Beiträge von Nikolaos Kerykes

    Nikolaos war nicht der erste Gast. Schon als er vom Andron in den Garten hinaustrat, sah er die ersten bekannten Gesichter.


    "Welche Freude, dich zu sehen, Cleonymus.", sagte er im Vorbeigehen, da jener gerade in ein Gespräch mit einem römischen Soldaten vertieft zu sein schien. Er lächelte seinem langjährigem politischen Freund freundlich zu und bedachte auch den Unbekannten mit einem höflichen Nicken.


    "Seid gegrüßt, werte Urgulania und werte Axilla.", begrüßte er erst die ältere Klientin, dann seine Schreiberin. Er zeigte auch hier sein freundlichstes Lächeln. Den Jüngling, der da mit den beiden römischen Damen sprach, hatte der Gymnasiarchos sehr wohl erkannt. Es war der unflätige Grobian aus dem Vorzimmer des ehrenwerten Eparchos. Mit keinem Blick beachtete Nikolaos diesen Jungen. Diese gewollte Ignoranz wirkte jedoch keineswegs beabsichtigt, sondern vielmehr so, als habe er den Schreiberling wirklich nicht bemerkt.


    "Welche Freude, euch beide hier anzutreffen. Es gibt in Alexandria zwar viele Feste, doch selten solche mit einem derartig freudigen Anlaß. Ich erinnere mich noch sehr genau daran, dass der werte Thimótheos die beiden, die sich heute - mit dem Segen der unsterblichen Götter- verbinden werden, bei der Vorstellung für die Ephebie versehens als Ehepaar bezeichnete. Nun hat der gute Thimótheos folglich Recht behalten.", sagte er, in einem eleganten, kunstvoll beiläufigem Plauderton. Dass dieses Fest für ihn den denkbar unangenehmsten Anlaß hatte, überspielte er derartig, dass er beinahe selbst in eine gute Stimmung geriet. Die Luft des Abends war lau, der Garten war schön und die Gesellschaft schien insgesamt nett zu sein.


    Die plumpe Bemerkung des Schreibers des Eparchos hatte Nikolaos sehr wohl gehört. Auch dass dieser derart großspurig diese ehrheischige Bezeichnung für den Oberschreiber des Eparchos hervorkramte, war ihm nicht verborgen geblieben. Nun wusste er also auch den Namen des Jungens.

    Nikolaos durchschritt das Andron, das auf dem Weg in den Garten des Hauses lag. Als er sah, dass dieser Ánthimos seiner Frau nicht das ärmlichste Haus eingerichtet hatte, fühlte er einen schmerzhaften Stich. Mithridates oder irgendwelche anderen Gönner hatten den Habenichts (und, wie Nikolaos, obgleich er es besser wusste, es sich einredete, Taugenichts) zu einem gewissen Wohlstand kommen lassen. Ähnlich war es auch Nikolaos selbst ergangen... .


    Die Sänftenträger stellten das Paket aufrecht auf den Boden und enthüllten eine Aphrodite-Statue in der Größe einer menschlichen Frau. Ihre Bemalung war noch nicht verblichen, sondern strahlte in kostbaren Farben. Sie hatte braunrotes helles, filigran aus dem Stein geschnittenes Haar, in das blaue Bänder gewissermaßen eingewirkt waren. Nacht war sie, bis auf auf ein purpurnes Tuch, das in seinem raffinierten Faltenwurf den strahlend weißen Körper einrahmte und umspielte. Aphrodites Augenbrauen waren tiefschwarz, ihre Iris rotbraun. Zu ihren Füßen stand ein Erosknabe.


    Am Sockel prangte, gut leserlich, eine Inschrift:


    Penelope und Ánthimos zu ihrer Vermählung von Nikolaos. Mögen die Götter ihnen Eheglück und ein langes Leben schenken.


    Neben der prachtvollen Statue, die dem Auftraggeber nicht nur den eigentlichen Preis gekostet hatte, sondern eine Art Schweigegeld, damit der im Jammern nicht allzu schlechte Heraklitias endlich aufhöre, darüber zu klagen, wie weit er Nikolaos zu Gute mit anderen Aufträgen in Verzug geriete, wirkten die Körbe mit karamelisierten Wachtelküken, Datteln, eingelegtem Obst, Opiumkuchen und anderen Süßigkeiten, die die von Nikolaos mitgebrachten Dienerinnen in das Andron gestellt hatten, blaß und unscheinbar.




