Beiträge von Lucius Flavius Serenus

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus


    Falls es wirklich irgendwann einen neuen geben wird, muss das ein Cornelier sein. :D



    FALSCH!
    Der nächste Kaiser heißt Lucius Flavius Serenus.
    Mein Papa wird Chef der Praetis.
    Onkel Furianus wir Praefectus Urbi.
    Im Rahmen einer neuen Gewaltenteilung wird Onkel Gracchus Ponitfex Maximus. Natürlich lässt er sich von Tante Antonia scheiden (ist ja eine Claudia).
    Onkel Aquilius wird Rex Sacrorum.
    Der ewig schwächelnde und kranke Onkel Lucullus wird Pontifex. Als Pontifex muß man nichts machen.
    Oma Flavia Agrippina ist dann die Oma des neuen Kaisers und zieht von Baiae nach Roma in den Palast um.
    Onkel Senator Felix schenke ich ganz Sardinien mit der Auflage, daß kein Flavier ihn dort besuchen kommt. Dann ist er glücklich mit seinen Rosen. Den sehen wir dann in Roma vermutlich nie wieder.
    Onkel Milo wird ein dicker, fauler Senator.
    Tante Minervina heiratet endlich Tiberius Durus, denn ihr jetziger Favourit ist absolut inakzeptabel.


    Mehr Flavier sind wir dann ja nicht mehr. Ihr seht alles ist bereits genau durchgeplant.



    Die Gens Claudia wird geächtet und aus der Geschichte des römischen Imperiums gelöscht, was nur die Schuld von Claudia Epicharis ist. Die hätte sich als Verlobte halt nicht zwischen mich und Papa drängen sollen.
    Die Gens Ulpia und die Gens Aurelia stehen noch auf dem Prüfstand.

    Vorneweg schritten Hannibal mit Nero, dem riesigen Kampfhund von Flavius Serenus, sowie 2 ausgesuchte Gladiatoren von Flavia Agrippina. Dabei war auf den ersten Blick nicht ersichtlich, ob jetzt Hannibal den Hund an der Leine hatte oder der Kampfhund den Sklaven. Hannibal folgten 2 Sänften, eine Privatsänfte der Gens Flavia und eine Mietsänfte der gehobenen Klasse. Aus der ersten Sänfte schaute Serenus heraus. Angespannt und voller Instruktionen seiner Großmutter, bereit seinen Platz in der Familie zu erobern und alles nieder zu ringen, was sich ihm entgegen stellen würde, fixierte er seine Umgebung. Er war wieder da und mit Feuer und Gladius würde er zeigen, wessen Sohn er war.
    In der Mietsänfte saß Dido zusammen mit einem noch kleinen Molocherkampfhund. Hinter den Sänften rumpelten 6 volle Gepäckkarren über das Pflaster. Rund 35 auffällig unauffällige Begleiter mit weiten Umhängen und Sklaven verteilten sich rund um den Zug.


    Endlich kam das Tor der Villa in Sichtweite. Serenus und Dido wären am Liebsten aus den Sänften gehüpft, aber es galt schließlich eine gewisse Würde zu bewahren. Den Göttern sei Dank war die Reise vorbei. Die Karren hatten den Zug aber auch sehr verlangsamt. Der erste Karren enthielt Abschriften der Bibliothek in Alexandria und Souvenirs. Der zweite und dritte Karren enthielt Einrichtungsgegenstände der flavischen Landvilla, die Serenus annektiert hatte. Seine Tante Minervina würde wohl etwas neu einrichten müssen. Dafür hatte Serenus aber auch darauf verzichtet das Anwesen als Zeichen seiner Trauer um seine Lieblingstante Leontia nieder zu brennen. Abgesehen davon, dass es die Villa der flavischen Kaiser war.
    Die restlichen Karren enthielten neue Kleidung für Serenus. Seine Großmutter hatte in Baiae darauf bestanden ihn und Dido komplett neu einzukleiden, wobei Didos Sachen in einen sehr großen Weidenkorb passten. Serenus hatte mehr bekommen. Den Abschluss bildeten weitere 5 Gladiatoren von Flavia Agrippina, die diesmal kein Risiko eingehen wollte, dass Serenus nicht ankam. Flavia Agrippina schätzte ihre durchtrainierten Gladiatoren und Leibwächter nicht nur unter ästhetischen Gesichtspunkten.


    Der Zug hielt vor dem Tor. Einer der Gladiatoren trat vor und klopfte wuchtig gegen das Tor. Seine Stimme war ruhig, fast leise, aber auch kalt wie der Tod.


    „Im Namen von Domina Flavia Agrippina! Öffnet das Tor für den jungen Dominus Flavius Serenus, Sohn des Flavius Aristides und Neffel des Senators Flavius Felix! Verkündet seine Anwesenheit dem Hausherren!“




    EDiT: Aus dem Enkel habe ich mal den Neffen gemacht. Das ist schwer zu merken und liegt wohl daran, daß Onkel Senator Felix schon so alt und faltig ist.

    Serenus schaute Hannibal aus verweinten Augen an. Oma wollte, dass er zurück kam und Hannibal sollte ihn abholen. Oma hatte ihn nicht im Exil vergessen. Vermutlich reichte es Oma inzwischen auch, was für ein Unrecht ihm angetan worden war. Aber warum war sein Lieblingsonkel Gracchus nicht gekommen? Mochte ihn sein Onkel nicht mehr? Hatte die Hexe Claudia Epicharis über Tante Antonia etwa Einfluss auf seinen Onkel genommen? Und Oma war gesundheitlich angegriffen?
    Viele Fragen schwirrten Serenus durch den Kopf. Denn och handelte er. Die Fragen würden sich später klären lassen. So gab er den Sklaven Anweisungen all seine Sachen reisefertig zu verpacken. Die Aussicht auf die baldige Abreise schien die Sklaven zu beflügeln und schon nach wenigen Stunden verließ eine mittelgroße Karavane voller Gepäck und Einkäufen in Alexandria, ein guter Teil des Hausrates der Villa, sowie die Sänfte von Serenus und die Mietsänfte von Hannibal die Villa. Mit der nächsten Flut stach die Privatgaleere von Flavia Agrippina wieder in See.


    Serenus war auf dem Wege nach Baiae.

    Serenus hatte bitterlich geweint. Der Brief seines Lieblinksonkels Gracchus lag verloren auf dem Boden. Tränen hatten den Inhalt ohnehin verwischt. Mit geröteten Augen und alleine saß Serenus auf einer Marmorbank im Garten und starrte vor sich hin. Er hatte weder Augen für die 5 spontan gekreuzigten und willkürlich ausgewählten Sklaven, noch die Schmerzenschreie der restlichen Haushaltssklaven, von denen jeder 10 Peitschenhiebe erhielt. Serenus versuchte so seinem Schmerz über den Verlust seiner Lieblingstante Leontia ein würdiges Gewicht zu geben. Neben seinen Tränen.


