Beiträge von Lucius Flavius Serenus

    „MIAU!“


    erklang es herzzerreissend im Raum. Eine kleine Hauskatze, von denen es in der Villa viele gab um eine mögliche Ratten- und Mäuseproblematik direkt im Keim zu ersticken, rannte zur Tür in den Raum herein und bremste unmittelbar vor Sciurus ab.


    Mit lautem „WAFF! WAFF! WAU! WAU! GRRRRRRRRR!“ folgte der Kampfhund Nero von Serenus der Katze dicht auf.


    Und dann flog auch schon die Tür komplett auf und Serenus stürmte in marsroter Tunika und eine Schleuder schwingend in den Raum.


    Die Katze drehte sich auf der Stelle um und rannte jetzt dem Hund entgegen und unter dessen Beinen durch. Der Hund bremste ab, versuchte dabei der Katze hinterher zu schauen, rutschte auf dem Marmorboden und machte einen halben Salto mit Bruchlandung. Serenus, der von dem Katzen- und Hundemanöver komplett überrascht wurde konnte auch nicht mehr bremsen, stolperte über den Hund und landete erst einmal auf dem Marmor.


    Der Kampfhund rappelte sich hoch und setzte wütend bellend zur erneuten Verfolgung an.


    „IO SATURNALIA alle zusammen!“ rief Serenus und stand auf.
    „Diese verdammte Katze hat meinem Hund auf seine Kuscheldecke geschissen. Keine Hauskatze scheisst meinem Freund auf die Decke. Das haben die Katzen in Baiae gelernt, das werden auch die Katzen hier in der Villa schnell lernen, wenn wir dieses Mistvieh erwischen! Bis gleich!“


    Serenus stürmte die Tür hinaus und schwang wieder die Schleuder. Vor der Tür blieb er kurz stehen und schickte einen Schleuderstein auf die Reise. Irgendwo erklang das Geräusch, welches zu hören ist, wenn eine Keramik zu Bruch geht.


    „Verdammt! Daneben! Das Vieh ist wirklich schnell. Nero! Fass! Ich schneide ihr hier den Weg ab.“


    Serenus stürmte in ausgelassener Stimmung der Katze und dem Hund hinterher. Wenige Augenblicke lief aus entgegen gesetzter Richtung zuerst die Katze an der Tür vorbei, dann der Hund und mit etwas Abstand folgte wieder Serenus.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Gibt es sonst noch ...Anmerkungen ...?



    Die Welt der Erwachsenen ist kompliziert und sonderbar. Alles doof!


    Habt ihr schon mal an eine Auflösung des Senates und eine Diktatur durch einen neuen Kaiser aus der Gens Flavia gedacht? Das Leben und die Politik im Imperium würde viel einfacher und spannender werden. =)

    Der uralte Tempeldiener Ursus Germanicus hatte mit seinem bösen Blick und einem Drohen mit dem Stock, auf den er sich stützte, eine bereitstehende Schüssel mit Saturnalienkeksen gegenüber den ehrwürdigen Septemviri verteidigt und verteilte nun mit seeligem Lächeln im Gesicht die Kekse an die jüngeren Tempeldiener und Kinder.


    So bekam auch Serenus seinen Saturnalienkeks und es hatte ganz den Anschein, dass die Kekse für die Kinder sogar doppelt so groß waren wie die anderen. Wenn nicht sogar dreimal so groß. Und sie sahen im Licht der Kerzen sogar noch viel schöner aus.


    Genüsslich futterte er seinen Keks und hielt Ausschau nach bekannten Gesichtern in der Menge. Vielleicht sah er ja Mitglieder der Gens Cornelia. Von denen kannte er ja einige aus Baiae. Ansonsten hielt er sich immer schön in Nähe von Onkel Gracchus, denn in der keksgierigen Menge wäre er ganz schnell unter gegangen. Und Onkel Gracchus hatte untersagt, daß er seinen Kampfhund mitnahm.

    Ein Angehöriger des Cultus Deorum kam wie vereinbart auf Serenus zu und nahm diesem die Räucherschale ab. Serenus bemerkte den auffordernden Blick von Onkel Gracchus. Und erinnerte sich an diesen Teil der Zeremonie und rief ihn sich noch einmal in Erinnerung. Tonfigur nehmen! Kerzen anzünden! Ja, das Verteilen der Kekse kam später.


    Serenus trat mit dem majestätischen Schritt und dem erhabenen Gesichtsausdrucks eines Patriziers im Kleinformat vor. Was äußerlich routiniert und souverän wirkte sah innerlich ganz anders aus.
    Er gestand sich ein, dass er schon etwas aufgeregt war. Zum Glück hatte Onkel Gracchus ihn und die anderen jüngeren Minister vor der Zeremonie noch einmal zur Latrine geschickt. Angeblich ein alter Geheimtipp der Priesterschaft mit dem verhindert wurde, dass man während der Zeremonie ganz dringend dorthin mußte.


