Beiträge von Herius Hadrianus Subdolus

    Nachdem sich die Lage etwas entspannt hatte und Herius zum Ende mit diesen Monatsbefehlen gekommen war, ließ er sich ein letztes Mal die üblichen Verdächtigen rufen, um die Post auf dem schnellsten Weg zu den anderen Stützpunkten bringen zu lassen. Danach legte er seine Rüstung eines Tribuns ordnungsgemäß an -er wußte ja nicht wieviel Wert 'der Neue' darauf legte- ließ aber den Helm weg. So angeputzt klopfte er schließlich am Officium des neuen PC und trat dann ein. "Salve Praefectus! Tribun Hadrianus Subdolus meldet sich wie befohlen!"


    -Abwarten-

    Subdolus schaute von den Papieren auf. "Ist das so? Na endlich..." Wochen waren ins Land gezogen. Aber nunja es war ihm ja auch nicht schlecht ergangen. "Bin gleich fertig mit dem letzten Bericht. Ruf schonmal die drei Boten für die Stützpunkte im Norden. Dann diktieren wir schnell und danach geh ich mal rüber... er ist doch in das Officium von Magnus gezogen?"

    "Den Bericht hat er mir gereicht.. richtig." Subdolus war noch nicht so weit. Er führte den Stilus weiter übers Pergament und tupfte ihn schließlich an einem Läppchen ab. "Als nächstes stünde ein Test zu deiner Kondition an, aber ich hab weder Männer noch selbst Zeit den durchzuführen. Also sag ich mal, das dein gesundheitlicher Zustand dazu ausreicht aus dir einen Soldaten zu machen. Alles was du heute zeigen könntest, steht in keinem Verhältnis dazu, was du am Ende deiner Ausbildung sein wirst." Er erhob sich und hasste es bereits, das die Classis so dermaßen auf Sparflamme gehalten wurde. "Komm ich bring dich ins Quartier des Lagermeisters, das du deine Ausrüstung bekommst." Wenigstens konnte er sich so die Beine vertreten... auch wenn wiedermal übelst viele Schreibarbeiten liegen blieben.

    Gerade achzehn Lenze also. Gut das war ein passendes Alter, Subdolus notierte das. Den Rest hörte er sich mehr mit einem Ohr, denn mit voller Aufmerksamkeit an. Dies waren sicherlich wichtige Erfahrungen für den jungen Mann gewesen. Für die Classis jedoch völlig belanglos. "Gut als nächstes wirst du medizinisch untersucht und ein Test gemacht wie fit du wirklich bist." Subdolus schrieb noch etwas dazu, stand auf, um ein Regal anzusteuern, das die Tafel aufnahm. Vorn stand in kaum mehr leserlichen Lettern 'Medicus' dran. "Verlasse das Gebäude und halte dich draußen auf der Straße links. Geh immer gerade aus, dann kannst du das Valetudinarium nicht verfehlen. Der diensthabende Medikus sollte dort sein. Wenn nicht frag nach. Die Helfer vor Ort werden es dir sagen können."

    Er lehnte sich zurück. Soviel Schwatzhaftigkeit hatte man hier nicht oft. "Schön, schön... Was hast du auf deinen Reisen gemacht?" Subdolus nahm sich schon mal eine Wachstafel zur Hand, um die wichtigsten Eckpunkte aufzuschreiben. Später konnte ein Scriba das ins Profil -das es für jeden Soldaten hier gab- übertragen. "Roms Glanz ist eher zu verteidigen, da gibts nämlich schon eine Menge, die die Ratten aus Nord, Ost Süd und West anzieht wie Käse die Mäuse." Dies zu ergründen und zu beurteilen, war aber nicht die Aufgabe der Rekruten. Sie lernten hier schnell, das das Leben kein Ponyhof war. "Irgendwelche Kinderkrankheiten oder bleibende Behinderungen, die dich beeinträchtigen... wie alt bist Du eigentlich Pompeius?"

    Ein Poltern von innen, dann wieder halbwegs Ruhe. Ein paar nicht zu identifizierende Geräusche. Wenig später öffnete sich die Tür und eine liebreizende, stämmig gebaute und mit reichlich Holz vor der Hütten gesegnete, dunkel langhaarige Schönheit verließ das Officium des Tribunen. Dieser kam hinterher und blickte noch einen Moment dem davon rauschenden Hinterteil nach.


