Nikolaos blieb reglos sitzen. Er lauschte den fernen Klängen, den gedämpften Worten, die aus einem Teil des Hauses kamen, der weitab diesen Zimmers war. Im Hof, in den Beeten, die ins Pflaster eingelassen worden waren, und die mit Sträuchern und Blumen gefüllt waren, deren Düfte bis zu Nikolaos Zimmer hinauf stiegen, sangen Zirkaden. Über dem Haus, durch die schwarze Nacht, zerschlugen die Flügel von Fledermäusen und von Vögeln die Luft, die noch warm war und hier außerhalb der Stadt ungewohnt duftete. Die Luft zog zum Meer hinüber. Während sie tags oft salzig schmeckte und nach Algen, war sie nachts oft mit Sand durchsetzt und trocken.
Nikolaos legte seine Chlamys ab und seine Sandalen. Barfuss würde er in der Prozession zur Höhle gehen, barfuss durch den Sand der Dünen. Er öffnete einen kleinen Lederbeutel, den er zuvor auf das Bett gelegt hatte, zog einen Krümel Opium hervor, schon ihn sich in den Mund und zerkaute ihn dann, langsam und bedächtig. Die Gewürze, die dem Saft des Schlafbringers beigemischt waren, lösten sich nun im Speichel und erregten die Zunge. Schwer und süß und zugleich etwas bitter schmeckte es. Nikolaos kaute ausgiebig, schlürfte den nun gewürzten Speichel hinunter. Nach einiger Zeit schien eine Art Dunst um seinen Kopf aufzusteigen, sein Geist schien in warmes Wasser gelegt zu sein, weich und ruhig. Die Stimmen aus den fernen Teilen des Hauses wurden schwächer.
Beiträge von Nikolaos Kerykes
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Dem Aulos verwandt ist die Synrix. Diese besteht in einer Anzahl von kurzen Pfeifen, die unterschiedlich sein kann, die aneinandergebunden sind, und die teils gleichzeitig, teils abwechselnd durch den Atem des Spielers mit Leben erfüllt werden. Wie beim Aulos ist hierbei ein Atem nötig, der nicht unterbrochen wird. Die Vielzahl an Tönen wird nicht nur, bei manchen solcher Instrumente gar nicht, durch das Abdecken unterschiedlicher Löcher in den Rohren erreicht, sondern durch die Vielzahl an unterschiedlich großen und unterschiedlich geformten Röhren. Die Synrix vermag nicht, wie der Aulos, starke Klänge zu erzeugen, daher ist sie zur Begleitung des Chores weniger geeignet als zur Begleitung des Alleingesangs, zur Übernahme einzelner Zwischenstücke ohne Gesang oder aber als untergeordnete Stimme neben anderen Instrumenten.
Ein weniger wichtiges Instrument ist das Tympanon. Es besteht aus einem runden Rahmen und einer Tierhaut oder aber einem Fell aus einem auseinandergezogenen Darm, die darüber auf beiden Seiten straff gespannt ist. Durch Schläge mit der Hand wird diese Haut zum Schwingen gebracht. Es wird vor allem bei Prozessionen eingesetzt und zur Begleitung von anderen Kulthandlungen, in der Kulthandlung des Schauspiels ist sie allenfalls zur Unterstützung der Betonung der Sprache dienlich. Dabei wird beispielsweise jede lange Silbe durch einen Schlag auf dem Tympanon betont. Wie auch die Synrix ist es meist als untergeordnete Stimme neben anderen, übergeordneten Stimmen zu finden.
Noch geringere Bedeutung hat die Krotala, eine kleine Handklapper. Sie wird beinahe ausschließlich bei der Musik zum Tanz eingesetzt. Ihr Klang ist schwach und daher für ein Schauspiel nicht zu gebrauchen. Vereinzelt wird sie, neben dem Tympanon, als untergeordnete Stimme in instrumentalen Zwischenspielen eingesetzt.
