Beiträge von Flavia Epicharis

    Hatte sie noch vor dem ersten Morgen die Befürchtung gehabt, auszusehen wie eine alte Krähe, da sie die ganze Nacht nicht ein Auge zu getan hatte, so war Epicharis jetzt am Vormittag zufrieden mit dem, was Fiona geleistet hatte. Dezent war die zarte Haut um die Augen gerußt worden, die Lippen trugen ein sattes, nicht zu grelles Rot zur Schau, hier war ein perfekter Lidstrich gezogen worden und dort wirkte die Haut nicht wie Haut, sondern wie feinster ägyptischer Alabaster. Schon einige Stunden trug Epicharis nun die Tunica recta, doch erst kurz vor dem Aufbruch hierher hatte sich das Flammeum hinzugesellt, der orangerote Schleier, der die kunstvoll frisierten Haare verbarg, bis Aristides und sie tatsächlich und wahrhaftig vermählt waren.


    Die claudische Sänfte, die Epicharis in sich barg, war nicht das einzige Gefährt, das langsam den südlichsten der sieben Hügel hinaufkroch, wohl aber war sie die schönste des raupenähnlichen claudischen Hochzeitszuges. Epicharis' Sänfte war geschmückt mit Blumen und bunten Bändern, die sich im Wind drehten und verspielt mal hierhin, mal dorthin hüpften. Sechs Sklaven trugen sie, ein jeder gewandet in rot und gold, zwei Farben, welche die Hochzeitsgesellschaft an diesem Tage und auch am darauffolgenden überall wiederfinden würde. In der Acta hatte man geschrieben von diesem Ereignes, von einer romantischen Märchenhochzeit war dort die Rede gewesen, und genau so fühlte sich Epicharis derzeit: Als sei dies alles ein Traum und Aristides der Prinz, mit dem sie für immer und ewig glücklcih werden würde.


    Bald setzte die Sänfte sanft auf, Kies knirschte unter zahlreichen Füßen, und man reichte Epicharis die Hand, um ihr hinauszuhelfen. Gleichförmiges Knirschen verriet, dass ein Sklave bereits davongewetzt war, um den Bräutigam zu benachrichtigen. Zuerst einer, dann zwei sattrote Sandalen setzten auf die hellen Kiesel auf. Epicharis blickte sich um. Das schmiedeeiserne Tor mit den vielen, kunstfertig geformten Gesichtern stand weit und einladend offen. Ob bereits Gäste anwesend waren? Von fern konnte man den Ruf eines exotischen Vogels hören, die Geräusche der Wildkatzen erahnen, die hier für die Gäste die ein oder andere Attraktion darstellen mochten. Epicharis ging das Herz auf. Dies war der Tag ihrer Hochzeit! Ihre Hände zitterten für einen Moment so sehr, dass sie nach Fionas Hand greifen musste, um irgendeinen Halt zu haben. Der herrliche Blütenduft war auf dem Weg hierher immer intensiver geworden, und die üppigen Zweige des Blauregens, der über die Mauer hinweg wuchs, kündete von noch mehr Wohlgerüchen, wenn man nur erst einmal den Garten betrat.

    Zitat

    Original von Siv
    "Halt! Warte!" Dass sie möglicherweise gerade durch dieses Verhalten, das Rennen und Rufen, einen schlechten Eindruck hinterlassen könnte, daran dachte Siv ebenfalls nicht – genauso wenig wie daran, dass die Claudia und erst recht ihr Leibwächter vielleicht auch etwas ganz anderes vermuten könnten, wenn sie die Germanin sie verfolgen sahen. Siv beschleunigte noch einmal, flitzte um die Ecke, die die Claudia und ihr Begleiter zuvor genommen hatten, und wäre beinahe gestürzt. Sie stolperte ein paar Schritte, fing sich im letzten Moment und nahm dann wieder an Geschwindigkeit auf. Die Claudia war ihr immer noch ein gutes Stück voraus, aber immerhin war sie nun in Sichtweite, bis sie um eine weitere Ecke bog. Und Siv bemerkte, in welche Richtung die Römerin ihre Schritte lenkte. Noch einmal legte sie an Tempo zu – wenn Epicharis erst einmal die Märkte erreicht hatte, würde Siv sie mit Sicherheit verlieren, also näherte sie sich der Claudia in fast schon furchteinflößender Geschwindigkeit. Eine Vollbremsung würde ihr mit Sicherheit nicht gut bekommen, aber auch das interessierte sie im Moment wenig. "Warte! Du, Claudia, du, warte, ich hab was!"


