Beiträge von Flavia Epicharis

    Verdutzt war Epicharis' Seitenblick zu ihrem Ehemann hin, der seinerseits ebenso verwirrt war, wenn auch aus anderen Gründen. Vermutlich hatte Aristides schon wieder vergessen, dass Gracchus und Antonia darauf verwiesen hatten, das Hochzeitsgeschenk in heimeligerer Atmosphäre zu präsentieren, als sie es auf dem eigentlichen Hochzeitsfest gegeben war. Gracchus' Konter war witzig, und Epicharis verkniff sich mit Mühe ein helles Lachen. Auf diese Weise nur ein wenig schadenfroh grinsend, ließ sie sich auf einer Liege nieder und sah erwartungsvoll von Gracchus zu Antonia und dem Kleinen, zu den sich blähenden Stoffbahnen und wieder zurück.


    Sklaven schenkten Getränke ein und boten diese an, Epicharis nahm sich einen der hübschen Kelche und verfolgte aufmerksam Gracchus' kleine Rede. Wie schon bei der Opferung im Tempel am Vortag, so biss sie sich auch heute, durchzuckt von einem Schuss Mitleid, auf die Unterlippe, als Gracchus ins verbale Straucheln geriet. Zweimal verhaspelte er sich, wirkte selbst durcheinader deswegen, fand aber schließlich doch zurück zum roten Faden. Und was er mit seinen Worten offenbarte, ließ in Epicharis die Freude aufbranden. "Oh wie schön!" verlieh sie ihr Ausdruck, doch glücklicherweise verhinderte der Weinbecher in ihrer Hand, dass sie allzu hibbelig wurde.


    Schnell tauschte sie einen begeisterten Blick mit Aristides aus, wandte jedoch den Blick hastig wieder ab, als bereits die ersten Flötentöne erklangen. Ein kleiner - ein wirklich sehr kleiner - Mann spielte auf dem Instrument und ihm hintendrein zogen vier Schausteller. "Ist das nicht Kresh? Der Zweite da?" fragte Epicharis aufgeregt in die Runde, mit dem Kinn auf den zweiten Mann in der Reihe deutend und mit einem Auge bereits nach einer Möglichkeit suchend, wo sie das Getränk abstellen konnte, wenn es der Applaus erfordern würde. Damals bei den Meditrinalia hatte sie das Stück nicht mit den anderen Flaviern verfolgt, sondern mit zwei Freundinnen. Plötzlich verschwanden alle bis auf einer von der improvisierten Bühne, und Musiker und Schausteller verneigten sich. Epicharis sah mit glänzenden Augen zu Gracchus und Antonia, dann zu Aristides. Ehe er etwas sagen konnte - falls er überhaupt etwas sagen wollte, denn wie sie ihn inzwischen kannte, war er vermutlich nur halb so begeistert wie sie selbst - forderte sie die beiden auf, anzufangen. "Bitte, beginnt!"

    Wieder waren Schritte zu hören, brachen ab, setzten wieder ein. Und kamen in ihre Richtung. Mit Aristides kehrte auch ein kurzer Luftzug ins Tablinum ein, ließ erneut die Flammen flackern und trieb eine leichte und schnell wieder abebbende Gänsehaut auf Epicharis' Haut. Sie sah nun auf, blickte Aristides mit einem aufmunternden Lächeln an und wandte den Kopf, als er um die Liege herum ging, auf der sie lag. Sein Schweigen deutete sie als Bedauern darüber, dass er am heutigen Tag einen schweren Schritt getätigt hatte. Hatte tätigen müssen. Eine Prise Mitleid äußerte sich darin, dass sie ihre Augenbrauen ein wenig zusammenzog. Die Hand mit der Feder verharrte auf halber Höhe, und dann folgten Epicharis' Augen der Bewegung seiner Hand. Eine Phalera lag auf dem weichen, teuren Stoff der Liege, als er sie wieder fort nahm und ihr über die Wange strich.


    Dass er sie wieder seinen Stern nannte, ließ Epicharis den Blick von der metallenen Auszeichnung lösen und ihn ansehen. Seine Finger waren kühl, sein Kuss träge und, wie sie fand, auf gewisse Weise nach Trost suchend. Bestimmt redete sie es sich nur ein, aber das Gefühl, ihn irgendwie aufheitern zu müssen, blieb dennoch. Um ein Haar hätte sie ihn gefragt, wie sein Tag war. Gerade noch rechtzeitig erinnerte sie sich daran, ihn heute besser nicht danach zu fragen. Stattdessen legte sie die Feder endgültig ab und griff nach der Phalera. Sie war ebenfalls kühl, als sie sie in der Hand wog. Bei dem erneuten Kompliment lächelte sie Aristides verschmitzt an. "Das sagst du so oft, dass ich beinahe selbst glaube, dass es wahr ist", tadelte sie ihn scherzhaft und folgte seinem Blick hinunter zur Feder. "Du störst nicht", versicherte sie ihm. "Stell dir vor, Decima Lucilla hat geschrieben! Du kennst sie vielleicht, sie war vor dem Aurelier die Auctrix bei der Acta. Jedenfalls ist sie eine sehr Liebe. Ich antworte ihr gerade. Sie hat gefragt, wie die Hochzeit war, und sich entschuldigt, dass sie nicht kommen konnte. Die Ärmste sitzt irgendwo in der Einöde auf einem Landgut und wartet darauf, dass der kleine Germanicus endlich hinaus will." Epicharis' Augen glänzten amüsiert. Während sie sprach, schaukelten die Ohrhänger sachte vor und zurück, und ihre Hand drehte die Phalera unwillkürlich hin und her.