Ein sehr eigentümliches Instrument ist der Hydraulos. Sie besteht aus mehreren, dem Aulos ähnlichen Pfeifen. Jedoch ist hier nicht der menschliche Atem das, was ihr Leben einhaucht, sondern Luft, die ihr mit einer Fußpumpe eingedrückt wird. Das, was beim Aulos die menschliche Lunge ist, ist bei ihr ein Gefäß, das oben einen Zugang zu den Pfeifen hat sowie ein Rohr, das von der Pumpe herführt, unten jedoch offen ist und in einem Kasten gewissermaßen schwebt, der mit Wasser gefüllt ist. Durch den Druck des Wassers wird ein gleichmäßiger Druck auf die Luft ausgeübt, sodass diese in einem gleichförmigen Strom durch die Pfeifen strömen kann, wie dies auch bei den Auloi mit dem menschlichen Atem der Fall ist. Durch den Wasserdruck wird ausgeglichen, dass mit der Pumpe die Luft nur stoßweise zugeführt werden kann. Die Hydrauloi können sehr starke Klänge erzeugen. Außerdem passieren dem Hydraulos, im Gegensatz zum Aulet, keine Fehler, ihm bleibt nie die Luft weg, sofern die Pumpe, das Wassergefäß oder die Verbindungsleitungen keinen Schaden haben. Nachteilhaft ist, dass nur wenige Künstler in der Lage sind, ihn zu bauen und es sehr schwierig ist, ihn von einem Ort an einen anderen Ort zu bringen. -
Ein unverzichtbarer Bestandteil eines Schauspiels ist neben der Bewegung und dem Klang der menschlichen Stimme der Klang verschiedener Instrumente, die die Worte gewissermaßen in alle Winkel des Theaters tragen und ihrem eigentümlichen Klang ein geeignetes Echo, eine geeignete Einbettung oder aber einen geeigneten Widerpart bieten. Da die Musik eine eigene Kunst der mathematischen Künste ist, möchte ich sie an dieser Stell nicht besonders erläutern. Mir bleibt nur, die Eigenschaften der Instrumente zu benennen und die Art, wie man diese innnerhalb eines Schauspiels einsetzen kann.
Eines der edelsten Instrumente ist die Kithara, das Instrument des Apollons. Durch ihre hohe Zahl an Seiten, die bis zu zwölf betragen kann, ist es möglich, innerhalb einer Skala mehrere Viertöne mit ihr zu erzeugen. Sie wird von einem einzelnen Mann gespielt, dabei hält er sie sich im Stehen seitlich vor die Brust. Während die eine Hand die Saiten mit einer kleinen Platte zum Schwingen bringt, erzeugt die andere die Töne, indem sie an unterschiedlichen entsprechenden Stellen die Saite dämpft. Durch ihren recht großen Schallkasten kann sie, auch allein, einen kräftigen Klang erzeugen. Sie eignet sich vor allem zur Begleitung von Alleingesängen in der Tragödie oder Komödie, aber auch für Zwischenstücke, bei denen allein der Klang dieses Instrumentes das Theater erfüllt und die Zuschauer für das, was darauf folgen wird, in den Bann zieht.
Gewissermaßen eine kleine Schwester der Kithara ist die Lyra. Sie wird ähnlich gespielt wie diese. Einen geringen Unterschied gibt es in der Haltung, denn die Kithara besitzt unter dem Schallkasten einen Fuß, die Lyra nicht. Der größte Unterschied jedoch besteht im Klang. Zwar ist auch dieser im Grunde sehr ähnlich dem der Kithara, jedoch ist er viel schwächer, dadurch, dass der Schallkasten der Lyra kleiner ist. Auch die Zahl der Saiten ist geringer, dadurch ist innerhalb einer Stimmung eine kleinere Anzahl verschiedener Töne zu erzielen. Während die Kithara nun auch allein mit ihrem Klang für eine gewisse Zeit Teil der Handlung sein kann, ist dies bei der Lyra eher unüblich. Sie wird meist nur zur Begleitung des Gesangs verwendet und dort oft, um einer zarten Gesangsstimme zu entsprechen, so bei den Gesängen von Figuren des Schauspiels, die Frauen sind. Während also die Kithara der Stimme des Mannes oder des älteren Knabens enspricht, ist die Lyra die Entsprechung der Knabenstimme, wenn sie noch nicht den Wendepunkt hinter sich hat und wenn sie noch kindisch schwach ist. Bei der Lyra sind zwei Arten zu unterscheiden, zum einen die mit schildkrötigem Schallkasten, zum anderen die mit langen, nach oben gestreckten Armen. Letztere findet neben dem Einsatz beim Vortrag der Dichter auch eine Bedeutung beim Schauspiel. Wie die Kithara dem Apollon geweiht ist, so ist die Barbitos dem Dionysos heilig.
