Es wurde abgemacht, dass es per NPC läuft. Ist vielleicht nicht rüber gekommen, aber so haben es Dhara und ich abgesprochen. Das ist demnach keine öffentliche Versteigerung, sondern Teil eines abgesprochenen RPG.
Tut mir leid, dass da nun umsonst gepostet wird.
Beiträge von Flavia Epicharis
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Mit Dhara und den zwei breitschultrigen Begleitsklaven im Schlepptau erreichte Epicharis die Villa Claudia und ließ klopfen. Der Ianitor öffenete und ließ die kleine Gruppe eintreten. Epicharis trug einem Sklaven auf, Wasser und Obst ins Atrium zu bringen, dann schickte sie die beiden Sklaven fort und steuerte mit Dhara auf eine kleine Sitzgruppe zu.
"Setz dich", sagte sie und setzte sich selbst, die Hände locker im Schoß gefaltet.
"Also, mein Name ist Claudia Epicharis, Dhara. Als meine Leibsklavin erwarte ich von dir, dass du ein gepflegtes Erscheinungsbild hast und dich sittsam verhältst. Du wirst mir vorwiegend beim Ankleiden, Schminken und den Haaren helfen und mich auf Ausflüge begleiten. Schlafen wirst du mit den anderen Sklaven in einem Raum, und wenn du gut arbeitest, wird es Belohnungen geben. Da du somit eine recht wichtige Sklavin für mich bist, wirst du neben den üblichen Mahlzeiten Sonderrationen an Obst und Gemüse bekommen, ich werde der Küche bescheid geben. Und dann gibt es da noch etwas: Ich habe zwei Schwestern, eine lebt in Rom, die andere in Mantua, bei meinem Vater. Ich bin nicht sehr glücklich über diese Spaltung der Familie, aber es lässt sich nicht ändern und daher werden wir pendeln und eine Weile in Rom und eine Weile in Mantua leben."Epicharis verstummte und überlegte kurz, lächelte Dhara schließlich an und sagte:
"Das war vielleicht etwas viel für den Anfang. Hast du denn Fragen? Aintzane wird dir sonst ein Bad bereiten und frische Kleidung geben. Aintzane?" rief Epicharis. -
"Zu spät, schon verkauft", sagte der Sklavenhändler lediglich und zuckte mit den Schultern. Komisch, dass die Leute neuerdings das Ende einer Auktion nicht mitbekamen. Er wartete zwar noch auf das Geld, doch der Sklave der Claudierin hielt die soeben ausgestellte Besitzurkunde schon in den Händen und grinste den Flavier an. Epicharis war innerhalb der Familie dafür bekannt, nicht lange zu fackeln, ehe sie eine Entscheidung traf.
Wie es der Zufall wollte, war es auch genau nicht der Tag, an dem Epicharis mit Antonia und Leontia auf dem Markt war, sondern wie beschrieben zwei Tage später. Demnach musste es durchaus Zufall sein, dass es plötzlich vor Flaviern und angeheirateten nur so zu wimmeln schien. Epicharis jedoch, die am Rand der Menge stand, bekam von alledem nichts mit. Kurz darauf kam auch der Sklave zurück gewetzt und überreichte dem Händler das Geld. Seltsam, dass der Andrang auf Dhara urplötzlich so groß geworden war. Immerhin hatte sie doch lange genug bei diesem Händler ausharren müssen, nach eigenen Aussagen.
Die Worte der Sklavin erweckten den Anschein, dass Dhara sich selbst schon mit der Thematik der Flucht auseinandergesetzt und die Auswegslosigkeit dahinter erkannt hatte, hinterließ einen angenehmen Nachgeschmack bei der Claudierin. Sie deutete die Geste der Sklavin richtig und setzte sich sodann in Bewegung, um mit der neuen Errungenschaft nach Hause zurück zu kehren.
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Zitat
Original von Dhara
...Epicharis lauschte mit schräg gelegtem Kopf den Worten der Sklavin. Ihr gefiel, dass sie zwar aus Babylonien stammte, aber hörbar gutes Latein sprach. Auch die Aufzählung der Dinge, die sie beherrschte, schienen genau Epicharis' Vorstellungen zu treffen, sodass die junge Claudia nicht lange überlegte. Sie griff nach den Händen der Sklavin und besah sie sich kurz. Angesichts des Ortes, an dem sich Dhara wohl die letzten Tage aufgehalten hatte, warne die Nägel schmutzig, doch insgesamt machte die babylonische Sklavin doch einen recht guten Eindruck. Epicharis ließ sie los und lächelte.
