Wie Ferdinand, der Stier - so sah Aristides in diesem Moment aus, da er versonnen das weiße Blümchen im Gras musterte. Ein liebevolles Lächeln stahl sich auf Epicharis' Züge, als sie ihn so beobachtete. Er konnte sich also auch an kleinen Dingen erfreuen, wie an dieser hübschen Blume neben ihm im Gras. Epicharis bemerkte allerdings, dass er nicht bereit war, über den Krieg zu reden. Wann immer das Thema darauf kam, wich er aus und bekam diesen seltsamen Ausdruck in den Augen, selbst wenn sie ihn lobend umgarnte. Also nahm sie sich vor, den Krieg erst einmal nicht mehr anzuschneiden - und es gelang ihr auch für den Rest des sonnigen Tages. Vermutlich war es seine Verletzung, die ihm die Freude am Sieg vergällte, oder aber es waren die Gesichter der namenlosen Toten, die ihn vielleicht im Schlafe heimsuchen mochten.
Bald wurde auch das Geheimnis um den Leckereienkorb gelüftet, sehr zu Aristides' Leidwesen, denn statt der erhofften Würste, Honigkuchen, nahrhaften Häppchen und sonstigen klebrigen Naschereien förderten die Sklavinnen allerlei Obst und nur wenig zuckerhaltiges Naschwerk zu Tage. Vielleicht konnte Epicharis diesen vermeintlichen Missstand wieder ausgleichen, indem sie Aristides mit den süßen Trauben fütterte, die sie mit spitzen Fingern abzupfte und in seinem Mund verschwinden ließ. Doch so sicher war sie sich da nicht. Aristides' Hunger schien entweder gezügelt oder aber kaum verhanden zu sein, vermutlich lang es auch an der Art der Leckereien, die sie hatte einpacken lassen. Vom Fleisch fallen würde er ihr allerdings kaum, schließlich war noch genug vorhanden, um selbst die nächsten Wochen mit nur schmaler Kost zu bestehen. Und Epicharis würde Aristides kurzerhand auf eine Diät setzen, wenn sie ihn nur erst einmal geheiratet hatte, vorausgesetzt, er legte weiter zu.
Das Gespräch drehte sich größtenteils um die bevorstehende Hochzeit. Epicharis war gänzlich überwältigt über den frühen Termin, den Aristides vorgeschlagen hatte. Einerseits, weil ihnen damit kaum Zeit zur Planung blieb, andererseits, weil zwei Wochen doch ein etwas anderes Zeitfenster waren als irgendwann oder später oder nach dem Krieg. Tausenderlei Dinge gingen ihr im Kopf umher, über die Fragen, wen sie einladen und was sie zu Essen bereithalten sollten bis hin zu Dingen bezüglich der Nacht der Nächte. Wenigstens würde sie sich keine Gedanken darüber machen müssen, was sie anzog. Das ersparte ihr schon einmal eine Menge Zeit und Stress. Zwischen all den Blumen, dem Summen der Bienen und unter dem herrlichlichen Dach des blauen Himmels, gelangten sie schließlich zu der Entscheidung, ihre Hochzeit so bald wie möglich zu halten. Epicharis sprach sich für Antonia als Pronuba aus und versprach, sie gleich morgen aufzusuchen, Aristides wollte sich um die Einladungen kümmern, da er neben Epicharis Wunsch, die Leute der Acta zu laden, auch einige alte Kameraden aus der Prima laden wollte. Epicharis würde die Aufstellung eines Menüs in Auftrag geben, Aristides würde sich um die Anmietung des Hortus Lucullus bemühen, dem Ort, an dem er um ihre Hand angehalten hatte, denn Epicharis wollte nicht in den beengenden Räumen der Villa Claudia feiern, und so hatten sie sich kurzerhand für eine andere Art der Feier entschieden - eine Gartenparty. Hierfür mussten Lampions, einheitliche Ausstattung, Musikanten und allerlei anderes organisiert und besorgt werden, und darum würden sie sich beide kümmern, beziehungsweise veranlassen, dass flavische und claudische Sklaven sich gemeinsam darum bemühten, dass alles stimmig war.
Aristides teilte ihr ebenfalls mit, dass seine Mutter sich eine Manusehe wünschte. Darauf wusste Epicharis zuerst nichts zu erwidern, denn eine solche Ehe würde sie zwar von ihrem unerträglich gewordenen Vater befreien, doch würden damit auch die letzten Stege zu ihrer Familie abgerissen werden, da sie fortan nicht nur bei Aristides wohnen, sondern gleichsam Flavia Epicharis heißen würde. Einerseits erfüllte sie die Vorstellung dieses totalen Umbruchs mit ängstlicher Zurückhaltung, andererseits sah sie ihm erwartungsvoll entgegen. Es wäre bestimmt nicht so schlimm, Aristides zu unterstehen, wie ihrem Vater. Allerdings mochte Epicharis zwar gutgläubig sein, doch dumm war sie nicht, und so verkündete sie, dass sie dieser Art Ehe selbst nur zustimmen würde, wenn man ihr das Recht einer möglichen Scheidung - so schlimm es sich auch anhörte - einräumen würde. Im gleichen Atemzug versicherte sie ihrem Verlobten, dass nichts dergleichen gegenwärtig in ihrem Geiste herumspukte, sondern sie lediglich vermeiden wollte, irgendwann einmal, auch wenn es hoffentlich nie zutreffen mochte, unter Aristides' Entscheidungsgewalt leiden zu müssen. Dieser Bedingung stimmte Aristides zu, und solchermaßen beruhigt, widmete sich Epicharis einem weiteren Thema: Der Farbe der Sklavengewandung und der Zierde. Epicharis hätte noch Stunden darüber sprechen können, doch Aristides wurde es irgendwann müde und legte resignierend die Entscheidungen diesbezüglich in ihre Hand, die, wie er behauptete, ohnehin geschmackvoller sei als seine eigene.
Als sie schließlich den Park verließen, dunkelte es bereits. Epicharis meinte, gelegentlich ein entferntes Donnergrollen hören zu können, doch stellte sich das Grollen später als flavischer Magen heraus, der gefüllt werden wollte. Den krönenden Abschluss des Tages bildete ein kleines, aber feines Essen im friedvollen Rahmen des flavischen Tricliniums. Es war Epicharis zwar ein Rätsel, wie ein Mann so vieles so durcheinander zu essen vermochte, doch Aristides schaffte es dennoch, selbst wenn ein wachsamerer Blick seinerseits Epicharis' Entschluss einer Diät bereits jetzt von ihren Augen hätte ablesen können. Doch er hatte nur Augen für den Nachtisch gehabt. Ein inniger, nach Würze schmeckender Kuss des Soldaten verabschiedete die Claudierin schließlich nach Hause, als es schon recht spät war. Und die von bewaffneten Begleitete Sänfte trug die verträumt seufzende Epicharis zielsicher und wohlbehütet nach Hause, wo sie lange Zeit noch wach in ihrem Bett lag und selig lächelnd über Aristides und sich selbst nachdachte.
Sim-Off:Wir haben beschlossen, hier etwas zu kürzen und stattdessen die Hochzeit recht bald auszuspielen. Wenn ihr Sklaven aber den tag noch weiterspielen möchtet, könnt ihr das natürlich sehr gern tun. 