    Sim-Off:

    WiSim-Angebot an Penelope; wie ihr es unter euch aufteilt, ist eure Sache. Gibt schließlich soetwas wie "eheliche Güterteilung". Leider kann man in der WiSim nur Einzelpersonen, keine Haushalte beschenken ;).

    Nikolaos nickte bloß.


    "Vielen Dank.", sagte der Diener an seiner statt. Gefolgt von den Sänftenträgern, die ihre Mühe hatten, das schwere Paket zu transportieren sowie einigen Dienerinnen, die Körbe trugen, betrat der Gymnasiarchos das Haus.

    "Sehr gut.", meinte der Gymnasiarchos. "Noch eine Frage: Wie wollen wir es mit der Ausrüstung halten? Kannst du ein gewisses Kontingent an Reittieren beschaffen, sodass wir die Reittiere an die Reiter verlosen können, damit alle gleiche Chancen haben und der Ausgang des Wettkampfes weniger an der Stärke und Schnelligkeit des Pferdes sondern mehr am Geschick des Reiters liegt? Auch die Hoplitenausrüstung und Pfeil und Bogen sollten vielleicht einheitlich sein."

    "Ein Pferderennen ist bloß leider schwer durchzuführen in dieser Anlage. Wollen wir dafür nicht lieber das Hippodrom benutzen? Wobei man dann auch gleich ein Wagenrennen veranstalten könnte, was allerdings wohl unserer Absicht entgegen liefe."
    Nikolaos mochte keine Wagenrennen. Lediglich dann empfand er ein wenig Vergnügen, wenn ein Wagenlenker stürzte oder anderweitig verunglückte. Allerdings sollte es dabei natürlich nicht allzu unappetlich zugehen... .
    "Vielleicht könnten wir den Lauf-Wettkampf auch im Stadion abhalten.
    Mir ist noch etwas eingefallen, auch wenn ich dir freilich nicht in die Planung hineinreden möchte: Wie wäre es, wenn wir nicht drei, sondern fünf Disziplinen, namentlich Speerwerfen, Weitsprung, Diskuswurf, Laufen und Ringen, als nötig für den Hauptpreis veranschlagten, Faustkampf, Pankration, Hoplitenwettlauf, Hindernislauf, Bogenschießen und Reiten dagegen als Sonderwettkämpfe veranstalteten?
    Schließlich sollten wir von Faustkämpfern oder Pankrationeten nicht verlangen, womöglich nach diesen Kämpfen verwundet zwei weitere Wettkämpfe zu bestehen. Wir könnten allerdings den Hoplitenlauf, den Hindernislauf, das Bogenschießen und das Reiten zusammenfassen. Dann hätten wir einen Fünfkampf, eine Art militärischen Vierkampf sowie zwei Kämpfe, bei denen bis zur völligen Kampfunfähigkeit gekämpft wird. Wer alle diese Kämpfe mitmachen möchte, kann das natürlich gerne tun, sofern er dazu in der Lage ist."

    Acht starke Sklaven trugen die Sänfte, einer ging ihr voran, ein zweispänniger Wagen, in dem von Stroh umhüllt ein großes Paket lag, folgte ihr, links und rechts des Zuges gingen Diener. In seinem Tragesessel, inmitten von Kissen, thronte der Gymnasiarchos. Er trug eine schlichte, schwarze Chlamys, die er jedoch einem Diener in die Hand drückte, nachdem er sich aus der Sänfte, die die Träger hinabgelassen hatten, gestiegen war. Die schweren Nubier, die wie für diesen Anlaß herausgeputzt waren mit sauberen, bunten Tuniken und geölter Haut, gingen zu dem Karren, um das Paket behutsam hinauszugeben und dem Gymnasiarchos hinterher zu tragen, was Nikolaos misstrauisch überwachte.


    Der gerade eingetroffene Gast trug rote Calcei mit Spangen aus Elfenbein und eine purpurne Chlamys, unter der an einigen, wohlgewählten Stellen der dunkelblaue Chiton hervorschaute, der mit einem Ornament aus einem immergleichen kerýkeions geschmückt war. Die Haare des Nikolaos waren zu einer aufwendigen Frisur gelegt. An seinen Händen prangten zwei Siegelringe, zum einen das Amtssiegel des Gymnasiarchos, zum anderem der Siegelring der Keryken, der ebenfalls ein kerýkeion zeigte. Um seine Handgelenke hingen Armbänder aus Elfenbein, die Szenen von der Geburt und von den Taten der Athene zeigten.