    Der Leibwächter hatte sich bei dem ersten Ruf schon umgedreht und die blonde Sklavin abfällig gemustert. Epicharis war mit den Gedanken ganz wo anders und bezog die Rufe nicht einmal auf sich. Beim zweiten Mal jedoch, als Siv den Namen Claudia benutzte, blieb sie stehen und wandte sich mit suchendem Blick um. Ihr Leibwächter tat es ihr gleich, nur sah er äußerst finster aus und verschränkte die Arme vor der Brust. Er machte zwei Schritte in Sivs Richtung und stellte sich so hin, dass Siv gegen ihn prallen würde, wenn sie nicht sofort den Bremsvorgang einleitete...
    "Vorsicht!" rief Epicharis erschrocken, als sie die Sklavin erkannte, an der sie eben noch vorbeigelaufen waren. Der Leibwächter streckte die Hand nach vorn, Siv kam näher und...?

    "Na gut, dann will ich dir mal glauben", entgegnete Epicharis verschmitzt und kicherte erneut. Allerdings war das Thema, dass nun aufgekommen war, auch viel interessanter als der Kugelbauch während der Schwangerschaft. Schließlich musste man auch erst einmal schwanger werden, ehe man es sein konnte! Es war wirklich witzig, wie groß Antonias Augen werden konnten. Ganz von Weiß umgeben, wirkte sie damit wie ein Fisch auf dem Trockenen, zumal sie auch noch nach Luft schnappte wie einer. Erneut musste Epicharis albern kichern, und ein Außenstehender hätte vermutlich über solche Kindereien bei einer so erwachsen aussehenden Frau missbilligend die Nase gerümpft.


    "Ja ja, lass uns gehen", antwortete Epicharis auch sofort, schließlich interessierte sie dieses Thema ungemein. Und wenn Antonia nicht so gehemmt sein würde, ging sie vielleicht mehr aus sich heraus und erzählte Dinge, die Epicharis später nützlich sein könnten. Ehe Antonia noch auf eine andere Idee kommen konnte, schob Epicharis sie sachte, aber doch bestimmt, auf den Rand des Forums zu. "Bist du zu Fuß hier oder wo hast du deine Sänfte stehen?" erkundigte sie sich, während sie Antonia schob. Jetzt war das Kind in den Brunnen gefallen. So einfach würde Antonia da nicht mehr herauskommen! :P

    Es kam ihr vor, als hätte sie Stunden auf dem rückenfreien Hocker vor dem hohen Spiegel gesessen. Fiona und Minna bewiesen äußerstes Geschick mit den Haaren, die erst einmal gebändigt werden wollten. Wieder und wieder teilten sie Strähnen ab und legten sie in Form. Ein paarmal piekste Epicharis die Lanzenspitze, aber sie biss die Zähne zusammen und sagte nichts. Schließlich bekränzten sechs gleichartige Strählen ihr Haupt, wie es sich gehörte. Der Großteil der Zeit war still verstrichen. Inzwischen war es beinahe dunkel draußen. Epicharis' Unruhe war größer denn je. Sie drehte den Kopf nach allen Seiten und betrachtete das, was sie von der Haarpracht sehen konnte, im Spiegel, dann nickte sie erfreut. "Ja, das habt ihr gut gemacht!" Flüchtig huschte Epicharis' Blick hinüber zu dem zarten orangeroten Stoff, dem Flammeum. Morgen würde man ihr Haar damit bedecken.


    Epicharis erhob sich kurz darauf und sah lächelnd von Minna zu Fiona hin. Sie deutete auf die Tunica recta, die fix und fertig gewebt und mit der größten Sorgfalt genäht an ihrem Schrank hing. Locker darüber geschlungen war ein schlichter Gürtel vom gleichen Weiß wie der Stoff des Hochzeitsgewandes. "Helft ihr mir?" fragte Epicharis. Nun galt es, die Braut zu gewanden und ihren Gürtel mit dem Herkulesknoten zu schließen. Wenn die beiden Sklavinnen den Knoten geknüpft hatten, wäre Epicharis fertig, zumindest für diesen Abend. Erst am Morgen wollte sie sich angemessen schminken lassen, damit sie nicht durch Ungeschicktheit in der Nacht alles verschmierte. Aristides würde derjenige sein, der den Knoten lösten durfte. Epicharis' Gedanken glitten hin zu Antonia... Ob sie wohl bereits das Zimmer hergerichtet hatte, in dem der Knoten gelöst werden würde? Epicharis wurde heiß und kalt zugleich, wenn sie daran dachte. Immer weniger Zeit blieb ihr, bis es soweit war! Bis sie endlich eine Frau war, vor den Göttern vermählt und in Liebe verbunden. Epicharis strahlte.

