Beiträge von Herius Hadrianus Subdolus

    In der Werkstatt hatte sich einiges getan und Herius atmete auf, als ihn die Nachricht vom Hafen erreichte. Epaphroditus war in das Geschäft eingestiegen und hatte die Produktion zum Guten gewandelt. Die Schusterei war verschwunden. Restliche Ware an die Stände im ganzen Reich weitergeleitet worden. Wurden sie nicht irgendwann verkauft, konnte Herius etwas Gutes tun und sie spenden. Doch bisweil mußte sich seine Investition ersteinmal rechnen.


    Er erreichte zum noch frühen Morgen das Geschäft. So zeitig auf den Beinen war Subdolus immer, das lange Soldatenleben hatte ihm nie viel Schlaf gegönnt und seinen Körper darauf eingestellt es nun in der Zeit danach genauso zu handhaben.


    "Salve Epaphroditus, ich habe gehört die Wolle aus Germanien ist gut gelandet?" Jener Mann nickte und grinste freudig. "Oh und der Preis ist wirklich ein Schnäppchen. Wir sollten öffters Geschäfte mit dem Mann machen."


    Sein Blick wanderte über die Bottiche, die bald mit der nötigen Farbe gefüllt, jene Schafwolle aufnehmen sollten, um sie in den schönsten Tönen weiterverarbeiten zu können.


    "Was macht die zweite Großlieferung?" Erstaunt nahm er die Antwort ansich. "Oh na dann soll er mal warten, bis die Fäden schwarz geworden sind. Ein besseres Angebot wird er so schnell nicht bekommen."


    Herius ging einige Schritte in die Werkstatt hinein. Hier und dort wurden noch restliche Arbeiten ausgeführt. Morgen würde man mit der Produktion wieder beginnen können und die Auftragslisten waren gut gefüllt. Trotzdem wollte er überlegen nicht doch mal eine kleine Weltreise zu machen, um seine Kleidung überall mehr bekannt zu machen und das Klientel noch weiter zu vergrößern.


    "Ach ja Epaphroditus, nimm dir zwei drei Männer und die zwei Wagen aus dem Schauer. Der Kapitän war schon ganz aufgeregt, das er zwei Tage ankern muß, weil das Ausladen der Ballen so schleppend geht. Helft ihm dabei und bringt das Gut in eine Scheune.... Moment." Er kramte in seinem Umhang. "Hier, die hab ich gemietet. Bis wir selbst soviel Platz haben."


    Dann verließ er das Geschäft und machte sich auf seinen Posten beim Cursus Publicus -mal wieder- anzutreten und sich darum zu kümmern, das die Post nicht auf der Strecke blieb.


    "Vale und bis später."


    Auf dem Weg dachte er über Epaphroditus nach und war sich gewiss, welchen Glücksgriff er mit dem jungen Mann gemacht hatte.

    Provinz Hispania
    Regio Hispania Tarraconensis
    Stadt Tarraco
    Tempelbezirk


    An den Augur Tiberius Annaeus Sophus



    Salve Augur,


    Dein Brief hat den Imperator erreicht und er läßt Dir Dank sagen.
    Außerdem läßt er aussrichten das Dein Anliegen in Bearbeitung ist.



    I. A. des
    Imperators Caesar Augustus, Censor und Pontifex Maximus
    Lucius Ulpius Iulianus



    Gez. Appius Tiberius Iuvenalis



    P.S. Bitte sei doch so nett und gib bei Deinem nächsten Brief Deine Adresse an werter Augur Annaeus Sophus. Dies würde mir und meinen Mitarbeitern doch etwas an Zeit ersparen. Danke!



    Roma, PRIDIE KAL IUL DCCCLVII A.U.C. (30.6.2007/104 n.Chr.)


    Administratio Imperatoris
    Palatium Augusti

    Eine ganze Weile hatte Herius Hadrianus kaum Zeit sich um seine Geschäfte zu kümmern. Erst begann es schleichend, dann immer offensichtlicher. Die Waren des Hadrianers wurden weniger akzeptiert. Ein Umstand, den er selbst nicht annehmen konnte. So schritt er eines Tages in die Werkstätten und hielt Partus auf. Jener war dafür zuständig, das das Geschäft brummte.


