Beiträge von Nikolaos Kerykes

    Anschließend wurde es still auf dem großen Platz. Mit Spannung sah Nikolaos auf die Türen des Tempels. Augenblicke vergingen, dann Zeit und schließlich ein Bruchteil einer Tagesstunde.



    Ein Opferbeschauer:


    Dann öffneten sich die beiden Türflügel. Hinaus trat ein Hieromant mit blutigen Händen, flankiert von zwei Opferhelfern, gefolgt vom Priester-Archonten.


    "Die Zeichen sprachen und sie sprachen gut für uns.", begann der Hieromant. "Alexandria wird auch in diesem Jahr und im nächsten blühen und gedeihen, der Wohlstand der Stadt wird wachsen, der Friede wird uns erhalten bleiben."



    Wieder Nikolaos:


    Der Gymnasiarchos applaudierte. Seine Anhängerschaft in der Volksmenge tat es ihm sofort und stürmisch gleich.
    "So laßt uns zum Grab des göttlichen Alexanders ziehen und auch ihm danken, der er unsere Stadt gegründet hat* und dessen Ruhm auf sie abstrahlt.", sprach er. Dann sah er Mithridates fragend an. Ob auch das zweite Opfertier schon bereit stand, um nun mit der Prozession zur Sema geführt zu werden? Dieses würde dort im Freien geopfert werden.



    Sim-Off:

    *Hat er gar nicht ;).

    Lyros, der Wirtshauspächter:


    "Zum Wohl, meine Herren!", sagte Lyros und brach wieder in sein ihm eigenes Gelächter aus. Er hielt sich den Bauch und schwankte ein wenig. Doch sein Gewicht tat sein übriges für die Erdverwurzelung des Wirtes.
    Mit unverhohlener Neugier beugte er sich über den Schanktisch und hörte den Gästen zu, während er das Brot an sie verteilte, das Memmos inzwischen hereingebracht hatte. "Lasst es euch schmecken. In ganz Alexandria gibt es keine Speisen, die besser sind als bei mir. Nunja, vielleicht doch, im Statthalterpalast... ." Er lachte.


    "Das Museion? Nun, dort treiben sich die übelsten Gestalten herum." Hahahahahahahah.... Lyros kratzte sich am Kinn. "Die Gelehrten: Entweder häufiger im Puff als in der Bibliothek oder aber lichtscheu und blass. Manche werden nur noch mit ihren Büchern wolllüstig. Aber alle ohne Ausnahme: Verdorben! Und das bis ins Mark. Können nicht Maß halten wie jeder anständige Bürger. Wenn einer von euch mal in der Bibliothek sucht, wird er auf manchen Büchern Weinflecken sehen und in den Regalen Opiumreste. Dann wieder kann sich so ein Gelehrter monatelang einsperren und lebt nur von Wasser, Äpfeln und Papyrus. Entweder Lüstling oder Bestie; oder aber mal versoffen und verhurt bis über beide Ohren und dann wieder Priester. Und fressen können die, die Gelehrten! Wenn ein Gelehrter sich doch einmal dazu bequemt, also wenn unter seinen Büchern hervorgekrochen kommt, was bei manchen gar nicht häufig ist, frisst er den Hain des Paneions leer, wenn man ihn nicht zurückhält. Ob ihr's glaubt oder nicht, in einen Gelehrten passen mehr als eine Giraffe, ein ganzer Schweinestall, sieben Amphoren Wein, natürlich unverdünnt! das Wasser zähle ich noch gar nicht hinzu!, dazu alles was im Nildelta wächst. Doch die Gelehrten haben natürlich ihren Verstand, da können sie selbst entscheiden, ob sie essen wollen, ob sie wolllüstig sind und woran, oder aber ob sie grinsend in ihrem Zimmer sitzen und uns anständige Bürger auslachen! Das ist eine Löwenhöhle, nein ein Schlangennest ist das Museion, nehmt euch in acht, meine lieben Kinder!"
    Lyros machte eine theatralische Geste der Entrüstung und der Bestürzung, eher er, unterdrückt doch deutlich, grinste. Wie konnte der Mann, der das Museion nie betreten hatte (er hielt es eher mit Hermes und mit Dionysos), dies alles so genau wissen und farbenprächtig erzählen... ?




