Beiträge von Nikolaos Kerykes

    Nikolaos war zum Hafen gegangen. Diesen Weg hatte er in den letzten Wochen häufig angetreten, um sich der Fortschritte im Bau seines Schiffes zu vergewissern. Nun ging er ein letztes Mal zur großen Halle, in der der Schiffsbauer und seine Gehilfen arbeiten. Bei sich trug er den Geldbetrag, der noch ausstand.
    Ihn begleiteten zwei Sklaven sowie ein älterer Mann mit zerfurchten, ledrigem Gesicht, der im Ruf stand, sich mit Schiffart und Schiffen auszukennen, auch wenn er selbst nie ein Schiff befehligt hatte.
    Aristion, der Schiffsbauermeister, empfing die Männer und vor allem den Auftraggeber schon vor dem Eingang zu seiner weiträumigen Werkstatt.
    "Chaire, Nikolae", rief er aus, die Arme wild schwenkend, beinahe unheimlich lachend. "Du wirst sicher zufrieden sein, es ist alles bestens, noch heute können wir das Schiff ins Wasser..." "Schon gut, Aristion. Bitte führe mich sogleich dorthin. Vor dem Stapellauf möchte ich das Schiff noch einmal begutachten. Hyomos-" Er deutete höflich auf den älteren Mann. "-wird mich beratschlagen." "Aber sicher doch.", antwortete Aristion geflissentlich und gab den Weg frei in die Halle.
    Dort herrschte ein eigenartiges Zwielicht. Durch einige mit groben Holzlatten vergitterte Öffnungen kurz unter dem Ansatz der Dachbalken an der Wand und durch Mauerspalte fiel grell das Sonnenlicht. Nikolaos ließ sich von einem der Sklaven eine Öllampe reichen und stieg eine Leiter hinauf, die an das auf einem Gerüst liegende Schiff lehnte. Hyomos folgte ihm. Die eigentliche Begutachtung erfolgte durch diesen, während Nikolaos ihm lediglich zuhörte. Aristion hatte gut gearbeitet. Die Isis schien stabil zu sein und dabei einen Laderaum zu haben, der nicht zu klein war. Eine durch eine Luke aus schweren, mit Pech abgedichteten Brettern verschloss den Eingang zum Laderaum. Nikolaos beobachtete, wie Hymos sie mehrmal öffnete und wieder schloss und schließlich zufrieden nickte.
    Der einzige Deckaufbau am Heck des Schiffes war niedrig und von einer Brettertür, durch die ein mittelgroßer Mann nur geduckt kam, ähnlicher Machart wie die der Luke, verschlossen. Hyomos bestieg den Aufbau und prüfte die Seitenruder. Dies tat er besonders ausführlich. Anschließend besah er die Verankerung des Mastes, der erst im Hafenbecken aufgestellt werden würde, und die Beplankung von der Innenseite und von der Außenseite. Dann besichtigte er, mit Nikolaos, dem die Zeit langsam sehr lang wurde, zwei durch Bretterwände vom übrigen Laderaum abgetrennte Verschläge im Rumpf, eine Kammer für besondere Ladung, sowie die geräumige Kajüte des Kapitäns und möglicher Fahrgäste, unter denen, so beschloss er, Nikolaos mindestens einmal für eine kürzere Reise sein würde. Schließlich inspizierte Hyomos den Rumpf ein weiteres Mal von außen, dann ein weiteres Mal die Halterungen für die Takelage, dann ein weiteres Mal die Seitenruder. Schließlich ließ er sich von einem der Schiffsbauergehilfen einen Eimer mit Wasser geben und prüfte, ob die Deckplanken richtig abgedichtet waren. Nikolaos hatte es inzwischen aufgegeben, ihm hinterherzulaufen, aufs Schiff, von Schiff herunter, wieder auf das Schiff hinaus, in den Rumpf, wieder hinauf... . Er stand neben Aristion, der nicht davon ablassen konnte die Vorzüge der "Isis" zu preisen und beobachtete den Fachkundigen bei seiner Arbeit.
    Nach einer Zeit, die Nikolaos sehr lange vorgekommen war, kehrte Hyomos vom Schiff zurück und erstattete Bericht.
    "Das Schiff macht einen soliden Eindruck.", war der einzige Kommentar, den Hyomos machte. Dieser reichte Nikolaos schon. Er nickte. Dann wandte er sich an Aristion. "Werter Aristion. Du hast gute Arbeit geleistet, doch keine ausgezeichnete. Die Kapitänskajüte ist etwas zu klein geraten, ich fürchte, du hast die Maße, die ich dir gab, falsch gelesen... . Im übrigen wies das Holz der Planken an einigen Stellen Kratzer auf, was nicht sonderlich schlimm für die Schiffart ist, jedoch den Eindruck, den das Schiff machen soll bei seiner Einweihung, in gewisser Hinsicht schmälert. Ferner..." So führte Nikolaos eine ganze Liste an kleinen Mängeln vor, die schließlich dazu führten, dass er ein Viertel seines Geldes wieder mit sich nach Hause nehmen konnte. Die Anzahlung indes erließ ihm Aristion nicht...
    Schließlich hatten das Schiff und einige tausend Drachmen ihren Besitzer gewechselt und Nikolaos machte sich auf, dem Poseidon und der Isis zu opfern und um ihren Schutz zu bieten, beim bevorstehenden Stapellauf und bei allen Reisen. Einen Kapitän würde er sich bald suchen müssen, doch zunächst galt es, die "Isis", diese etwas dickleibige Matrone, unbeschadet ins Hafenbecken zu bringen.