"Sehr schön. Ich nehme an, du verfügst auch über lateinische Schriftkenntnisse? Wenn dem so ist..."
Sie wandte sich um und winkte den Händler heran, um einige Worte mit ihm zu wechseln. Schnell waren sie sich einig über einen Preis, und Epicharis trug einem der beiden Sklaven auf, zur Villa Claudia zu laufen und geschwind das Geld herbeizuholen, um die Sklavin kaufen zu können. Während sie warteten, befreite der Händler Dhara bereits und der verbleibende Sklave half dem Mädchen auf. Epicharis nickte ihr zu.
"Du wirst fortan also meine Leibsklavin sein, Dhara. Ich weiß nicht, ob du zur Flucht neigst, doch lass dir gesagt sein, dass eine Flucht schwer bestraft werden würde. Begehrst du auf, wirst du sanktioniert werden, doch wenn du dich loyal und einer Leibsklavin angemessen verhältst, wirst du auch die Privilegien einer Leibsklavin erfahren."
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In Begleitung zweier äußerst muskulös wirkender Sklaven sah sich Epicharis an jenem Tag auch auf dem Sklavenmarkt um. Sie ging an dürren Männern und Frauen vorbei, an großen Nubiern und fraulich wirkenden Griechen, bis sie schließlich eine Frau erreichte, die sie keinem Volk zuordnen konnte. Epicharis stutzte und holte sich Rat bei den sie begleitenden Sklaven, doch wussten die auch nichts zu sagen, sodass die Claudierin schließlich die Sklavin selbst ansprach, was augenblicklich die Aufmerksamkeit des Händlers auf sie lenkte.
"Salve, Serva. Wie heißt du und was sind deine Fähigkeiten? Ich suche nach einer Leibsklavin, weißt du."
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Zitat
Original von Marcus Flavius Aristides
....Lächelnd sah Epicharis zu dem Flavier hinüber und nickte dankend. Sie dachte nicht mehr an die lange Krankheit, die schließlich obsiegt und die Tante des weltlichen Lebens entrissen hatte, sondern nur noch daran, dass es ihr nach diesem leidvollen Weg sicher besser gehen mochte im Elysium.
"Es muss dir nicht leid tun, du kannst schließlich nichts dafür", entgegnete sie daher eher keck denn trauernd.
"Gewiss ist sie nun an einem friedvolleren Ort, zusammen mit dem Mann, den sie Zeit ihres Lebens liebte. Mein Onkel, musst du wissen, fiel in Ausübung seines Dienstes in Germanien. Vielleicht erzählt Vater deshalb nich viel über das Leben beim Militär - und vielleicht musst du deswegen nun dafür herhalten."Epicharis schmunzelte verschmitzt und saugte sogleich alles an Wissen auf, was nachfolgend aus dem Mund des Flaviers purzelte. Viel war es leider nicht, denn er schien das Gefühl zu haben, sie damit zu langweilen. Epicharis seufzte kaum vernehmlich und beschloss, das Thema ruhen zu lassen. Eines schien allen Soldaten gleich zu sein: Sie lebten und arbeiteten hart im Dienste des Kaisers, lebten, um in der Legion zu dienen - aber darüber reden wollte keiner. Vielleicht lag es daran, dass sie eine Frau war und ein Mann annahm, als solche verstünde man ohnehin nichts vom Krieg und der Leidenschaft des Dienens in der Legion. Epicharis allerdings wusste, das eine jede Frau spätestens dann Bescheid wusste, wenn sie die Nachricht vom Tod ihres Mannes erreichte, der nicht nur sie, sondern auch eine ganze Schar von Kindern zurück ließ. Diese Gedanken stimmten sie melancholisch, und einmal mehr dankte sie den Göttern dafür, dass Vesuvianus im Kernland des Reiches für den Ernstfall übte und nicht in einem Randgebiet an der Front stationiert war.