    Serenus trat an seinen Onkel heran und nahm mit aller Würde die Sigilla entgegen. Die sah sehr nett aus. Ob er sie behalten durfte? Oder wurde sie jedes Mal wieder verwendet?
    Andererseits gab es zu Hause ganz, ganz sicher einen Riesenberg von Saturnaliengeschenken für ihn. Schließlich hatte er eine Menge Onkels und Tanten in der Villa Flavia und er war das einzige Kind dort. Na gut, es gab da noch seine Schwester. Aber die war viel größer als er und hatte gar keine Geschenke mehr verdient! Und sein Vater hatte im sicher aus Mantua ein Geschenk mitgebracht. Vielleicht ein eigenes Pferd oder einen riesigen Sklaven oder einen eigenen Löwen, wie es sie im Zirkus gab. Ja, bestimmt bekam er einen Löwen, denn laut Oma lag Mantua „in der Nähe von Plutos Hintern“. Das bedeutete basierend auf seinen geographischen Kenntnissen also eine Tagesreise vor der persischen Grenze, direkt neben Palaestina und Iudaea! Und in Persien gab es Löwen hinter jedem Busch. In den anderen Ländern sollte es nur Sand, Esel und Juden geben, die sich in wilden Stämmen organisierten. Und was sollte er mit einem Esel anfangen? Esel waren doof.


    Serenus ging gemächlichen Schrittes zu einer Öllampe und entzündete an dieser einen Span. Mit dem brennenden Span entzündete er die Kerzen bei den Statuen. Das war schön!


    Und dann würde ich später noch Kekse verteilen dürfen.



    ...
    Etwas wenig Styrax in der Schale befand der Tempeldiener, welcher Serenus die Schale abgenommen hatte und räucherte erst einmal ordentlich nach. Zum Wohlgefallen der Götter und weil er seine Schwiegermutter in der zweiten Reihe entdeckt hatte. Auf den Anblick wollte er heute verzichten ...

    Ein Angehöriger des Cultus Deorum arbeitete sich mit der Sammelschale durch den Rauch zu Serenus vor um auch diesem die Möglichkeit für eine Spende zu geben.


    Onkel Gracchus hatte ihm alles genau erklärt. Heute waren alle Leute gleich und viele der hier anwesenden Personen waren Sklaven, Plebeier und Hungerleider, die so taten als ob, aber letztlich nichts vorweisen konnten. Sie würden also in der Regel nur eine Münze geben. Da alle gleich waren sollte Serenus auch nicht mehr als eine Münze in die Schale geben. Serenus griff in einen weiteren Beutel an seinem Gürtel und entnahm diesem genau eine Münze.


    Heute waren alle gleich, aber er war der Sohn eines Patriziers und Helden der Legio I und stammte aus der angesehensten Gens des Imperiums nach dem Imperator.
    Er gab einen Aureus in die Opferschale. Onkel Gracchus hatte zwar nicht den Wert der Münze genannt, aber von einem 9 Jahre alten Patrizier konnte er natürlich erwarten, daß er sich auch an einem solchen Tag an seinen Stand erinnerte.


    Dann wartete Serenus darauf, daß irgendwann ein weitere Angehöriger des Cultus Deorum wie vereinbart ihm die Räucherschale abnehmen würde, damit er beim Verteilen der Kekse mithelfen konnte. Das erinnerte ihn daran später mal nachzufragen, warum sein Onkel eigentlich fünf Mal betont hatte, daß er keinen Keks stibitzen müsse, denn es gäbe noch eine riesige Schale voller Kekse für alle Helfer hinter den Statuen. Woher hatte Onkel Gracchus gewusst, daß er für seinen Hund Nero einen Keks stibitzen wollte? Hatte er etwa das zweite Gesicht als Sacerdos? Oder gab es die Kekse in unterschiedlicher Qualität und der Hund sollte von der besseren Sorte für die Helfer bekommen?

    Serenus hatte sich als Minister mit der Weihrauchschale im Bereich der Statuen plaziert.


    Im Gegensatz zu Onkel Gracchus hatte er sich für eine laubfroschgrüne Tunika und einen Pilleus in selbiger Farbe entschieden, welche mit seinem neuen rotbrauen Sandalen harmonierte. Zwei Jahrtausende später hätte ein unwissender Beobachter Gracchus und seinen Neffen für eine antike Variante des Weihnachtsmannes und seines Wichtelhelfers halten können.


    Unzufrieden bemerkte Serenus, daß aus der Weihrauchschale nur ein wenig Rauch emporstieg. Also griff er in einen Beutel an seinem Gürtel und entnahm diesem eine gute Handvoll Styrax, welchen er in die Schale warf. Zufrieden registrierte er eine größere Rauchentwicklung, welche den Bereich um sich herum langsam, aber stetig, einräucherte.


    Er lauschte Onkel Gracchus und bemerkte im Verlauf von dessen Rede, daß die Götter ebenfalls anwesend zu sein schienen. Die Sichel der Statue des Saturnus hob sich drohend über das Haupt von Onkel Gracchus. Oder drohte sie gar der Menge? Ganz sicher war sich Serenus aber, daß die Statue des Gottes Consus ihm persönlich lächelnd mit einer Ähre zuwinkte.