    Als sie verstummt war, musterte sie ihren Ehemann eingehender. Sein Haar glänzte feucht. "Oh, regnet es schon wieder?" erkundigte sie sich unschuldig. Am heutigen Tag hatte sie das kurze schöne Wetter im Anschluss an einen Regenguss zusammen mit Fiona im Garten ausgekostet. Wie der Nachmittag verlaufen war, daran dachte sie lieber nicht zurück. Ein leises Seufzen drang über ihre Lippen. Dann endlich stellte sie die Frage, nicht ohne zuvor die Phalera abzulegen und mit ihrer nun freien Hand die von Aristides zu suchen, zu ergreifen und festzuhalten. "Wie ist es gelaufen?" fragte sie vorsichtig nach.



    /edit: Rechtschreibung

    Sim-Off:

    Freut mich Du hast da so allein gesessen... :)


    Als Epicharis die Tür geöffnet worden war, blickte sie in ein erstauntes Gesicht. Sie vermochte nicht zu sagen, was hinter der Stirn der Sklavin - wie sie nun glaubte zu erkennen - vorgehen mochte, aber glücklich sah sie nicht aus. Vermutlich war es deswegen ein so trauriges Lied gewesen, das sie gesungen hatte. Zumindest die Melodie war es gewesen. Ehe Epicharis selbst etwas sagen konnte, fragte die Frau sie nach ihrem Anliegen. Epicharis lächelte freundlich. "Ich wollte mich erkundigen, wer es ist, dessen Stimme so schön zu singen vermag", gab sie zur Antwort und spähte an der Frau vorbei ins Zimmer. Ein angebrochenes Brot lag auf einem kleinen Tisch neben einer Kerze. Ein pausbäckiger Apfel daneben. Es war traurig, dass man allein ein so karges Mahl nehmen musste. Die Einrichtung war spärlich. Aber eine Wiege Stand im Raum. Epicharis sah erstaunt die Sklavin an. "Darf ich hereinkommen? Oder komme ich ungelegen?" fragte sie die Fremde. Ob das die Amme des kleinen Gracchus war? Ein kindliches Niesen drang aus der Wiege, und Epicharis verwarf den Gedanken gleich wieder. Eine Amme würde das Kind um diese Tageszeit nicht bei sich haben, sondern bei Antonia lassen.


    Sie wartete nicht lange, dann trat sie ein und ging gleich hinüber zu der Wiege. Als sie sich vorbeugte, um hineinzusehen, fielen ihr die offenen Haare über die Schulter und baumelten neben ihrer Wange. "Oh", machte Epicharis entzückt und streckte auch gleich die Hand aus, um dem Kind über die kleinen Fingerchen zu streicheln. Mit freudig glänzenden Augen sah sie die Frau dann an. "Ist es deins? Wie heißt sie? Oder er?"

    Das Lächeln mochte dazu dienen, Epicharis zu beruhigen, doch erreichte es nicht Fionas Augen, was es Epicharis leicht machte, es als gespielt zu entlarven. Bedrückt erwiderte sie es, ebenso unwahr. Sie bemerkte, wie Fionas Gesichtsausdruck sich veränderte, maskenhaft wurde. Abweisend und irgendwie emotionslos. Auch, wenn ihre letzten Worte freundlich klangen, so täuschte sie Epicharis nicht darüber hinweg, dass sie enttäuscht war.


    Die Flavia erwiderte zunächst nichts, ließ Zeit verstreichen und seufzte schließlich leise. "Erzähl mir von ihm", bat sie ihre Sklavin dann unvermittelt, einerseits, um die Thematik ein wenig ins Positive zu lenken, andererseits, um Fiona ein wenig von ihrer offensichtlichen Antwort - einem nicht direkt ausgesprochenen Nein - abzulenken. "Wie war er so? Warum hast du nie von ihm erzählt?" fragte sie und dachte parallel dazu nach, wie sie Fiona von den trüben Gedanken und der Enttäuschung darüber, noch nicht die Freiheit zu erlangen, ablenken konnte. Vermutlich war es doch nicht das Beste, sie über ihren Geliebten auszufragen. Eventuell richtete sie damit Schlimmeres an als sie beabsichtigte. "Du meinst, du hast ihn verloren, als du in die Sklaverei geraten bist?"

    Traurig sah Epicharis die Sklavin - nun ihre Sklavin - an und nahm die Hand wieder fort, um sie zurück in den Schoß zu legen. An die Stelle des erwartungsvollen Blicks trat Fassungslosigkeit, die Epicharis sehr wohl wahrnahm. Nur was sollte sie entgegnen? Sie war niemand, der Sklaven quälte oderzu etwas zwang. Sie gab sich Mühe, gerecht zu sein und gute Arbeit entsprechend zu honorieren. Und dennoch zweifelte sie nun ob Fionas Frage an sich selbst. Ja, Epicharis bekam vollkommen grundlos ein schlechtes Gewissen. Bedrückt harrte sie aus in der Stille, die sich zwischen ihnen ausdehnte. Sie verstand die Worte nicht im rechten Zusammenhang, die Fiona schließlich äußerte, widerstrebend, so schien es ihr. Hatte sie in der Villa Claudia jemanden kennengelernt? Nur wen?


