst einmal an Nikolaos vorbeirast um dann abzubremsen, damit der Strategos mit ihm Schritt halten kann.


    "Naja, der Mann heißt Chares und ist eigentlich ein recht unauffälliger Zeitgenosse. Gut, er beschäftigt sich mit komischen Themen aber sonst ganz normal. Und natürlich habe ich nichts Verdächtiges an ihm gefunden, es hat bei der Dunkelheit überhaupt viel zu lange gebraucht, bis ich ihn überhaupt erkannt habe. Der Mensch ist ja keine Katze, bekanntlich..."

    Theodorus nickt verstehend. Ach darauf will der junge Mann also hinaus! Er sucht einen persönlichen Lehrmeister. Der Athener ist wirklich eine ungestüme Natur. Natürlich tut Theodorus so, als würde er das nicht verstehen und spielt den Strengen:


    "Sag, Nikolaos, wie lange bist du schon am Museion? Und du hast noch keinen Kurs besucht? Du weißt nicht einmal, ob du die Bibliothek benutzen darfst? Das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein, oder? Bist du dir sicher, dass die Lehre am Museion für dich geeignet ist? Oder setzt dir deine Aufgabe als Strategos so sehr zu, dass du dich nicht um deine Pflichten kümmern kannst? Anders gefragt: Willst du, dass ich dich rauswerfe oder nur, dass ich dir für den Aufenthalt am Gymnasion Hausarrest gebe?"


    Sim-Off:

    Theodorus wird zwar bald eine Vorlesung halten, kann sich aber nicht um Alles kümmern. Sim-On ist das Museion eine riesige Anstalt mit unterschiedlichen Instituten. Tob dich ruhig aus und zeig ein wenig Eigeninitiative. ;)

    Theodorus erscheint vor der alexandrinischen Niederlassung des Cursus Publicus. Eigentlich hat er keine Ahnung, an wem er sich mit diesen Brief wenden soll, da ein Absender fehlte, aber die fleißigen Beamten hier könnten ihn sicher weiterhelfen. Er geht vorne zum Schalter.


    "Chaire. Wo muss ich denn Post nach Nabataea abgeben?"


    An Seine Maiestät Rabal II. Soter, Basileus von Nabataea


    Chaire Megas Basileus,


    Ich kann dir gar nicht genug danken für die Ehre deiner Einladung, die du, Sonne des Ostens, mir hast zukommen lassen. Nur leider muss ich dir mitteilen, dass ich deinen Ruf nicht folgen kann, denn ich bin an meine Pflichten gegenüber dem Museion gebunden. Aber es würde mir das allerhöchste Vergnügen bereiten, weiter per Briefwechsel in Kontakt mit dir zu bleiben und den Aufbau deiner Akademie von der Ferne aus zu unterstützen wie es nur geht.


    Theodorus Iosephoi Alexandreus

    Theodorus sitzt in seinem kleinen Arbeitszimmer und ist ganz eifrig damit beschäftigt, kleine Papyrusflieger zu bauen und durch das Zimmer kreisen zu lassen, ein zugegebenermaßen recht kindlicher Zeitvertreib, eines Mannes wie Theodorus absolut nicht würdig, aber wenn man allein und ungestört ist, kann man so was schon mal wagen.


    Deshalb schreckt Theodorus auch ganz unangenehm auf, als auf einmal die Türe aufgemacht und irgendein unwichtiger Bibliothekschreiberling das Zimmer betritt.


    "Chaire, O Herr!"
    "Waaah! Kannst du nicht anklopfen?"
    "Äääh... Da ist ein Brief für dich, O Herr..."
    "Dann gib her und verschwinde"
    "Na gut, bitte schön, O Herr..."


    Theodorus nimmt den Brief und schmeißt den Grammateus unsanft raus. Wieder alleine öffnet der die Rolle. Aha, ein Brief aus Petra, sowas kriegt man nicht alle Tage. Stirnrunzelnd liest Theodorus ihn durch. Scheint so, als hätte er einen Verehrer und nicht nur irgendeinen Verehrer, sondern gleich noch einen Fürsten. Und er scheint genaue Nachforschungen über seine Person angestellt zu haben, auch wenn einmal dahingestellt sein soll, ob Rom wirklich eine gute Akademie besitzt. Vielleicht sollte er den Brief an Callidus weiterleiten? In seiner Eitelkeit fühlt sich Theodorus aber durchaus geschmeichelt.


    Nur, leider leider, das Angebot dieses Königs erscheint Theodorus vollkommen inakzeptabel. Zum einen weiß er überhaupt nicht, wie die politische Lage in der Gegend ist, schließlich liegt Nabataea gefährlich nahe am derzeitigen Kriegsschauplatz, kein guter Ort für Gelehrsamkeit in dieser Zeit. Zum anderen sieht Theodorus keinerlei Anreiz darin, die großartigen Forschungsmöglichkeiten in Alexandria und im Reich der Rhomäer hinter sich zu lassen um irgendwo in den Wüsten Arabiens Beduinen das Schreiben beizubringen. Theodorus setzt sich hin, um den König eine höfliche Absage zu verfassen...

