Beiträge von Nikolaos Kerykes

    Nikolaos musterte den Besucher. Sein abgerissenes Äußeres und die Tatsache, dass er ein Bündel mit sich herumtrug, erweckte in Nikolaos die Ahnung, es könnte sich bei ihm um einen Bettler handeln, und beinahe hätte er dem Reflex nachgegeben, ihn hinauszuwerfen. Beim Exegetes im Bureau schnorren wollen, das war wirklich der Gipfel der Dreistigkeit!
    Aber Nikolaos hielt sich zurück. Schließlich konnte es sich bei dieser Elendsgestalt auch um einen Bürger der Stadt handeln, der unter die Räuber oder unter sonstwen gefallen war und nun Hilfe suchte, bei dem Mann, den er möglicherweise gewählt hatte.
    Das Alter das Mannes konnte Nikolaos nicht schätzen, denn sein Gesicht war wie gegerbt und zerklüftet, gleich einer felsigen Landschaft. Nikolaos versuchte darin zu lesen. War es ein entbehrungsreiches Leben, das das Gesicht gezeichnet hatte, waren es Schicksalschläge, war es die Weisheit eines Menschens, der viel gesehen hatte; war es das Gesicht eines Räubers?
    "Chaire", begrüßte ihn Nikolaos höflich und hörte sich sein Anliegen an.
    Dieses erstaunte ihn. Dennoch beschloss er, den Bewerber zumindest einer ersten Prüfung zu unterziehen, schließlich war er der erste, der überhaupt gekommen war, und der Exegetes hielt es mit seinem derzeitigen Schreiber nicht mehr aus.
    "Sie ist noch nicht vergeben.", sagte Nikolaos freundlich. "Ich würde gerne prüfen, ob du dafür in Frage kommst, verehrter Herbal Gisko." Herbal Gisko, was für ein Name! Nikolaos versuchte ihn einer Herkunft zuzuordnen und fand sich bei den Phönikern wieder. Diese galten als in der Seefahrt erfahren, was Nikolaos sehr gelegen kam, hatte er doch gerade noch eine weitere Arbeitsstelle öffentlich anpreisen lassen. Hoffentlich kann der Mann lesen und schreiben, dachte Nikolaos. "Du hast für heute frei. Gehe jetzt.", sagte Nikolaos zu seinem derzeitigem Grammateos, der dem Mann, der ihm den Platz streitig machen wollte, einen eisigen Blick schenkte und dann mit säuerlicher Miene verschwandt.
    Nun wandte sich Nikolaos wieder Herbal zu. "Bitte, setze dich doch." Er deutete auf den Stuhl des Grammateos am Schreibtisch. Nikolaos selbst blieb stehen und lehnte sich an die Wand.
    "Woher kommst du, Herbal?", fragte Nikolaos. "Und was hast du gemacht, bevor du zu mir kamst? Wer ist dein Vater?" Zwar war es nicht unbedingt rhetorisch geschickt, den Besucher sofort mit einer Vielzahl an Fragen gewissermaßen zu übergießen, doch Nikolaos wollte rasch erfahren, ob es sich lohnte, dem Besucher noch mehr Zeit zu schenken, oder ob diese an ihm vergeudet war.
    Während er auf eine Antwort wartete, legte er sich in Gedanken einen Text zurecht, den er dem Bewerber diktieren würde. Und er nahm die Bürgerlisten in die Hand. Diese in Ordnung zu bringen würde die Aufgabe des neuen Schreibers werden, sofern Nikolaos ihn annähme.

    Nikolaos kam nach Sitzung des Koinons an diesem Tag zum Eingang der Arbeitsräume des Strategos und klopfte höflich an. Er trug noch immer seine Amtstracht. Auf der Agora wartete seine Sänfte mit ihren Trägern. Er würde an diesem Tag noch zum Hafen sich tragen lassen, da dort, leider lästige, Geschäfte warteten. Es wurde wirklich Zeit, dass er vertrauensvolle Hände fand, in die er einen Teil seiner Vielzahl an negotia legen konnte, um sich, freilich ohne diese Hände aus den Augen zu lassen, dem otium widmen könnte, wie es die Rhomäer nannten.

    Und wieder schwang der missmutige Schreiber den Pinsel für den Exegetes.


    Das Handelshaus des N. Kerykes


    - sucht einen zuverlässigen Triearchos für das neue Schiff Isis. Erwartet wird Erfahrung in der Seefahrt, wenn möglich die nachweisbare Ausbildung durch die Seestreitmacht des rhomäischen Stratos, sowie die Bereitschaft und die Fähigkeit, für das anvertraute Eigentum des Handelshauses wenigstens teils zu bürgen. Vorstellung bitte bei N. Kerykes in Alexandria.


