Beiträge von Nikolaos Kerykes

    Sim-Off:

    Kein Problem ;)


    Nikolaos bemerkte, dass der Alte seine Aufmerksamkeit von ihm abwandte und sie stattdessen seinem Werk zuwandte. Auf die freundliche Mahnung und den Segen des Alten hin nickte Nikolaos. Sosimos schien wahrhaftig ein Mann zu sein, der schwankte, wie ein Schiff im Sturm, zwischen seinen Launen. Vor Jahren hatte Nikolaos ihn als einen erlebt, der von den Maniai mit sich genommen schien, nun war der Greis sanftmütig und freundlich. Offenbar hatte er nie gelernt, seine Stimmung zu verbergen hinter einer Maske, die nichts sagte, oder aber er hatte dies abgelegt, da es ihm als falsch erschienen war.
    Da sich Sosimos nun endgültig von Nikolaos abwandte, schien es dem neuen Gelehrten passend, den Raum zu verlassen. "Vielen Dank, werter Sosimos", sagte er. "Wir werden einander sicher noch oft begegnen." Mit diesen Worten ging Nikolaos leise hinaus.

    Memmos blickte den Fremden ängstlich an. Er drehte sich rasch nach hinten, zur Gastraumtür, um, warf anschließend einen Blick auf die Gäste, die auf elegant geschwungen Klismoi im Schatten der Säulenhalle saßen, dann drehte er das Gesicht wieder dem Fremden zu. Der Junge schüttelte langsam den Kopf. "Er irgendwo eine Wohnung oder ein Haus gemietet." Memmos wandte sich wieder seiner Arbeit zu, er hatte schon zu lange den Besen nicht mehr geschwungen, Lyros wäre wütend, ganz sicher. Doch dann fiel ihm etwas ein. Er ließ den Besen wieder sinken. "Der Wirt weiß sicher mehr. Du findest ihn in der Gaststube." Ohne auf eine Antwort zu warten, begann Memmos wieder mit seiner Arbeit. Er kehrte das Pflaster des Hofes, als ginge es darum, jedes einzelne Staubkorn, jeden Fleischrest, jeden Vogeldreck durch die offene Tür auf die Straße zu befördern. Die Bewegungen des Jungen waren hastig, er keuchte in der Mittagshitze, während im Schatten der Säulenhalle, hinter Sträuchern in großen Tontöpfen, die Gäste saßen auf ihren Klismoi und verdünnten Wein tranken.

    Bei dem Mann handelte es sich eher um einen Jungen, es war Memmos, der den Hof kehren musste. Nach einem leichten Anflug von Sentimentalität war der fette Wirt an diesem Tag wieder zum gewohnten Umgangston mit Memmos zurückgekehrt, sodass der Junge verängstigt dreinblickte, als ihn plötzlich ein Fremder ansprach.
    "Der ist..." Memmos brauchte eine Weile, bis er den Satz vervollständigen konnte, währenddessen drehte er sich dreimal ängstlich in Richtung der Tür zur Gaststube um. "Der ist..." Memmos drehte sich wieder dem Fremden zu, doch er hielt den Blick gesenkt. "Der ist gestern ausgezogen. Er wohnt nicht mehr hier."

    Für den fetten Wirt kam diese Nachricht sehr plötzlich. Überrascht blickte er seinen Gast an. "Das ist sicher sehr gut für dich, doch ich werde euch beide als Gäste vermissen, meine Jungs. Naja, trotzdem alles Gute zur neuen Bleibe." Ganz von dem Geld abgesehen, dass der Dauergast in Lyros Kasse gebracht hatte, hing der fette Grieche auch an dem Menschen und seinem lustigen Sklaven selbst. Die beiden hatten ihm viel Vergnügen bereitet. "Memmos!", rief Lyros, doch seine eigentlich feste, durchdringende Stimme war etwas brüchig geworden. Als der Sklavenjunge kam, war Lyros erstaunlich zaghaft in seinem Verhalten ihm gegenüber. Als er ihn aufforderte, Wein zu holen, benutzte der Dicke sogar eine Höflichkeitsfloskel, und seine Stimme war, allen Bemühungen zum Trotz, eher weinerlich als herrisch. Als Memmos mit Wein zurückkehrte, riss Lyros ihm die Kanne aus der Hand und füllte den Wein in zwei Becher, von denen er einen Caius etwas trübselig hinüberschob. Bevor Caius überhaupt seinen Becher anrühren konnte, hatte Lyros den eigenen bereits in einem Zug geleert und schenkte sich nach.

