Ein kleiner Verband von fünf Ruderschiffen der alpha Staffelung mit einer Ruderreihe war nichts ungewöhnliches auf dem Meer. Und genau um diesen Eindruck zu erwecken, hatten sie auch auf das kleinste maritime Gefährt gesetzt, das die Classis Misenum im Dock besaß. Zwar fehlte so auch Platz, um übermäßig lang an Bord zu bleiben. Aber erstens nächtigte ein römischer Flottenverband bei Möglichkeit immer an Land und zweitens hatten die Befehlshaber die Route so gewählt, das einige Stützpunkte anfahrbar waren. Zumindest bis an den Rücken von Gibraltar bestand also kein Risiko, das es Rationierung geben mußte.
Subdolus hatte sich in eine windschattige Ecke verzogen, lag da auf einem Stapel Säcke und blickte über die Wellen ohne den Takt der Trommel aus dem Ohr zu bekommen. Sanft tauchten die Ruder ein, schoben durch das leicht wippende Wasser und flogen im immer gleichmäßigen Schwung durch die Luft, um am Startpunkt erneut ins Meer zu tauchen. Es war schon faszinierend wie syncron dies ablief. Immerhin waren es nicht nur sechs Mann, die so dem Schiff Schub gaben.
Nur selten hatten sie genug Wind, das er allein die Flotte trug, aber ihm war es ganz recht, denn noch immer wußte der Hadrianus nicht so genau was zuviel Geschaukel mit ihm anrichten würde. Zu tun gabs nicht viel. Ab und an kam der nautische Befehlshaber zu einem Schwatz vorbei. Aber ansonsten konnte Subdolus die Reise genießen, gab es doch andere, die Zucht und Ordnung an Bord aufrecht hielten.
Abends wenn die Schiffe auf einen Strand gezogen wurden und so die Grundlage für das Nachtlager bildeten, war er immer froh zu wissen, das sie das Land nicht gänzlich unter den Beinen verloren hatten. Herius machte lange Spaziergänge und sammelte Eindrücke vom Landstrich, wo sie gerade lagen. Nur leider war der Kommandant an Bord sehr erfahren, so das das Anstranden, der darauf folgende Lagerbau und die Nahrungsaufnahme der Männer immer in eine Zeit fiel, wo die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Er konnte es manchmal nicht fassen, wie präzise der Abschluss aller Arbeiten mit der einsetzenden Finsternis abgestimmt war. Er selbst würde wahrscheinlich viel zu zeitig stranden und lagern lassen und somit kostbare Seemeilen verschenken. An Land war es eben doch etwas ganz anderes, wenn man seinen Trupp oder eine Legion zum Nachtlagerbau kommandierte. So war es Subdolus ganz recht, das er in dieser Richtung Freizeit vom Befehlen hatte.
Erst in Africa Proconsularis sollte sich dies ändern, aber bis dahin war es noch ein weiter Weg und vielleicht würde sich bis dorthin auch noch das eine oder andere ergeben...