    Eine Gestalt in feiner Reisegewandung bewegte sich vorbei an bleichgesichtigen Sklaven auf Serenus zu. Keiner der Sklaven hatte sich bislang getraut seine Anwesenheit dem jungen Dominus zu melden.


    Hannibal blieb einen Augenblick stehen und betrachtete Serenus. Der kleine Dominus war etwas gewachsen und sah seinem Vater immer ähnlicher im Gesicht aus, wobei er aber auch seine Mutter nicht verleugnen konnte. Die Haare konnten mal wieder einen neuen Haarschnitt vertragen, aber selbst das war bei Serenus nichts Neues. Das Sprüchlein „Nur an den Spitzen etwas kürzen oder ich lasse dich auspeitschen“ hatte er schon mit 3 Jahren gekonnt.
    Hannibal hob das Schreiben vom Boden auf und überflog es. Offensichtlich hatte er die schlechten Nachrichten vom Tode seiner Tante Flavia Leontia bereits durch Flavius Gracchus erhalten und befand sich in desolater Stimmung. Hannibal überlegte sich, wie er Serenus am Besten angehen sollte. Damit stand und fiel oft bei Serenus alles. Er war ja sehr oft vernünftig und einsichtig, aber der richtige Ton war alles. Serenus kannte Hannibal von Kleinkind an, was umgekehrt auch der Fall war.
    Hannibal war nicht nur der Leibsklave von Flavius Aristides, sondern auch der ehemalige Aushilfsbetreuer von Klein-Serenus. Zu seinen Aufgaben hatten oft die Gute-Nacht-Geschichte, das Zudecken und der Blick nach Monstern in den Spielzeugkisten und unter dem Bett am Abend gehört. Vom Finden eines ausgebüchsten Serenus im Garten, Serenus lernt Schwimmen und Fischen mal abgesehen. Dann hatte er ihn ergänzend zu den vielen Hauslehrern unterrichtet. Serenus hatte bislang stets auf Hannibal gehört, wenn es darauf ankam und man es ihm richtig erklärte.


    Und nun kam er als offizieller Repräsentant von Flavia Agrippina aus Baiae um Serenus nach Baiae und Roma zurück zu bringen. Hannibal trat zur Marmorbank und setzte sich direkt neben Serenus.


    „Salve Dominus! Wie ich sehe hat man dich bereits informiert. Das wird deine Großmutter, Flavia Agrippina, betrüben, denn sie wollte Dir die schlechten Nachrichten persönlich in Baiae mitteilen. Ihre angegriffene Gesundheit erlaubte ihr leider keine Reise nach Alexandria. Ich soll dich zu ihr nach Baiae bringen, denn sie braucht dich jetzt. Sie braucht dich als Stütze und Hilfe für ihre Reise zu den Bestattungsfeierlichkeiten deiner verstorbenen Tante Flavia Leontia. Außerdem zeichnen sich in Roma einige Veränderungen im Machtgefüge ab, die sie mit Dir zusammen sondieren möchte. Ihre Privatgaleere liegt auslaufbereit im Hafen. Sobald alles für die Reise gepackt wurde, können wir gemäß den Wünschen von Flavia Agrippina aufbrechen. Dann schaffen wir es auch noch rechtzeitig nach Roma, wo wir deinen Geburtstag gebührend feiern können. Ansonsten soll ich dich von deiner Großmutter, Nero und Dido herzlich grüßen. Dominus!“


    Hannibal grinste innerlich breit als er sich Sciurus und die restlichen Flavier in der Villa in Roma vorstellte, während eine Geburtstagsfeier von Serenus stattfand. Dessen Feiern in Baiae waren berüchtigt gewesen. 60 und mehr Kinder, Zirkusspiele, Gaukler, Ziegenrennen im Garten und im Haus, lustige Karrikaturen an den Wänden und ein ohrenbetäubender Lärm waren meist noch die harmlosen Begleiterscheinungen. Flavia Agrippina hatte den ein oder anderen Geburtstag danach als Anlass für eine Neueinrichtung einiger Räume der Villa in Baiae genutzt.

    Serenus saß an seinem Schreibtisch und studierte aufmerksam den Bericht „seiner“ Verwalter in Aegyptus. Zu seiner Verwunderung hatte Onkel Gracchus in Roma immer noch keine Reaktion darauf gezeigt, dass sämtliche Erträge der Ländereien in Aegyptus nicht mehr nach Roma flossen. Serenus hatte alle Ländereien und die kaiserliche Landvilla requiriert. Nun floss alles Gold und Silber in seine Privatschatulle. Von irgendetwas musste er ja leben und seine Studien bezahlen. Zu seiner Faszination füllte sich die Kiste trotz aller Ausgaben mehr und mehr.


    Die Sklaven der Villa hatte er in drastischen Strafen etwas reduziert und somit zugleich gefügig gemacht. Er war hier der Herrscher über Leben und Tod. Das hatten auch die ersten Verwalter erfahren müssen, welche ihn betrogen und in die eigene Tasche gewirtschaftet hatten. Serenus hatte von Hannibal, dem Sklaven seines Vaters, das Thema Hauswirtschaft und Betriebsführung zwar nur am Beispiel eines Bauernhofes gelernt, aber dumm war er nicht. Einige Nachfragen, der gescheiterte Fluchtversuch eines Verwalters und Serenus war wie ein Bluthund auf der Jagd. Verwalter waren festgesetzt und im Kerker der Villa inhaftiert worden. Unter Folter waren einige geständig gewesen, andere hatten wohlwollend kooperiert, nachdem sie die Schreie ihrer Kollegen gehört hatten und es sich herumgesprochen hatte, dass Serenus den ersten Verwalter „inhumieren“ ließ. Den Rest hatte er bislang am Leben gelassen, da er auf die Ankunft von Sica, Hannibal oder Onkel Gracchus als erfahrene Vermögensverwalter setzte.


    Seine helfende Hand war dabei seine persönliche Leibwache, welche im Laufe der Wochen auf 30 Mann angewachsen war und ihm ihren bedingungslosen Treueeid geleistet hatten. Loyale Klienten hatten ihm den ein oder anderen Mann, na ja fast alle, empfohlen. Ohnehin schien die Flut von Klienten jeden Tag größer zu werden. Was Serenus nicht wusste war, dass 27 Leibwächter im Dienste und Auftrag seiner Oma Flavia Agrippina standen, während die anderen drei Leibwächter aus Roma sich im Wesentlichen Senator Flavius Felix verpflichtet fühlten. Im Ergebnis hatten aber alle dasselbe Ziel: Serenus unbedingt zu beschützen, am Leben zu erhalten und Ärger ihm vom Leib zu halten.


