Aintzane, die herbeieilte, während diese mit Adlerblick das Gartengelände durchblickte, mochte den Wald. Ihr gefiel dieser missgünstige Blick, mit dem Deandra den Garten durchstreifte, überhaupt nicht. Die Bäume würden alle gefällt werden, die Tiere vertrieben und das Unterholz dem Erdboden gleichgemacht werden, weil es eine Person so wollte! Mit Schrecken stellte sie sich vor, wie die Bäume samt ihren Wurzeln aus dem Boden gezogen würden, ein Inferno voller Dreck und Holzsplitter...
Die entschlossene Stimme, mit der Deandra ihren Tagesplan zum Besten gab, gefiel ihr ebenfalls nicht. "Nun... wie du willst, meine Herrin." Sie drehte sich kurz um und signalisierte einer hastig vorbeieilenden Sklavin, sie solle das Frühstück zubereiten. Dann wandte sie sich wieder Deandra zu. "Aber, ich meine... was wird mit diesem schönen Naturgarten passieren? Das ist es doch, worüber du denkst. Du willst den Wald einebnen." Sie hatte schon zuviel gesagt! Ihre innere Stimme kreischte sie an, sie solle aufhören, aber sie nahm sich - wieder einmal - kein Blatt vor den Mund, eine Eigenschaft, die noch immer, trotz den Demütigungen der Sklavenschaft, ihre adelige Geburt durchblicken ließ. "Wozu? Warum? Wäre es nicht einmal schön, etwas anderes zu haben? Ich meine, etwas, wo man sich von plebejischen Kleingeistern und Gernegroße abgrenzen könnte?"
Beiträge von Aintzane
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Aintzane war in der Nähe herumgestanden, ziemlich wortkarg und tief in diverse Tagträume versunken, als die Nennung ihres Namens sie jäh in die Wirklichkeit zurückriss.
"Ähh, Herrin? Ja... Wasserschläuche."
Dann wandte sie sich zu diesem eigenartigen Germanen hin, Loki, der sie schon eine längere Zeit begleitet hatte. Sie hatte ihm noch keine besondere Beachtung geschenkt, doch jetzt war es nötig, sich an ihn zu wenden. "Wenn ich schon in die Villa muss, um dort Wasser zu holen, kann ich dort auch ausrichten, dass wir auf einen Ausflug gehen, und auch, wohin wir gehen. Kannst du mir das sagen?" Sie wollte die Richtung allerdings nicht nur für die Verwandten Deandras wissen, sondern auch für sich selbst. Sie war ziemlich neugierig, wohin es gehen würde.
Gleichzeitig überlegte sie auch, wem sie auftragen würde, das Wasser zu schleppen... genau, diesen zwei kleinen korsischen Tunichtguten, die zwei Köpfe kleiner waren als sie. -
Aintzane hörte Assindius zu. Es klang schön, was er sang, ein eindrucksvoller Beweis, dass germanisch nicht so schrecklich war, wie die Römer es sagten.
Sie sah, dass Samira dazugekommen war und sich über ihre ungünstige Erscheinung köstlich amüsierte. Aintzane gab ihr einen vorwurfsvollen Blick, der aber nicht ernst gemeint war. "Sag, singst du uns nichts vor? Ich würde gerne einmal deine Sprache hören."
"Ich muss jetzt auch was singen... na schön."
Sie atmete tief ein und fing dann an, in einem durchaus wohlklingenden Alt loszusingen. Sie entschied sich für ein Lied, welches ein Gefühl ausdrückte, dass sie manchmal weit von sich wegschob, sie aber manchmal überwältigte. Das Heimweh."Gazte gaztetandikan
herritik kanpora,
estranjeri aldean
pasa det denbora.
Herrialde guztietan
toki onak ba dira,
baina bihotzak dio:
zoaz Euskalherrira.Agur nere bihotzeko
amatxo maitea!
Laster etorriko naiz
kontsola zaitea.
Gertabeharrak nahi du
ni urez joatea;
ama, zertarako da
negar egitea?Lur maitea hemen uztea
da negargarria.
Hemen gelditzen dira
ama ta herria.
Urez noa ikustera,
bai, mundu berria.Oraintxe, bai, naizela
errukigarria."Sie machte eine kurze Pause. Ihre Lippen bebten. Dieses Lied hatte sie wieder an ihre Heimat erinnert, an ihre Familie, an ihr Zuhause. Doch Lieder waren das einzige, was die Römer ihr nicht weggenommen hatten.