    Bin zur Zeit in meinem echten Leben mit einigen nicht ganz angenehmen sondern eher lästigen aber leider wichtigen Dingen konfrontiert, so dass ich auf Beiträge nur ab und an antworten kann, und dann auch nur selektiv oder nach dem Zufallsprinzip.

    Von der doppelten Steuer bin ich auch betroffen, seltsamerweise mit zwei Beträgen, die aus gleichen Ziffern bestehen, wobei hinter dem Komma etwas auftaucht, das nach Zahlendreher aussieht (welche der beiden Steuerbuchungen auch verdreht sein mag).


    edit: noch einmal gründlich die Zahlen durchgegangen, habe eine 6 für eine 9 gehalten, nicht das System hatte den Zahlendreher, sondern ich ;) .

    Nikolaos hatte lange nach Kassandros gesucht, schließlich hatte ihn ein Junge in ein Nebengebäude verwiesen, das dessen Räumlichkeiten beherbergte. Nikolaos klopfte. Während er auf eine Antwort wartete, bestaunte er die große Marmortafel, auf der sich Kassandros verewigt hatte, doch nicht ohne Spott.

    In einem Nebengebäude, hinter einer Säulenhalle, die sich zum Park hin öffnete, waren Nikolaos Arbeitsräume untergebracht. Sie bestanden aus einem größeren Raum, in dem es neben einem großen, schweren Tisch einige Lesepulte sowie Sessel und Hocker gab, sowie an den Wänden Schränke zur Aufbewahrung von Büchern, und einem kleineren Nebenraum, der über eine breite Kline verfügte, die Nikolaos als Ruhebett nutzen konnte.
    Er hatte sich sogleich an die Arbeit gemacht, die Räume nach seinen Bedürfnissen auszustatten. Aus seinem Haus ließ er mit seinem Reisewagen einige Bücher herbeischaffen, die er bei seiner Arbeit gerne zur Hand hätte. Für andere Bücher würde er in die Bibliothek gehen, die nicht weit war. Die Schriftrollen und Armaria, die ihm selbst gehörten, ließ er mit seinem Siegel markieren sowie mit einem außen angebrachten, deutlichen Schriftzug.
    Hier würde er also arbeiten. Nun war er nicht mehr auf die Ruhe der nächtlichen Stunden angewiesen. Hier wäre er ungestört.
    Untericht hingegen, sollten sich Schüler finden, würde er im Garten des Museions erteilen, denn mehr als eine handvoll Menschen passte selbst in den größeren der beiden Räume nicht hinein, zumal er mehr an Einrichtung beeinhaltete, als die Größe es eigentlich zuließ. Außerdem war die Luft, in der größten Hitze des Tages, sehr unangenehm in diesen Räumen.
    Außen ließ er ein bescheidenes Schild angebringen, das aus einer großen, einfachen Wachstafel bestand.


    Nikolaos Kerykes


    Lehrer der Weisheitslehre, der rhomäischen Sprache, der Redekunst.


    Bitte klopfe, wenn du hinein möchtest, doch klopfe nicht zu hart.


    Falls man Nikolaos hier nicht antreffen sollte, wäre er gewiss in der Bibliothek oder im Park des Museions zu finden.

