Als sie auf die Gruppe Studenten um die alte Botanikerin trafen, wunk Nikolaos seinem Mitstudenten Xenokles zu, doch dieser hatte ihn offenbar nicht bemerkt. Schon war die Gruppe um die Frau weitergegangen. Nikolaos verspürte plötzlich, ohne zu wissen warum, den Wunsch, sich auch einmal den Naturphilosophien zuzuwenden. Sie gingen weiter durch den Park über Kieswege, die Nikolaos Schuhe zerkratzten, doch das kümmerte den Strategos in diesem Moment eher weniger.
Als sie das Haus betraten, in dem sich offenbar die Arbeitsräume des jungen Arztes befanden, war Nikolaos anfangs wie betäubt. Dann empfand er einen leichten Rausch, der ihm ins Hirn stieg. Es roch nach vielerlei, ihm unbekannten Kräutern und nach Opium, dem Heilmittel, das die Götter dem Leidenden, den Zitternden, den Schlaflosen schenkten. Auch der Weingeruch schien Nikolaos in die Arbeitsräume eines Arztes zu gehören, schließlich wurden viele kräftigende Heilgetränke mit Wein zubereitet. Die Unordnung, die die Männer empfing, ließ Nikolaos jedoch an der Zuverlässigkeit des Arztes zweifeln. Zwar war Nikolaos selbst niemand, der Ordnung hielt, doch er hatte erwartet, dass ein Arzt dies tun würde. Zumindest in seinen Arbeitsräumen. Die besudelte Gelehrtenrobe sagte Nikolaos, dass Doros den Wein nicht ausschließlich oder gar nicht zur Zubereitung von kräftigenden Tonikum benutze. Nikolaos fiel, nachdem seine Nase sich an die schweren Düfte der Kräuter gewöhnt hatte, ein Duft des Todes auf. Doch erstaunlicherweise verkraftete sein Körper die Misamen des Todes besser als die Miasmen der Krankheit. Oder war hatte er den Punkt überschritten, bis zu dem er überhaupt noch leidensfähig war? Er spürte keine Müdigkeit mehr, sondern nur noch einen schweren, dumpfen Kopfschmerz.
In dem anderen Raum, der offenbar die Sammlung des Iatros beherbergte, sah sich Nikolaos halb angewidert, halb fasziniert um. Er trat nahe an die menschliche, dem Leib offenbar entrissene Leibesfrucht heran und betrachtrete sie ausgiebig. Er war beeindruckt, wie gut erhalten der Leib war. Offenbar war hier einer der berühmten ägyptischen Mumienmacher am Werk gewesen oder jemand, der von diesen gut gelernt hatte. Nikolaos ließ seinen Blick weiter schweifen. Ein Herz, das er mit Mühe als solches erkannte, er hatte soetwas noch nie gesehen, ein bizarr verwachsenes Wesen, was für eine Art von Tier es war, konnte Nikolaos nicht erkennen, er sah Organe, die ihm unbekannt waren, Körperteile und Tiere.
Er schreckte wie aus einem Traum auf, als Doros die Leiche des Epistates enthüllte. Nikolaos trat nahe an sie heran. Er spürte kaum Ekel. Anders war es mit den lebenden Menschen im Iatreion gewesen. Das wunderte Nikolaos. Er betrachtete die Kratzspuren. "Stammen diese Kratzspuren von den Krallen eines Tieres, oder gar von den Fingernägeln eines Menschen?", fragte Nikolaos ohne den Blick von der Leiche abzuwenden. Auf die Frage des Doros hin nickte Nikolaos.
Sim-Off:Da bist du mir zuvor gekommen 