    Das beschauliche Leben in der Villa schien jedoch nun durch zwei Umstände bedroht zu sein:
    Tante Minervina war aufgekreuzt und hatte die besinnliche Stille der Villa gestört. Ja, sie störte nicht nur, sondern führte sich auch auf, als ob sie hier etwas zu sagen hatte. Und sie war laut. Launisch war seine Tante ja schon in Roma gewesen. Aber laut und launisch gefiel Serenus in seiner Villa nicht. Was machte die bloß in Aegyptus? Sollte die nicht längst politisch mit Senator Tiberius Durus verheiratet sein? Ob sie von der Hexe Claudia Epicharis oder seinem Vater gesandt worden war um ihm seine Villa streitig zu machen? Oder etwa von Onkel Gracchus? Serenus vermutete inzwischen, dass die Verwandschaft wusste, wo er sich aufhielt. Er gab den Sklaven Anweisungen seine Tante auszuspionieren und vorsorglich ihre Speisen dezent mit etwas Schlafmohn zu versetzen um ihre Aktivität etwas zu dämpfen. In der momentanen Phase seines Rachefeldzuges konnte er Interaktivitäten seiner Tante nicht gebrauchen. Auch gab er Anweisungen die Mahlzeiten zu verlegen, dass gemeinsame Essen vermieden wurden. Und seine Studienlesungen in Alexandria würden intensiviert werden. Zusammen mit der Größe des Anwesens sollte dies ausreichen um seiner tante einige Tage aus dem Weg zu gehen.


    Die Verfluchung von Claudia Epicharis durch den Priester von irgend so einer ägyptischen Aberglauben-Gottheit namens Anubis schien einfach keine Wirkung zu zeigen, wie ihm ein bezahlter Informant aus Roma mitteilte. Die war immer noch das blühende Leben. Dabei hatte ihm der Priester garantiert, dass der Fluch Wirkung zeigen würde. Und er hatte ganz klar Claudia Epicharis gesagt und nicht Claudia Antonia. Oder etwa doch versehentlich Tanta Antonia? Der Priester hatte die Verfluchung mit großer Zeremonie und Opfer in aller Heimlichkeit in der Villa Flavia ausgeführt. Auf dem Heimweg war er dann bedauerlicherweise von zwei Unbekannten nieder geritten worden und verstarb noch an Ort und Stelle. Verlor der Fluch mit Tod des Verfluchers seine Wirkung? Hatte Serenus zu früh den Priester aus dem Weg schaffen lassen? Oder musste bei einer Römerin ein römischer Priester ran? Dann wäre das ein eindeutiger Fall für seine Onkels Lucullus und Aquilius. Aber ob die mitmachen würden?


    Nun gut, dann blieben ja noch Plan Zwei und Plan Drei übrig. Plan Zwei sah vor, dass seine Schwester Arrecina diese Hexe Epicharis zu einem Essen in die Villa Flavia in Roma einladen würde. Dabei würde sie die Claudia auf Anweisung von Serenus vergiften. Serenus hatte bereits das Gift in Alexandria besorgen lassen. Die Dosis sollte ausreichen, um einen ausgewachsenen Molocherhhund zu vergiften. Claudia Epicharis war sicher nicht viel schwerer. Eher sogar leichter.
    Sollte das nicht klappen, so würde Plan Drei unmittelbar in Kraft treten. Serenus würde sich höchstpersönlich der Sache annehmen und nach Roma reisen. Dort würde er, mit dem erforderlichen Wissen um die lokalen Gegebenheiten, mit seiner Leibwache als Räuberbande verkleidet in die Villa Flavia eindringen und die Claudia ermorden. Natürlich würde man Claudia Epicharis vorher mit einem gefälschten Schreiben in die Villa Flavia einladen müssen. Aber so schwer war die Unterschrift von Tante Antonia nicht nachzumachen. Für Serenus war Claudia Epicharis zu einer Frage der flavischen Familienehre geworden.



    Sim-Off:

    Spielt nach der Ankunft von Minervina in der Villa und vor deren erneuter Abreise nach Roma. Und vor dem Brief von Onkel Gracchus

    Serenus wandte sich kurz an Elgus.


    "Elgus! Finde heraus, ob es in der Landvilla Flavia ein Becken mit Krokodilen gibt um ungehorsame Sklaven zu disziplinieren, wenn wir dort endlich angekommen sind. Als Ergänzung zu den Löwen oder einer Kreuzigung hören die sich brauchbar an. Die hiesigen Krokodile scheinen etwas aktiver zu sein als das kleine und faule Krokodil, welches wir einmal in Baiae in ein leeres Wasserbecken von Oma gesetzt haben.“


    „Dominus! Ja, das werde ich, obgleich man in Aegyptus die Leute angeblich eher auf einen Pfahl aufspiesst. Das soll noch mehr schmerzen als eine Kreuzigung. Und ich bin mir nicht sicher, ob es Löwen für eine mögliche Disziplinierung in der Villa gibt. Löwen sind sehr anspruchsvoll in der Pflege und es waren lange keine Flavier mehr vor Ort, die Löwen zu schätzen gewusst hätten. Wildhunde und Schakale sollen dagegen beliebt sein. Aber Löwen lassen sich sicher auch ganz leicht besorgen, sicher sogar noch leichter als in Roma. Und ich glaube die Krokodile in Aegyptus sind deutlich größer. Sie sollen angeblich mehrere Schritt lang werden.“


    „Also Löwen müssen auf jeden Fall angeschafft werden, wenn ich der Hausherr der flavischen Villa bin. Ich kann ohnehin nicht verstehen wieso unsere Löwen in Roma immer nur im Circus untergebracht waren. In der Villa wäre genug Platz gewesen. Und so pflegeintensiv sind die doch auch nicht. Wir haben dort doch genug Sklaven. Und für dioe Rosen von Onkel Senator Felix interessieren die sich auch nicht. Im Gegenteil, wir hätten die böse Hexe Epicharis mal zu denen in den Käfig stecken können.“


    "Dominus! Ich glaube deine Tanten und Onkel sind nicht so modern eingestellt wie du was Haustiere betrifft. Ich glaube sie sehen das noch unter sehr altmodischen, patrizischen Gesichtspunkten. Womit ich nicht ausdrücken möchte, daß diese schlecht sind. Vielleicht brauchen sie in Roma nur etwas Zeit sich auf junge Patrizier und Kinder im Haushalt einzustellen. Ich bin sicher, daß das schlagartig ganz anders wird, wenn deine Onkel und Tanten selber den ersten Nachwuchs haben."


    "Da könntest du recht haben. Bis auf Tante Leontia und Onkel Aquilius scheinen da viele etwas mumiefizierte Ansichten zu haben."