    Nachdem er den ganzen Morgen mit seinen Amtsgeschäften verbracht hatte, flüchtete der Exegetes sich gegen Mittag in die Kühle der steinernen Gewölbe der Thermen des Gymnasions. Zwar waren die Rhomäer im allgemeinen, Nikolaos Ansicht nach, ein eher halbgebildeter und unveredelter Menschenstamm, jedoch konnte er sich eine gewisse Bewunderung für einige ihrer Leistungen, gerade auf jenen Gebieten, die ihm Wohlbehagen verschafften, nicht verwehren.
    Begleitet von zwei Sklaven hatte Nikolaos das Bad aufgesucht. Einer der Sklaven blieb, nachdem Nikolaos sich ausgekleidet hatte, bei den kostbaren Gewändern im apodyterion zurück, der andere folgte dem Herren. Dabei trug er einen Lederbeutel, in dem sich Striegel unterschiedlicher Größe und unterschiedlicher Beschaffenheit der Striegel-Seite befanden, Salbenbüchsen aus Onyx, eine Flasche aus grünem, dünnem Glas, in der sich Öl befand, sowie einige andere kleine Notwendigkeiten für die Pflege des Leibes.
    In Sandalen mit dicken Holzsohlen ging Nikolaos über den heißen Marmorfußboden zum Becken mit dem heißen Wasser. Davor blieb er stehen, ließ den Sklaven ihm die Sandalen abstreifen, dann ließ er sich ins heiße Wasser sinken, dessen Oberfläche hinter dem aufsteigenden Dampf nicht zu erkennen war. Ein wohliges Gefühl ging durch seinen Körper, er spürte, wie die Spannung aus seinen Gliedern wich. Lange war er nicht mehr hier gewesen, er hatte in letzter Zeit häufiger das kleine Bad in seinem Haus aufgesucht, das wohlbemerkt nur aus einem einzigen Becken bestand, in dem gerade einmal ein Mensch liegend Platz fand. Dort jedoch fehlten die Möglichkeiten zu dem Ritual, das das Baden bei den Rhomäern ausmachte, und das Nikolaos mit Vergnügen übernommen hatte. Außerdem fehlte die Gesellschaft. Wobei diese an diesem Tag zur Mittagshitze auch in den Thermen des Gymnasions ausblieb. In einer der Ausbuchtungen des heißen Beckens saßen zwei Männer und unterhielten sich. Jedoch schienen sie sehr mit sich selbst und ihrem Gespräch beschäftigt, sodass sie den Exegetes gar nicht bemerkt hatten.

    "Dann bist du ja gewissermaßen mit einem berühmten Mann verwandt." Nun ja, berühmt war Silanus gewiss nicht, die Beliebtheit beim einfachen Volk von Alexandria dürfte sich ohnehin für einen rhomäischen Offizier in Grenzen gehalten haben. Jedoch konnte es nicht schaden, einflussreichen Rhomäern etwas zu schmeicheln. "Nun, da die Muße hast, worauf ich mir zu schließen erlaube, rate ich dir, das nachzuholen, wozu du nicht gekommen bist.", fuhr Nikolaos freundlich fort. "Ich selbst habe nur noch wenig Muße, dies wahrzunehmen, doch, ohne dass du darin Eigenlob vermuten solltest, ist Alexandria eine der schönsten Städe der Erde. Du solltest unbedingt einen Ausflug zum Paneion machen. Von dort aus überblickst du das ganze Stadtgebiet, nun, nahezu das das ganze."

    Die Diener des Nikolaos hatten einen Teil der Säulenhalle, die das Tychaion umgab, mit durchscheinenden Tüchern aus schwarzer Seide vom übrigen Gebäude abgetrennt, um Säulen schweren schwarzen Seidenstoff drapiert, sowie Thymiankränze und Rosengirlanden angebracht. Inmitten dieses Speiseraumes in der Kühle der Säulenhallen, durch den der Wind zog, von den Tüchern gedämpft und vom Staub bereinigt, und in den schwach ein Hauch des Lärms der Straßen Alexandrias drang, standen leichte Speiseliegen um niedrige, runde Tische gruppiert. In der Mitte des abgetrennten Teils der Säulenhallen stand eine dreiteilige Klinengruppe auf einem schweren Teppich. Diese war den Eparchos, einem seiner Begleiter sowie den Pyrtanen reserviert.
    Hinter den Vorhängen standen Diener bereit, auf Tischen standen Speisen und Getränke bereit.

    "Das ist sehr bedauerlich", meinte Nikolaos höflich. "Das Museion hatte in dir sicher einen zuverlässigen Gehilfen gehabt, und vielleicht hätte dir sogar der Weg zu einem Leben als gelehrte Frau offen gestanden." Auch Nikolaos überging die Tatsache, dass er damals Schüler gewesen war, sowie die Umstände, unter denen ihr erstes Zusammentreffen stattgefunden hatte. "Du scheinst bereits einige Zeit in dieser Stadt zu leben?", fragte er. Dass er, für ihn ungewöhnlich, so gesprächig war, mochte wohl an der noch ausstehenden Arbeit liegen, die in einer Truhe verschlossen aber dennoch unbezwingbar und ungnädig auf ihn wartete. Hoffentlich würde der Grammateos bald kommen, dachte Nikolaos. Dann würde er zum Museion gehen oder aber zurück auf sein Landgut fahren. Er brauchte schnell ein eigenes und seines Amtes würdiges Haus innerhalb der Stadt. Bei Gelegenheit würde er sich danach umsehen. Die nächtlichen Aufenthalte in seinem Gasthaus oder aber die langen Fahrten zu seinem Landgut stellten einen Zustand dar, den er nicht länger ertragen wollte. "Darf ich fragen, inwieweit du mit dem rhomäischen Offizier Lucius Iunius Silanus verwandt bist?", fragte Nikolaos. Diesen hatte er, wenn auch nur am Rande und obeflächlich, auf den von ihm selbst organisierten Theaterspielen kennen gelernt, wenngleich der Iunier den Exegetes nicht sonderlich interessiert hatte, was aber auch umgekehrt der Fall gewesen zu sein schien.