    Nikolaos sucht nach wie vor verzweifelt einen Grammateos, der ihm seinen jetzigen, weniger fleißigen (NSC-)Schreiber ersetzt.
    Hier ist eine entsprechende Werbung an die Mauer gepinselt.
    Für Peregrinus-IDs mit Spielern, die Interesse an der hellenischen Welt haben, könnte es gar keinen besseren Einstieg geben ;) . Es gibt ein wenig Geld, bei guter Führung ein wenig mehr und obendrein einen Fürsprecher in der alexandrinischen griechischen Oberschicht.
    Laßt Nikolaos nicht allein in seinem stickigem Bureau! ;)


    P.S. Ihr müsst dafür nicht wirklich Koiné oder Latein können! (Koiné kann ich auch nicht). ;)

    Absyrtos war der Stiefbruder der Medeia und der Sohn des Aietes, des Königs von Kolchis. Nachdem Jason mit Medeias Hilfe das goldene Vlies gestohlen hatte und mit der Königstochter geflohen war, schickte Aietes seinen jugendlichen Sohn auf die Verfolgungsjagd. Dieser erreichte die Medeia und Jason, wurde jedoch in einem Hinterhalt von Medeia getötet und zerstückelt. Die Stückchen warf sie während der Reise ins Meer, dort sollen nach Erzählungen aus ihnen die Asyrtidischen Inseln entstanden sein.

    Grammateos:


    Der Grammateos nickte kurz. Er schien an diesem Tag sehr wortkarg. So verwunderte es kaum, dass er die beinahe überflüssige Frage, ob er zum Exegetes wolle, in einem ausgesprochen gelangweilten und kurz angebundenen Tonfall an den Besucher richtete. Augenblicklich, ohne die Antwort abzuwarten, wandte sich der Schreiber wieder seiner Arbeit zu. Er schrieb gerade einen ganzen Stapel Briefe, die Mahnungen an Bürger enthielten, die gewisse Steuern noch nicht entrichtet hatten oder ihr Haus nicht vorschriftsmäßig in Stand hielten oder die andere Verpflichtungen vernachlässigten, die üblichen Geschäfte einer ordentlichen Amtststube, was aber der Besucher nicht sehen konnte, denn der Schreiber hielt die Papyri, die er beschrieb, misstrauisch mit der anderen Hand vor ihm verborgen.

    Ich würde gerne ein Schiff in Auftrag geben. Die 2500 Sesterzen habe ich bereits an Staatskasse II überwiesen.


    Typus: Ein-Mast-Corbita
    Name: Isis
    Eigner: Nikolaos Kerykes
    Liegeort: Megas Limen von Alexandria


    Vielen Dank im voraus!

    Der Grammateos:


    "Tritt ein!", antwortete jemand aus dem Raum hinter der Tür. Die Stimme gehörte zum Grammateos des Exegetes, den letzterer noch nicht, wie schon oft angedroht, ausgetauscht hatte, da sich noch kein Bewerber für diese Aufgabe gefunden hatte.

