"Er ist Tribunus Angusticlavius", gab Epicharis verwundert zur Auskunft. Irgendetwas stimmte nicht, denn wenn Onkel Vitulus nicht einmal wusste, was sein Bruder gegenwärtig tat... Sogleich lieferte er auch die Erklärung für seine Unwissenheit. Epicharis setzte einen betrübten Gesichtsausdruck auf und seufzte.
"Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir uns alle einmal wiedersehen. Das täte dir ganz gewiss gut, Onkel. Vater wird ein Fest veranstalten, du kommst doch auch oder? Er denkt, dass man meine Rückkehr feiern sollte und die Hinzugewinnung einer weiteren Tochter", sagte Epicharis und kicherte kurz.
"Und er möchte bedeutende Senatoren und Patrizier einladen. Es geht vermutlich nicht nur um meine Rückkehr, sondern auch um meine Heirat."
Kurz verstummte Epicharis und dachte an das bevorstehende Fest. Die Einladungen waren in Arbeit und würden sehr bald ausgesandt werden. Sie würde sich überraschen lassen.
"Oh, ich hab das Ludus Latrunculorum mitgebracht! Es ist aus Hispania, ganz neu und bisher unbespielt. Ich wollte es mit dir einwehen, wenn du magst."
Geschäftig holte Epicharis das Spiel herbei und baute es behende auf einem kleinen Tischchen in ihrer beider Reichweite auf. Dabei plapperte sie drauflos, ihren Onkel so aus seiner Lethargie zu holen suchend.
"Schau mal, die Steine sind aus Elfenbein, mit eingesetzten Edelsteinen. Es hat mir so gut gefallen, dass ich den Händler an drei aufeinander folgenden Tagen aufgesucht habe, nur um das Spiel zu bestaunen. Von dem Geld, was Vater mir geschickt hat, habe ich zwei solcher Ludi erstanden, eines habe ich Antonia geschenkt, du weißt doch, sie lebt jetzt bei den Flaviern. Ach, was hat sie sich gefreut! Und schau dir mal das Spielbrett an, siehst du, hier und hier ist Permutt eingearbeitet und auf der Rückseite......"
So ging es in einem Fort, bis Epicharis sich schlicßlich daran erinnerte, dass ihr Onkel sich vielleicht überrumpelt fühlen würde. Entschuldigend sah sie ihn an, zwischen ihnen war das Spiel bereits aufgebaut.
"Oh, ich würde schrecklich gern etwas aus deiner Feder lesen!" versicherte sie mit glänzenden Augen.