"Du langweilst mich nicht. Es ist durchaus interessant, etwas über den wohl wichtigsten Dienst zu erfahren, den man im Imperium Romanum ausüben kann, noch dazu privilegiert in der Legio Prima unseres Kaisers. Doch ich verstehe, wenn du nicht weiter darüber reden möchtest, immerhin sollte es ein rauschendes Fest sein, und du hast dir sicherlich anderes vorgestellt, als in der Kühle der Nacht mit einer Frau im Peristyl zu stehen und über die Legion zu reden."
Ein gewagter Angriff, doch wurde er vom neckenden Blick und zu einem Anflug eines Schmunzels gebogenen Mundwinkeln begleitet und nahm ihm so jene Schärfe und den Vorwurf, den er vielleicht heraushorchen mochte. Sie bemerkte den Blick, mit dem er systematisch die Fluchtmöglichkeit gen Triclinium abschätzte, schüttelte innerlich den Kopf über ihre Gedanken und bemerkte zugleich, dass die Anwesenheit des Flaviers durchaus ihre Stimmung gehoben hatte. Seine nächste Frage verwunderte sie nicht, wohl aber die Tatsache, dass er eine Tochter hatte. So gehörte er vermutlich nicht einmal zu den Gästen, die für eine Heirat in Frage kamen, und die Annahme dessen ließ Epicharis vielleicht zu offen auf seine Frage antworten.
"Natürlich darfst du. Es ist gewiss nicht leicht, weil er sehr selten zu Hause ist, weißt du? Und er erzählt nie viel aus dem Castellum, vermutlich denkt er, das ist nichts für eine Frau. Ich weiß es nicht. Als ich kleiner war, habe ich weniger Verständnis für seine fortwährende Abwesenheit gehabt. Meine Mutter verstarb sehr früh, und ich hatte neben meiner Schwester nur die Amme. Er hat mir sehr gefehlt Und heute freue ich mich über jede Stunde, die er für mich entbehren kann."
Epicharis verstummte und merkte gar nicht, dass sie sich gänzlich zu Aristides herumgedreht hatte und mit leicht geneigten Kopf erzählte. Sie bemerkte eine unordentliche Falte an seiner Toga, hob die Hand und ließ sie jäh in der Luft verharren, als ihr auffiel, was sie da reflexartig beinahe getan hätte.
"Darf ich?" fragte sie daher erst höflich und deutete lächelnd auf die Falte an seiner linken Schulter.
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Epicharis indes tat es den beiden Frauen gleich und setzte sich zusammen mit ihnen und dem jungen Serenus in Bewegung. Es dauerte auch nicht lange, da stürzte sich die Flavierin wie ein Raubvogel auf erspäte Beute, die in diesem Falle aus Tuniken bestand. Epicharis schmunzelte, während sie nun also zielstrebig auf den Stand zugingen, der Kleidungsstücke feil bot, und tat es unwissentlich Antonia gleich, die versuchte, die barschen Beschwerden der von den Sklaven abgedrängten Plebejer zu überhören. Leontia und Antonia unterhielten sich währenddessen über die Inneneinrichtung der Villa Flavia. Insgeheim konnte Epicharis nur beipflichten, dass es in der Tat auch etwas wohnlicher hätte sein können, aber das lag schließlich nicht in ihrem Ermessen sondern ganz alleinig am Geschmack des Hausherren und an dem Umstand, ob und wie viel er eine Frau Hand anlegen ließ.
Zwanzig bedächtige Schritte weiter gelangten sie nun an den Stand, der die Aufmerksamkeit der Flavierin gebunden hatte. Unter einem schmucken, doch schreiend bunten Vordach drehten sich verschiedene Kleidungsstücke an einem Gestänge im Wind. Epicharis fühlte sich an die letzten Spiele erinnert, bei denen bunte Tücher zum Einsatz gekommen waren. Einen flüchtigen Moment lang betrachtete sie noch das Schauspiel, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihren beiden Begleiterinnen und dem Jungen mit seiner Sklavin zu, welche nun vor Leontia stand und sich gehorsam, aber vielleicht auch insgeheim mit den Augen rollend vor der Frau hin und her drehte, einer Puppe gleich. Leontia schien gänzlich in ihrem Element, und hatte Epicharis nocht angenommen, dass sie selbst schon zu gern und vor allem zu oft einkaufen ging und es vermutlich keine Steigerung hierfür mehr gab, so wurde sie nun eines besseren belehrt, denn Leontia erschien durch und durch um einiges versierter und mehr in ihrem Element als sie selbst. Das musste sie ändern.