    Sofort legte er eine weitere Handvoll Styrax nach zum Wohlgefallen der Götter. Er bemerkte nicht, daß durch den Rauch und die Dämpfe seine Wahrnehmung noch benebelter wurde, als sie es schon war.

    Serenus machte ein säuerliches Gesicht.


    „Das ist sehr unbefriedigend. Und lass mich mal raten. Es gibt vermutlich keine Anweisungen, was die Sklaven vorbereiten sollen, wenn ich oder meinen Schwester Arrecina eine Stadterkundung oder einen Einkauf alleine unternehmen wollen?“


    Wobei man seinen Onkels und Tanten keinen direkten Vorwurf machen konnte, denn schließlich ist Oma nicht hier, die solche Sachen immer für uns Kinder organisiert hatte. Erwachsene neigten mitunter dazu alles für selbstverständlich zu halten, wo Kinder dann vor großen Hindernissen standen - überlegte Serenus.


    „Aber gut, Sklave, ich wäre kein Flavier, wenn ich so etwas nicht selbst geregelt bekommen würde. Ich befehle dir hiermit die beste Sänfte für einen Stadtbesuch vorbereiten zu lassen. Es darf gerne auch die Sänfte von Onkel Senator Flavius Felix sein. Ich bin da nicht wählerisch. Desweiteren wünsche ich mindestens 5 Sklaven als Begleiter, die später die Einkäufe tragen. Und suche mir kräftige Träger aus, die unterwegs nicht schlapp machen. Zur Not nehmen wir halt noch ein paar Ersatzträger zum Wechseln mit. Und dann organisiere mir 20 bewaffnete Sklaven als Leibwächter. Groß, muskelbepackt und breitschultrig. Die Plebeier sollen auf den ersten Blick sehen, wer da des Weges kommt und gar nicht erst an Ärger denken. Legionäre oder Stadtwachen tun es als Leibwächter aber auch. Die haben sich in Baiae auch immer als Begleiter für ein Handgeld angeboten.


    Wir treffen uns alle in einer halben Stunde an der Porta. Unser erstes Ziel ist der Tempel der Vesta, wo wir Tante Flavia Agrippina besuchen und zu den Saturnalien einladen. Danach geht es weiter zum Forum. Auf! Auf!“


    Serenus schnippste mit den Fingern und entließ den Sklaven. Er erhob sich vom Schreibtisch und packte Imperator Ulpius am Hals und schüttelte diesen. Die Sesterzen klimperten in der Sparbüste. Dann fiel ihm aber ein, dass Oma ihm ja noch etwas Reisegeld mitgegeben hatte. Er ging zu einer Kiste, entnahm dieser einen großen Beutel und zählte 300 Sesterzen in 3 Beutel zu je 100 Sesterzen ab. Das sollte reichen. Die restlichen 1700 Sesterzen verpackte er wieder ordentlich in die Kiste.


    Dann ging er seine Gardarobe durch, welche sich in 4 Kategorien einteilte.
    I. Der Imperator wird besucht. Diese Kleidung hatte Oma beim gleichen Schneider bezogen, welcher auch den Kaiser belieferte. Dementsprechend exzellent war die Qualität und das Aussehen.


    II. In der Öffentlichkeit unterwegs. Diese war repräsentativ ausgerichtet und sehr hochwertig.


    III. Im Hause unterwegs. Hochwertig und ein Patrizier ist auch zu Hause immer noch ein Patrizier im Aussehen. Aber schon deutlich bequemer geschnitten.


    IV. Spiel- und Rennkleidung für Serenus. Funktional, robust, gehobener Plebeier-Standard. Hier hatte selbst Oma Zugeständnisse gemacht, nachdem sie gesehen hatte wie Serenus und anderen Patrizierkinder nach dem Spielen in den patrizischen Gärten aussahen. Verdreckt und zerzaust wie alle Kinder halt. Da mußte es dann ausnahmsweise nicht das Allerbeste sein, das man danach nur noch wegwerfen konnte.


    Serenus entschied sich für Kategorie II. Dann machte er sich auf zur Porta.

    Serenus erwachte wie immer relativ früh und schaute sich um. Aufgrund vieler Kisten und Taschen und Bündel war dies wohl sein neues Zimmer. Er ließ seinen Blick durch den riesigen Raum schweifen. Das Zimmer war nur unwesentlich kleiner als seine Räumlichkeiten in Baiae.


    Nachdem er Nero ausgiebig gestreichelt und gekrault hatte, rief er selbstbewusst nach Sklaven. Zu seiner Zufriedenheit kamen diese auch zugleich angelaufen. Er erlaubte seinem Kampfhund Nero mit einem Sklaven im Garten Gassi zu gehen und ermahnte seinen Hund streng, dass er dem Sklaven nichts antun sollte … zumindest nicht am ersten Tag in der Villa. Während dessen reinigte er sich ausgiebig und säuberte sich vom Staub der Reise.