    Theodorus, der das Rennen schweigsam und gespannt mitverfolgt hatte (schon edle Pferde, dieses Muskelspiel unter dem glänzenden Haarkleid, alle Achtung, das muss man schon sagen!), schaut nach dem Rennen zu Verus hinüber.


    "Tut mir Leid, dass das Rennen nicht nach deinem Wunsch ausgegangen ist. Bestimmt läufts nächstes Mal besser. Vale, Amice." Dann überlegt er kurz und setzt hastig nach: "Bleibst du noch lange in Alexandria?"

    Sim-Off:

    Verzeihung, ich dachte, dir wurde schon Bescheid gesagt. Leider ist die interne Diskussion über die Sache noch nicht ganz abgeschlossen, aber um dich nicht warten zu lassen, sag ich dir auf eigene Gefahr hin (andere Mitglieder der Schola, falls nicht einverstanden, bitte heftigst widersprechen), dass es nach derzeitigen Stand so ausschaut, als würde die Ephebia für eine Laufbahn am Museion vorerst ausreichen. ;)

    Theodorus wird wieder ruhiger, als der Strategos so schnell eingeschritten ist um die drohende Gefahr für Leib und Leben noch rechtzeitig abzuwenden. Solche Phylaken braucht das Land! Vor allem in Alexandria, wo man sich als unbescholtener Mann in manche Ecken gar nicht reintraut...


    "Danke, Strategos, das war aber knapp - Sag mal, was ist hier eigentlich genau passiert?"


    Jetzt erst gewinnt Theodorus einige Klarheit über die Situation. War es nicht so, dass der Mann sich bei ihn mehr für das Anrempeln entschuldigt hatte anstatt versucht, ihn mit einem schweren oder spitzen Gegenstand den Garaus zu machen? Würde so ein Mörder handeln? Und irgendwie kam ihn die Stimme doch auch bekannt vor. Ein Philologe? Theodorus schaut in die Richtung des sich zum Brunnen begebenden.


    "Aber- Halt, ich glaube, das war gar kein Mörder! Das war doch Chares, den kenne ich, seine Traktate über die Anomalien der Natur sind sehr geschätzt, man denke an die Beschreibung des vogelgroßen Löwen oder des zweiköpfigen Menschenfressers... Sonderbar, warum der so in der Nacht herumschleicht."

    Zitat

    Original von Prosekon tou Mouseiou
    Mit gesenktem Blick marschierte Chares durch den Park und stieß dabei fast gegen Theodoros. "Verzeihung.", murmelte der ältere Mann, der sich schon eine halbe Ewigkeit am Museion mit der Chimärenforschung beschäftigte.


    Theodorus und der Sklave rennen durch den nächtlichen Park, gar keine einfache Aufgabe, schließlich hat der Sklave keine Laterne dabei, weswegen man durch totale Dunkelheit tappen muss. So trampeln sie über den Rasen und durchbrechen einige Gebüsche, die zufälligerweise in der Gegend stehen, immer dem Geräuschen nach, die sich wohl in der Gegend um den Tempel befinden, als jemand Theodorus fast über den Haufen rennt.


    "He! Pass doch auf, wo du hintrittst!" "O Herr, soll ich nachschauen oder einen Arzt ho -" "Nein, schon gut, schauen wir, dass wir weiter ko -


    ...


    He, Moment mal, hast du gerade "Verzeihung" zu mir gesagt?" "Nein, O Herr." "Dann bist du gar nicht in mich reingerannt? "Nein, O Herr, das heißt natürlich, wenn due es so wünscht, Ja, O Herr." "Verschon mich mit deinem albernen Sklavengewäsch!"


    Ängstlich schaut sich Theodorus um. Jemand schleicht sich in der Nacht anscheinend alleine durch den Park, während weiter vorne was passiert ist! Das kann nur eines bedeuten! Der Mann, der gerade in Theodorus gerannt ist, ist ein Täter, der sich auf der Flucht befindet. Theodorus muss sofort handeln. Aber da fällt ihm noch was ein: Er ist im dunklen Park fast alleine! Er und der Täter! Alles mögliche könnte passieren! Theodorus Leben ist in Gefahr!


    Laut und mit zitternder Stimme brüllt der Gelehrte auf: "ZUR HILFE!"

    Zitat

    Original von Titus Decimus Verus


    "Na, dann wollen wir mal das Beste hoffen für deine Factio. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt. Ähm, lass mich raten: Die von der Aurata sind die mit dem roten Wagen, oder?"