    -bietet künftig in den Sommermonaten häufige Fahrten zwischen Alexandria und Ostia, auf denen viele Häfen des Mittelmeeres angesteuert werden. Sowohl Fracht und Briefe als auch Personen können gegen Bezahlung mitgenommen werden. Nähere Auskünfte erteilt die Schreibstube des Handelshauses, die direkt am Megas Limen zu finden ist.


    edit: Absätze sind schöner, edit: wenn schon Marmor, dann sowohl vorne als auch hinten und somit ganz.

    Wieder hatte ihn der Strategos angeredet wie man sonst nur Könige anzureden pflegte. Wobei beispielsweise die Rhomäer selbst ihren König bei der Anrede in der Einzahl ließen. Nun denn, Cleonymus hatte eine sehr dunkle Haut und ein eher ungriechisches Aussehen, wer also vermochte zu sagen, aus welcher Gegend der Mann stammen mochte? Auf Nikolaos machte er zuweilen den Eindruck, aus dem ehemaligen oberen Reich Ägyptens zu stammen, wobei dagegen die hellen Augen sprachen. Einige Reitervölker, die in der großen Wüste hausten, und von denen Nikolaos zuweilen einige in der Stadt zu Gesicht bekam, hatten ebenfalls solche hellen Augen. Oder war er gar ein Skythe? Nikolaos erschauderte, er hatte wilde Geschichten über die Skythen gehört, seit er ein kleiner Junge war.
    Ganz gleich welchem Stamm nun Cleonymus entsprungen sein mochte, er war Nikolaos' Meinung, und das war für diesen zunächst das Wichtigste.
    "Sehr gut. Was die Planung anbelangt, so benötigen wir zwei makellose Kälber oder Stiere für die beiden Opfer, genauso wie Weihrauch und anderes Räucherwerk in ausreichender Menge. Die Bewirtung des Eparchos werde ich übernehmen, wenn es mir gestattet ist. Die Volksspeisung könnte etwas bescheidener ausfallen als zum Beispiel die Speisung bei dem Apollonsfest. Ich denke, in erster Linie sollten wir für genug Brot und Wein sorgen, damit die Bürger dem Umzug nicht mit leerem Magen beiwohnen müssen." Ein leerer Magen war bekanntlich ein Herd der Aufruhr, ein voller hingegen sorgte für eine gewisse Bewegungsunfähigkeit, was in diesem Fall durchaus zweckmäßig war. "Außerdem müssen die Straßen und Plätze, die die Prozession passiert, geschmückt und gereinigt werden. Die Stadtwächter, die der Strategos erwähnte, sollten bei der Speisung besondere Rücksicht finden. Im übrigen sollten wir der Priesterschaft der Isis und den Wächtern der Sema eine Spende zukommen lassen."


    edit: Die gute neue Rechtschreibung...

    Nikolaos sah sich in der Runde um. Sein Blick traf auf die schweigenden Männer wie auf Mauern.
    "Gut."., begann er wieder. "Offensichtlich steht es außer Frage, dass Neuwahlen abgehalten werden. Nun kommen wir also dazu, einen Tag dafür zu wählen. Vielleicht könnten wir einmal einige Vorschläge anhören und dann einen Tag wählen, der den meisten von uns als günstig erscheint. Ich denke, wir sollten die nächste Volksversammlung noch vor dem Fest der Tyche und des Alexanders abhalten."

    Grammateos:


    Was der junge Mann nicht wissen konnte, war die Tatsache, dass seine Chancen gar nicht so schlecht standen, eingestellt zu werden, denn er war der erste Bewerber und außerdem konnte es der Exegetes gar nicht erwarten, seinen Grammateos loszuwerden.
    Dieser war es, der dem Besucher ein müdes "Herein, die Tür ist nur angelehnt", sagte der Schreiber, dessen Arbeitsplatz wegzunehmen der junge Mann gedachte, was natürlich der Mann im Vorzimmer nicht wissen konnte. Er wartete nicht einmal ab, ob nun der Besucher vor der Tür eintreten würde, sondern wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Er ging für den Exegetes die Bürgerlisten durch und brachte sie gewissermaßen auf den neuesten Stand, damit der Beamte sie dann in das Archiv der Stadt bringen konnte.
    Auf einmal öffnete sich die Tür zum Arbeitsraum des Exegtes. Heraus kam Nikolaos. Er wollte seinem derzeitigen Schreiber nicht allzu lange allein lassen mit wichtigen Arbeiten, da er ihm nicht traute.


    Nikolaos:


    "Ist jemand draußen?", fragte der Exegetes. Der Schreiber nickte, einen mürrischen Ausdruck auf dem Gesicht.