Sie übersetzte das Lied."Als ich jung war,
verließ ich mein Land,
in anderen Ländereien
habe ich seither gelebt.
Alle Länder
sind gute Länder, um dort zu wohnen,
doch mein Herz sagt mir:
Geh zurück ins Baskenland.Leb wohl, meine liebe Mutter
vielleicht komme ich ja bald zurück
um dein Herz zu erfreuen.
Das Schicksal wollte,
dass ich gehe,
also, Mutter, was nützt es
zu weinen?Mein Land zu verlassen
ist etwas, das mein Herz bricht.
Zurück bleiben meine Mutter und mein Land.
Ich gehe
lerne Neues kennen.Doch dadurch bin ich
umso weniger beneidenswert."Während des Lieds und auch der Übersetzung konnte man deutlich fühlen, welche Emotionen in Aintzane vorgingen. Am Ende musste sich sich konzentrieren, keine Tränen in den Augen zu haben. Sie wollte nicht schwach erscheinen! Also verlegte sie sich darauf, Samira auffordernd anzuschauen. Jetzt war sie am Zug.
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Wieder ein Murren.
"Ich habe einen Vorschlag!", machte Aintzane, unausgeschlafen und mit Augenringen. Sie sah aus wie eine Vogelscheuche, ihre Haare standen in alle Himmelsrichtungen. "Wie wäre es mit gar keinem Lied? Oder... wart." Sie hielt inne. Ihr kam etwas... vielleicht war Assindius' Idee doch nicht so schlecht. "Sing mal was Germanisches. Ich singe dir dann auch ein baskisches Lied vor."
Sim-Off: Endlich passiert mal wieder was!
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Aintzane kicherte los, als Assindius sie plötzlich zu kitzeln anfing. Sie befreite sich irgendwie aus seinem Griff. "Du germanischer Barbar!", meinte sie, prustend vor Lachen und ihm zuzwinkernd. Irgendwie schaffte er es immer, dass sie nicht auf ihn böse sein konnte.
"Klar weiß ich, was du meinst... ich bin halt schon etwas müde. Aber so ein Bad, das schaffe ich noch." Heute am Abend, das wusste sie, würde sie vollkommen ungrazil und sehr wenig damenhaft wie ein Stein ins Bett fallen. -
Aintzane war schon halb am Schlafen, als der Krawall, den Assindius und Samira schlugen, sie wieder aufwachen ließ.
Sie machte einen unwilligen Laut und drehte sich dann im Bett zu Assindius und Samira hin, die gegenüber lagen.
"Man kann schon gehen, ohne dass man auf den Boden schaut... aber dann darf man sich nicht wundern, sollte man braune Füße kriegen." Schon beim Gedanken wurde ihr ganz blümerant.
"Ich schau' mal, was ich morgen am morgen machen kann... ich komme aus den Pyrenäen, dort tritt man oft in irgendwelche Kuhfladen oder Hasenbollen. Da gibt es so ein paar Techniken, womit man das herauskriegt... ich werde mal schauen.", versicherte sie Samira. -
Aintzane kam hinein. "Verzeihung! Ich bin spät, ich weiß, soll nicht wieder vorkommen!", rief sie. "Hallo, Assindius.", bemerkte sie zum germanen hin. "Schon eingelebt?"
Offenbar waren Assindius und Deandra tief ins Gespräch verstrickt. Etwas von einem Missverständnis? Egal, sie würde Assindius später noch fragen.
"Seife... wo ist die Seife? Da sind die Handtücher, aber wo ist die Seife?", überlegte sie laut, halb zu sich selber, halb zu Assindius. "Die Seife... ach, da!" Triumphierend hielt sie ein Stück gallische Seife, die auf einem Brett herumlag, hoch.
"Soll ich das Bad zuerst mit Schaum bedecken? Oder ist es recht so?", fragte sie Deandra, während sie mit einer speziellen Creme aus Africa, die Schaum im Bad erzeugt, herumhantierte.
Anschließend tunkte sie die Hand in das Becken. Es war ziemlich heiß. "Ist diese Temperatur recht oder warten wir noch ein wenig?" -
Zitat
Original von Assindius
...