    "Es ist...?" ermunterte sie sie zum Weitersprechen und beugte sich ein wenig vor. Sie wünschte sich Antonia herbei. Antonia, die so viel weiser war. Sie hätte ihr sicher die rechten Worte sagen, ihr etwas raten können. Epicharis fixierte einen ob der Jahreszeit beinahe blütenlosen Roschenbusch und runzelte nachdenklich die Stirn. Was sollte sie tun? Sie wollte Fiona nicht vor den Kopf stoßen. Schließlich sah sie sie wieder an. "Wer ist es? Kenne ich ihn? Und warum musst du ihn wiederfinden, ist er verschwunden? Du weißt doch, ich würde dir nicht verbieten, dass du einen Freund hast." Nordwin hatte schließlich auch zuerst Kassandra nachgestellt und dann ein Auge auf Minna geworfen, und Epicharis hatte nichts dagegen eingewandt.

    So melancholisch waren die Laute, die Epicharis vernahm, als sie von ihrem Zimmer in Richtung des Esszimmers ging. Einen Moment stand sie nur da und lauschte, dann verstummte die schöne, traurige Stimme, und alles war wieder still. Epicharis verharrte einen Moment. Sie wusste, dass Aquilius' Räume hier lagen, aber das war nicht sein Zimmer. Zudem hatte eine Frauenstimme in fremder Sprache gesungen. Aquilius hingegen hatte sie noch nie singen hören, fiel ihr ein. Ob sie einfach auf gut Glück klopfen sollte?


    Sie zögerte nicht lange, dann trat sie an die Tür heran, hob die Hand und klopfte. Und wenn sie nur der Sängerin mit der schönen, melodischen Stimme sagte, wie ergriffen sie war von ihrem Gesang, ehe sie wieder ging. Ein kühler Hauch streifte durch die Villa, und Epicharis zog die Palla ein wenig enger um die schmalen Schultern, während sie wartete.



    Sim-Off:

    Darf ich? Wenn ich stören sollte, musst du nicht aufmachen. :)

    "Oh bitte, doch nicht dafür", sagte Epicharis und winkte ab. "Dass du Minna und Fiona kennst, war mir gar nicht bewusst? Die beiden werden im Zuge der Hochzeit mit mir in die Villa Flavia kommen, weißt du." Dass sie einen Teil der Mitgift darstellten, erwähnte sie nicht eigens. Vielleicht war es Siv klar, aber Epicharis sah sich nicht genötigt, besonders herauszustellen, dass man Sklaven genauso gut wie Geld oder Landgüter als Mitgift weitergeben konnte. Für sie selbst waren Sklaven ohnehin mehr als lebendige Waren, und jeder, der sie näher kannte, wusste es.


    Während die Claudia und die aurelische Sklavin sich unterhielten, scharrte der Leibwächter ab und an mit dem Fuß oder räusperte sich leise, um einen weiteren - scheinbar unwillkürlichen - Seitenblick seitens der Blondine zu provozieren. Er war schließlich nicht dumm und wusste genau, wo der Hase lief. Gerade schnippte er hinter dem Rücken. Und da - sie schaute wieder. Der breitschultrige Sklave grinste Siv an. Als jedoch Epicharis ihn fragend ansah, wurde er schlagartig wieder ernst und sah die Straße entlang. Epicharis rief sich in Erinnerung, dass sie eigentlich zum Markt hatte gehen wollen. Und zwar, um sich Stolas zu kaufen. Als Matrone durfte sie sie endlich tragen, und bisher besaß sie keine. "So. Also... Ist deine Nase wieder besser?" Fragte sie. "Wenn dein Herr mich je fragen sollte, werde ich ihm sagen, dass du deine Aufgabe hervorragend erledigt hast."

    Dass es Fiona sichtlich Mühe kostete, ihre Frage zu stellen, bemerkte Epicharis schon, bevor sie überhaupt den Mund geöffnet hatte. Alles an der Sklavin wirkte mit einem Mal aufgeregt und zugleich verlegen. Und drängend. Ja, das Drängen war ganz eindeutig zu sehen und zu spüren. Epicharis rutschte ein wenig herum, hatte nun auch ihre Beine Fiona schräg zugewandt. Ein Zeichen dafür, dass sie ihr vollauf Aufmerksamkeit schenkte. Die Worte, die jedoch das Ohr der frischgebackenen Flavia erreichten, bekümmerten sie. Das Lächeln verblasste, an seine Stelle trat eine Mischung aus Trauer und Nachdenklichkeit. Die erwartungsvolle Hhaltung der Sklavin machte alles noch ein wenig arger. Epicharis dachte über diese Bitte nach. Es stand außer Frage, dass Fiona stets verlässlich und fleißig gewesen war. Aber Epicharis stand mit ihrem Leben noch ganz am Anfang. Fiona war noch nicht lange Sklavin. Wie sähe es aus, wenn Epicharis ihre vermeintlich neugewonnene Freiheit - denn sie glaubte, dass ihr Ehemann sie niemals dazu zwingen würde, etwas zu tun, das sie nicht wollte - dafür nutzen würde, gleich eine ihrer treuesten Sklavinnen freizulassen? Und wie sähe es für die anderen Sklaven hier in der Villa aus? Die meisten unter ihnen hatten Jahrzehnte in den Diensten ihrer Herren gestanden und waren bisher noch nicht freigelassen worden. Epicharis legte die Hände im Schoß zusammen und sah darauf hinunter.