    "Naja wir sind ja auch fertig. Centurio, DANKE." Mußte dieser hören. Unbeabsichtigt hatte jener nun auch ein Stein im Brett beim Tribun.


    "Wen haben wir denn hier? Komm setz dich dort auf einen Schemel und sag wer du bist, woher du kommst und was dich zur Classis führt."


    Der Centurio verließ das Officium wieder. Die nächsten Wagabunden auf seinem Patroliengang durchs Lager hatten nun noch eine viel größere Strafe zu erwarten. Irgendwie mußte er diese Dehmütigung an Andere weitergeben. Nur so konnte dieser dreckige Moment für seine Seele zu einem guten Augenblick werden.

    Wenn Subdolus gedacht hätte der Sommer würde für ihn um einiges leichter werden, als der Letzte dann wäre er jetzt wahrscheinlich schon am Unmut zerbrochen. Doch er hatte die Botschaft aus Rom mit Wachsamkeit aufgenommen. Mehr nicht. Der alltägliche Ablauf war seitdem gleich geblieben. Er vertrat den fehlenden Kommandeur so gut er es vermochte und stand auch nicht am Pier um auf den Neuen aus Aegyptus zu warten. Das war bis jetzt gut so, denn er hätte schlichtweg Zeit vergeudet. Zeit, die es in den Sommermonaten aber nicht gab.


    Sie hatten einige Probleme, was die Verfügbarkeit von seetauglichen Schiffen anbelangte. Es war dieses Jahr ein Aufschwungjahr und genauso wie der Bedarf an Transportmitteln stieg, genauso viele Geleitaufträge wurden ausgelöst. Noch dazu wo eine fette Beute wartet, auch das gewetzte Messer eines Piraten nicht lange auf sich warten läßt. Doch man hielt den zu patrolierenden Seeraum weitestgehend sauber. Sicher wurden nicht alle Handelsschiffe gerettet, aber das war bei der schier unendlichen Zahl auch unmöglich. Jene die es auf eigene Faust über das Meer schaffen wollten, weil ihnen die Gebühren für die Geleitkonvois zu teuer waren, mußten eben ihr eigenes Abenteuer bestehen und standen hinterher nicht geschröpft, sondern Mittel los da.


    Für Herius bedeutete der Tag zeitiges Aufstehen, einen Apell mit den Mannschaften. Die erste Dienstanweisung der Offiziere, die an diesem Tag den Hafen verlassen würden. Eine Liste mit den Schiffen, die später auf einem großen Brett in Kartenform aufs offene Meer geschoben wurden und schon einen ansehnlichen Haufen Probleme, die er spätenstens nach dem Frühstück an andere Offiziere abschieben würde. Denn nach der Mahlzeit kam auch schon die zweite Kommandorunde, die Missionen erörterte, welche demnächst in Betracht gezogen wurden. Die momentane Lage ließ allerdings nur einen Bruchteil dessen zu. Danach folgte ein Rundgang durch's Lager und ein Ausritt zum Bepo. Wo es meist nichts Neues gab, aber wenigstens die Luft um einiges reiner war, als unten im Lager, wo die Schmieden der Classis alle Hände voll zu tun hatten und kaum noch ein Lüftchen blies. War dies getan eilte die Mittagszeit heran. Das Essen war leicht, aber ausgewogen. Später ließ Subdolus sich die Berichte der Heimkehrer reichen und gab den Diktator, um sie im Archiv deponieren zu können. Mindestens zwei Chroniken wurden immer verfasst und in zwei unterschiedlichen Räumen in unterschiedlichen Gebäuden die weit auseinander im Stützpunkt lagen, einsortiert. Das diente dem Willen sie für die Nachwelt zu erhalten, fiel ein Gebäude mal dem Feuerteufel zum Opfer.