    In dieser Nacht war Theodorus nicht nach Hause zurück gekehrt, sondern zog es vor, im trüben Licht der Öllampen noch einige Schriften in den Gängen der Bibliothek zu studieren und einige Kommentare anzufertigen. Gerade betrachtet er ein Fragment des Anaximander von Milet, einen Gelehrten, der die verrückte und vollkommen wahnsinnige Idee hatte, der Mensch und alle Tiere und Pflanzen seien nicht so wie sie sind erschaffen worden, sondern hätten sich erst aus niedereren Lebewesen entwickelt. Vor allem die Idee, der Mensch würde von Fischen abstammen, die sich einst aus dem Meer auf das trockene Land begeben hätten, erscheint Theodorus mehr als absurd. Welcher Gott hätte sich denn solch merkwürdige Spielereien ausdenken brauchen?
    Fast wütend über derlei Unsinn setzt er die Feder auf sein Papyrus, um diesen Anaximander eine niederschmetternde Antwort zu erteilen, als er den Schrei einer Frau hört.
    "Unerhört, und das mitten in der Nacht..." brummelt der Gelehrte vor sich hin und will sich wieder auf seine Arbeit konzentrieren. Da bemerkt der vorlaute Bibliothekssklave: "Herr, vielleicht ist dort etwas geschehen?" "Ach Unsinn. Und selbst wenn, dann wäre es sehr unklug, sich selbst auch noch in Gefahr zu begeben..." "Aber Herr -" "Nichts da! Alles zu seiner Zeit! Zuerst kümmere ich mich um diesen Anaximander." "Was für ein Anaximander? Ich sehe keinen Anaximander, O Herr..."
    Theodorus will gerade ausholen und den vorlauten Sklaven eine verpassen, damit er sich wieder erinnert, wo er steht und wo Theodorus steht, aber dann wird er erneut aus seinen Plänen gerissen, als erneut Jemand laut über den Platz schreit. Diesmal erkennt Theodorus die Stimme. Ist das nicht Nikolaos, der Athener? "Gut, wir schauen nach." brummelt der Philologos und erhebt sich, um sich in die Richtung zu begeben, aus der das Geschrei kam...

    Theodorus lächelt weiter, diesmal ruhiger und zufriedener. "Du hast einen sehr klugen Geist, Nikolaos. Wo du ihn einsetzt, bleibt dir überlassen. Allerdings: Darf ich deinen Worten entnehmen, dass du dich im Zweifelsfall eher für eine Laufbahn am Museion denn einer in der Politik der Stadt entscheiden würdest?"

    Mit einem Blick, der leichte Anerkennung, aber auch Vorsicht bedeutet, hört Theodorus Nikolaos zu. Dann meint er: "Na da hast du ja schon für einigen Wirbel gesorgt in der Polis. Die Hegemonie der Nearchäer und Krateiden zu stürzen, das ist seit Jahrzehnten Niemand gelungen." Die beiden Familien gaben in der Polis den Ton an seit Theodorus sich erinnern konnte. Zum Glück war er selbst als Iudäer und Sohn des Alabarchen nie sonderlich in die Geschicke der Polis verwickelt. "Bist du dir sicher, beiden Aufgaben gewachsen zu sein? Ich meine, sowohl die Arbeit eines Archonten als auch das Studium am Museion sind zwei Aufgaben, die die volle Aufmerksamkeit eines Mannes fordern." Klar, dass ein wichtiges Mitglied des Museions ein Amt übernahm kam in der Geschichte der Polis schon oft vor, aber dass ein Schüler ein solches erreichte, noch nie. "Aber ich denke, das werden wir früh genug mitbekommen..."

    Zitat

    Original von Titus Decimus Verus
    "Mich treibt meine Factio nach Aegyptus, Theodoros. Ich bin der Gesandte der Aurata, falls dir diese Factio etwas sagen sollte. Schön dich wieder zu sehen."


    Theodorus kämpft sich durch die Menge vor zu der Loge, in der Verus sitzt und macht es sich dort bequem.


    "Einen feinen Platz hast du da. Man kann wirklich gut auf die Laufbahn hinunterblicken. Und da drüben - ist das der neue Präfekt?


    Die Aurata? Ist das nicht einer der großen Rennställe? Ich wusste gar nicht, dass du dich so um den Rennsport kümmerst. Aber das trifft sich bestens, ich kenne mich nämlich eigentlich gar nicht aus. Vielleicht kannst du mir erklären, wer bei dem Rennen antritt und wer die Favoriten sind."


    Natürlich hat Theodorus nicht gewettet. Schon allein, weil es sich nicht ziemt für einen Mann von Stand und Bildung. Aber mitfiebern wird man ja noch dürfen...

    Äußerst patriarchalisch-wohlwollend lächelnd meint Theodorus: "Das ist fein, behalte dir diese Grundsätze wohl im Geiste.


    Was meine Reise angeht, so ist diese übrigens ohne größere Schwierigkeiten verlaufen und ich bin froh wieder daheim zu sein. Wie ist es dir hier ergangen? Hast du dich gut eingelebt?"

    Obwohl kein Bürger, aber in seiner Eigenschaft als Philologos lässt es auch Theodorus sich nicht nehmen, bei den Spielen teilzunehmen. Wagenrennen in Alexandria waren schon immer etwas ganz besonderes und erinnern ihn an seine Jugend, die er oft an der Rennbahn verbrachte. Er wühlt sich durch die Menge um einen schönen Platz zu ergattern, dann erblickt er tatsächlich ein vertrautes Gesicht in einer Loge. Laut ruft er:


    "Verus! Hey, Verus! Was machst du denn in Alexandria?"