„Hömma Aintzane, hilfst du gleich der Herrin beim baden. Sie möchte ebenfalls etwas leichtes essen. Du kennst das ja, mehr Gemüse als Fleisch, wenn überhaupt Fleisch dann Geflügel, das Übliche eben.""Zu Befehl, mein Herr!" Sie verdrehte die Augen. War Assindius jetzt ihr Oberkommandant? ABer am Ende tat sie es doch und ging ins Balneum.
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Aintzane zuckte zusammen, als sie Assindius von hinten ansprach, so tief in ihre Träumereien und Gedanken um dieses eine Kind war sie verwickelt gewesen. Ihr Herz klopfte voll Schreck, als sie sich zu Assindius umsah - und entspannte sich wieder, als sie das vertraute Gesicht erblickte.
"M-hmm....", murmelte sie mit einem mädchenhaften Lächeln auf ihrem Gesicht, welches verriet, dass sie wohl nicht ganz bei der Sache war.
"Sei doch nicht so streng... badakarzkiedak..., ich bringe sie ihr...", mauschelte sie, halb Latein, halb in ihrer Muttersprache, und hob ein Paar Schuhe, mit der Absicht, sie Deandra zu bringen.
"Das Wasser ist da...", sie zeigte fahrig auf einen x-beliebigen Punkt hinter ihr.Hätte sie 2000 Jahre später gelebt, haätte man sie jetzt unweigerlich gefragt, was sie wohl geraucht hätte.
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Corvinus hatte sie beharrlich ignoriert und war schnurstracks auf den armen Assindius zugegangen, um ihn als germanisches Sprachrohr zu nützen. Vielleicht war es auch besser, dass er sie nicht bemerkt hatte.
Hinter ihr machte Assindius etwas, was durchaus als ein sehr nettes Kompliment zu werten war - einmal für germanische Verhältnisse. Sie drehte sich zu ihm um, zwinkerte ihn an und schenkte ihm ein Lächeln.
Draußen war offenbar die Hölle los. Es wurde in der Gegend herumgestolpert, herumgeflucht, herumgefallen und herumgemotzt. Das brauchte sie jetzt, grantige Römer. Es gibt doch nicht Lustigeres. Mit einem etwas gequälten Gesichtsausdruck wandte sie ihren Blick von den Römern los und schaute auf Tullia. Während sich Camryn um den hingabungsvoll betenden Cinna kümmerte, schleppte sie sich auf allen vieren zu Tullia hin. Assindius hatte sich eine Pause wohl redlich verdient.
"Alles ist vorbei, alles ist gut.", gurrte sie zu ihr hin und wandte sich dann dem schreienden Baby zu. "So ein entzückendes Kleinkind!", flüsterte sie, komplett ergriffen. "Darf ich es auch einmal halten?" Die neue Mutter nickte schwach. Also nahm die sonst so resolute Baskin das Kind total gerührt in die Arme und wiegte es hin und her, während sie begann, eine baskische Einschlafmelodie vor sich hinzusummen.
Ein Kind... was für ein Segen. Sie gab es, einigermaßen wiederwillig, an seinen Vater weiter, dem die Tränen aus den Augen herausquollen. Diesmal war es an Aintzane, Camryn einen vielsagenden Blick zuzuwerfen. -
Da! Das Kind kam! Aintzane war komplett aufgewühlt.
Sie stützte Cinna, der kurz davor war, zu kollabieren. Was fiel einem Vater an der Geburt bloß so schwer? Er musste ja nicht das selbe ausstehen wie du Mutter! Einfach nur zuschauen!
In Aintzane meldete sich eine innere Stimme: Vielleicht leidet er so, weil er Angst um das Kind und die Mutter hat?
Cinna tat nichts dagegen, dass AIntzane von dieser Erkenntnis abkam. Er zitterte wie Espenlaub, zuckte unter ihren Händen hysterisch hin und her. Beruhigend strich sie ihn über den Kopf - Tullia hatte nun wohl besseres zu tun, als hinzuschauen.
Als sie Tullia zuschaute, durchlitt sie ein Wechselbad an Gefühlen. Zum einen war sie froh, dass sie das noch nicht durchleiden musste, zum anderen traurig. Sie war noch nie Mutter gewesen. Wie herrlich musste es sich doch anfühlen, einen dicken, schweren Bauch mit einem Kind drinnen zu haben? Doch Tullia schrie wie am Spieß. Dies machte eben den gedanken, den Aintzane gerade gehabt hatte, nicht mehr so anziehend...
