Beiträge von Theodoros Alexandreus

    Theodorus weist auf einen Becher, einen Krug Wein und eine Karaffe Wasser. "Bitte, bedien dich."


    Sim-Off:

    WiSim ;)


    Interessiert hört den Ausführungen des Eleven zu, dann meint er mit einem Schmunzeln, denn er weiß genau, worauf der Schüler hinaus will, schließlich fing er selbst einmal als Schüler an: "Lieber Nikolaos, du bist hier am Museion, einer der größten und wichtigsten Bildungseinrichtungen der Oikomene. Du hast dein Leben dem Streben nach Erkenntnis gewidmet. Du bist nun Teil der Priesterschaft des Apollon und der Musen. Dachtest du etwa, dieser Weg, den du selbst gewählt hast, wäre einfach und bequem? Demut, mein Lieber, Demut ist es, was du zu Allererst zu lernen hast."

    Theodorus schaut auf und erblickt den blassen Athener, den er noch von Rom her kennt. Erfreut begrüßt er ihn: "Chaire, Nikolaos! Du bist wirklich nach Alexandria gekommen! Das freut mich außerordentlich! Setz dich doch! Willst du was trinken?"

    Theodorus, der entgegen der Vermutungen des Epistates natürlich rein gar nichts verstanden hatte, nimmt nun wieder ein versönlicheres Gesicht an. Klar, der Alte wollte ihn nur ein bisschen tratzen, weil er in seiner Eitelkeit gekränkt wurde. So sind sie, die Forscher, bisweilen bissig, aber harmlos...


    "Ich danke dir, O Epistates, und natürlich werde ich in meiner Eigenschaft als Priester den heiligen Ort des Apollon betreten..." wobei er sich das "obwohl ich Aufgrund meines Glaubens eigentlich nicht darf" spart. Jahwe würde das schon verstehen. Außerdem: Sehen die Hellenen nicht Apollon als Jahwe? Oder war das Zeus? Ach egal, da wird man ja verrückt im Kopf mit deren Göttern, von denen es wohl mehrere gibt als Griechen...

    Hätte Theodorus gewusst, was der Epistates tatsächlich vorhatte, er wäre Niemals auf solch eine Erpressung eingegangen. Aber da der alexandrinisch-jüdische Gelehrte bekanntlicherweise zu den naiveren Charakteren dieser Welt gehört, übersieht er den mitschwingenden Unterton des Bibliothekars und meint, aufrichtig verwundert über diese Frage, denn für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit, sich um das Wohl des Museions einzusetzen:


    "Du weißt doch, O Epistates, dass mir nichts auf der Welt mehr am Herzen liegt als das Museion und die freie Gelehrsamkeit."


    Im Grunde genommen redete er doch die ganze Zeit von nichts anderem...

    Sobald Tychios wieder mit den Rhomäern anfängt, setzt bei Theodorus wieder die Vergeistigung ein. Im intellektuellen Rausreden ist er Weltmeister: "Ich sehe nichts verwerfliches darin, ausgerechnet in der rhomäischen Schola zu arbeiten. Denn auch wenn du Recht haben magst und die Rhomäer Barbaren der übelsten Sorte sein mögen, also weder einen Sinn für Kultur noch für Freiheit haben, so sind sie doch seit Jahrhunderten die Herren über all unsere Poleis, eine Situation, die zwar nicht unbedingt gefällt, aber nunmal gegeben ist. Deshalb muss es unsere Aufgabe als Hellenen sein, dieses italische Barbarenvolk zu erziehen, um das durch ihre Herrschaft entstehende Übel zu mildern. Seit Jahrhunderten widmen sich hellenische Gelehrte dieser Aufgabe mit einigem Erfolg. Die Rhomäer beten unsere Götter an, bauen ihre Städte nach unseren Mustern, ja, die Reichen und Mächtigen sprechen sogar ausschließlich unsere Sprache, lesen unsere Literatur. Von uns übernahmen sie die Sitte eines Basileus und seit es diesen gibt, blühen die Poleis wieder, anstatt durch die Profitgier rhomäischer Stammesführer ausgebeutet zu werden.


    Kurz: Ich trug, indem ich in Rom arbeitete, dazu bei, dieses Volk zu hellenisieren, leistete also einen Verdienst für das Hellenentum." Unnötig zu erwähnen, dass Theodorus der Meinung ist, dafür durchaus Anerkennung verdient zu haben. 8)