    Das absinthíon ist eine Pflanze, die oft dicht am Boden wächst, jedoch auch sehr hoch werden kann. Ihre graugrünen Blätter, auf denen oft eine Art silbriger Schleier liegt, sind wie gefiedert oder mit schmalen flachen Fingern versehen. Die Blüten öffnen sich nicht, stattdessen verwandeln sich ihre Blätter in Samen. Das absinthíon wächst sehr gut auf steinigem, trockenem Boden.
    Die Blätter und andere Pflanzenteile haben einen überaus bitteren Geschmack. So auch der Sud, der aus ihnen gekocht wird, und der gegen Krankheiten des Leibes eingenommen wird, in größeren Mengen zur Hilfe der Frau bei der Geburt, in noch größeren Mengen mitunter zur Austreibung von ungeborenen Kindern. Auch Würmer treibt der Sud aus, wenn man ihn über längere Zeit in kleineren Mengen genießt. Mit Honig läßt sich der bittere Geschmack im übrigen dämpfen. So wird das absinthíon auch zur Stärkung verwendet bei Ermüdung des Geistes oder des Leibes.
    Jedoch ist es nicht ratsam, allzu große Mengen zu sich nehmen oder den Sud zu trinken, wenn der Geist in einem aufgewühlten oder verwirrten Zustand ist. Es wurde oft von üblen Träuem und Trugbildern berichtet, die nach dem Trinken des Sudes erschienen sind. Von manchen Sehern in dem Reich der Parther wird berichtet, sie machten sich gerade diese Wirkung zunutze, um die Götter anzuhören und das Schicksal zu schauen.

    Abella ist eine Stadt in Kampanien, die einst wohl von Chalkidern gegründet worden ist. In ihrer Umgebung werden Früchte angebaut, vor allem die Haselnüsse, die ihren Namen in der lateinischen Sprache von der Stadt haben, sind ein wichtiges Handelsgut. In der Nähe von Abella liegt die Stadt Nola.


    Das habrótanon ist eine Pflanze, die der Distel ähnlich ist. Es hat eine Blüte mit grauweißen Blütenblättern, die ähnlich Fassdauben um das gelbe Innere angeordnet sind, wobei sie jedoch nach oben hin auseinanderstreben und an ihren Enden schwertartig zulaufen. Die Blütenblätter gehen im unterschiedlichen Maße auseinander und streben wieder zusammen, dies hängt vermutlich mit der Feuchtigkeit ihrer Umgebung zusammen. Es gibt solche unter diesen Gewächsen, die Blätter ähnlich des Akanthys haben. Am besten wächst das Abrotonon auf Böden, die kalkig sind.
    Man verwendet es zum Würzen von Speisen, hauptsächlich jedoch als Heilmittel. Der Sud der Pflanzenteile auf Wunden aufgebracht verhindert oder lindert das Schwelen dieser, getrunken fördert er das Wasserlassen. Auch gegen die Leiden, die überlanger Aufenthalt in zu großer Kälte an Haut und Leib verursachen, schafft er Linderung.



    Sim-Off:

    Natürlich schreibt Nikolaos seine Artikel sehr tendentiös (vgl. Rolle der Perser bei Abaia.
    Als Lemmata-Suchhilfe und teilweise auch als Informationsquelle verwende ich vor allem das (einbändige) Pons Wörterbuch Latein-Deutsch für Studenten, für weitere Fakten Meyers Lexikon in zehn Bänden, den Geschichts-Brockhaus, sowie das Buch "Götter, Denker und Caesaren" aus der Reihe "Der Mensch in der Geschichte" (ADAC-Verlag), ferner den Sammelband "Erfindungen der Menschheit" (Sigloch Verlag), sowie Pauly-basierte Wikipedia-Artikel (da ich leider noch nicht einmal den kleinen Pauly besitze (aus Mangel an Geld); über die Hilfe von Leuten mit ständigem und direkten Zugriff würde ich mich freuen ;); für noch folgende Artikel speziell über Literatur, bildende Kunst und Architektur werde ich die jeweiligen Bücher dann angeben. Diese Sim-Schriftstücke sind nicht als Rl-wissenschaftlich anzusehen, sie dienen vor allem den Rpg zum einen (denn ein Gelehrter schreibt nun einmal Bücher ;) ), zum anderen der Vermittlung von Informationen, die zur Ausschmückung des Rpgs dienen können. Die Artikel werden, wenn ich eine Reihe davon geschrieben habe, noch einmal überarbeitet. Der jetzige Zustand ist daher noch nicht der End-Zustand.