    Der Exegetes brachte wieder einmal etwas ein, was sicher nicht allen Pyrtanen gefiel, da es mit der Ausgabe von Geld zusammenfiel, was jedoch eine wichtige Pflicht der Beamtenschaft war.
    "Verehrte Pyrtanen!", begann er. "Am zwanzigsten des Phaopi, was in zwei Wochen ist, jährt sich wieder einmal die Geburt des unsterblich gewordenen Gründers dieser Stadt, des großen Alexanders, und das Fest zu Ehren der Göttin, die gnädig das Schicksal unserer Stadt über Jahrhunderte hinweg, über Kriege und Zerstörung hinweg, über das Aufgehen und Untergehen ganzer Reiche hinweg, zum Guten gewendet hat, sodass auch heute noch unsere Stadt zu den prachtvollsten und größten der Erde gehört. Es ist unsere heilige Pflicht, dem Gründer und der Schutzgöttin zu Ehren an diesem Tag ein Fest darzubieten, auf dass sie sich uns und der Stadt weiterhin ihre Gnade erweisen.
    Ich schlage vor, dass wir an diesem Tag sowohl der Tyche ein Opfer in diesen Hallen darbringen, als auch dem Alexander bei der Sema. Der Weg zur Sema sollte ein prächtiger Zug sein aus allen Beamten der Stadt, von den Epheben flankiert, allen Priestern sowie dem Eparchos und seinen Begleitern, den ich sehr gerne zum Ehrengast dieses Festes auserwählen würde. Außerdem sollten wir, neben der reichen Bewirtung unserer rhomäischen Gäste, auch eine Volksspeisung auf der Agora durchführen.
    Was die Organisation des Festes betrifft, so würde ich mich dafür zur Verfügung stellen. Es wäre gut, wenn ich, neben meinen eigenen Mitteln, die ich aufzuwenden gedenke, auch einen Betrag aus der Stadtkasse erhielte, mit dem ich dafür sorgen könnte, dass das Fest in seiner Pracht dem großen Alexander und der Tyche würdig wäre." Er blickte in die Runde. "Möchte jemand einen Vorschlag machen, wieviel wir aufwenden sollten?"

    Wieder einmal neigte sich eine Pyrtanie dem Ende zu. Da Nikolaos in letzter Zeit weniger zu tun hatte, als sonst, hielt er diese Tage für eine gute Zeit, um seine Amtspflichten zum Abschluss zu bringen. Wie die anderen Pyrtanen darüber dachten, musste er noch in Erfahrung bringen.
    "Verehrte Pyrtanen!", begann er, als die meisten dieser endlich in einem Saal am Tempel der Tyche eingetroffen waren. "Wieder einmal neigt sich eine Pyrtanie dem Ende zu. Einer der Grundsätze unserer Stadtgemeinschaft, die Isonomie, findet darin Ausdruck, dass die Besetzung der Ämter sich im Wechsel befindet, auf dass die Verantwortung und die Pflichten auf möglichst vielen Schultern ruhen. Daher schlage ich vor, bei der nächsten ordentlichen Ekklesia zu Neuwahlen der Pyrtanenämter aufzurufen. Gibt es jemanden, der etwas dagegen hat, so möge er sich äußern. Ferner sollten wir über den Zeitpunkt der nächsten Ekklesia beratschlagen, ich schlage vor, diese so bald wie möglich auszurufen."

    Sim-Off:

    Man verzeihe mir die zeitliche Differenz. Doch in Bezug auf Auszeichnungen haben sich Neuerungen ergeben (siehe Privatforum), allerdings wollte ich dafür nicht gleich eine neue Sitzung eröffnen.


    "Vielen Dank, werter Strategos. Wie ich höre, scheinen es sehr ereignisreiche Tage für dich zu sein. Sei jedoch versichert, dass die Polis dir deine harte Arbeit nicht ungedankt lassen wird.", sagte Nikolaos nachdem er den Bericht eine Weile auf sich wirken gelassen hatte. Beim Dank der Polis war er wieder beim Thema der Auszeichnungen angekommen. "Neben den Urkunden würde ich auch vorschlagen, in der Stoa Meya kleine Inschriften anzubringen für die vorherigen Pyrtanen, wie es seit Anbeginn Brauch ist in unserer Stadt. Habe ich dafür eure Zustimmung?", fragte er in die Runde. "Ich würde mich dann um alles Nötige kümmern."

    Nikolaos nickte dem Priester freundlich zu.
    "Ich danke dir für die Auskunft, die wirklich eine sehr erfreuliche ist. Ich werde mich immer neu um Poseidons Gunst bemühen und seinen Willen beachten.", sagte er höflich. "Noch heute wird das Schiff zu Wasser gelassen, möge der Gott über dieses Ereignis schützend seine Hand halten." Nikolaos spürte auf einmal eine kühle Brise, die vom Meer kam. Wohltuend war sie und sie vertrieb die Hitze für einen angenehmen Moment. "Nun denn, verehrter Priester des Herrens der Meere, ich werde nun an den Hafen gehen, doch gewiss wird dies nicht mein letzter Opfergang zu Ehren des Poseidons sein." Für sich beschloss Nikolaos, alle zukünftigen Kapitäne seines Schiffes anzuweisen, vor jeder Abreise aus Alexandria der Isis und dem Poseidon zu opfern. Die Worte des Priesters hatten ihm dies für nötig erscheinen lassen. Einmal mehr war er daran erinnert, wie sehr die Sterblichen von den Wünschen und den Leidenschaften der Götter beeinflusst wurden.