    Sim-Off:

    Ilías: Musst du natürlich nicht ;).
    @Alle: Hört nicht zu sehr auf Lyros ;)

    Der Wirtshauspächter Lyros:


    Lyros hatte die Fremden schon bei deren Eintreten neugierig gemustert. Seltsam ähnlich sahen sie sich, auch wenn der eine kräftig gebaut, gleich einem Athleten (oder Landarbeiter) war, während der andere dagegen einen etwas schmächtigen Eindruck machte.
    "Chairete", erwiderte Lyros den Gruß der Gäste. Gerade wollte er nach Wünschen der Männer fragen, da kam ihm der athletisch gebaute Mann zuvor. "Sehr gerne", säuselte der Wirt. Dann wandte er sich in Richtung der Türöffnung zum Küchenhof. "Memmos! Rühr' sofort deinen Arsch hierher und bringe dreimal* Wein." ... "Ja, natürlich so wie's die Griechen mögen. Wir sind nicht in Barbarien, auch wenn dein reudiger Vater da herkommen sollte. Komm' schon, Esel!"
    Lächend wandte er sich wieder an die Gäste. "Seid mir herzlich willkommen. Ich bin Lyros. Kann ich euch außer Wein noch etwas bringen lassen? Ich habe heute vorzügliches Fleisch im Hause. Wollt ihr euch nur kurz stärken, oder gedenkt ihr, länger zu bleiben?"
    Memmos, der Küchenjunge kam vom Küchenhof herein und hatte augenscheinlich seine Schwierigkeiten, drei große Krüge, mit Wein gefüllt, und drei Becher aus glasiertem Ton zu tragen. Mühsam behielt er das Gleichgewicht. Nachdem der Junge seine Last auf dem Schanktisch abgestellt hatte, verschwandt er rasch wieder.
    "Verzeiht die Unannehmlichkeit; die Trichter im Schanktisch sind gerade nicht zu gebrauchen-" Er deute auf die Löcher, in die für gewöhnlich der Wein gegossen wurde, um unten von Krügen und Bechern aufgefangen zu werden; die darin eingelassenen Trichter aus Ton waren tatsächlich teils zerbrochen, teils gesprungen. "-gestern Abend hat hier ein Säufer um sich geschlagen. Wir hatten alle Mühe, ihn auf die Straße zu treiben, beinahe hätte ich die Stadtwache rufen lassen." Lyros zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Auch drei Stühle hat der Scheißkerl mir zerschlagen. Nun ja, lasst euch davon nicht stören, zum Wohl!" Lyros lachte aus seinem gewaltigen Leib heraus.



    Sim-Off:

    *Ich gehe mal davon aus, dass ihr zu dritt hier seid, auch wenn der eine Bantototakis noch nicht hier ist ;).


    Angebote gibt's gleich in der WiSim.

    Bin mindestens bis zum Wochenende nicht in der Lage, den Pflichten meines Rpg-Charakters nachzugehen, da die Pflichten, die meine Rl-Person auszufüllen hat, mich gerade voll auslasten. Bitte um Geduld ;).

    Entschuldigt die temporäre Beschränkung meiner Aktivität auf minimales Niveau. Ich bemühe mich, in der Luft hängende Threads zu beantworten. Sollte ich da einen übersehen, bitte ich um Nachricht.

    Inzwischen waren auch ein Archont, der für diese Pyrtanie das Amt des Tyche-Priesters übernahm sowie seine Gehilfen auf die Säulenhalle um das Tychaion hinausgetreten. Die Männer nahmen den Stier in Empfang und führten ihn in das Innere des Gebäudes, nachdem Nikolaos ihnen zum Zeichen zugenickt hatte. Die Tür des Tempelinneren wurde von innen verschlossen.


    "Oh Tyche, große Göttin, Beschützerin! nimm unser Opfer an und tue weiterhin das, wofür wir dir heute danken!", rief Nikolaos aus.

    Da ihn Herbal nur aus großen Augen ansah, nicht aber die Frage beantwortete, wandte sich Nikolaos nun direkt an den Schüler und Schreiber.
    "Herbal, kannst du mir sagen, welche die wichtigsten Eigenschaften eines Bürgers sind und welche Pflichten er hat?"