    Nach den Berichten folgte eine weitere Lagerrunde diesmal runter zum Hafen. Meist gab es die größten Probleme beim Be- und Entladen der Schiffe, aber auch im Depot schaute er vorbei und ließ sich weitere Querelen aufhalsen. Danach folgte eine Visitte im Vorratslager und den Ställen. Die Mannschaftsbaracken konnte er um diese Zeit getrost auslassen, denn sie waren noch wie leer gefegt. Es folgte hindes ein weiteres Mahl, diesmal deutlich kräftiger und es gab auch reichlich verdünnten Wein dazu. Der Tag begann duster zu werden, aber der Tribun war immernoch nicht fertig. Die gewonnen Eindrücke verlangten nach Taten und so begann mit dem Untertauchen der Sonne das Gebäude der Principia sich erneut in einen Bienenstock zu verwandeln. Erst spät in der Nacht legte er sich zu Bett und war wieder nicht mit allen vorgenommenen Dingen fertig geworden. Nein viel mehr war dieses Zweiwort 'fertig werden' längst aus seinem Wortschatz verflogen.


    Da war es nicht verwunderlich, das das Ausbleiben des neu ernannten Praefectus Classis gar nicht so arg debattiert wurde. Zwar war seit dem Schreiben aus Rom bereits ein ganzer Monat vergangen, doch blieb in den stressigen Sommertagen keine Zeit darüber zu sinnieren. Laut dem täglichen Umfeld konnten es gefühlte fünf Tage sein. Arbeit schafft eben reichlich Ablenkung und läßt die Zeit vergessen...

    Die Tage würden auch so vergehen, aber mit dem Wissen einen neuen Kommandeur zu erwarten, versetze den gesamten Stützpunkt in Bereitschaft. Nicht weil man etwas zu verbergen hatte oder Angst die jetzige Struktur wäre instabil. Aber ein Neuer Praefectus bedeutete auch einen Neuanfang und dies vorallem dann, wenn man den Neuen nicht kannte.


    Subdolus nahm es lockerer als die Meisten hier. Er hatte schon unter vielen gedient und nie das Gefühl gehabt, unauskömmlich zu sein. Trotz dessen nahm er sich jeden Morgen die Zeit im Vorzimmer nach zu fragen ob man schon etwas von den Octavius gehört hatte. Doch wie auch die letzten Tage war da nichts bekannt.


    Blieb nur der Gang ins eigene Büro, um die Arbeit bis zum Eintreffen weiter zu verteilen...

    Die wunderbare Zeit des Jahres, wo Schiffe kamen, beladen wurden und bald wieder fort fuhren, brachte dem Stützpunkt den Frieden zurück. Die drückende Stimmung begann sich schon bald wieder zu verflüchtigen. Das schwarze Tuch des Todes flatterte dahin, denn endlos konnte sich die Flotte keine Trauerstimmung erlauben. Solche Gedanken weckten die Gefahr, das jemand Fehler machte und Unachtsamkeiten waren nunmal brandgefährlich an Bord der Schiffe und im Stützpunkt. Für Tribun Hadrianus blieb viel Officium Arbeit übrig. Mit dem Nauarchus Pontius Pansa plante er Routen, steuerte die einzelnen Stützpunkte, damit deren Schiffe effektiv die schiffbaren Zeitfenster ausnutzen konnten. Derweil kamen ständig Botenreiter in die Principia, um Befehle abzuholen oder Bestätigungen abzugeben. Das Vorzimmer glich einen Bienenstock. Die drei Optio hatten alle Hände voll damit zu tun die Schreiben zu sortieren, zu kopieren und zu archivieren. Mittlerweile bekamen sie bereits durch sieben Schreiber Unterstützung dabei. Es war eben die Hochsaison in der Schifffahrt.


    Subdolus und Pansa gönnten sich eine Auszeit. Die Luft stand in den Schreibstuben und draußen lärmten gerade eine Handvoll Reiter herum, die dabei waren erneut zu ihren Stützpunkten aufzubrechen. Für beide standen volle Becher bereit, die sie nun abwechselnd zum Mund führten und sich Geschichten erzählten, die das Leben so schreibt. Ab und an ein Lachen, dann wieder Stille. Zwischen den Episoden beobachteten sie immer wieder das Geschehen im Vorzimmer. Nachdenklich konnte man dabei werden. Aber auch wehmütig. Vorallem dann, wenn es die Beine hinaus in die Freiheit zog, das Haar frohlockte im Wind zu wehen, die Haut hoffte, die Sonne zu spüren und das Kleinhirn spitz auf Action war. Doch diese Zeit schien meilenweit weg zu sein und sie beide hatten diesen heißen unermütlich stickigen Sommer vor sich. Noch war ein geringes Maß des schiffbaren Zeitraums verflossen. Die Abwechslung war so weit weg, wie das kühle, erfrischende Eis des Winters...