    Der Meister wurde an Land gebracht. Er triefte vor Wasser und vor Schmutz. Immer noch fluchte er, unterbrochen nur vom Husten und von Ausspucken. Als ihm ein Gehilfe neue Kleidung anlegen wollte, schlug er wild um sich. "Lass mich! Made! Jetzt willst du mir schmeicheln! Kannst es aber nicht wieder gutmachen, dessen sei dir gewiss, Scheißkerl! Na los, bring mich doch um! Widerling! Rindsvieh! Wo ist Lysias, der Sauhund?" Mit Lysias war der Junior-Partner gemeint ,der noch auf dem Schiff war und das Aufsetzten des Mastes überwachte.
    Nikolaos war das Unglück des Aristions gleichgültig. Sein Schiff hatte den Stapellauf überstanden, alles war zu seiner Zufriedenheit verlaufen. Jedoch kehrte er, nachdem der Mast aufgesetzt war, noch einmal zu Aristion zurück, um ihm sein Bedauern auszusprechen. Vielleicht wäre dieser kundige Schiffsbauer noch einmal mehr nützlich für Nikolaos. So bedauerte er ihn, sprach tröstende Worte, was Aristion offenbar gefiel, denn er brach seine Schimpftirade ab und unterließ es sogar, seine Gehilfen auszupeitschen. "Wenn du wieder getrocknet bist, komme in mein Haus, damit wir den gelungenen Stapellauf gebührend feiern können.", sagte Nikolaos frei heraus. "Ich danke dir noch einmal, du hast wirklich ausgezeichnete Arbeit geleistet." Nun, da der Handel abgeschlossen war, konnte Nikolaos mit dem Lob beginnen. "Wollen wir uns mit Hyomos und Nikodemos in einer Stunde im Bade treffen? Ein Badegang würde dir sehr guttun, und das heiße Bad würde eine Erkältung verhindern. Anschließend würden wir in mein Haus gehen, um ausgiebig zu speisen." Aristion nickte. "Sehr gerne. Ich muss zunächst einmal andere Kleidung anlegen, dann werde ich zum Bade gehen." Dieses Angebot sowie die Erinnerung an das Geld, das nun ihm wirklich gehörte, hatten den Schiffsbauer mit sich und der Welt ins Reine gebracht.



    Ende der Stapellauf-Geschichte in Alexandria.

    Plötzlich hielt der Schiffsrumpf inne. Offenbar hatte sich etwas zwischen Holzbahn und Rumpf verkeilt. Aristion lief die glitschige Rampe hinab, geriet dabei selbst ins Rutschen und wäre um ein Haar kopfüber in das Hafenbecken gefallen, hätte er sich nicht im letzten Moment mit den Fingernägeln zwischen zwei Planken festgekrallt. Er stieß einen kurzen, unterdrückten Schmerzensschrei aus. Dann ließ er sich vorsichtig weiter hinabrutschen. "Da muss jemand ein Astloch nicht ordentlich weggeschliffen haben an der Rampe. Sie wurde vor einigen Monaten erst erneuert. Wer war das?" Auf einmal rutschte das Schiff weiter hinab und riss Aristion mit sich. "Scheiße!", entfuhr es ihm. Damit ihm keine Gliedmaßen zwischen Rumpf und Rampe gerieten und um nicht auf andere Weise irgendwie zerdrückt zu werden, rettete er sich mit einem Sprung in das stinkende, bräunliche Wasser. Das Schiff rutschte weiter und glitt schließlich ins Wasser, etwas eleganter dabei als Aristion bei seinem Sprung. Dieser versuchte, in Richtung des Quais sich zu bewegen mit wilden Arm- und Beinbewegungen, jedoch riss ihn der Sog des Fahrwassers zurück. "Hilfe! Hilfe! Hilfe! Hilfe! ..." Seine Stimme wurde schrill, dann heiser. Die Gehilfen auf dem Schiff musste tatenlos zusehen, wie ihr Meister in seiner Not blieb. Sie hatten damit zu tun, das Schiff zu manövrieren, um es an einen Liegeplatz zu bringen, wo der Mast aufgesetzt werden würde. Da es keine Antriebsruder hatte, mussten sie dafür den Schwung des Stapellaufs ausnutzen und mussten ihren strampelnden Meister hinter sich lassen. Dieser würgte, spuckte, ruderte mit dem Armen und schrie ohne Unterlass. Endlich war das Schiff vorgeigeglitten, sodass die Gehilfen in den kleinen Ruderbooten dem Schiffbauer zur Hilfe kommen konnten. Nikolaos hatte dies nur am Rande mitbekommen, seine Aufmerksamkeit lag auf seinem Schiff, das nun endlich am Quai lag und festgemacht wurde. Hyomos ging hin, um es auf Schäden zu untersuchen, Nikolaos folgte ihm. Aristion wurde aus dem Wasser gezogen. "Scheiße! Ihr dummen Hurenböcke! Warum habt ihr-" Er spie schmutziges Wasser aus. "Warum habt ihr Hundsfötte solange gewartet? Wolltet mich wohl verrecken lassen, was? Schweine! Idioten! Schafsköpfe! Kein Verlass ist auf euch! Wolltet wohl das Schiff für Herrn Nikolaos sicher ins Wasser bringen, um das Geld selbst einzustreichen, wenn ich erstmal tot gewesen wäre. Und meine Witwe hättet ihr euch sicher auch genommen, und meine Töchter, in mein Haus wärt ihr eingezogen und hättet ein Schlaraffenleben geführt, ihr Wüstlinge! Das hätte euch wohl so gepasst! Widerlinge! Blutegel! Maden! Euch sollte ich allesamt auspeitschen!" Ein Hustenanfall beendete seine Tirade.