Eng mit der Lyra verwandt ist die Phorminx. Sie hat jedoch nur Platz für einen Tetrachord, da sie nur vier Saiten besitzt. Daher ist sie nur für Gesänge geeignet, die sich in einem engen Rahmen halten. Meist ist die Phorminx für die ionischen Tönen gebaut. Jedoch kann man, von Künstlern auf diesen Gebiet, auch andere dieser Instrumente bauen lassen, um sie abwechselnd einzusetzen. Während die Lyra der Begleitung des Gedichts dient, ist die Phorminx vor allem der Begleitung der epoi dienlich. Ihr Einsatz im Schauspiel ist jedoch sehr beschränkt, vereinzelt wird sie zur Begleitung von Alleingesängen eingesetzt.
Ein Instrument, das nicht durch die Finger sondern durch den menschlichen Atem, wie auch die Stimme, bewegt wird, ist der Aulos. Er besteht aus einer langen Röhre, in die vier Löcher an der Oberseite sowie ein Loch an der Unterseite eingelassen sind. Durch Verdecken verschiedener Löcher mit den Fingern können unterschiedliche Töne erzeugt werden. Der eigentlich Klang jedoch entsteht durch das Vorbeiziehen des Atems des Spielers an einem Holzblatt und durch eine Art Mund des Instrumentes. Um eine größere Anzahl verschiedener Töne erzeugen zu können, werden Auloi meist paarweise gespielt. Mehrere solcher Paare können starke Klänge erzeugen. Sowohl für die Begleitung von Alleingesängen und im weitaus höheren Maße zur Begleitung des Chores im Schauspiel können sie eingesetzt werden als auch für einzelne Abschnitte als selbstständiges Element. Da ihr Klang sehr kräftig und der menschlichen Stimme ähnlich ist, benötigen sie eine sehr kräftige Stimme als Gegenpart, damit die menschliche Stimme nicht in den Klängen der Auloi untergeht. Kunstfertige Spieler werden jedoch auch zarte Klänge aus dem Aulos locken können. -
Der Schwindel wurde stärker, während Doros sprach. Nikolaos hörte seinen Ausführungen kaum zu. Ihn interessierten die Errungenschaften durch diesen Herophilos wenig. Starr hielt er seinen Blick auf den Leichnahm gerichtet. Das Rauschen in seinen Ohren wurde stark, so stark, dass er alles andere beinahe nicht mehr hören konnte. Seine Hände zitterten, als er die Schale mit dem Mageninhalt entgegennahm. Er hoffte, er würde sie nicht fallen lassen. Er umklammerte sie, als hielte er sich an ihr fest. Sie war schwer, sie schien Nikolaos hinabzuziehen.
"Sage mir, was es in diesem Brei zu erkennen gibt.", forderte Nikolaos den Iatros auf. Seine Stimme war etwas brüchig, er hatte Mühe, sie daran zu hindern, dass sie ihm ihre Dienste versagte. Schweißtropfen rollten seine Stirn hinunter und verfingen sich in den schmalen, geschwungenen und mit Kohle nachgeschwärzten Büschen seiner Augenbrauen. Nikolaos Wangen färbten sich gelblich, er sah nun seinerseits beinahe aus wie ein Toter. Er hoffte, die Erklärung des Doros würde kurz sein und sich auf das Wichtigste beschränken. Säuerlicher Gestank erreichte seine Nase, drang tief in ihn ein und schien seinen ganzen Körper zu infiltrieren. -
"Ich danke dir für die Auskunft, verehrter Lysander.", sagte Kleios. Er hatte es nun da er alles wusste, was er wissen musste, sehr eilig, aus den Fängen des dicken Lysanders zu entkommen. Der schwere Rauch, den der Händler nun erzeugt hatte in einer Räucherschale verstärkte das Unbehagen des Kleios. Der Strategos Alexandrinos würde sich sicher über die Nachricht freuen, dachte Kleios. Gehörten doch die Krateiden zu seinen mächtigsten Gegnern. Andererseits würde es vielleicht den Vorwurf laut werden lassen, Nikolaos habe es in seinen Ermittlungen darauf angelegt, einen Gegner zum Verdächtigen zu machen. Der Eparchos jedoch würde sicher, erfreut über die Tatsache, einen Sündenbock vorgesetzt bekommen zu haben, die Angelegenheit durch seine Macht decken. Erschwerend blieb, dass der Einfluss der Krateiden sehr groß war. Lysander erhob sich. "Ich wünsche dir alles Gute und einen angenehmen Tag.", sagte er und machte Anstalten, den Hinterraum zu verlassen. Doch vielleicht würde Lysander noch etwas sagen.