    Ad
    P' Vescularius Salinator
    Praefectus Urbi
    Rom - Provincia Italia



    Heil dir Praefectus, es grüßt Dich Tribun Hadrianus Subdolus, Classis Romana.


    Von der Erkundung des Mare Internum bezüglich Piraten Aktivitäten zurück gekehrt, finde ich den Stützpunkt in tiefer Trauer über den Tod des Praefectus Classis Decimus Magnus vor. Auch mich trifft diese Kunde wie ein Schlag. Kann ich doch trotz aller Zuneigung dem Decimus gegenüber nicht in angemessener Trauer verfallen. Zum Einen ist auch der zweite Tribun Publius auf See, zum Zweiten der dritte Tribun Pompeius Imperiosus verschollen. Nach vier Monaten Abwesendheit vom Dienst für die Classis Misenum ist es angemessen seine Bezüge zu streichen.



    Die Mission zur Bekämpfung der Piraten war erfolgreich. Wir können die Hoffnung hegen dieses Jahr weniger Übergriffe zu haben, als noch in der letzten schiffbaren Zeit.


    Weiterhin hat der Tod des Praefectus Classis der Einheit einen schweren Schock zugefügt. Alles in meiner Macht stehende werde ich tun, aber einen Kommandanten kann ich als Tribun nicht ersetzen. Vor meiner Reise gab es den Mythos, nun ist dieser dem Schicksal gefallen. Die Männer brauchen eine Gallionsfigur. Sie benötigen einen Heerführer. Einen charismatischen Mann, der sie mit Würde und Ehre zu lenken vermag. Ich appeliere an Dich Praefectus Urbi ihnen schnell, aber doch überlegt einen Ersatz zu schicken.


    Möge Rom immer sicher sein und das Imperium beschützt.



    Misenum, PRIDIE KAL IUN DCCCLXI A.U.C.



    Sim-Off:

    Wertkarte Classis Romana

    Die Ankunft im Hafen hatte keine gute Nachricht hervor gerufen. Subdolus war geknickt und sehr traurig. Er nahm sich einen Tag Zeit, um das Erfahrene zu verarbeiten. Wenn dies überhaupt ging. Trotz alledem hatte Rom bis jetzt keinen Ersatz geschickt und auch der Aushilfstribun, der mit den zehn linken Daumen und einem militärischen Erbsenhirn war nicht wieder im Lager gesehen worden. Viel lieber hätte er sich mehr Freiheit genommen, um den Tod von Magnus zu verdauen, aber es war einfach niemand da, der die Classis führen konnte. Er tat es widerwillig und oftmals auch grober als sonst. Subdolus fühlte sich angepisst, kamen die Unteroffiziere mit jedem kleinen Scheiß zu ihm. Dann wurde es schonmal laut, aber im Grunde begann der Stützpunkt wieder seinen Aufgaben gerecht zu werden. Auch schifften wieder mehr Kriegsliburnen hinaus, um die Seewege zu sichern. Doch alles in Allem fehlte eine bestätigte Führungskraft.


    Eine schwere Aufgabe war es nach Rom zu schreiben. Jedoch eine nötige. Für ewig konnte er es nicht aufschieben. Der Classis fehlte der wichtige Kommandeur. Jener Mann, der die Tribune lenkte, um die fünfzigtausend Soldaten unter Waffen zu beschäftigen und zu kontrollieren. Sicher konnte das Subdolus noch paar Monate machen, aber als Tribun hatte er einfach nicht die Durchsetzungskraft, wie ein vom Kaiser berufener Praefectus. Kleinere Brodelherde ließen sich löschen, aber die Flotte brauchte einen Kommandanten. Er selbst hielt wenig davon die Last und Verantwortung zu tragen, bis sich Rom ausgemehrt hatte.


