Beiträge von Myriel

    Entsetzt starrte ich ihn an.
    Sein Gesicht hellte sich aber auf und etwas Erleichterung machte sich auf beiden seiten breit. Auch als ihm eine Schriftrolle von den Armen fiel, rührte ich mich nicht, doch spätestens als er sprach, konnte ich wohl davon ausgehen, dass er zumindest keine allzu große Gefahr darstellte.
    Ich wusste, dass ich nicht viel sagen durfte, offenbar hielt er mich nicht für eine Sklavin. Ich versuchte ein dünnes Lächeln.
    "Ich.."
    Ein Seitenblick meinerseits. "bin auf dem Weg nach Hause."
    Hoffentlich würde er nicht weiter fragen, denn ob mein Latein und mein Ideenreichtum dafür reichen würde, war unsicher.

    Als ich Schritte hörte, war klar, dass der Mann wusste wo ich war. Einen Schritt wagte ich nach hinten zu gehen, mehr nicht.
    Unausweichlich, erkannte ich nun einen jungen, recht großen Mann, der etwas verunsichert, versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen.
    Seiner Kleidung nach zu urteilen war er weder einer der römischen Militärs noch eine andere wichtige Persönlickeit, was mich aufatmen ließ, aber nicht gleich hieß, dass er für mich keine Gefahr darstellte. Welcher Römer war es, dessen Anwesenheit eine angenehme gewesen wäre.


    Fieberhaft überlegte ich, was zu tun am Besten wäre, immernoch stand ich wie angewurzelt da. Ich wollte einen Schritt zur Seite machen, um noch mehr im Dunkel zu verschwinden, doch als ich es tat, wusste ich dass es ein Fehler war.
    Er verfolgte die Bewegung. Ich stand in seinem Blickfeld.

    Sim-Off:

    na klar :)



    Als ich ein Geräusch hörte, blieb ich stehen und drückte mich in den Schatten eines der Häuser. Ob ich es wollte oder nicht, Angst legte sich wie eine kalte Hand um mich. Es gab kaum etwas, jemanden, der es hätte sein können und mir nicht gefährlich war. In der Hoffnung, nur eine Ratte oder etwas ähnliches gehört zu haben, wollte ich grade weiterlaufen, als due Hoffnung darauf auch schon wieder erlosch. "Was war das?"
    Eine männliche Stimme. Unbewusst verkrampfte ich die kalten Hände in den dünnen Stoff. Eine Wache? Ein Soldat? Egal wer es war, sie durften mich nicht kriegen, die Demütigung und die Strafe die folgen würden, sobald mich die Römer wieder fangen würden, könnte ich nicht ertragen, das wusste ich. Ich wagte es nicht um die Ecke zu sehen, hinter der der Mann sich befinden musste und noch weniger mich überhaupt zu bewegen.
    Möglichst lautlos atmend verharrte ich dort wo ich war.

    Atemlos rannte ich durch die Straßen, schon seit ich die Casa des Valeriers verlassen hatte, hatte ich nicht aufhören können zu laufen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, doch ein Hochgefühl beflügelte unwillkürlich meine Schritte, als einer auf den nächsten folgte und kaum mehr konnte ich abschätzen aus welcher Richtung ich gekommen war, zu viele meiner Geräusche fanden an unzähligen Häuserwänden Widerhall, zu viele Seitengassen hatten meinen Weg bestimmt. Irgendwann war ich stehen geblieben, irgendwo nach einer Ecke, gebildet von einer kalten Steinwand, an die ich mich nun zitternd drückte.
    Ich hatte es geschafft. Niemals mehr würde ein Römer mich anfassen, niemals mehr einer dieses Volkes seine Arroganz demonstrieren können oder es genießen mich zu demütigen. Ich würde nicht zulassen, dass sie mich wieder fanden, mich dafür bestrafen würden, dass ich meine Freiheit haben und mich nicht brechen lassen wollten.
    Ich keuchte.
    Aber was bei Nomis, sollte ich jetzt tun?
    Ich könnte mich als Diebin durchschlagen, sicher, doch von den Römern zu stehlen, sich damit von ihnen abhängig zu machen, wiederstrebte mir, wenngleich sie es gewesen waren, die, die Schätze unseres Volkes geraubt und die Heiligtümer unserer Ahnen eingeschmolzen hatten. Meine Augen funkelten hasserfüllt. Ich hatte schon als ich noch ein Mädchen gewesen war, von einigen Banden gehört, ausgerissene Sklaven, die sich zusammengetan hat, schlicht mit dem gemeinsamen Ziel zu überleben und schon damals davon geträumt, mich ihnen anzuschließen, noch bevor die Schläge des Senators oder einer seiner Freunde mich zurück in die Wirklichkeit gerufen hatten. Trotz dieser Ideen, gab es tief in mir drinnen doch nur ein Ziel, nur eine Sehnsucht, die ich nicht übergehen konnte, wenn sie auch an Wahnsinn grenzte. Ich wollte, ich musste zurück in meine Heimat, zu meinen Wurzeln, vielleicht nicht in den kommenden Jahren doch irgendwann...vielleicht.
    Ich zog das zerissene Gewand, das mich umgab, enger um mich und stieß mich von der, vom Mond ins Grau verschleierten Hauswand ab. Es war kalt und ich fröstelte. Ungewiss wohin mich meine Füße tragen würden, lief ich weiter -eine Gestalt die sich in den Schatten der römischen Fasaden versteckte, eng an den Hauswändern entlang, doch zuversichtlich, stolz und das erste Mal wieder
    lebendig.