    Die Luft hatte sich abgekühlt. Der Gestank, der vom Wasser ausging, war dadurch wie verstärkt. Die Hitze hatte ihn am Tage wie verschleiert. Nun traf er Nikolaos Nase mit ganzer Schärfe.
    Die Balken, die wie Keile zwischen Schiffsrumpf und dem Gerüst geschoben worden waren beim Bau, wurden nun gelöst. Die Gehilfen gaben dem Rumpf über Taue einen Ruck. Langsam setzte er sich in Bewegung. Trotz des sorgfältigen Einwachsens des Stapels war das Geräusch des darüber rutschende Rumpfes laut und furchterregend. Wieder sah Nikolaos sich eine Klage gegen Aristion führen. Dann sah er dessen Haus brennen. Dann sah er sich wutentbrannt Briefe zerknüllen, auf denen ihm das Gericht den Stand der Dinge mitteilte. Dann sah er Aristion zwischen der Ladung versteckt in einem Karren die Stadt verlassen. Dann sah Nikolaos sich seine Geschäftsbücher verbrennen. Dann sah er sich sein Handelsunternehmen an einen Ägypter mit barbarischen Sitten verkaufen, spürte eine schmierige Hand in der Seinen. Der Schiffsrumpf rutschte weiter. An einigen Stellen stockte er, bewegte sich ruckartig voran. Nikolaos hielt den Atem an. Aristion wuselte auf dem Quai herum. Ständig schrie er seinen Gehilfen Befehle zu. Nikolaos hörte sie nur am Rande. Vor allem hörte er das Knarren und Knacken des Rumpfes.

    Noch einmal inspizierte Aristion den Stapel. Dann schickte er einige Gehilfen auf den Quai hinaus. Dort sollten sie dafür sorgen, dass das Hafenbecken vor dem Werftschuppen frei blieb. Diese Aufgabe hatten auch sechs Gehilfen, die auf zwei kleine Ruderboote verteilt im Hafenbecken warteten und den Abschnitt vor dem Werfttor gewissermaßen abriegelten.


    Nicht nur Aristion war nervös, auch Nikolaos konnte man dies deutlich ansehen. Er schwitzte in seiner einfachen Wolltunika, gegen die er die prachtvolle Seidenkleidung nach den Tempelgängen eingetauscht hatte.


    In Gedanken spielte er sich bereits ein Gerichtsverfahren vor, in dem er Aristion auf Schadensersatz verklagte. In Gedanken erfuhr er, welcher Schrecken!, dass Aristion das Geld für das Schiff bereits ausgegeben hatte, außerdem finanziell ruiniert war, sodass es nichts mehr zu holen gab bei ihm, außer einem einfachen Schuppen am Hafen. In Gedanken schickte Nikolaos eine Meute angeheuerter Strolche nach Aristions Haus im Broucheion. In Gedanken wurde die Tür dieses Hauses eingeschlagen, wilde Gestalten drangen in den Hof ein, verteilten sich auf die umliegenden Räume, warfen Tische um, zerschlugen Krüge, erbrachen die Schlösser von Truhen, um dort nur Krempel vorzufinden und nichts von Wert. In Gedanken Nikolaos' erschien nun Aristion auf der Galerie, die im oberen Stockwerk des Hauses um den Hof herumführte. In Gedanken stürmte eine Gruppe zerlumpter Gestalten, die mit Knüppeln bewaffnet waren, die Treppe hinauf. In Gedanken Nikolaos' blieb Aristion zunächst wie versteinert stehen, um dann voller Angst zu fliehen. In Gedanken liefen einige der Männer ihm nach,während die anderen die oberen Räume nach wertvollen Dingen durchsuchten. Wieder wurden Truhen erbrochen, Krüge und Stühle zerschlagen, Betten umgestürzt. Kleider flogen über die Brüstung der Galerie in den Hof hinab und sammelten sich im Hof wie ein buntes Meer mit weichen Wellen. Kosmetika färbten die Wände ein. Wein färbte die Teppiche blutrot.
    Nun saß Aristion in der Falle. Er stand mit dem Rücken zu einer großen Fensteröffnung. Bei ihm waren seine Frau und seine Töchter. Alle standen sie da in Nachtgewändern. Der Sklave der Familie lag vor ihnen auf dem
    Teppich, er hatte ihnen zur Hilfe eilen wollen, doch war von einem Tonkrug, den einer der Marodeure nach ihm geworfen hatte, am Kopf getroffen worden. Bis in diesen Raum hatte er sich geschleppt, und damit die Verfolger zur Familie geführt, und war dort bewusstlos zusammengebrochen. Die Verfolger stürmten in den Raum und umkreisten die Familie des Aristions, einschließlich des bereits niedergestreckten Familienmitglieds. Irgendwo jaulte ein Hund. Auf dem Pflaster des Hofes zerbarst ein großer Tonkrug. Und in jenem kleinen Nebenraum mit Fenster auf die Straße hinaus standen wie erstarrt Aristion und die Seinen. Ihre Haare waren zerzaust wie ihre Nachtgewänder. Die Füße waren aufgeschürft, auf der Flucht waren sie im Dunkeln gegen Möbel gestoßen. Alle weinten, außer der Frau. Sie war es, die sich tapfer vor die Familie stellte, während Aristion sich feige hinter ihr verkroch und schluchzste -