    Das Tor am oberen Ende der Treppe wurde aufgerissen. Die Türöffnung war ein schwach glimmendes Rechteck. Ein Schatten schob sich in das Licht. Es war die Anführerin der Frauen.
    "Er steigt empor!", rief sie in die Höhle hinab. Ihre Stimme hallte hundertfach an den Wänden Wieder. Die Männer schreckten aus dem Schlaf oder aus dem Rausch. Zögernd erhoben sie sich sich. Schwankend näherten sie sich dem schmalen Treppengang. Langsam stiegen sie hinauf.
    So auch Nikolaos. Die Stufen erschienen ihm weich, als könne er in ihnen versinken wie in Schlamm. Das Licht am Ende der Treppe blendete ihn, obgleich es schwach war und eher grau als gelb oder weiß. Ein Rotschimmer mischte sich ins Grau. Der Gott stieg empor! Die Männer auf der Treppe beeilten sich nun, um dem Dionysos ihren Gruß erweisen zu können.
    Endlich war auch Nikolaos oben angekommen. Er reihte sich in die Menge, die gen Osten sah, wo wie ein roter Feuerball die Sonne aufstieg. Den ganzen östlichen Himmel hatte er angesteckt mit seinem Feuer.


    "Dionyse! Stifter des Weins und der Freuden!
    Dionyse! Reines Ziegenkalb, edler, kraftvoller Stier!
    Dionyse! Sohn des Zeus!
    Dionyse! Sohn der Persephone,
    Dionyse! die als Mädchen mohnbekränzt
    Dionyse! sitzt im dunklen Haus ihres Gemahls!
    Dionyse! Zweimalig Geborener!
    Dionyse! Zerrissender und Verschlungener!
    Dionyse! Besamer der Erde mit deinem Blut!
    Dionyse! Dein Blut
    Dionyse! das den letzten Schnee
    Dionyse! rot färbt wie die Morgenröte!
    Dionyse! Herr der Weinreben!
    Dionyse! Herr der Schlangen!
    Dionyse! Vater des Priapos,
    Dionyse! der die Knaben Männer
    Dionyse! werden läßt!
    Dionyse! Vater des Hymenaios,
    Dionyse! der der Ehe Segen schenkt!
    Dionyse! Vater der Thalia!
    Dionyse! Vater des Phthonos!
    Dionyse! Vater des Weingesichtigen!
    Dionyse! Vater der Aglaia!
    Dionyse! Vater der Euphrosyne!
    Dionyse! Gemahl und Bruder der Isis,
    Dionyse! die ist die Herrin der Nacht
    Dionyse! und die Herrin des Meeres
    Dionyse! und die weise Heilerin
    Dionyse! und die weise Zauberin!
    Dionyse! Herr der Unterwelt!
    Dionyse! Sinkende Sonne!
    Dionyse! Rufender!
    Dionyse! Lärmender!
    Dionyse! König!
    Dionyse! Retter!
    Dionyse! Beschützer!
    Dionyse! Reinigender!"


    Der Morgennebel löste sich langsam auf. Das Grau schwand. Die Morgensonne schickte ihre ersten Strahlen hinab. Diese blendeten Nikolaos, er musste blinzeln.


    "Dionyse! Wiederaufsteigende Sonne!"


    Der letzte Anruf war nur noch heiser und schwach. Im gleichen Maße, wie der Gott wieder zum Leben erweckt wurde, aufblühte und seine alte Kraft zurückgewann, wurden seine Anhänger schwächer und müder. Wie erstarrt standen sie eine Weile zwischen den Dünen, vor dem Eingang zum unterirdischen Gewölbe und sahen in den Himmel. Als es gänzlich hell geworden war, zerstreuten sie sich und gingen dorthin, woher sie gekommen waren.


    Das Mysterium war zuende.

