Nikolaos hatte das Zeichen verstanden, obgleich man ihn in gewisserweise weltfremd nennen konnte, zumindest weltfremd aus Sicht der Elenden, die ihre Welt die Welt nannten. Außerdem war ihm die Geste der Frau auch aus seiner Welt bekannt, dort freilich verbarg man solche eindeutigen Gesten hinter süßlichen Worten. Daher lächelte er der Frau ins Gesicht, bemüht dabei trotz einer gewissen Abscheu freundlich zu wirken, zog einen Beutel hervor, der an einer Kordel befestigt war, die ins Innere seiner Gewänder führte, und entnahm ihm demonstrativ genau die Hälfte des Inhaltes (natürlich hatte er an versteckter Stelle noch einen weiteren Beutel bei sich). Immer noch warm lächelnd legte er die Drachmen, eine übertrieben große Anzahl an Drachmen, in die Hände der Bettlerin. "Das ist wirklich sehr bedauerlich, gute Frau." ,säuselte Nikolaos süßlich. Langsam, sehr langsam machte er Anstalten, den Beutel wieder einzustecken, ließ jedoch seine Hand kurz vor der Gewandfalte innehalten.
Beiträge von Nikolaos Kerykes
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Nikolaos hatte Mühe, der Antwort des Strategos zu folgen, schien sie ihm doch ein wenig wirr. Daß der oberste Stadtwächter ihn anredete, wie einen König, schmeichelte ihm einerseits, andererseits hatte es eine gewisse Peinlichkeit.
"Verehrter Strategos!", setzte Nikolaos erneut an. "Wäre es nicht besser, auch die Frage der so genannten Ehrengarde hintenan zu stellen? Schließlich nützt eine sogenannte Ehrengarde nicht, wenn sie schlecht bewaffnet ist und nicht gut ausgebildet. Ich denke, wir sollten das Thema der sogenannten Ehrengarde mit dem der Verbesserung der Ausrüstung und Ausbildung der Stadtwache vereinen. In meiner Amtszeit hatte ich bereits das Zugeständnis der Rhomäer, von diesen für eine gewisse Anzahl von Stadtwächtern, fünfzig um genau zu sein, die außer der Stadtwache keinen Beruf nachgehen sollten, Schwerter zu erhalten, um aus diesem Teil der Stadtwache eine Abteilung für besondere Aufträge zu haben. Die von dir so bezeichnete und geplante Ehrengarde indes könnte wiederum eine andere Abteilung darstellen. Aus diesem Grunde eben schlug ich vor, diese Angelegenheit als ein und dieselbe zu betrachten, und uns nun vielmehr der derzeitigen Angelegenheit zu widmen." Er blickte sich in der Runde um. "Möchte jemand von euch dem Strategos dazu eine Frage stellen?"edit: Akkusativ-n durch Dativ-m ersetzt in einem Satz.
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Zu Nikolaos Freude war der Strategos schnell zum Thema gelangt. Nach einer kurzen Lobrede, die nicht frei von Eigenlob war, hatte Cleonymus den Vorschlag herbeigezogen und den versammelten Männern vorgeführt.
Der Vorschlag indes war nicht minder plakativ und zügig vorgetragen, dennoch versetzte er Nikolaos in Überraschung und ließ Fragen aufkommen. Am liebsten hätte der Exegetes etwas entgegnet wie: Wunderbar, kaufe du deinen Männern die Kleider, die du für richtig hälst (und sollte es sich dabei selbst um Chitons aus Seide handeln (die der Exegetes bevorzugt trug)), und behellige deine Mit-Beamten nicht weiter damit. Doch so einfach wäre es gewiß nicht. Sicher wollte der Strategos, was Nikolaos ihm keinesfalls verübeln konnte, die Staatskasse für seine Seidenhemdchen plündern.