So suchte Epicharis zwischen den Tuniken, deren Töne in diesem Frühjahr fürwahr ihren Geschmack trafen, nach einem luftigen Lindgrün und hielt es dem Mädchen ebenfalls vor.
"Sieh einmal hier, dieses zarte Grün hebt dein Haarhervor und lässt die Augen leuchten", erklärte sie fachmännisch und lächelte anschließend Leontia en. Sie wandte den Blick und fand sich nun im Kaufrausch wieder. Mit einem gezielten Griff zog sie eine bordeauxrote Tunika mit seitlicher silberner Rankenstickung hervor und reichte sie Antonia.
"Oh sieh nur, diese Farbe lässt dich leuchten, Antonia. Mit einer Hochsteckfrisur mit Perlen im Haar und in Kombination mit einer cremefarbenen Stola wird dir Gracchus gewiss nicht widerstehen", sagte sie lächelnd und registrierte derweil nur am Rande, dass sich die Flavierin bereits um ihren Neffen kümmerte.
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"Ich kann mir nicht vorstellen, wie es im Illyricum ist", erzählte Epicharis, nachdem sie sich vergeblich vorgestellt hatte, wie Albina dort wohl gelebt haben mochte.
"Möchtest du mir nicht etwas erzählen? Es würde mich sehr interessieren."Erneut trank sie einen Schluck und bemerkte dabei beinahe entsetzt, dass der Becher schon mehr als zur Hälfte geleert war. Vermutlich war die Weinmenge in ihrer Blutbahn Schuld daran, dass sie sich etwas mulmig fühlte. Sie war Alkohol eben einfach nicht gewohnt, trank zu Hause keinen und vermied es auch sonst. Epicharis stellte den Becher fort.
"Ich habe zwei Schwestern, eine jüngere, eine ältere: Prisca und Deandra. Beide sind so, wie man sich eine Schwester wünschen würde, nur Prisca sehe ich recht selten, denn sie lebt hier in Rom und ist viel unterwegs."
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Als Willkommensgeschenk eine Kette? Er musste seine Cousine fürwahr lieben, dachte Epicharis bei sich, wenn er ihr einfach so eine Kette schenkte, ohne einen Grund zu haben. Die Claudierin nickte zustimmend bei Albinas Worten und aß eine weitere Traube.
"Ja, die Begleitsklaven. Hattest du im Illyricum denn keine?"
Epicharis mochte sich das gar nicht so recht vorstellen, denn als Patrizierin hatte sie praktisch schon als Säugling begleitsklaven gehabt. Das war vielleicht etwas übertrieben, sicherlich, aber kaum konnte sie auf den eigenen Füßen durch die Villa wackeln, hingen zwei Sklven an ihr wie Kletten. Und wenn sie raus gegangen war, verdoppelte sich ihre Zahl. Das hatte sich nicht recht geändert, denn immer noch begleiteten sie vier stattliche Sklaven, nun schon allein wegen der Sänfte, in der sie zumeist unterwegs war."Ja, tu das. Ich würde mich wirklich freuen", entgegnete sie Albina, als diese das eventuelle Verbot durch ihren Cousin erwähnte. Epicharis fragte sich zwar, was es für einen Grund hierzu geben konnte, doch hatte sie Tiberius Vitamalacus schließlich selbst in Aktion erlebt und sagte daher nichts weiter zu seiner leicht besitzergreifenden Art.
"Hast du eigentlich Geschwister?" fragte sie die Tiberierin, um vom Thema abzlenken.