    Als die Frauen eine Weile gewütet hatten und ein Großteil der Männer erschöpft und mit Blut besudelt am Boden lag, zwischen Kleider- und Fleischfetzen, zwischen Blut- und Weinlachen, stürmte die Meute der Frauen, angeführt durch die Erwählte, die steinerne Treppe hinauf und ins Freie.
    In der Höhle war es nun still. Einige der Eingeweihten waren in den Schlaf oder in den Halbschlaf gesunken, einige waren bewusstlos. Die Fackeln waren heruntergebrannt und die Lampen hatten nicht mehr viel Öl. Die Welt schien sich zu drehen um Nikolaos. In seinen Ohren schien immer noch der Lärm widerzuhallen. In seinen Augen schien immer noch das Licht wiederzuscheinen. Trugbilder schienen ihn zu verspotten. Ziegen tauchten in Ecken der Höhle auf und lösten sich wieder in Luft aus. Brüste und Euter umgaben ihn, um sich in blutig daliegendes Fleisch zu verwandeln und dann in Asche. Blumen wuchsen aus seinen Körperöffnungen und verdorrten sogleich. Ein alter Ziegenbock kam auf ihn zu. Chaire, Nikolae! Chaire, Nikolae! Chaire, Chaire! Chaire! Chaire! Chaire!... Der Ziegenbock brach in Gelächter aus, das sich bald in das dem Ziegen eigenes Meckern verwandelte. Die Höhlenwände waren wie aus Fleisch und bebten wie unter Herzschlägen. Gelächter hörte Nikolaos wie aus der Ferne und wie durch dicke Mauern.

    Nach einer Nacht, in der sein Schlaf etwas unruhig gewesen war, stand Nikolaos am nächsten Morgen früh auf. Er kleidete sich selbst an, wobei er barfuß blieb und sich nur ein blütenweißes Gewand überwarf. Nach einem einfachen und kargem Frühstück im Schlafzimmer und nach einer morgendlichen Wäsche trat der Hausherr in den Hof. Dort hatten sich bereits die drei Sklaven versammelt. Auch sie trugen weiße Gewänder, wenn auch diese etwas vergilbt waren und nicht aus feinem Stoff, wie das des Nikolaos, sondern aus grobem Leinen.
    Einer der Sklaven reichte Nikolaos einen Span aus dem Küchenherd. Mit diesem entzündete Nikolaos das Öl, das einer der Sklaven schon zuvor in die Schale auf dem Altar gegossen hatte. Mit feierlichen Gesten legte Nikolaos nach und nach einige Büschel von Räucherkräutern in das Feuer. Der Rauch nahm einen würzigen Geruch an. Der Rauch zog durch die offenen Türen und Türöffnungen durch das ganze Haus. Nikolaos nahm einen der Sklaven eine Weihrauchdose aus der Hand und ließ es kräftig stauben über dem Altarfeuer. Zusammen mit dem Rauch bildete der Weihrauchstaub eine Wolke, die Nikolaos umhüllte und ihn schwer atmen ließ. Wie betäubt stand er da und sah der Wolke zu, wie sie, vom Windzug, der durch die offene Tür zur Straße zog, davongetragen wurde.
    "Reinige mein Haus von der Miasma, reinige auch die Hausgemeinschaft.", murmelte er und zog den Rauch ein einziges Mal tief ein, sodass ihm schwindelte und er für einen Augenblick wie betäubt war.
    Die dichte Rauchwolke um Nikolaos und um den Altar hatte sich bald aufgelöst, stattdessen lag nun im Hof eine Nebeldecke über dem Boden. Der Tau in der Luft hatte sich mit den Atomen des Rauches verbunden. Eine kräftige Windböe, die vom Meer kam, und die zwar abgeschwächt wurde durch die Bäume und Sträucher im Garten, jedoch immer noch kräftig genug war, blies den Rauch auf die Straße hinaus. Wie ein großer Mund, aus dem der Atem wie in der Kälte sichtbar kommt, mochte das große Hoftor auf Diener, Boten, vornehme Männer und Frauen, Sänftenträger und Laufburschen gewirkt haben, die in der Frühe bereits durch die Straße vor dem Haus des Nikolaos ging.
    Der Nebel stieg auf und bildete über dem Hof ein durchlässiges Dach, das die Strahlen der Morgensonne abfing und so zerstreute, das aus ihnen ein einziges, diffuses Lichtquadrat wurde. Auch im Garten stand Nebel, er verband sich mit dem Dunst, der über dem Teich stand und mit dem Dunst, der über dem Meer stand. Zwischen Zedernzweigen und Thymianblüten zog er, entlang der Statuen und über Rosen strich er zart und sanft.
    "Oh Dionysos, lasse Freude in diesem Haus wohnen!", rief Nikolaos und goß einen Schluck Wein in das Feuer. Das Gefäß hatte ihm einer der Sklaven gereicht. "Oh Hestia, schütze dieses Haus und seinen Herd, Schwester des Zeus, Himmlische!", sprach der Hausherr, mangels einer weiblichen Person in der Hausgemeinschaft, selbst. Den Spruch bekräftigte er mit einem weiteren Schluck Wein sowie mit einem Büschel Räucherkräuter, woraufhin das Feuer, das der Wein schon etwas besänftigt hatte, für einen kurzen Augenblick wütend aufflackerte.
    "Oh Athene, Herrin und Beschützerin! Halte deine Hand über dieses Haus und seine Bewohner! Schütze es mit deiner Klugheit und deiner Güte!" Nikolaos schwenkte die Weihrauchdose ein weiteres Mal. Dann führte er mit einer Zange einen Span in das Feuer, hielt ihn dort, bis er sich entzündet hatte und reichte ihm dem Sklaven, der für die Küche verantwortlich war. Schließlich goß er das Weingefäß vollständig aus. Es zischte und dampfte, dann war das Feuer erloschen. Als sich die Aschen etwas abgekühlt hatten, schöpfte Nikolaos mit den Händen in der Suppe aus Wein, Öl und Krautasche und segnete seine Sklaven.

