Es hatte zwar den Anschein, dass Leaontia sich schnelle etwas ausdenken musste, das sie noch unbedingt vom Markt brauchte, doch Epicharis nahm die Bestätigung der Flavierin mit einem erfreuten Nicken zur Kenntnis. Antonia hingegen verhielt sich sehr still. Ob ihr etwas fehlte oder sie Leontia nicht mochte und daher dem geplanten Marktbesuch eher skeptisch entgegen sah? Epicharis wusste es nicht zu sagen, beschloss aber für sich, das beste aus der Sache zu machen. Zusammen mit den anderen steig sie also in die Sänfte, die allmählich gen Markt schaukelte.
Beiträge von Flavia Epicharis
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Einer so bezaubernden Frau verzeiht man doch alles, hatte er gesagt. Epicharis schmunzelte noch immer darüber, doch oblag es ihr schließlich auch, sich um die Gäste zu kümmern. Deandra erschien ihr heute eher nachdenklich und bedrückt. Vielleicht ergab sich später die Gelegenheit, mit ihr zu reden.
ZitatOriginal von Marcus Vinicius Hungaricus
Etwas überrascht blickte er die Frau vor sich an. Ihrem Habitus gemäß musste sie zum Haus gehören. Da sie jedoch um etliches jünger war als der Hausherr, tippte er, daß dies wohl seine Tochter war. Wir haben zu danken, Claudia. Es ist uns eine Ehre und ein Vergnügen. Darf ich jedoch fragen, ob es einen bestimmten Anlass gibt für diese Festlichkeit? fragte er freundlich.
ZitatOriginal von Spurius Purgitius Macer
"Eine Frage, die mich ebenfalls interessieren würde", warf Macer ein."Das freut mich sehr", sagte die junge Claudierin und warf ihrem Vater einen Blick zu. Sie hatte angenommen, dass er die Gäste schon begrüßt hatte, während sie selbst mit Flavius Aristides gesprochen hatte, doch offensichtlich war dem nicht so. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, würde er sie nun auch weitermachen lassen und ihr nicht zur Hilfe eilen.
"Nun ja, zum einen soll es Gelegenheit bieten, sich anregend zu unterhalten, zum anderen bin ich selbst erst vor Kurzem aus Tarraco nach Mantua zurükgekehrt. Die Feierlichkeiten haben also etwas von einer Willkommensfeier, die ich meinem Vater zu verdanken habe", erklärte sie und lächelte in die Runde.
In der Zwischenzeit schien ihr Vater schon einen neuen Gast begrüßt zu haben, mit dem er nun an sie heran trat.
ZitatOriginal von Lucius Aelius Quarto
Er wandte sich der Tochter des Gastgebers zu und begrüßte sie freundlich lächelnd.“Salve Claudia Epicharis, es freut mich dich kennen zu lernen. Wie ich sehe haben es die Götter sehr wohl gut mit deinem Vater gemeint.“
Solcherlei Schmeicheleien war man von dem sonst so spröden Quarto ja gar nicht gewohnt.
Ob dieses Kompliments lächelte Epicharis leicht verlegen. Einer der Sklaven hatte den Senator rasch als Aelius Quarto vorgestellt, und vor Epicharis' innerem Auge erschienen Fakten, die sie über diesen Mann in der Acta gelesen hatte.
"Senator Aelius Quarto, ich danke dir für deine freundlichen Worte und kann nur erwidern, dass es auch mir eine Freude ist, dich einmal persönlich kennenzulernen. Ich habe schon viel von dir gehört. Deine Frau hat vor kurzem einen Erben geboren, nicht wahr? Meine herzlichsten Glückwünsche hierfür. Richte doch auch bitte deiner Frau meine Glückwünsche aus."Ihr war, als blicke sie jemand an, daher wandte Epicharis bald den Kopf und suchte kurz den Raum ab. Ihr Blick streifte Corvinus, neben dem Aristides lag. Beide aßen. Epicharis' Blick ruhte einen Moment auf dem Flavier, dann wandte sie sich wieder den Gästen direkt vor ihr zu.