    Ein Diener ging ihm voraus.


    "Chaire, ich bitte darum, Nikolaos melden zu dürfen. Außerdem auch sein Gefolge zwecks Transportes von Geschenken für das baldige Ehepaar.", sagte der Diener im besten, wenngleich etwas gestelztem Attisch.

    "Peistratos! Ich brauche jetzt Theriak.", sagte Nikolaos, deutlich sanfter als zuvor. "-es wäre nett, wenn du ihn holen könntest.", fügte er sogar freundlich an, wennauch etwas hastig und gepresst.


    "Ja, Herr."


    An einem anderem Tag hätte Peistratos den Herren darauf hingewiesen, dieser habe bereits seine tägliche Menge Theriak genommen, doch Peistratos vermutete, Nikolaos würde darauf etwas antworten wie Wer ist hier der Herr, ich, oder etwa du, dass du mir Vorschriften machst?.


    Der Sklave ging daher gehorsam hinaus auf die Säulenhalle am Hof und von dort aus in einen Vorratsraum. Er nahm nur einen kleinen Brösel Theriak, da er wusste, dass dieser Theriak von jenem Herrsteller sehr stark war. Vorratsgefäßen entnahm er fette Wurzeln einer seltenen Pflanze aus Indien, Kardamom und Smyrna. In einem anderem Vorratsraum füllte er Wein in einen Krug ab. Auch Honig nahm er. Mit diesen Zutaten vermischte er den Brösel Theriak, wobei er eine Feinwaage und einige Maßgefäße verwendete, um die richtigen Anteile zuzugeben. Ab und an kostete er winzige Menge und gab darauf von einer der Zutaten etwas mehr hinzu. Nikolaos durfte nicht wissen, dass der Theriak gestreckt war.


    Als er zufrieden war, formte er die Masse zu einer Kugel und legte sie mit einer Silberzange in ein Silberschälchen, das er Nikolaos brachte. Dieser griff mit einer fahrigen Handbewegung nach der Kugel und schob sie sich in den Mund, wo er sie ausgiebig kaute.


    Seine Züge entspannten sich. Nur seine Hände umklammerten weiterhin die Armlehnen. Er erhob sich und ließ sich von Peistratos und zwei Dienern in die Kleider helfen. Schließlich nahm er wieder Platz, damit einer der Diener ihm die Calcei anlegen konnte.


    "Die Statue muss vorsichtig auf einen Karren geladen werden und dort gut verstaut. Ich möchte keinen Kratzer an ihr bemerken. Ich werde die Sänfte nehmen."

    "Bestien! wollt mich zerfleischen!", rief Nikolaos plötzlich aus. Die Diener, die zuvor überflüssige Gesichtsbehaarung mit einer Pinzette ausgezogen hatten, sprangen erschrocken zurück. "Verzeih, Herr, doch anders als mit Schmerzen-" "Ja ich weiß! Macht weiter!", zischte Nikolaos ungeduldig. Seine Hände verkrampften sich um die Armlehnen des Sessels. Peistratos trat mit einem Korb voller Süßigkeiten in der einen und einem Korb voller frischer Blumen in der anderen Hand ein.


    "Die Dienerin soll das zurechtmachen.", sagte Nikolaos und blickte Peistratos an, nicht die Dienerin. Diese nahm gehorsam dem Sklaven die Körbe aus der Hand.
    "Sie soll damit nach draußen gehen. Dieses Gewusel macht mich krank!"


    Die Dienerin ging zum Hof hinaus. Nikolaos nahm einen tiefen Atemzug. "Peistratos, die Odyssee -" Gerade sah sich der Sklave nach der Schriftrolle um- "Nein, doch lieber nicht.", sagte der Hausherr. "Bring das wieder in die Bibliothek und hol' etwas von Sappho, das siebte Buch vielleicht." Peistratos machte sich augenblicklich auf den Weg. "Nein!", rief ihm Nikolaos hinterher. "Du kannst das nicht vortragen. Dir fehlt die Stimme dazu." Beleidigt kehrte Peistratos um. "Nimm Platon - nein, lieber gar nichts mehr. Ich kann das irre Geschwätz nicht mehr hören."