"Werter Strategos", sagte Nikolaos höflich. "Dein Vorschlag ist wahrhaftig keiner , über den man nicht diskutieren sollte, wir sollten ihn gleich wieder aufgreifen, zuvor jedoch würde ich sehr gerne erfahren, wie es um die Bewaffnung und die Ausbildung der Wächter durch die Rhomäer aussieht." Die Frage, ob die Errichtung der so genannten Ehrengarde mit den Rhomäern abgesprochen war, ließ Nikolaos zunächst außer acht, da es ja nur um Seidenhemdchen ging... Wobei: Die Rüstung! Nikolaos beschloß, darauf noch zurückzukommen, schließlich hielt er den Strategos für nicht ganz frei von Hintergedanken, wiegeartet diese auch sein mochten. Er ließ sich einige Wortlaute der Rede noch einmal durch den Kopf gehen. Für Aufsehen sorgen! Nikolaos stutzte. Aufsehen war das letzte, was ihm jetzt nützlich sein konnte. Aufsehen hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Aufruhr. Nun gut, er würde abwarten. -
Direkt freundlich war die Einäugige. "Von hier aus hast du gewiss das Haus dort drüben im Blick-" Er deutete auf die verlassene Behausung des Timokrates. "Vielleicht kennst du sogar den Besitzer, er ist in der Stadt sehr bekannt... ." Er lächelte sie nun ebenfalls an. "Ich bin ein guter Geschäftsfreund von ihm. Er ist vor einiger Zeit krank geworden, und ich wollte mich nach seinem Befinden erkundigen. Doch als ich an seine Tür kam, antwortete niemand auf mein Klopfen, stattdessen hing dort ein Schild, wonach der Besitzer auf Geschäftsreise sei." Nikolaos war geübt darin, Fragen auf scheinbar harmlosen Schleichwegen zu stellen, das Staatswesen hatte ihn darin gut gelehrt.
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Nachdem ein erneuter leichter Anflug von Ärger verflogen war, kehrte er zu seinem Problem zurück. Wie ordnen? Wie überhaupt sollte er das Werk verfassen? In Versen? Als Dialog? Nein, nicht als Dialog, dafür war das Thema zu vielgestalt, es gab eigentlich kein Thema, es würde sich um eine bunte Sammlung halten. Also prosaisch und als Einrede. Doch die Ordnung?*² Zuerst kam jedoch die Tinte und das Papyrus. Nikolaos erhob sich. Er verließ den Raum, um an einem Brunnen im Garten die Hände zu waschen und sein Gesicht zu kühlen. Ein Gelehrtendasein war beinahe ebenso mühselig wie das Dasein als Staatsmann. Das Dasein eines Schusters, Krämers, Hausdieners, Landarbeiters, Kloakenreinigers hatte Nikolaos indes noch nie geführt... .
*²Alphabetische enzyklopedische Werke waren bis in die frühe Neuzeit hinein unbekannt oder unüblich.
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Die Liste schien kein Ende zu nehmen. Nikolaos seufzste. Hinfort mit der rhomäischen Sprache und den griechischen. Doch was sollte er mit den Heilmitteln machen? Sie waren mal pflanzlicher Art, doch es gab auch solche tierischer Art. Genauso wie es Heilpflanzen gab, also in Heilmittel und Pflanze eingeordnet? Dann gäbe es viele Abhandlungen mehrfach. Er brauchte eine Ordnung, die so etwas ausschloss, alles umfasste und doch das Suchen erleichterte. Vielleicht sollte er zuvor mit dem Schreiben beginnen, bevor er dies mit dem Ordnen tat. Er brauchte Gehilfen.
"Verflucht." Er hatte mit seinem Schilfrohr gekleckst. Auf dem ersten Papyrus war die Tinte nun getrocknet. Ob man es abschaben konnte wie Pergament? Nikolaos wusste dies nicht, solche Arbeiten überließ er meist seinem Grammateos oder Peistratos. Er nahm einen Schaber und machte sich ans Werk. Ungeschickterweise setzte er die Klinge falsch an, sodass er das Papyrus zerschnitt und eine Kerbe in den Tisch machte. Er nahm einen Bimsstein, doch damit ließen sich zwar die Blätter glätten, die Tinte jedoch nicht wegschleifen, zu tief war sie in die Fasern eingesickert. -
Er legte sich einen Papyrus auf den Tisch und bereitete Tinte vor. Dabei verhielt er sich etwas ungeschickt, sodass seine Finger schwarz wurden. Als er schließlich den gemahlenen Pigmentstaub mit Wasser verflüssigte, schwappte zuviel aus dem Fläschchen und es spritzte dunkel über Tisch, das neue Papyrus, sowie Nikolaos Hände und seinen weißen Chiton. Leise fluchte er. Dann wischte er sich die Hände am nun ohnehin beschmutzten Gewand ab, nahm den Papyrus vom Tisch und legte einen neuen auf. Er musste sich Peistratos in seine Arbeitsräume holen, oder aber er brauchte einen Schüler, der das Schreiben für ihn übernehmen konnte.
Die Musik
Die Baukunst
Die Pflanzenkunde
Die Kleidung verschiedener Völker
Die Tierkunde
Die rhomäische Sprache
Die griechischen Sprachen
Die Götter
Die Götter fremder Völker
Städte
Flüssse
Gegenden
Speisen und Getränke
Heilmittel
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Der primus inter pares (auf rhomäisch gesprochen) des Koinons war etwas überrascht gewesen, als er erfahren hatte, dass der Strategos eine Sitzung einberufen hatte.