    Ein Brief war in Arbeit...

    Vier lange Wochen kreuzte der Verband übers Meer und hatte nur wenig zu tun. Die geringe Arbeit war natürlich nur aus Sicht eines Offiziers zu sehen, denn die Mannschaften konnten sich über Langeweile nicht beklagen. Ganz im Gegenteil wuchs an Bord eine routinierte Besatzung heran. Die Befehle kamen zackig, die Männer schufteten stumm aber gewissenhaft. Viele hofften so besonders Eindruck zu schinden. Die Wenigsten würden später einen Nutzen daraus ziehen können. Subdolus machte sich Notizen und führte Gespräche mit den nautischen Offizieren, um deren Ansicht zu einigen Nauta zu hören sowie eine Einschätzung über den nautischen Dienst zu erfahren.


    Die ruhige See und die geringen Vorkommnisse führten schließlich dazu, das man sich entschied Misenum anzulaufen, frische Vorräte und Männer zu laden und dann eine andere Route einzuschlagen. Die ersten Konvois aus Aegyptus waren sicher nach Ostia gelangt. Sie hatten einen dieser Schiffsverbände auf See kontrolliert und erfahren, das sie keinerlei Kontakt zu anderen Schiffen hatten oder auf Schurken gestoßen waren. Doch die schiffbare Zeit war noch lang und ohne Übergriffe war es in keinem Jahr abgegangen. Also entweder man hielt sich noch vornehm zurück oder aber das Halunkenpack führte etwas Großes im Sinn. Immerhin waren andere Konvois mittlerweile viel lukrativer. So brachte ein Schiff voller Sklaven weit mehr Ausbeute, als eine Corbita voll Öl. Oder aber ein Segler voll Elfenbein ließ sich besser verkaufen, als ein Schiff mit Getreide. Doch eben jene Luxuswarenschiffe wurden eigentlich immer mit Kriegsschiffen begleitet. Und nur wirklich gut organisierte Banden konnten es wagen solch einen Verband anzugreifen. Es blieb abzuwarten, was die anderen Monate brachten. Vielleicht trat einfach nur das Abwägigste ein und es wurde ein ruhiges Jahr.


    Es war einfach keine Zeit dafür die Hände in den Schoß zu legen. Noch dazu es verschiedene Interessengruppierungen gab, die auf die Hilfe der Classis angewiesen waren und diese oftmals auch üppig honorierten. Warum also an Land Langeweile produzieren, wenn es doch soviele Routen zu bewachen gab.


    Dieser Konvoi jedoch steuerte erstmal Misenum an. Maximal ein paar Tage und das Ziel sollte erreicht sein...

    Der Versuch war sicherlich ehrbar gewesen, aber das Ergebnis glich einer Niederlage. Kein Hafen ließ sich bekehren. Offen gab dies natürlich keiner zu, aber so erfahren waren die Offiziere nun schon, das sie die Aussagen durchschauten. Ihnen fehlte es allerdings an Mitteln ihr Ansinnen durchzusetzen und so würde die Classis das ganze schiffbare Jahr viel zu tun haben, um die Küsten vor Mauretania sicher zu halten. Es stand außer Frage, das man hier keinem Einheimischen auf die Füße trat. Mit Sicherheit verdienten so einige römische Beamte gut daran ein offenes Ohr im Hafenbecken zu haben und die Piratennester mit wertvollen Infos zu stopfen. Doch beweisen mußte man es oder wenigstens einen glaubwürdigen Informanten haben. So aber war vor dem römischen Gericht keine Amphore zu gewinnen. Und am Ende schlug man der Hydra einen Kopf ab, während zwei Neue nach wuchsen.


    Völlig machtlos also mußten sie es einsehen und zogen sich mit ihrem Verband zurück. Diesmal jedoch segelten sie die zuvor abgefahrene Route Richtung Osten entlang. Hielten nochmal nach frischen Spuren Ausschau, aber natürlich versteckte man sich jetzt noch und beobachtete vom sicheren Ufer aus die römischen Seestreitkräfte. Wahrscheinlich war man hinter ihren Rücken schon dabei neue Schiffe zu bauen.