    Es waren nun schon einige Tage vergangen, seitdem der großgewachsene Tribun mich hierher gebracht hatte und in denen es mir besser gegangen war, als all die Jahre zuvor. Ich war kaum mehr beachtet worden, der Valerier hatte recht behalten, die Casa war fast ausgestorben, von den alten Männern, die hier wohnten, hatte ich nicht viel mitbekommen und mich einfach fern gehalten von diesen Beiden. Nur zwei- vielleicht drei Male, hatte der verschwiegene, recht eigenwillige Sklave, der die Statur eines darkischen Ahnensteines besaß, Hulc, mir einen Besen oder einen Lappen in die Hand gedrückt um eine Ecke des Hauses sauberzumachen, doch dabei war es geblieben.
    Schwer hatte ich die Zähne zusammengebissen, mein Stolz verbotet es mir bei weitem etwas für einen RÖMER zu putzen, doch ich war nicht so dumm wegen diesen Einzelfällen, meine heutige Flucht aufs Spiel zu setzen. Bald schon würde kein Römer, keiner dieser heuchelnden Tyrannen mehr die Hand gegen mich erheben und ich würde mich niemals dieser Arroganz beugen müssen. Ich konnte nur allen Gottheiten dankbar sein, dass sie mich hierher gebracht hatten, es war ein Kinderspiel gewesen, mich nachts aus der Sklavenunterkunft zu stehlen und wahrscheinlich hätte ich auch einiges des Hausstandes mit mir nehmen können, doch würde ich niemals von römischen Besitz leben, etwas davon besitzen wollen. Schon am ersten Tag hatte ich nachgesehen, wo die beiden Hunde, von denen Vic mir erzählt hatte (und was dumm genug war) untergebracht waren. Sie besaßen einen Zwinger in der Nähe der Casa und waren aufmerksam und sorgsam abgerichtet, so dass kein Einbrecher ihnen entgehen konnte und sie sofort alarmierendes Geheul nachts hätten hören lassen, wenn jemand unbefugt das Grundstück betreten hätte.
    Doch dank Hulc, dessen Verstand nicht ein Zehntel so groß, wie seine Muskeln waren, kannten mich die Hunde schon und würden nicht anschlagen.


    Ich spürte mein Selbstgefühl und meine Würde zusammen mit etwas Nervosität langsam wieder in mir aufflammen, als ich durch den Flur schlich. Nichts hatte ich bei mir und genauso viel Ahnung, wie es weitergehen würde, sobald ich hier heraus war, doch würde ich lieber in einer Seitengasse verhungern, als weiterhin einem dieses verhassten Volkes zu dienen. Ein entschlossener Blick war es also, der unruhig aber sehr genau über die ins Dunkle getauchten Silouetten fuhr. Nur einige Schritte noch und ich hatte eine der marmornen Säulen in meinem Rücken, die mich näher an die verrammelte Eingangstüre brachten, nur wenige mehr um am Fenster zu sein, durch dass ich mich nun langsam hinabließ. Meine Finger fuhren etwas über den rauen Stein, der mir die Haut zerkratzte, nur um kein Geräusch von mir zu geben. Ein langgezogenes, reißendes Geräusch verkündete, dass ich mir mein Gewand zerrissen hatte. Doch schließlich stand ich -Gras unter meinen zitternden Beinen- draußen und hier konnte ich mich nicht mehr zügeln, sondern rannte von dem Grundstück.
    Tief ins Dunkel, ins Nirgendwo, in eine ungewisse Zukunft.