"Livia, lass und doch dort rüber setzen", schlug sie vor und deutete auf eine Ansammlung bequem aussehender Korbsessel. Vielleicht würde sich auch Deandra zu ihnen setzen. Die Klinen und Sessel waren so angeordnet, dass sie ein lockeres Oval bildeten, in deren Mitte das Essen auf Platten angerichtet war. Auf diese Weise konnten sich alle Gäste miteinander unterhalten. Epicharis winkte Assindius und Aintzane heran.
"Ihr könnt den zweiten Gang auftragen", sagte sie. Es würde verschiedene Fleischarten geben, die unterschiedlich angerichtet und zubereitet waren. Ganz besonders freute sich Epicharis auf das Huhn in Honigkruste und Ingwer, das ihre einzige Bedingung für den Hauptgang gewesen war. -
Zitat
Original von Marcus Flavius Aristides
...Eigentlich wirkte er ja recht gebildet, andererseits ruinierte die Stumpfheit seiner Worte diesen Eindruck wieder. Epicharis hatte allerdings das übliche Geplänkel bei solchen Festivitäten erwartet, daher war sie nicht sonderlich überrascht über diese lockere, nichtssagende Art der Konversation.
"Du magst recht haben, Flavius Aristides, doch meine Wurzel liegen in Mantua. Wenn man sich ersteinmal an die Stadt gewöhnt und sie kennen und lieben gelernt hat, dann kennt man vielerlei Orte, die es sich zu besuchen lohnt. Ob sie nun ruhig wie im Gebirge oder hektisch wie in eine Taubenschlag sind. Aber vielleicht beruhigt es dich zu erfahren, dass ich derzeit zwischen Mantua und Rom pendle, eine Weile hier und eine Weile dort lebe, der Familie wegen."
Sie zwinkerte ihm verschmitzt zu und musterte ihn, wie er an seinem Wein nippte. Dabei bildete sich ein Grübchen auf der rechten Seite. und Epicharis schmunzelte, ließ es den Soldaten doch auf eine gewisse Weise schalkhaft wirken.
"Ich nehme an, du bist noch nicht lange in Mantua stationiert?" fragte sie ihn mit interessiert zur Seite geneigtem Kopf.
"Die Stadt hat viele Reize, wenn man nur weiß, wo man suchen muss."ZitatOriginal von Herius Claudius Vesuvianus
Er sah sich nach Epicharis um, die er mitnehmen wollte, und sprach nach ihrem Eintreffen die neuen Gäste an.
Es ging wahrhaftig zu wie in einem Taubenschlag. Die ersten Gäste saßen bereits, einige weitere standen noch und der Vinicier und seine Frau trafen gerade ein. Epicharis bemerkte den suchenden Blick ihres Vaters und wandte sich an den Mann in Blau, mit dem sie gerade redete.
"Entschuldige mich bitte. Es wäre mir eine Freude, wenn wir unser Gespräch später fortsetzen können, doch zuerst gilt es, die anderen Gäste zu begrüßen."Ein ehrliches, aber kurzes Lächeln folgte, dann wandte sich die Claudierin um und ging gemessenen Schrittes zu ihrem Vater, der den Senator und seine Frau vorstellte.
"Guten Abend, Senator Vinicius. Schön, dass ihr kommen konntet", sagte sie an den Mann gewandt, die Frau mit einem netten Lächeln bedenkend. Aus den Augenwinkeln sah sie Nordwin, wie er die Küchensklaven herumscheuchte, die ebenfalls in rot gewandet waren.~
ZitatOriginal von Marcus Aurelius Corvinus
Er stellte Epicharis vor und ich lächelte erneut.
"Einen schönen guten Abend, Epicharis. Du siehst bezaubernd aus. Wir haben uns bereits kennengelernt"
Wenig später geriet auch der Aurelier in die Fände ihres Vaters, der sie sogleich vorstellte. Epicharis schmunzelte erheitert, grüßte jedoch artig.
