Verdutzt war Epicharis' Seitenblick zu ihrem Ehemann hin, der seinerseits ebenso verwirrt war, wenn auch aus anderen Gründen. Vermutlich hatte Aristides schon wieder vergessen, dass Gracchus und Antonia darauf verwiesen hatten, das Hochzeitsgeschenk in heimeligerer Atmosphäre zu präsentieren, als sie es auf dem eigentlichen Hochzeitsfest gegeben war. Gracchus' Konter war witzig, und Epicharis verkniff sich mit Mühe ein helles Lachen. Auf diese Weise nur ein wenig schadenfroh grinsend, ließ sie sich auf einer Liege nieder und sah erwartungsvoll von Gracchus zu Antonia und dem Kleinen, zu den sich blähenden Stoffbahnen und wieder zurück.
Sklaven schenkten Getränke ein und boten diese an, Epicharis nahm sich einen der hübschen Kelche und verfolgte aufmerksam Gracchus' kleine Rede. Wie schon bei der Opferung im Tempel am Vortag, so biss sie sich auch heute, durchzuckt von einem Schuss Mitleid, auf die Unterlippe, als Gracchus ins verbale Straucheln geriet. Zweimal verhaspelte er sich, wirkte selbst durcheinader deswegen, fand aber schließlich doch zurück zum roten Faden. Und was er mit seinen Worten offenbarte, ließ in Epicharis die Freude aufbranden. "Oh wie schön!" verlieh sie ihr Ausdruck, doch glücklicherweise verhinderte der Weinbecher in ihrer Hand, dass sie allzu hibbelig wurde.
Schnell tauschte sie einen begeisterten Blick mit Aristides aus, wandte jedoch den Blick hastig wieder ab, als bereits die ersten Flötentöne erklangen. Ein kleiner - ein wirklich sehr kleiner - Mann spielte auf dem Instrument und ihm hintendrein zogen vier Schausteller. "Ist das nicht Kresh? Der Zweite da?" fragte Epicharis aufgeregt in die Runde, mit dem Kinn auf den zweiten Mann in der Reihe deutend und mit einem Auge bereits nach einer Möglichkeit suchend, wo sie das Getränk abstellen konnte, wenn es der Applaus erfordern würde. Damals bei den Meditrinalia hatte sie das Stück nicht mit den anderen Flaviern verfolgt, sondern mit zwei Freundinnen. Plötzlich verschwanden alle bis auf einer von der improvisierten Bühne, und Musiker und Schausteller verneigten sich. Epicharis sah mit glänzenden Augen zu Gracchus und Antonia, dann zu Aristides. Ehe er etwas sagen konnte - falls er überhaupt etwas sagen wollte, denn wie sie ihn inzwischen kannte, war er vermutlich nur halb so begeistert wie sie selbst - forderte sie die beiden auf, anzufangen. "Bitte, beginnt!"