    Das war wunderbar.
    Ich schien hier mehr als überflüssig und was hätte mir besseres passieren können? Unter diesen Umständen würde es leicht werden zu fliehen, eventuell könnten die Hunde Probleme geben. Nun, aber wie diese des Nachts versorgt wurden und ob es einen Zwinger für sie gab würde ich schon noch herausfinden, doch warum warten? Ich hatte ja nichts tun -dieser Römer war wirklich seltsam, aber gefiel mir-, also lieber heute als morgen. Neugierig verließ ich das Triclinium um mich im Haus umzusehen.

    Ich hatte schon darüber nachgedacht, ob das Schwierigkeiten geben konnte und wohin ich würde fliehen können, als mein Gegenüber mich wieder direkt ansprach. Etwas verwirrt sah ich ihn an, ich war nicht sicher, ob ich alles, von dem was er genannt hatte, richtig verstanden hatte, denn mein Latein war nun wirklich schlecht.
    "Ich war nicht lange genug bei dem Tribun um das sagen zu können. Soweit ich weiß, war sie nur einmal in der Zeit da."


    Ich sagte dass nicht um den Mann zu schützen (soweit es überhaupt nötig war, ihn vor dem Bruder seiner Braut zu schützen, der etwas schmächtiger wirkte), nein, dazu hatte ich keinen Grund, sondern nur weil es die Wahrheit war und ich das Gespräch möglichst schnell beenden wollte.

    Er hätte mir nicht sagen müssen, dass ich mir das mit dem "Herr" sparen konnte, denn ich hätte mir wohl eher die Zunge abgebissen, als ihn so anzureden. "Der Hulc" war offensichtlich der Hühne, der uns eingelassen hatte, aha. Soweit so gut. Ich erfuhr noch etwas von zwei wohl schon sehr betagten Herren, einem nicht anwesenden Bruder, zwei Hunden und einer Leibsklavin, auf deren Bekanntschaft ich nicht grade scharf war, denn das war eines der Dinge die ich nicht nachvollziehen konnte oder... nun wie auch immer der Sachverhalt war, lange würde ich sowieso nicht bleiben. Alles in allem klang das nicht nach Menschen, die mich auf einer Flucht aufhalten würden können, höchstens die Hunde würden Probleme machen, man ürde sehen. Wenn es keine regelmäßigen Zeiten gab, an denen sie weggesperrt würden, würde mir etwas anderes einfallen.


    So nickte ich also völlig einverstanden als er sprach, nur um gleich darauf wieder -auf seine Frage hin- mit dem Kopf zu schüttlen. "Nein keine weiteren Fragen, sonst wohnt also niemand hier?"
    Nur um ganz sicher zu gehen.

    Sein erster Satz machte mich wütend und der zweite tat es noch viel mehr. Es war immer das selbe, natürlich konnte ich lesen und schreiben, aber kein Latein, nichts hätte mich dazu bewegen können die Sprache der Römer auch noch zu Papier zu bringen!
    Und natürlich hatte ich mir schon gedacht, dass nun auch ein solcher Satz folgen würde. Trotz allem und Motivation genug, anders zu ahndeln, versuchte ich die sanfte Milde in meinem Blick beizubehalten und spannte nur die Wangenknochen an, vielleicht die einzige Regung in meinem Gesicht. Mein Tonfall blieb ruhig und ich ignorierte sein Grinsen.


    "Ich denke nicht, dass ich Talente habe, die ihr zu schätzen wüsstet."

    Ichl entspannte mich etwas, offenbar war ich hier überflüssig, umso besser und umso leichter zu entkommen.


    "Nein." War meine knappe Antwort, denn warum hätte ich mehr von der verhassten Sprache als wirklich nötig sprechen sollen?

    Der Valerier, war etwas anders als andere Römer, so viel war klar. Etwas überfordert damit, mit mir etwas anzufangen, wofür ich nicht undankbar war, fuhr sein Blick im Raum herum.
    "Ich habe gekocht und sauber gemacht. Nein, trinken oder essen will ich nichts."
    antwortete ich mechanisch und etwas uninteressiert und sah mich um, auch wenn ich in der Tat etwas Durst hatte.

    Ich sah dem Tribun hinterher, nun war er also weg.
    Gleich darauf stellte sich der zukünftige Schwager natürlich direkt vor mich und musterte mich eingehend. Seine Frage und die Tonlage, mit der er sie stellte hätten gereicht um mich wieder aus der Fassung zu bringen, doch blieb ich ruhig und nichts außer dem stolzen Blick ließ etwas von meinen Gefühlen ahnen. Trotzdem war meine Antwort (in sehr gebrochenem Latein) vermutlich anders als von ihm erdacht.


    "Nein, nicht bis ihr Römer mein Land gestohlen und die Männer unseres Landes gemorden habt."