"Ich wünsche dir einen angenehmen Abend, Aurelius Corvinus."ZitatOriginal von Herius Claudius Vesuvianus
Als sich der Aurelier entfernt hatte, warf der Tribun seiner Tochter einen fragenden Blick zu. Sie kannte ihn bereits?
Epicharis lachte bei dem seltsamen Blick kurz auf, machte danach jedoch eine beruhigende Geste.
"Deandra wollte ihn mir vorstellen, also kam er vor zwei Tagen zu einer Cena her", erklärte sie ihm. -
Das kam Epicharis allzu bekannt vor. Sie lächelte und schüttelte mit wenig Verwunderung den Kopf.
"Mein Vater plant das gleiche, in wenigen Tagen sogar schon. Ich würde dich ja gern einladen, doch kann ich dies nicht ohne das Einverständnis meines Vaters. Sonst kommen nur aufgesuchte Senatoren und Patrizier", fügte sie entschuldigend hinzu. Die Absicht, die hinter diesem Bankett stand, war nur allzu deutlich. Da dies auch Albina klar sein musste, entschloss sich Epicharis dazu, die Karten offen auf den Tisch zu legen und nicht mehr verschleiert zu sprechen."Ich habe bisher auch kaum wenige Senatoren und Patrizier kennengelernt. Octavius Victor war einer davon, er schien mir ganz nett zu sein. Aber ich weiß nicht, welche Verbindung man für dich anstrebt. Man munkelt, dass die Tiberier sich nicht so sehr um standesgemäße Bindungen kümmern, doch ob das wahr ist, vermag ich nicht zu sagen", erklärte sie und versuchte dabei freundlich zu klingen, und nicht missbilligend oder gar herablassend. Das war die Sache einer jeden Familie, sie würde sich weder einmischen noch eine Wertung abgeben.
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Flavius Aristides also. Vielleicht haftete allesn Flaviern dieser Hauch von Ablehnung und Hochmut an, fragte sich Epicharis. Anders konnte sie sich nicht erklären, dass Antonia so geworden war, seitdem sie diesen Gracchus geheiratet hatte. Dennoch neigte sie höflich das Haupt und gab freundlich Antwort.
"Es ist auch mir eine Freude. Du bist Soldat, nicht?"
Das hatte sie zumindest im Gedächtnis behalten, denn Flavia Leontia hatte es erwähnt. Wenn sie sich richtig erinnerte, dann war er sogar in Mantua stationiert und ein Vetter der Flavia. Ihre Frage hatte den Hauch eines wirklichen Interesses, doch darin war Epicharis schon immer gut gewesen. Sie würde irgendwann einmal an der Seite ihres Mannes den langweiligsten Unterhaltungen folgen und Interesse bekunden können, auch wenn es nicht so war. Dennoch, der 'Mann in Blau', wie sie ihn insgeheim nannte, wirkte aus jenem Grunde interessant, da er durchschauen ließ, dass er lieber an einem anderen Ort gewesen wäre als hier auf diesem Bankett.Am Rande der Gesellschaft entdeckte sie Deandra, die nicht glücklich aussah, wie Epicharis befand. Sie suchte Blickkontakt und lächelte die Schwester dann aufmunzernd an. Wenig später öffneten sich die Türen erneut, und diesmal trat ein Mann mit Begleitung ein. Es konnte sich also nur um Vinicius Hungaricus oder Aelius Quarto handeln, denn diese beiden waren die einzigen, die mit samt Gattin geladen worden waren. Epicharis tippte darauf, dass die Frau an der Seite des Senators Tiberia Livia war und es sich bei dem Mann um den Vinicier handelte, denn die Frau hatte, wie Epicharis fand, die gleiche Nase wie Albina. Und die hatte sie ja bereits kennengelernt. Wie schön wäre es gewesen, auch ein paar Freundinnen hier begrüßen zu dürfen. doch der Abend stand ja im Zeichen der Cladia-Töchter. Epicharis ahnte, was ihr Vater damit meinte. Hoffentlich suchte er keinen alten Mann für sie aus.