    Nikolaos kehrte in die Wirklichkeit des Spätnachmittags am Hafen zurück. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen. Gleich würde es beginnen. Die Aufregung war inzwischen auch auf die Gehilfen des Aristions und die beiden Diener des Nikolaos übergegangen. Nur Hyomos war ruhig, so ruhig, dass er fast teilnahmslos schien.

    Nachdem Nikolaos sowohl der Namensgeberin des Schiffes und Herrin des Meeres als auch einem Gott, dessen Gunst ebenfalls einem Schiff und seiner Besatzung nützlich sein konnte geopfert hatte, kehrte er am späten Nachmittag zur Werft des Aristions am Hafenbecken zurück, um dem Stapellauf zuzusehen, der noch vor Sonnenuntergang an diesem Tag hinter sich gebracht werden sollte.
    Auch Hyomos, der gewissermaßen eine Art unabhängiger technischer Sachverständiger war und im übrigen für seine Anwesenheit und seinen Rat nicht übel bezahlt wurde von Nikolaos (, der eigentlich auf den Fachmann verzichtet hätte, wäre er ihm nicht von Nikodemos, bei dem er immer noch Schulden hatte, aufgedrängt worden), stand am neben dem gewaltigen Tor, das die gesamte, zum Hafen gewandte Wand des Werftschuppens einnahm. Aristion wuselte aufgeregt herum. Er war ungewohnt unwirsch zu seinen Gehilfen. Auch ein jüngerer Mann, der offenbar das Handwerk einst von ihm übernehmen würde, was daran ersichtlich war, dass ihm meist anspruchsvollere Aufgaben übertragen wurden, kam nicht ungeschoren davon. Der Stapel, der vor dem Tor eine Rampe ins Hafenbecken bildete, war nicht ausreichend gewachst worden.
    "Hätte ich nicht nachgesehen, wäre das Schiff auseinander gerissen oder abgefackelt, du Schwachkopf. Und du willst das hier einmal übernehmen? Wenn es so weiter mit dir geht, werde ich wohl bei jedem deiner Stapelläufe noch aus dem Grab kriechen müssen, um sicher zu gehen, dass du dich und den Laden nicht ruinierst. Weißt du überhaupt, was dieses Schiff mich gekostet hat? Und weißt du, was der Besitzer bezahlt hat? Das hätte ich ihm alles wiedergeben müssen, für diese Summe musst du mehr als ein Leben lang arbeiten..." Aristion holte mit der Hand aus, als wollte er seinem Junior-Partner eine Ohrfeige verpassen, doch er hielt inne. Wahrscheinlich hatte er sich dessen besonnen, dass kein Lehrjunge oder einfacher Handlanger vor ihm stand.
    "Also schön, kann ja mal passieren. Aber noch einmal möchte ich solche Nachlässigkeit von dir nicht erleben, hast du verstanden?", brummte der Schiffsbauer. Sein Zorn ließ langsam nach.