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Von der Verwirrung im Inneren des Mannes zu ihrer Rechten bekam Epicharis nichts mit, denn er verbarg diese innersten Gedanken recht gut. Seinen vorgeschobenen Grund, sich vor dem rechten Essen bewegen zu müssen, konnte sie nicht gänzlich für voll nehmen, immerhin waren vermutlich ausnahmslos alle patrizischen Männer schweres Essen gewohnt. Sogar ihr Vater, der ja ebenfalls Soldat war. Wenn Epicharis nur gewusst hätte, dass Aristides weniger Wert auf eine behende und gepflegte Ausdrucksweise legte und den normalen Umgangston mehr schätzte als kluge Worte und verschachtelte Sätze! Sie wäre vermutlich sehr viel ungewzungener gewesen und hätte freier sprechen können. Doch so überlegte sie vor jedem Wort, was sie sagte, dachte stets an die gute Etikette und höfliche Antworten, wie es sich nun einmal in Gesellschaft gehörte, wie sie es aber nicht unbedingt immer gut hieß. So auch jetzt. Was hätte sie darum gegeben, sich einfach zurückziehen zu können und mit ihrer Leibsklavin zu reden. Doch wollte sie Gäste ihres Vaters nicht vor den Kopf stoßen, und der Flavier schien ihr zudem nett zu sein. Andere wären vermutlich nicht hier hinaus gekommen, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen.
Eigentlich war ihr wirklich kalt, aber hineingehen wollte sie auch nocht nicht, sodass sie Aristides kurz anlächelte und dann den Kopf mit der wohlgeschmückten Haarpracht sanft schüttelte.
"Es ist zwar kühl, aber gerade das erfrischt", entgegnete sie also und musterte ihn erneut. Die Fackeln, die jede vierte Säule schmückten, zeichneten die Schatten auf seinem Gesicht mal tiefer, mal flacher, sodass man den Eindruck hatte, Aristides alterte schnell, um gleich darauf wieder jung zu wirken. Das Schattenspiel, das sich ebenfalls in ihren eigenen Augen widerspiegelte, faszinierte sie, doch als Epicharis merkte, dass man ihren Blcik auf falsch oder unhöflich deuten konnte, blickte sie rasch auf ihre Hände, welche die Palla zusammenhielten."Deine Vermutung stimmt. Ich war lange Zeit in Tarraco. Meine Tante, Sagitta, war krank und ich pflegte sie, in der Hoffnung, sie möge gesunden. Aber sie tat es nicht und verstarb im Zuge ihrer Krankheit. Mein Vater gibt dieses Bankett meiner Rückkehr zu Ehren und um den Weg meiner Zukunft zu ebnen", erklärte Epicharis und blickte ihren Gesprächspartner nun wieder unverwandt mit leicht geneigtem Kopf an. Sicher würde er die Anspielung auf die Zukunft verstehen. Immerhin war sie im heiratsfähigen Alter und geladen waren ausschließlich für eine Heirat infragekommende Patrizier oder ehrbare Senatoren. Epicharis dachte an Tarraco, das warme, spanische Meer und die Mentalität der Menschen dort, und ganz unwillkürlich zeichnete sich ein warmes Lächeln ab und sie war wieder besserer Dinge.
"Dienst du in der Einheit meines Vaters?" fragte sie Aristides interessiert. Vesuvianus erzählte so gut wie niemanls von der Legion. Vielleicht war dies die Möglichkeit, etwas zu erfahren und sich gleichzeitig nett zu unterhalten.
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Fröstelnd zog Epicharis die Palla um die Schultern. Sie erschien ihr nun, da sie wahrhaftig gebraucht wurde, doch um etwas zu dünn, um richtig wärmen zu können. Wenigstens hielt sie den leichten Wind ab, der gelegentlich um die bauchigen Säulen strich und den Gang in einen gespenstischen Ort verwandelte. Die Schritte hinter ihr verklangen für einen kurzen Moment, und da keine Aufforderung erklang, der Höflichkeit stattzugeben und wieder herein zu kommen, wandte sie sich um, denn ein Sklave konnte es demnach nicht sein. Wen sie erspähte, war Flavius Aristides, der sie in diesem Moment anlächelte und die Hände auf dem Rücken verschränkte. Diese Geste hatte sie auch bei Aurelius Corvinus schon oft beobachtet, und auch ihr Vater legte die Arme zurück, wenn er keine Verwendung für sie hatte. Epicharis wirkte überrascht und war es auch, deswegen dauerte ihr Zurücklächeln auch einen Moment länger, fiel dafür aber umso erleichterter aus. Auf seine Frage antwortete sie nicht gleich, sondern beobachtete das Spiel der Schatten auf der linken Seite seines Gesichts, verursacht durch raschelnte Blätter, die sich im sachten Wind wogen, und das vage Licht, das durch sie hindurchfiel. Von dem Drang in seinem Inneren bemerkte sie natürlich nichts. Als sie merkte, das er sie nun ebenfalls musterte, sah sie schnell wieder in die Abgeschiedenheit des dunklen, cclaudischen Gartens.