    Der Ianitor blinzelte und zuckte dann mit den Schultern. "Ich würde sagen, du hast sie gerade verpasst", sagte er und deutete auf Epicharis' Silhouette, die soeben links hinter einer Mauer verschwand. "Dies ist Claudia Epicharis. Ich kann ihr gerne etwas ausrichten, wenn du ihr nicht hinterherlaufen möchtest." Sharif glaubte nicht, dass die Germanin herumfahren und der Claudierin hinterherlaufen würde. Doch er kannte eben Siv nicht.


    Epicharis hatte indes etwas ganz anderes im Sinn. Sie steuerte die Märkte an, genau genommen standen heute drei besondere Geschäfte auf ihrer Liste, die sie aufsuchen wollte, um dort einige Arbeiten in Auftrag zu geben. Frohen Mutes - wie sollte es auch sonst anders sein? - und mit einem dauerhaften Lächeln auf den Lippen, ging sie durch das Villenviertel zur Stadt hinunter, in der das Leben tobte.

    Die Porta öffnete sich bereits während des ersten Klopfens. Sharif, der Ianitor, hatte nämlich jemanden hinauszulassen. Dementsprechend verwundert sah er nun die schmale Person an, die klopfte. "Einen Moment, Herrin", wandte er sich zu jemandem um, den die Sklavin nicht sehen konnte. "Mach erstmal Platz, dann kümmere ich mich um dich", fuhr er an Siv gewandt fort und öffnete die Porta nun so weit, dass Epicharis hinaustreten konnte. Statt aber achtlos an der Besucherin vorbeizugehen, studierte sie einen kurzen Moment deren Miene und schenkte ihr dann ein flüchtiges Lächeln.


    "So. Jetzt zu dir. Wer bist du und warum bist du hier?" fragte Sharif die Germanin, als Epicharis sich gerade umgewandt hatte und in Begleitung eines Leibwächters das Grundstück der Claudier verlassen wollte.

    Epicharis, die zwischenzeitlich ihre Hand ans Dekollettée gelegt hatte, stieß einen halb-erleichterten Seufzer aus und ließ die Hand sinken. "Oh, gut. Ich weiß, dass ich etwas vergessen werde. Ganz bestimmt. Vielleicht sollte ich mir alles noch einmal auf einen kleinen Zettel schreiben und den in meine Tunika stecken? Hinterher vergesse ich irgendetwas ganz furchtbar Wichtiges, nicht auszudenken!" Gequält schüttelte Epicharis den Kopf, bis ihr Blick wieder auf die Kiste mit den Kinderdingen und der symbolischen schlichten Tunika fiel. Da berührte sie Fiona, und Epicharis blickte zuerst überrascht, dann mit einem kurzen Lächeln die Sklavin an, die sie später in ihr neues Heim begleiten sollte. Ihr Blick glitt auch zu Minna hinüber. "Ach, ihr zwei. Ich bin so froh, dass ihr mit mir kommen werdet", sagte sie aufrichtig.


    "Aber jetzt lasst es uns rasch hinter uns bringen. Fiona, nimmst du bitte die Kiste? Soweit ich weiß, schürt schon jemand das Feuer am Altar." Gemeinsam mit den beiden Sklavinnen steuerte Epicharis die Zimmertür an und schlug draußen den Weg zum Hausaltar ein. Wahrhaftig loderte dort in einer großen, auf dem Boden stehenden Schale schon ein gutes Feuerchen, ein Sklave mit Schürhaken stand daneben. Epicharis deutete Fiona, die Kiste abzustellen, dann schloss sie für einen kurzen Moment die Augen, um ein wenig zur Ruhe zu kommen. Als die Claudierin die Augen wieder aufschlug, wohnte ihnen ein matter Glanz inne. Behutsam bückte sie sich und nahm ihre Lieblingspuppe aus der kleinen Kiste. Mit der freien Hand ergriff sie dann einige Weihrauchkörner. Bei den Flammen würden sie sofort verbrennen, doch Epicharis ließ sie dennoch in die Schale rieseln. Dass sie dabei allein war, ohne Begleitung, sah man von den beiden Sklavinnen ab, schien sie nicht zu stören. "Ihr Götter und Göttinen, Mater Juno... So stehe ich nun vor euch am Vorabend meiner Hochzeit und gebe bereitwillig meine Kindheit auf, um Flavius Aristides morgen zum Mann zu nehmen. Nehmt diese Gaben als Zeichen meiner Treue an, und lasst mich meinem Manne eine gute Ehefrau werden." Die flackernden Flammen faszinierten Epicharis. Dennoch riss sie ihren Blick schließlich los und übergab die kleine Stoffpuppe dem Feuer. Knisternd schrumpelte sie dahin. Als nächstes folgte die purpurgesäumte Tunika, deren Ablegen ein Zeichen der Reife darstellte. Epicharis sog ein letztes Mal den Geruch des Kleidungsstückes ein, dann drapierte sie es seitlich auf dem Rand der Feuerschale. Allmählich griffen die Flammen nach dem Rand der Tunika. Der Sklave schob den Stoff mit dem Haken immer ein Stückchen weiter in die Flammen, die den weißen Stoff schwarz verkokelten. Für Epicharis war dies ein großer Akt. Wenn Aristides sie morgen nicht mehr wollte, würde sie nicht Kind und nicht Frau sein, sondern verloren.