    An diesem Morgen war eine Vielzahl an Karren vor das Haus gefahren. Nikolaos hatte ihren ganzen Weg begleitet und war zusammen mit seinen drei Sklaven ständig um den Zug herumgelaufen, um die Fuhrknechte zu überwachen. Besonders die vorderen Fuhrwerke hatte er nicht aus den Augen gelassen. Auf den hinteren lagen ohnehin nur Küchengerätschaften unter der Planen, die die Ladung vor Staub und vor allzu flinken und eifrigen Fingern in den Straßen von Alexandria geschützt hatten. Sowohl aus der Wohnung des Nikolaos im Gebäude des Gasthauses als auch aus dem großen Lagerhaus waren die Güter gekommen, einige hatten jahrelang von Tüchern geschützt in Speichern gestanden, andere hatte Nikolaos erst kürzlich gekauft. Einige Möbel, die noch nicht fertiggestellt waren, da der Gymnasiarchos dem Kunsttischler die Aufträge erst nach dem Kauf des Hauses gegeben hatte, würden noch folgen.
    Die ersten fünf Karren trugen allein die Bibliothek des Nikolaos, und von dieser auch nur einen kleineren Teil, ein Großteil war noch im Landhaus außerhalb der Stadt. Ein Wagen war auschließlich mit Lampen bestückt. Einfache Öllampen aus Ton waren da, aber auch ein- und mehrschnäbelige Bronzelampen, solche, die auf hohen, versilberten und filigran verzierten Lampenständern standen, solche, die kreisrund waren und zu allen Seiten hin Schnäbel hatten und die an Ketten an der Decke aufgehängt werden würden, solche, die in einem Guß einen kleinen Fuß und die Lampe vereinten, kleine Lampen und solche, deren Ölbehältnis die Größe von Kochtöpfen hatte. Ein weiterer Wagen trug Gemmen, Salbenbüchsen, Schalen und Schatullen aus Elfenbein, aus Onyx, aus Porphyr, aus Feldspat, aus feinem Glas. Obgleich die kleinen Kunstwerke zuvor sorgfältig von Nikolaos selbst in Tücher gewickelt worden waren, hatten einige, auch besonders kostbare, zu Nikolaos Ärger die Fahrt nicht unbeschadet überstanden. Auch einige der Statuen im folgenden Wagen waren zu Bruch gegangen. Die schweren, bronzenen Kohlebecken mit stilisierten Löwenpranken als Füßen, die Dreifußtische und die Schalenträger, die einen weiteren Wagen einnahmen, hatten keinen Schaden davongetragen, ebenso die Wurzelholztische, unter denen es einige gab, die mehr als eine Elle im Durchmaß hatten, die Klinen aus dunklem Holz und mit Bronzebeschlägen, die Klismoi, die Korbstühle, die Truhen und die viereckigen Tische, Bücherschränke und das Schreibpult. Den Wagen, die die größeren Möbelstücke trugen, folgten zwei, auf denen sich Kissen und Teppiche türmten. Auch Prunkgeschirr zog in das neue Haus ein, Becher und Schalen aus kostbarem Glas, Becher und Teller