    Dido unterhielt sich derweil mit dem Centurio und dann schien man auch endlich passieren zu dürfen. Na dann mal auf zur flavischen Villa dachte Serenus.

    Serenus hob eine Augenbraue in einer patrizischen Art und Weise, welche seine Verwandten mit Stolz erfüllt hätte. Bei der letzten Bemerkung des “Centurios” war Serenus versucht ein “Deplorabel!” zu plazieren, wie es Onkel Gracchus so oft tat.
    Zumindest konnte er aus der Bemerkung mit dem Krokodilfutter schliessen, daß er einen Plebeier mit begrenzter geistiger Wahrnehmung vor sich hatte. Nicht nur, daß er sich nach dem Namen aller Sklaven erkundigte, sondern er hielt einen Rassehund, dessen Stammbaum länger war als die Ahnenreihe der meisten plebeischen Gentes auch noch für Krokodilfutter. Auf die Sklaven hatte er die letzte Aussage sicher nicht bezogen.


    Elgus wandte sich an Serenus um.
    “Dominus. Es handelt sich hier allen Anschein nach nicht um den Praefectus des Hafens, zu dem uns der Optio auf Weisung des Centurios vom Schiff hätte bringen sollen. Vielmehr handelt es sich um einen Centurio. Er wünscht unser aller Namen zu wissen.”


    Serenus hob erneut eine Augenbraue und musterte den Centurio etliche Herzschläge. Deplorabel! Dann wandte er sich an Dido.


    “Mir scheint, daß sich die Einreisegepflogenheiten seit dem letzten Besuch meiner Onkel und Tanten etwas geändert haben. Zumindest hat keiner der Eques und Senatoren auf der letzten Feier bei Onkel Senator Flavius Felix etwas erwähnt als sie von meiner Reise erfuhren, nicht mal der Augustus. Vielleicht hätten wir doch besser mit dem Privatschiff von Onkel Senator Flavius Felix anreisen sollen.
    Teile ihm mit, wie dein Name ist und den von Elgus. Der Rest heißt ohnehin nur “Sklave”. Wozu einem normalem Gebrauchsgegenstand einen Namen geben. Ich benenne ja auch nicht meine Tunikas. Und erkundige dich nach dem Namen des Centurios, damit wir uns zu gegebener Zeit positiv an ihn erinnern können.”

    Sim-Off:

    Oha. Tschuldigung, habe ganz übersehen, daß hier noch jemand etwas gepostet hat. Und Dido ist es auch nicht aufgefallen.



    "Der Nächste" war in diesem Fall Serenus, denn er war zugleich der Anfang und das Ende seiner Schlange für "wirklich wichtige Reisende".


    Umringt von Dido, Elgus und Kampfhund Nero musterte Serenus den Mann hinter dem Tisch mit mißmutigem Blick. Das war also der Praefectus des Hafens. Also da machte sein Papa bestimmt eine bessere Figur in Rüstung und der war nur Tribunus. Auch wenn Serenus seinen vater bislang noch nie in Rüstung gesehen hatte. Die hatte immer nur so in seinem Cubiculum herum gestanden, wenn er in der Villa Flavia in Roma war. Er schnippste mit den Fingern und Elgus ergriff das Wort.


    "Salve Praefectus! Der junge Dominus Flavius Serenus, Sohn des Tribunus Flavius Aristides, Neffe des mächtigsten Senators von Roma, Flavius Felix, möchte ohne große Verzögerungen zur Landvilla Flavia weiterreisen, damit er so schnell wie möglich seine Studien an den Lehrstätten von Alexandria aufnehmen kann."

    Juhu! Schön, dass du es endlich geschafft hast. Dann kann ich ja wieder aktiv werden und wir können die Herrschaft in Alexandria an uns reißen. Allerdings gibt es einige Änderungen als von der Stadtwache und Dir festgehalten.


    Also Wohnort kann erst mal Roma bleiben. Daß wir uns nach Alexandria in die ehemalige Villa der flavischen Kaiser abgesetzt haben weiß noch keiner. Melde dich dann ggf. nach Ägypten noch um.


    Sklavenhändler ist nicht nötig, denn Papa hat dich mir ja schon zu den letzten Saturnalien geschenkt. Wir bezahlen doch nicht für eine Sklavin, die mit viel Liebe auf den eigenen Ländereien in Baiae von Oma aufgezogen wurde.


    Eigentümer werde ich selber, wenn Papa nichts dagegen hat, wobei ich nicht weiß, ob die Signatur auf mich schon laufen kann, da ich ja noch Adulecens bin. Da ich ja noch unter der Patria Potestas meines Vaters stehe, gehörst du eh ihm. Ansonsten läuft die Signatur halt auf Papa.

    Bei dem Anwesen handelt es sich um eine prächtige Landvilla, welche mit der Villa Flavia in Roma nicht nur hinsichtlich ihrer Prächtigkeit konkurrieren kann, sondern auch das gesamte Anwesen in Roma (inklusive des großen Gartens) um ein Vielfaches an Grundfläche übertrifft.


    Die Landvilla gehörte den flavischen Kaisern und wurde bis zu ihrem Tode von Diva Lacrima Flavia Nyreti bewohnt.


    Das eigentliche Wohnhaus ist von einem riesigen Garten umgeben, welcher für den Garten in Roma nur noch das Wort “Blumenbeet” erlaubt.
    Um den Garten schliessen sich ausgedehnte und weitläufige Ländereien an.
    Und damit eine eventuell vorhandene Nachbarschaft nicht neidisch auf den Wohlstand der Gens Flavia werden kann, ist das gesamte Anwesen von einer mehreren Schritt hohen Mauer umrahmt, deren Mauerkrone wenig einladend aussieht (die scharfen Ton- und Glasscherben auf der Krone oder die eisernen Spitzen sollten vermutlich Obstdiebe aus dem Garten fern halten und ein Erklettern erschweren).


    Über Vergleiche hinsichtlich der Größe, wonach die ganze Subura von Roma bequem auf dem Anwesen Platz gefunden hätte, schweigen sich die patrizischen Bewohner grundsätzlich aus. Solch plebeiische Vergleiche bedürfen keiner patrizischen Kommentierung, auch wenn sie der Wahrheit entsprechen.


    Das Anwesen liegt unweit der Siedlung Eleusis am Hadrasee, zu welchem man direkten Zugang hat. Diese Lage erlaubt auch noch von Alexandria als “nahegelegener Stadt" zu sprechen.
    Wenn man ein gutes Stück über das Anwesen flaniert, die gut gesicherte Pforte einer weiteren Innenmauer durchquert, so erreicht man einen kleinen Strand mit edelstem Sand und einem Anleger für kleinere Fischerboote und ein Schiff mittlerer Größe.