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"Darauf bin ich auch sehr gespannt.", sagte Nikolaos und lächelte. Dieses Lächeln war sogar beinahe echt. Er freute sich bereits auf die Veranstaltung. Wenn alles so lief, wie er sich es vorgestellt hatte, würde es ein schönes, weihevolles Fest werden. Ein wenig getrübt nur würde es durch den Umstand, dass es, ganz nach rhomäischer Sitte, dem Apollon geweiht wäre und nicht dem Dionysos. "Ich habe zwar bereits einigen Proben der unterschiedlichen Theatergruppen beigewohnt und mit vielen Dichtern gesprochen, doch die vollendeten Werke sind mir genauso unbekannt wie dir. Leider sind nicht soviele Künstler* gekommen, wie ich mir erhoffte. Doch ich bin zuversichtlich, dass sich auch unter diesen viele finden würde, die es würdig sind, aus den Händen deiner Gemahlin den Preis überreicht zu bekommen. Ich wünsche dir und den Ehrengästen ein erfreuliches Fest. Mögen darüber die Frevel, die die Aufständischen über die Stadt gebracht haben, bereinigt werden." Nikolaos lächelte in die Runde. Ein Windstoß fuhr durch seine Kleidung, die im Licht der Sonne wie von selbst weiß zu leuchten schien. Er drehte sich kurz zu seinem Gefolge um. "Darf ich dir Kalthymos und Philon vorstellen, Praefecte?", fragte er, mit einem süßlichen Nachgeschmack in der Stimme. Er deutete auf die beiden Epheben, die ihn begleitet hatten. Der eine hatte etwas windhundartiges in der Statur, seine Glieder und sein Torso waren elastisch und schlank, der andere hatte zwar einen knabenhaften jedoch einen etwas gesetzteren Körperbau. Der zweite blinzelte listig gegen die Sonne an. Offenbar versprach er sich viel davon, dem Eparchos vorgestellt zu werden.
Sim-Off: Es hat sich bei Nikolaos niemand für eine Vorstellung gemeldet. Von daher werde ich einen Haufen Npc-Schauspieler und Akrobaten simmen. Wer das auch tun möchte, ist natürlich herzlich dazu eingeladen
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Nikolaos fiel die lästige Aufgabe zu, zu springen, wenn der Eparchos der Rhomäer rief, denn er war zum einen als Exegetes in dieser Angelegenheit aufgrund seines Amtes besonders in die Pflicht genommen, andererseits hatte er von allen Pyrtanen das beste Verhältnis zum eigentlich Herrscher über die Polis bei Aigyptos. So hatte er sich in seiner Sänfte gleich am späten Morgen zur Basilea tragen lassen. Nun da er die Verantwortung für die Sicherheit in der Stadt bald zu einem Teil dem neuen Strategos Alexandrinos übertragen würde, hatte er sich vorgenommen, seinen Tagesablauf wieder aufzuteilen. Vormittags würde er sich seinen Amtsgeschäften widmen, nachmittags seinen Studien, seiner Erholung und diversen Veranstaltungen, die der katharsis dienten. Die letzten Wochen hatten ihn ermüden lassen, sogar ein wenig mürbe war er geworden. Das war ihm deutlich anzusehen. Zwar hatten geschickte Hände sein Gesicht weiß geschminkt und damit die tiefen Furchen unter seinen Augen übertüncht, doch auch ein Riss in der Wand ist dann noch vorhanden, wenn er übermalt ist. Er trug seine Amtskleidung, die teuren Farben leuchteten selbst im Schatten der Sänfte und der Palmenwedel, die über diese Sänfte gehalten wurden. Nikolaos ärgerte sich ein wenig, dass er sich, von seiner Geltungssucht und Machtgier, dazu hatte hinreißen lassen, erneut ein Amt zu übernehmen.