aus Silber, Platten, auf denen Speisen angerichtet werden konnten, Kannen und Krüge, Krater und andere Mischgefäße, Urnen, in denen Weinkannen kühl gestellt werden konnten, Feinkeramik, Tranchierbesteck (wobei es in Nikolaos Haushalt niemanden gab, der sich darauf verstand, kunstvoll und zur Erbauung der Gäste dieses Handwerk zu verrichten). Auch Nikolaos Kleidung nahm einen ganzen Karren ein, wobei sie sich die Ladefläche auch mit weiteren Salbenbüchsen (solche, die im Gegensatz zu den kostbaren Prunkgefäßen auch einen Inhalt hatten), Duftölfläschchen, Bürsten und Süßholzbehältnissen, Harzdosen, Farbschälchen, Federn, Pinseln, Rasiermessern, Striegeln, feine Zangen, mit denen Haare ausgerissen wurden, Nagelmessern und -feilen teilen musste.
    Erst auf diesen Wagen folgten jene, die Küchegeräte und sonstige Notwendigkeiten trugen.
    Unter Nikolaos wachsamen Blicken wurde Wagen für Wagen entladen und die Ladung ins Haus getragen und dort auf die entsprechenden Räume verteilt. Besonders bei den kleineren Stücken war Nikolaos sehr misstrauisch. Die Bücher ließ er nur seine eigenen Sklaven anfassen, und legte sogar selbst Hand an. In seinem Schlafzimmer wurden die Bücher abgelegt und gestapelt (soweit das insbesondere bei den Schriftrollen möglich war), bis einige bestellte Handlanger die Bücherschränke im Bibliotheksflügel aufgebaut hatten. Die meisten Prunkgefäße und Gemmen fanden ihren Platz im Empfangsraum des Hauses, ebenso eine ganze Reihe an kleinen Statuetten aus Elfenbein und aus Bronze, manche gar aus Silber. Das Mobilar, das im Erdgeschoss keinen Platz fand, wurde im oberen Geschoß zunächst eingelagert. In einem anderem Stadtviertel hätte sich der Hausherr sicher ins Obergeschoß geflüchtet, doch kam von den Straßen weder Lärm noch Schmutz oder übler Gestank in die Häuser.
    Bis in die Abendstunden hinein wurden in Nikolaos neuem Heim Truhen und Klinen verschoben und ausgerichtet, Möbel durch das Haus getragen, von einem Raum in den nächsten und im nächsten Moment wieder zurück, bis endlich alles zu des Gymnasiarchos Zufriedenheit angeordnet war. Erschöpft und hungrig, denn er hatte nichts gegessen, bezahlte er die Handlanger, wobei diese auf einmal unverschämt viel verlangten und Nikolaos sich sogar gezwungen sah, ihnen zu drohen. Als endlich alle Fremden wieder aus dem Haus waren, wobei Nikolaos diese Prozedur überwacht hatte, ja, er hatte sogar die Kleidung einzelner Handlanger nach verstecktem Diebesgut abgetastet, ging Nikolaos in das Speisezimmer, ließ sich auf einer Kline nieder und ließ sich ein einfaches, aber reichhaltiges Mahl bereiten.