    Jetzt spiegelt sich in Theodorus Gesicht nur noch Fassungslosigkeit wieder. Theodorus als Gnorimos? Das kann doch nicht sein Ernst sein? Alles was Recht ist, aber eine solche Demütigung ist ihm noch nie widerfahren. Epistates hin und her, aber sowas kann er nicht verlangen. Und noch weniger kann Theodorus darauf eingehen. Ruhig und beherrscht antwortet er: "So Leid es mir tut, ich kann absolut nicht erkennen, was das Problem ist, wenn ein Gelehrter aus Alexandria, wenn er zu Gast in einer anderen Polis ist, sich dort auch als Gelehrter verdingt. Wieviele Philologen aus Alexandria wandern in diesem Moment durch die gesamte Oikomene, halten Vorträge auf Agoren und Gymnasien und belehren ahnungslose Passanten in den Stoen? Wieviele Alexandriner sitzen heute in höchsten Stellen in den Schulen von Athen, Pergamon oder Antiochia ohne dass es Irgendwen stören würde? Ich muss gestehen, Epistates, deine Würde in allen Ehren aber ich kann nicht tun, was du von mir verlangst."
    So weh es ihm tun würde, aber zur Not könnte er immer noch nach Rom zurück kehren...

    Kaum hat der Epistates fertig geredet, meint Theodorus, etwas fassungslos: "Bei allem nötigen Respekt, aber seit wann darf ein Philologos hier nicht mehr frei entscheiden, Wann Wo Was und Wie er forschen will? Und seit wann führt das Zentrum der Gelehrsamkeit der Oikomene "Gelehrtenlisten"?"


    Da fällt ihm erst auf, was wohl das Problem bei der ganzen Sache ist. Nicht, das Theodorus weg war, sondern weil es so ausschaut, als hätte Theodorus mit einer konkurrierenden Einrichtung paktiert. Also macht er sich daran, dieses Missverständnis aufzuklären: "Und ja, ich war in Rom und habe dort einige Zeit lang gearbeitet. Ich habe da auch nie ein Geheimnis draus gemacht, du kannst Dutzende von Philologen fragen, die während der ganzen Zeit in freundschaftlichen Briefverkehr mit mir standen.
    Ich bin dort sämtliche Bibliotheken durchgegangen, habe sogar in einer gearbeitet, was gar nicht so einfach war, denn du glaubst nicht, wie sorglos die Rhomäer mit ihren Bibliotheken umgehen. Und was habe ich dort wohl gemacht? Richtig, ich bin jedes Papyrus, jedes Pergament, jede noch so kleine Kritzelei auf jeder unbedeutenden Wachstafel durchgegangen, ich habe alles, was mir relevant und wichtig erschien, ausgeliehen, kopiert und unverzüglich nach Alexandria geschickt. Das ist das, was ich dort gemacht habe."

    Zitat

    Original von Flavius Aurelius Sophus


    So ist es und das meine ich ganz ohne Ironie.


    Moment mal: Redet ihr vom zweitältesten noch existierenden Staatswesen der Welt mit der ältesten noch gültigen Verfassung der Welt, die beruhend auf englischer Tradition nach dem Vorbild der Staatsphilosophie von Polybisus, der Verfassung des Achaiischen Bundes und der Irokesenkonföderation geschrieben wurde? Meint ihr dieses mit Menschen aus allen Teilen Europas und dem ganzen Rest der Welt bevölkerten Einwandererland, mit dessen kultureller und traditioneller Vielfalt, im Guten wie im Schlechten, nicht ein einziges europäisches Land mithalten kann?


    Oder meint ihr gar nicht die geschichtslosen USA sondern Frankreich oder Großbritannien, die zum Film genauso viel beigetragen haben?


    Wie dem auch sei, vielleicht sollten wir an dieser Stelle ja die großartigen teutschen Historienfilme loben wie... äh... ähm... öööh... naja...


    -.^


    Man sollte eben "Wissen" nicht mit "Vorurteil" verwechseln...

    Zwar ein wenig beruhigt, denn er schätzt die Situation so ein, dass der Epistates ihn nur ein wenig ärgern will, Wutausbrüche des alten Herren pflegen nämlich anders auszusehen, aber immer noch vorsichtig, setzt sich Theodorus an den angewiesenen Platz. Die Frage nach der Reise beschließt er, erst einmal auszuklammern. Irgendwie taucht vor seinem inneren Auge nämlich der große rote Schriftzug "Fettnäpfchengefahr" auf.


    "Naja, was ich will... Eigentlich wollte ich mich nur zurück melden und meine Arbeit wieder aufnehmen..."

    Theodorus schreitet am Sklaven, den er noch einen wütenden Blick zuwirft vorbei ins Zimmer des Epistates. Am Liebsten hätte er gleich weiter geflucht, aber der Epistates war natürlich eine Respektsperson. Deswegen lässt er sich nichts anmerken und verbeugt sich vor dem höchsten Hüter des Wissens auf Erden.


    "Chaire, Tychios von Chalkis, dein bescheidener Diener Theodoros meldet sich zurück."


    Dann verharrt er in seiner Haltung und wartet gespannt auf die Antwort des Bibliothekars.

