Nikolaos war nicht der erste Gast. Schon als er vom Andron in den Garten hinaustrat, sah er die ersten bekannten Gesichter.
"Welche Freude, dich zu sehen, Cleonymus.", sagte er im Vorbeigehen, da jener gerade in ein Gespräch mit einem römischen Soldaten vertieft zu sein schien. Er lächelte seinem langjährigem politischen Freund freundlich zu und bedachte auch den Unbekannten mit einem höflichen Nicken.
"Seid gegrüßt, werte Urgulania und werte Axilla.", begrüßte er erst die ältere Klientin, dann seine Schreiberin. Er zeigte auch hier sein freundlichstes Lächeln. Den Jüngling, der da mit den beiden römischen Damen sprach, hatte der Gymnasiarchos sehr wohl erkannt. Es war der unflätige Grobian aus dem Vorzimmer des ehrenwerten Eparchos. Mit keinem Blick beachtete Nikolaos diesen Jungen. Diese gewollte Ignoranz wirkte jedoch keineswegs beabsichtigt, sondern vielmehr so, als habe er den Schreiberling wirklich nicht bemerkt.
"Welche Freude, euch beide hier anzutreffen. Es gibt in Alexandria zwar viele Feste, doch selten solche mit einem derartig freudigen Anlaß. Ich erinnere mich noch sehr genau daran, dass der werte Thimótheos die beiden, die sich heute - mit dem Segen der unsterblichen Götter- verbinden werden, bei der Vorstellung für die Ephebie versehens als Ehepaar bezeichnete. Nun hat der gute Thimótheos folglich Recht behalten.", sagte er, in einem eleganten, kunstvoll beiläufigem Plauderton. Dass dieses Fest für ihn den denkbar unangenehmsten Anlaß hatte, überspielte er derartig, dass er beinahe selbst in eine gute Stimmung geriet. Die Luft des Abends war lau, der Garten war schön und die Gesellschaft schien insgesamt nett zu sein.
Die plumpe Bemerkung des Schreibers des Eparchos hatte Nikolaos sehr wohl gehört. Auch dass dieser derart großspurig diese ehrheischige Bezeichnung für den Oberschreiber des Eparchos hervorkramte, war ihm nicht verborgen geblieben. Nun wusste er also auch den Namen des Jungens.