    Wieder griff Nikolaos zum Papyrus. Bevor er jedoch weiterlas, ermahnte er seine Schüler: "Bitte seht die Deutungen, die zwischen den gelesenen Abschnitten ausgesprochen werden, nicht als endgültiges Ergebnis unserer Arbeit an. Wir werden, wenn wir die Rede im Ganzen gehört haben, noch einmal unsere Hypothesen überprüfen."
    "Doch da unsere Vorfahren einmal diese Einrichtung so als angemessen befunden haben, muss auch ich dem Gesetz Folge leisten und versuchen, so weit als möglich den Wünschen und der Vorstellung eines jeden von euch zu entsprechen. "

    Nikolaos sah den Agoranomos fragend an, als warte er auf dessen Zustimmung. Schließlich wurde ihm offenbar das Warten zu lang und er wandte sich ab und den übrigen Gästen wieder zu. Diese machten zu Nikolaos Freude reichlich von der Bewirtung Gebrauch. Der Gymnasiarchos wollte sich keinen Lumpen nennen lassen. Er wartete, bis der erste Aufmarsch der Diener vorrüber und die Speisen verspeist waren, dann schritt er bedächtig an den vorderen Rand der Ehrentribüne und erhob die Stimme, die trotz einer augenblicklichen Schwäche immer noch mächtig und durchdringend war. Er hatte viel Zeit und Gelegenheit gehabt, sie zu üben und zu stärken und zu lernen, sie einzusetzen wie ein Pfeilgift, das bei den Hörern die Wirkung hervorrief, die Nikolaos wünschte.
    "Bürger und Freunde der Polis! Wir sind an diesem Tag zusammengekommen, um dem göttlichen großen Alexander, dem Gründer unserer Stadt, zu gedenken, ihn um Schutz anzuflehen und ihn zu ehren, wie es eines Gottessohnes würdig ist. Wir sind zusammengekommen, um auch der Tyche zu opfern, die die Beschützerin unserer Stadt und unserer Bürgerschaft ist und die dieser Aufgabe nie müde geworden ist, wie wir alle jeden Tag aufs Neue sehen können, wenn wir nur mit offenen Augen durch unsere prachtvolle Stadt gehen.
    Bei diesem Fest erweist uns der ehrenwerte Dekios Germanikos Corbos, der Stellvertreter des verstorbenen Basileus, der zu den Göttern hinaufgestiegen ist und dort von diesen bewirtet wird, und der Stellvertreter des neuen göttlichen Basileus, des Beschützers, des göttlichen Dionysos, mit seiner Gattin die Ehre, heute Gast zu sein bei uns. Ich begrüße mit Freuden, und begrüßt ihr mit mir!, Dekios Germanikos Corbos, den großzügigen und klugen Statthalter des göttlichen Basileus, und seine Gattin Germanika Aelia."

    Beifall unter den Bürgern auf der Agora wurde laut. Besonders eifrig waren dabei freilich die von Nikolaos im Geheimen angeheuerten Claqueure. Blumen wurden geschwenkt und in die Luft geworfen.
    "Er lebe hoch! Er lebe hoch!", ertönte es inmitten des Beifalls und: "Es lebe der göttliche Basileus! Es lebe sein edler Stellvertreter!" Rufe, die den Abzug der Römer forderten, waren auf der Ehrentribüne nicht zu hören. Entweder wurden solche Unflätigkeiten nicht laut oder aber sie gingen im allgemeinen Jubel unter.
    Als der Beifall etwas abgeebbt war, fuhr der Gymnasiarchos fort mit seiner Rede.
    "Nun wollen wir der Beschützerin unserer Stadt, der unsterblichen Tyche, die uns immer schon wohlgesonnen war und uns wohlgesonnen ist bis zum heutigen Tag, ein ihr würdiges Geschenk darbringen."
    Mit diesen Worten blickte er sich zum Agoranomos um und wartete darauf, dass dieser den Transport des Opfertieres in den Tempel veranlasste.



    edit: Rechtschreibung korrigiert.

    Ich habe jetzt zwar vom Bürgerrecht nicht so viel Ahnung, doch ich glaube, die ganze Familie wird "eingebürgert", obgleich auf den Entlassungsurkunden für Peregrini im Militär nur etwas von der entsprechenden Person sowie ihren Kindern, die sie mit einer freien, nichtbürgerlichen Frau, die sie durch die Urkunde bedingt heiraten darf, steht.
    (Das ist möglicherweise ein Abstrich bei der Historie-Treue zugunsten des Spielspaßes.)
    Als Pater Families würde ich dich allerdings nicht sehen, denn dies ist eine römische Einrichtung (obgleich es zum Beispiel in der griechischen Welt die Entsprechung kyrios - (Haus-)Herr gibt). Soweit ich weiß gibt es aus der Sicht römischen Eherechts keine peregrinen Ehepaare, denn als Ehe wird nur die ordentliche Ehe angesehen, bei der mindestens der Mann Bürger ist. Daraus könnte man vielleicht schließen, dass auch die übrigen Familienverhältnissse unter Peregrini im römischen Recht keinen Platz hatten.
    Doch ganz sicher weiß ich das auch nicht.

    Mein Internet ist arg seltsam... . Obs am Gewitter und am Sturm liegt, die gerade meine Gegend heimsuchen... . Wobei eigentlich die Leitungen unterirdisch verlegt sein sollten... . Falls ich in den nächsten Tagen nicht online kommen sollte, hat`s sich nicht wieder erholt sondern ist ganz ausgefallen.