    Subdolus wählte ganz bewußt die Fahrrinne über Hippo Diarrhytus, hinüber nach Eryx und Messana auf Sicilia, um sich dann dem italienischen Festland zu nähern. So konnten sie wenigstens noch etwas von ihrem Auftrag erfüllen, die Routen zu schützen, denn gerade in diesen Wochen wurden die ersten frischen Konvois aus Aegyptus erwartet und neben dem Masseprodukt Getreide kam da auch edles wie teures Luxusgut nach Ostia, um sich dann den Weg in die römische Hauptstadt zu bahnen.


    Ein paar Wochen wollten sie kreuzen und somit ihre Präsenz im südlichen Abschnitt ihres Kontrollraumes erhöhen und einige Schiffe durchsuchen. Dann, wenn es darum ging Mannschaften, Proviant und Gerät auszutauschen und dafür nach Misenum zu fahren, wollte Subdolus mit von Bord gehen. Aber er lehnte es ab extra für ihn den Flottenstützpunkt anzulaufen. Dieser war hervorragend durch Nauarchus Pansa geführt...

    An den Rand getrieben und doch nicht dem barbarischen Feind in die Hände gefallen. Das war das Ergebnis tagelanger Manöver der Classis am Kopf von Africa. Anstrengend war es für alle Männer an Bord. Aber der straffe geregelte Tagesablauf, die strengen Befehle und immer das Gefühl zuviel zu tun zu haben, sorgten dafür, das die Männer ihr hinterrückses Geschwätz minimierten oftmals am Abend garnicht daran dachten zu maulen. Dies erleichterte auch den Offizieren die Arbeit, denn sie konnten von Diziplinarmaßnahmen absehen und so die Moral ohne viel Zutun an Bord erhöhen.


    Die Piraten hindes getrauten sich weder die beschriebene Linie zu überschiffen, noch auf Konfrontationskurs zu den Römern zu gehen. Nein vielmehr setzten sie sich über Land ab und flohen von ihren Schiffen. Die Classis hatte so ein Leichtes jene Pötte in Gewahrsam zu nehmen und zu vernichten. Sie warteten geduldig ab, bis auch das letzte Brett verbrannt war. Den Barbaren an Land nachzusetzen war hingegen eine ausichtslose Unternehmung. Erstens kannte der Feind sich besser aus und zweitens war die Operationsgruppe auch nicht dazu ausgestattet weite Fußmärsche an Land auf sich zu nehmen. Abgesehen davon, das man dieses Land weder fruchtbar noch angenehm in der Temperatur nennen konnte.


    Doch ohne Schiffe waren diese fliehenden Feinde erstmal still gestellt. Nun mußten sie nur sehen, das dies auch so blieb und dieses Ziel mit gezielten weiteren Patrolienfahrten erreichen. Denn nur wenn die Flotte Presenz zeigte, war es ihnen möglich die Piratenaktivitäten weitestgehend zu unterdrücken.


    Bevor man nach Misenum zurückkehren würde, gab es eine weitere wichtige Aufgabe zu erfüllen. Gewisse Hafenmeistereien mußten dafür sensibilisiert werden nicht an jedes Schlitzohr Schiffe zu verkaufen und gleichzeitig darauf getrimmt werden, verdächtige Gestalten den römischen Sicherheitskräften zu melden. Kein leichter Weg, aber Roms Soldaten hatten da ganz besonders eindringliche Erklärweisen...

    Mehr als eine Woche später standen die Offiziere an Bord zusammen. Förmlich jede Bucht hatten sie begutachtet, aber selbst wenn sie auf ein paar Hütten trafen waren diese leer. Sie kreuzten schon zu lange vor Africa und die Moral war schwerer denn je am Leben zu halten. Für den Tribun Subdolus war die Sache klar: Ihre Schiffe waren einfach zu auffällig und die Piraten scheinbar äußerst gut organisiert, um dem römischen Flottenverband aus dem Weg zu gehen. Doch auch die Seeoffiziere hatten Argumente bereit. So zum Beispiel lag die Frage unbeantwortet an Deck Wo sie ihre Schiffe versteckten, sollten sie wirklich mit Sack und Pack ins Landesinnere flüchten.