"Ich suchte einen Moment der Besinnung", sagte Epicharis schließlich leise, denn die Atmosphäre schien ihr dem angemessener zu sein, als der normale Gesprächston. Sie fragte sich, warum er das wissen wollte und warum er überhaupt hier war und sie davon abhielt, sich weiterhin Gedanken über die patrizische Männerwelt um ihre Folgen zu machen, musste sich aber eingestehen, dass es eine ganz willkommene Ablenkung war, eigentlich. Sein Kompliment ließ sie ihn verlegen anlächeln. Hier waren sie allein, zumindest für den Moment, also war er eigentlich nicht gewzungen, sie weiterhin mit Komplimenten zu überhäufen, wie es der patrizische Anstand in Gesellschaft hingegen verlangen mochte. Dass er es trotzdem tat, verwunderte sie zugegebenermaßen, daher war die Verlegenheit echt, die er sehen konnte. Auf seine Frage hin schüttelte sie kurz den Kopf.
"Nein, du störst nicht. Ich wollte lediglich einen Moment frische Luft schnappen. Die vielen Gespräche im Raum lassen die Luft flirren, da ist es gut, dem eine Weile zu entfliehen", erklärte sie, ließ jedoch weg, dass die wenigstens Gesprächsthemen sie sonderlich interessierten. Wenn es nicht um Politik ging, so ging es um Ansehen und Macht, hinter vorgehaltener Hand zumindest, und die zwei weiblichen Gäste außer Epicharis schienen nicht gerade interessiert an Themen, die das Interesse der Claudierin geweckt hätten. Tiberia Livia erschien ihr langweilig - um so vieles langweiliger als Tiberia Albina! - und Deandra wirkte seit einigen Tagen wie ausgewechselt. Epicharis war einfach nach etwas Abwechslung, und da sie die nicht bekommen konnte, verbrachte sie einen Augenblick an der frischen Luft, damit diese ihren Geist wiedererwecken und für die nächsten Stunden aufbauen konnte. Dass Aristides allerdings beinahe die gleichen Gedanken wie sie hegte, darauf wäre sie im Traume nicht gekommen.
"Und warum bist du nicht bei den anderen und genießt Essen und Wein? Fällt denn meine Absentia schon auf?" erkundigte sie sich und wandte sich um, um über die Schulter einen prüfenden Blick in Richtung des hell erleuchteten Festraumes zu werfen. Nein, sie und der Flavier waren die einzigen, die nicht anwesend waren, vermutete Epicharis. Eine Vermutung keimte in ihr auf. Vielleicht hatte ihr Vater ihn ja geschickt? Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu.
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Seit Epicharis denken konnte, wurden die Ahnen der Familie in der Gruft in Mantua beigesetzt. Zumindest das, was nach der Bestattung noch von ihnen übrig war. In der Villa hatte sie dafür gesorgt, dass ih jedem Raum Brot, Salz und Wein zu finden war, und jede Tür schmückte ein Kranz mit unterschiedlichen Verzierungen. Ihr waren die Götter und die Ahnen heilig, und das zeigte sie auch. Es wäre ihr niemals in den Sinn gekommen, die Parentalia zu vergessen. Deswegen hatte sie sich heute auch auf den Weg zur Grabstätte der Claudier gemacht, um das Mahl mit den Ahnen zu teilen. Ihr Vater war ganz gewiss in der Legion eingespannt, Deandra kurzfristig nach Rom verreist, die anderen weilten sowieso in Rom. Epicharis war also ganz allein, abgesehen von den vier Sklaven, die sie begleiteten und das Mahl in Körbel trugen, welches sie den Ahnen angedacht hatte.
Lange stand sie vor dem kleinen, mit steinernen Wölfen verzierten und von einer Blütenpflanze umrankten Gebäude und erzählte Macrinius und allen anderen, was sie bewegte. Sie fragte ihn auch nach dem Pergament und bat darum, nicht böse zu sein, weil Deandra und sie es gefunden hatten.