    So verstrich eine Weile, bis Epicharis glaubte, die rechten Worte gefunden zu haben. Sie sah Fiona nun an und lächelte schwach. "Ach, Fiona. Weißt du, ich habe ganz genau gemerkt, dass dich etwas bedrückt. Ich wünschte, du hättest es mir schon viel früher erzählt. Hast du wegen der Hochzeit damit gewartet?" fragte sie, sprach jedoch gleich weiter. "Minna und Kassandra und du, ihr wart meine Stütze. Meine kleine Familie, meine Freunde. Das seid ihr noch. Es wäre ungerecht, wenn ich dir die Freiheit schenkte und den anderen nicht. Was würde Minna sagen? Ihr seid doch dicht befreundet." Epicharis hob einen Mundwinkel und streckte die Hand aus, um sie auf Fionas Unterarm zu legen. "Warum bittest du mich darum? Hat dir jemand Unrecht getan? Habe ich dir Unrecht getan?"

    Was auch immer Gracchus und Antonia geplant hatten, Epicharis hatte nicht vor, auszusehen als sei es ein ganz normaler Tag wie jeder andere auch. Nordwin hatte ihr vom Möbelrücken im Garten erzählt, wo er mit anderen Klinen zusammengepackt hatte. Und in der Küche rumorte den halben Tag schon der Koch wie toll. Nein, egal, wie sehr Gracchus es auch herunterspielen mochte, Epicharis hatte sich fein herrichten lassen. Fionas und Minnas Hilfe war dazu unerlässlich gewesen. Aristides hatte sie kurz darauf an ihrem Zimmer abgeholt. Diese getrennten Zimmer waren etwas, das sie auch noch ändern musste. Sie waren verheiratet, lebten aber wie normale Familienmitglieder zusammen. Zunächst war Epicharis gar nicht aufgestoßen, dass jeder sein eigenes Rückzugsgebiet hatte. Doch das Warten am Abend war ihr zunehmend unerträglich, wenn Aristides eingeschlafen war und sie dachte, er hätte sie vergessen. Sich selbst etwas überzuwerfen und dann in sein Zimmer zu huschen hatte zwar etwas ungemein Verbotenes, aber Nordwins anzügliches Grinsen, wenn sie am nächsten Morgen zerzaust ihr Zimmer betrat, war ihr ebenso unangenehm wie Aristides' schnelles Wegnicken. Das mit den Zimmern musste sie definitiv noch ändern. Und sie würde es.


    Nun aber verschwendete sie nicht mehr als einen kurzen Gedanken daran. Viel zu groß war die Neugier. Was sie sich wohl ausgedacht hatten? Und warum im Garten? Ihre kleine Hand in Aristides' geschmiegt, ließ sie sich von ihm hinaus führen. Als sie um einen Rosenstrauch herum gegangen waren, hastete ein Sklave zu Gracchus und kündete von den nahenden Frischvermählten. Und dann sah Epicharis das Tuch, das, gebläht vom Wind, unzählige kleine Falten schlug. Sie hatten einen Teil des Gartens abgesperrt! Einige Sklaven standen verhalten grinsend herum. Sicherlich wussten die bereits, was Aristides und sie erwartete. Epicharis' Geduldsfaden war zum zerreißen gespannt. Immer wieder blickte sie zu dem Stück Stoff hin und drückte Aristides' Hand vor Aufregung. "Salve", grüßte sie artig und schenkte den Anwesenden ein breites Lächeln. "Ihr macht es aber ganz schön spannend!"

    Es war ein herrlicher Tag. Zuvor hatte sich Epicharis den kleinen Gracchus Minor ausborgen wollen, aber Antonia hatte ihn nicht herausgeben wollen. Zumindest war Epicharis das unterschwellig klar geworden, als sie unverfänglich und unverbindlich nachgefragt hatte, ob man mit dem Kleinen in den Garten gehen könnte bei dem schönen Herbstwetter. Also hatte Epicharis darauf verzichtet, Antonia direkt danach zu fragen, ob sie den kleinen süßen Gracchus herumtragen durfte. Immer, wenn sie ihn sah, geschah ohnehin etwas komisches. Es war ihr, als drücke etwas ihr Herz zusammen, und das Verlangen nach einem eigenen kleinen Knurpsel stieg in immer ungeahntere Höhen. Schweren Herzens hatte sich Epicharis dann allein aufgemacht in den Garten.


    Auf dem Weg dorthin hatte sie Fiona getroffen und kurzerhand gebeten, mit ihr zu kommen. Nebeneinander schlenderten sie also über die kiesbestreuten Wege, an Rabatten und Beeten entlang und natürlich an den legendären flavischen Rosensträuchern, und Epicharis blieb so nicht verborgen, dass Fiona mit etwas haderte. Sie sprach es nicht an, denn sie selbst hatte die Erfahrung gemacht, dass es klüger war, wenn man wartete, bis der andere bereit zum Reden war. So schwieg sie, genoss die klare Luft und setzte sich schließlich auf eine mit warmen Polstern belegte Marmorbank. Ruhig sah Epicharis Fiona an, als diese das Schweigen brach und sie um etwas bat. "War das nicht schon eine Frage?" erwiderte Epicharis herzlich und zwinkerte Fiona zu. Mit der Linken klopfte sie auf die Kissen, was Fiona als Aufforderung verstehen sollte, sich ebenfalls zu setzen. "Nur zu."