Ein Ephebe war vorrausgegangen und meldete die Ankunft des Nikolaos nun am Tor. "Exegetes Nikolaos Kerykes wünscht, zum Eparchos vorgelassen zu werden.", sprach der Knabe, wie auswendig gelernt. Seine Stimme war etwas wackelig dabei. Er war ein schlanker Junge, eines Windhundes gleich. Sein Gang war leicht und federnd, seine Bewegungen geschmeidig. Sein Gesicht war schmal, jedoch traten die Wangenknochen und der Ansatz der Stirn sowie die Ränder der Augenhöhlen stark hervor. Er trug einen kurzen Chiton aus einfarbigem grünen Stoff und Schuhe, deren Riemen sich kunstvoll verdreht an seine wohlgeformten Waden legten. -
Die schwere Flügeltür zum Heiligtum wurde geöffnet, doch trotz ihres Gewichts flogen die Türflügel leicht auseinander. Kunstfertige Mechaniker hatten dafür gesorgt, dass die Aura dieses Ortes nicht durch schwergängige Türen oder gar deren Quietschen beschmutzt wurde. Drosos kam, leichtfüßig für sein vermutliches Alter, durch die Säulenhalle auf Nikolaos zu. Sein Gewand flatterte im leichten Morgenwind, der in diesen frühen Stunden noch seine Kühle verbreitete, eher er der drückenden, staubigen Hitze weichen würde. Drosos blieb vor Nikolaos stehen. Nikolaos sah ihn fragend an. "Die Schwestern des Apollons scheinen dein Opfer angenommen zu haben", murmelte Drosos. Seine Stimme klang fern und raumlos. Nikolaos nickte und schwieg. Auch Doros schwieg einige Zeit. "Folge mir", sagte er dann, mit einer Stimme, die keinen eigenen Klang zu haben schien. Sie entfernten sich ein Stück vom Heiligtum und gingen auf die andere Seite. Aus einer beinahe unsichtbaren Öffnung zum der Tür gegenüberliegenden Seite des Rundtempels floss Rauch in feinen Strömen und wurde vom Wind davongetragen. In der Morgensonne schimmerte er rötlich. Ein zarter Duft von Blüten war zusammen mit dem schweren, süßlichen Duft des Opiums zu riechen. "Sie laben sich an den Speisen, die du ihnen darbrachtest. Sie nehmen deine Gabe an. Denn der Trank der Götter ist der Rauch, er ist für uns Sterbliche nicht." Der Rauchstrom war nun abgebrochen. Drosos sah Nikolaos ernst an.
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Sim-Off: Bitte Thema schließen (aber natürlich nicht löschen
), es gibt jetzt einen neuen Strategos und es wird unübersichtlich, wenn die Handlung im Arbeitsraum von zwei Strategen (bzw. einem und einem ehemaligen) in ein und demselben Thread laufen. Vielen Dank
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Der Gestank von Verwesung und Fäulnis (diese war vor allem in den innenliegenden Teilen des Körpers des Epistates fortgeschritten, dort, wo wenig Luft das zerfallende Fleisch erreichte) legte sich wie ein Schleier auf Nikolaos Sinne und ließ ihn schwer atmen und schwer denken. Eine kurze Zeit lang schwankte Nikolaos, ihm wurde beinahe schwarz vor Augen. Er wusste genau, dass er diesen Anblick eigentlich nicht ertrug und dass es das Beste wäre, den Raum so schnell wie möglich zu verlassen, ansonsten liefe er Gefahr, in Bewusstlosigkeit zu fallen. Er stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab, ohne hinzuschauen, und musste anschließend feststellen, dass er in eine Lache aus Säften des Körpers gefasst hatte. Benommen zog er die Hände wieder weg. Sie waren mit stinkendem Saft besudelt. Schnell ließ er die Hände wieder sinken als kümmere ihn dieser Umstand nicht. Er wollte vor Doros, der wohl sehr oft mit bloßen Händen die verfaulenden Bestandteile des menschlichen Körpers berührte (Nikolaos hatte das Gefühl, dass Doros schon selbst nach Fäulnis und Verwesung stank) nicht sein Gesicht verlieren. Die Hände vonsichstreckend, um seine Kleidung nicht zu beschmutzen, stand Nikolaos über den Tisch gebeugt und betrachtete die Innereien. Für ihn gab es dort nicht viel zu erkennen, für ihn waren dies alles nur seltsame Formen der Natur, deren Zweck er nicht kannte, obgleich er in ihm selbst seine Wirkung trug.