    Die recht freizügige Bemerkung der Frau ließ Nikolaos aufhorchen. Wie sah bloß dieser Lebensstil aus? Glücklicherweise war sie alt, sonst hätte sich Nikolaos fragen müssen, ob er der Polis da gerade eine wirklich ehrbare Bürgerin bescherte. So aber beließ er es dabei. Auch die Frage nach einem Bruder oder einem anderen Verwandten, dem diese Frau als Mündel unterstehen könnte, verkniff er sich. Zwar hatte sie ausdrücklich auch auf die wiederholte Frage hin keine positive Antwort gegeben, doch Nikolaos wollte sich damit nicht länger aufhalten.
    "Nun gut", meinte er wohlwollend. "Ich werde den Eponminatographos so bald wie möglich davon unterrichten. Doch nun etwas ganz anderes:" Er sah die Alte an. Er hatte das richtige Regal in seiner Erinnerung gefunden. "Bist du Mitglied der Priesterschaft der Musen, oder Dienerin der Priesterschaft?", fragte er höflich, doch nicht ohne eine gewisse Neugierde.

    Hatte er die Frau schon einmal gesehen? Langsam kam ihr Gesicht Nikolaos immer bekannter vor. Doch er konnte es nicht so recht einordnen in die Bibliothek seiner Erinnerungen, die wohl der des Museions an der Größe in nichts nachstand, jedoch unübersichtlich war. Für das Gedächtnis gab es keine Pinakes, in denen man nachschlagen konnte.
    Ihren letzten Satz nahm Nikolaos mit zweifelnder Miene auf. "Du bist also mündig?", fragte er noch einmal. Ihre ausweichende Antwort hatte Misstrauen in ihm erregt. "Lebt dein Vater noch? Hast du einen Ehemann?", fragte er weiter. Es missfiel ihm, derart unfein nachzubohren, doch er wollte sich keinen Ärger mit dem rhomäischen Beamtentum einhandel, sollte diese Frau die Eintragung als freie Ehrenbürgerin der Polis Alexandria nutzen, um der Vormundschaft von Vater oder, was in ihrem Alter wahrscheinlicher war, Ehemann zu entfliehen. Von solchen Betrügereien und den Scherereien, die dadurch entstanden waren für Beamte, hatte Nikolaosl bereits zur Genüge gehört.

    Nikolaos staunte ob der Bildung, die diese Frau bewies, indem sie ihm auf Attisch antwortete. Als sie ihren Namen nannte, bestätigte dies seine Vermutung bezüglich ihrer Herkunft. Das Lächeln der Frau erklärte sich ihm nicht so recht, was es zu bedeuten hatte, konnte er nicht einmal vermuten. Die Art des Lächelns war jedoch alles andere als großmütterlich. Dem Exegetes bereitete es ein gewisses Unbehagen, dass er feststellen musste, dass er nicht in der Lage war, diesen Gast zu durchschauen, was ihm für gewöhnlich leicht fiel.
    Er sah der Alten in die Augen und versuchte in ihnen etwas zu lesen, von dem, was hinter diesen Augen liegen mochte.
    "Ich nehme an, dass du Bürgerin der Polis Rom bist?", fragte Nikolaos. "In diesem Fall genießt du ohnehin den Gesetzen Alexandrias nach die gleichen Rechte wie ein alexandrinischer Bürger. Dann kann dir ohne weiteres auch die Proxenie verliehen werden. Wenn du es wünschst, werde ich den Eponminatographos bitten, dich als Ehrenbürgerin eintragen zu lassen in die Verzeichnisse der Polis. Ich setze hierbei natürlich voraus, dass du mündig bist." Er sah die Rhomäerin fragend an. Nebenbei holte er ein Stück Papyrus hervor und begann etwas zu schreiben. Er hoffte, sein Grammateos würde bald wiederkehren, da er wenig Lust verspürte, selbst zum Eponminatographos zu laufen. Er konnte den Priester des Basileus-Kultes nicht ausstehen.