    Im Grunde waren sie gleich, das claudische Tablinum und das flavische. Beide erfüllten dein gleichen Zweck. Aber es war eben doch etwas anders, wenn das Ambiente ungleich war. Epicharis hatte nun bereits zwei weitere Nächte hier verbracht, sah man von der Hochzeitsnacht ab. Wenn man die mitzählte, waren es drei. So herzlich, wie sie nicht nur von den Flaviern selbst, sondern auch von den Sklaven aufgenommen worden war, hatte sie gar nicht anders gekonnt, als sich schnell einzuleben. Neben diversen Briefen hatten sich noch viele Geschenke eingefunden, die nachgereicht worden waren. Heute war ein Brief von Lucilla gekommen, was Epicharis ganz besonders freute, denn sie wusste, dass die ehemalige Auctrix hochschwanger war und genug mit sich und dem Kind zu tun hatte. Nur von Aelia war bisher nichts gekommen, was Epicharis schon ein wenig schade fand. Aber von Ägypten nach Rom war es ja auch weit, sagte sie sich. Vielleicht kam schon morgen ein Brief.


    Epicharis lag seitlich auf einer Liege. Es war noch nicht Zeit für die Cena - in der Villa Flavia aß man später als in der Villa Claudia - und Aristides war nicht zu Hause. Mit Freude, die nur schwer zu verbergen gewesen war, hatte sie seinen Entschluss aufgefasst, den Militärdienst aufzugeben. Ein wenig überrascht hatte es sie schon, dass er einerseits selbst darauf gekommen war, andererseits so schnell das Gladius an den Nagel gehängt hatte. So einfach hatte sie es sich nicht vorgestellt. Sie hieß es trotzdem gut. Als sie vom Papyrus aufblickte, der schräg vor ihr auf einer harten Unterlage lag, und mit dem Ende der Feder an der Wange entlang strich, ließ sie gedankenverloren den Blick durch den Raum schweifen. Öllampen tauchten das Zimmer in ein angenehmes Licht und tauchten das erdige Braun ihrer Tunika inein Licht, dessen Falten wie geschmolzene Schokolade um ihren Körper flossen. Die vereinzelten, golden abgesetzen Ornamente wirkten wie Lichtreflexe. Doch Epicharis' Blick war auf einen unbestimmten Punkt an der hübsch bemalten Wand gerichtet. Leise klimperten die Ohrringe, als die Feder sie berührte. Dann schien ihr etwas einzufallen, die Feder senkte sich wieder auf den Papyrus und kratzte beschwingt Wort um Wort auf die Pflanzenfasern - Epicharis verfasste eine Antwort in die Einöde.


    Ein sachter Windstoß aus dem Atrium ließ die Flammen der Öllampen kurz flackern. Kurz darauf waren entfernt Stimmen zu hören. Epicharis meinte, Hannibal herauszuhören. Vermutlich war es Aristides, der gerade nach Hause kam. Die ehemalige Claudia wartete geduldig darauf, dass er sie hier fand, wenn er es denn war.

    Was hinter der Stirn der Sklavin vorgehen musste, ahnte Epicharis nicht. Wie auch? Sie kannte weder Siv, noch kannte sie Aurelius Corvinus privat gut genug, um etwas von dem zu ahnen, was Siv dachte. Während Siv sich erklärte, stand der Leibwächter einfach nur da. Epicharis hatte ihn mitnehmen und auf Nordwin verzichten müssen, der Germane war krank und hütete das Bett. Wäre er dabei gewesen, wäre die Situation vermutlich nicht so eskaliert. Als Siv nun also sprach, nahm Epicharis ein wenig den Kopf zurück, um nicht Gefahr zu laufen, einen Blutstropfen abzubekommen. Das latein war ganz arg, und die Claudia runzelte unweigerlich die Stirn in der Anstregung, die rechten Worte und Silben herauszufiltern. In gewisser Weise erinnerte sie Sivs Aussprache an Gracchus. Dass Siv keine Botin war, hatte sie sich also richtig gedacht. Und man hatte sie scheinbar geschickt, damit sie sich beweisen konnte. Seltsame Sitten schienen das zu sein in der Villa Aurelia. sah ein wenig ratlos drein und fragte sich, was das wohl für ein Fehler gewesen sein musste. Allerdings war es nicht unbedingt angemessen, einen fremden Sklaven über seine Fehler auszufragen um zu ergründen, warum er auf die eine wie die andere Art bestraft wurde. Epicharis schlussfolgerte, dass Siv vermutlich eine Nachricht nicht sinngemäß überbracht oder sogar fortgelaufen war. Warum sonst sollte man sie schicken, damit sie beweisen konnte, was in ihr steckte und dass sie das Vertrauen wert war, das man in sie setzte? "Ich verstehe", sagte sie daher nur. "Ist Aurelius Corvinus dein Herr? Falls er es erlaubt, darfst du gerne mitkommen zur Hochzeit. Du kennst ja sicher den ein oder anderen flavischen Sklaven, Corvinus ist soweit ich weiß ja befreundet mit Aquilius."

    Das hämische Grinsen des klobigen Kerls wurde breiter, als er Sivs Schmerzen bemerkte. Nach wie vor sagte er nichts und machte auch keine Anstalten, sonstwie auf ihr Gebaren einzugehen. Er hatte schließlich eben erst herausgefunden, dass er die kleine Germanin damit am besten zur Weißglut bringen konnte. Fein kräuselten sich seine Lippen, während er sonst nach wie vor da stand, als sei er zur Salzsäule erstarrt.