    Nach den üblichen Ausreden und laienhaften Gemeckere durfte sich der Bursche eine neue Arbeit suchen und Herius winkte den Nachfolger, einen Aegypter zu sich heran.


    "Das ist sie nun die gute Stube. Wir werden uns mehr auf das Wesentliche konzentrieren und einige Standbeine schließen. Die Schusterwerkstatt dort drüben wird weichen müssen. Dafür werden wir eine Weberei einziehen lassen, um die Qualität des Tuches selbst bestimmen zu können. Das ganze wird uns paar Tausend Sesterzen kosten, aber am Ende wird es der richtige Weg zu mehr Kundschaft sein."


    Der ehemalige Soldat setzte sich an einen groben Holztisch.


    "Komm und setz dich zu mir."


    Zwei Becher mit kühlem Nass wurden gefüllt und den Beiden hingestellt, dann versuchte sich die Handwerkerschaar wieder ihren Aufgaben zu widmen. Doch die Angst auch die Arbeit zu verlieren, saß tief und so hörte ein jeder in der Nähe dem Gespräch weiter zu.


    "Epaphroditus, nicht wahr? Gut ich möchte es kurz machen und dir die Linie meines Unternehmens aufzeigen. Hier produzieren wir alles für den täglichen Bedarf. Also Gebrauchsgegenstände und Kleidung. Am Hafen habe ich noch eine Färberei eingerichtet, dort wird aus den Murex trunculus Schnecken bester Purpur gewonnen und aus pflanzlichen Quellen Farben gemischt. Der Schuster ist seit Jahren ein defizites Zubrot und durch einen Absprung in der Zulieferungskette werde ich gezungen sein meine Produktion umzubauen. Der Schneider hingegen ist recht profitabel, auch wenn es ein hart umkämpfter Markt ist. Ihn werde ich weiteres Augenmerk geben und aus diesem Grunde wird es nicht umgehbar sein eine Stofffärberei aufzubauen. Am Ende werden es uns andere Schneidereien im Lande danken und wir auch daran zusätzlich verdienen."


    Trinkt einen Schluck vom mit Süßkraut versetzten Wasser.


    "Bevor das soweit ist, werden die zwei Schustergesellen dort..." zeigt auf die noch recht jungen Kerle "... Überstunden schieben und die restlichen Rohstoffe aufbrauchen. Danach ist aber für immer Schluss. Ich habe mit beiden bereits gesprochen, sie werden sich bemühen und in dem neuen Geschäftsfeld eine Arbeitschance bekommen."


    Blickt sich in Gedanken scheinend um und trinkt erneut aus dem Becher.
    "Deine erste Aufgabe wird darin bestehen mit bestehenden Schaffarmen in Kontakt zu treten und ihnen ein Angebot zu entlocken. Doch bedenke dabei immer, das wir nicht viel Spanne zum Rechnen haben. Viel mehr als drei Sesterzen werde ich für den Ballen nicht ausgeben. Exorbitante Forderungen kannst du ablehnen. Verhandel über die Masse, denn wir werden eine ganze Menge Wolle brauchen, um den Markt zu sättigen und am Ende zu beherrschen."


    Natürlich gab Hadrianus sich nicht damit zufrieden etwas neues zu probieren. Nein wenn er etwas in die Hand nahm, dann sollte er am Ende auch davon leben können.


    "Soweit alles klar? Gut, dann mach dich bekannt, ich werde nun meinem Amt weiter nachgehen und mich am Abend noch einmal blicken lassen."

    Mit jeder Woche, fast schon jedem Tag erfüllte es den Vorarbeiter der Sklaven mehr mit Freude, wenn der Herr die Läden aufsuchte, um nach dem Rechten zu sehen. Dieser Tage war es mal wieder soweit und der Herr trudelte entspannt ins Geschäft. Dort war nicht viel los, aber der aufgewühlte Staub der Straße zeigte ihm, das vor wenigen Stunden erst wieder ein Wagen vor dem Laden gestanden haben mußte, um sich dann in westlicher Richtung aus der Stadt zu machen. Ein gutes Zeichen war das. Zwar konnte es ebenfalls ein Belieferer gewesen sein, doch sprach man diese kostenintensiven Dinge schon noch mit ihm ab.