    Abdera ist eine Stadt an der südlichen Küste Thrakiens. Sie wurde vermutlich von Herakles gegründet, oder aber von Abderos, der dieser Stadt in diesen Zeiten heilig ist. In früheren Zeiten sollen sich einst die Einwohner dieser Stadt durch Stumpfsinn und Einfältigkeit lächerlich gemacht haben bei ihren Nachbarn. Dabei darf man jedoch nicht verkennen, dass gelehrte Männer wie Protagoras, Demokrit und Anaxarchos in Abdera geboren worden sind und dass einst die Bewohner mit Geschick Handel trieben, was freilich nicht unbedingt auf große Geister schließen lässt, sondern lediglich auf eine gewisse Gabe, den möglicherweise beschränkten Verstand zu nutzen, was aber der Narrheit in gewisser Weise widerspricht, wenn auch im Handel viele zu Reichtum gekommen sind, die Narren zu nennen sind.
    In unseren Zeiten hat der Handel in Abdera an Bedeutung verloren, es gibt in Thrakien andere Häfen, in denen Handel mit Asien getrieben wird. Außerdem ist die Stadt durch die Sümpfe des Flusses Nestos bedroht, in einigen Teilen herrscht bereits ein ungesundes Klima, es wurde gelegentlich von besonders heftigen Ausbrüchen der Krankheit unter den Bewohnern berichtet, die die Sumpfluft verursacht.

    Die Stadt Abai in Phokis wurde von Abas, dem vierzehnten König von Argos gegründet. In ihr war einst ein großes Orakel ansässig, das dem Apollon heilig war. Dieses wurde zweimal zerstört, das erste Mal von den Männern des Xerxes im zweiten Krieg der die Achaia bewohnenden Stämme gegen die einfallenden persischen Horden, das zweite Mal von den Thebanern. Abai liegt in der Nähe von Hyampolis.

    Der Name Abas hat unterschiedliche Träger, die sind der Abas, der vierzehnte König von Argos, Sohn des Lynceys, Vater des Akrisios, Großvater der Danaé und der Atalante, Enkel des Danaos, ; Abas, Sohn des Melampus; sowie Abas, der Gelehrte, von deren es zwei gibt oder nur einen; ferner der Sohn der Metaneira.


    Abas, der vierzehnte König von Argos gründete später die Stadt Abai in Phokis.


    Abas, der Sohn des Melampus war ein Seher vom gleichen Stamm wie der oben genannte. Er war der Bruder des Kallipolis und der Vater des Koiranos, des Idmons, der Jason auf seine Reise nach Kolchis begleitete, und der Lysimache.


    Sim-Off:

    Sollten hier oder im folgenden mir Fehler unterlaufen sein, bin ich über Hinweise darauf dankbar ;).

    Nikolaos sah sich im Raum um, um einen Anfang zu finden. Im Grunde erschien es ihm reichlich unter seiner Würde, sich mit solcher kleinlicher Wissenssammlung und Ordnung zu befassen, zwar bestand hierin die hauptsächliche Aufgabe des Museions, doch nicht umsonst wurde der Keryke als Philosophos geführt. Jedoch hatte er zur Beschäftigung mit großen System und zur Kritik keine Kraft, außerdem fehlte ihm der fruchtbare Austausch mit anderen Gelehrten, waren zu dieser Zeit doch viele verschwunden oder auf Reisen. Die heißeste Zeit des Jahres hatte begonnen, da verwunderte es nicht, dass sich viele der Männer (und der wenigen Frauen) lieber auf ihren Landsitzen aufhielten.
    Sein Blick fiel auf ein Rechenbrett, das auf einem Tischchen lag.


    Der ábakos bezeichnet in seiner besonderen Bedeutung entweder ein Brett oder eine Tafel, in das oder in die rundgeschliffene Steine, meist aus Kalkstein bestehend, eingelassen sind, und mit Hilfe derer Verschiebung nach bestimmten Regeln Rechnungen durchgeführt werden können, oder aber einen Spieltisch. Für das rhomäische Wort abacus, das davon abgeleitet ist, gibt es ferner die Bedeutung eines Tisches, der meist rund und reichverziert und oft aus dem Wurzelholz edler Bäume, wie der Zeder, hergestellt ist.