    Herius trat an einen festen Tisch, dort war eine Übersichtskarte fest gemacht. Sie waren bis jetzt davon ausgegangen, das die Beutejäger vorallem im westlichen Meer agierten. Auch zwischen den Piratenstämmen gab es Rivalitäten. Die einen beherrschten den Westen, die anderen trieben sich um Sizilia herum, wieder ein anderes Volk versuchte sich im Osten durchzusetzen. Ein ständiges Kommen und Gehen war das und darum war dies auch so schwer dieser Seuche Herr zu werden.


    "Sie können nicht ewig weit ausweichen." War daher seine Schlussfolgerung. "Und sie haben nicht die Schiffe, um ins tiefe Gewässer zu fahren. Wir treiben sie bis an den Rand ihres Machtbereiches. Die Buchten suchen wir mit einem starken Schiff ab, während der Rest den Seeweg blockiert. So kommen sie nicht um uns herum." Er fuhr mit dem Finger über die Karte. Sie mußten an den Anfang ihrer Route zurück, wollten sie es wirklich sicher machen. Aber vielleicht überschätzte er die Risikobereitschaft der Piraten auch, dann wäre das ganze Manöver umsonst und sie würden die Diebesbande auch so noch geiseln. Hinsichtlich der Moral entschied er daher: "Wir treiben sie von hier. Ich glaube kaum, das sie hinter unserem Rücken an einer Bucht vorbei gehuscht sind. Dazu haben sie viel zu viel Respekt vor unserer maritimen Übermacht." Und er hatte auch schon den Ort ausgemacht, an dem es warscheinlich war, das zwei Gruppen ihr Revier trennten. Nicht viele Tage trennten sie davon.


    "Wenn wir es gut machen, kommt es nichtmal zu einem Kontakt, dann können wir die Schiffe derer zusammen lesen, die bereit waren eine Schwelle zu übertreten, um uns zu entkommen." Die Beratung war abgeschlossen, die Mannschaften wurden lautstark dazu aufgefordert wieder Fahrt aufzunehmen. Noch ahnte keiner, das es viel anders kommen sollte, als sie es jemals erdacht hatten...

    Die Umverteilung von Produktionspunkten hat bisweil nichts gebracht. In den nachfolgenden Wochen ist es das Selbe wie davor. Baupläne sind permanent Mangelware. Vielleicht hilft es aber auch die Grundwerkzeuge beim Sonnenuhrbau neu zu definieren und den Steinmetz damit aus dem Jagdrevier der Hyänen, die auf Baupläne lauern, zu vertreiben.

    Die ereignisreiche Reise verlangte einer umfänglichen Chronik. Denn die Geschehnisse durften nicht in Vergessenheit geraten. Vielmehr verlangte es nach einer Untersuchung wie es zu derartigen Dingen im Einflussgebiet des Imperium Romanum kommen konnte und ob vielleicht noch mehr dahinter steckte als Dummheit einer kleinen Gruppe, die nun tot war. Doch sie hatte auch offenbahrt wie verletzlich die Truppe noch war. Mit einem ungewöhnlich schlechten Gefühl hatte die militärische Führung beschlossen trotz der Vorkommnisse die Reise fortzusetzen. Die einzigste Gegenstimme war von Tribun Subdolus gekommen, aber er fügte sich der Mehrheit. Ihm war unwohl dabei diese Laien in einen Konflikt zu führen, dessen Gegner viel zu verlieren hatten, ergaben sie sich vorzeitig dem römischen Gesetz.


    An der Küste Africas entlang schien sich die Situation zu entspannen. Es konnte nicht nur am verbesserten Wetter liegen, aber Herius machte sich noch nicht zuviele Hoffnungen darauf, das die Entspannung auch auf die Form der Miles und Nauta überschwappte.


    Ihr erstes Ziel hindes dämpfte die Moral sogleich, denn das Nest war ausgeflogen. Die Hütten bereits eingefallen und kein Zeichen davon, das hier in den letzten Monaten Leben gewesen wäre. Doch diese Flaute konnte auch ein Befreiungsschlag sein, denn die Anspannung an Bord war rießig gewesen, als die Schiffe dem anvisierten Punkt sehr nahe kamen.