    Partus eilte ihm schon entgegen und sein breites Grinsen zeigte: Der Verkauf lief dieser Tage ganz anständig. Trotzdem gab es für den Hadrianus immer genügend Dinge zu tun, wenn er schoneinmal da war. So füllte er Listen für Bestellungen aus. Gab seinen Senf zu neuen Kreationen dazu und Anweisungen, wie es noch effizienter gehen konnte. Hier und da bemängelte er die Ordnung in der Werkstatt und zeigte auch auf Arbeitsmittel deren besonnener Umgang wichtig war.


    Spät am Nachmittag erst verließ er den Straßenverkaufsladen wieder und freute sich innerlich, das schon diese Nacht wieder zwei gut gefüllte Karren verschickt werden würden.

    Wenn Herius hätte von der Laufkundschaft leben sollen, wäre er schon lange verzweifelt. Die Miete wäre nicht mehr aufbringbar gewesen, die Arbeiter bekämen keine ausreichende Ernährung mehr. Doch die Geschäfte mit Rom und auch mit Confluentes liefen prächtig. Er dachte bereits über Erweiterungen nach. Entschied sich dann aber vorerst den Laden und die Werkstatt zu modernisieren. Dabei würde er gerne auf einem eigenen Grund und Boden bauen. Neben einer Produktionsstätte das Geschäft angliedern. Alles neu mit guten Mosaiksteinen auslegen. Vielleicht kam ja dann wieder mehr hispanische Kundschaft...

    Wah langsam hasste er diese Arbeit. Tag ein Tag aus füllte er Listen mit Tinte aus und rollte sie später, wenn sie getrocknet waren zusammen. Ein Regal nahm diesen ganzen Kram dann auf und mit jeden Tag füllte sich dort ein kleines Fach. War eine gewisse Zeit um fasste man die Listen in einer Lieferung zusammen und schickte sie zum Legaten nach Rom. Die Abschriften... es konnte rein durch Wetter bedingt auch mal was verschitt gehen... wurden dann nach einem guten halben Jahr vernichtet. So war der Alltag ein immer gleicher werdender und Herius sehnte sich nach dem Militär zurück. Doch seine Zeit dort war Geschichte. Chancen hatte er keine mehr und auch kannte ihn kein Schwein.


    Was für ein Leben war das also geworden? Er nahm sich vor heute nach der Arbeit mit einer gut gemischten Kanne Wein darüber nachzudenken. Vielleicht fand sich in der Taverne um die Ecke ein Zeitvertreib, der seine Erfahrungen teilte, oder zumindest selbst welche gemacht hatte. Bis dahinaber galt es noch weitere Stunden im Dreikampf zu verharren.

    Tage wie diese schätzte Herius. Während die Sonne das Gesicht wärmte, zwitscherten die Vögel Lieder von den Dächern. Jener Mann hatte sich aus seinem Officium etwas früher als sonst verabschiedet und war jetzt auf dem Weg zum Magister Officiorum. Denn während die Vögel zwitscherten, hatte er ein Gerücht aus der Metropole Rom aufgeschnappt.


    Mit gewohnt fester Hand schlug er an die Türe. Würde schon jemand da sein...

    Überrascht die Stimme einer Frau im Gefolge der Praetorianer zu vernehmen, blickte Herius in jene Richtung von wo er die Laute vernommen hatte.


    "Wenn ihr möchtet, nehme ich die Schreiben mit zurück. Hier draußen gibt es seit der Unruhen keinen funktionierenden Postdienst mehr, zu gefährlich für die Reiter."


    Sprach er sie an und fühlte sich dabei unsicherer, als im Kontakt mit einem Offizier. Langsam fuhr er dem Pferd über die Mähne und strich dabei die Haare zurecht. Die Stute blieb dabei ruhig und schien sich gut zu erholen.


    Der Blick des Praefecten wanderte dabei auf den PP zurück. Immerhin waren beide Briefe einst an Jenen gerichtet. Doch wie dieser Caecilius Crassus seine Männer (und Frauen) im Zug unter Kontrolle hielt, ging Herius nix an und intressierte ihn auch garnicht.


    "Wenn hr wünscht Praefectus, werde ich zwei drei Meldereiter zur Verfügung stellen, um den Postverkehr zurück zur Normalität zu bringen. Die offene Handhabung der Stationen muß ich allerdings aus Sicherheitsgründen für Mensch und Getier in Frage stellen."