    Dessen war ich mir nun nicht ganz so sicher, er sollte sich auch gar nicht um mich kümmern, sondern mich einfach in Ruhe lassen.
    Wie auch immer, lange würde ich sowieso nicht hier bleiben und so versuchte ich ein Lächeln in die Richtung des Valeriers.
    Nun gut, dann stand es jetzt eben fest, ich würde sehen, was ich daraus machen konnte. Trotzdem schalt ich mich für meine Dummheit, Gelegenheiten nicht genutzt sonder verstreichen lassen zu haben.
    Doch all das war nicht in meinem Gesicht abzulesen, dass einen so sanften Ausdruck behielt.

    Ich bemühte mich, nicht zurückzuweichen oder sogar das Gesicht zu verziehen, als er mich berührte und abschätzig betrachtete und so schlug ich nur die Augen nieder, um nicht in seine sehen zu müssen.
    Langsam, begann ich die Situation und vor allem meine Rolle darin zu verstehen und war wenig begeistert.
    Mir war es gänzlich egal, ob der Tribun nun mit oder ohne Segen der Familie seiner Braut heiratete und ich sah mich vorsichtig im Zimmer um.

    Als der Mann kam, der sich in Zukunft vielleicht mein Besitzer nennen würde, musterte ich ihn genau. Er war noch recht jung, wenn auch nicht in dem Alter den Kopf voller Flausen zu haben und noch nicht das richtige Maß an Autorität und selbstsicherem Auftreten zu besitzen.
    Der Römer -für den ich ihn ja hielt- war groß gewachsen, so wie auch der Tribun und besaß dunkle, nun misstrauisch blitzende Augen. Sein Blick streifte nur kurz und sehr desinteressiert über meine Erscheinung, bevor er wieder zu Cyprianus wanderte.

    Neugierig sah ich mich um. Die Umgebung war schön und das Gebäude groß, aber das war es nicht, worauf ich achtete. Meine Hochstimmung senkte sich etwas, als ich genauer darüber nachdachte. Sicher, war es von hier aus, sehr viel schwieriger zu fliehen und ob es mir der neue Römer so leicht machen würde wie der Tribun war auch fraglich. Ich hätte meine Chancen dort besser nutzen können, das war mir nun klar, doch hatte ich ja nicht wissen können, dass er mich "wetergeben" würde. Allein diese Gefälligkeit mit der er es tat war mir zuwider. Auf dem Weg hätte ich es vielleicht auch probieren sollen, doch Terentius kam mir zumindest so athletisch vor, dass die Möglichkeit bestanden hätte, dass meine Freiheit nur von kurzer Dauer gewesen wäre und wer weiß, wie es mir danach ergangen wäre.
    So sehr es mich in Gedenken an meine Familie, mein Volk auch beschämte noch länger in dieser Rolle ohne Gegenwehr zu verweilen, hielt ich meine Entscheidung die Dinge geschehen zu lassen, doch für die klügste.
    Dem Sklaven, der uns öffnete und ungefähr zwei Köpfe größer war, als ich selbst, gelang es jedoch meine Entschlossenheit wieder einzuschüchtern. Geduldig wartete ich, was passieren würde.

    Etwas vrwirrt, wenn auch nicht wirklich betroffen, verließ ich den Raum. Er wollte mich verschenken? Allein dieser Satz, rief in mir Verabscheung hervor. Ich hatte nicht alles von dem, was er gesagt hatte verstanden, nur das, aber die Sklaven die mich mit nach oben namen, sorgten dafür, dass es mir bald klar wurde. Da mein Fluchtplan nach wie vor umgesetzt werden sllte, hatte ich damit keine weiteren Probleme und so genoss ich es, endlich ein Bad nehmen zu dürfen und sonstige Annehmlichkeiten des "Zurechtmachens" zu genießen. Etwa eine Stunde später, erkannte ich mein Spiegelbild kaum wieder. Mein Aussehen war nicht mehr das einer Sklavin und die Erscheinung nicht mehr staubig und abgerissen.

    Ich seufzte, wie ich seine herablassende Art hasste, aber was hatte ich zu erwarten bei einem Römer. Doch viel hatte er noch nicht von mri verlangt, dass musste ich schließlich zugeben. Ich kam zu ihm und sah ihn aufmerksam an.

    Ich brachte den Wein.
    Natürlich warum hätte ein Römer sich auch schon darüber Gedanken machen sollen. Wieder kam die so bekannten Wut und ich bediente ihn acuh noch. Geduld, ich musste Geduld haben, jetzt irgendetwas falsches zu tun wäre einfach nur dumm.


    "Ich bin von dem Volk der Daker." antwortete ich ruhig und einem Anflug von Stolz und Wehut in der Stimme und ruhig schenkte ich ihnen auch den Wein ein.