    Am nächsten Tag näherte sich ein Schiffsverband. Es stellte sich schnell heraus, das dies Handelsschiffe waren, die nur besonders zeitig im schiffbaren Jahr zu einer Route aufgebrochen waren. Auch auf dessen Seite war die Verwunderung zu erkennen Schiffe der Classis in diesen Gewässern anzutreffen. Aber es mochte auch ein wenig dazu beitragen, das man die Arbeit der Patrolienfahrer mehr zu schätzen wußte.


    Der Flottenverband hindes steuerte auf sein nächstes mögliches Landversteck der Piraten zu. Vielleicht wurde man dort fündig und wenn doch, dann hoffe der Tribun Subdolus, das die Männer sich deutlich tiefgründiger an ihre Ausbildung besannen und nicht wie ein wilder Haufen Tölpel an Land stürmten.

    "Wie wollen wir am Horn von Gibraltar vorgehen, Hadrianus?" fragte eine Stimme den Tribun von hinten, da dieser schon eine Weile über die Wellen starrte. Subdolus drehte sich um und sah Antonius an. Der Mann hatte eine in Falten liegende Stirn. Die Augen standen recht eng, die Nase zu klein für den sonst recht großen Kopf. Von Statur her war er ein Hüne, sein Alter zu schätzen schwer. Die raue See mußte er aber schon Jahrzehnte ertragen, so wie es ausschaute. Eine Hand hielt ein Tau, um das heutig reichliche Schaukeln zu kompensieren. Die Andere lag am Schaft des angelegten Gladius. Ab und an zischte eine Welle über Bord und hüllte die Sandalen ein. Kaum einer auf Deck hatte dieser Tage länger als ein paar Minuten trockene Füße. Aber noch war die See beherschbar. Noch brauchten sie nicht an Land auf besseres Wetter warten. Ganz im Gegenteil sie kamen schneller voran, als gedacht. "In wie weit meinst du, Antonius?" Der Tribun konnte genauso fragend blicken. Ihm erschloss sich der Gedankengang so nicht.


    "Ab dort sind wir auf uns alleine gestellt. Letzter Stützpunkt für frische Vorräte. Entweder wir packen die Schiffe voller als sonst und können so ein zwei Wochen länger ausharren oder aber wir vertrauen darauf in einem civilen Hafen anlanden zu können ohne Verdachtsmomente zu erzeugen. Beide Möglichkeiten haben Nachteile. Erstere legt nahe ab der zweiten Woche auf Trockenkost mit Wein umzustellen, weil die frische Nahrung einfach nicht lang genug unverderblich bleibt. Zweitere setzt uns der Möglichkeit aus, das das Gesindel Wind von uns bekommt und verschwindet bevor wir ihr Dreckloch ausräuchern können."


    Strategie eins würde also dazu führen, das die Soldaten an Bord die Strenge des Militärs zu spüren bekamen, Strategie zwei trug zuviele wenn und aber mit sich. Für Subdolus war die Entscheidung daher einfach. Er sah auch keinen Grund darin die Soldaten nicht ab und an mal spüren zu lassen, wie trostlos, hart und fordernd der Krieg war. Für ihn gab es nämlich schon lange viel zu viele Einheiten, die verweichlichten.


    "Wir laden mehr und bleiben den Häfen fern. Lass uns diese Barbaren nicht unterschätzen. Sie leben nicht schlecht von der Piraterie. Ohne Frage werden sie ihre Informanten in den Häfen haben. Irgendwer muß ihnen doch auch stecken, wenn ein dicker Fisch das Hafenbecken verläßt. Wir tun denke ich gut daran diesen Spähern aus den Augen zu bleiben. Diesmal wollen wir sie alle bekommen. Zu fett sind die meisten Konvois aus dieser Region. Und du weißt ja wie das läuft. Es trifft immer die falschen Besitzer. Meist irgend so ein einflussreicher Senator, der dann in Rom auf dicke Hose macht und unsere Arbeit schelt."


    Noch ein Nachtlager im Freien, dann würden sie den letzten Hafen erreichen. Erst dann ging es richtig los...