    Eine ganze Weile stand sie dort und betrachtete die gefräßigen Flammen. Der Sklave stocherte stumm darin herum. Ihre restlichen Spielsachen würden noch eine Weile beim Altar stehen bleiben und nicht komplett verbrannt werden. Immerhin war dies alles eine Art symbolische Kulthandlung. Irgendwann, die Tunika war schon nicht mehr als solche zu erkennen, wandte Epicharis sich leise ab und verließ den Raum. Draußen wirkte sie, als sei sie noch aufgewühlter als zuvor. "Jetzt bin ich bereit", sagte sie zu Fiona und Minna, doch das Zittern in ihrer Stimme ließ etwas ganz anderes vermuten. "Ich gehöre jetzt ganz euch und euren geschickten Händen." Und damit steuerte sie wieder ihr Cubiculum an, in dem sie sogleich für die Feier und die morgendliche Prozedur vorbereitet werden würde.

    Sie war überrascht. Überrascht deshalb, weil Gracchus doch eigentlich hätte ablehnen, sich auf die Pflichten und Aufgaben berufen müssen, doch stattdessen sagte er zu, und das verwunderte Epicharis. Gleichsam bewies es auch, wie sehr Gracchus sich selbst zurücknahm - weil er es wollte oder weil er es musste. Epicharis wusste dies nicht zu sagen. Sah er sich denn so tief am Boden? Schweigen breitete sich aus nach den Worten des Flaviers. Stille, in der Epicharis' Blick an ihm hing, gar klebte, bis sie es bemerkte und blinzelnd Ausschau nach einer Rosenblüte hielt, um nun diese anzustarren. Bildete sie es sich nur ein oder klang sein Gewiss tatsächlich danach, als hätte er es im Wissen ausgesprochen, ohnehin niemals mehr zeit - oder Lust - für eine Partie zu finden?


    Epicharis seufzte leise, zitternd entwich der Atem, und mit ihm auch der Zweifel, den sie einfach verbannte. Es war unsinnig, so vieles in Gracchus' Worte zu interpretieren, und ebenso unsinnig war es auch, ständig nach Anzeichen dafür zu suchen, wie schlecht es ihm wahrhaftig ging und wie wenig er davon doch zeigen wollte. Epicharis hatte sich verschätzt. Es ging ihm gar nicht so schlecht. Das musste es sein. Erneut wandte sie den Blick zu Gracchus, gerade rechtzeitig, um die winzige Bewegung seines Mundwinkels noch zu sehen. Unwillkürlich runzelte sie um eine Winzigkeit die Stirn, dann aber löste das zaghafte, aber mehr und mehr an Intensität gewinnende Lächeln den grüblerischen Ausdruck auf ihrem Gesicht ab. Epicharis sah auf den Würfelstab hinunter, seufzte theatralisch und lehnte sich zurück. "Wie machst du das nur?" fragte sie ihn und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Lippen. Ob er in Wahrheit Spiele spielte statt langweilige Dokumente zu wälzen und derlei? Prüfend und nur halb das Schmunzeln verbergend sah sie ihn an. "Ich wusste gar nichts von deinem Spielerglück", neckte sie ihn. Kurz darauf zuckte sie heftig zusammen, als aus heiterem Himmel ein berstender Donnerschlag ertönte. Erschrocken sah sie in den Himmel, suchte nach dunklen Wolken, doch fand keine. Erst, als sie sich umwandte, entdeckte sie die Front in ihrem Rücken. Enttäuscht wandte sie sich um. "Ach je, es war so ein schöner Tag bisher." Kurioserweise stimmte das Spielende wohl auch mit dem Ende des Sonnenscheind überein. Ein leichter Wind hielt nun Einzug in den flavischen Garten. Epicharis hatte genug Unwetter erlebt, um zu wissen, dass daraus bald ein böiger Sturm werden würde. Wenn sie sich nicht beeilte, würde sie hierbleiben müssen, bis der Regen aufgehört hatte. Und Epicharis war sich nicht sicher, ob sie nicht lieber bleiben wollte als sogleich aufzubrechen.