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"Es freut mich, Legat", sagte Epicharis galant und neigte den Kopf. Nichtsdestotrotz betrachtete sie den Mann ganz genau. Das war also der Legat der Prima, der alle Soldaten unter seinem Kommando führte, ihren Vater eingeschlossen. Verwunderlich war, dass er diesen beinahe vinicischen Ausdruck auf seinem Gesicht trug. Das Kompliment des Purgitiers ließ sie erfreut lächeln. Es war ein ernst gemeintes Lächeln und kein aufgesetztes. Er machte einen wirklich netten Eindruck, fand sie, und sagte man nicht, dass der erste Eindruck zählte, den man von einem Menschen hatte? Jedenfalls hätte sie gern noch weiter mit ihm geplaudert, doch das erneute Eintreffen weiterer Gäste hinderte sie daran. Epicharis' Augen irrten durch den Raum zur Tür, die eben erneut geöffnet worden war. Aurelius Corvinus trat ein und lächelte ihr zu. Sie lächelte freundlich zurück. Aber war nicht eben noch jemand eingetreten?
Ihr Blick glitt an Didius Albinus vorbei und blieb an einem breiten, blau bekleideten Rücken hängen, und als sich der Mann herumdrehte, erkannte sie ein hochmütig wirkendes Gesicht mit starren Zügen. Epicharis zog eine Braue nach oben, eine Entgleisung, die sie sofort korrigierte. Der erste Eindruck, den sie von jenem Manne hatte, war, nun ja. Sie hatte eben einen, doch ging sie dem nicht weiter nach, sondern nestelte an der Palla herum und ging auf die netten Worte des Didiers ein.
"Mich freut es auch, dich kennenzulernen", gab sie zurück. Nur kurz huschten ihre Augen noch einmal zu jenem Manne hin, dessen Gesicht auf sie starr und eisern wirkte und dessen Namen sie noch nicht kannte. Vorerst blieben die großen Türflügel geschlossen. Epicharis hoffte, die Familie möge ebenfalls bald eintreffen, sonst geriet vermutlich der fein ausgetüftelte Essensplan durcheinander, denn jeder Gang war in Zubereitungszeit, Geschmack und Dekoration aufeinander abgestimmt. Deandra hatte ihr bei der Organisation geholfen - wo war sie eigentlich? - und Epicharis hatte einiges dazugelernt.
Macer und der Tiberier unterhielten sich inzwischen angeregt, und ihr Vater sprach gerade mit dem Mann in Blau. Epicharis spitzte die Ohren, tat jedoch ganz geduldig.
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"Nun, ich hätte ihn lieber in meiner Nähe gewusst als in einem Kastell, wo man in Friedenszeiten für den Krieg übt", sagte Epicharis und dachte daran, wie oft sie früher geweint hatte, weil Vesuvianus manchmal monatelang nicht nach Hause gekommen war. Sie hielt ihren Vater für einen strengen, aber gerechten Mann, der ihr niemals absichtlich schaden oder wie unglücklich machen würde. Im Gegenzug respektierte sie ihn so, wie er war und versuchte das beste daraus zu machen, was beileibe nicht immer einfach war. Dennoch hatte sie es bisher stets geschafft.
Albinas Worte hörte sie mit wenig Verwunderung. In die Gesellschaft einführen... Epicharis wusste, dass damit die Knüpfung von nützlichen Bindungen gemeint war, oder kurz gesagt, die Ehe. Sie sah Albina nun als "Leidensgenossin" an, nicht mehr nur als flüchtige, wenn auch nette Bekanntschaft. Als die Tiberierin geendet hatte, nickte die Claudierin.
"Oh ja, ich versteh gut, was du meinst. Für mich war es in Hispanien so. Die Lebensweise ist dort gänzlich anders als hier. Inzwischen habe ich mich wieder an den italischen Lebenswandel gewöhnt, auch wenn ich zugeben muss, dass es nicht einfach war. In Spanien scheint alles einfacher zu sein und leichter von der Hand zu gehen. Es ist unbeschreiblich. Ähnliches wirst du jetzt erleben, vermute ich."