    Unter seinem wachsamen Blick und seinen befehlsgewohnten Anweisungen begann ein Rudel Sklaven sein Gepäck auszupacken. Die Kiste mit den Utensilien für den Schreibtisch und eine Kiste mit persönlichen Dingen, insbesondere gewisser Literatur bei der selbst seine Oma die Stirn runzelte, packte er selbst aus. Zuletzt positionierte er gewisse Büsten und Statuen auf dem Schreibtisch und im Zimmer. Eine Büste von Oma und der „verhüllte Flavier“ kamen auf den Schreibtisch. Letzterer ordentlich mit einem Tuch abgedeckt. Dann wurde die Mercurius-Spar-Statue und die Kaiser-Ulpius-Spar-Büste platziert. Das erinnerte Serenus daran, dass er ja jetzt von ganz vielen Onkels womöglich Taschengeld bekam.


    Den Abschluss bildete das übliche „spartanische Erstfrühstück“ als Start in den Tag: Wasser, eine Hand voll Trockenobst und Nüsse, 1 Scheibe trockenes Brot und ein hart gekochtes Ei, eine kleinen Schüssel Puls. Damit waren angeblich alle Männer der Gens Flavia groß geworden. Das zweite Frühstück sah meistens deutlich besser aus, aber auf den morgentlichen Rennrunden war ein halbleerer Bauch immer besser als eine voll gefressene Wampe.


    Serenus wandte sich an einen Sklaven.


    „Hol mir den Maior Domus! Alternativ diesen Sciurus von Onkel Gracchus! Sofort!“


    Roma war bereit von ihm entdeckt und erobert zu werden.

    Serenus hatte es sich auf der Kline bequem gemacht und mehrfach herzhaft gegähnt. Die letzten Worte von Gracchus hatte er nur noch aus weiter Ferne gehört. Die Reise und Aufregungen forderten seinen Tribut, die Augen fielen ihm zu und er schlief ein ... während Gracchus weiter redete.

    Das mit dem Vergleich Sklave und Hund leuchte Serenus halbwegs ein. So stand er auf, schnipste mit dem Finger und ging mit dem Kampfhund zu dem Stuhl des Sklaven, wo der Sklave Sciurus vorher gestanden hatte.


    „Nero! Du darfst nicht mehr mit am Tisch sitzen. Mach hier artig Platz.“


    Der Hund folgte dem Befehl, machte Platz und legte den Kopf auf die Pfoten. Ließ dabei aber Serenus nicht aus den Augen, der wieder auf der Kline Platz nahm.


    „Hoffentlich nimmt der Kaiser mich erst mal nicht als Nachfolger an. Da hat man bestimmt ganz viele Pflichten und kommt gar nicht mehr zum Spielen. Später, mal sehen … Und natürlich werde ich mich in Gegenwart des Imperators gut benehmen. Zumal ich den auf den ersten Blick erkennen werde. Der Imperator ist laut Omas Beschreibung 2 Meter groß, hat breite Schultern und Muskeln wie Hercules in der griechischen Sagenwelt und sieht so gut aus, dass alle Frauen ständig in Ohnmacht fallen. Und Senator Onkel Felix ist sein bester Freund, der ihn ständig begleitet. Zusammen mit mindestens 100 Praetorianern. So jemand kann man ja nicht verwechseln, wenn er uns in der Villa Flavia besuchen kommt.“


    Serenus hatte vom Imperator eine Vorstellung, welche sich in den vielen Geschichten vor dem Schlafen gehen im Lauf der Jahre gebildet hatte. Und ansonsten kannte er vom Imperator ja nur dessen Gesicht von Büsten. Zwar waren die Sklavinnen beim Anblick von der Büste auf dem Schreibtisch in Serenus Kinderzimmer in Baiae nie in Ohnmacht gefallen, aber schließlich waren das ja auch nur Sklavinnen gewesen. Keine Frauen.


    Die Aussage mit dem Kauf einer neuen Rennziege auf dem Markt nahm er freudestrahlend entgegen. Und hoffentlich gab es im Garten der Villa nicht nur Rosensträucher. In Baiae hatte Oma zahlreiche Zierfischteiche gehabt. Das war an einigen Stellen ein schwerer Parcour gewesen und er war mit seinem Wagen mehr als einmal im Teich gelandet. Die anderen Rennteilnehmer natürlich auch.


    Es waren erfreulicherweise viele Familienmitglieder da. Es würde also nie langweilig werden. Und Tante Agrippina würde man dann halt besuchen gehen, wenn ihre Aufgaben ihr wenig Zeit ließen. Aber zuerst würde er die anderen Familienmitglieder mal kennen lernen.


    „Und wann geht mein Unterricht los? Warten wir auf die Antwort von Papa? Dann könnte ich mir die nächsten Tage die Stadt anschauen. Mit ortskundigem Führer, Leibwächtern und einer kleinen Sänfte natürlich.“


    Serenus gähnte. So langsam merkte er die Müdigkeit und die anstrengende Reise.