    Einige Tage nach seiner Ankunft in Alexandria wandert Theodorus durch den Park des Paneions, eine der herrlichsten Gegenden der Stadt - Rom hatte nichts zu bieten, was damit vergleichbar gewesen wäre. Er durchquert die verschlungenen Pfade des Haines, der in einer sehr natürlichen Form angelegt ist, atmet den Duft des Harzes der Bäume und der unzähligen Blüten aus aller Welt ein, hört dem Rascheln der Blätter und Zweige im Wind und den fröhlichen Lärm der Alexandriner in Feierabendstimmung zu. Unter einer schattigen Pinie setzt er sich auf eine Bank und beobachtet die Leute, die vorbeikommen. Dann geht er weiter, hält sich die Hände unter eine erfrischende Quelle aus einem künstlichen Wasserlauf und geht zu einem von einer Kinderschaar umzingelten Händler, wo er sich ein honigtriefendes Süßgebäck kauft. Dann beschließt er, den Turm hinauf zu steigen. Türme, auch so eine Sache, die die Römer bei der Anlage ihrer Stadt vergessen hatten...

    Theodorus wird sichtlich erbost über den überaus ungebührlichen Ton des Sklaven, gleichzeitig aber steigt die Verunsicherung seinen Rücken hinauf, weshalb nicht ganz klar wird, ob er aus Wut oder Panik schreit:
    "So eine... Was erlaubst du dir eigentlich? Ja, natürlich Philologos, für dich vor allem!" Am Liebsten würde er den vorlauten Kerl gleich eine überziehen. Ein Bäcker bleibt doch auch so lange Bäcker, wie er Brote backt, egal ob er in Alexandria, Rom, Syrakus oder sonstwo wohnt.


    "Und aus der Gelehrtenliste rausgenommen? Was ist denn das für ein Unsinn! Wird jetzt jeder hier aus der Liste gestrichen, wenn er sich mal auf Studienfahrt begibt? So eine saudumme Idee, auf die ist sicher ein Römer gekommen!"
    Er holt genauer aus: "Also, versteh ich das richtig: Ich melde mich mal ab für eine Reise nach Palaestina, bin ein Jahr lang unterwegs, schreib andauernd Briefe ans Museion, halte Korrespondenzen mit den Philologen hier, schicke euch aus allen möglichen Winkeln der Oikumene Schriften und Bücher, kurz, verhalte mich nach allen Regeln, nach denen diese Institution seit Jahrhunderten funktioniert und muss mir jetzt anhören lassen, dass ich als Dank aus irgendeiner Liste rausgestrichen werde?
    Schau lieber, dass du mich so schnell wie möglichst zum Epistates vorlässt, bevor ich dich grün und blau schlagen lasse!"


    Und insgeheim flackert ihn wieder einer seiner Leitgedanken auf, ob es nicht klüger wäre, anstatt von Sklaven bezahlte Arbeiter zu nehmen, die im Gegensatz zu den Ersteren auf ihr Gehalt angewiesen waren. Das würde die Welt um einiges einfacher und vor allem höflicher machen.

    Nach langer Zeit in der Fremde betritt Theodorus das Gebäude, das er einst verlassen hatte, wie er eigentlich eine Pilgerreise antreten wollte, die ihn bekannterweise bis nach Rom führte. Sogleich macht er sich auf dem Weg zum Epistates, um seine Rückkehr anzumelden.


    In der Vorhalle meldet er sich beim Scriba, einer farblosen Gestalt, an die er sich beim besten Willen nicht erinnern kann.


    "Chaire. Ich bin Theodoros, Philologos an der Schola Atheniensis und würde gerne den Epistates sprechen..."


    In der näheren Umgebung der Synagoge, im bunten, wimmelnden Kern des Judenviertels steht ein kleines, uraltes aber doch repräsentatives Stadthaus, dessen griechische Bausubstanz zwar noch erkennbar ist, aber dennoch übertüncht wird von einem Sammelsurium orientalischer Eindrücke, bunt bemalter Musterungen, Erker und Fensterchen, Mosaiken und Fresken mit weltabgewandten, Frontalfiguren, die Geschichten, Menschen und Fabeltiere einer fremden, ungriechischen Mythologie darstellen.


    Der richtige Prunk dieses Gebäudes wird jedoch erst dem offenbar, der es betritt: Marmorböden aus verschiedenen Steinen zu aufwendigen Mustern zusammengeschnitten, rote Säulen, exotische Pflanzen allerlei Arten, ein Brunnen und künstliche Wasserwege und vor allem kein Lärm, fast als würde man das Paradies selbst betreten.


    Das Mosaik in der Eingangshalle, eine meisterhafte und imposante Darstellung der Geschichte Mose', wie er die Hebräer durch das schwarze Meer führt und die krachenden Fluten das ägyptische Heer vernichten - durchaus ein politisches Statement - zeigt, dass es sich bei dem Haus einst um den Wohnsitz der alexandrinischen Alabarchen zur Ptolemäerzeit gehandelt hatte.


    Heute lebt hier die Familie des Theodorus