"Sehr gerne, werter Doros.", antwortete Nikolaos auf die Frage des Iatros und lächelte, als könne er sich wirklich nichts angenehmeres vorstellen. Gleichzeitig musste er mit Übelkeit und Schwindel kämpfen. -
Nikolaos hatte das Koinon kurze Zeit nach der Wahl zusammengerufen. Es gab, vor allem von seiner Seite, einiges zu besprechen. Zuerst jedoch würde er eine süßliche, verlogene Rede halten.
"Verehrte Pyrtanen! Das Volk Alexandrias uns Vertrauen entgegengebracht, nicht geschenkt, und uns zu seinen Dienern ernannt. Dieses Vertrauen wollen wir nicht enttäuschen. Ich hoffe, und bin mir darin sehr sicher, auf eine Pyrtanie, in der statt Zwietracht gute Zusammenarbeit zum Wohl der Polis Alexandria die Arbeit der Archonten bestimmt. Heute kommt das Koinon zum ersten Mal in dieser Pyrtanie zusammen, und ich möchte euch alle, verehrte Pyrtanen, dazu begrüßen. Bevor wir uns neuen, wichtigen Aufgaben widmen und Anträgen, und von diesen werde ich im Anschluss einige durchaus dringende einbringen, müssen wir uns um einige Dinge bezüglich Ordnung innerhalb der Pyrtanenschaft kümmern. Das Erste ist die Wahl des neuen Archipyrtanen. Seit Anbeginn der Dauer der Polis ist es Sitte, dass dieses Amt der Exegetes ausfüllt. Hat jemand von euch etwas dagegen vorzubringen?" -
Nikolaos war froh, dass die Veranstaltung ein Ende gefunden hatte. Das ihm schon länger bekannte Rauschen in den Ohren und ein flackerndes Bild der Wirklichkeit in seinen Augen hatten wieder eingesetzt im Laufe des Gerichts. Als er das Urteil hörte, hätte er beinahe laut gelacht. Der Eparchos hatte diesen beiden Männern den Mord am Epistates des Museions einfach zugeschoben. Dieses ad crucis erregte Nikolaos Besorgnis. Es verhieß eine unappetliche Veranstaltung. Da blieb nur zu hoffen, dass Nikolaos Teilnahme als Zuschauer, gewissermaßen Zeuge für die Polis, nicht erwartet wurde. Nicht dass er Mitleid gehabt hätte mit diesen beiden Männern. Doch er wollte seinen Geist nicht mit Ekel verderben.
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Der Rhomäer weigerte sich, wie soviele, in Koiné zu antworten. Dass Nikolaos überhaupt die Koiné benutzt hatte, war im Grunde sogar ein Zugeständnis an eine mögliche im geringen Maße vorhandene Bildung des Mannes. Im Grunde schätzte er das Attische mehr. Doch Rhomäer gingen sehr voreilig davon aus, dass jeder, auch die Bewohner der östlichen Teile des Reiches, ihre Sprache verstanden. In Nikolaos Fall traf dies jedoch sogar zu.