    Onkel Gracchus schien schon einmal eine staubige Mumie zu sein, was das Thema „Spaß haben“ anging. Bestimmt gehörte er auch zu diesen Zierfischzüchtern unter den Patriziern. Die Zustände hier waren ja schlimmer als in Baiae. Kein Wunder, dass Oma dort wohnte. Durch die Äußerungen von Onkel Gracchus wurde der von Aristides vererbte Rebell im kindlichen verhalten geweckt.


    „Das Tier ist mein Leibwächter und vermutlich schlauer als die meisten Sklaven hier im Haus. Er ist treu, widerspricht nicht, ist unbestechlich und eine Kampfmaschine, die mich gegen jeden verteidigen wird. Zur Not auch gegen Familienmitglieder, wenn ich es sage. Insbesondere da ich ja keinen Leibsklaven habe, der das übernehmen kann. Ich habe ihn selbst abgerichtet. Er hat keine schlechten Angewohnheiten. Als mein Leibwächter geht er normalerweise dorthin wo ich bin und wird daher auch nicht im Haus herum streunen. Und der Stammbaum meines Hundes kann es mit der Ahnenreihe mancher Gens aufnehmen. Zumindest was die Länge betrifft, denn Oma hat schon immer Wert auf bestes Blut und Qualität gelegt. Wir beide sitzen also quasi mit einem Patrizier unter den Hunden am Tisch. Nero streunert nicht!


    Was das Thema Manipulation betrifft, so habe ich Oma zumindest so verstanden. Da vielen Worte wie steuern und beeinflussen. Das liegt doch alles nah beieinander.“


    Serenus überlegte kurz, während er weiter den Nachtisch auswählte. Ja, aus Sicht eines 9-Jährigen war das doch alles dasselbe. Er blickte Onkel Gracchus an.


    „Du sagst mein Stand ermöglichst die höchsten Ziele und ich bin Patrizier. Heißt das ist werde eines Tages Imperator anstelle des Imperators sein, wenn unser geschätzter Imperator Ulpius irgendwann stirbt, keinen Erben hat und kein anderer aus der Gens Flavia Imperator werden will? Oma deutete ab und an leise an, dass es wieder an der Zeit wäre, dass unsere Gens mal wieder einen Imperator stellt. Insbesondere wenn wir in der Ahnengalerie bei unserem Ahnen, den wir namentlich nicht erwähnen dürfen, ankamen. Du weißt schon, der verhüllte Imperator. Sie wird dann immer sehr sentimental.“


    Serenus genoss den Nachtisch und überdachte kurz das Thema Hochnäsigkeit. Oma hatte immer betont, dass die Flavier die Elite unter den Patriziern wären. Andererseits hatte er gehört, dass Onkel Gracchus mit einer Patrizierin der Gens Claudia verheiratet war. Sicher wollte er nichts über die neue Tante von Serenus kommen lassen, die seltsamerweise nicht den Namen Flavius angenommen hatte. Sehr verwirrend das Ganze. Das forderte einen Nachschlag beim Nachtisch.


    Er nickte als Onkel Gracchus die priesterliche Laufbahn ansprach. Wieder etwas um das er sich nicht kümmern musste, weil seine Onkels zusammen mit Papa alles regelten. Die würden schon wissen was er werden sollte. Und wenn es nicht richtig lief, dann würde er Oma einen bitterbösen Brief schreiben und die würde dann mit Onkel Senator Felix, den restlichen Onkels und Papa schimpfen. Und dann lief garantiert alles.


    Er lauschte genau den Worten von Onkel Gracchus als dieser vom Wagen sprach.


    „Ich dachte auch weniger an das Fahren auf der Strasse. Auf der Strasse fahren nur die „Plebs“. Ich bin ein Profi, kein Amateur. Wir Patrizier fahren auf den Gartenwegen oder über den Rasen. Der Garten der Villa soll riesengroß sein. Da kann ich gut fahren. Außerdem werden wir die Trainingsrennen ohnehin abwechselnd hier und bei der Villa Cornelia machen müssen. Es ist nicht gut, wenn man sich zu sehr auf den Heimvorteil verlässt. Außerdem brauche ich nach dem letzten Unfall noch ein neues Rad und auch eine neue Radaufhängung. Vor allem müssten wir aber auf dem Viehmarkt eine neue Rennziege kaufen. Geld habe ich. Wann kann ich denn mal auf den Viehmarkt?


    Und wann darf es hier im Haus mal laut sein? Immerhin ist das eine Villa, wo Leute leben und kein Mausoleum. Welche Onkels sind denn eigentlich noch da? Und dann habe ich doch noch eine Tante Agrippina, die eine Vestalin ist. Können wir die mal besuchen gehen oder darf die uns auch zu Hause besuchen?"


    Serenus lehnte sich satt zurück. Also der Nachtisch war sehr gut gewesen.

    Serenus nickte.