    Wenn Epicharis ein zweites Taschentuch gehabt hätte, so hätte sie es Siv inzwischen längst gereicht. Doch das war nicht der Fall, also musste sich die Claudia darauf beschränken, ein wenig zerkirscht dreinzuschauen und den Ekel so gut als möglich zu unterdrücken, was bisweilen gar nicht so leicht war. "Hm?" machte Epicharis, die den Sinn der schwerverständlichen Worte der Sklavin zunächst nicht deuten konnte. Nach kurzem Nachdenken aber erschloss sich ihr die Bedeutung, und sie nickte verstehend. "Oh. Hm, nein. Ich sehe ihn ja auch morgen, weißt du? Er ist mein Vorgesetzter, ich bin Lectrix bei der Acta." Diese Information mochte Siv vielleicht überlegen lassen, warum ihr Herr sie dann überhaupt geschickt hatte, wenn er Epicharis doch am nächsten Tag selbst sah. Aber das war etwas, um dass sich die Claudia zumindest keine Gedanken machen musste, und so zuckte sie nur mit den Schultern. "Du bist keine Botin, oder?" fragte sie Siv dann. Anhand ihres schlechten Lateins konnte man schon davon ausgehen, dass dem so war. Niemand von Stand hatte einen Boten, der die Nachrichten verkauderwelschte. Und der Auctor der Acta sicher erst recht nicht.

    Epicharis sah Antonia erst verdutzt, dann grinsend an. Sie ahnte ja nicht, was sie mit ihren einfach dahingesagten Worten ausgelöst hatte. Trotzdem wirkte Antonia nun wie eine waschechte Matrone, so anständig und...weise. Epicharis sagte ihr das allerdings nicht, was vermutlich besser so war, und dachte es sich nur. Schon wollten sich die Gedanken wieder in eine schamhaftere Richtung verflüchtigen, als Epicharis sich vorstellte, dass das Kind so ein Geschaukel vielleicht ganz toll finden und ständig danach verlangen würde, da sprach Antonia den Göttern sei Dank in ihre Gedanken hinein und brachte sie damit wieder auf die rechte Bahn. "Und es hätte keine bessere geben können", versicherte ihr Epicharis stolz und strahlte Antonia an. Immerhin hätte sie auch Callista fragen können, ihre Schwester Prisca sogar fragen müssen. Doch da weder die eine noch die andere in absehbarer Zeit nach Rom kommen würde und Callista Epicharis zudem immer seltsam vorgekommen war, noch dazu weder die eine noch die andere in erster Ehe verheiratet war, hatte sich das Ganze glücklicherweise einfach gestaltet. Und Epicharis war sich sicher, dass Antonia wusste, worauf eine Claudia Wert legte, wenn... Nun ja. Kurzum, es gab einfach keine bessere Pronuba, punktum.


    Ein Blick in den Himmel, an dem die Sonne bereits tief stand, verriet Epicharis, dass sie sich nun besser aufmachte. Sie hatte niemandem davon erzählt, dass sie nach der Res Gestae noch bei den Flaviern vorbeischauen wollte, das Ganze hatte sich ja auch spontan ergeben. "Ich sollte jetzt gehen, ehe ich als vermisst gemeldet werde", sagte sie daher. Die Chancen dafür waren zwar verschwindend gering, dachte sie ironisch, aber besser war es trotzdem, den heimweg vor dem Dunkelwerden anzutreten. Daher stand sie nun auch auf von der Bank und griff noch einmal Antonias Hände. "Du bist doch nicht bös, wenn ich jetzt gehe?" fragte sie mit aufkommendem schlechten Gewissen. "Wir sehen uns ja spätestens in zwei Wochen wieder. Ich glaube, bis dahin werde ich noch ganz schön viel zu tun haben... Ach je. Aber gut, dass ich auf dich zählen kann, liebe Antonia! Danke noch mal. Für alles", sagte sie. Wenige Minuten später hatte sie die Villa Flavia verlassen und würde auch erst wieder in sie zurückkehren, wenn sie selbst eine Flavia war.

    Ein Lächeln umspielte Epicharis' Mundwinkel, als sie das feine Kräuseln der Lippen Gracchus' gewahrte, und sie ahnte es bereits, ehe er das Wort ausssprach. Die Göttin hatte das Opfer akzeptiert und damit ihr Wohlwollen ausgedrückt. Solchermaßen zufrieden gestellt, war der Rest des Opfers nur noch ein Klacks. Fleisch kokelte in der Glutschale dahin, verzog sich und verschrumpelte zu unansehnlichen, schwarzbraunen Stücken. Natürlich wohnte man nicht dem ganzen Prozedere bei, die Tempeldiener erledigten den Rest der Kuh, im wahrsten Sinne des Wortes, auch ohne das Beisein der Opfernden. So kam es, dass sie sich bald alle wieder auf machten, um den Tempel zu verlassen. Den einen mochten die Schritte nach Hause führen, den anderen in die Stadt. Epicharis verspürte an diesem Tage keine Lust, sich der Vielfalt der Märkte hinzugeben, weswegen sie sich der heim strebenden Familie anschloss.

    Im nächsten Moment waren sie Mann und Frau. Epicharis’ Hände waren nach wie vor kalt, doch der Ausdruck auf Aristides’ Gesicht erwärmte zumindest ihr Herz. Kurz fing sie Antonias Blick auf, lächelte selig zurück und ließ sich dann von Aristides zu den schon bereitstehenden Stühlen führen. Auf dem Schaffell Platz nehmend, an der Seite ihres Ehemannes, warf sie einen Blick in die bunte Schar der Gäste. Soldaten standen neben Senatoren und Familienmitgliedern. Man reichte dem Paar einen Kuchen, und gemeinsam brachen sie ihn, wie es Sitte war. Gracchus sorgte kurz darauf für das unblutige Opfer, und als die Glückwunschrufe über de Litation hinweg erklangen, waren auch Epicharis’ Hände nicht mehr kalt. Tränen des Glücks schimmerten zwar immer noch in ihren Augen, aber der Schleier verbarg diese Tatsache gnädig.