Hier in der Nähe gab es noch andere Gräber. Epicharis sah sich um, ob jemand just in diesem Moment hier war und ebenfalls der Ahnen gedachte. Sie fühlte sich allein.
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"Oder wir beauftragen Assindius damit, die Augen nach Gebäuden offen zu halten, die diesen Grundriss haben oder ihm ähnlich sehen", überlegte Epicharis laut weiter.
Deandra schien sehr gebannt, weswegen Epicharis ihre große Schwester mit dem Ellbogen in die Seite knuffte und kurz nervös kicherte.
"Oder Macrinius hat ein Tagebuch geführt. Das müsste ja dann auch irgendwo verwahrt werden. Vielleicht finden wir da Anhaltspunkte oder Hinweise auf eine Geliebte oder dieses Pergament? -
"Du bist angekommen und musstest dich gleich den Versuchen der Trajansmärkte stellen? Ach, das ist ja schrecklich!" rief Epicharis aus und lachte.
"Ich verstehe dich sehr gut. Der Markt Tarracos war nichts, verglichen mit dem hiesigern. Sicherlich ist es mit jenen im Illyricum genauso. Sie sind klein und reichen aus, wenn man sich darauf beschränken muss, aber hier breitet sich eine wahre Flut an Waren vor dem Besucher aus! Man muss nicht nur zwischen den verschiedensten Tuniken wählen, sondern auch zwischen den verschiedenen Stoffarten!"Epicharis' Augen glänzten, als sie so sprach. Wahrlich, sie kaufte gern ein, liebte es regelrecht. Nur allein machte es nur halb so viel Spaß wie mit jemand anderem zusammen. Es wäre sicher spaßig, mit Deandra einkaufen zu gehen. Prisca war sehr in sich gekehrt und mochte den Markt nicht so. Zumindest glaubte das Epicharis. Und auch mit Albina wäre es gewiss lustig, einkaufen zu gehen. Begeistert und mit vom Wein geröteten Wangen nickte sie daher bezüglich des Vorschlags.
"Sehr gern, Albina. Ich bin noch eine Weile in Rom, ehe ich wieder nach Mantua reise. Wenn du möchtest und es dein Vetter erlaubt, könntest du mich dort auch einmal besuchen kommen. Meine große Schwester, Deandra, lebt auch auf dem Landgut. Es hätte sicher niemand etwas dagegen und ich könnte dir Mantua zeigen. Was meinst du?"
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Tiberia Livia erwies sich nicht gerade als sehr gesprächig, weswegen sich Epicharis recht bald entschuldigte und vorgab, einen Momant an die frische Luft gehen zu müssen. Sie ließ sich eine Palla geben und ging die paar Schritte, es mussten etwa dreißig gewesen sein, bis sie in der Kühle des Peristyls stand. Sie dachte an die Gäste, die hier waren. Ob ihr Vater aus jenen, die anwesend waren, einen geeigneten herausfischen würde? Jemanden, mit dem sie einen Großteil ihres Lebens würde verbringen müssen? Purgitius Macer machte einen wirklich freundlichen Eindruck, doch er war kein patrizischer Senator. Würde ihr Vater ihn deshalb gedanklich von der Liste streichen? Auch Tiberius Durus war freundlich, unterhielt sich aber nicht mit ihr, sondern lieber über Politik. Aurelius Corvinus war, nun ja, Deandras Bruder gewesen, aber auch er war wirklich nett. Und dann war da noch der Flavier, der eine angenehme Art hatte und nicht dauernd von Politik und irgendwelchen Schlachten sprach. Epicharis seufzte vernehmlich und legte die Hände an den kalten Marmor einer Säule.
Eine Sklavin erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei, was Epicharis nur nickend bestätigte, ehe sie die Sklavin wieder fortschickte. Alles was sie wollte war, einen Moment allein sein, dann würde sie den weiteren Verlauf des Banketts sicherlich gut überstehen können.
Als erneut Schritte hinter ihr laut wurden, drehte sie sich nicht herum. Es musste ein Sklave sein, der sicherlich sprechen würde. Doch es war kein Sklave, sondern einer er Gäste...