Nikolaos war nicht frei von Sorge, was den Inhalt dieser Sitzung betraf. Was mochte sich Cleonymus da ausgedacht haben?
Da er nicht besonders in Kenntnis gesetzt worden war, was er dem Strategos, dem er zu diesem Amt verholfen hatte, ein wenig übel nahm, schwieg er und wartete darauf, dass dieser selbst sein Anliegen vortrüge.
Als jedoch die Eröffnungsrede auf sich warten ließ, warf er dem Strategos einen auffordernden Blick zu. Er wollte die Angelegenheit rasch hinter sich bringen, da er an diesem Tag noch einige Pflichten hatte. -
Ich bin immer noch etwas klapprig auf den Beinen. Doch ich schaue so ziemlich jeden Tag hier herein. Wer auf eine Antwort in irgendeinem Thread von mir möchte, ist gebeten, mir eine Pn zu schreiben. Ansonsten wird sich meine schreiberische Aktivität für einige weitere Tage in Grenzen halten.
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Ich melde mich hier für einige Tage ab. Ich verbringe momentan etwa dreiviertel des Tages im Bett, den Rest mit allen möglichen Kuren. Scheint irgendwie eine Mischung aus Heuschnupfen und Sommergrippe zu sein.
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Der Exegetes, der immer noch über kein angemessenes Haus in Alexandria verfügte und dessen Nerven die langen Wagenfahrten von seinem Landhaus nach Alexandria und umgekehrt oder aber die Übernachtungen in seinem eigenen Gasthaus zusetzten, hatte sich von seinem Grammateos eine Liste anfertigen lassen mit allen Häusern, die unbewohnt schienen. Als er darauf Haus des Timokrates aus Kyrene gelesen hatte, war er neugierig geworden. Er hatte Timokrates lange nicht mehr gesehenm, seit sich dieser plötzlich aus seinen politischen Ämtern zurückgezogen hatte, es hatte gehießen, er sei krank geworden. Nun schien er gar aus Alexandria verschwunden.
So hatte sich Nikolaos in der Frühe in seiner Sänfte zu dem Haus tragen lassen. Es erinnerte an einen faulen Zahn in einer sauberen Zahnreihe, dieses Haus, dessen Putz abbröckelte. Offenbar hatte hier lange keine Handwerker mehr gewirkt. Mit einem überschaubaren Aufwand jedoch würde dieses Haus rasch wieder herzustellen sein. Während die Träger seine Sänfte und darin Nikolaos die Fassade auf und abtrugen, damit dieser sie begutachten konnte, was wohl einen komischen Eindruck erwecken mochte, war dem Insassen ein Schild an der Eingangstür aufgefallen. Er befahl den Trägern, die Sänfte hinunterzulassen, damit er aussteigen konnte.
Auf Geschäftsreise, was mochte das bei Timokrates bedeuten? Nikolaos blickte ratlos die Fassade hinauf. Diese Geschäftsreise schien ihm sehr lange zu dauern. Außerdem hatte Timokrates offenbar niemanden damit beauftragt, sein Haus in Stand zu halten. Er wollte wieder auf seine Sänfte steigen und sich zu seinem Handelshaus tragen lassen. Doch plötzlich fiel ihm ein abgerissenes Weib auf, das auf der anderen Straßenseite an eine Mauer gelehnt saß und ihn zu beobachten schien. Nikolaos schickte seine Sänftenträger mit der Sänfte davon. Er ließ einen weiteren Augenblick verstreichen, nachdem die Sänfte hinter der Straßenecke verschwunden war, dann ging er auf das Weib zu.
"Chaire", sagte Nikolaos. "Sitzt du hier jeden Tag?"edit: Signatur hinzugefügt.
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Leichtfüßig betrat Nikolaos das Zimmer. "Chaire, Kassandre.", sagte er im Hineingehen. "Dein Vortrag vor einiger Zeit war wirklich interessant, auch wenn du einige Antworten schuldig geblieben bist." Nikolaos lächelte zart. "Doch die wollte ich nun nicht einklagen bei dir. Ich würde vielmehr gerne unser Gespräch über die Einheit aller Götter, wenn ich es einmal so nennen darf, fortsetzen. Natürlich nur, wenn du Zeit dazu hast und ich dir keine Umstände bereite." Auf die protzige Marmortafel kam Nikolaos nicht zu sprechen, er wusste nicht, in wie weit der Alte mit Humor gesegnet war.