    Das Rechenbrett ist sowohl bei Kaufleuten in Gebrauch, als auch bei Baumeistern oder Gelehrten. Die Kugeln aus Stein liegen in verschiedenen Reihen, die unterschiedliche Zahlenwerte haben, also hat eine Kugel zum Beispiel in einer Reihe den Wert eins, eine Reihe weiter den Wert zwei, in den Reihen zurück oft die Vielfachen und Bruchteile eines Zwölftels. Während der Berechnungen liegt das Brett flach auf einem Tisch. Die oberen Kanten der Reihen stellen bei der Rechnung, bei der mehr oder weniger genommen wird, die Summe dar, gegen sie werden die Kugeln geschoben, oder von ihr wieder zu den übrigen Kugeln zurückgeschoben. Man teilt, indem man von mehreren Reihen, die hintereinander an der Kante liegen, den bestimmten Anteil zurückschiebt, und zwar bei allen Reihen, die die Zahl darstellen. Man nimmt mal, indem man die Anzahl der Reihen, die mit der Zahl, mit der man mal nimmt, nach oben schiebt. So kann man mit dem ábakos Rechnungen durchführen, für die der Kopf lange bräuchte oder bei denen der Geist allein oft Fehler macht. Der ábakos ist so gewissermaßen ein sichtbarer und freigelegter Geist (freilich ein nur auf die Rechnung mit Zahlen beschränkter).


    Das Wort ábakos im Sinne eines Brettes, das als Spielfeld dient, bezeichnet derer unterschiedliche. Eine gewisse Anzahl an Spielen mit Steinen wird in diesem Buch an anderen Stellen beschrieben.


    Zu den besonderen Tischen, übrigens eine Erfindung der Rhomäer, ist zu sagen, dass diese sehr kostbar sind, denn allein das Holz ist selten, und die größten Preise erzielen Holzscheiben mit besonderem Wurzelmuster. Manche dieser Tische haben den Preis von hunderten gesunder Sklaven (freilich sind hier Sklaven gemeint, die keine besonderen Fähigkeiten haben oder keine außerordentliche Gestalt). Über den Rhomäer Lucius Annaeus Seneca, dem einstigen Erzieher des Neros, wurde gesagt, er hätte dieser Tische hunderte gehabt, unter vielen einen, dessen Platte den Durchmesser von beinahe der Länge eines Mannes gehabt hätte. Je länger die Rhomäer dieser Sitte nachhängen, desto seltener wird geeignetes Holz. Inzwischen werden selbst alte Tische zu hohen Preisen weiterverkauft. Diesen Tisch-Wahnsinn sehen viele als einen Ausdruck der Verderbnis und des Verkommens von guten Sitten an.


    Sim-Off:

    Da ich bei der Lemma-Suche lateinische und griechische Wörterbücher verwende, wird die Reihenfolge des Erscheinens alphabetisch sein, auch wenn Nikolaos das natürlich so nicht macht, aufgrund mangelnder damaliger Gepflogenheit, Enzyklopedische Werke alphabetisch zu ordnen.

    Nikolaos war erfreut ob der schnellen Lösung seines Problems. "Das freut mich sehr, Cleonymus. Ich vermute, du wirst außer diesem noch einige andere Vorschläge für die Gestaltung der Stadtwache haben. Doch zunächst einmal wünsche ich dir viel Erfolg bei deinen augenblicklichen Nachforschungen.", meinte Nikolaos freundlich, nun ohne versteckten Unterton.

    Der Grammateos war angewiesen worden, den Anschlag zu erneuern. So zog er mit Wandfarbe und einem dicken Pinsel los... .


    Nikolaos Kerykes sucht, als Unterstützung bei seiner Tätigkeit im Dienste des Volkes von Alexandria, einen zuverlässigen Grammateos. Vorausgesetzt sind vollendete Kenntnisse in Sprache und Schrift der Koiné, erwünscht ist zudem die Fähigkeit, das Attische und das Lateinische in Unterhaltung und Schrift zu benutzen, gerne gesehen sind auch Kenntnisse des Demotischen. Anwärter sind gebeten, sich in der Arché des Exegetes zu melden. Eine ausreichende Bezahlung ist gewährleistet, bei erwiesener Tüchtigkeit und Fähigkeit kann diese im Laufe der Tätigkeit erhöht werden.