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"Gewiss. Die Götter sind allwissend. Vermutlich werden sie mir ein Zeichen senden, wenn ich den Mann treffe, der mich einst heiraten wird", sinnierte Epicharis laut und folgte dann Albinas Blick in den Garten. Eine stattliche Zeder erhob sich unweit des Peristyls.
"Naja, abgesehen vom Einkaufen?" fragte sie schmunzelnd und lachte dann auf.
"Es gibt die Thermen und den Esquilin, auf dem es wirklich schön ist. Nur darf ich nie allein dorthin gehen, denn es sind schon einige Überfälle in der Umgebung geschehen. Ansonsten gibt es noch den kleinen Tierpark zu besichtigen, der liegt allerdings etwas außerhalb. Und auf den Trajansmärkten kann man Webgarn und Stickzeug kaufen, auch wenn ich zugebe, das mich das nie besonders gereizt hat." -
Der Türsteher trat ein und suchte Assinidus.
"He, da steht eine Blondine vor der Tür und verlangt nach dir", sagte er und deutete mit dem Daumen über die Schulter hinaus. -
"Momentchen" war alles, was der Türsteher dazu sagte.
Und prompt schloss er die Tür vor Camryns Nase und ging Assindius suchen. -
"Dann wird dein Vetter einen Ehemann für dich wählen und nicht dein Vater?" fragte Epicharis ungläubig. Vermutlich war Albinas Vater jedoch auch tot, fiel es ihr siedendheiß ein. Dann war sie vermutlich in ein Fettnäpfchen getreten. Die Worte allerdings, die Albina über eventuelle Verbindungen mit Plebejern sprach, ließen sie sympathisch wie zuvor erscheinen. Es hätte Epicharis richtiggehend verwundert, wenn die Tiberierin eine derartige Verbindung gutgehießen hätte.
"Politik und große Reden auf der Rostra oder im Senat sind etwas für Männer. Die Frauen walten im Verborgenen. Ehrlichgesagt würde mir ganz schwummerig werden, wenn ich vor so vielen Leuten meine Meinung kund geben und auch noch vertreten müsste", sagte Epicharis und lächelte unsicher.
"Nein, das ist nichts für mich, wirklich nicht. Ich bin jedoch gespannt, ob ich mich jemals für die politischen Angelegenheiten des Imperiums interessieren werde. Wer weiß, vielleicht heirate ich einmal einen großen Politiker."An dieser Stelle folgte kein erheitertes Lachen, denn zu wahrscheinlich war diese Aussicht für die junge Frau in jenem Moment. Stattdessen zupfte sie nur weiter an den Trauben. Eine kurze Gesprächspause entstand, ehe Albina aussprach, was auch Epicharis bewegte. Sie sah die Tiberierin an und zeigte Verständnis und Zustimmung, einzig mit ihrem Blick.
"Ich auch, Albina", gestand Epicharis. Besonders, wenn sie an die vielen alten Senatoren und Patrizier dachte, die zum Bankett geladen werden und potentielle Heiratskandidaten darstellen würden.
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Lange hatte die Sänfte mit ihren Trägern nicht gebraucht, um die drei Patrizierinnen und den Jungen von der Villa Flavia an den Rande des Marktes zu schaukeln. Trotzdem waren die Träger froh, das ungewohnte Gewicht von drei Frauen und einem Hänfterling absetzen zu können, als sie schweißgebadet anhielten und die Sänfte abstellten. Epicharis, die zuletzt hereingeklettert war, setzte nun als erste einen Fuß auf das schmutzige Pflaster der Via Flamina. Den letzten Rest würden sie zu Fuß gehen, denn ein solches Gewühl herrschte auf dem Markt, dass ein Vorankommen mit einer Sänfte unmöglich war.
Geduldig wartete die Claudierin, bis auch Leontia, Antonia und Serenus ausgestiegen waren. Sie zupfte sich die Palla zurecht und ordnete den Fellmantel, den sie darüber trug, dann sah sie sich abenteuerlistig um.
"Und, was kaufen wir zuerst? ich würde vorschlagen, zuerst deiner Sklavin etwas zum Anziehen zu kaufen, Serenus. Was meinst du?" fragte sie freundlich.