    Plötzlich fand sie sich in einer überraschenden Umarmung wieder, als Gracchus herangetreten war. Mit ein wenig Verzögerung, jedoch nicht minder herzlich, erwiderte Epicharis die liebe Geste. „Danke, Gracchus, vielen, vielen herzlichen Dank!“ hauchte sie ergriffen in die Falten seiner Toga, in die auch einige salzige Perlen ihren Weg fanden, ehe sie ihn wieder losließ. Er war so charmant, dass sie wohl zerflossen wäre, wenn sie sich länger seine unmittelbare Nähe gestattet hätte. Sie warf Aristides einen liebevollen Blick zu wegen seiner Antwort auf Gracchus’ neckenden Rat hin und fand sich dann schon in der nächsten Umarmung. Ihre Pronuba wünschte nun alles Gute, und Epicharis drückte sie herzlich. „Liebe Antonia, vielen Dank – für alles! Du bist einfach fabelhaft“, sagte sie und strahlte Antonia an. Deren Arbeit war noch nicht vorbei. Sie würde später an diesem Tage noch dafür sorgen, dass Epicharis den Weg ins Ehegemach auch ganz sicher finden würde. Da fiel der frisch gebackenen Ehefrau das kürzlich stattgefundene Gespräch ein, und sie linste verstohlenen zu Aristides. Vorhin hatte sie noch ein Auge zugedrückt, als er zum Wein gegriffen hatte. Der Nervosität wegen. Doch von jetzt an würde sie darauf achten, dass er nicht zu viel trank. Erneut seufzte sie. Wie gern hätte sie nur einen Moment allein gehabt mit ihm… Doch schon trug die laue Luft Geschirrklappern und wunderbare Gerüche heran und lockten Gäste wie Brautpaar zur höher gelegenen Terrasse, wo bereits farblich abgestimmte Liegen bereitstanden. Epicharis wollte bereits gehen, als zwei Soldaten auf sie zutraten und ebenfalls gratulierten. Die Glückwünsche klangen herzlich, und Epicharis lächelte den beiden fröhlich zu. „Oh, keine Sorge, ich werde schon gut acht geben auf euren Centurio“, versicherte sie den beiden verschmitzt. Aristides wies nun ebenfalls auf das Essen hin, und Epicharis, von deren Gesicht das Lächeln nicht mehr wegzudenken war, ließ sich von ihm zum Platz führen.


    Auf dem Weg zur Terrasse hinauf, auf der zwischen den Liegen bereits Sklaven mit Getränken und silbernen Platten warteten, um die Gäste zu bewirten, beugte sie sich ein wenig zu Aristides hin. „Marcus, ich bin so froh“, gestand sie ihm leise durch ihren Schleier hindurch. Zu einem Ich liebe dich konnte sie sich vor versammelter Mannschaft nicht durchringen, selbst wenn sie es geflüstert hätte. Und nach dem Essen würde es weitergehen. Der Brautzug stand dann an, der Weg, auf dem Minna und Fiona eine besondere Rolle spielen würden. Und dann… Epicharis sog die Luft ein, hielt sie kurz an und stieß sie dann langsam wieder aus. Noch war es ein wenig hin. Sie hatte noch Zeit.


    „Flavia Epicharis also“, murmelte sie leise, ehe sie Platz nahm, an der Seite ihres Mannes, und lächelte flüchtig vor sich hin. Damit war sie also nun mit Gracchus verschwägert. Beinahe sogar verwandt! Eine sehr angenehme Vorstellung. Sitzend suchte Epicharis mit ihrem Blick Flavia Celerina. Diese hielt sich an Aquilius und den Aurelier, und Epicharis als Frau meinte, die Blicke richtig zu deuten, welche die Flavierin dem Auctor der Acta Diurna zuwarf. Sie freute sich schon darauf, Celerina näher kennen zu lernen und darüber auszufragen. Doch zunächst galt es, das Hochzeitessen zu überstehen – und zu genießen. Sklaven mit zahlreichen kleinen Appetitanregern auf ihren Tabletts traten nämlich nun an die Leute heran und boten auch verschiedene Weine und Säfte an. Epicharis ließ sich einige Häppchen zusammenstellen und einen Apfelsaft einschenken. In Aristides’ Becher befand sich roter Rebensaft, wie sie bemerkte, und gedanklich setzte sie einen zweiten Strich neben den ersten.

    Verstohlen bisss sich Epicharis auf die Unterlippe. Mitleid keimte in ihr, wieder einmal, als sie hörte, wie schwer Gracchus die Worte fielen. Doch hatte sich dieser unrühmliche Makel schon gebessert, fand sie, und Gracchus verschluckte nun nicht mehr ganz so viele Buchstaben, was ihn eindeutlig verständlicher werden ließ, wenn auch seine frühere Eloquenz noch nicht zurückgekehrt war.


    Antonias Wortwahl erschien ihr ungleich besser, und auch wenn es ein gemeiner Gedanke war, so fand sie doch, dass eigentlich Gracchus diese Redegewandtheit und die weisen Worte eines Pontifex zugestanden hätten. Aber er und Antonia fungierten hier beide als gleichberechtigte Opfernde, insofern konnte man das wohl ruhig außer Acht lassen. Was zählte, war dass das Opfer auch angenommen wurde. Zumindest das Voropfer schien Iuno schon zu gefallen, nichts deutete darauf hin, dass die Göttin das Opfer zurückwies. Wenn es nun auch bei der Kuh so funktionieren würde, wären nicht nur Antonia und Gracchus glücklich und zufrieden.