    Endlich erreichten sie das Kalb und den wartenden Diener. Noch immer süßlich lächelnd nahm der Opferhelfer das Tier in Empfang. "Ganz sicher wird die Göttin sich erfreuen. Ich danke dir, oh Herr, für deine großzügigen Gaben. Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag und sehr viel Erfolg in deinen Geschäften und viel Glück auf Reisen deines Schiffes. Auch deinem Weib und deinen Kindern wünsche ich Gesundheit - " "Ich habe weder Weib noch Kind.", unterbrach ihn Nikolaos etwas unwirsch. Das schmeichlerische Verhalten des Mannes tat seinen strapazierten Nerven nicht gut. "Oh, Verzeihung, ich konnte nicht wissen... . Nun denn, dafür alle Gesundheit deines nicht vorhandenen Weibes und deiner ungeborenen Kinder für dich." Dieser Kommentar kam Nikolaos beinahe schon etwas unverschämt vor. Doch er zwang sich zu einem Lächeln. "Ich danke dir.", bemerkte er, ungewollt trocken und knapp. Der Opferhelfer grinste weiter und verschwand mit dem Kalb.
    "Solche unwürdigen Strolche wollen der Göttin Isis dienen", brummte Nikolaos auf dem Weg zurück zum Hafen. Er hoffte, Isis würde sich ihm wohlgesonnen zeigen und darüber hinwegsehen, dass sie zumindest einen unwürdigen Opferhelfer hatte, für den freilich Nikolaos nichts konnte.

    Die Hitze und die stickige Luft in der Menge bekam Nikolaos nicht gut. Ihm schwindelte, der Gestank bereitete ihm Übelkeit. Die Priesterschaft indes hatte gar kein Interesse daran, das Gesinde wegzuscheuchen oder vielleicht den Pilgerstrom in geordnete Bahnen zu lenken. Selbst die Ärmsten der Anhänger sicherten ihren Reichtum. Tausende kleiner Geldopfer wurden in den Kassen der Priester schnell zu einem großen Vermögen.
    Der Diener hatte viel damit zu tun, andere Pilger zur Seite zu drängen, Knuffe auszuteilen und Rippenstöße. Er trat auf Füße, in Körbe, gegen Kinder, gegen Schienbeine und in Hacken, um seinem Herren den Weg frei zu machen zum Eingang des Tempels. Währenddessen wartete der andere Diener mit dem Opfertier und versuchte es, im Staub des Platzes rein zu halten und zu schützen vor anderen zu opfernden Tieren, vor Hunden und vor gierigen Strolchen, die um den Tempel herumlungerten, um die eine oder die andere Drachme zu erhalten oder um den einen oder den anderen Hühnerkäfig um die nächste Hausecke verschwinden zu lassen, wo dann bereits ein Kollege wartete, oder eher soetwas wie ein Herr, oder um alleine mit dem Käfig reis aus zu nehmen, sich zu flüchten in seinen Unterschlupf.
    Endlich stand Nikolaos vor der hohen Tür des Tempels. Zwei Wächter hielten hier die Menge in Schach und ließen immer einzelne Pilger vortreten, bevorzugt jene, die reich aussahen und reiche Gaben mit sich führten. Ärmere mussten hier meist Stunden verbringen, oft auch über die Mittagshitze hinweg, bevor sie endlich ihre bescheidenen Geschenke opfern durften. Nikolaos wurde hingegen sofort nach vorne gebeten. Er reichte die Silberdose einem Opferhelfer und unterrichtete ihn von dem Kalb, das unten auf dem Platz auf seinen Tod wartete. Der Opferhelfer war außerdem außerordentlich freundlich, er lächelte, schmeichelte Nikolaos und versprach, die Göttin würde gewiss ihre Freude haben.
    Er reichte die Silberdose einem anderen Opferhelfer und folgte selbst Nikolaos und dessen Diener zum Kalb. Der Rückweg durch die Menge war weniger beschwerlich als der Hinweg, auch wenn inzwischen die Pilger auf den breiten Stufen der Freitreppe warteten. Jedoch schien das Gewand, das den Opferhelfer als solchen auszeichnete, eine gewisse Ehrfurcht zu erwecken.

    Auch zum Tempel der Isis an der Agora ging Nikolaos. Sie gehörte ohnehin zu den Göttern, denen Nikolaos sehr häufig sein Schicksal anvertraute. Aus diesem Grunde hatte er auch das Schiff, das ihn nach seinen Plänen reich machen sollte (und mit dem er möglicherweise ein Verlangen stillen konnte, das ihn seit einiger Zeit wieder befiel; das Verlangen, andere Orte zu sehen; Alexandria war groß, doch irgendwann erschöpfte sich jede Größe) nach der Göttin benannt. Er hatte sich in seiner Amtsstube ein neues Gewand angelegt, das von einem tiefen, schimmernden Blau war. Blau war auch das Tuch, mit dem das Kalb bedeckt war, das ihr geopfert werden sollte. Um die Hörner waren Blumenkränze gewunden, auf dem Haupt des Tieres lag ein feiner Schleier, in den Goldfäden gewoben waren. Auch eine Dose mit Weihrauch hatten die Diener zum Tempel gebracht.
    Nikolaos sah sich nach einem Priester um. Die Hallen um den Tempel waren voll von Menschen. Katzen, Hühner, Weihrauchdosen, Tonkrüge mit Wein, kostbare Glaskannen und einfache Holzkübel, Gemmen mit Portraits ihrer Angehörigen (oder ihrer selbst), bemalte Holztafeln, kleine Statuetten aus Ton, aus Bronze, aus Silber, aus Glas, aus Elfenbein, aus grobem Holz geschnitten, aus Ebenholz geschnitzt, Körbe mit Früchten, Körbe mit Wachteln, Körbe mit Tauben, Bündel voller Gewürz, die Hand mit kümmerlichen Rosmarinzweigen gefüllt, Goldschmuck, Geld, jämmerliche Küchengeräte trugen sie bei sich, zwischendrin hingen Kinder an Mütter-, Sklavinnen-, Sklavenhänden, durch die Menge drängelten sich Händler, die kleine Votivstatuetten feilboten. Nikolaos ließ sich von einem der beiden Diener den Weg freimachen. Er sah sich nach einem Priester oder nach einem Opferhelfer um. Offenbar hatte die Priesterschaft dieses Tempels alle Hände voll zu tun, es müsste täglich tausendfach erschlagen, erstochen, verbrannt werden.