Das Kind rutschte aus dem Bauch heraus und begann sofort zum Schreien. Sie atmete auf. Die Geburt war unproblematisch verlaufen.
Assindius gab das Kind seiner Mutter, und in dem Moment wurde er gerufen. Ungehalten blickte sie aus der Türe heraus.
"Corvinus! Nicht jetzt!", rief sie halblaut dem Römer entgegen, von dem sie wusste, dass er der... Ex-Bruder ihrer Herrin war. "5 Minuten noch!"
Während sie so aus dem Fenster blcikte, wanderte ihr Blick nach links, wo sie einen dicken Germanen sah, der in seiner eigenen Sprache krakeelte. Ein Germane, hier?, dachte sie sich. Die sind auch schon überall... und sie machen sich nicht einmal die Mühe, eine Sprache zu lernen, mit der sie auch außerhalb von Germanien kommunizieren können. -
Aintzane schnappte sich einen Schlauch und nahm einen gewaltigen Schluck daraus. Wie sollte sie denn nicht erschöpft sein, wenn Assindius sie so hastig herumbefohl? Immerhin hatte Camryn ihr geholfen, Cinna hineinzuheben, ohne ihre Hilfe wäre es ihr überhaupt nicht gelungen.
Als sie endlich fertig war mit trinken und auch nicht mehr so angestrengt atmete, meinte sie zu Camryn: "Danke für... *keuch*... deine Hilfe...", sie wischte sich die Wasserspuren von ihren Lippen. Die sonst ziemlich hübsche Baskin sah aus wie nach einem Marathonlauf. Ihr schoss durch den Kopf, dass sie auch wieder einmal etwas für ihre Kondition tun müsste. Und sie stank, bedingt durch den modrigen Schlamm. Ein klarer Gebirgssee, das brauche ich jetzt, dachte sie sich. Auch wenn es nur einer hier in den Alpen ist und wohl nie die Qualität eines guten Pyrenäensees erreichen wird. Unten in der Schlucht, unerreichbar für sie, floss der noch junge Rhein, der sich einen Weg durch das Gebirge bahnte und den Lacus Brigantii zufloss.
Die Spannung zwischen Camryn und Assindius war fast greifbar. Ihr gefiel das überhaupt nicht. Konnte man sich da nicht ein einziges Mal auf eine Sache konzentrieren? Konnte man nicht einmal zusammenhalten?
Sie ging langsamen Schrittes zu Camryn hin. "Alles wird gut. Assindius weiß, was er tut,", einmal vermutete, hoffte sie es, "und dem Kind wird es gut gehen."
Hoffentlich begannen sich die beiden jetzt nicht, in die Haare zu kriegen... das wäre eine Katastrophe.
In dem Moment sah sie, wie Marina dahergelaufen kam. Die schon alte Frau hatte enorme Schwierigkeiten, nicht zu stolpern, aber sie erreichte den Wagen unbeschadet. "Alles in Ordnung?", fragte sie.
Wäre Curia [Chur], die nächste Stadt, doch noch nicht so weit weg, dann hätte dies eine Hebamme machen können. Doch jetzt waren sie an der vielleicht verlassensten Gegend des ganzen Imperiums. Jetzt musste es so gehen. -
Aintzane, die nun festgestellt hatte, dass er Ahnung haben musste, sicher einmal nicht weniger wie sie, war schon weggeeilt, um das Wasser und die Seife zu holen. Keuchend stellte sie es neben Assindius ab. Irgendwie kam sie nicht darum herum, ihn zu bewundern. Wie er in einer solchen Situation seine Nerven behielt... er war nun der Ruhepol in der ganze hektischen Gesellschaft rund um ihr. Sie beschloss, seinen Anweisungen um Tullias Wohl zu gehorchen.
Da die Römer sich offenbar nicht um Cinnas Schicksal scherten, sprang sie flink vom Wagen hinunter, beugte sich zu Cinna hin und hob ihn auf, indem sie an seinen Schultern zerrte. Er kam wohl wieder zu sich; unter Mobilisierung erstaunlicher Kraftreserven bugsierte sie ihn zur Kutsche und schob ihn hinein. Drinnen sah sie, wie er, noch ziemlich benebelt, zu Tullia hinkroch. Schwer atmend lehnte sie sich an die Kutsche an. -
Selten hatte Aintzane eine solch absurde Szene gesehen wie jetzt. Eine Frau schlägt eine andere, und die Geschlagene musste sich jetzt auch noch entschuldigen? Römische Logik war nur selten einfach zu verstehen.