    „Gut! Ich wüsste auf Anhieb auch nicht, wo die Sklaven in Baiae meine Schreibuntensilien eingepackt haben. Vermutlich bei der Kiste mit den speziellen Schriftrollen, die mit dem roten X markiert ist. Aber du kannst Papa bei der Gelegenheit im Brief auch von Oma fragen, wieso er ihr schon so lange nicht mehr geschrieben hat. Das hat sie in der letzten Zeit mehrfach moniert.“


    Serenus verfütterte eine lukanische Wurst an den Hund und verputzte dann seinerseits den Fisch und das ganze Gemüse. Er wunderte sich selber wieviel Hunger er heute hatte. Das lag vielleicht an der Luftveränderung.


    „Die Bibliothek hier in der Villa ist bestimmt gut sortiert. Ich gehe morgen mal im Haus auf Erkundung. Aber erst will ich mein Zimmer einrichten und etwas auspacken lassen. Und dann muß ich unter den Sklaven einen Schreiner und einen Schmied auftreiben, der meinen Ziegenrennwagen reparieren kann. Die Radaufhängung macht wieder Probleme.


    Hinsichtlich andersweitiger Studien bin ich ja extra von Oma nach Roma geschickt worden. Ich soll hier immerhin einen Beruf erlernen, der einem Flavier und Patrizier würdig ist. Und es ihm erlaubt zum gegebenen Zeitpunkt das Volk, also die patriziesche Elite und die Masse der Plebeier zu manipulieren und zu steuern, wenn er seine Stimme erhebt. Da Papa ja bereits Legatus im Militär wird und Onkel Senator Felix der beste Freund des Imperators und Senator ist, soll ich oberster Priester werden. Das Wort eines Priesters würden die Massen nicht in Frage stellen, denn aus ihm sprechen die Götter. Meinte zumindest Oma. Und als Patrizier wäre nur Juppiter oder Mercurius als Gott für meine Ausbildung angemessen. Ersterer weil er der höchste Gott ist und Mercurius weil immer gehandelt wird. Und das Streben nach Geld ist eines der elementarsten Triebe der Plebeier. Hier sind sie für Beeinflussungen besonders empfänglich. Im Gegensatz zu uns Flaviern, denn wir haben Geld und sind laut Oma nur 5 Sesterzen ärmer als der Imperator. Also sind wir unermesslich vorstellbar reich.


    Meine Freizeitbeschäftigungen weichen von Omas Vorliebe für ihre Zierfische deutlich ab. Da ich ein Mann bin stehe ich natürlich auf harte Sachen, die echt „kühl“ sind um es mal in den Worten der Plebeier auszudrücken. Vor dir sitzt einer der besten Ziegenrennwagenfahrer von ganz Baiae. Und meine Trefferquote beim Rattenabschiessen mit der Schleuder sind auch beeindruckend und lassen die meisten anderen Patrizier vor Neid blass werden. Das geheimnis beim Schleudern ist nämlich der Geschossstein und der richtige Schwung. Nur Dilletanten wie die Plebeier oder Mädchen setzen auf die Farbe und das Material des Leders der Schleuder.“


    Serenus war mit dem Hauptgang fertig und reckte den Hals um zu sehen, was es zum Nachtisch noch gab.

    „Salve Onkel Gracchus! Mögen die Götter Dir und diesem Haus stets gewogen sein. Ich danke für die freundliche Aufnahme.“


    Serenus wandte sich an seinen Kampfhund Nero, der Gracchus mit angelegten Ohren fixierte, und zeigte auch Gracchus.
    „Nero! Das ist Onkel Gracchus! Familie! Und jetzt mach Sitz!“


    Dann setzte Serenus sich auf den angebotenen Platz. Der Kampfhund hatte offensichtlich das Schlüsselwort „Familie“ gehört, änderte seine Haltung, wedelte kurz mit dem Schwanz und machte artig Sitz.


    „Die Reise war sehr anstrengend. Wir kamen mit dem Schiff auf halbem Weg in einen furchtbaren Sturm mit insulahohen Wellen. Und dann war die Strasse von Ostia nach Roma mit ganz vielen Plebeiern verstopft, die den Weg für uns nicht freimachten, damit meine Sänfte und der Wagen im schnellen Tempo voran kamen. Vielleicht hätten wir von Ostia mit Soldaten als Vorhut und Begleitung reisen sollen, wie wir es von Baiae aus taten.


    Daß es dauert bis Papa wieder nach Roma kommt ist aber doof. Bis Mantua sind es doch mindestens 250 römische Meilen. Da bin ich in einer Sänfte ja gute 14 Tage unterwegs. Da scheidet ein spontaner Besuch aus. Ich sollte ihm eher einen Brief schreiben, dass ich hier bin und frage ihn, ob ich weiterreisen soll oder er mich hier besuchen kommt. Wenn er so selten in der Stadt ist, dann bekomme ich ihn aber wohl kaum zu sehen, denn Oma meinte, dass ich meinen patrizischen Verpflichtungen und Studien am Besten in Roma nachkommen kann. Und die hätten jetzt absoluten Vorrang, zumal ich aus meiner Zeit in Baiae so viel aufzuholen hätte. Nach dem Weg von Ostia nach Roma verstehe ich zumindest die Aussage von Oma mit „In Roma gibt es Plebeier wie Sand am Meer, die ich studieren kann“.“


    Serenus trank einen Schluck und stellte fest, dass der Wein mit 1 Teil Wein und 25 Teilen Wasser bestens verdünnt war. Dennoch befahl er dem Sklaven ihm einen Becher frischen Fruchtsaft zu bringen.