    Unbestreitbar ist die Lage exorbitant; der verstorbenen flavischen Kaiser, welche hier ab und an residierten, würdig; und man hielt einen ausreichenden patrizischen Abstand zum nächsten (vermutlich) patrizischen Nachbarn ein.


    Eine gut ausgebaute Römerstrasse führt an dem Anwesen vorbei (womit man eine gute Anbindung genießt) und eine Abzweigung von der Strasse erlaubt es dem Besucher zunächst einige 100 Schritte durch eine Dattelpalmenallee zu wandeln, bevor er zum gewaltigen Tor des Anwesens gelangt.


    Das reichverzierte, doppelflügige Tor, welches bereits einen Vorgeschmack auf den Wohlstand der hiesigen Bewohner erlaubt, gewährt dann den Zutritt in die Welt der Reichen und Mächtigen (und auch der Schönen), in die Welt der völlig normalen Gens Flavia.






    Natürlich nur wenn man nicht von den am Portal angebrachten Hinweisschildern betroffen war.


    Warnung vor den Löwen!


    Betteln und Hausieren verboten!


    Den Anweisungen der Wachen ist Folge zu leisten!


    Audienzen nur nach vorheriger Terminvereinbarung!





    Serenus rules :P
    1.0

    Serenus, Dido und die anderen Reisenden, welche den Hafen von Alexandria das erste Mal erreichten, standen an der Reeling und staunten mehr oder minder offen. Vor allem der große Leuchtturm vom Pharos, ein Weltwunder, verschlug den meisten Betrachtern den Atem.


    Mit großem Aufwand und Geschrei am Hafen legte das Schiff an und Serenus wappnete sich an Land zu gehen. Durch Mitreisende war er vor aufdringlichen Fremdenführern gewarnt worden, welche einen nur auszunehmen gedachten. Aufgrund der gemachten Kontakte an Bord würde man ihm aber direkt am Hafenkai einem fürsorglichen und ortskundigem Verwandten, auch ein Ben Levi, besorgen, welcher ihn sicher zur Villa Flavia Alexandriae geleiten würde.


    Zur Überraschung von Serenus begann dann zwar das teilweise Entladen des Schiffes, aber die Reisenden gingen nicht von Bord. Dafür marschierten Soldaten, römische Legionäre, am Kai auf.
    Verdammt! Mist! Möge Iuppiters Blitz seinen Papa, nein noch besser diese Hexe Epicharis auf der Latrine treffen!
    Wie hatte die Familie so schnell rausgefunden wohin er unterwegs war? Und wieso war die Nachricht von seiner Ankunft schneller da als er? Daß da gerade Soldaten vor dem Schiff aufmarschierten konnte nur auf Befehl von Papa oder Onkel Senator Felix erfolgen. Oder reichte Omas Macht etwa bis nach Aegyptus? Serenus schaute auf der anderen Seite des Schiffes über die Reeling ins Wasser. Sonderlich einladend sah das Wasser im Hafenbecken aber nicht aus. Was da so alles drin schwamm? Ob er da wirklich einen Fluchtversuch wagen und über Bord springen sollte?


    Dann stürmten die Soldaten unter Führung eines Optios an Bord und widmeten sich den Passagieren und der restlichen Ladung. Andere durchsuchten die bereits entladene Fracht auf dem Kai.


    Dann zeigte plötzlich der Kapitän des Schiffes in Richtung Serenus, nachdem er sich mit dem Optio unterhalten hatte, welcher eine Liste in der Hand hatte und in eine gewisse Hektik ausgebrochen war. Der Wind trug in dem lauten Getöse um ihn herum deutlich das Wort „Gens Flavia“ herüber. Das war es dann wohl. Serenus schnippste mit den Finger um seinen Begleitern zu signalisieren, dass sie sein Leben so teuer wie möglich verkaufen sollten. Vom Sprung über Bord hatte er bei „so dreckigem Wasser“ Abstand genommen. Der Optio rannte aber von Bord und kam mit einem Centurio wieder. Dann unterhielten sich beide mit dem Kapitän. Langsam kamen der Kapitän und der Centurio zu ihm. Der Centurio schien mit einem Blick auf die Leibwächter zu erfassen, dass er kurz davor war das Deck voll zu bluten und blieb stehen. Er rief einen kurzen Befehl und schon war die Gruppe von Serenus von mindestens 100 Legionären (der aufmerksame Betrachter der Szene sah nur 14) umzingelt.


    Eine befehlsgewohnte Stimme donnerte über das Deck.
    „Salve! Ich wünsche Flavius Serenus zu sprechen. Mir liegen keine Informationen über die erlaubte Einreise eines römischen Senators nach Alexandria in Aegyptus vor. Und ich rate von jedem Widerstand gegen uns ab!“


    Die Leibwächter traten einen kleinen Schritt zur Seite und erlaubten so einen Blick auf Serenus, dessen trotziges Gesicht deutlich sagte, dass er sehr wohl gewillt war Widerstand gegen eine Verhaftung zu leisten.


    „Ich bin Flavius Serenus, Sohn des Tribunus Flavius Aristides, Neffe des mächtigsten Senators von Roma, Flavius Felix. Und ich bin kein Senator… noch nicht!“


    Augenblicklich schien beim Anblick von Serenus die Anspannung von dem Centurio und den Soldaten abzufallen. Nur ein Kind, wenn auch von patrizischer Abstammung. Zum Glück kein Senator, was für Wirbel gesorgt hätte. Der Tag war gerettet, der Papyrusaufwand hielt sich damit in Grenzen. Der Centurio warf dem unaufmerksamen Optio und dem grinsenden Kapitän einen bitterbösen Blick zu. Die Aufregung hätte man auch reduzieren können, wenn er gleich gewusst hätte, dass der Flavier auf der Passagierliste ein kleiner Junge war, der hier entweder Verwandte besuchen oder studieren sollte.


    „Gut! Dann möge der „zukünftige Senator“ zur formmellen „Personenkontrolle“ beim Praefectus des Hafens meinem Optio folgen. Zusammen mit seiner Begleitung und seinem Gepäck. Nur eine Formalität. …Bitte.“


    Das letzte Wort verwendete der Centurio wohl nicht so oft, denn es kam etwas ungewohnt über seine Lippen. Zum Glück kam er so als einer der Ersten von Bord und sah sich plötzlich in Begleitung der Sklaven, der Sänfte und des wenigen Gepäcks am Ende einer endlos langen Schlange für die Personenkontrolle.