    Sim-Off:

    Jetzt gehts weiter, die LARP-Vorbereitungen hatten mich vollkommen vereinnahmt =)


    Als Fione auf Minna verwies, nickte Epicharis. Ihre Anspannung war fast greifbar, fand sie. Doch sie zwang sich zur Ruhe, selbst wenn sie nur äußerlich erkennbar und im Grunde aufgesetzt war. Und tatsächlich, das Schweigen verharrte nicht lange im Raum, da öffnete sich die Tür zu Epicharis' Cubiculum erneut und Minna trat ein. Auch sie sah sich, wie Fiona zuvor, kurz um. Epicharis erwiderte das Lächeln, das die Germanin ihr schenkte. "Sehr gut. Ach herrje, ich bin ja so aufgeregt!" Epicharis seufzte tief, schloss die Augen und wedelte sich kurz mit beiden Händen Luft zu. "Puh." Minna reichte ihr die Speerspitze, und Epicharis nahm sie behutsam an. "Habt ihr euch die Schrift vorlesen lassen, die ich euch gegeben habe?" fragte sie beide Sklavinnen. Gemeint war eine schmale Schriftrolle, in der festgelegt war, wie das Haar der Braut am Vorabend mit der Hasta Caelibaris gescheitelt, wie die Braut gekleidet werden musste und wie man den Herkulesknoten knüpfte, der den Gürtel an Ort und Stelle halten würde. Hatte sich Epicharis zuvor noch gefragt, wie sie die Nacht in dieser Gewandung verbringen sollte, ohne sie zu runieren, so hatte sie seit dem Morgen eine Antwort auf diese Frage: Sie war so aufgeregt, dass sie ohnehin nicht würde schlafen können. "Und das Flammeum ist geglättet?" Der feuerrote Schleier war einige Tage zuvor erst fertig geworden und hatte nach der Wäsche gewalkt und geglättet werden müssen.


    Epicharis sah von Minna zu Fiona, seufzte laut und wedelte erneut mit einer Hand. "Ach du liebes bisschen, ich glaube, ich stehe das nicht durch. Ich bin so aufgeregt!" Und sie steckte ganz bestimmt die beiden Sklavinnen an. Doch schon fiel ihr wieder etwas Neues ein. "Oh! Kamen denn noch weitere Reaktionen auf die Einladungen heute? Und...oh weh! Ihr habt euch doch eure Tuniken noch einmal abstecken und umnähen lassen?" Bei der Anprobe vor einigen Tagen hatte sich nämlich herausgestellt, dass der Schneider großzügig mit dem Saum gewesen war - zu großzügig.

    Ein wenig albern grinste Epicharis noch herum, zumal Antonias zuckende Mundwinkel auch deutlich machten, dass sie ihre liebe Mühe hatte, ernst zu bleiben. "Ach, mach dir nichts draus. Ich bin mir sicher, dass wir zwei ganz entzückende Kugeln abgeben werden", erwiderte Epicharis in beruhigem Tonfall und zwinkerte Antonia zu.


    "Und du bist ganz sicher, dass die Informationen auch aus einer sicheren Quelle stammen?" hakte Epicharis dann nach. "Ich mein ja nur... Du kennst doch Flamma? Du weißt schon, die Neue von Großonkel Verus... Die hat mir erzählt, dass sie alles durcheinander gegessen hat als sie mit Imbrex schwanger war, und da hat sie hinterher fast die Hälfte mehr drauf gehabt." Was Epicharis nicht wusste, war dass besagte Flamma ihre Schwangerschaft zum Anlass genommen hatte, sich quer durch die Läden, Stände und Tavernen Roms zu futtern, und das noch vor der allabendlichen Cena, wo sie dann abermald kräftig zugelangt hatte. Imbrex, der inzwischen ein Dreivierteljahr alt war, hatte solche Pausbäckchen, dass man ihm jetzt sch eine gewichtige Zukunft vorhersagte - im wahrsten Sinne des Wortes. Epicharis nickte ernst vor sich hin und nahm sich vor, nicht mehr zu essen als momentan auch. Übungen hin oder her, sie wollte keinen Hintern wie ein Brauereipferd haben, nur weil sie Aristides ein Kind schenkte.