Aintzane nickte Camryn sachte zu, während sie versuchte, die komplett Aufgebrachte zu beruhigen. "Wir werden das überstehen... jetzt aber los! Tullia hilft es überhaupt nichts, wenn wir jetzt hier herumkeifen!" Wie zur Untermalung ihrer Worte stieß Tullia ein Kreischen, ja ein Brüllen aus, welches sie zusammenzucken ließ.
Draußen vorm Wagen standen jetzt Corvinus und Deandra herum und diskutierten ziemlich aufgeregt. Sie wandte kurz ihren Blick nach draußen, während sie, ohne irgendjemanden Bestimmten zu meinen: "Cinna braucht, glaube ich, Hilfe..."
Offenbar verfolgte Assindius die Geschehnisse ziemlich schadenfreudig. Sie warf dem Germanen einen vorwurfsvollen Blick zu, der ein Indiz dafür war, dass sie eine solche Gewaltanwendung nicht im geringsten Maße witzig fand.
Immerhin wusste er wenigstens, wo es lang ging. Sie antwortete auf Assindius' Frage: "Ja, ich bin gleich wieder da! Sag', ist das deine erste Geburt?" -
Fassungslos sah Aintzane dieser Handlung zu. Deandra schlug Camryn einfach mit der Faust ins Gesicht... dieses Verhalten sah ihr überhaupt nicht ähnlich und war auch jetzt sicher nicht angebracht.
Bevor jetzt Camryn vor Zorn platzte und etwas sehr Dummes tat, meinte Aintzane zu ihrer Herrin: "Ähm, ich denke schon, dass wir das hier alleine machen können... lass' das einmal mit der Wasserschüssel... ähm... Irene hier kann uns ganz sicher helfen! Alles wird gut!", versprach sie und fasste die kleinwüchsige, dicke Irene am Arm und zog sie her. Die etwas minderbemittelte Griechin schaute, wie üblich, wie ein Schaf drein und blickte die arme Tullia mit trüben Augen an.
In dem Moment fiel Cinna mit einem unappetitlichen Geräusch in den Schlamm. Großer, starker Mann, dass ich nicht lache, dachte sie sich, jedoch kam das für sie wie gerufen. "Kümmer' dich um ihn, ich glaube, er braucht jetzt irgendjemanden.", meinte sie, etwas gehetzt umherschauend. Die Tatsache, das jetzt ein Mensch auf die Welt kam und sie dafür verantwortlich sein würde, zehrte an ihren Nerven.
Während sie imständig hoffte, dass sie Deandra nun etwas Ordentliches zur Beschäftigung gegeben hatte, zog sie Camryn an sich heran. "Immer mit der Ruhe.", flüsterte sie der Irin zu, "Es bringt jetzt niemanden etwas, wenn du dich um Kopf und Kragen redest!" Derweil schweifte sie suchend mit ihrem Blick im Wagen herum. Wo waren bloß die Leintücher?
Da! Irene hielt sie in ihren Armen. Aintzane entriss sie ihr mit mehr Kraftaufwand als erforderlich und gab sie Camryn. -
Als Camryn nach ihr rief, blickte Aintazne auf Deandra. Es schien so auszusehen, als ob Deandra selber bei der Geburt mithelfen wollte, also ging Aintzane ihr einfach in einem schnellen Schritttempo nach - einmal so schnell wie der schlüpfrige Boden es ihr erlaubte - und kam dann vor Camryn zu stehen.
"Tullia? Jetzt? Kaka zaharra...", murmelte sie, und sah in den Wagen hinein. Tullia lag am Boden, sie hatte ein rot unterlaufenes Gesicht, die Beine wet gespreizt und mit den Armen vor lauter Schmerzen unkontollierte Bewegungen ausführend.
Aintzane atmete tief ein.
Sie wusste, wie es ging. Einmal in der Theorie... nicht in der Praxis.