    „Hunger habe ich wie ein Löwe. Seit dem Frühstück gab es quasi nichts mehr. Und ich würde mich gerne nach dem Essen noch waschen und umziehen, denn die Reisekleidung hat unterwegs arg gelitten. Kann ich dann bis zur Nachricht von Papa erst mal hier wohnen? Alternativ könnte ich in der Villa Cornelia bei meinem besten Freund Cornelius Cicero wohnen. Der ist mit mir nach Roma gekommen, weil sein Vater, Senator Cornelius, möchte, dass er Senator wird. Deshalb soll er als Scriba bei seinem Onkel, der heißt auch Senator Cornelius, werden. Ich finde es aber gut, dass Cicero nur 2 Villen weiter wohnt. Da können wir uns oft besuchen. Er ist auch Patrizier und wir lieben dieselbe Freizeitbeschäftigung."


    Serenus Redefluss wurde erst mal gestoppt als die Sklaven das Essen brachten. Mit gutem Hunger und besten Manieren begann er die Schüsseln und Platten zu leeren, als ob er seit Beginn der Reise in Baiae nichts mehr bekommen hatte.

    Lupus Crassus gönnte sich einen Moment der inneren Unruhe, welcher sich äußerlich in einem Zucken des Augenlides bemerkbar machte. Der Onkel war nicht da. Der Vater war nicht da. Das war fast genauso schlimm, als ob er gerade in Plutos Arsch angekommen wäre. Jetzt galt es dem Dominus seine ganzen “Onkels” schmackhaft zu machen. Er wandte sich zur Sänfte um.


    “Dominus! Flavius Aristides ist im Kampfeinsatz in Mantua und Senator Flavius Felix in einer geheimen Mission für den Imperator unterwegs. Ihre Rückkehr wird in zwei bis drei Tagen erwartet. Aber deine vielen Onkels erwarten dich schon sehnsüchtig in der Villa um dich endlich kennen zu lernen. Und man wartet bereits mit dem Abendessen. ”


    Der junge Dominus kletterte geschwind aus der Sänfte, nahm dem Sklaven den Kampfhund ab und schritt mit der Würde eines Patriziers durch die Eingangstür. Selbstsicher wandte er sich an den Ianitor.


    “Ich muß dringend pinkeln. Führe mich zum “Ort der Erleichterung” und der Große mit den vielen Muskeln kann inzwischen mit den anderen schon mal anfangen den Wagen auszupacken. Meine Sachen lass in meine Räume bringen. Und sorge mir dafür, daß meine Rennbock "Sandale" gefüttert und gestriegelt wird. Und seid ja vorsichtig mit meinem Rennwagen. Dann ruf mir den Maior Domus, damit er mich zu meinen Onkels führt. Und jetzt setz dich in Bewegung. Ich muß mal.”


    Serenus wartete mit dem Hund darauf, daß man seinen Anweisungen Folge leistete, so wie es in Baiae auch stets der Fall gewesen war. Den richtigen Umgangston mit Sklaven hatte er schon früh von seiner Oma gelernt. Sklaven waren eine Unterrasse der Plebeier und um die zu studieren und seinen Aufgaben als Patrizier in der gesellschaftlichen Ordnung im Imperium nachzukommen war er schließlich nach Roma entsandt worden. Hier gab es nämlich weniger Patrizier und viel mehr Plebeier als Studienobjekte als das in Baiae der Fall gewesen war. Da waren Plebeier echt selten.

    “Salve! Mein Name ist Lupus Crassus und ich habe den Auftrag von der ehrenwerten Domina Flavia Agrippina aus Baiae den jungen Dominus Lucius Flavius Serenus, seinen Mastino Nero und so schätzungsweise 5 Tonnen Reisegepäck nebst einem Ziegenbock hier in die Obhut von seinem Vater Flavius Aristides und/oder Senator Flavius Felix zu übergeben. Und ich würde es sehr begrüßen, wenn das jetzt noch irgendwie abgewickelt werden könnte. Ich habe hier auch noch diverse Legitimationsschreiben für Senator Flavius und den Vater des jungen Dominus dabei, wenn es unbedingt sein muß. Ach ja, wir sind infolge Sturm und Unwohlsein des jungen Dominus etwa 4 Tage überfällig, falls wir erwartet wurden.”


    Lupus Crassus fiel im Schein der Fackeln auf, daß noch ein zweiter Mann hinter der Tür stehen mußte, denn die Person warf einen Schatten. Amateure! Abgesehen davon, daß nur zwei Sklaven gegen 11 bis an die Zähne bewaffnete Söldner antreten würden.

    "Sind wir bald da? Ist es noch weit? Warum können wir dort nicht mal anhalten? Ich habe Durst und Hunger. Wann gibt es was? Wie lange dauert es denn noch bis wir die Villa Flavia von Onkel Senator Felix erreichen? ..."