    Jetzt bedrängte ihn der Strategos auch noch. Nikolaos musste sich sehr beherrschen, um nicht vor Verärgerung und gleichzeitiger Belustigung laut zu lachen. Immerhin schien der werte Cleonymus Unterricht in der Redekunst genommen zu haben oder aber durch seine Arbeit in dieser Beziehung dazugelernt. Trotz der offensichtlichen Erregung des Strategos schien er sich darum zu bemühen, die Sache nicht zu einer Szene werden zu lassen, wofür ihm Nikolaos im höchsten Maße dankbar war.
    "Werter Cleonymus", begann Nikolaos ruhig und lächelnd. Er hatte den Strategos nicht unbewusst bei dessen Namen genannt. "Wie kommst du dazu, mir zu unterstellen, ich würde dich als Gegenspieler betrachten? Habe ich dir nicht oft genug zur Seite gestanden, habe ich nicht bei der Wahl für dich gesprochen? Warum hätte ich so handeln sollen, wenn ich in dir einen Gegner sehe?" Er legte eine kunstvolle Pause ein. Sein Lächeln war warm, der Tonfall seiner Rede fast kameradschaftlich. "Du hast meine Unterstützung für dein Anliegen. Doch ich hielt es für voreilig, über dieses zu beschließen, da die übrigen Punkte bezüglich der Neuordnung der Stadtwache, wie du sagtest, ebenfalls noch Zeit haben. Ich glaube, es ist nicht gut, die Erweiterung und Neuordnung der Stadtwache in einzelnen -" Er lächelte süßlich. "-Bissen zu beschließen, vielmehr sollten wir sie im Ganzen in Angriff nehmen." Wieder eine Pause. Diese nutzte er, um zu prüfen, ob sich Cleonymus' Zorn inzwischen etwas gelegt hatte und sein überhitztes Gemüt gekühlt. "Solltest du es für unabdingbar halten-" Nikolaos Tonfall verriet, dass er seinem Gegenüber genau das Gegenteil nahe legen wollte. "-die Ausstaffierung eines Teils der Stadtwache mit bunten Kostümen so rasch wie möglich zu veranlassen, so trage augenblicklich der Versammlung vor, wie genau du dir das vorstellst und was es kosten wird und wer es bezahlen wird." Bei den letzten beiden Punkten ließ Nikolaos durchblicken, welche Bedenken er gegenüber dem Vorschlag des Strategos hatte.

    Selten war Nikolaos selbst in jenem Lagerhaus am Hafen anzutreffen. Meist wurde das große Geschäftszimmer in einem der Obergeschosse vom Verwalter genutzt. Doch Nikolaos war aufgrund seines Amtes gerade in der Stadt gewesen, aus diesem Grund bot es sich für ihn an, einige Dinge hier zu erledigen. Er erwartete einen Schiffsbauer, bei dem er endlich ein eigenes Schiff in Auftrag geben wollte, um seine Geschäfte wieder in Schwung zu bringen. Das Mieten anderer Schiffe oder auch die Unterbringung eigener Ware auf fremden Schiffen wurde immer teurer, und bei letzterem betrugen Kapitäne, in besonders schlimmen Fällen auch die Schiffseigner selbst nicht selten.
    Es klopfte an der Tür, die auf eine Galerie zum großen, tristen Hof hinausführte, in dem hauptsächlich Waren gelagert wurden. Nikolaos rief den Klopfenden herein. Es war ein Sklave, der einen Brief brachte und ausrichtete, der Schiffsbauer ließe sich entschuldigen aufgrund wichtiger Familienangelegenheiten. Nikolaos brummte etwas. Er hätte die Angelegenheit gerne heute geklärt, nun musste er sich noch eine Weile gedulden.
    Er brach das Siegel des Briefes, das Siegel war stümperhaft angefertigt und erfüllte im Grunde nur eine etwas lächerlich anmutende symbolische Funktion.


    Chaire Nikolae,


    mich hat geehrt dein Anliegen. Wie du ausgerichtet hast, kann ich das gewünschte Schiff, das robust und wendig sein soll und nicht zu groß, bauen. Es wird etwa zehntausend Drachmen kosten. Ich werde dich für genaueres bald besuchen.


    Aristion


    Offenbar hatte der gute Aristion sich die Ehre nicht nehmen lassen, selbst zu schreiben und daher keinen Schreiberling mit dem Brief beauftragt. Du bist doch reich genug, dachte Nikolaos und schmunzelte.
    Nun rief er selbst einen Schreiber zum Diktat hinein.