Während sich die große Baskin tief duckte, um in den Wagen hinein zu kommen, winkte sie Camryn zu sich heran. "Wie sollen wir das jetzt anstellen... ziehst du das Kind und ich halte Tullia fest? Oder umgekehrt? Deandra, bitte, halte die Schüssel mit dem warmen Wasser... ASSINDIUS! Wo ist das warme Wasser!?", rief sie zum Gepäckwagen hinüber. Sie hoffte, er hörte sie. Hoffentlich, bei den Göttern, ging nichts schief... sie würde es sich niemals verzeihen können. -
Aintzane richtete gerade die Haare ihrer Herrin und noch einer anderen Römerin namens Helena her, als der Wagen stehenblieb.
Deandra dachte laut über einen Achsenbruch nach und dann auch darüber, ob sie sich nicht die Beine vertreten wollen.
Sie steckte die letzten Haarzipfel zusammen. So, geschafft.
Vorsichtig reckte sie ihren Kopf zum Wagenfenster hin und blickte in eine großartige Landschaft. Berge erhoben sich, höher noch wie Giganten, und links von ihnen erstreckte sich eine tiefe Schlucht. Schmerzlich fühlte sie sich an die heimischen Pyrenäen erinnert. Hoffentlich gab Assindius acht, hoffentlich würden sie nicht dort hineinstürzen... sie meinte: "Ich komme mit. Vielleicht sehen wir ja einen Adler oder..." In dem Moment wieselte ein Murmeltier die Straße entlang. Begeistert sprang sie im Wagen auf und wäre um eine Haaresbreite an der Decke angestoßen. Sie eilte zur Tür, riss sie auf und konnte sich nur im letzten Augenblick beherrschen, sonst wäre sie diesem kleinen, lieben Tier nachgerannt. Also hielt sie ein und hielt die Tür auf. "Nach dir, Deandra, meine Herrin!", sagte sie zu Deandra. -
"Wenn du sicher bist, dass du mich nicht brauchst... ich bin froh, dich wieder zu sehen. Wider Erwarten ist gut... natürlich wird dort was "abgehen". Stürme! Eis! Schnee!" Theatralisch warf sie ihre Hände in die Luft. "Und Assindius da drüben schaut drein, als ob es direkt ins Schlaraffenland ginge... seinen Humor möchte ich haben, pah!", machte sie.
Plötzlich hörte sie neben sich eine Stimme - eine Stimme, die sie gut kannte. "Drakontios! Was machst du denn hier?", rief sie aus, halb überrascht, halb erfreut. "Gehst du auch mit uns? Wieso denn?" -
"Das ist in Ordnung. Natürlich, so ein Sklavenhandel", sie machte eine unwirsche Handbewegung, um ihre Abscheu vor diesem Geschäft zum Ausdruck zu bringen, "macht müde. Lass dir einfach Zeit. Hier ist die Tür zur Küche... dort treffen wir uns einfach in, sagen wir, einer Stunde."
Sie erhob sich und nahm die Türklinge. Dann stieß sie voller Voraussicht die Tür mit aller Kraft auf, und der Spanner, der davor gelauert hatte, fuhr mit einem zornigen Geheul zurück. Anschließend verzog er sich so schnell ihn seine Beine trugen. "Immer der...", seufzte Aintzane. Diesem Typen sollte man einmal die Flötentöne beibringen.
"Also... bis dann.", meinte sie und ging ab. -
"Bist du auch aus Syrien?", fragte sie interessiert, den Blick ihrer Mitsklavin entgegnend.
"Ähh... sicher. Ich spreche jetzt langsamer.", sagte Aintzane, die etwas schuldbewusst dreinschaute, hatte sie doch mit ihrem Wortschwall die Neue komplett überfordert.
"Epicharis... normalerweise so um 8 Uhr. Kann aber auch später sein, früher kaum." Sie akzentuierte jede Silbe genau und achtete darauf, dass sie deutlich sprach und ihr baskischer Akzent nicfht zu stark durchdrang.
"Sie mag... Bankette." Sie machte eine kurze Pause. "Und Ordentlichkeit. Und sie lässt eigentlich ganz viel durchgehen... ich weiß aber nicht genau wie viel. Allerdings kommt sie mir ganz tolerant vor."
Ihre Finger schweiften zu einer Bank. "Bitte, setz' dich. In dem Schrank da drüben findest du ein paar Tuniken. Nimm' dir eine, die du magst. Und da...", sie zeigte auf eine weitere Türe, "ist das Becken. Dort kannst du baden."