    „Das ist ja wohl ein schlechter Scherz. „Deplorabel“ würde mein Onkel Gracchus sagen. Ich bin Patrizier, kein gewöhnlicher Peregrinus! Man hat uns zur falschen Schlange geführt! Solche Scherze mag ich nicht. Ich werde mich bei Senator Flavius Felix und Augustus Ulpius persönlich beschweren, wenn ich beide das nächste Mal in Roma treffe, wo ich dann Klient des Augustus werden soll.“ maulte Serenus laut und hob eine Augenbraue. Er warf dem Optio einen vernichtenden Blick zu, jedoch wand sich der Optio nicht vor Scham auf dem Boden, sondern grinste nur frech.


    „Oh, es geht auch schneller, allerdings kostet das einen Zuschlag von 60 Sesterzen für „wirklich wichtige Personen“. Der Statthalter legt Wert auf die Gleichbehandlung aller Reisenden, aber gegen einen entsprechenden Bearbeitungszuschlag geht es auch ganz schnell.“ entgegnete der Optio.


    Dido schaltete mit einer Schlauheit, welche ihr von ihrem Vater Hannibal vererbt worden war, wandte sich an ihren Dominus.
    „Dominus! Ich soll dich daran erinnern, dass du Dir im Auftrag des Senators Flavius Felix und des Rex Sacrorum Flavius Gracchus alle Studienausgaben von mehr als 30 Sesterzen quittieren lassen musst, damit diese nachgeprüft werden können.“


    „Öhm, äh, ja! Na gut, ausnahmsweise können wir wohl auch nur 30 Sesterzen vertreten. Bist ja auch nur ein halber Patrizier, also noch ein Kleiner, von der Größe her meine ich.“


    Serenus wurde blass im Gesicht, eine Zornesader schwoll an und er blickte den Optio mit einer Kälte an, welche jeden Sklaven der Gens Flavia hätte tot umfallen lassen. Leibwächter Elgus dagegen zog es vor 30 Sesterzen zu bezahlen, bevor es hier noch „handgreifliche diplomatische Verwicklungen“ gab und der junge Dominus den selbstmordbefehl gab den Optio tot im Hafenbecken zu entsorgen. Der Optio wäre nicht das Problem gewesen, aber im Hafen lief mindestens eine halbe Legio umher. Wie Ameisen, auf deren Bau man mit Sandalen getreten war.


    Mit einem Serenus, der kurz davor war zu platzen, ging es weiter zur quasi inexistenten Warteschlange für „wirklich wichtige Reisende“.

    Eine durchwachsene Schiffreise lag hinter Serenus, aber laut dem Kapitän würde man in ein oder zwei Tagen endlich Alexandria erreichen. Alle waren gereizt und Serenus Stimmung war auch von Tag zu Tag schlechter geworden.


    Die ersten Tage des Reise waren von Neptuns Segen und Serenus und Didos Seekrankheit geprägt gewesen. Neptun schien die Flucht von Serenus nach Ägypten zu unterstützen, denn besser hätte der Wind für den Verband der fünf Handelsschiffe nicht sein können. Allerdings war selbst eine ruhige See nicht jedem Patrizier seine Sache. So waren Serenus und Dido, nebst anderen Mitreisenden, seekrank geworden, wollten nichts essen, behielten das wenige Essen nicht bei sich und kotzten in einer Tour. Apollo sei Dank wurde es in den folgenden Tagen besser.


    Dann stellte sich Nero, der Kampfhund von Serenus, als echter Kraftakt heraus. So ein riesiger Hund brauchte Auslauf und das Schiff war nun einmal eindeutig kleiner als der Garten der Villa Flavia. Also mußte ein Dienstplan aufgestellt werden, welcher dem Hund Bewegung verschaffte, indem die Trägersklaven und die Leibwächter den ganzen Tag mit dem Hund vom Bug bis zum Heck und zurück ihre Runden drehten. Der Hund empfand diese Bewegungseinschränkung und das fehlende Stöckchen-Apportieren als sehr unbefriedigend und war dementsprechend schlecht gelaunt. Die Bestie in diesem Hund kam mehr und mehr in der Vordergrund und ließ sich nur mit Mühe von Dido und Serenus kontrollieren.


    Dann wurde das Tempo der Schiffe durch einen Gegenwind stark ausgebremst, auch wenn die Mannschaften diverse Manöver einleiteten um dem entgegen zu wirken. Dies verschaffte Serenus mehr Zeit sich mit den anderen Reisenden zu beschäftigen und zu unterhalten. Wenn auch nur um die schreckliche Langeweile an Bord zu bekämpfen. Außerdem verschafften die Mitreisenden eine angenehme Atmosphäre mit der die nächtlichen Alpträume vertrieben wurden, unter denen Serenus seit dem Überfall auf der Strasse nach Ostia litt. Immer wieder sah er das viele Blut und den Sklaven vor sich, welchen er getötet hatte.


    Zunächst einmal fiel ihm angenehm auf, daß ihm die ausländischen Mitreisenden den angemessenen patrizischen Respekt entgegen brachten. Ganz anders als in der Villa Flavia, wo er immer nur der Kleinste und Jüngste war.


    Die vielen griechischen Gelehrten an Bord, lauter solche Theodoros-Verschnitte, begrüßten es, daß die Patrizier ihre Kinder nach Alexandria, in die Wiege der Bildung und Kultur, entsandten. Es ergaben sich etliche philosophische Gespräche, bei denen Serenus viel zuhörte und auch Fragen stellte, die ihm ausführlich beantwortet wurden. Die Männer gingen viel mehr auf ihn und sein Alter ein. Vielleicht belebte Konkurrenz ja das Geschäft, denn er bekam zahlreiche Hinweise und Empfehlungen, was er unbedingt an Schriften lesen sollte, an wen er sich in Alexandria wenden könne und auf wen er gerne wieder zukommen könne, wenn er einen Hauslehrer suchen würde. Einladungen wurden ausgetauscht. Mitunter mußte man am Anfang auf Latein ausweichen, denn die verschiedenen griechischen Dialekte stellten eine Hürde da, aber zum Ende der Reise hin verstand und sprach Serenus wieder fließend Griechisch und auch sein Rhodos-Akzent und sein Sklave-Hannibal-Akzent wurden wohlwollend akzeptiert, denn fast jeder an Bord sprach einen anderen Dialekt, wenn er sich nicht um ein sauberes und altertümliches Griechisch bemühte.