    Sein Gesicht erstarrte wieder. Die Diener hatten ihr schmerzhafte Werk vollendet. Nun trugen sie Schminke aus Kalk und Bleiweiß auf. Mit Rötel gaben sie dem Gesicht wieder etwas Farbe zurück. Kohle vertiefte die Schatten.

    "Dämmert es schon?", fragte Nikolaos. Die Dämmerung in Alexandria war kürzer als in Athen oder Rom. Peistratos ging zu einer der hohen Türöffnungen an der Peristylumswand des Schlafraumes und schob den Vorhang aus dünner Seide beiseite.
    "Noch nicht, Herr..."


    "Peistratos! Hole Früchte und andere Süßigkeiten aus dem Vorratsraum. Und Blumen natürlich. Du hast doch heute dies alles vom Markt geholt?"


    Peistratos nickte und verließ den Raum. Er war froh, nun nicht mehr in Reichweite des Herrens sein zu müssen. Dieser behandelte zwar in der Regel zumindest seinen Lieblingssklaven gut, doch wenn Nikolaos in säuerlicher Stimmung war, hielt selbst der geduldigste aller Menschen es kaum mit ihm aus.


    Der Diener war dazu übergegangen, sich Nikolaos Gesicht zu widmen. Im Bad machten derweilen andere Diener sauber. Zwei Stunden lang hatte Nikolaos an diesem Tag gebadet. Dies ganz allein. Kein Gast hatte ihm Gesellschaft geleistet und Diener durften die Baderäume nur auf Zuruf betreten und nur, um den Herren mit Wasserkrügen, Ölfläschchen, Striegeln und Schwämmen bei der Reinigung zu helfen. Peistratos suchte in den vielen Vorratsräumen des Hauses nach dem, wonach Nikolaos verlangte. In der Dunkelheit der fensterlosen Räume, die nur die Öllampe erhellte, die der Sklave trug, war es schwer, irgendetwas zu finden.

    Gerade rechtzeitig hatte Herklitias die Aphrodite-Statue fertiggestellt. Sie erfüllte die Ansprüche des Nikolaos, was sonst nicht häufig der Fall war. Eine Dienerin hatte sie in Seidentücher gewickelt und darum Bänder und Blumengirlanden gebunden.


    Nun stand sie im Schlafzimmer des Nikolaos. Dieser saß in einem Sessel aus Schilfrohr, der eine hohe Lehne hatte. Ein Diener arbeitete an seiner Frisur. Mit geschickten Handbewegungen drehte er das Haar des Herren zu kunstvollen Schneckenlocken auf, nachdem er es zuvor in Rosenöl gewaschen hatte und mit Asche geschwärzt. Peistratos las Nikolaos derweilen einige Verse aus der Odyssee vor, um Nikolaos zu erheitern, was nicht gelang. Sein Gesicht blieb ernst und starr, seine Hände umklammerten die Lehnen des Sessels.


    "Schluss jetzt.", stieß jetzt Nikolaos hervor. "Lege lieber meine Gewänder bereit."
    Sofort folgte Peistratos der unfreundlichen Anweisung. Er kannte seinen Herren gut genug, um zu wissen, dass niemand ihm in einer solchen Stimmung widersprechen sollte.
    "Welche Gewänder...?"


    Nikolaos Stirn kräuselte sich. Seine Mundwinkel zuckten.


    "Den dunkelblauen Seidenchiton mit dem kerýkeion-Ornament, die purpurne Chlamys aus Seide, den Gürtel mit Elfenbeinschnalle, die roten Calcei mit den Elfenbeinspangen, für den Weg eine dunkle Wollchlamys."


    Peistratos nickte und legte rasch alles bereit. Der Diener hatte inzwischen sein Werk vollendet. Er hielt Nikolaos einen Spiegel aus glattpolierter Bronze hin.


    Eirene:



    Die Frau namens Eirene fand, dass mit dem Alten keine Geschäfte zu machen waren. Es schien sich nicht zu lohnen. Vermutlich würde er ohnehin kein ganzes Jahr mehr leben. Dafür wollte Eirene nicht riskieren, gewisse Geheimnisse zu verraten und dadurch dem Greis aus dem Krateiden-Geschlecht einen Vorteil verschaffen, wozu auch immer dieser ihn nutzen würde.