Sie nippte an ihrem Becher und dachte kurz an den Papagei. Epicharis war jemand, der stets versuchte, das Gute zu sehen.
"Ach nein, ich denke, er zieht über den Soldaten seine Kreise und beschimpft sie munter weiter. Er machte auf mich einen gewitzten Eindruck."Eine weitere Traube verschwand in ihrem Mund, während sie Albina erneut musterte.
"Und wie findest du die römische Gesellschaft?" fragte sie schmunzelnd und meinte damit natürlich die patrizische Männerwelt. Was auch sonst? -
Während ihr Vater die Gäste begrüßte und sie anschließend vorstellte, stand Epicharis neben ihm und nahm die Besucher in Augenschein. Der Tibier wirkte ganz nett, nur sehr reserviert, doch vielleicht war er einfach nur aufgeregt, denn er sah nicht sehr alt aus. Senator Purgitius Macer wirkte viel lockerer als der Tiberier, er und Vesuvianus schienen gemeinsame Vergangenheiten gehabt zu haben, denn sonst hätte er vermutlich nicht diese Worte gewählt. Nun trat ein weiterer Mann ein, den Epicharis in Augenschein nahm, noch ehe die Türen sich geschlossen hatten. Er bestach durch euine auffallend große Nase und wirkte nicht wie ein Patrizier, woraus die Claudierin schloss, dass er keiner war. Dies alles registrierte sie innerhalb weniger Sekunden.
"Es freut mich, dich kennenzulernen, Senator Purgitius Macer. Und auch dich, Tiberius Durus", sagte sie und neigte den Kopf. Das Licht spielte mit der schimmernden Oberfläche der Perlen in ihrem Haar. Plötzlich öffneten sich die Türen erneut, und ein weiterer Senator trat ein. Er hatte einen melancholisch anmutenden Ausdruck auf dem Gesicht und wirkte irgendwie traurig, da konnte sich Epicharis nicht helfen. Dennoch wartete sie auch hier wieder auf die Vorstellung der beiden neue eingetroffenen Gäste. Sie vermutete hinter dem Plebejer Didius Albinus, denn Annaeus Florus hatte sich entschuldigen lassen. Bei dem Senator hatte sie jedoch keine Ahnung. Vielleicht war er der, wie man sagte, von seiner Frau gemarterte Vinicius Hungaricus. Das würde zumindest die Melancholie auf seinem Gesicht erklären.
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Während die ersten Gäste bereits eintrafen und hergeführt wurden, fühlte sich Epicharis, als stünde sie kurz vor dem Platzen. Sie kannte nur die Namen, die auf der Liste standen, nicht aber die Personen dahinter. Von Octavius Victor einmal abgesehen. Als ihr Vater den Raum betrat, lächelte sie ihm leicht verlegen zu. Kaum einen Moment später kamen die ersten Gäste in den geschmückten Saal.
Epicharis selbst trug eine aufwendig gearbeitete Tunika, die sich in scheinbar schlichtem Beige hielt, doch durch unzählige Blütenranken aus goldenen und silbernen Fäden mit vereinzelt eingearbeiteten Perlen bezaubernd wirkte. Hierzu hatte sie eine reinweiße Palla gewählt, die sich um Hals und Schultern schmiegte und perfekt mit der Kleidung kontrastierte. Um den Hals trug sie eine Perlenkette aus tylusischen Perlen, dazu passende, mit Perlen besetzte Ohrringe. Auch im Haar fanden sich einzelne Perlen, die das schimmernde, dunkle Haar in seiner Hochsteckfrisur betonten. Beinahe schüchtern begab sie sich an ihres Vaters Seite, lächelte und überließ es ihm, sie vorzustellen. Ganz, wie es sich gehörte.
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Da weder der Junde noch Antonia sich anschickten, etwas zu sagen, und Epicharis keine beklemmende Stille aufkeimen lassen wollte, ergriff sie beherzt die Initiative.
"Ja, Mantua ist sehr schön, besonders im Frühjahr, wenn die Bäume austreiben und alles ergrünt", pflichtete sie Leontia bei und lächelte.