    Frage folgte auf Frage. Ab und an wurde die Fragekette unterbrochen und es herrschte kurz Stille, weil irgendetwas Neues in den Gassen von Roma den Insassen der kleinen Sänfte in den Bann gezogen hatte.


    Lupus Crassus, Führer der besten Leibwächtervermittlung von ganz Baiae, welche den kleinen Flavius Serenus von Baiae nach Roma eskortiert hatte, betete zu allen Göttern, daß sein Auftrag an der Tür der Villa Flavia vorbei war. Dieser Auftrag war zwar bestens bezahlt worden, aber selten hatte er seine Sesterzen härter verdient. Eskorten für Kinder waren eine ganz harte Aufgabe.


    Vor seinem geistigen Auge ließ Lupus noch einmal die Reise ablaufen. Im Hafen von Baiae hatte man das Handelschiff von Patrizier Secundus Cornelius Calvus bestiegen. Von dort war die Reisegesellschaft mit einer ganzen Schar von Patriziern und einer Handelsflotte nach Ostia aufgebrochen. Der Verband war sogar von der Classis begleitet worden. So war die Reise sicher gewesen, aber Neptun hatte einen furchtbaren Sturm geschickt. Der kleine Flavier hatte 2 Tage lang die Kabine vollgekotzt und war sterbenskrank gewesen. Und in diesem Zustand war er einfach “unerträglich quengelig” gewesen. Lupus hätte ihn am liebsten über Bord geworfen. Dann hatte man Ostia erreicht, wo der Kleine sich erst einmal 3 Tage “erholen musste”. Der hatte einfach keine Lust gehabt weiter zu reisen. Und dann hatte er alle irre gemacht, weil ihm in Ostia sein Köter mit einer rolligen Hündin weggelaufen war. Lupus warf einen bösen Blick auf den gewaltigen römischen Mastino, der von einem Sklaven angeleint neben der Sänfte geführt wurde. Angeblich war der Hund zur Sklavenjagd ausgebildet worden. Und hörte nur auf den Kleinen. Selbst die Stadtwache hatte man für die Hundesuche mobil gemacht. Die Götter hatten dann wohl ein Einsehen gehabt und der Hund war gefunden worden. Dann der scheinbar endlos lange Weg von Ostia nach Roma, wo es dem Kleinen nie schnell genug ging, obgleich die Strasse total verstopft gewesen war. Der meinte wohl nur weil er Flavius hieß müssten alle zur Seite treten. Endlich hatte man die Tore von Roma erreicht. Und dann hatte der Junge auch gleich versucht aus der Sänfte zu flitzen und mit dem Hund das Forum alleine zu erkunden. Bei Junos Titten! Man konnte ihn gerade noch erwischen, als er schon eine Ziege für seinen Rennwagen kaufen wollte.


    Lupus warf einen Blick auf den vollbepackten Materialwagen hinter der Sänfte, der von 2 Ochsen gezogen wurde. Da hatte jemand vermutlich Ausrüstung und Mobiliar für 20 Mann eingepackt. Das Zeug wog mindestens 5 Tonnen zusammen. Ganz oben auf dem Karren war sogar ein arg ramponierter Rennwagen mit kaputtem Rad gebunden worden. In Kindergröße, aber ansonsten quasi eine genaue Kopie jener Rennwägen mit denen die Helden des Volkes die Wagenrennen im Circus Maximus bestritten. An den Trosswagen wiederum war ein Ziegenbock gebunden, der wohl als Pferdeersatz für das Gefährt diente. Zum Glück war es schon später Abend, sonst hätte der Wagen gar nicht nach Roma rein gedurft und er den ganzen Krempel nochmal extra abliefern müssen.


    Die Villa Flavia kam in Sicht. Lupus gab den Befehl anzuhalten. Die Sänfte, welche ausnahmsweise von 4 Sklaven getragen wurde kam zum Stillstand. Ebenso der Materialwagen, die 10 begleitenden (und bewaffneten) Wachen und die 6 restlichen Sklaven, die er alle wieder zusammen mit den Sänftenträgern mit zurück nehmen würde.


    Flavius Serenus streckte erwartungsvoll den Kopf aus der Sänfte und warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. Lupus Crassus ging zur Tür der Villa und klopfte.

    KLOPF! KLOPF! KLOPF!

    Salve Stadtwache.


    Mein Name ist Lucius Flavius Serenus und ich will in die Stadt rein, damit ich meinen Papa Marcus Flavius Aristides und meine vielen Onkels und meine eine(?) Tante in Roma besuchen kann.


    Ach ja, ich empfehle Dir keine dumme Bemerkung über meinen antiquierten Praenomen Lucius zu machen. Oma findet den gut, mein Vater hat mit Marcus ja auch einen antiquierten Praenomen und wir Flavier haben schon immer großen Wert auf Traditionen gelegt.


    Ich bin übrigens erst gerade 9 Jahre alt geworden und damit Adulescens/Kind hinsichtlich der Signatur.


    Serenus