    "So manches?" fragte Epicharis sogleich. Sie selbst hatte nur Gutes gehört, was ja auch kein Wunder war, da es stets Aristides gewesen war, der berichtet hatte. Doch Antonias Ablenkungsmanöver zeigte Wirkung, und Epicharis seufzte tief. "Ja. Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen. Es wird Flavia Epicharis werden. Ohne das Claudiana." Das war bereits beschlossene Sache, denn wenn Epicharis schon die Patria Potestas wechseln musste, dann wollte sie es auch ganz und gar tun. Und letztendlich würde sich durch den Namen ja nicht ihre Persönlichkeit ändern. Ihre Gedanken kreisten wieder um den Grund für diese Namensänderung. Sie schmunzelte ein wenig - und errötete dann. Leiser und zu ihr gebeugt, denn immerhin standen sie noch auf dem Forum, fragte sie Antonia etwas. "Du sag mal, Antonia... Gibt es irgendwas, worauf ich achten muss bei... Also, in der Nacht, wenn... Du weißt schon! Und das Zimmer wirst ja du dann herrichten, nicht?" Nicht, dass Epicharis irgendeinen Zweifel daran gehegt hätte, dass Antonia erfahren und begabt war. Sie wusste bestimmt, worauf es ankam, und würde Epicharis da ein wenig helfen können.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    ...


    Melde mich dann auch mal wieder zurück. Wir hatten viel Spaß, auch wenn Lucilla und ich im Casino eigentlich nie gewonnen haben. ^^
    Ich fand es schön, euch mal kennenzulernen, auch wenn sich das in einigen Fällen nur aufs rudimentärste belaufen hat.


    Und Hungi hatte ich mir ein klein bissel anders vorgestellt. :D :D


    P.S.: Artorius Corvi: Das nächste Mal kommste auch ins Silberne, gell? :)

    An
    Marcus Aurelius Corvinus



    Lieber Corvinus,


    ein wenig ungewöhnlich, dir zu schreiben, wo wir doch so oft im gleichen Raum sitzen und an der Acta feilen. Dennoch möchte ich dich herzlich einladen zu unserer Hochzeit, denn Aristides und ich heiraten und w+rden uns sehr freuen, wenn du auch kommen würdest. Du darfst auch gern deine Begleitung mitbringen.


    Mögen die Götter dich leiten,


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    Sim-Off:

    SimOff: Wir schreiben kein Datum, damit wir uns nicht auf den Tag festlegen müssen. Aber der Thread wird dann im Romaforum eröffnet, dann könnt ihr da dazu stoßen.


    An
    Decima Seiana



    Liebe Seiana,


    sicher wunderst du dich, warum du einen Brief von mir erhältst. Du hast meinen Namen mit Sicherheit schon im Haus der Acta gehört oder in der Acta selbst gelesen: Ich bin die Lectrix. Wir kennen uns noch nicht, aber ich würde dich trotzdem gern zu meiner Hochzeit einladen, damit wir das ganz schnell ändern können.


    Anbei liegt eine Einladung für dich und deinen Mann, sofern du einen hast. Mein Verlobter und ich würden uns sehr freuen, wenn ihr kommen könnt.



    In der Hoffnung, dich bald kennenzulernen,


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    Sim-Off:

    SimOff: Wir schreiben kein Datum, damit wir uns nicht auf den Tag festlegen müssen. Aber der Thread wird dann im Romaforum eröffnet, dann könnt ihr da dazu stoßen.


    An
    Decima Lucilla und Medicus Germanicus Avarus


    Liebe Lucilla,


    ich hoffe, du bist gesund und munter und der Brief erreicht dich auch auf dem Land. Gibt es denn schon einen kleinen Germanicus, zu dem man dir und deinem Mann gratulieren darf?


    Falls es bei dir noch nichts Neues gibt, macht das nichts, denn ich habe eine Neuigkeit für dich: Aristides und ich heiraten! Nicht irgendwann, sondern bald! Du brauchst dir also keine Sorgen um deinen Titel für die langanhaltendste Verlobung machen. Anbei liegt eine Einladung für dich und deinen Mann. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr kommen könnt.


    In der Hoffnung, dich bald wiederzusehen,


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    Sim-Off:

    SimOff: Wir schreiben kein Datum, damit wir uns nicht auf den Tag festlegen müssen. Aber der Thread wird dann im Romaforum eröffnet, dann könnt ihr da dazu stoßen.