Dass der Ioridikolos sich anmaßte, besonders zu betonen, die Strategen seien ihm unterstellt (und damit, de iure nach Nikolaos Meinung wohl fälschlicherweise (de facto wohl beinahe richtigerweise), den Stadtstrategen von Alexandria mit einschloss, verärgerte Nikolaos ein wenig. Ein kurzes, leichtes Zittern erfasste seine Mundwinkel. Er fuhr sich mit den Fingern über die Schläfe und strich sich einige Haarbüschel aus der Stirn. Diese war blass, wie sein ganzes Gesicht, beinahe farblos. Je länger er eine gewisse (wenn auch stark eingeschränkte) Macht hatte, desto mehr verblasste Nikolaos, desto kälter wurde er. Er selbst hatte diese Entwicklung bereits bemerkt, doch er gab sich Mühe, ihr wenig Bedeutung beizumessen. Dennoch blieb eine unbestimmte Unruhe in ihm.
Plötzlich flimmerte die Welt vor seinem Auge, plötzlich verblassten die Farben wie unter einem Schleier oder wie im Nebel. Die Arché des Ioridikolos erfuhr in Nikolaos Wahrnehmung eine Drehung. Dann flackerte das Licht der Sonne in einem giftigen grellen Grün. Nikolaos blinzelte kurz. Er biss die Zähne zusammen.
Auf die Aufforderung des rhomäischen Beamtens hin setzte er sich. Dies verschaffte ihm eine gewisse Erleichterung.
"Die Ordnung", begann er, nachdem er sein Gleichgewicht wieder zurückgewonnen hatte, "ist in Alexandria zwar möglicherweise immer noch ständig gefährdet, doch besser als je zuvor. Ein Aufstand wurde bereits niedergeschlagen, die überlebenden Täter verurteilt. Die Stadtwache hat eine Neuordnung erfahren, die noch fortgeführt wird. Zwischen der Legion und der Stadtwache herrscht eine gute Zusammenarbeit. Ich denke, jetzt nachdem der Aufstand in Rhakotis niedergeschlagen wurde, zeichnet sich eine gute Entwicklung hinsichtlich der Ordnung und Sicherheit ab."
Wieder dieses Flackern und nun auch noch ein Rauschen in den Ohren. -
Der Einzug des Eparchos und seines Anhangs wurde mit großem Jubel begrüßt. Natürlich wollte niemand, auch nicht gegenüber seines Nachbarns im Theater, den Anschein erwecken, er gehöre zu denen, die den Rhomäern gegenüber eine feindselige Haltung hatten. Nach dem Prozess gegen die beiden Aufständischen nahmen sich auch nun Bürger in acht, die zuvor beinahe offen eine solche Haltung vertreten hatten.
Nikolaos schloss sich kurz und verhalten diesem Jubel an und ging dann von der orchestra, in die der Zug der Museionspriester und anderer Würderträger und deren Gefolge gelandet war, zu den vorderen Sitzreihen hinüber, die für Beamte und Ehrengäste reserviert waren.
"Salve Praefecte", begrüßte er diesen. "Es ist mir eine Freude, dich hier begrüßen zu können." Dann grüßte er auch die anderen Rhomäer, die zusammen mit dem Eparchos angekommen waren. Einer von ihnen war der Ioridikolos, ihn kannte Nikolaos bereits. Die Frau an des Eparchos Seite hielt er für dessen Gattin. Eine andere Frau, die zusammen mit den anderen rhomäischen Ehrengästen erschienen war, trug offenbar ein Kind in sich. -
Die Wahl war vorrüber und im Großen und Ganzen nach Nikolaos Vorstellung verlaufen. Sein ehemaliger politischer Freund und zugleich in gewissen Angelegenheiten Rivale wünschte ihm eine erfolgreiche Amtszeit. Zwar wusste Nikolaos nicht, ob dessen Freundlichkeit echt war, jedoch beschloss er, es in diesem Moment für echt zu halten. Nikolaos erhob sich ebenfalls.
"Ich danke dir sehr, werter Leonidas. Es ist natürlich bedauernswert, dass ich dich nicht meinen Kollegen nennen darf für diese Amtszeit." Das meinte Nikolaos sogar ernst, denn es wäre ihm lieber gewesen, Leonidas im Koinon sitzen zu sehen als einen Krateiden oder Nearchäer mehr. Er lächelte freundlich. "Für das, was du nach der nun vergangenen Pyrtanie zu tun gedenkst, wünsche ich dir alles Gute." -
Ich liege zurzeit mit der Grippe danieder. Sobald ich wieder klar denken kann, schreibe ich wieder. Vor allem meine Mitspieler im Thread Ludi Apolloniae Alexandriae bitte ich, Geduld zu haben, bis es weiter geht.