    Die Juden an Bord waren wiederum ein ganz eigene Sorte von Mensch. Das Thema Religion, Götter und Kulte mied man besser bei ihnen. Sie waren sehr unbeherrscht und emotional in diesen Dingen. Und konnten dann stundenlang mit einem diskutieren und versuchten einen vom ihrem Standpunkt zu überzeugen. Das lag vielleicht daran, daß die Römer so viele Götter hatten und sie sich nur an einen Gott klammerten. Und mit der emotionalen Diskussion versuchten sie ihren Mangel zu kompensieren, da sie sich in ihrem Herzen für nur einen Gott schämten.
    Auch das Thema Essen war ein schwieriges Feld. Sie waren sehr gastfreundlich, aber sie hatten so viele Gebote und Verbote was sie wann essen durften, daß ein Jude wohl nur einen Juden heiraten durfte, wenn er zu Hause eine permanente Ehekrise vermeiden wollte. Obgleich das exotische Essen aus deren Küche durchaus schmeckte, zumindest wenn man auf See war und immer Hunger hatte. Aber ansonsten waren sie sehr nett, höflich und kinderfreundlich. Serenus und Dido waren gern gesehene Gäste und lauschten ihrer Sing-Sang-Sprache, die man sie auch zugleich etwas lehrte. Die Juden konnten auch tolle Geschichten erzählen. Und jeder schien jeden zu kennen und mit jedem irgendwie verwandt zu sein, da alle Juden aus nur 12 Gentes stammten. So hatte Serenus am Ende der Reise mindestens 60 Namen von Ansprechpartnern und Händlern, wenn er irgendetwas in Alexandria benötigen würde.


    Die restliche Zeit an Bord nutzte er um etwas Ägyptisch zu lernen. Lesen, Schreiben, Sprechen. Ägyptisch war neben dem sonderbaren Gekritzel der Juden die vermutlich komplizierteste Sprache der Welt und kannte unglaublich viele Dialekte. Das Schreiben war eher ein Zeichnen von Symbolen. Er hätte die Sprache vermutlich nie angefangen, wenn es an Bord nicht so langweilig gewesen wäre. Hin und wieder ließ er sich von seinem Leibwächtern im waffenlosen Kampf, Dolchkampf und dem Kampf mit dem Gladius unterweisen. Oder übte das flavische Heben der Augenbraue mit einem Handspiegel.


    Kurze Aufregung gab es nur einmal als man ein fremdes Segel am Horizont entdeckte und als Piratenschiff identifizierte. Aber zur Enttäuschung von Serenus fuhr es einfach weiter, nachdem es der Größe des Handelschiffverbandes gewahr wurde. Auch das Angeln bot nur kurze Aufregung als er einen Hai am Haken hatte. Aber der biss kurzerhand die Leine durch und verschwand.


    Schließlich entdeckte er am nächtlichen Hinmmel dann ein Licht. Laut der Mannschaft sollte es sich dabei um den Leuchtturm von Alexandria handeln und die Reise näherte sich ihrem Ende.

    Serenus und seine Begleiter hatten Quartier in der teuersten Herberge von ganz Ostia genommen. Er setzte darauf, daß man ihn nicht hier vermuten würde, denn wer auf der Flucht war tendierte ja dazu in einer der vielen billigen und zwielichtigen Unterkünfte unter zu kommen.


    Ein sehr guter Medicus war gerufen worden und hatte seine Kopfverletzung versorgt. Eine einfache Platzwunde, die eine riesige Beule und tagelange Kopfschmerzen mit sich bringen würde, aber keine Narbe. Mist! Zumindest hatte er einen echt kühlen Kopfverband bekommen.
    Seinen schwer verletzten Leibwächter würde er wohl nicht in Ostia zurück lassen müssen, denn die Verletzungen hatten sich als nicht so schwer erwiesen.


    Am nächsten Tag hatte er sich incognito in den Hafen begeben. Das bedeutete ohne Hund, Dido, Trägersklaven und Sänfte, nur begleitet von seinen verbliebenen Leibwächtern. Es galt so schnell wie möglich ein Schiff nach Aegyptus zu finden. Die Unterkunft für sich und seine Sklaven kostete viel geld. Und davon hatte er seit seiner Flucht keine unbegrenzten Mittel in Form von Onkel Gracchus mehr zur Hand.
    In Aegyptus konnte ihn seine Familie nur schwer erwischen und außerdem war das Land für eine beginnende Karriere als Grabräuber bestens geeignet.


    Einige zähe Stunden später hatte man im Hafen ein Schiff auf Empfehlung eines Samuel Ben Levi gefunden. Dieser war ein Angestellter der Handelsniederlassung der patrizischen Gens Cornelia in Ostia. Und Serenus kannte Samuel Ben Levi von Besuchen bei der Gens Cornelia in Baiae. Es hatte nicht einmal eine Stunde gedauert den Mann zu finden. Ein Cousin der Mutter seiner Tante oder so hatte dann alle Verhandlungen für Serenus geführt und das Schiff war besichtigt worden.


    Das Schiff hatte einen judaeischen Namen, den er nicht aussprechen konnte, ja nicht einmal lesen konnte und gehörte einem dicken Etrusker namens Khaleb. Der wollte ein Etrusker sein? Khaleb, das klang irgendwie so ausländisch, so tylisch? Dafür sah er aus wie ein Numidier und sprach mit dem Dialekt eines Mannes aus Palaestina. Wie viele den mitreisenden Ben Levi. Aber er war angeblich der angeheiratete Schwager der vierten Schwester von einem Jesse Ben Levi, dem Bruder des Schiffsempfehlers. Und er würde die Sänfte und Passagiere an Bord nehmen wollte.


    Vertrauenerweckend waren auch die vielen Mitreisenden, überwiegend Händler und Gelehrte, die alle nach Alexandria wollten. Viele hörten auch auf den Namen Ben Levi (der hatte eine verdammt große Familie, fast so viele Leute wie die Gens Flavia) und schienen Juden zu sein. Der Rest waren Griechen und einige Ägypter. Auch hatten sie alle ganz viele Wächter für die Reise dabei. Und das Schiff würde in einem Handelsverband mitsegeln.

    Der Preis für Serenus als Passagier war hinsichtlich der Kost und Logis sehr günstig gewesen, aber der Preis für sein Frachtgut (Hund, Sklaven, Sänfte) war ja schon ein Akt der Piraterie. Vielleicht hätte er die Sänfte besser als Frachtgut mit dem Cursus Publicus schicken sollen. Aber es galt selbst auf dem Weg in die Verbannung den patrizischen Stand zu wahren.


    Zuletzt hatte Serenus noch einmal im äußerst bescheidenen Angebot der Märkte von Ostia seine Gewandungen und Ausrüstung für sich selbst und seine Sklaven ergänzt. Das hatte wieder gekostet, irgendwie flossen die Sesterzen sehr schnell weg, aber hier in Ostia konnte er schlecht einkaufen und die Rechnungen an Onkel Gracchus nach Roma schicken lassen.



    Kurz vor Anbruch des nächsten Tages hatte er sich an Bord begeben. Mit der Flut lief man aus und schon bald war Ostia am Horizont verschwunden. Nun war er unterwegs ins Exil.
    Seine Flucht war schlecht geplant gewesen, aber er war den Häschern seines Vaters und der bösen Hexe Claudia Epicharis entkommen.