"Von einem Flavius Aristides habe ich bedauerlicherweise noch nichts gehört. Mein Vater ist zwar ein Tribun in der Legion, aber er erzählt nicht viel aus dem Kastell."Nicht viel...eigentlich erzählte er gar nicht, um genau zu sein. Vermutlich wollte er seine Tochter nicht mit blutigen geschichten und langweiligen Vorträgen vergraulen, dachte sie bei sich. Dabei hätte sie sehr gern etwas über das Lagerleben gehört, denn sie hatte keine klare Vorstellung davon, was sich in einem Castellum üblicherweise so abspielte. Epicharis wandte den Kopf und sah zu Serenus. Sie fragte sich, ob Leontia verheiratet war. Wenn dem so war, so hatte sie keine Kinder, das stand fest. Hätte sie welche gehabt, so hätte sie weder den jungen Serenus noch die Katze so behandelt, als seien dies ihre Kinder.
"Oh, wir wollten in die Stadt aufbrechen, um etwas über die Mercati zu schlendern. Vielleicht hast du ja Lust, mit uns zu kommen? Bei dem Geruch von Meeräsche wird die kleine Sphinx sicherlich sogleich um die Ecke streichen", sagte Epicharis lächelnd.
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Augenscheinlich waren doch nicht mehr genügend Zutaten im Haus gewesen für das eigentliche Manü, das Epicharis zusammengestellt hatte, aber da sich Aintzanes Beschreibung des weiteren Mahls durchaus delikat anhörte, sagte Epicharis nchts dazu und begann, den Salat zu essen. Das Gesprächsthema behagte ihr nicht sonderlich, aber es passte in das Bild, das sie bereits durch Deandra von Aurelius Corvinus erlangt hatte. Die Frage war nun: wie lenkte sie das Gespräch um? Sie entschloss sich dazu, die erste Aussage des Aureliers zu nehmen und darauf einzugehen.
"Du bist Duumvir, nicht? Hast du denn so viel Arbeit, dass du selbst die Abendstunden damit füllen musst?" fragte sie ihn und schob sich einen Bissen Schafskäse in den Mund.
"Ah, Aintzane, richte doch bitte bei deinem nächsten Gang der Köchin aus, dass die Vorspeise vorzüglich ist", bat sie die Sklavin.
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"In Manuta ist es ruhig, auch wenn das Kastell der Legio Prima direkt vor den Toren der Stadt liegt. Wir habe dort ein Landgut. Mein Vater dient in der Legion, weißt du, und derzeit sind nur eine meiner Schwestern und ich dort anzutreffen. Das heißt...wenn ich nicht gerade in Rom bin", sagte Epicharis und trank einen weiteren Schluck.
"Derzeit pendle ich hin und her, da ein Großteil meiner Familie in Rom lebt - mein Onkel Vitulus beispielsweise, meine kleine Schwester Prisca und einige andere. Vater ist zeitlich sehr eingeschränkt, daher war das Pendeln die beste Lösung, wenn ich ihn auch einmal zu Gesicht bekommen möchte."
Zwei weitere Trauben fanden ihren Weg zwischen Epicharis' Lippen.
"Nach Italia bin ich gekommen, weil meine Tante verschied. Es gab somit nach der Bestattung nichts mehr zu tun für mich in Tarraco, also reiste ich nach Hause. Aber wieso kamst du nach Rom?" stellte sie die Gegenfrage.
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Intrigen, Geheimnisse, Spekulationen, verbotenes Wissen... Das alles weckte Epicharis' Abenteuerlust. Mit leuchtenden Augen sah sie auf das kleine Stück Pergament hinab und suchte nach Anzeichen, die Aufschluss über den Sinn des Fetzens gaben.
"Da ist aber kein Kreuz als Markierung. Ich glaube nicht, dass es der Treffpunkt für eine geheime Liebschaft ist. Wäre denn dann nicht die Umgebung verzeichnet und nicht nur ein Gebäudegrundriss? Und eine genaue Stelle ist ebenfalls nicht eingezeichnet. Nein, das muss etwas anderes sein. Nur was? Und für welchen Zweck?"