    Epicharis folgte an Aristides' Seite den anderen hinaus, schloss die Augen bei der Besprenkelung und verfolgte dann mit einem leichten Ausdruck von Ekel um die Mundwinkel herum die Opferung des Tieres. Weit genug war sie entfernt, um nicht mit dem Blut der Kuh bespritzt zu werden. Es roch, wie es aussah, warm und klebrig, und sie war im Grunde froh darum, nicht weiter vorn zu stehen. An blutigen Dingen hatte sie nicht viel Freude, es war ihr auch immer schon schwer gefallen, bei den Riten zu Ehren der Bona Dea am blutgefüllten Füllhorn zu nippen. Einer der Tempelbediensteten schnitt den Bauch des Tieres nun auf und schickte sich an, die Innereien herauszuschneiden. Epicharis warf Aristides einen Blick aus den Augenwinkeln zu, hob einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln und betrachtete dann weiter das Geschehen vorn.

    Huhu Celerina,
    du kannst den Betrieb auch behalten und die Sklaven aus dem Betrieb entfernen, dann musst du keine Erhaltungskosten für die Runde zahlen, bekommst aber auch keine Punkte. Das ist ganz praktisch, wenn man gerade kein Geld hat, weil es vielleicht nicht so gut läuft. :)

    Frelich hatte Epicharis nichts von der flinken Zunge der Sklavin mitbekommen, wohl aber der Leibwächter. Er blickte grollend in ihre Richtung, überlegte es sich dann aber anders und tat so, als sei ein solches Verhalten definitiv unter seinem Niveau, in welcher Höhe auch immer sich das befinden sein mochte. Insgeheim wünschte er sich aber hämisch, dass die Sklavin noch lange Freude an ihrer lädierten Nase haben würde.


    Epicharis verzog ein wenig das Gesicht, Mitleid war genauso wie leichter Ekel herauszulesen, als Sivs Hand wieder zu ihrer Nase tastete und daran herumdrückte. Der Ausdruck wandelte sich in ein amüsiertes Schmunzeln wegen des schlechten Lateins der Sklavin, das sie kindlich klingen ließ, vermutlich ohne dass sie es beabsichtigte. "Ach, das ist schön, ich freue mich, kannst du ihm sagen." Sie winkte dem Leibwächter ein wenig ungeduldig, und der löste einen Beutel von seinem Gürtel. Es war natürlich leichter, eine wehrlose Frau zu überfallen, als einen schrankähnlichen Muskelprotz. Epicharis öffnete die Bänder und holte eine Sesterze heraus, dann reichte sie den Beutel ihrem Custos corporis, der ihn zuknüpfte und wieder befestigte. Die Münze hielt sie Siv hin. "Danke für die Nachricht", sprach sie und lächelte.

    Sim-Off:

    Es tut mir schrecklich leid, dass ihr alle wegen mir warten musstet. Während die eine Hälfte Herbstferien und die andere Semesterferien hat, wurden mir zeitlich kaum schaffbare Projekte aufgebrummt. Da kam das IR leider zu kurz.



    Beide sahen sie nun auf ihre ineinander gelegten Hände hinab. Epicharis hob den Blick und suchte in Aristides' Augen nach einem Zeichen des Zurückschreckens, doch sie fand nichts, und als sein Daumen sachte über ihre kühle Haut fuhr, wusste sie, dass er keinen Rückzieher machen würde. Ganz allmählich löste sich der Knoten auf, der sich in ihrem Magen gebildet hatte und eine Eiseskälte verströmte. Seine Worte klagen so aufrecht und ehrlich. In Epicharis' Innerem befanden sich nun hunderte und aberhunderte Schmetterlinge, die mit ihren zartseidenen Flügeln schlugen und sie kitzelten. So überwältugend war es, dass er diese Worte sagte, dass die Anspannung von ihr abfiel und sie nur mehr glücklich lächelte. Die sich in den Augenwinkeln sammelnden Tränen wollten diese Empfindung zwar Lügen strafen, doch konnte Epicharis schlichtweg nichts dafür, sie freute sich so sehr, dass sie die Tränen nicht zurückhalten konnte.


    "Mit dem Segen meines Vaters und vor den Augen der Götter knüpfe ich, Claudia Epicharis, das Band der Ehe mit dir, Marcus Flavius Aristides. Fortan will ich an deiner Seite leben und jedwedes Unglück von dir fern halten, so es in meiner Macht steht. Matrimonio consentio", sagte Epicharis langsam und betont, als genieße sie jedes Wort auf ihrer Zunge. Dann war das letzte Wort gesprochen, Stille breitete sich aus. Epicharis war heiß und kalt zugleich. Irgendwo tuschelten ein paar Gäste, entfernt war das Klappern von Geschirr und Unterhaltungen zwischen Sklaven zu hören, die bereits das Festmahl auffuhren, was im Anschluss stattfinden würde. Ihr Schminke war ein wenig verwischt ob der unhaltbaren Tränen, doch das war nichts, was Fiona oder Minna nicht wieder würden richten können. Sanft umspielte der rot durchscheinende Schleier Epicharis' Gesicht. Wie gern hätte sie sich nun an Aristides geschmiegt...doch es ging nicht, der Gäste wegen.