Sim-Off: Kein Problem. Es freut mich trotzdem, dass du wieder aktiv bist
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Lyros musterte den Fremden. Zuvor jedoch hatte sein Gesicht das übliche feiste Grinsen angenommen, das ebenso zu Lyros gehörte wie seine zehn Talente Speck. (Über die hinaus das Gewicht von Knochen und Organen nahezu zu vernachlässigen war.) "Chaire, werter Herr.", antwortete Lyros in Koiné. Mit dem Lateinischen hatte er es nicht so sehr. Auf die Frage des Fremden hin dachte er einen Augenblick nach. "Insula Angularis, an der Via Orientalis, im ersten Stock.", meinte er schließlich. "Richte Archias liebe Grüße von Lyros aus." Lyros nahm inzwischen eine Bestellung vom großen Ägypter auf und schenkte Wein in eine Kanne. Dann blickte er wieder zum Fremden auf. "Kann ich dir etwas zu trinken machen?", fragte er. Zwar schien der Fremde mit dem etwas griesgrämigen Gesicht nicht gerade in gemütlicher Stimmung zu sein, doch man konnte nie wissen, ob nicht doch noch ein Geschäft zu machen war.
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"Ich bin dir Dank schuldig, mein Guter, für eure nette Gesellschaft.", meinte Lyros, wieder ein wenig wehleidig, doch deutlich gefasster, sodass eine Entwicklung seiner Erscheinung zurück zum alten Schlitzohr Lyros bemerkbar war. Inzwischen hatten sie das Tor zur Straße erreicht. Lyros war etwas aus der Puste, doch er er blieb tapfer. Plötzlich ging ein Grinsen über Lyros Gesicht. "Age, Römer", sagte er in einem sehr gebrochenen Latein. "Agete, ihr beiden.", fügte er noch hinzu, als er Katander mit dem Gepäck auf sie zukommen sah. "Und natürlich auf baldiges Wiedersehen."
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Die Gruppe von Gästen erreichte, mit dem Exegetes und dem Eparchos an der Spitze, das Tychaion. Nikolaos sah sich um. Seine Diener hatten alles zu seiner Zufriedenheit vorbereitet. Sein aufgewühlter Geist beruhigte sich ein wenig. Nur die beiden Stadtwächter im Inneren des Seidengezeltes störten ihn. Er ging auf den Strategos zu.
[SIZE=7]"Bitte sorge dafür, dass die beiden Wächter verschwinden."[/SIZE], flüsterte der Exegetes, zwar freundlich, doch bestimmt und keinen Widerspruch duldend. [SIZE=7]"Es ist dem Eparchos sicher nicht angenehm, wenn er sich beim Speisen von Stadtwächtern anstarren lassen muss."[/SIZE], setzte er noch hinzu. Dann wandte er sich wieder vom Strategos ab und kümmerte sich um den Ehrengast.
Inzwischen waren auch die letzten Pyrtanen eingetroffen, selbst der Eponminatographos, dem Nikolaos unauffällig einen verächtlichen Blick zuwarf. -
Nikolaos hatte auch eine Abschrift jener Arbeit, die ihn in den Stand eines Gelehrten gebracht hatte, in seine Räume gebracht. Besonders der besondere Teil, wie er ihn selbst genannt hatte, weckte erneut das Interesse des Urhebers selbst. Er wollte einen Teil der Welt ordnen. Ähnlich wie es ein gewisser Rhomäer namens Plinios getan hatte. Das Werk, das zu beginnen er nun beschloss, würde, das wusste Nikolaos, nie vollendet sein. Gleich einem Baum würde es immer weiter wachsen. Eine Sammlung des Wissens der Welt sollte es werden. Dazu würde Nikolaos Hilfe brauchen. Doch zunächst musste er entscheiden, wie er diesen Haufen Wissen, den er aufzuschütten gedachte, ordnen wollte.
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Langsam zeigten die Aufmunterungsversuche des Caius ihre Wirkung. Ein Lächeln zog sich über das feiste Gesicht des Lyros, doch es war nicht frei von Wehmut. Das Lob auf sein Geschäft ließ den Wirt sogar ein wenig stolz werden.