    An
    Germanica Aelia und Decius Germanicus Corvus
    Palast des Präfekten von Ägypten
    Alexandria, Ägypten



    Liebe Aelia,


    sicher wunderst du dich, warum du einen Brief von mir erhältst. Dabei ist der Grund ganz einfach...

    Aristides und ich heiraten! Anbei liegt eine Einladung für dich und deinen Mann. Ich könnt natürlich hier wohnen, solange ihr in Rom seid. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr kommen könnt. Falls Ägypten nicht ein paar Wochen ohne Präfekt sein kann, könntest du auch allein kommen, wenn du möchtest.


    In der Hoffnung, dich bald wiederzusehen,


    [Blockierte Grafik: http://img152.imageshack.us/img152/5753/unterschriftepicharisyt9.gif]



    Sim-Off:

    SimOff: Wir schreiben kein Datum, damit wir uns nicht auf den Tag festlegen müssen. Aber der Thread wird dann im Romaforum eröffnet, dann könnt ihr da dazu stoßen.




    Sim-Off:

    Flavische Wertkarte bitte. :)

    Epicharis nickte geschäftig. Sie würde nicht heiraten können, ohne zuvor Iuno ein Opfer dargebracht zu haben. Als sie Antonia vom Mengenrabatt sprechen hörte, unterdrückte sie ein erneutes Kichern, und deswegen brach sich nun ein leises Grunzen Bahn. Ganz allmählich wurden auch Epicharis' Augen groß. Sie hatte Antonia noch nie so unbefangen erlebt. Lag das an der Schwangerschaft? Es musste daran liegen. Sicher fiel damit auch eine große Last von Antonia ab. Epicharis schmunzelte. "Eigentlich sind wir doch alle ein bisschen...hm, ja, du weißt schon, was ich meine", sagte die Claudierin und grinste vielsagend.


    "Ach was, das geht schon. Notfalls kugeln wir duch durch die Subura." Hinter der Hand versteckte Epicharis das anzügliche Grinsen und sprach dann schnell weiter. "Uns, meine ich. Denn ich werde vermutlich auch ziemlich rund sein. Sag mal, weißt du eigentlich, ob man hinterer gleich wieder genauso ist wie...naja, vorher?" Epicharis blinzelte Antonia an. Sie wollte kein Kind aus sich herauspressen, nur um dann immer noch auszusehen wie ein schlaffer Ballon. An ihre Mutter konnte sie sich nicht erinnern, und da Lucilla auf dem Land weilte, konnte man sie auch nicht als Anschauungsobjekt benutzen. Epicharis runzelte die Stirn, musste sich aber schon wieder ein Grinsen verkneifen, als sie Antonias Schmollmund sah. Die Beantwortung der Frage allerdings ließ Epicharis nun vollkommen verwundert dreinschauen. "Naja?" widerholte sie ratlos. "Wie meinst du das, naja? Kennst du sie? Marcus redet immer nur von ihr. Sie muss eine sehr nette Frau sein." Zumindest behauptete das Aristides stets. Epicharis war sich nun nicht mehr so sicher. "Hm. Ich denke schon. Zumal... Naja, Vater dreht irgendwie am Rad, weißt du. Er hat scheinbar auch schon eingewilligt, insofern habe ich wohl ohnehin nichts mehr zu sagen. Aber Marcus und ich haben abgemacht, dass mir dennoch die Möglichkeit einer Scheidung offenstehen würde, wenn.... Naja, sollte ich es irgendwann wollen." Epicharis runzelte die Stirn ein wenig und seufzte.

    Noch vor dem ersten Sonnenstrahl war Epicharis hellwach gewesen. Nichts hatte sie mehr im warmen Bett halten können. Die ersten Vögel, die verschlafen aus ihren Knopfaugen blickten, waren nicht eines Blickes gewürdigt worden. Nein, Epicharis stand vor dem Gewand, das sie tragen würde. Die Tunica recta. Selbst gewebt, schlicht und figurbetont. Viele Wochen hatte sie daran gesessen, Monate gar, um den Stoff so gleichmäßig wie möglich zu weben. Es brachte Unglück, wenn die Braut diese Arbeit in Auftrag gab, so sagte man. Ob es wirklich stimmte, wusste niemand. Immerhin boten in der Stadt genügend Weber ihre Dienste an, auch, um Hochzteitstuniken zu weben. Weich und angenehm war der Stoff unter ihren Fingern, als Epicharis die Hand ausstreckte und ihn befühlte. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Züge, das erste dieses Tages. Es sollten noch viele folgen.