    Dass er nun sogar offen zugab, die Geduld zu verlieren, entlockte der Frau ein feines, kaltes Lächeln. Sicher wäre es ein Vergnügen, den Mann noch länger zu reizen, ihn vielleicht gar zu einem köstlichen Tobsuchtsanfall anzustacheln. Dafür jedoch war Eirene nicht gekommen.


    Sie bleckte wieder einmal die Zähne. Dies schien eine Angewohnheit von ihr zu sein, oder aber Teil ihres Kalküls.


    "Werter Mann, ich will deine Geduld wahrlich nicht überanspruchen. Ich vermute, eine ganze Schar wartet noch draußen, während ich dich in Beschlag nehme. Ich wünsche dir einen schönen Abend, eine wohlige Nachtruhe und gutes Gelingen in allen Dingen."
    Sie lächelte kühl.
    "In allen Dingen, nicht zu vergessen bei der Fischzucht. Auf ein Wiedersehen, werter Mann."


    Mit diesen Worten wandte sich Eirene ab und ging in Richtung des Vorhangs. Ihr Diener folgte ihr. Als sie an den Mann vorbeikam, den der Alte Gorgis genannt hatte, wandte sie sich, ohne anzuhalten und unauffälllig, an ihn.


    "Wenn du dies hören magst, was ich erzählen wollte, komme mir nach. Ich werde draußen auf dich warten. Du findest mich nahe der Sänfte mit dem roten Baldachin.", flüsterte Eirene. Nur der Mann namens Gorgis könnte es hören.

    "Auch ich teile das Bedenken, den ehrenwerten Eparchos zu übergehen. Wenn wir uns an ihn wenden, dann natürlich nicht ohne eine vorhergehende Bitte um Entschuldigung, um jeden möglichen Ärger seinerseits im Keim zu ersticken. Wir dürfen den Eparchos nicht so oft die Ohren mit Klagen füllen, dass er dabei für unsere Bitten taub wird.


    Ich schlage vor, dass wir nun zu einer Abstimmung kommen. Dabei würde ich gleichermaßen Dinge zur Abstimmung stellen, die allgemeine Zustimmung unter uns finden, als auch Vorschläge, gegen die Skepsis herrscht.


    Wollen wir dem Eparchos von jenem Brief erzählen?


    Wollen wir einen Brief an den göttlichen Basileus richten?


    Wollen wir mit dem Soldaten sprechen?


    Wenn wir darüber entschieden haben, müssen wir noch gewisse Entschlüsse fassen, auf welche Weise genau dabei zu verfahren sei."

    "Ich wäre dafür, das Ganze mit einem Opfer für Herakles und mit einem Opfer für Hermes zu verbinden.", sagte Nikolaos.
    "Bei den Disziplinen der Wettkämpfe fände ich es aber hilfreich, sie im voraus festzulegen. Jedoch würde ich es für alle Athleten zur Bedingung machen, in jeder Disziplin zumindest anzutreten. Wir könnten sowohl Preise für einzelne Disziplinen, als auch einen Gesamtpreis für denjenigen, der insgesamt am Besten war, vergeben.
    So würde ich auch am musischen Teil der Wettkämpfe verfahren.
    Den Preis für den besten Dichter und den besten Kitharöden werde ich, wenn du erlaubst, selbst stiften. Vielleicht könntest du einen Teil der Preise für das Athlon übernehmen. Wir könnten zudem im Koinon um Bewilligung einer Summe Geld bitten, mit dem wir Verpflegung und Ähnliches besorgen können.
    Als Arbeitsteilung unter uns beiden schlage ich vor, dass die athletischen Wettkämpfe in deiner Hand bleiben, da ich glaube, du hast von uns beiden darin deutlich größere Kenntnis. Die Opferungen und Krönung des besten Dichters und des besten Kitharöden werde ich übernehmen, wenn es dir recht ist."

    Ich setze Nikolaos für ein paar Tage mal auf die Sparflamme. Ich werde auf jeden Fall zwischendurch mal reinschauen, vielleicht etwas schreiben, aber eben nicht das volle Programm.