Epicharis nagte nachdenklich an ihrer Unterlippe. Die anderen Möglichkeiten gaben hier durchaus mehr Sinn. Ein Geheimplan...
"Meinst du wirklich? Dann dürften wir das eigentlich gar nicht sehen, meinst du? Vielleich sollten wir Vater.... Obwohl, nein, besser nicht. Er ist in der Lage und fragt und, woher wir den Zettel haben. Und dann stecken wir im Schlamassel. Im Prinzip können wir niemandem etwas davon sagen. Eigentlich ein schlau gewähltes Versteck", sagte Epicharis, klang dabei aber doch etwas enttäuscht.
"Was machen wir nun damit? Wenn wir es herausnehmen und mit Geböuden vergleichen, die wir kennen...? Vermutlich merkt es niemand. Das Buch sieht ganz so aus, als hätte es seit Jahrtausenden niemand mehr gelesen, dem Staub nach zu urteilen."
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Im Geiste ging sie noch einmal alles durch. Das Essen war durchdacht und hoffentlich bereits in Arbeit, die Gäste würden im Saal empfangen werden, denn es waren doch einige mehr als ins Triclinium hineingepasst hätten. Für genügend Getränke und die Aufmachung der Sklaven war gesorgt (sie hatten sich heute alle gleichförmig in hellem Rot zu halten), die Dekorationen aus Weinreben und Blütenranken aus dem Garten war ebenfalls am Platz. Epicharis hatte dafür gesorgt, dass die Farbe Rot sich ebenfalls durch den ganzen Raum zog. Rote Tücher waren gehängt und gelegt worden. Im Raum verteilt glommen kleine Feuerbecken vor sich hin, an den Wänden waren kleine Fackeln in metallische Halter eingestockt worden. Alles wartete auf das Eintreffen der Gäste, und zwar inklusive Epicharis, die sichtlich aufgeregt war und herumging, um hier und dort etwas gerade zu rücken oder nach rasch nicht vorhandenen Staub fortzuwischen.
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Soldaten hatten mit Schlichtem auszukommen, das war richtig. Also machte es sinn, was Albina da sprach. Epicharis nickte und fragte sich, ob sie den Namen Tiberia Claudia schon einmal gehört hatte. Aus der Acta Diurna vermutlich, aber genau erinnern konnte sich die Claudierin nicht.
"Dann beweist sie Geschmack", komplimentierte Epicharis und legte den Kopf schief, um eine Vase zu betrachten, die in der Nähe auf einem Sockel ruhte. Sie zeigte ein griechisches Motiv, das ihr bekannt vorkam und sie seltsamerweise an Tarraco erinnerte, vermutlich wegen der warmen Farben. Ihre Betrachtung wurde von dem Sklaven unterbrochen, der das Gewünschte brachte. Nun stand eine stattliche Schale frischen Obstes auf dem Tisch, dazu eine Karaffe mit verdünntem Wein und zwei eingeschenkte Becher. Epicharis griff nach ihrem und hoffte, der Wein möge sehr stark verdünnt sein. Normalerweise trank sie keinen Rebensaft, denn das schickte sich nicht für eine Frau, fand sie, und nebenbei bemerkt war Wein egal welcher Art einfach nur bitter. Dieser aber stellte sich als stark verdünnt heraus, sodass Epicharis den Becher nach dem ersten Schluck nicht gleich wieder fortstellte, sondern einen zweiten nahm. Dennoch mahnte sie sich, nicht zu viel davon zu trinken und lieber nach Wasser oder Saft zu fragen, ehe man ihr nachschenken konnte. Interessiert vernahm sie, dass Albina aus dem Illyricum stammte. Sie hatte viel darüber gelesen."Oh, da war es sicher angenehm zu leben, nicht? Ich habe einiges über Dalmatia und Noricum gelesen, das Wetter soll dort wenig regenreich und recht sonnig sein, aber dennoch nicht zu warm. Stimmt das, oder ist es nur Werbung dafür, umzuziehen? Ich selbst bin eigentlich in Mantua aufgewachsen, habe aber schon immer sehr viel Zeit in Tarraco verbracht, bei meiner Tante. Während der letzten anderthalb Jahre war ich ebenfalls dort und habe sie gepflegt. Im Alter hat man es nicht leicht als Witwe, schon gar nicht, wenn man krank ist", sprach Epicharis und zupfte eine Traube vom Strunk.