"Wenn du Hilfe mit deinem Haus brauchst, sag' mir einfach bescheid, ich schick' dir dann einen von den Sklaven vorbei, die sind stinkfaul, die können gar nicht genug Arbeit gebrauchen. Wenn du Ärger mit den Beamten der Stadt hast, sag' mir auch bescheid, glaube mir, ich weiß Wege, wo man das regeln kann." Jetzt musste Lyros sogar ein wenig grinsen. "Wenn du sonst noch was brauchst, sag' mir auch bescheid. Und lass dich blicken, mein Junge, sonst wird dem alten Lyros noch stinklangweilig." Jetzt fiel er wieder zurück in eine Art von Traurigkeit. "Soll ich eben den großen Ägypter holen, damit er euren Kram in deine Wohnung trägt?", fragte er und erhob sich, wie immer, sehr schwerfällig. Zehn Talente Fleisch waren nicht leicht zu bewegen... . -
Nun erreichte endlich auch der Stier das Gewölbe. Die Gesänge und die Trommelklänge schwollen an. Nikolaos war benommen. In Bronzeschalen, unter denen Öllampenflammen brannten, die die Schalen erhitzten, verdampfte Opium, in anderen Schalen verbrannten Kräuter. Der Dampf und der Rauch vermischten sich mit den Ausdünstungen der Menschenleiber zu einem Nebel, der schläfrig machte und doch keine Ruhe brachte, sondern den Leib in Erregung versetzten. Die Eingeweihten legten ihre Kleider ab, die Frauen trugen nur noch schwarze Tücher, wie Bänder um ihre nackten Körper gelegt. Schweiß stand auf ihren Häuten, deren unterschiedliche Farben im Licht der Fackeln zu einem gleichen, gespenstischen warmen Weiß geworden waren. Schweiß ließ die Häute schimmern, ebenso die duftenden Öle, mit denen sie sich eingerieben hatten. Die Gesichter der Eingeweihten waren verzerrt zu Theatermasken. Nicht nur Rauch und Dampf erfüllte die Höhle sondern auch der Lärm. Nikolaos schmerzten die Ohren.
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Uralte Dithyramben sangen die Menschen. Nikolaos hatte sie schon lange vor dem Mysterium mit der Hilfe des Nikodemos gelernt. Die Menschen legten vor dem Eingang des Gewölbes Geschlecht, Ämter, Herkunft und allen fassbaren Reichtum ab, wie man Kleider im Umkleideraum eines Bades ablegt. Nun war Nikolaos an der Reihe, in die Dunkelheit zu treten. Etwas zögerlich ging er die steinernen, ausgetretenen Stufen hinab. Am unteren Ende des schmalen Treppenschachtes flackerte das Licht vieler Kiefernfackeln und bronzener Kandelaber. Schwerer Duft von Harzen und vom verdampften Opium begrüßte Nikolaos. Das Gewölbe war nicht sehr groß, die Menschen standen dicht beieinander, um in der Mitte, um einen großen, nur grob behauenen Steinblock Platz zu lassen. Nikolaos stellte sich zu den anderen Nichteingeweihten. Am Steinblock bereiteten sich bereits der Hierophant, Nikodemos, und die anderen hohen Priester auf das Opfer vor.
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Der fette Grieche schluckte und senkte den Blick. Memmos war einen Augenblick im Raum stehengeblieben, zu seiner Bestürzung musste der Sklavenjunge feststellen, dass ihn der Dicke nicht augenblicklich zornig hinauswarf. Der zweite Becher Wein des Lyros war ebenso schnell geleert wie der erste.
"Ja, der Laden läuft echt nach aller erster Güte, ich könnte mir für meinen Speck keinen schöneren Aufbewahrungsort vorstellen, mein Guter. Doch die meisten, die sich hier breit machen, sind einfach Schafsköpfe, manchmal würde ich diesen aufgeblasenen Schönlingen, die hier halt machen, aber mich, den Gastgeber, wie ein Sklavenweib behandeln oder aber den dreckigen Pennern, die sich um jede Drachme, die ich von ihnen will, drücken, manchmal würde ich dieses Pack gerne verprügeln..." Lyros säufzste. "Anständige Gäste, wie du, sind dagegen selten. Schöne Scheiße. Naja, mein Guter, sag' mir doch mal, wo du wohnst, und versprich mir, oft vorbeizukommen, und bring deinen netten Sklaven mit, ihr gehört zu denen, die ich nach einigen Malen nicht mehr beim Würfelspiel beschissen habe, und das heißt schon verdammt viel." Wieder ging ein Säufszen durch den Fleischberg, der gegenüber Caius am Tisch saß. "Willst du noch Wein?"Sim-Off: Wenn es, bedingt durch die momentanen Serverprobleme,nicht verloren gegangen ist, dürfte ein Angebot in der WiSim sein, falls nicht, sag bescheid, ich reich es dann später nach ;).