    Am Wochenende bin ich möglicherweise gar nicht da, ich werde mich aber dann vorher noch einmal melden.


    Nächste Woche sieht es auch nicht gut aus, denn dort wird einiges an Arbeit für mich anliegen. Da werde ich - allenfalls - manchmal später am Abend hier sein.

    "Guten Morgen, Cleonymus.", sagte Nikolaos höflich. Auf die Anspielung auf seine Macht, die Nikolaos als gar nicht so groß einschätzte, reagierte er nicht. "Es ist ein schöner Morgen.", meinte er nur. "Ich hoffe nur, der Tag wird nicht zu heiß. Ich hatte mich bereits auf die Regenzeit eingestellt."
    Wobei Regenzeit natürlich in Alexandria und ihrer Umgebung übertrieben war. Winter bedeutete hier, dass es manchmal, oft sehr stark regnete und insgesamt etwas kühler war.
    "Bitte, nimm Platz."
    Er deutete auf einen Stuhl ihm gegenüber.
    "Ich habe eine Idee, die ich dir gerne mitteilen würde: Wie wäre es, wenn wir einen Wettkampf ausrichteten? Und zwar einen, der möglichst viele Disziplinen abdeckt. Ich dachte daran, unterschiedliche Preise auszuloben. Es könnte Ringkämpfe geben, Wettläufe* aber auch Dichter- und Kithaödenwettkämpfe."



    Sim-Off:

    Natürlich müssten wir sehen, wie wir bestimmen, wer z.B. bei einem Wettrennen Schnellster ist. Man könnte das Ganze daran koppeln, wer das schönste Rpg liefert oder aber auswürfeln und für gewisse Dinge, z.B. für jedes Mal, da jemand im Gymnasion trainiert hat, Extra-Punkte vergeben. Wie genau, müssten wir halt mal sehen. Auf jeden Fall müssten wir bei der Ankündigung SimOff erwähnen, dass das ganze rein technisch nicht völlig objektiv sein kann.

    "Und die Einberufung einer Ekklesia zu diesem Zweck würde natürlich Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Allerdings-"


    Er sah in die Runde.


    "Könnte die Gesandtschaft auch geheim sein, und, wenn einer oder einige von uns an ihr teilnähmen, könnten sich diese dennoch - offiziell- immer noch in Alexandria aufhalten..."

    Sim-Off:

    Entschuldige, dass ich mich "vorgedrängelt" habe, ich hatte deinen Beitrag übersehen, da ich die Baumstruktur benutze. Aber ich denke, dein Beitrag passt auch chronologisch nach meinen, obgleich du ihn ja eigentlich zuvor geschrieben hast.



    Der Vorschlag, eine Bittschrift an den Basileus der Römer zu richten, erschien Nikolaos einerseits sehr kühn, andererseits hatte der Gedanke, wie er meinte, etwas für sich.


    "Ich finde den Gedanken durchaus bedenkenswert. Der göttliche Basileus-"


    Da Nikolaos kein Römer war und somit auch die römische Einstellung zum Imperator nicht hatte, wagte er natürlich nicht, den Halbgott gewissermaßen beim bürgerlichen Namen zu nennen.


    "-könnte durchaus geneigt sein, seinen Schützlingen in der Not zu helfen. Die Gefahr bestünde allerdings, das der ehrenwerte Eparchos von einem solchen Vorgehen, das ihn, als Stellvertreter des göttlichen Basileus in Alexandria, überginge, verärgert sein und in seinem Ärger den Basileus von der Hilfeleistung durch Zureden abbringen. Andererseits wäre vielleicht der göttliche Basileus wachsam in dieser Sache, wenn er erst einmal von ihr erfahren hätte.
    Nun haben wir, nachdem wir, so glaube ich für uns alle sagen zu können, die erste Frage verneint haben, eine weitere Frage, die wir beantworten müssen.
    Falls wir sie mit ja beantworten: Wie werden wir diesen Brief überbringen? Sollen wir uns auf den öffentlichen Postdienst der Römer verlassen? Oder sollen wir gar einen Gesandten schicken? Im zweiten Fall ist die Sache etwas komplizierter: Ohne die ausdrückliche Zustimmung des alexandrinischen Volkes in einer Ekklesia darf sich keiner von uns mehr als fünfzig Stadien von Alexandria entfernen."