    "Chaire", sagte Nikolaos höflich. Unauffällig musterte er die Frau. Sie schien nicht mehr die Jüngste zu sein. Wobei es bei den Rhomäern üblich war, dass Frauen bis zum vierzigsten Lebensjahr als iuvenis bezeichnet wurden. Dass diese Frau möglicherweise Rhomäerin war, schloss Nikolaos daraus, dass es für hellenische Einwohnerinne der Stadt eher unüblich war, ohne männlichen Vorsprecher Beamten aufzusuchen. Doch vielleicht täuschte er sich auch. Schließlich waren die alten Sitten im Begriff, langsam zu zerfallen, was dem Exegetes weder ein Übel war noch eine Freude. Zwar war ihm der Fortbestand der überlieferten Ordnung wichtig, schließlich nütze sie ihm, und er war im Grunde auch etwas, das man als guten Hellenen bezeichnen konnte, jedoch scherte er sich um Kleinigkeiten wie diese in seinen Augen recht wenig.
    "Dieser bin ich.", fügte er hinzu. "Ist es mir erlaubt zu fragen, mit wem ich die Ehre habe und aus welchem Anlass?" Die Worte perlten nur so über seine Zunge, sodass sie funkelten. Nikolaos war auf sein vornehmes Attisch sehr stolz, beinahe lag eine gewisse Hochmut darin, mit welchem Gefühl (oder mit welcher Einbildung) der Überlegenheit er es gebrauchte. Natürlich ließ er davon seinem Gegenüber nichts merken.

    Der Grammateos des Exegetes war gerade auf einem der zahlreichen Botengänge, auf die sein Herr ihn oft schickte. Auch die drei Epheben des Nikolaos waren nicht anwesend. So gab seine eigene Stimme ein kurzes "Herein!" als Antwort aus dem Hinteren der Arbeitsräume. Die Tür war nicht verriegelt, denn da Nikolaos gerade damit beschäftigt war, einige Ausgaben, die durch seine Amtstätigkeit ihm entstanden waren, durchzurechnen, eine Aufgabe, die er nur zu gerne einem anderen übertragen hätte, war er über die Störung eher erfreut. So konnte er nun ruhigen Gewissens die Papyri wieder aufrollen und und in die Truhe legen. Dann setzte er sich wieder und wartete auf das Eintreten des Besuchers.

    "Die Aufklärung des Falles ist in jedem Fall vorzuziehen", pflichtete Nikolaos ihm bei. Da der Strategos versprochen hatte, sich an die Rhomäer zu wenden, war der Exegetes spürbar freundlicher geworden. "Wenn es die Aufklärung nicht gefährdet und es bereits etwas nennenswertes über die Angelegenheit zu berichten gibt, wäre es doch sehr interessant, wenn du, werter Strategos, der Versammlung etwas darüber berichten könntest."

    Nikolaos ging einen Schritt auf den Eparchos zu. "Ich danke dir im Namen der Polis für deinen Beistand an diesen traurigen Tagen.", sagte er ernst und höflich. Die Kränkung durch den Eponminatographos wirkte noch lange nach, doch dies war nicht die Schuld des Eparchos, daher ließ Nikolaos sich ihm gegenüber nichts davon anmerken. Es hätte sich nun geschickt, dem hohen Gast Bewirtung in seinem Haus anzubieten, doch das einzige Haus des Nikolaos, das dafür geeignet gewesen wäre, lag außerhalb der Stadt. Und in sein Gasthaus oder gar in sein Lagerhaus wollte er den Eparchos nicht führen... . "Wenn du nicht sofort in deinen Palast zurückkehren möchtest, so wäre es mir eine Freude, dich im Tychaion zusammen mit deinen Begleitern und den Pyrtanen der Polis bewirten zu dürfen. Ich habe bereits einige meiner Sklaven losgeschickt, Speisen und Getränke zu kaufen und zu bereiten."


    edit: Rechtschreibungsschnitzer entfernt.