    Nikolaos war von der Werkstatthalle des Aristion auf direktem Wege zum Tempel des Poseidons gegangen. Währenddessen waren die beiden Diener zum Lagerhaus des Nikolaos geeilt, um ein bereits herausgeputztes, weißes Kalb zu holen. Auf dem Weg zum Poseidoneon hatten sie sein Fell unter einem Tuch vor dem Staub in den Straßen geschützt, sodass es noch rein war, als sie vor dem Tempel auf den Herren stießen, der bereits auf das Opfertier wartete. Außerdem hatten die Diener eine große Silberdose mit Weihrauch mitgebracht. Mit der Silberdose in den Händen ging Nikolaos die breite Treppe zur Vorhalle des Tempels hinauf.
    Dort stand schon ein Opferhelfer bereit, der die Männer mit dem Tier hatte kommen sehen.
    "Chaire.", sagte Nikolaos und nickte dem Opferhelfer zu. Dieser trug eine blaue Seidentunika, auf die ein Fischmuster gestickt war und stilisierte Dreizäcker. Der Mann war noch sehr jung, womöglich tat er den Dienst in der Hoffnung, einst zum Priester ernannt zu werden. Er hatte ein fein geschnittenes Gesicht und eine Nase, die etwas zu klein war. "Ich möchte den Poseidon darum bitten, dass er mein Schiff bei dessen Stapellauf und auf all seinen künftigen Fahrten behütet." Er reichte dem jungen Mann die Silberdose. Der Opferhelfer nahm sie in Empfang, nicht ohne sie prüfend zu betrachten. "Dort unten steht das Kalb, das ich dem Poseidon opfern möchte." Der Opferhelfer blickte die Treppe hinab auf den Platz. Dann wandte er sich wieder Nikolaos zu nickte. Immer noch schwieg er. Daher versuchte Nikolaos nicht, ein Gespräch zu beginnen. "Ich bin Nikolaos der aus dem Stamm der Keryken aus Athen. Das Schiff heißt Isis, die dem Poseidon freundlich gesonnen ist." Letzteres war zwar frei herausgesagt, um nicht zu sagen, ein wenig gelogen, doch es war wichtig, zu vermeiden, in einen Streit zwischen Götter zu geraten, diese Streitigkeiten hatten bekanntlich auf die Sterblichen auch dann schlimme Auswirkungen, wenn zwischen den Göttern lediglich eine kleine, harmlose Intrige sich entwickelte, oder gar nur ein Schabernack. Dies war es, das Los der Sterblichen, das sie unter dem Gelächter der Unsterblichen zu ertragen hatten.
    Man musste wissen, wie man die Olympier und andere Unsterbliche sich gesonnen machte. Nikolaos hoffte, der Poseidonspriester, dem er in seinem Fall diese Aufgabe übertrug, wüsste seine Kunst zu verstehen.
    Nun blickte er den Opferhelfer fragend an, da dieser immer noch schwieg und Nikolaos gerne wüsste, ob das Kalb abgeholt werden würde oder ob seine Diener es die Stufen hinauftreiben müssten. Schließlich fragte er. "Holst du das Kalb ab oder sollen meine Diener es hinauftreiben?" Der Opferhelfer hielt den Zeigefinger in die Luft. Nikolaos verstand nicht. "Was meinst du?" Der Opferhelfer deutete mit dem Zeigefinger der anderen Hand auf den nach oben zeigenden. "Eins?", fragte Nikolaos. "Die erste der beiden Möglichkeiten?" Der Opferhelfer nickte, etwas eingeschüchtert und verschwand eilig mit der Weihrauchdose im Tempel.
    Nach einiger Zeit kam er wieder heraus, ging, ohne Nikolaos auch nur anzusehen, schnurstracks die Treppe hinab und nahm den beiden Dienern das Kalb ab. Mit diesem verschwand er hinter dem Tempel.
    Nikolaos wartete auf ein Zeichen, ob der Gott seine Gaben angenommen hätte.