    Am frühen Nachmittag ließ Epicharis Fiona und Minna zu sich kommen. Die beiden würden sie in die Villa Flavia begleiten und ihr bei den traditionellen Riten am Vorabend der Hochzeit zur Hand gehen. Die Claudierin stand vor dem Tisch in ihrem Zimmer und sah auf eine kleine Kiste hinunter. Eine kleine, abgewetzte Stoffpuppe lag darin, zusammen mit einer Vielzahl anderer kleiner Spielzeuge, mit denen sie schon längst nicht mehr spielte, die aber dennoch für dieses wichtige Ereignis aufgehoben worden waren. Neben der Kiste lag eine säuberlich zusammengefaltete Toga praetexta. Auch diese Art von Kleidung trug Epicharis längstens nicht mehr, und dennoch war sie für den symbolischen Akt des Erwachsenwerdens vonnöten. Sie seufzte schwer, lächelte zugleich aber selig und strich den Stoff glatt, als sie hinter sich die Tür hörte. Einen Herzschlag später wandte sich Epicharis um. "Hast du die Hasta caelibaris?" fragte Epicharis, und ihre Stimme schwang ein wenig aufgeregt. Seit Stunden schon hatte sie kalte Hände, und darüber hinaus wollte einfach kein Bissen ihre Kehle hinab rutschen, was auch immer sie versuchte zu essen. Aristides schlemmte gewiss vor sich hin, wann immer sie an ihn dachte. Nachsichtig schob die Claudia diese Gedanken fort und seufzte erneut. Am nächsten Abend wäre sie eine Ehefrau. So bald schon...

    Sim-Off:

    herrlich! *kicher*


    Hinter vorgehaltener Hand kicherte Epicharis und winkte ab, als Antonia zugab, nicht allen Göttern ein Opfer darbringen zu können. "Natürlich werde ich Juno auch ein Opfer darbringen. Man kann ja nie wissen. Und es gehört sich ja auch so." Epicharis nickte nachdrücklich und grinste Antonia dann an. "Ach, ich bin sicher, dass ich das unserem Auctor ausreden kann. Er ist ein recht umgänglicher Mensch. Und er hat Mitleid mit unschuldig wirkenden Frauen", erzählte Epicharis und kicherte erneut. Antonia würde sicher verstehen, warum - immerhin waren sowohl Epicharis als auch Antonia nicht so unschuldig wie sie sich bisweilen gaben. Zumindest bezüglich sich selbst konnte Epicharis das behaupten. Aber sowas lag einfach im claudischen Blut.


    "Eine außerordentlich tolle Vorstellung!" kommentierte Epicharis und nickte mehrmals bekräftigend. "Wir werden viele kleine schicke Hemdchen kaufen müssen. Ich werde dich natürlich gerne begleiten. Vielleicht schieben sich dann zwei runde Bäuche über den Trajansmarkt, was meinst du?" Epicharis verdrehte verzückt die Augen und jauchzte. "Wenn es doch nur schon soweit wäre..." Hoffentlich würde es nicht so lange dauern wie bei Antonia und Gracchus. Bei dem Gedanken daran wurde Epicharis ein wenig ernster, zuckte mit den Schultern und sagte: "Ach. Und wenn es erst eine Tochter und dann ein Sohn wird, ist es doch auch nicht schlimm. Dann hat der Kleine später wenigstens jemanden, der ihm die Leviten lesen kann, wenn du mal nicht da bist." Eine Miniatur-Antonia, um genau zu sein. Epicharis stellte sich das vor, und plötzlich prustete sie vor lachen und schlug sich die Hand vor den Mund, um nicht vollkommen draufloszubrüllen. Antonias Rat, sich zu beeilen, ging darüber beinahe unter. Als Epicharis wieder ein wenig Luft geschnappt hatte und sich ernsthaft bemühte, die Rötung aus ihrem Gesicht zu vertreiben, regte Antonia ihre Gedanken schon wieder an. "Oh ja, und egal was sie werden oder was aus ihnen wird, sie werden die schönsten Römer werden, die Rom je gesehen hat. Immerhin entspringen sie claudischen Schößen, und Gracchus und Marcus sehen jaschließlich umwerfend aus. Ach. Da fällt mir ein..." Epicharis war schlagartig ernst. "Marcus' Mutter will, dass wir cum manu heiraten." Was bedeutete, dass Epicharis dann rein rechtlich gesehen keine Claudia mehr war, sondern eine Flavia.