    Sein Onkel warf da ja mit einigen ganz sonderbaren Wörtern um sich. Hybris, indispensabel, antizipierend. Klang alles gefährlich, so daß er später in der Bibliothek nachschauen würde, was diese Worte bedeuteten.


    "Keine Sorge, Onkel Gracchus. Ich schweige außerhalb der Familie. Und über die Verantwortung gegenüber dem Volk bin ich mir bewusst. Und wenn das Volk einen Sündenbock sucht, dann nehme ich einfach denjenigen meiner Onkels, den ich am wenigsten leiden kann. Aber keine Sorge, du bist mein Lieblingsonkel ...noch.


    So, jetzt muß ich aber in mein Arbeitszimmer und noch ein wenig arbeiten. Hannibal hat mir ein paar schwere Rechenaufgaben gegeben und ich soll noch einen Text von Latein ins Griechische übersetzen. Irgendso ein Drama, bei dem einer den anderen umbringt, aber es wird durch dumme Zufälle immer die falsche Person erwischt. Also eher eine Komödie.


    Und anschließend wollen wir auf das Forum und mal schauen, ob wir nicht einen kleinen Löwen für mich bekommen. Obgleich ich vielleicht mal ohne Hannibal gehen sollte. Immer wenn wir den dabei haben, haben wir nie Glück. Und auf dem Heimweg geht er immer verloren. Nur gut, daß er den Weg zur Villa immer wieder findet."

    Protest zu: Der Augustus geht – das Christenpack kommt



    1. Es waren mindestens drei Dutzend Angreifer und alle über zwei Schritt groß.


    2. ...die kindliche Statur...? Wenn ich das nächste Mal in Roma bin lasse ich von Dido und Hannibal das Acta-Gebäude niederbrennen, inklusive dem Schreiberling darin. Ich bin 140 cm groß! Aufgrund meines Alters (9 Jahre) und meiner Größe kann man doch nicht mehr von kindlicher Statur schreiben. Das muß "jugendlich" heißen.


    3. Es ist ja wohl ein schlechter Scherz seitens der Acta meinem kleinen, lieben Kampfhund Nero mit Zerberus zu vergleichen? Die Redaktion der Acta kann wohl keine Hunde leiden und ist für eine Maulkorbverordnung. Mein Hund ist ganz harmlos, zumindest solange ich dabei bin.



    :P Serenus

    Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen. Einer seiner Leibwächter fiel zu Boden und blieb reglos liegen. Nero zerfleischte einem Angreifer. Elgus stach mit seiner Sica wieder und wieder in den Körper eines Angreifers, welchen er am Hals gepackt hatte. Knapp an seinem Kopf sauste ein Schleuderstein vorbei. Zwei Männer rangen auf dem Boden miteinander. Die restlichen Sklaven schrien.


    Dann tauchte ein weiterer Angreifer vor ihm auf. Serenus riss mit aller Kraft das Gladius aus dem Körper des Toten und versuchte es zum Abwehr hoch zu bekommen. Die Faust des Mannes konnte er aber nicht mehr abwehren und wurde voll im Gesicht getroffen. Sein Kopf explodierte und er wurde nach hinten gegen die Sänfte geschleudert. Alles drehte sich um ihn, Blut lief in seine Augen und trübte seinen Blick.
    Er sah sein Leben an sich vorüber ziehen, was ja häufig im Fall des Todes passieren sollte. Hatte er mal irgendwo gelesen. Wie? Das war es schon? Nur so kurz? Sehr unbefriedigend! Serenus kippte nach vorne und blieb liegen. Er bekam nicht mehr mit, daß sein Hund mit seinem mörderischen Gebiss seinem letzten Angreifer halb den Unterarm abbiss und diesen anschließend an die Kehle ging.



    4 Minuten und 19 Sekunden später.



    Serenus fühlte sich elendig. Total beschissen, wie damals als er eine Woche lang den “Flinken Gaius” gehabt hatte und Tag und Nacht nur auf der Latrine saß. Der Fährmann Charon ging aber sehr unsanft mit ihm um und schien ihm andauernd mit einem kalten, rauhen Waschlappen über das Gesicht zu fahren. Aber zumindest nannte er ihn andauernd besorgt “Dominus”. Na zumindest kannte er seinen Stellenwert als Patrizier. Dann wurde er aber von Charon unsanft gepackt und auf die Beine gezerrt. Serenus öffnete mit schmerzendem Kopf ein Auge. Das andere bekam er gar nicht auf. Er sah die blutverschmierte Schnauze seines Hundes und dessen lange, baumelnde Zunge. War das der Waschlappen gewesen? Er sah eine bleiche Dido und einen besorgten Elgus, welche ihn abwechselnd mit “Dominus?” ansprachen. Bei Iuppiter war ihm übel. Und wieso bekam er das Auge nicht auf? War es etwa nicht mehr da? Wieder drehte sich alles um ihn. Elgus presste ihm ein nasses Tuch auf das Gesicht, was übelst brannte.


    “Dominus! Wir haben gewonnen, aber wir sollten so schnell wie möglich nach Ostia. 2 Leibwächter sind tot, 1 Leibwächter ist verletzt. 5 Angreifer sind tot, 2 sind entkommen. Wir konnten sie wegen der gaffenden Menge nicht verfolgen. Es gibt sehr viele Zeugen und Zuschauer.”


    Serenus nickte vorsichtig, was ein Fehler war, denn wieder schmerzte der Kopf. Er sah die Leichen, das viele Blut, seine blutverschmierten Hände, seinen blutverschmierten Hund. Und die Anspannung fand einen höchst unpatrizischen Weg von ihm abzufallen. Er kotzte Elgus auf die Sandalen.


    Mit der Schicksalsergebenheit eines Sklaven ließ dieser seinen jungen Dominus gewähren, rührte sich nicht von der Stelle und legte diesen danach vorsichtig in die Sänfte. Dann brach die Gruppe schnellstens wieder nach Ostia auf, während Dido, die Leibsklavin von Serenus, sich in der Sänfte um die Platzwunde im Gesicht von Serenus kümmerte.


    Sobald man Ostia erreichte würde man sich schnellstens um eine Schiffspassage und um einen Medicus kümmern. Serenus war nach diesem Zwischenfall auf der Strasse nach Ostia der vermutlich meistgesuchteste Patrizier im ganzen Imperium. Elgus fragte sich weshalb man in der Villa Flavia mehr toben würde. Wegen insgesamt 7 toten Sklaven oder weil man den jungen Dominus nicht zu seinem Vater zurück brachte. Elgus wurde das Gefühl nicht los, daß er richtig tief in der Scheisse steckte.