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Sim-Off: Einer der Sklaven kam auch zu Epicharis, und sie tat es ihrem Vater gleich. Das Wasser enthielt einen Spritzer Zitronensaft, sodass man sich nach der Reinigung angenehm erfrischt fühlte. Seine Worte ließen sie kurz gedanklich in die Kindheit abdriften und sie sah, wie sie und Prisca geweint hatten, als Vesuvianus die Kinder bei der Amme zurück ließ. Damals hatte sie ihn mehr gebraucht alsheute, oder eher anders. Epicharis lächelte sanft und schüttelte den Kopf.
"Nein, Vater. Dennoch ist es schade, dass du schon gehen musst. Doch ich fürchte, dass ich nichts daran ändern kann, also wünsche ich dir einen angenehmen, nun ja... "Heim"-Weg", sagte Epicharis und erhob sich ebenfalls.
"Ich hoffe nur, dass wir uns nicht verpassen, solltest du unangemeldet nach Hause kommen. Der Abend war schön, das Essen gut. Ich danke dir dafür", sagte sie und trat zu Vesuvianus, um ihn zu umarmen, auch wenn er für das Essen eugentlich gar nichts konnte. -
Schon beim Hereinkommen hatte Epicharis Augen und Ohren offen gehalten und sich aufmerksam umgesehen. Hier wohnte also Tiberius Vitamalacus. Das war interessant, fand sie, denn man erblickte durchaus den ein oder anderen Gegenstand, der weiblichen Einfluss bedeutete. Vermutlich aber war dies der Verdienst der weiblichen Verwandten des Soldaten. Epicharis und Albina steuerten auf eine kleine Bank am Rande des Säulenganges zu, und als die Aufforderung hierzu kam, setzte sich die Claudierin auch sogleich und faltete die Hände.
"Hübsch habt ihr es hier. Ich nehme an, du kümmerst dich um die Dekorationen und derlei Dinge? Dein Cousin hat vermutlich keine Muße dafür", fragte sie freundlich, während der Sklave schon hinfort eilte, um den Auftrag auszuführen.
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Eine gute Stunde später rief Epicharis nach Nordwin. Er sollte die Briefe zum Signieren und dann an die Boten überbringen und sie in Mantua selbst austragen. Es waren derer siebzehn an der Zahl, und Epicharis taten nun die Finger weh, ganz zu schweigen von der Tinte, die nun ihre zarten Finger zierte.
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Die Claudierin brütete gerade an einer schwer zu formulierenden Stelle, als Aintzane herein kam. Epicharis legte ihr Schreibzeug zur Seite und verkorkte das Tintenfässchen, dann ließ sie sich mit einem erwartungsvollen Blick die Briefe reichen und überflog das Geschriebene rasch. Mit einem Zeigefinger an den Lippen überlegte sie. Einige Formulierungen waren eher fröhlich-freundlich als angemessen. Dennoch hatte sie einen Einblick in die Arbeitsweise der Sklavin gewonnen und wusste, wofür sie jene das nächste Mal zu Rate ziehen konnte und wofür nicht. Sie sah auf.
"Vielen Dank, Aintzane. Damit lässt sich wirklich etwas anfangen. Du kannst nun gehen", sagte sie und zog kurz darauf eine Schublade auf, um die Briefe sauber abzuschreiben und angemessen auf neues Pergament zu bringen.
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"Sehr schön, danke, Aintzane. Ich bin dann noch hier in meinem Zimmer, wenn du mich später suchst", sagte Epicharis und wandte sich wieder um. Diesmal, um ihrer Schwester nach Rom zu schreiben.