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Nikolaos ließ nicht lange auf sich warten. Er trat ein. "Chaire, Ioridikole", sagte er und sah den Mann hinter dem Schreibtisch an. Er versuchte, etwas über den Charakter dieses Menschen aus dessen Gesicht zu lesen, doch das Gesicht schien ihm sehr nichtssagend. Er würde abwarten müssen, bevor er sich ein Urteil bilden konnte. Nun wartete er zunächst auf eine Begrüßung und darauf, welches Anliegen der rhomäische Beamte hätte.
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"Ich kann dir nur zustimmen, jedoch muss ich dies zuerst vom Koinon bewilligen lassen. Aber ich denke, dies wird kein Problem darstellen.", sagte Nikolaos.
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Nikolaos hob natürlich seine Hand, als sein Name genannte wurde. Auch für Cleonymos stimmte er. Zu seiner Zufriedenheit hatte er auch von Leonidas und dessen Anhängerschaft Rückenwind erhalten. Bei Mithridates Castor zögerte er zuerst, schließlich kannte er diesen Mann nicht, doch da er kein Krateide oder Nearchäer war, erhielt er schließlich auch Nikolaos Stimme. Die Ämter des Eutheniarchos und des Kosmetes sowie die beiden höchsten fielen dieses Jahr wieder an die beiden alten Familien. Nikolaos hoffte, dass sich vielleicht doch noch jemand für das Amt des Eutheniarchos finden würde, der nicht zu den beiden großen Sippen gehörte. Er würde ihn auf jeden Fall unterstützen Wäre dies der Fall, wäre drei Sitze im Koinon von in Nikolaos Vorstellung leicht zu beeinflussenden Männern besetzt, so würde er sicher seine Ziele leicht durchbringen. Cleonymus hielt er auf jeden Fall für handzahm, wie es um diesen Mithridates stand, wusste er leider noch nicht, doch einfacher als ein weiterer Krateide oder Nearchäer würde er die Sache auf jeden Fall machen, hoffte der gewesene Strategos Alexandrinos.
Nikolaos Kerykes
Cleonymus
Mithridates Castor
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Nikolaos nahm eine würdevolle und gewichtige Haltung an. Innerlich jedoch war sein Stand keineswegs fest. Etwas in ihm war aufgewühlt. Er betrachtete die beiden Angeklagte, die im Grunde schon Verurteilte waren. Er hatte kein Mitleid. Eine Art von Scham war es, die ihn beschlich. Ich bringe das nun hinter mich und vergesse es schnell, dachte er, grimmig mit sich selbst. Ob nun ich ihre Verurteilung fordere oder ein anderer, das macht keinen Unterschied.
"Im Namen des Alexandrinischen Volkes fordere ich, dass diese gemeinen Verbrecher zur schärfsten Strafe verurteilt werden, die es gibt. Sie haben nicht nur hinterhältige Morde und Entführungen an unschuldigen, aufrichtigen und ehrbaren Bürgern geplant, sondern auch das Leben von Männern des römischen Heeres und der Stadtwache gefährdet. Ohne Rücksicht auf ihre Nachbarn, auf Einwohner der Stadt Alexandria, haben sie sich in einem Haus verschanzt und ihre Nachbarn gefährdet. Am schwersten jedoch von all ihren Vergehen wiegt der Frevel am göttlichen Basileus. Sie haben ihn vor aller Augen und Ohren verhöhnt. Die Ordnung und Sicherheit in Alexandria haben sie nicht nur leichtfertig für ihre niederträchtigen Vorhaben gefährdet, sondern absichtlich angegriffen. Selbst im Angesicht ihrer Richter lassen Quintos Alexandreus und Sabos vom Frevel nicht ab. Nur wenn die beiden sterben, und nur dann, kann dieser Frevel bereinigt werden."