    An Hegesias, den aus Delphi


    Chaire Hegesias,


    immer noch suche ich vergebens nach einem zu verkaufenden Haus in der Stadt. Der Zustand, in dem ich momentan lebe, ist nicht hinzunehmen. Daher bitte ich dich, noch viel gründlicher als bisher nach einem solchen Objekt Ausschau zu halten. Welche Ansprüche ich daran stelle, ist dir bereits bekannt. Ich hatte zuvor meinen Grammateos mit der Suche beauftragt, jedoch stellte sich er als nicht zuverlässig heraus. Ich kam mit meiner Bitte zu dir, weil ich das Gegenteil erwartete. Nun jedoch zieht sich die Angelegenheit zu meinem Unmut schon lange dahin. Zu meinem Unmut vor allem deshalb, da ich, wie du genau weißt, dir bereits einen Vorschuß zukommen ließ.
    Ich suche ein großes, solide gebautes Haus möglichst nahe der Agora. Falls es Mieter (Bewohner oder Ladenpächter) gibt, sollten diese Eingänge benutzen können, die nicht durch meine Wohnung führen. Es soll mindestens ein großes Andron geben, für das ich mich nicht schämen muss. Die Wände sollen nicht feucht sein, wennmöglich soll auch die Farbe noch erhalten sein, falls dies nicht so ist (ich meine letzteres), kann ich allerdings auch damit leben. Zur Wiederherstellung des Hauses möchte ich nicht mehr als eine kleinere Schar von Handwerkern sowie etwas Putz und Farbe aufwenden müssen, und sie solllte nicht länger als einige Wochen in Anspruch nehmen. Falls es nicht möglich ist, ein solches Haus zu kaufen, wohl aber, es zu mieten, ist mir dies vorläufig auch recht. Im schlechtesten Fall bitte ich dich, auch nach unbebauten Grundstücken Ausschau zu halten oder nach Häusern, die abgerissen werden müssen. In jedem Fall wende dich bitte an Timosthenes, den Baumeister, er soll Haus oder Land auf seine Eignung hin begutachten.


    Nikolaos

    "Sehr gerne.", antwortete Nikolaos, und er meinte es ernst, obgleich ihm nicht entgangen war, dass Theodoros nicht in bester Stimmung zu sein schien. Nikolaos Lehrer machte einen unsicheren Eindruck. So hatte Nikolaos ihn bisher nur selten (oder gar nicht, er wusste nicht, inwieweit er in dieser Hinsicht seiner Erinnerung trauen konnte) erlebt.
    Er zog Theodoros einen Stuhl vor den Tisch in der Mitte des Raumes, versuchte notdürftig auf der Tischplatte etwas Ordnung zu schaffen, wobei es ihm schließlich lediglich gelangt, Platz für zwei Becher zu schaffen, in die er aus einer Kanne, die er aus einem großen mit Eiswasser gefüllten Kelch genommen hatte, stark verdünnten Wein goß. Dann wartete er ab zu erfahren, weswegen sein Lehrer ihn aufgesucht hatte.

    Nikolaos schreckte von seiner Arbeit hoch und verschüttete vor Schreck zu dünnflüssig geratene Tinte über sein Blatt. Leise fluchend wischte er die Pfütze mit einem Lappen auf. Wer mochte da geklopft haben? Ein Mensch, willig sich unterweisen zu lassen? Der alte Sosimos? Oder gar der Gotteslästerer- wie hieß er noch gleich?- den Nikolaos seit ihrem höchst delikaten letzten Zusammentreffen (dessen Verlauf Nikolaos immer noch peinlich war) nicht mehr gesehen hatte? Kassandros endlich wieder? Die Gelehrten des Museions schienen reihenweise einfach zu verschwinden. Ob gar Verbrechen Grund dafür waren?
    Nikolaos erhob sich und ging selbst zum Durchgang zur Säulenhalle. Als er den Vorhang zur Seite geschoben hatte und in das Gesicht des Besuchers sah, erschrak er, doch es war ein freudiges Erschrecken.
    "Theodoros!", entfuhr es ihm. "Welche Freude dich zu sehen!" Beinahe hätte er noch ein Wo warst du solange? angefügt, doch er beherrschte sich. Seinem Lehrer gegenüber gehörte sich ungestümes und übermäßiges Fragen nicht.