Sie wusste nicht, ob sie lachen und erschrocken sein sollte. War denn das einfache Wachs einer Kerze alles, was Dolabella zu opfern gedachte? Epicharis blickte sie prüfend an, während sie vor dem Schrein kniete und stumm betete. Dolabella schien ganz in dem Glauben zu sein, ihr Tun wäre angemessen. Epicharis überlegte, was sie nun tun sollte. Sie wollte ihre entfernte Cousine nicht auf offener Straße zurechtweisen. Vermutlich verschüchterte sie das gar so sehr, dass sie nicht mehr opfern wollte. Also entschloss sich Epicharis dafür, Dolabella stumm zu zeigen, wie man Mercurius richtig opferte, damit Dolabella es sich abschauen und lernen konnte..
So kniete sie sich neben Dolabella und fischte den Opferkuchen aus dem mitgebrachten Korb. Sorgsam stellte sie ihn neben Dolabellas Kerze und die Glutschale aus Weihrauch.
"Mercurius, wir danken dir dafür, dass du Dolabella sicher heim geleitet hast, auch wenn ihre Reise sicherlich nicht zum besten Zeitpunkt und in angemessener Weise erfolgte", sagte Epicharis leise und ehrfürchtig. Sie griff nach den Opferkeksen und legte sie zum Kuchen. Normalerweise hätte man die Gaben verbrannt, doch war dies an einem Schrein nicht möglich. Dolabella schenkte sie ein Lächeln und deutete auf die restlichen Kekse im Korb, die aus Spelz und Dinkel gebacken waren. Sie selbst entnahm dem Korb die kleine Amphore guten Weines und stellte sie auf den schmalen Tisch. Für die Lorbeeren war kaum noch Platz, aber Epicharis legte sie einfach auf Kuchen und Kekse, senkte anschließend den Kopf.
"Großer Mercurius, nimm diese Gaben zum Dank für die Begleitung an, mit der du meine Großnichte beschenktest", sagte Epicharis und linste aus halb geschlossenen Augen zu Dolabella hinüber um zu sehen, was sie gerade tat.