Der Zug setzte sich in Bewegung, wenn auch es eine Weile dauern würde, bis die hohen Herrschaften ihre Sänften bestiegen hätten. Nikolaos selbst ging, mit einigen anderen Priestern, von Opferhelfern und seinen Epheben flankiert, an der Spitze des Umzuges.
Aus Fenstern schwenkten Menschen bunte Tücher und warfen Blumen auf die Straße, immer mehr Menschen schlossen sich dem Zug an (wohl auch in der Hoffnung, an der Sema noch einmal auf Kosten der Stadtväter (und der Stadt selbst) gespeist zu werden).
Selbst die Seitenstraßen der Route füllten sich mit Schaulustigen. Es schien, als sei die nun die ganze Stadt auf den Beinen, um ihrem Heros einen würdigen Festtag zu bereiten.
Dies alles bemerkte Nikolaos nicht ohne Zufriedenheit. Er hoffte, auf die hohen Gäste seitens der rhomäischen Provinzregierung würde dieses Schauspiel einen guten Eindruck machen und ein gutes Licht auf die Polis werfen, wenigstens für einen Tag. Natürlich konnte sich jeder denken, dass anschließend wieder der übliche Zwist und die übliche Korruption herrschen würde.
Als er, auch an der Seite einiger älterer Priester, durch die Straßen schritt, kam sich der Gymnasiarchos selbst plötzlich sehr alt und sehr müde vor. Hätte er seine Gedanken in diesem Moment jemandem mitgeteilt, jener hätte ihn ausgelacht. Doch für sich wusste Nikolaos, dass die prachtvolle Fassade des jugendlichen Gesichtes bald eingestürzt sein würde und den Blick auf das verrottete Innere eines heruntergekommenen Hauses freigeben würde.
Der Singsang der Priester riss ihn aus seinen Gedanken. Mit allen erdenklichen hohen und hehren Worten priesen sie die Weisheit und die Güte des sagenhaften Stadtgründers, besangen seine Kraft und seine Schönheit, verkündeten sie seine göttliche Herkunft.
Darauf folgten wieder und wieder Lobpreisungen der Tyche, dazwischen Anrufe des göttlichen Basileus. Jeder wusste freilich, dass neben der durchaus auch echten Frömmigkeit vieler Teilnehmer die ganze Veranstaltung ein politisches Spektakel war, mit dem sich die Ausrichter selbst ins Licht stellten. Aber natürlich spielten alle mit, und sie spielten ihre Rollen nicht schlecht, wie der Hermes-und-Heraklespriester fand.
Schließlich erreichte der Zug das Tor zur Basilea.